Quantcast
Channel: Psiram Blog
Viewing all 582 articles
Browse latest View live

Werner Rügemer und die „jüdischen Aufsteiger“

$
0
0

Werner Rügemer (ca. ein Jahr vor dem Besuch der Synagoge)

Als Werner Rügemer die Grenzen des Erlaubten testete, verschlug es selbst ­dem wortgewaltigen Herausgeber des KONKRET-Magazins, Hermann L. Gremliza, die Sprache. Entsprechend kurz fiel sein Urteil über den Artikel „Ein Besuch in der Kölner Synagoge – Wenn Kipa-Brüder die Woche der Brüderlichkeit feiern“ aus: „Dieser Dreck läßt sich nicht mehr kommentieren.“

Wir wollen es dennoch versuchen. Zitat:

 „Man bekam ein schwarzes Mützchen, Kipa genannt: Nur mit einer solchen dürfe man den eigentlichen Synagogenraum betreten, schärfte mir eine der Schwestern bedeutsam ein. Das schien sehr, sehr wichtig zu sein. Andere Besucher nahmen andächtig ein Mützchen und setzten es sich auf. Ich tat es ihnen nach.“

Rügemer verhöhnt den Brauch jüdischer Männer, eine Kopfbedeckung zu tragen. Er mimt den Ahnungslosen, der nie zuvor davon gehört hat („Man bekam ein schwarzes Mützchen“). Indem er vorgibt, die korrekte Bezeichnung (im Deutschen: Kippa) auch jetzt noch, nach dem Besuch der Synagoge, nicht zu kennen, weist er mit besonderem Nachdruck darauf hin, wie vollkommen gleichgültig ihm das ist. Seine Wortwahl („Kipa-Brüder“, „Mützchen“) drückt Geringschätzung, wenn nicht Verachtung aus.

Bei einem gewissen Teil seiner Leserschaft wird das sicher Freude und Genugtuung auslösen. Kommt es ihm darauf an, sich in diesen Kreisen einen Namen zu machen?

Sich despektierlich über jüdische Rituale zu äußern, hat vor allem bei deutschen Autoren einen sehr unangenehmen Beigeschmack. Aber ist das für sich allein schon antisemitisch? Schließlich besteht keinerlei moralische Verpflichtung, Sympathie für eine bestimmte Religion und ihre Gebräuche zu empfinden, auch nicht für die jüdische. Möglicherweise sieht Rügemer darin nicht mehr als eine gesellschaftlich akzeptierte Form von Aberglauben, die keinen besonderen Respekt verdient. Und es könnte ja auch sein, dass er allen Religionen gleichermaßen distanziert gegenübersteht.

Dass die „Kipa“ den Männern vorbehalten ist, scheint er für eine besondere Diskriminierung der Frauen zu halten:

„Wie ich allerdings feststellen mußte, war das „man“ hier wörtlich im alten Sinne zu verstehen: Menschen weiblichen Geschlechts bekamen kein solches Mützchen. Sie sind hier offensichtlich eine andere Art Menschenwesen, vielleicht nicht so wichtig. Das schien aber keine der Schwestern zu stören. Außerdem ging es ja um die Woche der Brüderlichkeit.“

Der Leser fragt sich, worauf Rügemer eigentlich hinaus will. Können andere Religionen dem Judentum im Hinblick auf die Gleichberechtigung der Geschlechter denn als Vorbild dienen?

Das Brüder-/Schwestern-Motiv greift er bis zum Schluss immer wieder aufs Neue auf. Dabei verfällt er in einen zunehmend unangenehmen, süffisanten Ton:

„Die Kipa-freie Schwester las ziemlich bewegungslos aus einem Manuskript…“

„… der Bruder Aufpasser prüfte meinen Personalausweis mißtrauisch …“

„Dann brachen die Besucher artig auf und drängten aus dem Synagogenraum. Das war wohl der “Aufbruch“, der im Motto der Woche der Brüderlichkeit angekündigt war, sonst konnte ich keinen erkennen. Hatten sie ihren Blick verändert?“

„… die Außentür öffnete sich, Brüder & Schwestern gingen einzeln hinaus…. Bruder Aufpasser stand immer noch oder wieder wichtig da. Obwohl er nichts Erkennbares zu tun hatte. Das mag aber an meinem unveränderten Blick gelegen haben.“

„Die Polizisten … hielten immer noch oder wieder Pappbecher in der Hand, plauderten locker miteinander und beachteten die Brüder und Andersgeschlechtlichen nicht, scheinbar, die sich nun ohne Kipas ohne Aufsehen in die Stadt verstreuten.“

Eine zusammenhängende Botschaft ist nicht erkennbar. Rügemer springt von Detail zu Detail; er scheint nach Anlässen zu suchen, seinen Widerwillen auszudrücken. Den Leser lässt er deutlich spüren, dass er für alles, was er in der Synagoge sehen und erleben muss, tiefe Abneigung empfindet.

Vertrauen in Rügemers Intentionen kann so zwar nicht entstehen; dennoch muss auch dies noch kein Ausdruck von Antisemitismus sein. Wer weiß, was er über eine Predigt in einer katholischen Kirche schreiben würde?

 

„Reicher Ranitzki“

 

Doch dann geht er zu weit:

„Das Quartett spielte wieder etwas deutsch-Klassisches, bevor die etwas dickliche Professorin, die ihren Mantel anbehielt und keine Kipa trug, ohne jegliche Begrüßung ihr Honorar abarbeitete und ohne Umschweife auf den „Migranten als Leitfigur der Moderne“ zu sprechen kam. Die Referentin soll eine sehr bekannte Person sein. Ich blickte fragend meinen Nachbarn zur Linken an. Er raunte mir zu: „Literarisches Quartett!““

Rügemer hat u.a. Literaturwissenschaft studiert. Dass er vorgibt, das damals viel diskutierte „Literarische Quartett“ nicht zu kennen, erscheint zunächst rätselhaft.
Einen Augenblick später stellt sich heraus, dass seine gespielte Ahnungslosigkeit der Überleitung zu einem unfassbar flachen Witzchen dient:

„Als ich immer noch ratlos blickte, raunte er mir heftiger etwas zu, das wie „Reicher Ranitzki“ klang. Das schien er für eine definitive Erklärung zu halten.“

Dass Rügemer auch den Literaturkritiker Marcel Reich-Ranicki nicht kennt, nimmt ihm niemand ab. Er konnte einfach der Versuchung dieses Tabubruchs nicht widerstehen. Die Kölner Schriftstellerin Adriana Stern schrieb dazu:

„Da wird dann aus Reich Ranicki ein „Reicher Ranitzki“, was nicht mehr fern ist vom Begriff „Reicher Itzig“, einem Schimpfwort, das bereits im Mittelalter gegen Juden verwendet wurde und gleich zwei antisemitische Einstellungen bedient.“

(Rügemer ließ seinen Text inzwischen vom Netz nehmen.)

 

Israel: „Kettenhund und Vasall“

 

Dann nimmt er sich den jüdischen Staat vor:

„Auf einem Wandteppich hinter dem Altar ist ein Buch-Symbol angebracht, das soll sicher das religiöse Hauptbuch der Juden darstellen, die Thora. Die beiden aufgeschlagenen Seiten werden von zwei aufrecht stehenden Löwen gestützt, darüber thront eine Königskrone. Das hat wohl mit dem Alten Testament zu tun: König David gründet das Königreich Israel damals vor vielleicht 3.000 Jahren, geht einen Bund mit Gott ein, alle Andersgläubigen sollen vernichtet werden, so etwa lautet bekanntlich die Legende.“

Die Kölnische Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit hatte Rügemer zur „Woche der Brüderlichkeit“ in eine Synagoge eingeladen. Warum zitiert er, auf den Altar blickend, ausgerechnet diese martialische Stelle des Alten Testaments?
In den fünf Büchern Mose der Tora z.B. hätte er durchaus einige friedlichere Aussagen finden können:

Lev 19,33: Wenn bei dir ein Fremder in eurem Land lebt, sollt ihr ihn nicht unterdrücken.

Lev 19,34: Der Fremde, der sich bei euch aufhält, soll euch wie ein Einheimischer gelten und du sollst ihn lieben wie dich selbst; denn ihr seid selbst Fremde in Ägypten gewesen.

Rügemer handelt wie ein Islamist, der im Koran Textstellen heraussucht, die den Dschihad legitimieren sollen – oder wie ein Anti-Islamist, der daraus die Gewalttätigkeit des Islam ableiten will. Er suggeriert dem Leser, die Ursache des Nahostkonflikts sei im religiösen Fanatismus der Juden zu suchen, und erfüllt damit ein Kriterium der Arbeitsdefinition „Antisemitismus“ der European Parliament Working Group on Antisemitism:

Die Anwendung klassisch-antisemitischer Symbole und Bilder (z.B. der Vorwurf, dass Juden Jesus töteten, oder die Behauptung von Blutopfern) für die Charakterisierung Israels oder der Israelis.

Für diesen Befund fehlt allerdings noch ein Schritt. Rügemer muss das blutrünstige Bibelzitat tatsächlich mit dem heutigen Palästinakonflikt verknüpfen:

„Ich wollte schon dazwischenrufen, dass der Nationalismus eine besonders verstärkte Ausprägung nach jenem geheimnisvollen elften September gerade in den USA gefunden habe und von Anfang an in Israel sogar Staatsdoktrin sei. Und mit der neuen Regierung Netanjahu/Liberman einen besonders aggressiven Ausdruck finde. Ich verkniff mir das aber, wobei ich nicht weiß, ob ich wieder mal zu furchtsam war. Warum sollte man eine solche banale und weltbekannte Tatsache nicht sagen dürfen?“

„Wieder mal zu furchtsam …“ – Rügemer hat das angeblich Verbotene ostentativ doch gesagt und gefällt sich in der Rolle des Mutigen. Daher sei darauf hingewiesen, dass die so weit verbreitete wie falsche Behauptung, Kritik an Israel sei politisch inkorrekt, von der Bundeszentrale für politische Bildung ebenfalls in einen antisemitischen Kontext eingeordnet wird:

Die antisemitische Anklageschrift ist lang: „Die“ Juden seien schuld an Armut und Krisen; sie kontrollierten die Medien und die Börse – und wegen der historischen Verbrechen an ihnen dürfe man sie, vor allem als Deutscher, nicht einmal kritisieren.

Damit keinem Leser entgeht, was er mit dem Bibelzitat hatte sagen wollen, folgt unmittelbar auf die Kritik an Israel noch der Rückverweis auf König David. Zitat:

„Lag es an König David und den Kipas?“

 

Klare Worte zu Israel

Rügemers Haltung zum jüdischen Staat ist eindeutig:

„So bedeutet die Anerkennung des Existenzrechts Israels die Anerkennung eines zusätzlich gefährlichen Vasallenstaates, der als Kettenhund der westlichen Mächte noch eigene und unkontrollierbare Strategien verfolgt.“

Über die israelischen Sperranlagen behauptet er:

„Mit der Mauer soll die völkerrechtswidrige, seit 50 Jahren andauernde Besetzung der Westbank verewigt werden.“

Seine Wortwahl regt zu Assoziationen mit Vernichtungslagern des Dritten Reichs an:

„Auch hier dürfen Scharfschützen ungestraft Menschen abknallen.“

Den wahren Zweck der Grenzabriegelung erwähnt er nicht:

Die Barrieren im Westjordanland halfen den palästinensischen Terror zu besiegen: Sprengten sich früher fast täglich Selbstmordattentäter im Kernland in die Luft, ist die Zahl der Attentate nach der Errichtung von Sperranlagen auf fast null gesunken.

Ob die an den Sperranlagen eingesetzten IDF-Soldaten wissen, welche Gräuelpropaganda in Deutschland über sie verbreitet wird?

 

 

„Globalisierung des Zionismus“

 

Rügemer schreckt auch vor den ältesten, antisemitischen Verschwörungstheorien nicht zurück:

„Im Jahr 2006 hatte der Kölner Verlag M.DuMont Schauberg 25 Prozent der israelischen Tageszeitung Haaretz erworben. Dies steht nicht nur im Zusammenhang einer internationalen Expansion beider Verlage, sondern auch, wie sich jetzt zeigt, einer weiteren neoliberalen Umgestaltung und der Globalisierung des Zionismus.“

Die politische Einflussnahme des neuen Teilhabers einer israelischen Tageszeitung gerät bei ihm zur „Globalisierung des neoliberalen Zionismus“. Was mag ihn bloß zu solchen Phantasien angeregt haben? Zitat Rügemer:

„Mit der International Herald Tribune, der internationalen Ausgabe von New York Times und Washington Post, besteht seit einiger Zeit das Arrangement, dass deren Ausgabe in Israel die Haaretz-Ausgabe in englischer Sprache beigelegt wird, gegenwärtig in einer Auflage von 15.000. Neben dem bereits bestehenden Internetportal Walla wird eine internationale englische Internetausgabe aufgebaut, bei der DuMont mithilft; die Redaktion, täglich 24 Stunden im Einsatz, ist unabhängig von der hebräischen und auch der englischen Haaretz-Ausgabe.“

Hinter Rügemers Worten verbirgt sich ein sehr alter Verdacht:

Der Ausdruck Weltjudentum ist meist Kernbegriff einer antisemitischen Verschwörungstheorie, die von der Voraussetzung ausgeht, dass ein fiktives Kollektiv, „die Juden“ bzw. das Judentum,  die Weltherrschaft anstrebe oder besitze. Verwandt sind Ausdrücke wie jüdische Weltverschwörung oder jüdische Weltbeherschung,  jüdische Internationale, Alljuda, internationales (Finanz)Judentum und der internationale Jude.

Bei Rügemer liest sich das so:

„Zionism goes neoliberal and global and the Kölner Stadt-Anzeiger is marching in front.“

 

Wie Rügemer über Paul Silverberg denkt

 

Seine Anmerkungen über den Industriellen Silverberg sind nur noch abscheulich (Rechtschreibung wie im Original):

„Die Nazis nahmen ihm zwar wesentliche Teile seines Eigentums weg, aber er konnte trotzdem unter komfortablen Umständen nach Lugano (Schweiz) ins Exil gehen. Dort blieb er bis zu seinem Tode 1959, und er blieb unbelehrbar. Er kehrte nach dem Ende des NS trotz vieler Bitten etwa seiner engen Freunde Robert Pferdmenges von der Bank Oppenheim und von Bundeskanzler Konrad Adenauer nicht nach Deutschland bzw. in die Bundesrepublik zurück.
Seine Begründung lautete: Das unternehmerische Eigentum sei in der neuen Bundesrepublik nicht gesichert, erstens weil die US-Militärbehörden die in der NS-Zeit entstandenen Industriesyndikate dekartelliert (entflochten) hätten und zweitens weil sogar Adenauers CDU sozialdemokratisch-sozialistischen Einflüssen unterliege – er meinte damit insbesondere das „Ahlener Programm“ der CDU und die Bedeutung, die damals den Christlisch-Demokratischen Arbeitnehmerausschüssen (CDA) in der CDU zukamen. “

Vor allem sein Fazit ist unglaublich:

„Die geschichtliche Bilanz lautete für den Unbelehrbaren: Der Nationalsozialismus hätte Erfolg haben und die Welt erobern können, wenn er nur die Juden nicht verfolgt hätte.“ 

Will er tatsächlich sagen, der von Nazis zum Juden erklärte und verfolgte Silverberg sei auch nach der Erfahrung des Dritten Reichs noch Anhänger des Nationalsozialismus gewesen?

