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Angst essen Verstand auf, oder „Die Akte Aluminium“ von Bert Ehgartner

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Wie erreiche ich es, dass so viele Menschen wie möglich mein krudes Weltbild akzeptieren? Wie kann es funktionieren, dass meine wahnwitzigen wagemutigen Behauptungen ernst genommen oder sogar für wahr gehalten werden? Wie verhindere ich am effektivsten, dass Menschen selbst nachdenken?

conspiracy-300x225Solche und ähnliche Fragen könnte sich der Dokumentarfilmer und Impfgegner Bert Ehgartner gestellt haben. Die Antwort darauf gibt er in seinen Büchern, aber vor allem in seinem phänomenalen 89-minütigen MachMeisterwerk, dem Dokumentarfilm mit dem Titel Die Akte Aluminium, der am 23. Juli 2013 im Deutschen Fernsehen auf Arte gezeigt wurde (im März 2013 lief er schon einmal auf ZDF/Arte).

Ehgartners Antwort auf die gestellten Fragen besteht darin, dass er über die Gefühle der Menschen die Akzeptanz seines Weltbildes und seiner Behauptungen erreichen will. Hierbei setzt er hauptsächlich auf eine spezielle und mächtige Emotion: Die Angst.

Nun mag man einwenden, dass dies nun wirklich nichts Neues ist, denn so gehen Religionen, Gurus und Esoteriker aller Couleur schon seit ewigen Zeiten vor. Das ist sicherlich richtig, aber er macht das wirklich verdammt gut und spielt auf der Klaviatur der Gefühle wie ein Meisterpianist. Er begnügt sich auch nicht mit Angst, sondern mischt noch eine ordentliche Portion Mitleid hinzu. Aber auch das reicht natürlich noch nicht, denn irgendjemand oder irgendetwas muss ja schuld sein. Deshalb präsentiert er dann den Schuldigen – natürlich immer Aluminium! – und der Zuschauer kann seine Angst und das Mitleid dann umgewandelt in Zorn auf dieses projizieren.

Bevor wir nun die Inhalte des Filmes betrachten, sollten wir uns mit einigen Fakten über Aluminium beschäftigen: Aluminium ist das dritthäufigste Element und häufigste Metall in der Erdkruste. Wir sind als Menschen also schon immer dem Aluminium und seinen Verbindungen in der Natur ausgesetzt. Es ist auch wichtig zu wissen, dass es einen Unterschied machen kann, ob man über den Schaden durch reines, elementares Aluminium redet oder irgendeine der zahlreichen Verbindungen, die Aluminium eingehen kann. Man kann schließlich auch nicht von der potentiellen Gefährlichkeit von Natrium und Chlor auf die Gefährlichkeit der Verbindung Natriumchlorid (NaCl ist nichts anderes als unser Kochsalz, welches wir täglich zu uns nehmen) schließen. Hinzu kommt, dass auch die Dosis das Gift macht. Jeder Stoff ist ab einer bestimmten Konzentration und Menge gefährlich und giftig. Deswegen ist es wichtig darüber nachzudenken, in welcher Dosis wir diesen oder jeden Stoff überhaupt aufnehmen oder ihm ausgesetzt sind. Zur allgemeinen Toxizität von Aluminium sind am Ende dieses Artikels einige Verlinkungen aufgeführt.

Kommen wir nun zu den Inhalten seines Dokumentarfilmes. Allein die Überschrift „Ist Aluminium so harmlos wie behauptet?“ ist, strategisch betrachtet, schon hervorragend gemacht. Er unterstellt, dass behauptet werde, Aluminium sei harmlos. Wer behauptet das? Alle die nicht behaupten, dass Aluminium absolut tödlich ist? Wer weiß?
Man achte darauf, wie er sich positioniert: Er als Held, Revoluzzer und Aufklärer in seinem Kampf gegen den Rest der Welt.

