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Gender Studies und die Wissenschaft

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Einigermaßen naiv und am Rande hatten wir kürzlich in unserem Wochenrückblick einen Artikel verlinkt, der sich kritisch zu Gender Studies äußert. Einfach so, zur Kenntnisnahme. Eine Reaktion ließ nicht auf sich warten:

Verschwörungstheorie … Anekdoten ohne Quellenangabe … keine Ahnung hat, was „Gender“ bedeutet (sowohl als wissenschaftliches Konzept als auch wörtlich) … wilde Behauptungen, Anekdoten und die Selbstinszenierung als Underdog, ohne irgendwelche für das Thema relevanten inhaltlichen Argumente … obskurer „Männerrechtler“ … das gehört doch in Trumps Umkleidekabine. … es verschlägt einem die Sprache … ungebildeter Wirrkopf … Altmänner-Rants

(bei „Altmänner-Rants“ fehlt übrigens: weiße alte Männer). Kräftige Worte. Helfen nur nicht dabei herauszufinden, worum es bei Gender Studies nach Ansicht ihrer Befürworter eigentlich geht. Wenn man nach kennzeichnenden Texten fragt, so wie ein Kommentator bei uns:

Verlinke mal bitte die drei geilsten, peer reviewten Paper aus der Genderwissenschaft, die Du so kennst. Die würden mir beim Debattieren und Meinung bilden sehr helfen.

Dann kommt aber nicht ein einziges Beispiel, für das die Kritiker der Kritiker bereit wären einzustehen (Verzeihung, doch: eines, ein völlig unspektakuläres, in dem es um die Erwerbsbiografien im Kohortenvergleich zwischen Männern und Frauen geht). Die eigentümlichen Auffassungen von Gender-Professor_innen, die sich beim ersten Orientierungsversuch aufdrängen, werden verteidigt, indem sie verfälscht wiedergegeben werden; oder es heißt, einzelne Sumpfblüten wären ja nicht charakteristisch, Unsinn gäbe es in jeder Wissenschaft, es gäbe wohl gar keine Texte, die repräsentativ für die „200 Professuren“ sein könnten – m. a. W., die Genderwissenschaften könnten in ihrer Gesamtheit nicht kritisiert werden.
(Die komplette Diskussion hier; sie ist atypisch kurz).

Ist das so? Unsere Fragen an den kundigen Leser:

  • Was zählt denn eigentlich alles als „Gender Studies“?
  • Welche Erkenntnisse gibt es aus diesen Gender Studies?
  • Welche Maßnahmen haben sich schon aus diesen Gender Studies ergeben?
  • Ok, es gibt eine Gehaltsschere zwischen Männern und Frauen. Nur, wie unterscheidet man da zwischen „biologischem und soziokulturellem Geschlecht“? Und inwieweit helfen Gender Studies, dieses Delta zu schließen?
  • Wie steht es um den empirischen Gehalt der Infragestellung biologischer Geschlechtsdeterminierung?
  • Ist es das Ziel, Frauen beizubringen, sich mehr wie Männer zu verhalten und Männern, sich mehr wie Frauen zu verhalten? Oder beiden Geschlechtern ein anderes, drittes?
  • Gibt es Gender-Schwachsinn, der von den Gender Studies kritisiert wird?

Es wäre schön, wenn sich in allfälligen Antworten keine Vermutungen oder Gewissheiten äußern, wie dieser oder jener Autor politisch oder moralisch oder historisch zu verorten ist. Die Grundlage einer Diskussion sollten empirische Belege sein. Danke.


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