Antisemitismus reicht ihm nicht – Rügemer ist auch Zyniker.

 

Stern versus Rügemer

 

Eine der frühesten Kritiken an Rügemer stammt von Adriana Stern: „Mehr als Klüngel und Korruption: Die verschroben antisemitische Weltsicht von Werner Rügemer

Anhand von Kriterien der Bundeszentrale für politische Bildung wies sie ihm Neuen Antisemitismus nach. Dagegen fuhr Rügemer im Januar 2015 schweres Geschütz auf: „Bis vor kurzem hatte ich gedacht, dass der Artikel so strohdumm und lügenhaft ist, dass kein verantwortlicher Mensch ihn ernstnimmt.“  Er erwirkte eine Unterlassungserklärung und triumphierte: „Berichten Sie uns, Frau Stern: Sind Sie erleichtert, dass sie nicht mehr lügen müssen?“ 

Der mit Rügemer freundschaftlich verbundene Albrecht Müller sekundierte: „Rügemer wehrt sich gegen die Diffamierung, Antisemit zu sein und gewinnt in allen Punkten.“
Unkritische Leser der NachDenkSeiten können daraus den Eindruck gewinnen, ein Gericht habe die Stichhaltigkeit von Adriana Sterns Kritik überprüft. Doch das ist nicht der Fall: Stern hatte ihre Kritik aus Furcht vor dem wirtschaftlichen Risiko eines Rechtsstreits zurückgezogen.

Welche Vorwürfe erhebt Rügemer gegen seine Kritikerin? Zitat:

„So hat sie behauptet, ich hätte die gegenwärtige Bank Sal. Oppenheim als „jüdische Bank“ und den 2005 verstorbenen Bankchef Alfred von Oppenheim als „jüdischen Bankier“ dargestellt, ebenso hätte ich von „Elite-Juden“ gesprochen: All dies ist falsch. Sie bezog sich dabei auf mein Buch „Der Bankier. Ungebetener Nachruf auf Alfred von Oppenheim“ (Nomen-Verlag 2006, erscheint immer noch in teilweise geschwärzter Auflage), in dem alle diese Begriffe nicht vorkommen.“ 

Es fragt sich, warum Rügemer ausgerechnet diese drei Punkte anführt, denn seine Behauptungen darüber sind durchweg falsch:

  • Adriana Sterns Kritik bezog sich keineswegs nur auf dieses Buch über Oppenheim (und kann daher nicht mit dem Hinweis entkräftet werden, dass ein von ihr kritisierter Begriff darin fehle).
  • Dass Rügemer die gegenwärtige Bank Sal. Oppenheim als „jüdische Bank“ bezeichnet habe, hat Stern nicht behauptet.
    (Häufige Verweise auf das Judentum scheinen ihm allerdings wirklich viel zu bedeuten. So heißt es im Klappentext zum Buch über Oppenheim: „Rügemer gibt erstmals einen Einblick in die bisher tabuisierte Praxis der Bank jüdischer Tradition während des Nationalsozialismus …“ Adriana Stern dazu: „Die Söhne der Familie Oppenheim, spätere Besitzer der Bank Oppenheim, konvertierten beide bereits 1858 zum Christentum.“)
  • Sie hat auch nicht behauptet, dass Rügemer Oppenheim in seinem Buch als jüdischen Bankier darstellt. Dies habe er auf Veranstaltungen gesagt: „Vor allem interessierte mich, warum er zu betonen nicht nachlässt, dass dieser ja eigentlich jüdisch sei, was auch seine zentrale Aussage auf der ersten Veranstaltung Anfang 2008 war, die ich besuchte. Dort, wie an vielen anderen Orten und Gelegenheiten, legte er dem daraufhin empörten Publikum nahe, der jüdische Oppenheim habe sich aktiv an der Wegnahme jüdischen Eigentums beteiligt.“
    Was Rügemer auf solchen Veranstaltungen sagte, ist nicht dokumentiert, kann also nicht bewiesen werden. Weitere Äußerungen von Rügemer wie z.B. über Paul Silverberg lassen Sterns Aussage indes glaubwürdig erscheinen: „Silverbergs Eltern waren bekennende und praktizierende Juden, ließen ihren Sohn aber evangelisch taufen.“  Dass Silverberg evangelisch getauft war, hindert Rügemer nicht, ihn schon in der Überschrift als Juden einzustufen: „Jüdischer Unternehmer für Hitler: Paul Silverberg“. Und er wiederholt dies im Text: „… der Konvertit bemühte sich wie andere jüdische Aufsteiger in Wirtschafts- und Finanzkreisen um Integration in die „bürgerliche Gesellschaft“ … Heute … erscheint … es unglaublich und undenkbar, dass ein jüdischer Unternehmer für Hitler eingetreten sein soll. … Silverberg war zudem kein Einzelfall.“

 

„Jüdischer“ Unternehmer Silverberg?

 

Silverberg war nie Jude gewesen; er war noch nicht einmal Konvertit. Aber selbst ein konvertierter Jude ist in unserem Verständnis kein Jude mehr. Einen Menschen gegen seinen Willen als Juden einzustufen ist eine Besonderheit nationalsozialistischer Ideologie.

Warum bemüht sich Rügemer dennoch so sehr, vom „jüdischen Aufsteiger“ zu sprechen? Silverberg gehörte zum Kapital und hatte sich wie dieses Hitlers Programm unterworfen, daran ist – leider – nichts besonderes. Meint Rügemer in Silverbergs Verhalten etwas spezifisch Jüdisches zu erkennen?

 

Adriana Sterns Kritik ist in allen wesentlichen Punkten berechtigt. Sie hat sich jedoch zumindest zwei Ungenauigkeiten erlaubt:

  • Sie unterstellt Rügemer, von „Elite-Juden“ gesprochen zu haben. Tatsächlich ist in seinen Schriften von „jüdischen Aufsteigern“ die Rede.
    (Die beiden Begriffe sind allerdings weitgehend synonym. Ganz gleich ob man darunter die Zugehörigkeit zur Elite innerhalb der Judenschaft oder der Weimarer Republik verstehen möchte: Inwieweit das eine inhaltliche Verfälschung darstellen soll, ist nicht erkennbar.)
  • Dass Rügemer, wie von Stern behauptet, die Kölner Sparkasse und Karstadt als jüdische Unternehmen bezeichnet hat oder darstellen möchte, lässt sich nicht bestätigen. Sollte er dergleichen auf einer Veranstaltung gesagt haben, so wäre ein entsprechender Hinweis angebracht gewesen.

  

Zur Relevanz von Rügemers Antisemitismus

 

Werner Rügemer hat sich um die Aufklärung über Korruption und die Durchsetzung privater Interessen gegen das Gemeinwohl verdient gemacht. Das verleiht ihm nicht nur im linken Teil des politischen Spektrums einige Autorität. Leider setzt er seinen guten Ruf auch dazu ein, sich an der Delegitimierung Israels zu beteiligen.

Kritik an Israel ist selbstverständlich legitim, soweit sie auf Wahrheit beruht. Anlässe dafür gibt es genug: So stehen z.B. der rechtlichen Gleichstellung der arabischen Bürger de facto Benachteiligungen auf vielen Gebieten gegenüber; der Einfluss radikal-religiöser Kräfte trägt zur Militarisierung der Gesellschaft bei; und leider bleibt auch die israelische Armee bei ihren Einsätzen nicht frei von Schuld – bis hin zu offiziell noch immer geleugneten Kriegsverbrechen (wie z.B. dem Artillerieangriff auf Kana im Jahre 1996).

Zugleich ist es aber nur diesem Staat und seiner Armee zu verdanken, dass nicht bereits der nächste Holocaust stattgefunden hat. Keines der Nachbarländer hat sich je mit der Existenz des jüdischen Staats abgefunden. Viele Kritiker Israels ignorieren, dass mit der so genannten „Befreiung Palästinas“ stets die Erwartung verbunden ist, das israelische Staatsgebiet judenfrei zu machen.

Die jüdische Geschichte war bis zur Gründung Israels eine Geschichte von Pogromen gewesen. Wer antiisraelische Hetze und Antisemitismen verbreitet und die Existenz des Staates in Frage stellt, der als Antwort auf die zivilisatorische Katastrophe der „Endlösung“ entstand, macht gemeinsame Sache mit der extremen Rechten.

 

 

Zum Weiterlesen:

PSIRAM-Wiki-Eintrag zu Werner Rügemer


Der Münsteraner Kreis – Münsteraner Memorandum Heilpraktiker

$
0
0
Wir möchten an dieser Stelle auf eine sehr interessante und notwendige Aktion hinweisen, die Unterstützung verdient!

Münsteraner Memorandum Heilpraktiker

Im deutschen Gesundheitswesen existieren zwei Parallelwelten: die Welt der akademischen Medizin, und die Welt der Heilpraktiker. Während die akademische Medizin nach Evidenzbasierung und begründetem Fortschritt strebt, sind Heilpraktiker in der überwiegend unwissenschaftlichen Gedankenwelt der Komplementären und Alternativen Medizin (KAM) verankert. Auch der Ausbildungsgang ist völlig verschieden: Während Mediziner ein langes Studium absolvieren, ist die Ausbildung zum Heilpraktiker kurz und weitgehend unreguliert. Da Heilpraktiker dennoch das Etikett „staatlich anerkannt“ bekommen, können Patienten leicht den falschen Eindruck gewinnen, es handle sich bei Medizinern und Heilpraktikern um gleichwertige Alternativen.

Seit vielen Jahren gibt es immer wieder teilweise intensiv geführte Diskussionen um das Thema Komplementäre und Alternative Medizin. Zu den hunderten von Verfahren wurden zahlreiche klinische Studien durchgeführt, deren Qualität allerdings häufig sehr gering ist. Überzeugende Belege für eine Wirksamkeit fehlen meist. Zudem widersprechen die tradierten Krankheitskonzepte und Interventionen oft fundamentalen naturwissenschaftlichen Erkenntnissen.

Der Münsteraner Kreis hat nun das Münsteraner Memorandum Heilpraktiker verabschiedet, über das am 21.8.2017 im Deutschen Ärzteblatt berichtet wurde. Es ist im Wortlaut auf aerzteblatt.de abrufbar. Darin werden zwei Lösungsvorschläge skizziert: 1. Der Heilpraktikerberuf wird abgeschafft (Abschaffungslösung). 2. Der Heilpraktikerberuf wird abgelöst durch die Einführung spezialisierter „Fach-Heilpraktiker“ als Zusatzqualifikation für bestehende Gesundheitsfachberufe (Kompetenzlösung).

Die Autoren sind überzeugt, dass ihre Lösungsvorschläge das Vertrauen in das deutsche Gesundheitswesen stärken und die Versorgung verbessern würden. Das Label „staatlich anerkannt“ wäre dann wieder ein echtes Qualitätsmerkmal, an dem sich Patienten orientieren könnten.

Der Münsteraner Kreis ruft Institutionen und Einzelpersonen auf, sich dem Memorandum als Unterstützer anzuschließen. Dadurch sollen Politiker motiviert werden, das Heilpraktikerwesen nicht nur kosmetisch, sondern grundlegend zu reformieren.

Den kompletten Text, die Möglichkeit, Unterstützer zu werden und weitere Infos finden Sie hier:
Münsteraner Memorandum Heilpraktiker

Der fröhliche Bischof Virgil reitet auf der Erdkugel in die Neuzeit

$
0
0

Von mancherlay gestaltnus der menschen schreiben Plinius: Augustinus vnd ysidorus die hernachgemelten ding. Doch ist als Augustinus schreibt nit zuglawben das ettliche menschen an dem ort der erden gegen vns da die sunn auff geet. so sie wider nider geet die versen gegent vnsern fueßen keren. [Weltchronik des Hartmann Schedel, 1493 f. 12 recto]

Kürzlich erwähnten wir die merkwürdige aber vielfältig verwendbare Ansicht von der Erde als einer Scheibe: die Eintagsfliege Scaramucci hatte versucht, mit ihr die Wissenschaft lächerlich zu machen (hier). Die kryptosatirische Flat Earth Society vertritt sie, aber das Mem begegnet uns auch in anderen Zusammenhängen, die man sorgfältig von dieser Skurrilität unterscheiden sollte. So heißt es vielfach, insbesondere die amerikanischen Autoren des 19. Jhd. Irving, Draper und White hätten in ihren antichristlichen Polemiken die Idee propagiert, Kolumbus habe gegen die mittelalterliche Vorstellung von einer flachen Erde ankämpfen müssen. Sie wollten die Religion anschwärzen. Dazu wäre einiges zu sagen, aber wir wollen uns hier auf ein Detail beschränken.

In Deutschland sollte das ja nun schon länger kein Thema mehr sein (Gerhard Prause, Niemand hat Kolumbus ausgelacht, 1966). Ist es aber, wir kommen darauf zu sprechen. Der international erfolgreiche Debunker dieses Mythos, d. h. der These, das Mittelalter habe an eine flache Erde geglaubt, ist Jeffrey Burton Russell [1] (es besteht keine Gefahr, ihn mit Bertrand Russell zu verwechseln). Für Russell dient die völlige Überzeichnung der Flacherde-Geschichte dazu, sie als erlogenen Keim und Kern der Auffassung von der Inkompatibilität von Religion und Wissenschaft hinzustellen, und so bemüht er sich, die Aufklärung gleich mit im Klo runterzuspülen. Voltaire war ein „großer Satiriker“, Hobbes hat „geprahlt“; Condorcet, Diderot, Benjamin Franklin, Edward Gibbon, Hume „waren unermüdlich in ihrer Verachtung für das Christentum und besonders für das Mittelalter“, und Thomas Paine war „zügellos“ [unbridled] (S. 61). Verweilen wir ein wenig bei letztgenanntem.

Womit hat er sich dieses schmückende Beiwort verdient? Er wird mit folgendem Satz zitiert:

„Vigilius [Virgil von Salzburg] wurde für die Behauptung, es gäbe Antipoden, oder mit anderen Worten, die Erde wäre eine Kugel, zur Verbrennung verurteilt [!]“ (S. 61) [2]

Andernorts (S. 20) erwähnt Russell noch, diese Meinung werde auch von „einigen späteren Historikern“ vertreten, aber er nennt keine Namen; sicherlich aus Höflichkeit. Im Satz zuvor geht es Paine um Galilei, danach kommen allgemeine Erwägungen. Wenn „Vigilius“ nicht nur ein Druckfehler ist, dann ist das ein Hinweis darauf, dass Paine aus dem Gedächtnis wiedergibt und einer ungenauen Erinnerung, vielleicht einer Kontaminierung mit Cecco d’Ascoli oder Pietro d’Abano, unterliegt. Überhaupt könnte er mit seinen Ansichten über die Bibel heute Erzbischof werden, meinte Bertrand Russell [3]. Das macht aber nichts; die Geschichte ist ausbaufähig. Reinhard Krüger sagt, nachdem er eben den Fehler Paines zitiert hat [4]:

Schließlich können wir noch den deutschen Bischof Bonifatius (etwa 672 bis etwa 754) nennen, der im 8. Jahrhundert den irischen Missionar Feirgil von Aghaboc [sic] (700 bis 784) bei Papst Zacharias dafür denunziert, dass der Ire die These von der Erdkugel vertreten habe, die auch von Antipoden bewohnt sei. Der Brief des bischöflichen Denunzianten ist nicht erhalten, wohl aber die Antwort des Papstes: Bonifatius solle sich in dieser Angelegenheit darauf verlassen, dass der Papst schon wisse, wie so etwas zu regeln sei. So schickt der Papst den Bonifatius auf die Friesenmission, auf der er von den Friesen bei Dokkum (in der heute niederländischen Provinz Fryslân) wohl im Jahre 754 erschlagen werden wird. Feirgil von Aghaboc wird noch zu Lebzeiten des Bonifatius zum Bischof von Salzburg erhoben und überlebt dort, fröhlich seiner Vorliebe für antikes Wissen frönend, als Virgil von Salzburg bis ins hohe Alter seinen Widersacher Bonifatius um mehr als 30 Jahre.