Seine zweite Frage ist, ob Aluminium auch gesundheitlich unbedenklich ist. Und genau damit fängt der Film an:

Er zeigt die Hebamme Eva Glave, die Brustkrebs hat(te) und der deswegen eine Brust amputiert wurde. Im Film wird explizit behauptet, dass Deos mit Aluminiuminhaltsstoffen ein Risiko für die Entstehung von Brustkrebs darstellen. Implizit wird behauptet, dass Aluminium die Ursache für Brustkrebs ist (zumindest: „sein kann“). Jeder wird Mitleid für ihre Leidensgeschichte empfinden und Angst davor, dass Aluminium den Brustkrebs verursacht hat. Das ist kein Zufall, sondern von Herrn Ehgartner so beabsichtigt, denn die folgenden Fragen stellt sich der Durchschnittszuschauer schon gar nicht mehr:

Welche Argumente und Belege liefert er für diese Behauptung, dass Deos, die Aluminium enthalten, die Ursache für Brustkrebs sind? Natürlich Eva Glave, die Brustkrebs hat, und solche Deos benutzte. Man muss hier selbstverständlich darüber hinwegsehen, dass ein Einzelfall keineswegs geeignet ist, die Ursache von irgendetwas feststellen zu können. Gibt es wissenschaftliche Studien, die diese Behauptung belegen? Nun, er lässt die Onkologin Philippa Darbre auftreten, die herausgefunden haben will, dass Aluminium gesunde Brustzellen in der Petrischale in Krebszellen verwandelt. Ist ein solches Experiment überhaupt geeignet, die Behauptung zu belegen? Nein, denn das Aluminium in den Deos müsste dafür erst einmal in ausreichender Dosis die Haut durchdringen, was es nicht tut. Mit welchen Konzentrationen Frau Darbre gearbeitet hat, ist unklar. Sonstige Belege? Fehlanzeige.

Werden gegenteilige Belege erwähnt? Nein. Allerdings wollen wir ihn fair behandeln, denn es kommt kurz der Toxikologe Nicholas Priest zu Wort. Dieser erklärt, dass es keine Belege für einen Zusammenhang gibt, gerade im Hinblick auf die niedrigen Dosierungen, die verwendet werden. Jedoch wird er als Lobbyist der Aluminiumindustrie vorgestellt, was seine Aussagen in Zweifel ziehen und ihn als bösen Handlanger der Industrie hinstellen soll.

Das Petrischalen-Experiment von Frau Darbre scheint jedenfalls nicht überzeugend zu sein, wie man z.B. bei folgenden Quellen nachlesen kann:

Krebsinformationsdienst
Krebshilfe und das Deutsche Bundesinstitut für Risikobewertung
Schwitzen.com
Psiram
Focus

Ja, sogar die Hochburg der wissenschaftlichen Fachzeitschriften, die Brigitte, weiß es. Kurz gesagt, es gibt keinen ernstzunehmenden Beleg, dass aluminiumhaltige Deos die Ursache für Brustkrebs sind.

Aber mit solch unwichtigen Details wie Belegen wollen wir uns nicht lange aufhalten. Der Film geht ja schließlich weiter und wir haben noch viel zu entdecken.

Als nächstes wird behauptet, dass Aluminium die Ursache für Alzheimer ist. Um das zu zeigen, wird Günter Paroll präsentiert, der an Alzheimer erkrankt ist. Er hat über längere Zeit Medikamente gegen Sodbrennen eingenommen, die Aluminiumhydroxid bzw. Aluminiumhydroxychlorid enthielten. Wie bei der Behauptung „Deos verursachen Brustkrebs“ wird ein Einzelfall gezeigt, der Mitleid erregt und Angst auslöst. Auch hier gilt, dass man aus einem Einzelfall keinerlei seriösen Schluss auf einen ursächlichen Zusammenhang ziehen kann und darf.
Welche ernstzunehmenden Belege für die Behauptung werden aufgeführt? Keine.

