Man freut sich zur Zeit ja über die Neuigkeit, dass die Quacksalberuniversität in Traunstein nicht zustande kommt. Laut der offiziellen Erklärung habe ja eine “landesweite Kampagne” der “sog Skeptiker-Bewegung” und “eine Lobby aus Politik und Ärzteverbänden” den Ausschlag gegeben.
Nennen muss man in dem Zusammenhang sicher Chiemgau Gemseneier, als Blogger quasi vor Ort, Norbert Aust, der das Thema bis ins Detail zerpflückt hat und natürlich die GWUP. Dank auch an Feuerwächter, Ausrufer, Freitag, Ratgebernewsblog, Stattschamanen und all die anderen, die da so gemein waren.
Durchaus verständlich, falls der Spaß keinen Anklang gefunden hat: man möchte sich mit einem solchen Blafasel-Studium ja schließlich (ohne zu hohen Aufwand, versteht sich) einen Titel und Achtung kaufen. Wenn die Quacksalber-Akademie dann schon vor der Gründung so unter Beschuss steht und man damit rechnen muss, dass jede einzelne “Vorlesung” zerpflückt wird, senkt das den Spaßfaktor doch beträchtlich.
Die Steinbeis Hochschule Berlin hat inzwischen das Wort Homöopathie von ihren Seiten verschwinden lassen; offenbar ist ihnen die gesteigerte Aufmerksamkeit der letzten Monate durch Skeptiker auch zuviel/unangenehm geworden.
Aber um zum eigentlichen Blog zu kommen: auch andernorts weht den Quacksalbern ein kalter Wind entgegen. Gerade wurde in Australien, passend zur am 10. April startenden ‘Homeopathy Awareness Week’, die Bewertung des National Health & Medical Research Council – der höchstrangigen medizinischen Institution des Landes – veröffentlicht.
Es handelt sich bei der Veröffentlichung zwar nur um einen Entwurf, aber es ist wohl nicht zu erwarten, dass sich noch viel ändern wird. Man hat sich dabei sehr viel Mühe gemacht, auf insgesamt 301 Seiten wurde das Thema zerkaut. Da das natürlich ziemlich viel Text ist, hier eine Kurzfassung (Überraschung, Überraschung):
Es gibt keinen Hinweis, dass Homöopathie zur Behandlung von irgendwas taugt.
Obwohl Homöopathie zur Behandlung von HIV, ADHS, Asthma, Depressionen, Traumata, Malaria, Heroin-Abhängigkeit und vielem mehr eingesetzt wird, wirkte es nur so gut wie ein Placebo. Besonderes Zuckerl: Manchmal war die Beweislage so schlecht, dass man eigentlich nicht mal das behaupten dürfte.
Der Bericht ist besonders bedeutsam, da gerade in Australien über einen Steuernachlass für die Deckung von Komplementärmedizin bei Privatversicherungen entschieden wird. Ein teurer Spaß für den Staat für nutzlose Behandlungen.
Darüber hinaus hat das NHMRC einen Leitfaden für Ärzte “Wie spreche ich mit meinen Patienten über Komplementärmedizin” veröffentlicht.
Die Ärzte sollen ihre Patienten fragen, ob sie Alternativmedizin nutzen und dann schließlich mit ihnen über Evidenz, Wirksamkeit und potentielle Nebeneffekte sprechen. Ein sinnvoller Vorschlag, wie wir meinen.