Zacharias hat also Bonifaz gesagt, er solle sich mal um seine eigenen Angelegenheiten kümmern, den Apostel der Deutschen auf Himmelfahrtskommando geschickt und den Bescholtenen befördert. Halten wir zunächst fest, dass man mit solchen Meinungen immerhin denunziert werden konnte. Zacharias war das geistige Oberhaupt der Welt, und er war kein Dummkopf. Bonifaz war auch nicht irgendwer. Aber was hat der Papst nun wirklich geantwortet? Er befahl ggf. die Verurteilung des Virgilius:

Die Entscheidung von Papst Zacharias war in diesem Fall, dass „wenn es sich klar bestätigt, dass er seinen Glauben an eine andere Welt und an andere Menschen bekennt, die unter der Erde existieren, oder an eine andere Sonne und Mond dort, so sollst Du ein Konzil abhalten, ihn seiner kirchlichen Würden entkleiden und aus der Kirche ausstoßen.“ [5]

Mehr ist über die ganze Angelegenheit nicht dokumentiert. Die Behauptung von Antipoden war seit Augustinus eine Ketzerei, nicht nur im Frühmittelalter; zumindest hier wurde also eine antike Tradition nicht tradiert. „In den acht Jahrhunderten, die die patristischen Apologeten vom Aufstieg der Scholastik trennen, ist er [Virgil] offenbar einzigartig in seiner Befürwortung einer bewohnten südlichen Hemisphäre“ [6]. Als Feirgil zum Bischof ernannt wurde, war Zacharias wahrscheinlich tot. Auch schließt Zacharias die Sonne und den Mond ausdrücklich in seinen Befehl ein, was wohl darauf hindeutet, dass ihm das Konzept einer Erdkugel, so wie wir sie heute verstehen, nicht geläufig war. „War das nicht eine erschreckende Unwissenheit? War das nicht ein maßloser Missbrauch der Schlüsselgewalt?“, fragt Pierre Bayle [7].

Wie die Sache ausging, ist nicht bekannt. Bayle zitiert einige Verteidiger des Papsttums, die in diese Lücke springen. Vielleicht sei Bonifazius über die Ansichten Virgils getäuscht worden, die Zuhörer hätten ihn nicht richtig verstanden, vielleicht habe sich Virgil brieflich bei einem Papstbesuch erklären können, vielleicht sei die Intrige aufgedeckt worden usw. In der nächsten Generation der Apologeten werden dann solche Vermutungen zu leibhaftigen Wahrheiten.

Diese eifrige Reinwaschung der beiden Heiligen hat in jüngster Zeit noch einen erheblichen Aufschwung genommen. „Die Inquisition“ hat es ohnehin nicht gegeben (Russell, S. 76). Es ist dann wohl nur eine Frage der Zeit, bis man entdeckt, dass es keine Ketzerverbrennungen (und um den Protestanten Gerechtigkeit widerfahren zu lassen) auch keinen Hexenwahn gegeben hat. Man wird für alles eine Erklärung finden, die mit dem Glauben nichts zu tun hat, und was man so nicht kognitiv umstrukturieren kann, kann man immer noch völlig abstreiten. White, „der seine religiöse Schule hasste“ und einen „grimmigen Sermon lieferte“ (S. 42), schildert die Geschichte übrigens offenbar korrekt (hier).

Das Mittelalter kann nicht als einfarbige, schwarze Nacht verstanden werden, in der sich außer dem Aberglauben nichts bewegt hätte. Die Welt im Jahr 500 ist völlig verschieden von der im Jahr 1300 (analoges gilt übrigens auch vom Römischen Reich): es schnurrt nur aus unserer Perspektive zusammen. Aber verglichen mit der Zeit der Antike und der Zeit später war es eben doch dunkel – auch wenn man sich die Übergänge nicht harmonisch wie Sonnenauf- und untergänge vorstellen sollte. Der eben erwähnte Hexenwahn hatte seinen größten Auslauf in der frühen Neuzeit. Das Mittelalter war vor allem nicht die Gute Alte Zeit [GAZ], in der der Mensch mit seinem Glauben im Einklang mit Gott und dem Universum lebte.

Übrigens hat die These, das Mittelalter habe an die Flache Erde geglaubt, auch heute einen ebenso prominenten wie unerschrockenen Verfechter: den Kirchenhistoriker und ehemaligen Präsidenten des Päpstlichen Komitees für Geschichtswissenschaft, den Kardinal der römisch-katholischen Kirche Walter Brandmüller. Ludwig Neidhard hat das aufgespießt (hier). Die historische Wahrheit ist noch immer nahe der Zusammenfassung zu vermuten, die Alexander von Humboldt 1836 veröffentlichte [8]:

Die Ideen [von der Kugelgestalt der Erde], deren Ursprung und Ausbildung wir soeben angedeutet haben, erhielten sich, und pflanzten sich durch eine lange Reihe von Männern tieferer Einsicht und gründlicherer Geistesbildung durch das ganze Mittelalter bis zu den Zeiten des Columbus fort. Es ist allerdings wahr, dass die theologischen Bedenken des Lactantius, des Heil. Chrysostomus und einiger anderen Kirchenväter, dazu beitrugen, dem menschlichen Geiste eine rückgängige Bewegung zu geben. Man wiederholte die Einwürfe und lächerlichen Spitzfindigkeiten, deren sich die Epikuräer zur Bekämpfung der pythagorischen Lehre von der Kugelgestalt der Erde bedient hatten. Glücklicher Weise fanden diese Träumereien keine allgemeine Zustimmung.

Es hat immer Leute gegeben, die an der Kugelgestalt festgehalten haben – und insbesondere im frühen Mittelalter reichlich Verwirrung.


  1. : Russell JB: Inventing the Flat Earth: Columbus and Modern Historians, Westport, 1991. Die Seitenzahlen beziehen sich auf dieses Buch. Alle Übersetzungen aus dem Englischen im Folgetext von mir.
  2. : Der Satz geht vollständig so: „And, prior to that time, Vigilius was condemned to be burned for asserting the antipodes, or in other words that the earth was a globe, and habitable in every part where there was land; yet the truth of this is now too well known even to be told.“ Paine, Thomas: The Age of Reason; online hier. Den Part mit der „bewohnbaren Welt“ hat Russell weggelassen.
  3. : Russell, B: The Fate of Thomas Paine. In: Why I Am Not a Christian, New York 1957, S. 147
  4. : Krüger R: Ein Versuch über die Archäologie der Globalisierung – Die Kugelgestalt der Erde und die globale Konzeption des Erdraumes im Mittelalter. in: Wechselwirkungen, Jahrbuch aus Lehre und Forschung der Universität Stuttgart (2007), S. 29-52 (online hier)
  5. : „Pope Zachary’s decision in this case was that ‚if it shall be clearly established that he professes belief in another world and other people existing beneath the earth, or in [another] sun and moon there, thou art to hold a council, and deprive him of his sacerdotal rank, and expel him from the church.'[6]“ [WP]
  6. : „in the eight centuries which separate the patristic apologists from the rise of Scholasticism, he [Virgil] is virtually unique in his advocacy of an inhabited southern hemisphere“. Carey J: Ireland and the Antipodes: The Heterodoxy of Virgil of Salzburg. Speculum, Vol. 64, No. 1 (Jan., 1989), pp. 1-10
  7. : Bayle P: Historisches und kritisches Wörterbuch, Artikel VIRGIL (Bischof von Salzburg). „Schlüsselgewalt“ meint die Schlüssel Petri.
  8. : Humboldt A v: Kritische Untersuchungen über die historische Entwickelung der geographischen Kenntnisse von der Neuen Welt und die Fortschritte der nautischen Astronomie in dem 15ten und 16ten Jahrhundert. Bd. I, S. 56.

Psirama – Der Psiram-Sommer-Rückblick (KW26-35, 2017)

$
0
0

Groucho,
du fehlst uns

psirama_banner_007_auge_loewe_einhorn

Die Tage werden kürzer und kühler, in den Geschäften stapeln sich bereits die Lebkuchen und Psirama ist wieder da – mit einem extra langen Sommer-Rückblick. Wir haben in den vergangenen Wochen viel gelesen und noch mehr gesammelt. Ein Teil davon hat es in diese Psirama-Folge geschafft, der Rest ist im Forum nachzulesen. Zwischenzeitlich wurde eifrig diskutiert, etwa über das Ende der Apothekenpflicht für Zuckerkügelchen und seit vorletzter Woche auch darüber, welchen Sinn und Zweck der Beruf des Heilpraktikers hat. Was sonst noch los war in Wissenschaft, Forschung, Medizin und im Rest der Welt – Fakten, Meinungen und Debatten – stellen wir zukünftig wieder jeden Sonntag zur Diskussion.

 


 

Wissen und Forschung

 

GWUP Blog: Unser Klima am Scheideweg

Die Erkenntnisse der Wissenschaft sind klar: Wir befinden uns in einer Erderwärmungsphase, die durch Menschen verursacht ist. Durch Verbrennung fossiler Energieträger erhöht sich der CO2 -Gehalt in der Atmosphäre. Das Tempo der Erderwärmung ist ohne Beispiel.
Wir wissen nicht, auf welche Temperatur wir hinsteuern. Die Klimasensitivität, also die durchschnittliche Erderwärmung bei einer Verdopplung des CO2-Gehaltes, liegt sehr wahrscheinlich zwischen 1,5 oC und 4,5 oC und mit großer Sicherheit zwischen 1 oC und 6 oC. Der CO2-Gehalt hat sich seit Beginn der Industrialisierung bereits von 280 ppm auf den heutigen Wert von über 400 ppm erhöht.
Hält der jetzige Trend an, dürften wir etwa im Jahre 2120 eine Verdoppelung gegenüber der vorindustriellen Zeit – also 560 ppm – erreichen.

 

Astrodicticum Simplex (Science Blogs): Der Mensch ist doch gar nicht verantwortlich für den Klimawandel! (Klimawandel-Mythen 02)

In meiner über die Mythen zum Klimawandel habe ich letzte Woche schon erklärt das wir Menschen durchaus in der Lage sein können das globale Klima zu beeinflussen. Aber nur weil wir es können folgt daraus ja nicht, dass wir es auch wirklich tun, oder? Das ist ein weiteres beliebtes Argument der Klimawandelleugner: Der Klimawandel findet zwar statt, aber wir können nichts dafür.
Auch hier ist es eigentlich ziemlich einfach – man muss nur die Realität betrachten. Wir wissen das Kohlendioxid ein Treibhausgas ist – und wie der Treibhauseffekt funktioniert habe ich erst kürzlich ausführlich erklärt. Dabei geht es nicht um “Hypothesen” um “vage Ideen” oder um “Vermutungen”.

 

Zeit Online: Sind Sie auch … gegen Genfood?

In einem Treibhaus in Freiburg wächst eine Pflanze von beeindruckender Prominenz. Bill Clinton hat sie auf einer Pressekonferenz erwähnt: Sie könne 40.000 Menschenleben retten – pro Tag. Der Papst hat ihre Körner gesegnet. Sie hat es auf das Cover des Time Magazine geschafft. Greenpeace hasst diese Pflanze, und deshalb hassen Wissenschaftler Greenpeace. Zuletzt haben 123 Nobelpreisträger einen offenen Brief unterschrieben: gegen Greenpeace und für das Grünzeug.

 

Der Postillon: Wissenschaft nach wie vor ratlos, warum Meteoriten immer in Krater einschlagen

Washington (dpo) – Jedes Jahr stürzen sie zu Tausenden zur Erde – die Rede ist von Meteoriten. Doch auch nach Jahrzehnten intensiver Forschung bleibt ihr wichtigstes Geheimnis ungelüftet: Wieso schlagen die Brocken aus dem All praktisch ausnahmslos in Krater ein? Die Frage gilt als eines der letzten großen Rätsel der Wissenschaft.
„Es ist wie verhext“, erklärt NASA-Wissenschaftler Michael Fidget. „Egal, auf welchem Erdteil man sucht: Meteoriten werden nach Einschlägen immer in Kratern vorgefunden. Sie scheinen von runden Vertiefungen geradezu magisch angezogen zu werden.“

 

WDR ZeitZeichen: Karl Popper, Philosoph (Geburtstag 28.07.1902)

Kritik ist das Schlüsselwort in der Philosophie von Karl Popper. In seinen 92 Lebensjahren wird er nicht müde, darauf hinzuweisen, dass niemand die Wahrheit in der Tasche habe. Seine Wissenstheorie, die zugleich eine Theorie der Erkenntnis ist, lässt sich in dem Bonmot zusammenfassen: Wir wissen nicht, wir raten!

 

Gedankenwerkstatt (SciLogs): Der unbewohnbare Planet

Wird die Erde für Menschen unbewohnbar, wenn wir den Klimawandel nicht entschlossen eindämmen? Ein Artikel des Journalisten David Wallace-Wells im New York Magazine prophezeit die Klimaapokalypse und beschwört Bilder aus der Hölle herauf.
Wallace-Wells ist Journalist, kein Wissenschafter. Für seinen Artikel hat die Forschungsergebnisse der letzten Jahre recherchiert und eine Reihe von führenden Wissenschaftlern interviewt. Daraus hat er dann ein Untergangsszenario in neun Akten destilliert. Aber darf man das alles so unbesehen glauben?

 

Spektrum: Wahrnehmung: Warum wir nicht glauben, was uns nicht passt

Der Mensch als solcher ist keineswegs offen für Argumente. Im Gegenteil, wir halten an lieb gewonnenen Überzeugungen fest – oft gegen jede Vernunft.

 

OVB online: „Übersinnliches“ auf dem Prüfstand

Gibt es Menschen, die paranormale Fähigkeiten besitzen? Die hellsehen oder Dinge allein mit Gedankenkraft bewegen können? „Die Skeptiker“ testen solche Behauptungen jedes Jahr unter wissenschaftlichen Bedingungen. Im August ist es wieder so weit.

 

Wirklichkeit (SciLogs): Nochmal Willensfreiheit: Ist es nicht gerade das Wollen, das uns unfrei macht?