Schaut man sich die Belege an, dann zeigen diese, dass nicht darauf geschlossen werden kann, dass Aluminium(hydroxid) die Ursache für Alzheimer ist. Nachzulesen z.B. bei folgenden Quellen:

Schwitzen.com
Psiram
Bundesinstitut für Risikobewertung
Pharmazeutische Zeitung
Bayrisches Fernsehen

Es bleibt natürlich die Möglichkeit bestehen, dass sich irgendwann doch noch herausstellt, dass Aluminium ein Faktor ist, der die Entstehung von Alzheimer begünstigt (oder sogar verursacht), siehe z.B. hier. Die Wissenschaft bleibt offen für neue Erkenntnisse und ist in der Lage Ansichten zu verändern. Das ist der Unterschied zwischen Bert Ehgartner und der Wissenschaft.
Allerdings ist es unseriös und völlig unverhältnismäßig, einen Zusammenhang zwischen Aluminium und Alzheimer zu konstruieren, auf der Basis der Belege und Gegenbelege, die momentan vorliegen. Das ist einfach Panikmache.

Bert Ehgartner schafft es sogar, die Anschläge vom 11. September 2001 mit Aluminium in Verbindung zu bringen. Die „angeblichen“ Explosionen, kurz bevor die Twin Towers in sich zusammenstürzten, sollen durch flüssiges Aluminium (welches aus den Flugzeugen stammt) plus Wasser (aus den Sprinkleranlagen) ausgelöst worden sein. Er macht sich sogar lustig über die „herkömmliche“ Verschwörungstheorie, die von gezielten und geplanten Sprengungen und einem „Inside-Job“ der Regierung ausgehen. Dabei merkt er gar nicht, dass er diese Verschwörungstheorie nur durch seine „Aluminium-ist-an-allem-schuld-Hypothese“ ersetzt. Zu einer eigenen Verschwörungstheorie macht er sie, als folgender Satz gesagt wird: „Im offiziellen Regierungsbericht zum Einsturz der Twin Towers wird Aluminium mit keinem Wort erwähnt.“

Man muss leider befürchten, dass im offiziellen Regierungsbericht zum Einsturz der Twin Towers viele Dinge nicht erwähnt wurden und dies gibt Bert Ehgartner weitere Chancen, nochmal andere Verschwörungstheorien in die Welt zu setzen.

Weiter geht es im Film mit einem Unfall in England (Camelford) im Jahr 1988. Dort gelangten versehentlich 20 Tonnen Aluminiumsulfat ins Trinkwasser. Es werden wieder Einzelschicksale von Menschen gezeigt, denen es gesundheitlich sehr schlecht ging. Ob Aluminium ursächlich daran beteiligt war, bleibt natürlich wieder ohne Belege. Dass vielleicht die Schwefelsäure, die sich aus Aluminiumsulfat entwickelt, Gesundheitsschäden verursachte, ist uninteressant. Dass einige Menschen nach einem solchen Unfall eventuell die Chance ergreifen, ihre schon vorhandenen Gesundheitsprobleme mit dem Unfall zu verknüpfen und so Entschädigungen zu erhalten, wird natürlich auch nicht erwähnt. In diesem Zusammenhang wird auch behauptet, dass Aluminium im Trinkwasser eine große Gefahr sei, was natürlich nicht belegt wird und falsch ist.

Zum Abschluss des Filmes konnte es sich der Impfgegner Bert Ehgartner nicht nehmen lassen zu behaupten, dass Aluminium(hydroxid), welches als Adjuvans (Verstärker) in manchen Impfmitteln enthalten ist, schädlich und gefährlich sei. Es mag sich wie eine kaputte Schallplatte anhören, aber auch für diese Behauptung liefert er keinerlei Belege. Zum Thema Impfungen empfiehlt sich generell die 20-Fragen-Liste des Robert-Koch-Institutes. Selbst wenn Aluminium enthalten ist, wäre die Dosis viel zu gering, um irgendeinen Schaden anzurichten.

