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Maurizio Enrico Galati – ein schamanisierender Selbstdarsteller mit Heilerwahn

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galatiOder: Was heraus kommt, wenn einer partout nicht arbeiten, aber trotzdem Geld einnehmen will

Psiram hat ein neues Juwel des Plastikschamanismus aufgetan, das mit einem nachdrücklichen „Porca Miseria!“ bereits ziemlich umfassend charakterisiert ist. Aber schauen wir mal etwas genauer:

Galati gehört zu der Fraktion, die sich mal eben als „Indianer“ ausgeben – wird hierzulande ja immer gerne geglaubt und ist vielen Zeitungen Artikel wert. Dass diese in die Kategorie „daneben“ fallen, hat natürlich vor allem mit dem Sujet zu tun, aber nicht nur: wir hätten bitte gerne für jeden strohköpfigen Journalisten, der beim Stichwort „Indianer“ selbstverständlich nur „waschecht“ assoziieren und sich nicht verkneifen kann, den Begriff im Artikel zu platzieren, einen Euro. Wir geben euch dann gerne großzügig vom Reichtum ab – alleine könnten wir das Geld wohl nicht verprassen.

Für die Schamanenrolle ist man als Italiener mit schwarzen Haaren und braunem Teint schon mal bestens gerüstet. Aber diese Gesichtsbemalung hat absolut nichts mit indigenen Kulturen zu tun, und das Stirnband ist komplett Hollywood – die nachgemachten weißen Filmindianer brauchten nämlich Perücken und die durften beim Galopp oder bei Kampfszenen natürlich nicht verrutschen.

Galati ist der Herr der 12 Berufe und 13 Unglücke: er vermietet offenbar seinen Wohnsitz als Location für Veranstaltungen und Feste (inklusive Getränkeservice), betreibt Kampfsport bzw. eine Kampfsportschule, ist „Heiler“ bzw. Aktivateur der Selbstheilungskräfte (aha, zum HP-Schein hat es nicht gereicht) und, ganz unappetitlich, betreibt einen Verein oder eine Firma gegen Kindesmissbrauch namens „Tatort Kinderseele“. Er schreibt auch Gedichte und nein, es gibt keinen Link.

Früher war er auch als „Wolf-Schamane“ unterwegs und tönte in einem entsprechenden Profil:

„Schamane und Energiearbeiter. Motivations- und Persönlichkeitstraining, Meditation, Trainer für Ausdruckstanz und Schauspiel. Seit 30 Jahren Selbstverteidigungsmeister. Schriftsteller und Kunstfilmregisseur.“

In einer Online-Modelkartei beschreibt er sich als

„Schriftsteller, Selbstverteidigungsmeister und Motivationstrainer von Beruf, biete Lebens-, Partnerschaftsberatung und Persönlichkeitstraining an; meine größte Berufung ist es, Schamane zu sein. Als Schamane arbeite ich u.a. mit Handauflegen, schamanischer Massage, schamanischem Trommeln und Meditation.
Ich produziere auch Kurzfilme. Suche für die Cover meiner Bücher und die Filme immer wieder Models, die dafür per Provision bezahlt werden.“

Nicht zu vergessen: ein eigenes Fotostudio hat er auch. Sagt er.

Er nennt sich aber auch „Maurizio Georg“ und plante nach Angaben gegenüber der Saarbrücker Zeitung, sich ab 2010 „ahawA Schalom“ zu nennen. In dem erwähnten Eintrag in der Modelkartei erklärt er, dies sei sein „spiritueller Name“.

Für seine geschäftstüchtigen Projekte hat er eine Vielzahl von Webseiten eingerichtet, von denen allerdings viele bereits wieder Geschichte sind, wie z.B. die „Wolf-Schamanen“-Seite oder erdbeereis.tv, oder auch die ursprüngliche Webseite des angeblichen Kinderschutzprojekts Tatort (leider ist bereits eine neue Seite im Aufbau). Wo erkennbar Geld fließt, wie bei der Event-Location, sind im Impressum die Namen von Freundinnen bzw. seiner Verlobten oder mittlerweile wohl Ehefrau aufgeführt; von der Getränkebestellseite grüßt allerdings noch seine verflossene Freundin namentlich. Die Verlobte/Ehefrau ist natürlich – wir haben es bereits geahnt… – seine „Schamanenschülerin“, zumindest stand es so in der Saarbrücker Zeitung (und nein: der Artikel datiert weder vom 1. April noch aus der Saure-Gurken-Zeit im Sommer).

Soweit sind diese Aktivitäten peinlich lächerlich und man könnte den Artikel mit einem Kopfschütteln beenden. Allerdings gibt es da noch was: eine Webseite kurzfilm, auf der Signore Galati Videos über seine diversen Heilerfolge eingestellt hat. Laut dieser Seite „behandelt“ er seit 2013 einen sechsjährigen an Glioblastom erkrankten Jungen, auch zu weiteren Tumorpatienten sind Videos eingestellt. Natürlich hat die Seite auch – wir ahnten schon… – eine Abteilung zum Einwerben von Spenden. Inhaberin des dort aufgeführten Kontos ist die Verlobte/Ehefrau des Signore. Galati lässt es sich auch nicht nehmen, in Internetforen auf seine Dienste und Erfolge hinzuweisen, wie z.B. in einem Rohkostforum, in dem er diesen Beitrag einstellte:

„Selbstgepresste Bio Gemüse Säfte sind sehr wichtig. Ich gebe es den Kindern bei Krebs oder Hirntumoren mit großen [sic] Erfolg.“

Wir können auch nicht umhin, bei Galati ein gestörtes Verhältnis zu Fakten und Zahlen festzustellen:

Seit 30 Jahren arbeite ich mit Todkranken Kinder. Bis heute Zähle ich 678 Kinder. Bis jetzt ist keines von ihnen Gestorben obwohl ich keine Garantie dafür gebe.

Nicht unerheblich ist offenbar auch, wo Galati Verbündete mit gleichen Einstellungen zu finden meint: auf seiner neuen “Kinderschutz”-Seite stellt er ein Video von Klagemauer.tv aus dem Umfeld von Ivo Sasek ein.

Wer bedenkenfrei mit Schwerkranken herumpfuscht, ist natürlich auch so schmerzfrei, seine Kurpfuscherei mit einem geschäftsfördernden exotischen Nimbus zu umgeben, indem er sich als Indianer ausgibt. Zwar ist das rassistisch, aber das ficht beim Ausbeuten indigener Spiritualität nicht an. Zusätzlich macht er sich durch das Auftreten als Indianer für eine seiner Zielgruppen, die Kinder, interessant.

Fazit: Die Mutter des Signore Galati war eine höchst ehrenwerte Dame. Was er ist, sagen wir aus Höflichkeitsgründen nicht.


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