Tun zu können, was man will, ist eine knappe Beschreibung unserer alltäglichen “Freiheit”: die ungehinderte Ausführung der eigenen Handlungsabsichten, Abwesenheit von Zwang oder Behinderung. Die meisten dieser Handlungen folgen dabei vermutlich guten und schlechten Gewohnheiten; so oft müssen wir gar nicht entscheiden. Der Wille bzw. Wollen werden in Bezug auf das eigene Handeln eigentlich nur angesichts von äußeren und inneren Widerständen gegen eine beabsichtigte Handlung bewusst erlebt: Die Ausführung der Absicht stößt auf Hindernisse, sodass die Aufrechterhaltung der Absicht, die geplante Handlung trotz dieses Hindernisses auszuführen, nun Anstrengung und besondere Aufmerksamkeit verlangt; die Metapher der “Willenskraft” kommt hier ins Spiel

 

Ruhrbarone: Wurd’s in Würzburg wunderlich? Die PSI-Tests der GWUP 2017

Die GWUP e. V. (Gesellschaft zur wissenschaftlichen Untersuchung von Parawissenschaften) veranstaltet seit 2004 jährliche Psi-Tests. Menschen mit angeblichen paranormalen Begabungen können sich jederzeit bei der GWUP melden, um ihre Fähigkeiten überprüfen zu lassen: Rutengehen, Telekinese, Wahrsagen, etc. Getestet werden können jedoch nur Behauptungen, die am selben Tag ein klares Ergebnis zeitigen. Ein Test von Heilungsversprechen oder langfristigen Vorhersagen etwa ist zu aufwändig. Im Vorfeld werden Verhandlungen geführt, die zum Ziel haben, einen wissenschaftlichen Testaufbau zu definieren, der beiden Parteien gerecht wird: Der GWUP und dem zukünftigen Kandidaten, dem 10.000 Euro Preisgeld winken.

 

Astrodicticum Simplex (Science Blogs): Fake News bei “Sputnik” & Co: “NASA bestätigt Existenz von Killer-Planet Nibiru”

Der Unsinn hört nicht auf. Er verbreitet sich leider immer weiter. Es geht wieder mal um den Planeten, der uns alle umbringen soll. Vor zwei Tagen hat auch das reichenweitestarke Nachrichtenportal Sputnik einen Artikel veröffentlicht. NASA bestätigt Existenz von Killer-Planet Nibiru” (WebCite) kann man dort lesen
So. Wer es genau wissen will kann und soll bitte diesen Artikel hier lesen. Da habe ich schon vor einiger Zeit genau erklärt warum es so einen Killer-Planeten nicht geben kann. Mit absoluter Sicherheit nicht geben kann! Wir können uns wirklich ganz und gar sicher sein, dass da kein Planet auf Kollisionskurs mit der Erde ist. Denn das würde man sehen. Planeten sind nicht unsichtbar und sie können nicht aus dem Nichts auftauchen.

 

Salonkolumnisten: Wissenschaft im Zeitalter der (Post)Moderne

Unsere Gesellschaft ist technisch wie ökonomisch vollkommen abhängig von Wissenschaft: ohne Molekularbiologie keine moderne Medizin, ohne Gentechnik weder Diagnostik noch moderne Pflanzenzucht, ohne Raumfahrt keine Klimaforschung, ohne Quantenphysik keine Mikroelektronik und kein GPS, ohne mathematische Erkenntnisse der Teilchenphysik keine Sensoren in der Medizin, ohne Atomreaktoren keine Nuklearmedizin, ohne Chemie kein Umweltschutz und keine Landwirtschaft. Ohne Wissenschaft werden wir nicht in der Lage sein, die zentralen Probleme zu lösen, die uns bevorstehen: eine wachsende Weltbevölkerung zu ernähren, zu beherbergen, zu kleiden, mobil zu machen und medizinisch zu versorgen, ohne dabei den Verbrauch von Land, Bodenschätzen und Energie sowie den Ausstoß von Emissionen proportional zu steigern

 

ScienceBlogs Podcast: Gierige Krebse und Gedanken zum Klimawandel

Bei Meertext ist die Geschichte des Australiers Sam, der einer Mini-Krebs-Attacke am Strand zum Opfer fiel, erzählt und wir erfahren etwas mehr über die Verwandten unserer Bachflohkrebse. An der Nordsee sollten wir aber vor ihnen sicher sein.
Oliver Gabath hat bei Quovadis einige sehr interessante Gedanken zum Klimawandel niedergeschrieben. Ein Aspekt dabei: “Ein Problem mit dem Klimawandel ist, dass seine wirksame Eindämmung drastisch die Chance vieler Menschen in Schwellenländern auf ein besseres Leben senkt.

 

Spektrum.de: Invasive Arten – Global Worming

Die ursprünglichen Lebensgemeinschaften im Norden der USA und Kanadas besitzen nicht nur keine Regenwürmer, sie haben überhaupt fast keine vergleichbaren Mitglieder: „Makrozersetzer“ heißen solche Tiere in der Biologie, sagt Eisenhauer. „Nur sehr wenige Organismen fressen dort das herabgefallene Laub der Bäume und arbeiten es in den Boden ein, zum Beispiel Tausendfüßer. Deswegen bedeckt den nordamerikanischen Waldboden normalerweise eine weiche, lockere Schicht. Aber wo die Regenwürmer durch sind, hat sich der Boden für immer radikal verändert und mit ihm die Lebensbedingungen vieler Bewohner.“ Von der Bakterie bis zum Baum spüren die Organismen den Einzug der Würmer.

 

Spektrum.de: Vince Ebert extrapoliert: Was wäre, wenn selbst Wissenschaftler gar nicht so skeptisch wären?

Stellen Sie sich vor, Sie sind Anhänger in einer kleinen Gruppe von zwölf Personen, die sich um einen charismatischen Propheten scharen, der den Weltuntergang für den 24. Februar 2023 voraussagt. Im Lauf der folgenden Jahre identifizieren Sie sich immer mehr mit dieser Gruppe. Sie kündigen Ihren Job, verlassen Ihren Partner, geben den Hund ins Tierheim, überweisen alles Geld auf das Schweizer Nummernkonto des Propheten und ziehen mit Ihren Gleichgesinnten auf einen abgelegenen Biobauernhof in der Uckermark, um sich fortan als Selbstversorger angemessen auf das Jüngste Gericht vorzubereiten. Dann kommt der 24. Februar 2023, und – nichts passiert. Gar nichts. Der Weltuntergang ist ausgeblieben.

 


 

Gesundheit und Medizin

 

Beweisaufnahme in Sachen Homöopathie: Auch UV-Spektroskopie liefert Nullergebnis für Homöopathika

Dieses sehr leistungsfähige Messwerkzeug wird aber in der Arbeit von Klein et al. auf etwas merkwürdige Weise angewendet: Man setzt eine Probe nacheinander UV-Licht von Wellenlängen von 200 nm (Nanometer, 200 nm = 0,000 200 mm) bis 340 nm, jeweils in Schritten von 1 nm, und misst die Absorption. Das ergibt 140 Messwerte, die dann einfach gemittelt werden. Der so gebildete Durchschnittswert der Absorption ist bei Klein der Messwert für eine Probe.

Dieses Vorgehen vergewaltigt das Prinzip der UV-Spektroskopie gleich in zweifacher Weise:

 

Humanistischer Pressedienst: Tierheilpraktische Quacksalberei

Unter der Schirmherrschaft einer als „Berufsverband“ firmierenden „Kooperation deutscher Tierheilpraktiker e.V.“, dem mithin die „Deutsche Gesellschaft der Tierheilpraktiker und Tierphysiotherapeuten e.V.“, die „Deutsche Tierheilpraktiker-Union e.V.“, der „Verband freier Tierheilpraktiker e.V.“, der „Verband der Tierheilpraktiker für klassische Homöopathie e.V.“ sowie der „Berufsverband klassischer Tierhomöopathen Deutschlands e. V.“ angeschlossen sind, tauscht man sich drei Tage lang über „Phytotherapie nach Gesichtspunkten der Traditionellen Chinesischen Medizin“, die „Energetische Verbindung von festem und feinstofflichem Körper“ oder auch die Wirkung von „Heilpilzen in der Krebstherapie“ aus.

 

Die Erde ist keine Scheibe: Heute mal ein Video: Homöopathie zwischen Wunsch und Wirklichkeit

Eine Bestandsaufnahme der Homöopathie zwischen Wunsch und Wirklichkeit im Rahmen der Vortragsreihe „Vom Reiz des Übersinnlichen“ im Nikolaus Kopernikus Planetarium Nürnberg. Veranstaltet von Kortizes, dem Institut für populärwissenschaftlichen Diskurs. Dauer: Ca. 40 Minuten.

 

Hugo Stamm: Wenn Heiler die Hände auflegen, wundert sich der Krebs

So gesehen ist die Homöopathie eine teure Pseudotherapie, die unser teures Gesundheitssystem zusätzlich belastet und kaum eine Wirkung erzielt. Was auf die Homöopathie zutrifft, gilt speziell auch für die Tausenden von Heilern und Scharlatanen, deren spirituelle Heilvorstellungen von vielen Esoterikern als eine Art Ersatzreligion betrachtet werden.

 

The Guardian: A misuse of scarce funds‘: NHS to end prescription of homeopathic remedies

New guidelines mean homeopathic remedies and 17 other items will no longer be prescribed, for reasons ranging from low clinical effectiveness to low cost-effectivenessHomeopathic remedies will no longer be available on prescription on the NHS according to newly-announced plans.
The move comes as part of the NHS England’s drive to save more than £190m a year through a new set of national guidelines, which are now open for public consultation.
According to the draft consultation, prescriptions for homeopathic treatments cost NHS England £92,412 in 2016, and at least £578,000 over the past five years.

 

SüddeutscheZeitung: Methadon – Wundermittel gegen Krebs?

Die Geschichte der geldgierigen Pharmalobby

„Die Idee ist gut – so wie viele andere der jährlich hundert Ideen zu diesem Thema.“ Niemand in Heidelberg habe Friesens Idee jedoch interessant genug gefunden, um sich damit weiter zu beschäftigen. Die Uniklinik Ulm sah sich sogar veranlasst, klarzustellen, dass jene 80 Patienten, die Methadon bereits als zusätzliches Krebsmittel schlucken, nicht im eigenen Haus und „nicht im Rahmen von klinischen Studien behandelt wurden“.

 

Deutsche Apotheker Zeitung: Twitter-Gemeinde diskutiert über die „Globokalypse

Homöopathie-Gegner und dogmatische Verfechter der evidenzbasierten Medizin sehen in der derzeitigen politischen Debatte um die Homöopathie ihre Chance: Im sozialen Netzwerk Twitter, wo die Homöopathie seit Jahren am Pranger steht, wird die Diskussion derzeit besonders angeheizt geführt. Inzwischen hat sich der Hashtag „Globokalypse“ gebildet, unter dem die Feinde der Alternativ-Medizin das Ende der Homöopathie heraufbeschwören.

 

Science-Based Medicine: Increase In Supplement Poisonings

One of the core points that we try to promote on SBM is that everything potentially is a toxin. Sola dosis facit venenum – the dose makes the poison – is an adage credited to Paracelcus about 500 years ago. This works both ways – in high enough dose, anything can be a poison, and in low enough dose, anything can be safe. Dosage is everything.

 

Zeit Online: WHO mahnt zur Hepatitis B-Impfung für Neugeborene weltweit

Genf (dpa) – Angesichts der weltweiten Hepatitis-Epidemie drängt die Weltgesundheitsorganisation (WHO) darauf, in allen Ländern der Welt schon Neugeborene in den ersten Lebensstunden gegen die Leberentzündung vom Typ B zu impfen.
Auch in wohlhabenderen Ländern steige die Zahl der Fälle, etwa durch Migration, sagte Marc Bulterys, Teamleiter des WHO-Hepatitis-Programms, anlässlich des Welt-Hepatitis-Tages an diesem Freitag in Genf. Hepatitis, auch Gelbsucht genannt, kann zu Krebs führen. Die WHO sieht gute Fortschritte, neue Infektionen bis 2030 um 90 Prozent und die Zahl der Todesfälle um 65 Prozent zu reduzieren.

 

DocCheck News: Die Gluten-Lactose-Erdnuss-Verschwörung

In Deutschland glauben etwa 60 Prozent der Menschen, bestimmte Lebensmittel nicht zu vertragen. Aber an einer Nahrungsmittelunverträglichkeit leidet nur ein Bruchteil von ihnen. Ärzte sollten Patienten davon überzeugen, dass sie mehr vertragen, als sie denken.

 

Süddeutsche Zeitung: Esoterik im Zahnarztstuhl

In jenem grenzenlosen Bereich, in dem alles mit allem zusammenhängt, findet jeder seine Nische. So haben auch einige Zahnärzte ihr Fachgebiet erstaunlich geschmeidig in das Netzwerk der Energien, Ströme und geheimen Bindungen eingegliedert, die Anhänger fragwürdiger medizinischer Theorien gerne beschwören. Wenn geheime Bahnen den ganzen Körper durchziehen, warum sollten sie dann nicht auch an den Zähnen vorbeikommen? Manche Dentalmediziner erzählen also ihren Patienten, ihre Schneidezähne stünden in direkter Verbindung zur Niere und ein „Zahnstörfeld“ vorne im Gebiss bedrohe das Organ. Ein Weisheitszahn könne Auswirkungen auf das Herz haben. Eine ungewöhnliche Stellung des Eckzahns wiederum signalisiere, dass es um die Mütterlichkeit der Patientin nicht gut bestellt sei.

 

Susannchen braucht keine Globuli (INH): Noch mehr Unsinn… Heute: Schüßler-Salze

Ein weiteres Produkt, das sich in Apothekenauslagen einer gewissen Beliebtheit erfreut – und außerdem wohl auch bei der zahlenden Kundschaft: Die Schüßler-Salze. Was hat es nun damit auf sich und was sind -bis auf die fehlende Wirksamkeit- eigentlich die Parallelen zur Homöopathie?
Schüßler glaubte, dass ein pathogener Reiz die einzelnen Zellen so stark stimulieren würde, dass die Abwehrreaktion so energieintensiv wäre, dass die Zelle ihre Mineralstoffreserven aufbrauchen würde.

 

Die Erde ist keine Scheibe: Apothekenpflicht für Homöopathika – ein kleiner Debattenbeitrag

Verbraucherschutzpolitikerin Mechthild Heil (CDU), Homöopathika aus der Apothekenpflicht herauszunehmen. An Frau Heil erst einmal einen großen Dank für den Mut, endlich einmal an einem Zacken der Krone der Pseudomedizin zu rütteln!
Für den Autor dieser Zeilen ist natürlich völlig klar, dass Zucker nichts im Apothekenregal zu suchen hat. Wenn auf irgendwas das Bonmot von den „Apothekenpreisen“ zutrifft, dann auf den Verkauf von Homöopathika in den Offizin. Auf jeden Fall wäre eine Auszeichnungspflicht in deutscher Sprache und die Aufhebung des Apothekenvorbehaltes es ein Schritt in die richtige Richtung, nämlich dahin, der Homöopathie ihre gesetzlichen Privilegien zu nehmen, zu denen neben der Einstufung als besondere Therapierichtung, der Befreiung vom Wirksamkeitsnachweis und der Möglichkeit der Kassenerstattung auch die Apothekenpflicht gehört.

 

The Guardian: Why we fell for clean eating

Younger had sold more than 40,000 copies of her own $25, five-day “cleanse” programme – a formula for an all-raw, plant-based diet majoring on green juice.

But the “clean” diet that Younger was selling as the route to health was making its creator sick. Far from being super-healthy, she was suffering from a serious eating disorder: orthorexia, an obsession with consuming only foods that are pure and perfect. Younger’s raw vegan diet had caused her periods to stop and given her skin an orange tinge from all the sweet potato and carrots she consumed (the only carbohydrates she permitted herself). Eventually, she sought psychological help, and began to slowly widen the repertoire of foods she would allow herself to eat, starting with fish. She recognised that the problem was not her veganism, per se, but the particularly rigid and restrictive diet regime she had imposed on herself.