Er hat offensichtlich sogar noch die Behauptung aufgestellt, dass Aluminium(verbindungen) in Impfstoffen ADHS verursachen könnten. Was davon zu halten ist, kann man bei Prof. Ulrich Berger nachlesen.

Bleiben noch zwei Dinge, die geklärt werden müssen:

Erstens wird in dem Film auch über von Aluminium ausgelöste Allergien geredet. Es mag sein, dass Aluminium Allergien auslösen kann, allerdings gilt das auch für viele andere Stoffe und dieses Thema wird nur kurz angesprochen, weil es wohl nicht sensationell genug ist. Es werden auch die Umweltzerstörung (durch den Bauxit-Abbau) und die schlechten Arbeitsbedingungen kritisiert, was grundsätzlich völlig legitim ist. Das macht seine anderen Behauptungen aber nicht ein Stück plausibler oder wahrer.

Zweitens muss „Die Akte Prof. Chris Exley“ angesprochen werden. Chris Exley ist der „Running Gag“ des Filmes. Alle 10-15 Minuten taucht er auf und sagt etwas dramatisch Klingendes, wie z.B.:

Chris Exley: „Wir wissen nicht, ob Aluminium zu der Erkrankung von Alzheimer beiträgt oder diese sogar auslöst. Aber das ändert nichts daran, dass Aluminium ein Nervengift ist. Dass Aluminium genau jene pathologischen Nervenveränderungen auslöst, die mit Alzheimer assoziiert sind. Dass man ein höheres Alzheimerrisiko hat, wenn das Trinkwasser im Wohnbezirk mit Aluminium behandelt wird. Alle diese Zusammenhänge existieren nach wie vor. Keiner davon beweist, dass Aluminium Alzheimer auslöst oder fördert. Auf der anderen Seite konnte aber auch niemand zeigen, dass das nicht so ist.“

Ob diese Zusammenhänge überhaupt existieren, ist im besten Fall zweifelhaft. Selbst wenn sie existieren, beweist dies nichts, wie er sogar selbst zugibt. Und dann dreht er die Beweislast um, und fordert, dass man beweisen soll, dass Aluminium Alzheimer nicht auslöst.

Chris Exley: „Ich bin absolut sicher, dass es die Alzheimerkrankheit auch ohne Aluminium gäbe. Doch würde sie in so jungen Jahren auftreten? Möglicherweise müsste man ohne Aluminium 150 Jahre alt werden, um daran zu erkranken.“

Gleiches Spiel wie immer. Er spekuliert und nennt Möglichkeiten. Argumente? Belege? Leider nein.

Chris Exley: „Forschungen über Aluminium wurden mit Absicht gestoppt. Weil das passiert ist, wissen wir viel zu wenig über die Auswirkungen von Aluminium auf die menschliche Gesundheit.“

Ob diese Aussage so überhaupt korrekt ist, dass Forschungen gestoppt wurden, ist schwer zu beurteilen. Aber nehmen wir einmal an, es sei so. Vielleicht wurden bestimmte Forschungen gestoppt, weil sich gezeigt hat, dass Aluminium ungefährlich ist? Natürlich ist Forschung grundsätzlich gut, aber es stehen in der Realität eben nur begrenzte Mittel zur Verfügung und da muss man sich entscheiden, was vielversprechender ist. Auch diese Aussage von Exley fischt nur im Trüben und klingt mehr nach Verschwörungstheorie als nach der seriösen Aussage eines Wissenschaftlers.

Chris Exley: „Die Büchse der Pandora wurde geöffnet. Aluminium wurde freigesetzt.“

Am Schluss schürt er noch einmal so richtig Angst. Was soll man dazu noch sagen?

Auf der Seite von Arte zu diesem Film ist noch ein Interview mit Chris Exley; auch hier sollte man seine Aussagen kurz analysieren:

Chris Exley: „Dass das Aluminium auf die Schweißdrüse einwirkt, kann aber weitere Konsequenzen haben als das alleinige Unterbinden der Achselschweißbildung. Folgen, die man bis jetzt überhaupt noch nicht vermutet.“

Was für eine Nullaussage: Ja, alles, was wir machen oder nehmen, kann theoretisch irgendwelche Folgen haben, die wir nicht vermuten oder übersehen haben. Das ist eine Aussage, um Angst zu machen, nicht mehr.

