Wir haben hier im Blog ja schon vor einigen Monaten über das sogenannte Monsanto Tribunal berichtet und dieser Tage findet das Schauspiel tatsächlich statt. Grund genug, das noch einmal zu beleuchten.
Das Monsanto Tribunal ist ein Marketingspektakel, das zum Ziel hat, den Agrarkonzern Monsanto als Antichrist zu präsentieren. Als Vehikel wurde dabei der klassische Schauprozess gewählt. Der Angeklagte ist schuldig, bis – äh – also er ist schuldig. Punkt. Beweise werden da keine gebraucht, nur Zeugen der Anklage. Im Dezember ist man fertig, es wird quasi kurzer Prozess gemacht.
Bei der Veranstaltung wurde als Örtlichkeit Den Haag gewählt hat, wohl um den Anschein zu erwecken, in irgendeiner Form offiziell zu sein. In Den Haag hat ja der Internationale Strafgerichtshof seinen Sitz und man möchte sich wohl vom Schatten dieser Institution ein wenig Pseudolegitimierung holen. Pseudo ist ja bei der Veranstaltung so einiges, ein Pseudo-Gericht mit Pseudo-Gerechtigkeit.
Tatsächlich hat die Inszenierung ungefähr so viel mit einem echten Gerichtsverfahren gemein, wie jedes beliebige Theaterstück. Bezahlt wird der Spaß zu einem großen Teil von der Organic Consumers Association, die sich der Verbreitung der biologisch-dynamischen Landwirtschaft widmet und in den USA zu den schärfsten Gegnern der Grünen Gentechnik zählt. Wenn es die Zeit zulässt, wirbt man aber auch für die Wahrheit zu 9/11, für Homöopathie (wirkt angeblich gegen die Schweinegrippe) und hilft dabei Krebs zu heilen.
Die großartige Arbeit der Organisation im Marketingbereich wurde schon im Forbes Magazin gewürdigt, die „Desinformationskampagnen der OCA sind zu Musterbeispielen für andere Bio und Essensgruppen, obskur oder mainstream, geworden“.
Mit dabei sind:
- Vandana Shiva (indische „Atomphysikerin“, bekannt für ihre „Kreativen Wahrheiten“ über Biotechnologie, mit der wir uns auch schon auseinandergesetzt haben.)
- Marie-Monique Robin (amerikanophobe Investigativjournalistin und Filmemacherin), die mit ihren Werken erheblich zum Verschwörungs-Mythos um Monsanto beigetragen hat.
- Gilles-Éric Séralini (bekannt für seine grottenschlechten Rattenexperimente)
- Corinne Lepage (eine Anwältin mit Spezialisierung auf Umweltrecht)
- Hans Rudolf Herren (Schweizer Entomologe und Umweltaktivist)
- Olivier De Schutter (Mitarbeiter der UN und ehemaliger Sonderberichterstatter)
- Arnaud Apoteker (französischer Aktivist für Greenpeace und für die Grünen im Europaparlament)
- Valerie Cabanes (Anwältin mit Spezialgebiet Menschenrechte)
- Ronnie Cummins (Vorsitzender der Organic Consumers Association)
- André Leu (pestizidkritischer Buchautor und Präsident der IFOAM – Organics International).
Besonders Frau Shiva und Herr Séralini haben bei uns einen großen Stein im Brett. Beide sind Meister des Marketings und der Selbstdarstellung, die sich selbst als Wissenschaftler bezeichnen. Nun, Herr Séralini probiert es wenigstens mit minderwertigen wissenschaftlichen Arbeiten in drittklassigen Journalen (zuletzt zum Thema, wie man mit Homöopathie den Körper von Glyphosat entgiftet), während Frau Shiva überhaupt nur darüber redet, was für eine großartige Wissenschaftlerin sie denn sei.
Das man keinesfalls an einer echten Auseinandersetzung interessiert ist, sieht man auch daran, dass der Teilnahmeversuch von Prof. David Zaruk, der ein massiver Kritiker des Spektakels ist, umgehend abgelehnt wurde. Es darf auch bezweifelt werden, dass die persönliche Einladung an Vandana Shiva, sich in Den Haag mit echten Farmern zu unterhalten, angenommen werden wird. Wobei es spannend gewesen wäre, zwei Philosophen im Wortstreit zu erleben (beide haben ihren Doktor in Philosophie).
David Zaruk hat eine Gegenveranstaltung organisiert, Die Stimme der Landwirte, bei der unter anderem der indische Landwirt Ganesh Nanote über seine Erfahrungen mit gentechnisch verbesserter Baumwolle berichtet.
Das ist natürlich nur eine Anekdote, aber die Beweislage ist eindeutig. Heute verwenden über 90% der Landwirte in Indien BT Baumwolle. Das machen sie nicht aus Dummheit, sondern weil es sich natürlich für sie auszahlt.
Jetzt kann man zwar den ganzen Kram mit einem müden Achselzucken abtun, sollen die doch machen was sie wollen, und Monsanto als Konzern braucht auch keine Verteidigung, aber darum geht es uns nicht. Ein wichtiger Bestandteil der Schmierentragödie ist die Grüne Gentechnik und auch die Diskrepanz zwischen Ideologie und Wissenschaft. Und der Ärger über die Falsch-Darstellung der entsprechenden Technologien betrifft nicht nur uns, sie wird von vielen Wissenschaftlern geteilt.
Als Ausdruck davon haben 110 Nobelpreisträger in einem offenen Brief ihren Jammer über die Ablehnung der Grünen Gentechnik ausgedrückt und Greenpeace für ihre irrationale Position scharf angegriffen (Damals waren es 110, inzwischen sind es bereits 119 Nobelpreisträger, die den Brief unterzeichnet haben). Ihr Text endet mit klaren Worten:
Wie viele von Armut betroffene Menschen in der Welt müssen noch sterben, bevor wir dies als „Verbrechen gegen die Menschlichkeit“ anerkennen?
In diesem Sinne ist unserer Meinung nach auch die Hexenjagd in Den Haag – Das Monsanto-Tribunal einzuordnen.