 

Medizin Transparent: MMS: das gefährliche „Wundermittel“

Mit überzogenen Heilsversprechen kranke Menschen zu ködern, um ihnen dann wirkungslosen Unsinn zu verkaufen, ist ziemlich böse. Wenn das angebliche Wundermittel dann auch noch Schaden anrichten kann, wird es gefährlich.
Um genau so ein gefährliches Produkt handelt es sich bei MMS. Mit dem „Miracle Mineral Supplement“ sollen laut Werbung angeblich Krankheiten von Schnupfen bis Malaria, von Krebs bis Autismus, von AIDS bis Hepatitis geheilt werden können.
Obwohl MMS nicht mehr verkauft werden darf und zahlreiche Stellen vor einer Verwendung dringend abraten, wird es weiterhin über das Internet vertrieben.

 

Fischblog (SciLogs): Wie Gentechnik am Menschen funktioniert

Es ist eine Premiere in der medizinischen Forschung, die Hoffnung macht und gleichzeitig Ängste schürt: zum ersten Mal gelang es Wissenschaftlern in den USA, einen krankheitsauslösenden Genfehler direkt nach Befruchtung menschlicher Eizellen vollständig zu reparieren. Die daraus entstandenen Embryonen sind genetisch nicht mehr von ihren gesunden Geschwisterzellen zu unterscheiden. Dieses spektakuläre Ergebnis veröffentlichte die Forschergruppe um Prof. Dr. Shoukhrat Mitalipov aus dem „Center for Embryonic Cell and Gene Therapy“ der Oregan Health & Science Universität letzte Woche in dem Fachmagazin „Nature“.

 

Respectful Insolence: Naturopathy: When fake doctors cosplay real doctors

Someone yesterday was not very happy with my attitude towards naturopaths, as evidenced in my post yesterday about the death of a young woman named Jade Erick due to intravenous infusion of curcumin by—you guessed it—a naturopath. Amusingly, that someone going by the ‘nym of JR said that he or she didn’t “like the tone of this article and it’s complete disregard for naturopaths.” Well, JR, you’re right. I do have a complete disregard for naturopaths because they are quacks who mix a small amount of good advice about diet and exercise with a whole lot of pure quackery (like homeopathy) and sell it to patients as being somehow “natural.”

 

idw: Expertengruppe schlägt umfassende Reform des Heilpraktikerberufs vor

Eine 17-köpfige Expertengruppe mit Prof. Dr. Bettina Schöne-Seifert (Universität Münster) an der Spitze hat Vorschläge erarbeitet, wie das Heilpraktikerwesen zum Nutzen der Patienten reformiert werden sollte. Der Appell der Experten richtet sich gegen die ihrer Einschätzung nach „unangemessene Ausbildung und die meist unhaltbaren Krankheitskonzepte“ der Heilpraktiker. Demnach sollte der Beruf entweder abgeschafft oder durch die Einführung spezialisierter „Fach-Heilpraktiker“ als Zusatzqualifikation für bestehende Gesundheitsfachberufe abgelöst werden.

 

Respectful Insolence: Alternative medicine: Deadly for cancer patients

Alternative medicine, by definition, consists of medicine that either has not been shown to work or has been shown not to work. To paraphrase an old adage yet again, medicine that has been shown to work with an acceptable risk-benefit ceases to be “alternative” and becomes simply “medicine.”
Unlike the case for many conditions commonly treated with alternative medicine, whether or not a treatment works against cancer is determined by its impact on the hardest of “hard” endpoints: Survival. A patient either survives his cancer or he does not. Even the “softer” endpoints used to assess the effectiveness of cancer treatments tend to be much harder than for most other diseases, such as progression-free survival (the cancer either progresses after treatment or it does not) or recurrence-free survival (a cancer either recurs after treatment eliminates it, or it doesn’t)

 

Brief an den Impf-Skeptiker: Du bist nicht alternativ oder modern, sondern dumm

Lieber Impf-Skeptiker,

Du bist gerade Mutter oder Vater geworden, lebst also in einer Zeit zwischen Glück und Erschöpfung. Oder Deine Kinder sind schon älter und Du kennst bereits das Auf und Ab zwischen dem normalen Alltags-Wahnsinn und dem Ausnahmezustand bei Schnupfen, Fieber und Bauchweh. Egal, ob Du Dich entscheiden musst, ein Baby zu impfen oder ein Kleinkind: Lasst Dich nicht verunsichern von notorischen Fortschrittsverweigerern. Impfschutz ist wichtig. Impfschutz ist richtig.

 

Die Erde ist keine Scheibe: Heilpraktikerdebatte: Über Wälder und ihr Echo

Wissen Sie, liebe Leserinnen und Leser, was man unter whataboutism versteht? Das ist der ebenso beliebte wie untaugliche Versuch, sich an einer argumentativen Auseinandersetzung vorbeizudrücken, indem man auf -angebliche oder tatsächliche- Unzulänglichkeiten der Gegenseite verweist. In der populären Formulierung nennt man diese Art der Frontlinienbefestigung auch die „Haltet den Dieb“-Strategie.

Ich kann mich nach vieler Lektüre des Eindrucks nicht erwehren, dass genau dies eine der Strategien ist, mit denen die Welt der Heilpraktiker versucht, Boden gut zu machen. Vergeblich – im Grunde erzeugt sie damit nur verbrannte Erde auf dem eigenen Terrain.

 

aerzteblatt.de: Psyche und Krebs: Viele glauben an Zusammenhang

Heidelberg – Trotz mangelnder wissenschaftlicher Belege glauben viele Menschen, dass psychische Belastungen Auslöser für Krebs sein können. In einer heute veröffent­lichten Umfrage des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ) in Heidelberg zeigten sich 61 Prozent überzeugt, dass seelische Probleme und Stress Krebs verursachen.

Dass psychische Belastungen eine maßgebliche Rolle bei der Krebsentstehung spielen, konnte bislang wissenschaftlich allerdings nicht überzeugend bestätigt werden. Nur wenn Stress und andere Belastungen dazu führen, dass Menschen vermehrt rauchen, Alkohol trinken und sich ungesund ernähren, besteht nachgewiesenermaßen ein erhöhtes Risiko. Krebsforscher gehen zudem davon aus, dass bei der Entstehung von Krebs in der Regel viele verschiedene Faktoren zusammenspielen.

 


 

Gesellschaft, Politik, Religion

 

GWUP-Blog: Geoengineering und Chemtrails: Interview mit Jörg Lorenz

Die Chemtrail-Verschwörungstheorie hat sich fest etabliert und zählt viele Gefolgsleute. Das lockt Verschwörungsgurus anderer Richtungen an, die Anhänger abschöpfen oder schlicht Geld verdienen wollen.

Vereinfacht könnte man sagen: Chemtrail-Gläubige sind angstgetrieben – und andere verkaufen ihnen die Mittel dagegen.

Die „Reichsbürger“ zum Beispiel wildern im Revier der Chemmies. Sie sind damit erfolgreich, weil sie neue Staatskreationen versprechen, etwa ein „echtes Deutschland“, in denen Schluss gemacht werde mit Chemtrails und Geoingeneering. Oder die Wundermittelanbieter von der MMS-Fraktion.

 

T-Online: Wo Deutschlands Impfgegner wohnen

In den bayerischen Landkreisen Garmisch-Partenkirchen, Bad Tölz und Rosenheim bekommen demnach nur 36 bis 42 Prozent der Kinder die nötigen beiden Impfungen gegen Masern im empfohlenen Zeitraum. Auch in zwei Landkreisen von Baden-Württemberg, in Ravensburg und Freiburg, liegen die Quoten deutlich unter dem Bundesdurchschnitt. Ein ähnliches Bild ergibt sich für die Meningokokken-Impfung. Es hat sich gezeigt, dass die Impfmüdigkeit dieser beiden Schutzimpfungen zusammenhängt: Diejenigen, die eine Masernimpfung ablehnen, entscheiden sich auch gegen die Meningokokkenimpfung.

 

Tagesspiegel: NDR-Journalist fälschlich für „Reichsbürger“ gehalten

Die Panne ist den Sicherheitsbehörden peinlich. Bei Beginn des G20-Gipfels in Hamburg entzog die Polizei einem Journalisten des Norddeutschen Rundfunks die Akkreditierung für das Treffen der Staats- und Regierungschefs, weil der Mann fälschlich für einen „Reichsbürger“ gehalten wurde. Diesen Freitag erfuhr der Tagesspiegel in Sicherheitskreisen, es habe sich um eine Verwechslung gehandelt. Es werde „selbstverständlich eine Entschuldigung gegenüber dem Betroffenen geben“.

 

c’t (Heise Online): Das Lügen-Biotop, Wie Fake News entstehen und warum sie eine Gefahr darstellen

So lange Menschen zusammenleben, belügen sie sich. Und schon immer dienten Desinformation und Propaganda dazu, politische Ränkespiele zu beeinflussen. Warum also die aktuelle Aufregung um Fake News? Weil soziale Medien für ein stetig wachsendes Bombardement aus Unwahrheiten wie ein Verstärker wirken.
Hitlers geheime Tagebücher, irakische Massenvernichtungswaffen, die Klimawandel-Lüge – das Erfinden und das Verdrehen von Nachrichten ist nichts Neues. Dieser Artikel soll erklären, warum Fake News zu einem großen Problem geworden sind und wer davon profitiert. Claire Wardle von der Faktenchecker-Organisation First Draft hat eine Klassifizierung in sieben Typen von Fake News vorgenommen.

 

Süddeutsche Zeitung: Dem Sekten-Guru verfallen

Sie ist eine erfolgreiche Drehbuchautorin – und viele Jahre heimlich Sekten-Mitglied. Ariela Bogenberger erzählt in „Aussteigen“ von der Kirschblütengemeinschaft und was die ihr alles genommen hat.
Ganz am Ende des Films dreht sich das Gespräch zum ersten Mal, wird die Befragte plötzlich zur Fragestellerin. Die Frau, die gerade über Stunden die dunkelsten Momente ihres Lebens offengelegt hat, fragt die Regisseurin hinter der Kamera: „Was mich interessiert: Warum? Was ist das, was dich an diesem Thema anzieht oder anspricht?“ Und eine Stimme antwortet aus dem Off: „Das bist vor allen Dingen du.“

 

Berliner Morgenpost: Wie die Mär von Bussen voller Afrikaner am Brenner entstand

Die Resonanz hat die „Nachrichtenseite“ zum Absturz gebracht. „Afrikaner werden in Bussen klammheimlich nach Deutschland verbracht“ meldete die Seite Newsblitz am Dienstag. Es ist die neue Variante einer erfundenen Geschichte aus dem vergangenen Jahr. Da waren es heimliche Flugzeuge aus der Türkei, nun sollen es Busse am Brenner sein. Eine Suche nach Spuren und Erklärungen für solche Falschmeldungen und ihre Zutaten.

 

Frankfurter Rundschau: Die Leistung der kulturellen Evolution

Vor vielleicht 100 000 Jahren ist die Kunst entstanden, vor 40 000 Jahren war das Genre der Höhlenmalerei zu einer erstaunlichen Blüte entwickelt, vor etwa 10 000 Jahren lernte Homo Sapiens, Milch zu verdauen. Das war in der Evolution des Menschen wohl der letzte wirklich revolutionäre Sprung. Wie konnte es geschehen, dass diese Säugetiergattung sich seither zum Herrscher des Planeten aufgeschwungen hat? Oder ist das eine Selbsttäuschung? Sind wir als selbst ernannte Krone der Schöpfung wirklich erfolgreicher als die Saurier vor 60 Millionen Jahren oder, sagen wir, die Ameisen heute? Und: Ist unsere Evolution zu Ende oder halten Wandel und Auslese an?

 

Welt: Die Erde ist eine Scheibe, und der Rand wird schwer bewacht

Die Erde ist keine Scheibe. Sie ist rund, ein Planet. Sie dreht sich um die eigene Achse und bewegt sich auf einer elliptischen Bahn um die Sonne. Kinder lernen das schon früh in der Schule. Dass die Erde eine kugelförmige Gestalt haben muss, war bereits in der Antike die herrschende Gelehrtenmeinung. Seit 300 vor Christus zweifelte unter den Gebildeten niemand daran. Und es ist eine Legende, dass die Christen im Mittelalter an eine Erdscheibe geglaubt haben.
Doch in Zeiten, in denen ein US-Präsident wissenschaftliche Erkenntnisse infrage stellt und den Klimawandel als „Fake News“ bezeichnet, hat nun eine Gruppe besonders großen Zulauf, die diese Tatsache offenbar ernsthaft infrage stellt. Die „Flat Earther“ vertreten die Meinung, die Erde sei flach wie eine Scheibe und berufen sich dabei auf eine Theorie des britischen Autoren Samuel Rowbotham

 

Süddeutsche Zeitung: Glaube und Evolution, passt das zusammen?

Unter Naturwissenschaftlern gibt es kaum etwas, das weniger umstritten wäre als die Evolutionstheorie. Seit Charles Darwin sie im 19. Jahrhundert vorgestellt hat, haben Forscher aus den verschiedensten Fachgebieten die Mechanismen der Entstehung der Arten immer weiter aufgedeckt.
Noch sind nicht alle Fragen beantwortet, vieles ist noch unverstanden. Aber nach und nach fügen sich die wachsenden Erkenntnisse der Biologen in diese Theorie ein. Wer etwas entdecken würde, das sie widerlegt, wäre ein sicherer Kandidat für den Nobelpreis.
Und doch lehnen sehr viele Menschen die Evolutionstheorie ab. Es sind jene Gläubigen, die überzeugt davon sind, dass die Erde und das Leben, so wie es derzeit existiert, von Gott geschaffen wurden. Andere zeigen sich aufgeschlossener, halten jedoch an dem Glauben fest, dass Gott zumindest lenkend eingegriffen hat, damit schließlich der Mensch entstand.

 

Deutschlandfunk Kultur: Die Lüge ist Anti-Aufklärung“

Wer lügt, setzt Indizien der Glaubwürdigkeit strategisch ein. Das meint die Philosophin Bettina Stangneth. Wer sich bewusst als unglaubwürdig verkaufe, könne sogar die Wahrheit als Lüge präsentieren, sagte sie im Deutschlandfunk Kultur. Das sei etwa wichtigen Funktionären des Nationalsozialismus gelungen. Wer hingegen als glaubwürdig gelesen werde, dem würde man auch eine manipulative Darstellung der Wirklichkeit abnehmen. Die Lüge sei deshalb nur in ihrer dialogischen Struktur richtig zu verstehen, so Stangneth.

 

Humanistischer Pressedienst: Dawkins, die Linke und die Islamkritik

Weil der Evolutionsbiologe und Religionskritiker Richard Dawkins den Islam mit deutlichen Worten kritisierte, sagte ein Radiosender in Kalifornien eine Veranstaltung mit ihm ab. Eine falsche Entscheidung, die eine problematische Entwicklung innerhalb der Linken aufzeigt, findet hpd-Redakteurin Daniela Wakonigg.
In der Tat, nicht nur in Amerika, sondern auch hierzulande gibt es mittlerweile ein Zerwürfnis zwischen einflussreichen Kreisen im linken Spektrum und den Säkularen. Doch der Grund für dieses Zerwürfnis sind nicht die Säkularen, es sind jene Linken, die nicht mehr zu wissen scheinen, wo links eigentlich ist.