Chris Exley: „Inzwischen gibt es Unmengen von Hinweisen eines direkten Zusammenhangs zwischen Aluminium und Brustkrebs: Bei Frauen mit Brustkrebs konnte ein erhöhter Aluminiumgehalt in der Brust nachgewiesen werden. Woher das Aluminium kommt? Womöglich von aluminiumhaltigen Deos. Um das endgültig zu beweisen, fehlen uns die Untersuchungen.“

Auch hier impliziert er zumindest einen kausalen Zusammenhang, den seriöse Wissenschaftler nicht bestätigen können. Es ist einfach falsch, dass es Belege dafür gibt. Wieder eine Nullaussage, mit der er Angst schürt: Wir brauchen mehr Untersuchungen, weil die Belege fehlen. Auf die Idee, dass eventuell seine Hypothese falsch ist und er deshalb niemals Belege dafür finden wird, kommt er leider nicht.

Chris Exley: „Als Hilfsstoff in Impfstoffen steigert Aluminium die Immunreaktion. Die Sicherheit von Aluminium in diesen Anwendungen wurde allerdings nie getestet.“

Ist das so? Ist das überhaupt notwendig bei den winzigen Konzentrationen von Aluminium in Impfstoffen? Gibt es Hinweise oder Belege für die Unsicherheit von Aluminium in diesem Zusammenhang? Wieder nur eine Aussage, die Angst machen soll.

Chris Exley: „Man müsste die genauen Daten des Patienten kennen, aber es gibt vergleichbare Fälle: 1988 war eine Frau sehr hohen Dosen im Trinkwasser ausgesetzt und verstarb 2005. Bei der Obduktion ihres Gehirns stellten wir eine aggressive Form der Alzheimer-Krankheit und einen hohen Aluminiumgehalt fest. Und selbst im Beipackzettel von Tabletten gegen Sodbrennen wird dazu geraten, das Medikament nicht über lange Zeiträume einzunehmen, um einen erhöhten Aluminiumspiegel zu vermeiden. Dieser Hinweis gehört in Großbuchstaben auf die Packung – wie es bei Zigaretten der Fall ist.“

Und ich nehme seit 8 Jahren Aluminiummedikamente gegen Sodbrennen und habe keinen Alzheimer. Beweist das nun, dass Aluminium unschädlich ist? Ich weiß, ich wiederhole mich, aber er will Angst auslösen, reitet auf Einzelfällen herum und spekuliert nur.

Chris Exley: „Die Behörden für Lebensmittelsicherheit wie die EFSA vertreten in erster Linie die Industrie. Als unser Institut an der Keele University Daten über den viel zu hohen Aluminiumgehalt in Säuglingsmilchpulver veröffentlichte, gaben die EFSA oder die Food Standard Agency hier in Großbritannien nicht einmal einen Kommentar ab.“

Ok, nun sind wir bei Verschwörungstheorien angekommen… es wird immer lächerlicher… kein Kommentar.

Chris Exley: „Gibt es einen wissenschaftlichen Konsens über die Gefahren von Aluminium? Das Thema polarisiert. Und der Einfluss der Aluminiumlobby auf Regierungen und deren Forschungssubventionen ist immens. Doch sollte man beweisen können, dass Aluminium eine Ursache für Alzheimer ist, wären ganze Industriezweige betroffen. Das käme einem Einbruch der Börsenkurse gleich.“

