In der deutschen Wikipedia ist zum Hirntod im Kapitel “Kontroverse / Kritik aus der Wissenschaftsgemeinde” zu lesen:
So meint etwa der deutsche Kardiologe Paolo Bavastro, dass der Begriff des “hirntoten Menschen” eine “arglistige Täuschung” sei, da ein Mensch mit Hirnversagen zwar “ein Mensch” sei, dessen “Gehirn einen erheblichen Schaden” habe und “ein schwerstkranker, sterbender Mensch” sei, aber eben “noch kein Toter”. Ärzte könnten bei hirntoten Menschen trotzdem einen Herzschlag wahrnehmen, sie würden ihre Körpertemperatur selbst regulieren, Urin und Stuhl ausscheiden, sie könnten schwitzen, auf Schmerzreize reagieren und sogar Antikörper bilden, Männer könnten Erektionen bekommen und Frauen schwanger werden und gesunde Kinder gebären. Die Vorstellung, dass “nur die Hirnaktivität den Menschen zum Menschen” mache und “der Tod des Hirns auch den Tod des Menschen bedeute”, sei überholt, so Bavastro.[9][10]
Hirntote Frauen können schwanger werden. Bitte kurz innehalten und nachdenken.
Der Passus spiegelt den tatsächlichen Stand der wissenschaftlichen Diskussion in keiner Weise wieder. Das Konzept des Hirntods als Tod des Menschen hat sich international durchgesetzt und ist in der Praxis nicht umstritten, auch wenn ein kurzes Googeln da einen anderen Eindruck vermitteln mag. Bei schweren Hirnschädigungen jeglicher Ursache kann es zu einer Hirnschwellung kommen. Da sich das Gehirn innerhalb des Schädels nicht ausdehnen kann, kommt es unausweichlich zu einer Drucksteigerung. Wenn der Hirndruck den Blutdruck in den Arterien übersteigt, dann kommt die Hirndurchblutung zum Erliegen. Bleibt das Hirngewebe länger als etwa 10 Minuten ohne Sauerstoff, dann ist es untergegangen und kann nicht wiederbelebt werden. Dieser Prozess äußert sich in einer charakteristischen Abfolge von Symptomen und kann außerdem durch bildgebende Verfahren dargestellt werden. Die Hirntoddiagnostik ist klinisch sicher, und alle Berichte über ein “Wiederauferstehen” Hirntoter sind mindestens zweifelhaft.
Die Quellen [9] und [10] sind ein Rundfunk-Beitrag und ein Artikel in der Ärzte-Zeitung. In letzterem heißt es:
“Die Hirnleistung macht uns zu Menschen. Hirntoten ist die Rückkehr ins Leben nicht mehr möglich!”, so Montgomery [Präsident der Bundesärztekammer]. Dr. Paolo Bavastro, Internist aus Stuttgart, widersprach. Die Vorstellung, dass nur die Hirnaktivität den Menschen zum Menschen mache und der Tod des Hirns auch den Tod des Menschen bedeute, sei überholt, so Bavastro.
Es handelt sich um einen Bericht aus einer öffentlichen Diskussion. Wer ist übrigens Bavastro?
•Anerkennung als anthroposophischer Arzt und Ausbildungs-Mentor durch die Gesellschaft Anthroposophischer Ärzte in Deutschland
•Inhaber des Verdienstkreuzes am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland
•Ehem. Landesvorsitzender des Deutschen Paritätischen Wohlfahrtsverbandes (DPWV) Landesverband Baden-Württemberg
•Ausgedehnte Vortragstätigkeit im In- und Ausland zu Themen der anthroposophischen Medizin, der Inneren Medizin, Kardiologie, Ethik, Intensivmedizin, Sterben und Tod, Patientenverfügung, Organtransplantation sowie Gentechnik und Gesundheitspolitik
Er hat eine Praxis in Stuttgart; die Liste seiner Publikationen zu verschiedenen Themen ist umfangreich. Was bietet er als Leistung an?
•Anthroposophische Medizin (GAÄD)
•Homöopathie
•Naturheilkunde
•Neuraltherapie
•Phytotherapie
•Salutogenese
•Somatisch orientierte Medizin (sog. Schulmedizin)
•Orthomolekulare Medizin
Selbstverständlich ist die Reihenfolge unverändert wiedergegeben. Die „Kritik aus der Wissenschaftsgemeinde“ besteht also zuallererst in dem Zwischenruf eines mit dem Bundesverdienstkreuz dekorieren Anthroposophen auf einer Veranstaltung.
http://de.wikipedia.org/wiki/Hirntod#Kritik_aus_der_Wissenschaftsgemeinde
http://www.aerztezeitung.de/politik_gesellschaft/medizinethik/?sid=805434
http://www.bavastro-praxis.de/