 

Chiemgau Gemseneier: Ganzheitlichkeit

Wer mit „Ganzheitlichkeit“ argumentiert, ist immer unseriös!
Er verspricht damit etwas, was er grundsätzlich nicht halten kann. Was grundsätzlich ja nicht haltbar ist! Um es mal allgemein verständlich auszudrücken: In dem Moment, wo der Mensch neben Dir auf diese pauschale Ebene ausweicht, kann man sich sicher sein, dass das Anschließende keinen Wert mehr hat! Man weiß, dass ab da eigentlich nur noch Scheiße gelabert wird.

 

RP Online: Bericht über Ausmaß des Klimawandels düpiert Trump

Der US-Präsident leugnet den menschengemachten Klimawandel. Doch jetzt zeigt ein Bericht: Die USA sind von den Folgen des Klimawandels selbst stark betroffen. Das Weiße Haus muss diesen nun freigeben.
Ein umfangreicher Regierungsbericht widerspricht dem Weißen Haus und US-Präsident Donald Trump in fundamentaler Weise hinsichtlich des menschlichen Beitrags zum Klimawandel. Nach Angaben der „New York Times“, der der Report vertraulich zugespielt wurde, ist zumindest ein Teil der verantwortlichen Wissenschaftler in großer Sorge, dass Trump die Veröffentlichung blockieren wird.

 

mdr.de: Weitere Haftstrafe für Peter Fitzek

Der Wittenberger Peter Fitzek ist am Dessauer Landgericht zu einer weiteren Haftstrafe verurteilt worden. Wegen mehrerer Vergehen soll der selbst ernannte „König von Deutschland“ zweieinhalb Jahre im Gefängnis verbringen. Die Richterin sah es am Donnerstagabend als erwiesen an, dass der 51-Jährige illegale Geschäfte mit einer Art eigener Krankenkasse gemacht hat, der „neudeutschen Gesundheitskasse“.

 

Spektrum.de: 8 Fakten zu Verschwörungstheorien

Verschwörungstheorien scheinen auf dem Vormarsch. Überall im Netz trifft man auf „alternative Erklärungen“, die böse Mächte und geheime Bünde für Ereignisse wie den 11. September, das Fehlen einer Heilmethode für Krebs oder die Flüchtlingskrise verantwortlich machen. Ob Wissenschaft, Politik oder Finanzwelt – zu fast jedem Vorgang, der nicht ganz leicht zu verstehen ist, findet man eine Verschwörungstheorie. Doch wie ist dieses Phänomen überhaupt entstanden? Glauben wirklich immer mehr Menschen an Verschwörungstheorien? Und wie geht man am besten damit um, wenn einen die eigene Mutter oder ein Arbeitskollege mit Chemtrails, der Flat-Earth-Theorie oder den Bilderbergern konfrontiert?

 

NeuroLogica Blog: Alex Jones – Snake Oil Salesman

If Alex Jones lived 150 years ago he would have traveled around with a horse-drawn wagon selling his patent medicine with a medicine show featuring amazing stories about hacking his way through the jungle to find cures and sitting down with Indian medicine-men to learn their secrets.
Today he has his own TV show where he tells amazing stories of conspiracies in order to sell dubious supplements.

 

Deutschlandfunk: Fernöstliche Spiritualität – Buddhistische Populisten

Ende Juli treffen sich tausende Diamantwegbuddhisten im Allgäu. Ihr Meister, Ole Nydahl, verspricht Erleuchtung, auch ohne gründliches Textstudium. Das westliche Publikum schaut auch bei anderen Gurus nicht kritisch hin. Rechtsradikale Gedanken werden weggelächelt, Machtmissbrauch wird toleriert.

 

Deutschlandfunk Kultur: Eine Welt voller Aberglauben

Aberglaube und Esoterik seien vor allem ein Riesengeschäft, sagt der Mediziner Theodor Much, der zahlreiche kritische Sachbücher zum Umgang mit diesem Phänomen verfasst hat. Auch an die Wunschkraft von Sternschnuppen glaubt er nicht.
Der jährlich wiederkehrende Sternschnuppenschwarm der Perseiden ist ein Höhepunkt des astronomischen Jahres. Diesmal jedoch werden wohl deutlich weniger Augustmeteore am nächtlichen Firmament zu sehen sein als in anderen Jahren: Wenn die Perseiden in der Nacht von Samstag auf Sonntag ihr Maximum erreichen, dürfte die Helligkeit des Mondes die Beobachtung empfindlich stören – außerdem könnten zahlreiche Wolken den Blick in den Himmel versperren. Der Glaube an Sternschnuppen ist dem Mediziner und Sachbuchautor Theodor Much, ebenso suspekt wie Esoterik und Homöopathie.

 

TED Talk: James Randis leidenschaftliche Demontage des Betrugs mit Übersinnlichem

Der legendäre Skeptiker James Randi nimmt eine tödliche Dosis homöopatischer Schlaftabletten auf der Bühne und tritt damit eine glühende 18-minütige Anklage irrationalen Glaubens los. Er fordert die Hellseher auf der ganzen Welt heraus: Beweisen Sie, dass, was Sie tun, echt ist, und ich gebe Ihnen eine Million Dollar. (Noch hat niemand angenommen).

 

Spektrum: Wie stehen die Parteien zur Wissenschaft?

Mehrere naturwissenschaftliche Fachgesellschaften haben sich zusammengetan und die Parteien in Deutschland rund einen Monat vor der Bundestagswahl zu ihren wissenschaftspolitischen Einstellungen befragt. Dazu legten sie CDU, SPD und Co einen Fragebogen vor, der unter anderem auf die Themen Bildung, Gleichberechtigung, Klimaschutz und Energiewende eingeht: Wie wollen die Parteien die Chancengleichheit von Mann und Frau angehen? Sollen Umwelt- und Klimaschutz noch weiter ausgebaut werden? Und wie wollen sie sicherstellen, dass wissenschaftliche Fakten in ausreichendem Maß bei politischen Entscheidungen berücksichtigt werden?

 

Hessenschau: Streit in Marburg über vermeintliche Homo-„Heiler“

Eine „Kindererlebniswelt“ und einen Gebetsraum will der „Christus-Treff“ am Marburger Bahnhof errichten. Mitten in den Planungen ist in der Stadtpolitik ein Streit darüber entbrannt, ob diese evangelikale Gemeinde schwulenfeindlich ist. Hinweise darauf gibt es.

 

MDR: Finanzaufsicht warnt vor Reichsbürger-Krankenkasse

Die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin) hat vor einer offensichtlich zur Reichsbürgerbewegung gehörenden ominösen Gesundheitskasse mit Hauptsitz in Dresden gewarnt. Die Deutsche Gesundheitskasse Degeka stehe im Verdacht, unerlaubte Versicherungsgeschäfte zu betreiben, heißt es in einer Mitteilung der Bundesanstalt. „Das Unternehmen verfügt nicht über eine Erlaubnis zum Betreiben von Versicherungsgeschäften“, warnt die Bafin.

 

Ze.tt: Wie ich im Hostel-Urlaub einem rechten Verschwörungstheoretiker begegnete

In einer Kleinstadt an der Algarve hatte ich am wenigsten mit einem Verschwörungstheoretiker gerechnet. Gerade hatte sich der Regen verzogen, die Sonne schien auf den idyllischen Kirchplatz in der Altstadt. Als Grüppchen von Fremden schlenderten wir durch die Gassen. Ich mag diese spontanen Cliquen, die sich im Hostel zusammenfinden. Alle sind entweder im Urlaub, machen eine Auszeit oder finden sich selbst. Niemand hat große Lust darüber zu reden, wo sie herkommen, was sie machen und wo sie hingehen. Man kann im Moment sein. Und da man sich ohnehin nie wieder sieht, gerät man auch nicht aneinander.
Es sei denn, einer kommt mit der jüdischen Weltverschwörung um die Ecke.

 

Zeit Online: Die Macht der Verschwörung

Die Erde ist flach, die 9/11-Anschläge waren von den USA inszeniert, das Aids-Virus wurde nie entdeckt: Warum wir dazu geboren sind, Unsinn zu glauben.

Die Erde ist flach. Bevor Sie diese Idee als Ansicht armer Irrer abtun, öffnen Sie sich einen Moment lang für folgende Beobachtungen: Es gibt keine Satellitenfotos, die die Antarktis als gesamten Kontinent zeigen. Also muss sie die Erde ringsherum umgeben. Es gibt Kugelerde-Bilder der Nasa – die aber sind fingiert, wie sich mit Photoshop prüfen lässt. Kein einziges wissenschaftliches Experiment konnte bis heute die Kugelform der Erde belegen. Die Gravitation zum Beispiel ist nach wie vor ohne jeden Beweis. Und doch handelt es sich um eine Verschwörungstheorie. Eine von vielen.

 

Mimikama: 3 Dinge, auf die du achten musst, wenn du Leute überzeugen willst, die Fake News glauben

Nicht nur hier bei Mimikama klären wir seit Jahren Fake News, Betrügereien, Lügen und urbane Legenden auf, weltweit machen sich Menschen unermüdlich daran, Fakten herauszufinden und diese gegen die Flut an Desinformationen zu stellen. Was wir uns dabei natürlich alle fragen: Bringt das was? Macht unsere Arbeit einen Unterschied?

Einer neuen Studie zu Folge leider nicht: Die Beiträge werden fast ausschließlich von unserer eigenen „Filterblase“ gelesen – Also allen denjenigen, die die Mythen sowieso nicht glauben. Und die wenigen, die wir aufklären wollen und die unsere Artikel lesen, scheinen nicht überzeugt zu werden, im Gegenteil, der Glaube an den Fake verstärkt sich.

 

Deutschlandfunk Kultur: Reichsbürgerbewegung und Esoterik – „Das Milieu schürt Heilserwartungen“

Auf den ersten Blick scheint es nicht zusammenzupassen: da die teils militanten Reichsbürger, dort die spirituell ausgerichteten Esoteriker. Doch es gibt konkrete Verbindungen, sagt Politikwissenschaftler Michael Hüllen. Ein Beispiel: Verschwörungstheorien.

 


 

Podcast

 

Nachgefragt Podcast: NGF005-Special: Gespräch mit Tommy Krappweis

Für die fünfte Folge hatte ich Gelegenheit ein Interview mit Tommy Krappweis führen zu dürfen. Mit dem Erfinder von Bernd das Brot spreche ich über sein Engagement in Sachen kritisches Denken und was er über Religion, Bildung und Politik denkt. Wie erreicht man Verschwörungstheoretiker und was kann man tun um sich in diesem Bereich zu engagieren? Natürlich sprechen wir dabei auch über seinen äußerst erfolgreich Dunning-Kruger-Blues und wie die Menschen auf den Song regieren.

 

ScienceBlogs Podcast: Gierige Krebse und Gedanken zum Klimawandel

Bei Meertext ist die Geschichte des Australiers Sam, der einer Mini-Krebs-Attacke am Strand zum Opfer fiel, erzählt und wir erfahren etwas mehr über die Verwandten unserer Bachflohkrebse. An der Nordsee sollten wir aber vor ihnen sicher sein.
Oliver Gabath hat bei Quovadis einige sehr interessante Gedanken zum Klimawandel niedergeschrieben. Ein Aspekt dabei: “Ein Problem mit dem Klimawandel ist, dass seine wirksame Eindämmung drastisch die Chance vieler Menschen in Schwellenländern auf ein besseres Leben senkt.

 

Psychcast: PC049 Die Gefühlssendung: Schuld, Stolz, Angst, Scham, Freude

Im ersten PsychCast nach der kleinen Sommerpause geht es um verschiedene Gefühle, die wir für Euch einmal gründlich sezieren. Wir philosophieren über zu Unrecht vernachlässigte Gefühle und die wichtigen Funktionen derselben.
Da die Sendung schon eine Weile voraufgezeichnet ist, können wir auf aktuelle Fragen und Rückmeldungen nicht eingehen. Ihr könnt aber noch für die BETTER CALL PsychCast Folge alle Fragen über die Psyche einreichen, die Euch interessieren (die angesprochene Sex-Folge ist bereits erschienen).

 


 

Psiram

 

Aus dem Blog-Archiv (09, 2016): Vortrefflichkeit und Notwendigkeit der Heilpraktiker – ein Gedankenexperiment

In einem Gedankenexperiment wird gedanklich eine Situation konstruiert, die real so nicht oder nur sehr schwer herzustellen ist. Sodann malt man sich im Geiste aus, welche Folgen sich aus dieser Situation ergeben, wenn man die Theorie auf die Situation anwendet. Gedankenexperimente haben dabei geholfen, das Wissen der Menschheit enorm zu erweitern – etwa bei Albert Einstein, dessen seine Relativitätstheorien sich ursprünglich auf die simpelsten gedanklichen Szenarien gründeten, bevor auch nur der Rechenstift eine einzige Formel aufs Papier brachte. Ein mächtiges Werkzeug der Erkenntnis also. Vielleicht hilft es uns ja auch bei grundsätzlichen Fragen des Gesundheitswesens – wir wollen einmal sehen.

 

Neu im Psiram-Wiki:

 

Der Doktorant: Scheinargumente und Fehlschlüsse

https://derdoktorant.wordpress.com/

Direktlink: https://www.youtube.com/watch?v=TpZLF0T1MRI

Verzweifelt gesucht: Argumente pro Heilpraktiker

$
0
0

Ende August veröffentlichte eine Gruppe von Wissenschaftlern, Medizinern und Journalisten das „Münsteraner Memorandum Heilpraktiker“ mit dem Ziel, die Politik zum Umdenken bei der Heilpraktiker-Zulassung zu bewegen (wir berichteten). Seitdem wird darüber viel diskutiert, gestritten, polemisiert, nicht selten mit heftigen persönlichen Angriffen.

Was ist da passiert? Ein kurzer Rückblick:

Zunächst wird im Memorandum der Status Quo des Heilpraktikergesetzes von 1939 erläutert:

Durch die staatliche Anerkennung von Heilpraktikern als „Heilkunde” Ausübende und durch die gesetzlich fixierte Berufsbezeichnung „Heilpraktiker” (vgl. Heilpraktikergesetz §1) wird Patienten suggeriert, es handle sich um staatlich geprüfte Heiler, die im Grunde äquivalent zu Ärzten ausgebildet seien und deren Kenntnisse sich zudem – anders als die vieler Ärzte – nicht auf ein oder zwei Fachgebiete beschränkten. Dies wäre jedoch ein klarer Fehlschluss: Medizinstudenten durchlaufen ein der Wissenschaftlichkeit verpflichtetes Studium, an dessen Ende eine staatliche Prüfung steht. Heilpraktiker haben demgegenüber nur eine einzige Prüfung zu bestehen, in der sie nachweisen müssen, dass sie sich bestimmter Grenzen ihres Kompetenzbereichs bewusst sind, etwa bei der Behandlung von Infektionskrankheiten. Darüber hinaus gibt es keine staatlich regulierte Ausbildung.

Weiterhin enthält das Memorandum eine kurze Beschreibung der Arzt-Ausbildung und stellt dieser die Voraussetzungen für den Erwerb der Heilpraktiker-Zulassung gegenüber.