Was soll man dazu sagen? Da geht nur noch Satire: „Gibt es einen wissenschaftlichen Konsens über die Form der Erde? Nun ja, das Thema polarisiert. Der Einfluss der Befürworter einer runden Erdform auf Regierungen und Forschungssubventionen ist immens. Doch sollte man irgendwann beweisen können, dass die Erde doch eine Scheibe wäre, wären ganze Industriezweige wie die Schifffahrt- und Luftfahrtindustrie betroffen. Das Wasser der Ozeane würde über den Rand ins Universum laufen und wir müssten alle sterben!“

So viel zur „Akte Prof. Chris Exley“. Es bleibt wohl ungeklärt, weshalb er sich zu solchen Aussagen hat hinreißen lassen. In guter Tradition zu diesem Film könnte man spekulieren, dass er einmal ins Fernsehen kommen wollte. Oder Angst um seinen Job hat und deshalb die Forschung über Aluminium ankurbeln will, indem er selbst Angst schürt. Alles ist möglich, wer weiß das schon.

Was ist schlimmer? Dass es Menschen gibt, die versuchen, die Wissenschaft auszunützen und damit die Leute in die Irre zu führen, oder dass der öffentlich-rechtliche Rundfunk mit solchen Menschen zusammen arbeitet und solche „Dokumentarfilme“ auch noch ausstrahlt? Haben Sie schon ihren Rundfunkbeitrag GEZahlt?

Es bleibt festzuhalten, dass die Art und Weise, wie Bert Ehgartner einen 89-minütigen Film nur mit an den Haaren herbeigezogenen Räuberpistolen und Horrorstorys über Aluminium füllt, ihresgleichen sucht. Eigentlich wundert man sich, dass er die Verantwortung für Tsunamis, Hurrikanes, Vulkanausbrüche, Erdbeben, drohende Überbevölkerung und Klimawandel nicht auch noch dem Aluminium in die Schuhe schiebt. Als Vorschlag für weitere Dokumentarfilme schlage ich Herrn Ehgartner folgendes Thema vor:

Die Akte Dihydrogenmonoxid (DHMO) – die unterdrückte und geleugnete Wahrheit über den wohl gefährlichsten Stoff aller Zeiten. Dihydrogenmonoxid wirkt absolut tödlich, und das sowohl bei einem Mangel als auch im Überfluss! Es ist in großer Menge in Impfstoffen enthalten und wird weiter verwendet, obwohl nicht bewiesen ist, dass es ungefährlich ist. Es kommt im Brustgewebe vor, speziell in Tumorzellen. Man findet es im Gehirn von Alzheimerpatienten und obwohl es bei den Anschlägen vom 11. September 2001 in großer Menge vor Ort war, wird es im offiziellen Regierungsbericht mit keinem Wort erwähnt. Machen Sie sich gefasst auf die größte Enthüllung in der Menschheitsgeschichte.“

Bert Ehgartner hat sich nicht nur die Bezeichnung „Impfgegner“ redlich verdient, sondern man könnte ihn mit Fug und Recht nun auch als „Verschwörungstheoretiker“ und vor allem „Panikmacher“ bezeichnen.

Warum mache ich mir überhaupt so viel Mühe, diesen Film zu kritisieren? Das Zeug glaubt doch sowieso niemand bei klarem Verstand.

Doch, leider schon.

Aber es gibt doch bestimmt dutzende von Kritiken, die diesen Film für das kritisieren, was er propagiert?

Nein, leider nicht. Genau deshalb habe ich diese Kritik geschrieben.

Quellen zur Toxizität von Aluminium(verbindungen):

http://www.infomed.ch/pk_template.php?pkid=564
http://www.lenntech.de/pse/wasser/aluminium/aluminium-und-wasser.htm
http://www.lci-koeln.de/deutsch/veroeffentlichungen/lci-focus/aluminium-in-lebensmitteln
http://de.wikipedia.org/wiki/Aluminium#Toxizit.C3.A4t

Mit Dank an Stephan für diesen Gastbeitrag, ursprünglich erschienen in seinem Blog: http://www.nachdenken-bitte.de/medizin/angst-essen-verstand-auf-oder-die-akte-aluminium-von-bert-ehgartner/


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