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Die verlorenen Schuhe der Atheisten

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Schuh mit dem Aufdruck: Ich bin AtheistEine Gruppe Berliner Atheisten hat vor kurzem ein Experiment durchgeführt und es wäre eine lustige Geschichte, wenn es nicht so traurig wäre.

Der Schumacher David Bonney, der aus Irland stammt und in Berlin eine kleine Werkstatt betreibt, hatte die Idee für “atheistisches Schuhwerk”.

Er startete eine Kickstarter-Kampagne und bekam 59.132$ zusammen, mit denen er sein Schuhgeschäft “Atheist Shoes” aufmachte. So weit, so gut.

Das Geschäft wurde gegründet, florierte und fand eine Menge Kunden überall auf der Welt. Komischerweise kamen aber aus den USA auch eine Menge Klagen. Verlorene Schuhe – Schuhe, die ewig auf dem Postweg benötigten. Und schließlich eine Bitte, doch den Markennamen nicht auf die Schachteln zu drucken.

So stellten die Leute eine Hypothese auf: Der US Postal Service mag keine gottlosen Leute.

Und diese Hypothese testeten sie dann. Sie verschickten 178 Päckchen mit Schuhen an 89 Kunden in insgesamt 49 Bundesstaaten. Jeweils eine Schachtel an jeden Kunden, einmal mit “Atheist” gekennzeichnet (die Testgruppe), einmal neutral, ohne spezielle Kennzeichnung (die Kontrollgruppe). Alle wurden am selben Tag abgeschickt.

Die Ergebnisse dieses kleinen Test sind, nun, traurig.
Die mit “Atheist” markierten Pakete brauchten im Schnitt 3 Tage länger als die neutralen Pakete. Einen signifikanten Beitrag dabei lieferte Michigan, wo das Paket 37 Tage länger benötigte.

Von den mit “Atheist” markierten Paketen gingen 9 Stück verloren, von den neutralen Paketen nur eines.

Der Test war natürlich zu klein, um jetzt wirklich eine Aussage zur Qualität und/oder Voreingenommenheit des USPS zu treffen, aber für ein kleines Schuhgeschäft ist es dann doch bitter, wenn erwiesenermaßen 10% der Lieferungen verloren gehen. Kontrollsendungen zeigten, dass Atheist Shoes dieses Problem in Deutschland und Europa nicht hatte.

Atheist Shoes schreibt weiter, dass sie inzwischen die Pakete nicht mehr kennzeichnen und sich die “Lieferqualität” bereits verbessert habe. Hier sei noch erwähnt, dass zwar die Polarisierung in den USA wohl stärker ist als bei uns, aber auch die Religionslosen nicht mehr ganz schwach sind. Laut einer aktuelleren Umfrage ist die Anzahl der Personen, die sich in den USA als religiös bezeichnen, seit 2005 von 73% auf 60% geschrumpft und die Anzahl derer, die sich als Atheisten bezeichnen, von 1% auf 5% gestiegen.

Dies entspricht zwar nicht unserer Wahrnehmung der USA, aber auch dort findet vom Trend her eine Säkularisierung statt. Bis dahin ist es wohl klüger, Päckchen nicht als atheistisch zu kennzeichnen.


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