Im weiteren Verlauf werden Bedenken geäußert, welche die Wahrnehmung und Stellung des Heilpraktikerwesens im Gesundheitssystem betreffen:

Gerade wegen der in Deutschland in nahezu allen Bereichen üblichen und erwartbar hohen Qualitätsstandards gehen Menschen hierzulande davon aus, dass solche Standards alle wichtigen Lebensbereiche regulieren – also auch die Gesundheitsversorgung durch Heilpraktiker. Umso größer ist die Gefährdung durch das unkontrollierte Feld des Heilpraktikerwesens.

Als Fazit werden zwei Lösungsvorschläge angeboten, um eine möglichst sichere Versorgung mit gesundheitsbezogenen Dienstleistungen zu erreichen: Einerseits die Streichung des Heilpraktiker-Berufes, alternativ eine Regulierung der Ausbildung und der Tätigkeitsbereiche, die den strengen Anforderungen in anderen Gesundheitsberufen entspricht.

Dass dieses Memorandum von vielen Heilpraktikern als persönlicher Angriff gewertet wird, ist nachvollziehbar, geht es doch in vielen Fällen um die Existenz, um den Verlust der Früchte jahrelanger harter Arbeit und nicht zuletzt um die Reputation als „so etwas ähnliches wie Arzt“.

Tatsächlich handelt es sich beim Münsteraner Memorandum um den Beginn eines Diskurses in Form einer Argumentation. Dies geschieht in mehreren Schritten:

  1. Einführung: Beschreibung der aktuellen Situation, Motivation des Memorandums
  2. Hintergründe: Gegenüberstellung Arzt – Heilpraktiker, Ausbildung, Tätigkeiten
  3. Bewertung: Analyse der Schadenspotentiale bei Anwendung von alternativmedizinischen Konzepten in Gesundheitsberufen, sowohl bei Heilpraktikern als auch bei Ärzten, Auswirkungen im Gesundheitssystem.
  4. Lösungswege: Vorschläge zur Verbesserung der akademischen Medizin, Sicherung von Ausbildungsstandards, notwendige Qualifikationen und daraus resultierende Befugnisse, abschließend zwei Vorschläge als Forderung an die Gesundheitspolitik: Qualifizierung der Heilpraktiker oder vollständige Abschaffung dieses Berufes.
  5. Zusammenfassung und Appell in Form von Empfehlungen für die Gesundheitspolitik

An keiner Stelle steht dort: „Wir halten alle Heilpraktiker für Stümper und Kurpfuscher, die uns die Patienten wegnehmen.“ Betrachtet man die Erwiderungen aus Heilpraktiker-Kreisen auf das Münsteraner Memorandum, scheint aber genau diese Botschaft, und nur diese, angekommen zu sein.

Ein politischer oder gesellschaftlicher Diskurs besteht aus dem Austausch von Argumenten, aus Rede und Gegenrede und im Idealfall aus einer gemeinsam erarbeiteten Lösung, die insgesamt für alle Beteiligten mehr Vor- als Nachteile bringt. Damit ist das Münsteraner Memorandum auch eine Aufforderung an die Heilpraktiker: „Hier sind unsere Argumente. Bitte zeigt uns Eure!“

Das Memorandum weist auf ein Problem hin, das mindestens seit 1939 besteht, analysiert selbiges und schlägt Lösungen vor. Die Betroffenen, also die Heilpraktiker, haben jetzt die Möglichkeit, ihre Gegenposition darzulegen, mithin also zu erläutern, warum ihr Beruf weder abgeschafft noch reformiert gehört oder welchen Kompromiss sie sich stattdessen vorstellen.

Das Muster für diese Gegenrede könnte folgendermaßen aussehen:

  • Heilpraktiker sind unverzichtbar im Gesundheitssystem weil …
  • Die derzeitige Ausbildungspraxis ist ausreichend, denn …
  • Eine Abschaffung dieses Berufs hätte für die Allgemeinheit folgende Nachteile: …
  • Die bestehenden Probleme können wir mit folgenden Maßnahmen beheben: …
  • Ein Nebeneinander zweier unterschiedlicher Gesundheitssysteme hat folgende Vorteile für die Patienten: …

Gefragt ist also eine Argumentation, die plausibel ist, auf Tatsachen beruht und in der Sache zu einem Ergebnis führt oder eine Position beschreibt.

Als Leitfaden kann hier der Fünfsatz der Argumentation nach Hellmuth Geißner dienen:

  1. Anlass der Rede (Einleitung)
  2. Eigene Meinung zum Thema (Kerngedanken nennen)
  3. Begründung der eigenen Meinung (Beispiele, Vorschläge)
  4. Fazit, Konsequenz, Schlussfolgerungen (Lösungsvorschlag)
  5. Aufforderung zum Handeln (Appell, bezogen auf die Eingangssituation)

Schauen wir uns auszugsweise an, was stattdessen bisher an Erwiderungen aufgetaucht ist:

Der Präsident des Fachverbands Deutscher Heilpraktiker, Christian Wilms, vermutet in der Süddeutschen Zeitung, „es scheine in dem Memorandum ausschließlich darum zu gehen, unliebsame Konkurrenz loszuwerden und die erfolgreiche Arbeit der Kollegenschaft zu diskreditieren“.

Ein sachliches oder nachvollziehbares Argument findet sich hier nicht. Stattdessen sieht Herr Wilms eine Verschwörung der Ärzteschaft, die ausschließlich der eigenen Bereicherung dient.

Dr. Jörg Berchem, der seinen „offenen Brief“ mit „Heilpraktiker und freiberuflicher Leiter des Fortbildungsprogramms beim Berufs- und Fachverband Freie Heilpraktiker e.V. unterzeichnet und selbigen in mehreren Kommentarspalten veröffentlicht, reagiert mit einem erdoganesken Textschwall und erkennbar aufgebrachten Fragen:

„Wer hat Ihnen eigentlich ein Mandat erteilt? Wer hat Sie überhaupt zu Ihrer Meinung gefragt? Was qualifiziert Sie eigentlich überhaupt, zu diesem Thema Stellung zu beziehen? Wer gibt Ihnen das Recht, über das Schicksal eines anderen Berufes entscheiden zu wollen?“

und weiter:

„Worin sehen Sie eigentlich den von Ihnen implizierten Handlungsbedarf begründet außer in Ihren eigenen Vorurteilen?“

Andreas Schlecht, Leiter der Deutschen Heilpraktikerschule Konstanz, kommentiert ebenfalls sehr umfangreich, hat aber inhaltlich noch weniger zu bieten als Herr Berchem:

Cui bono? Wem hilft es? Oder wovon soll hier abgelenkt werden? Etwa von den zunehmenden ärztlichen Kunstfehlern? Trägt die mangelhafte Ausbildung der Mediziner in den letzten Jahren langsam Früchte? Früchte in Form von zahllosen Todesfällen hervorgerufen durch pharmazeutische Polypragmasie? Von Biochemie und Pharmazie versteht der heutige Arzt nicht viel. Muss er auch nicht, der Parmareferent [sic!] kommt ja alle zwei Wochen!

Schlechts rhetorische Stilmittel beschränken sich auf „Whataboutism“ (Ärzte machen auch Fehler), Anschuldigungen (ärztliche Behandlung schadet mehr als sie nutzt) und Unterstellungen (Ärzte und Pharmaindustrie fürchten um ihre Pfründe).

Seine Empfehlung lautet allen Ernstes:

„Sollte man vor diesem deskriptiven Hintergrund überhaupt noch zum Arzt gehen? Ehrlich gesagt, liegt die größte Chance der Patienten ein hohes und reifes Alter zu erreichen darin Ärzte und Krankenhäuser zu meiden und sich über Ernährung, pflanzliche und orthomolekulare Formen der natürlichen Medizin schlau zu machen. Ein Umstand den leider viele Patienten immer noch nicht verstehen ist; fast alle Medikamente sind giftig und nur konzipiert Symptome zu behandeln und nicht um irgend eine Krankheit zu heilen.“

Leider hat auch der Bund Deutscher Heilpraktiker e.V. keine überzeugenden Gegenargumente im Angebot. Auf dem Verbandsportal lässt sich BDH-Präsident Ulrich Sümper folgendermaßen zitieren:

„Wir wehren uns gegen diese einseitige Meinungsäußerung sogenannter Experten. Hier werden persönliche Ansichten als neutrale Wahrheiten verkauft. Wir sind erschüttert über die undifferenzierte Darstellung unseres Berufsstandes zu Lasten der Heilpraktiker und ihrer Patienten“.

Gleich zu Beginn der Replik wird versucht, die Verfasser des Münsteraner Memorandums zu diskreditieren, noch bevor auf deren Stellungnahme inhaltlich eingegangen wird.

Auch von den vielen anderen Heilpraktikerverbänden sowie dem Dachverband Deutscher Heilpraktikerverbände ist bisher keine sachliche, nachvollziehbare Gegenrede erschienen. Warum nicht? Es muss doch möglich sein, in klaren Worten darzulegen, warum es keine gute Idee ist, den Beruf des Heilpraktikers abschaffen zu wollen. Oder liegt genau hier das Problem? Gibt es einfach keine guten Argumente? Sind emotionale Reaktionen, Diskreditierungen und Beleidigungen die einzigen rhetorischen Stilmittel, die dem Heilpraktiker-Gewerbe zur Verfügung stehen?

Liebe Heilpraktiker, bitte versucht es doch wenigstens. Überzeugt uns, dass Ihr gebraucht werdet. Oder lasst es. Das ist auch in Ordnung.

 

Münsteraner Kreis: Münsteraner Memorandum Heilpraktiker

BMJV: Gesetz über die berufsmäßige Ausübung der Heilkunde ohne Bestallung (Heilpraktikergesetz)

GWUP-Blog: Abschaffen oder reformieren: GWUP unterstützt Appell zur umfassenden Neuregelung des Heilpraktikerwesens

idw-online: Expertengruppe schlägt umfassende Reform des Heilpraktikerberufs vor

Spiegel Online: Heilpraktiker in der Kritik „Den gegenwärtigen Irrsinn nicht länger hinnehmen“

Die Erde ist keine Scheibe: Heilpraktikerdebatte: Über Wälder und ihr Echo

Die Erde ist keine Scheibe: Von Freiheit und Wahrheit – noch einmal zur Heilpraktikerdiskussion

Gesundheits-Check: Heilpraktiker Psychotherapie – abschaffen oder aufwerten?

GWUP-Blog: „Ekelhafte Lobbyistenaktivität“: Münsteraner Kreis zu den Heilpraktiker-Vorwürfen

hpd: Wenn der „Reinkarnationstherapeut“ gegen Aufklärung wettert

Edzard Ernst: The German ‘Heilpraktiker’ is a dangerous and anachronistic nonsense

 

Psirama – Der Psiram-Wochenrückblick (KW36, 2017)

$
0
0

psirama_banner_007_auge_loewe_einhorn

Das „Münsteraner Memorandum“ zur Reformierung des Heilpraktiker-Gesetzes ist nun schon seit drei Wochen öffentlich und wir warten weiterhin gespannt auf das erste inhaltlich begründete Gegenargument. Zeit Online hat derweil einige typische Reaktionen gesammelt und wir haben eine kleine Argumentationshilfe bereitgestellt. Bei Spektrum findet sich eine Analyse der Homöopathie, die keine Wünsche offen lässt. Außerdem wurde diese Woche über Pseudowissenschaft, Extremismus, Magisches Denken und vieles mehr diskutiert. Unsere kleine Linksammlung soll wie immer die Artikel-Auswahl erleichtern und zum Weiterdenken anregen.

 


 

Gesundheit und Medizin

 

Die Erde ist keine Scheibe: Wie kann man nur gegen Alternativmedizin sein?

Wir dürfen einer Wissenschaft, die kleinste Details von Zellfunktionen erklären und krankheitsauslösende Effekte auf molekularer Ebene beschreiben kann, aber durchaus zutrauen, ein Urteil über die Wirksamkeit oder Nichtwirksamkeit einer bestimmten Methode oder eines bestimmten Mittels abzugeben. Tun wir das nicht, laufen wir blind in eine Beliebigkeitsfalle, verfallen wir in einen irrationalen Angstglauben, der uns alle lähmen und uns statt nach vorn wieder zurück in die Vergangenheit führen würde. Und zwar nicht nur in der Medizin.

 

DocCheck News: Heilpraktikerdebatte: Getroffene Hunde bellen

Der Blätterwald, auch der virtuelle, rauscht gewaltig. Da hat der „Münsteraner Kreis“, eine interdisziplinäre Expertengruppe, es doch tatsächlich gewagt, zu artikulieren, was längst unter Kennern der Problematik unbestritten ist: Der Stand der Heilpraktiker, ja das ganze Heilpraktikerwesen in Deutschland, bedarf entweder ganz grundlegender Reformen oder der völligen Abschaffung.

 

Gesundheits-Check (scienceblogs.de): Faule Rosinen aus der Heilpraktikerdebatte

Mit Kritik am Münsteraner Papier haben sich überwiegend derart abgedrehte Mitglieder der Heilpraktikerszene zu Wort gemeldet, dass die Tiraden den Regulationsbedarf in diesem Gewerbe jenseits aller Skandale noch einmal sehr deutlich gemacht haben. Mir hat diese Seite der Diskussion außerdem die Einsicht beschert, dass man trotz aller berechtigter Kritik an den begrenzten Fähigkeiten vieler Ärzte, mit ihren Patienten vernünftig zu sprechen, der Alternativmedizin nicht zu pauschal attestieren sollte, sie sei in der Gesprächsführung besser. Bornierte Heilpraktiker, die alles, was ihrem Weltbild widerspricht, für Teufelswerk halten und jedwede Kritik als pharmabezahlt denunzieren, können keine guten Zuhörer sein, keine guten Aufklärer, keine guten Ratgeber. Das fällt nur nicht auf, wenn alle Beteiligten die gleiche Echokammer bewohnen.

 

Die Erde ist keine Scheibe: Nur noch eine klitzekleine Info…

Aus der Kritik der Heilpraktiker-Apologeten schallt mir ständig der Bannfluch gegen die „evidenzbasierte Medizin“ (EbM) entgegen. Sie sei „ausschließlich biomedizinisch orientiert“, sie „repräsentiere die heutige Maschinenmedizin“, sie „reduziere die ärztliche Behandlung endgültig auf Symptome“ und vor allem – sie sei der Sargnagel für die empathisch-individuelle Zuwendung des Arztes gegenüber dem Patienten. Whataboutism, wie vieles andere, aber doch grundsätzlicherer Natur.

 

SRF «Puls» vom 4.9.2017: Methadon gegen Krebs – Berichterstattung verunsichert Patienten

Deutsche Medienberichte über Methadon in der Krebstherapie belasten das Vertrauensverhältnis zwischen Arzt und Patient. Die hoffnungsschürenden Meldungen treiben auch in der Schweiz Krebspatienten gegen den Willen vieler Ärzte in heikle Methadon-Therapien, obwohl eine Wirkung kaum belegt ist. «Puls» beleuchtet die Tücken der Medizinberichterstattung und ihre Folgen. (Video)

 

Das Münsteraner Memorandum – Oder: Wie man gekonnt Heilpraktiker aufschreckt

Ich muss ja gestehen, dass die aktuelle Diskussion um das Heilpraktikerwesen, die durch das Münsteraner Memorandum ausgelöst wurde, mich sehr amüsiert. Wie ich in meinem letzten Artikel schon schrieb, die Heilpraktiker benehmen sich wie ein Damenkränzchen, dem die Buttercremetorte ausgeht. Man könnte aber auch das Bild der aufgeschreckten Hühner benutzen.

 

Ganzheitlich Durchleuchtet: Exportschlager aus Asien – Magisches Denken

Der große Mao Zedong kichert leise in seinem Grab. Über uns. Aus Mangel an ausgebildeten Ärzten, wurden zur medizinischen Versorgung der Bevölkerung im China der 50er Jahre sogenannte „Barfußdoktoren“ ausgebildet. In einer kurzen Ausbildung brachte man ihnen ein paar Grundlagen zu Medizin und vor allem Hygiene bei, die sie unter die Menschen bringen sollten. Sie erhielten ein kleines Buch mit den wichtigsten Informationen zu ein paar Medikamenten für akute Erkrankungen. Da in China Medikamente rar waren und man davon ausging, dass es besser sei, den Menschen irgendetwas anzubieten als nichts, stand im hinteren Teil dieses Buches etwas zur chinesischen Volksmedizin. Ein Potpourri verschiedener Therapieschulen, wild zusammengemixt. Das ist der Kern der heutigen „traditionellen“ chinesischen Medizin. Wir sind Maos Resteverwerter.

 

Spektrum.de: Die Denkfehler der Homöopathie

Homöopathie liegt im Trend. Viele Deutsche schwören auf ihre Heilkraft, und auch von offizieller Seite wird die Methode zunehmend anerkannt und akzeptiert: Immer mehr Krankenkassen zahlen für Globuli und homöopathische Tropfen. Doch hinter der Erfolgsgeschichte stecken vor allem logische Fehlschlüsse und systematische Verzerrungen im Denken, vor denen niemand gefeit ist. Wir alle erliegen ihnen hin und wieder.

 

SZ.de: Heilpraktiker – Patienten sollen selbst bestimmen

Berufsvertreter und SZ-Leser sind empört über den Vorschlag der Medizinethikerin Bettina Schöne-Seifert, das Heilpraktikerwesen abzuschaffen. Notwendig wäre eine kritische Auseinandersetzung zwischen Schul- und Alternativmedizin, meinen sie.

 

test.de: Kokosöl: Neue Studie rät vom Trendöl ab

Viele halten das unver­arbeitete Öl aus der Kokosnuss für gesund. In einer kürzlich veröffent­lichten Studie rät die American Heart Association jedoch vom angeblichen Superfood Kokosöl ab. Dabei dreht sich die Diskussion vor allem um die enthaltenen Fett­säuren. test.de fasst den Stand der wissenschaftlichen Debatte zusammen.

 


 

Wissen und Forschung

 

GizmodoScientists Finally Prove Strange Quantum Physics Idea Einstein Hated

The equations of physics are things that we humans created to understand the Universe, and it can be hard to disentangle them from the Universe’s innate properties. It turns out that one of the weirdest things scientists have come up with, what Albert Einstein derisively called “spooky action at a distance,” is more than just math: It’s a fact of reality.
[…]
“It’s kind of a surprising result from Einstein’s perspective: There can be no description of nature without entanglement,” Jonathan Richens from Imperial College, London told Gizmodo. “Most physicists believe that there is a richer and deeper theory of nature beyond quantum theory. This theory has to have entanglement.”

 

Nachgefragt Podcast: NGF006-Wie erkennt man Pseudowissenschaften?

Pseudowissenschaften und wissenschaftliche Arbeit sind häufig gar nicht so leicht voneinander zu unterscheiden. Vor allem wenn Pseudowissenschaftler wissenschaftlich klingende Vokabeln benutzen und die Argumente auf den ersten Blick sehr ähnlich daher kommen, ist es nicht immer leicht die Bereiche voneinander abzugrenzen. In der sechsten Folge gibt uns Nikil Mukerji einen Werkzeugkasten an die Hand, mit dem man sich dem Thema nähern kann. Dabei erklärt er, wie man mit Hilfe des „gesunden Menschenverstandes“ pseudowissenschaftliche Argumente entlarvt.

 

mikka: Wie Man Homöopathie Wirksam Macht (mit Open Source Software)

Studien sind gut, Meta-Studien sind besser. Gerade bei extraordinary claims, Psychopharmaka oder Homöopathie, zum Beispiel, in denen der Wirkungsweg nicht erklärt werden kann, müssen Studien replizierbar sein und repliziert werden. Erst wenn 5+ Studien unter den selben Bedingungen ein similares oder analoges Ergebnis erbracht haben, und die Meta-Analyse immer noch Signifikanz zeigt, kann man von Effiazie ausgehen. Psychopharmaka tut das schon heute, bei der DHU muss man froh sein, wenn man noch ein paar Anekdoten zusammen mit dem Strom der Beleidigungen als „Schulmediziner“ bekommt.

 


 

Gesellschaft, Kultur und Religion

 

BR alpha: Stil-Epochen – Moderne, Postmoderne und Gegenwart

Einfach da weitermachen, wo man vor dem Krieg aufgehört hatte in der Kunst – das ging nicht. In Deutschland standen die bildenden Künstler vor der Herausforderung, sich neu erfinden zu müssen, ihrer Kunst eine neue Richtung zu geben. Das Ergebnis war ein Stilpluralismus, der sich schwer zusammenfassen lässt. Einer der wichtigsten Impulse kam in den späten 40ern aus den USA. Jackson Pollocks sogenannte Action Paintings und Robert Rauschenbergs weiße Leinwände eröffneten den deutschen Künstlern ein breites Feld an Möglichkeiten.

 

GWUP-Blog: Indien: Aktivistin für Rationalität und kritisches Denken ermordet

Die Gesellschaft zur wissenschaftlichen Untersuchung von Parawissenschaften (GWUP) und die Giordano-Bruno-Stiftung (gbs) verurteilen den Mord an der Journalistin und Rationalistin Gauri Lankesh in Bengaluru, Indien. Die 55-Jährige wurde am Dienstagabend von Terroristen am Eingang ihres Hauses erschossen.

Gauri Lankesh war Redakteurin einer Wochenzeitschrift in der Sprache Kannada und eine exponierte Kritikerin der rechtspopulistischen „Hindutva“-Politik der indischen Regierung. Sie wandte sich gegen das Kastensystem und die Aufwieglung der Menschen gegeneinander nach ihrer jeweiligen Gruppenzugehörigkeit.

 

Spiegel Online: Fehlende Erlaubnis Finanzaufsicht schließt Krankenkasse der „Reichsbürger“

Wer die BRD für eine Fiktion hält, kann auch Schwierigkeiten mit seiner Versicherung bekommen. Deshalb gründeten Sympathisanten der „Reichsbürger“-Bewegung eine eigene Krankenkasse. Nun ordneten Finanzaufseher die Schließung an.

 

life PR: Rehberger kündigt Hungerstreik vor EKD-Zentrale in Hannover an, falls Kirchenleitung weiter Dialog zur grünen Gentechnik verweigert

Jetzt ist der Geduldsfaden bei Rehberger gerissen. In einem Offenen Brief, der am heutigen Freitag in der Zeitung DIE WELT veröffentlicht ist (vgl. Anlage), setzt Rehberger dem EKD-Ratsvorsitzenden eine letzte Frist für die Nennung eines Dialog-Termins. Sollte Bedford-Strohm dies wieder ablehnen, wird Rehberger ab dem 19. September vor der EKD-Zentrale in Hannover einen unbefristeten Hungerstreik beginnen. „Im Interesse von Millionen Kindern, die ohne Gentechnik zum Tode verurteilt sind“, so Rehberger.

 

HPD: Ob Hungersnot, ob Harvey: Wie christliche Fundamentalisten für alles dieselbe Erklärung haben

Nach dem Wirbelsturm Katrina gaben die christlichen Fundamentalisten in den USA den vielen Homosexuellen in New Orleans die Schuld. Jetzt hat Harvey ihren eigenen Lebensraum getroffen, Texas. Da mussten sie kurz nachdenken. Wer ist nun Schuld? Wieder die Schwulen! Wie die Vorstellung „Gott“ jeden klaren Gedanken verzerrt – und warum Jesus das ganz anders sah…

 

ak[due]ll: Verschwörungstheorie als Wahlprogramm

Geflüchtete als strategische Waffe, Freundschaft mit Autokrat*innen und antisemitischer Wahlkampf: Die Kleinstpartei Deutsche Mitte hüllt ihr Wahlprogramm in einen verschwörungstheoretischen Mantel – und erhält Unterstützung von der Duisburger Band Die Bandbreite.

 

Zeit Online: Ein bisschen Spaß muss sein!

Die neue Generation des Kabaretts trägt Anzug statt Lehrerpulli wie Volker Pispers, jener zugewachsene Zausel, der über Jahrzehnte mit Kabarettpreisen überschüttet wurde für Thesen, die heutzutage jeder Pegida-Rentner überzeugender vertritt: Die USA sind eine Diktatur, die deutschen Medien sind gleichgeschaltet, und alle Parteien sind neoliberal. Und zwischendrin baute Vollbart-Volker Abstandshalter ein zu den kulturell Unberührbaren der Unterschicht, mit Witzen über das Dschungelcamp, wie sie heute Böhmermann macht. Nein, die neue Generation des Kabaretts klingt zwar ähnlich lehrerhaft, aber sie trägt Anzug, wie Max Uthoff von der Anstalt im ZDF. Der, so hoffnungslos ist die Lage, als Kabaretthoffnung bezeichnet wird.

 

SRF: Angstmacherei und Hetze: Warum glauben wir an Verschwörungstheorien?

Durch das Internet bekommen Verschörungstheorien Aufschwung. Warum das so ist – und was das Gefährliche an ihnen ist, erklärt Experte Marko Kovic.

 

Politico: Die Politik und der Siegeszug der Wissenschaftsfeindlichkeit

Voters say they reject expertise because experts—whom they think of as indistinguishable from governing elites—have failed them. “Americans might look back on the last 50 years and say, ‘What have experts done for us lately?’” one USA Today columnist recently wrote, without irony. Somehow, such critics missed the successful conclusion of the Cold War, the abundance of food to the point that we subsidize farmers, the creation of medicines that have extended human life, automobiles that are safer and more efficient than ever, and even the expert-driven victories of the previously hopeless Boston Red Sox and the Chicago Cubs. Experts, in this distorted telling, have managed only to impoverish and exploit ordinary Americans; anything that has benefited others apparently happened only by mere chance.

 

Deutschlandfunk: Religionswissenschaftler Blume – Extremismus zeigt Krise an

Das ist das, was auch alle linken, rechten und religiösen Extremisten miteinander verbindet. Sie alle rechtfertigen ihr Tun, es sei eine Notwehr gegen die weltweite Superverschwörung, und die Leute glauben dann tatsächlich, ihre Gewalt wäre doch nur zur Verteidigung da, und verstehen überhaupt nicht, dass der Rest der Welt entsetzt ist über das, was Sie da tun. Selbst ein IS-Kämpfer behauptet, er würden den Islam nur verteidigen gegen die ausländischen Verschwörungen.

 


 

Psiram

 

Aus dem Blog-Archiv (12/2014): Die WHO und die Paramed… äh, Traditionelle Medizin

Seit langem bemüht sich die Weltgesundheitsorganisation um die „Integration“ der mit Ehrfurcht und Respekt behandelten anderen Medizin. Bereits in der Deklaration von Alma-Ata von 1978 habe die WHO „dazu aufgerufen, die traditionelle Medizin in die Grundversorgung einzubeziehen“ [vgl. hier], wenn auch zunächst nur in einem Halbsatz: auch traditionelle Heiler sollten wenn nötig im „health team“ mitarbeiten. Später aber verhinderte erst die hartnäckige Obstruktion durch engstirnige, konventionelle Mediziner, dass eine Würdigung der Homöopathie durch die WHO beschlossen werden konnte. Seine königliche Hoheit der Prince of Wales etc. etc. war 2006 eingeladen, seine Vorstellungen zur „integrativen Medizin“ der Weltgesundheitsversammlung zu unterbreiten, was von der arroganten Medizinerzeitschrift Lancet als Beispiel für eine irrationale Entscheidungsfindung der WHO bedauert worden war [1]. Die Deklaration von Beijing von 2008 stellte einen weiteren Meilenstein auf dem Weg zu einer „integrativen Medizin“ dar.

 


 

Video der Woche

 

p-Wert, Nullhypothese, Signifikanzniveau – die Idee erklärt

Einige der wichtigsten Konzepte in der Statistik sind der p-Wert, die Nullhypothese und das Signifikanzniveau. An einem einfachen Beispiel erkläre ich, wozu das ganze gut ist – was ist der p-Wert? Wozu brauchen wir die Nullhypothese? Wie kommt das Signifikanzniveau ins Spiel? Und wie hilft uns das alles zu entscheiden, ob das Ergebnis eines Experiments überzeugend ist oder nicht?

Direktlink: https://www.youtube.com/watch?v=gSyGVDMcg-U

Nachtrag zu: Werner Rügemer und die „jüdischen Aufsteiger“

$
0
0

Anfang August dieses Jahres haben wir uns schon einmal mit der verschroben antisemitischen Weltsicht des Werner Rügemer befasst.

Dabei bemühten wir uns um Sachlichkeit. Jede Aussage wurde im Zweifel stets zugunsten Rügemers ausgelegt; der Vorwurf des Antisemitismus wurde nur erhoben, wenn er einwandfrei belegbar ist.

Inzwischen liegt uns ein aber ein Gerichtsurteil vor, nach dessen Lektüre wir einräumen müssen, ihn zu wohlwollend kommentiert zu haben.

Rügemer hatte versucht, von der Kritikerin Adriana Stern Anwaltskosten einzuklagen. So kam es im September 2016 vor dem Landgericht Köln erstmals zu einer gerichtlichen Überprüfung ihrer Kritikpunkte.

Dabei erlitt Rügemer eine krachende Niederlage. Elf der 14 von ihm angefochtenen Aussagen wurden vom Gericht als hinreichend begründete und daher zulässige Meinungsäußerungen bewertet. Die Urteilsbegründung ist aufschlussreich:

 „Der Kläger hat gegen die Beklagten keinen Unterlassungsanspruch … hinsichtlich der Äußerung „Die verschroben antisemitische Weltsicht des Werner Rügemer“.
Denn es handelt sich aufgrund der kritischen Auseinandersetzung mit den Äußerungen des Klägers in seinen Artikeln und während seiner Führungen sowie der Nennung der untersuchten Quellen um eine aufgrund des insofern vorhandenen Sachbezugs nicht schmähende Meinungsäußerung … zumal diese hier streitgegenständliche Meinungsäußerung vor dem Hintergrund dessen, was in dem Artikel übrig bliebe, als zusammenfassende Schlussfolgerung zulässig wäre, selbst wenn alle angegriffenen Äußerungen unzulässig wären. Eingedenk des Umstandes jedoch, dass nach Auffassung der Kammer lediglich drei der inkriminierten Äußerungen von dem Kläger nicht hinzunehmen sind, verbleiben in dem gesamten Artikel ausreichend Anknüpfungspunkte (bspw. „Reicher Ranitzki“ sowie der Abschnitt „Der Antisemitismus bei Rügemer anhand der Kriterien der Bundeszentrale für politische Bildung“), welche die – sicherlich provokante – Äußerung der Beklagten zu tragen geeignet sind.“

In anderen Worten: Das Gericht bescheinigt Adriana Stern, Rügemers Weltsicht zusammenfassend als „verschroben antisemitisch“ bezeichnen zu dürfen. Das wäre auch dann der Fall, wenn sie alle 14 Aussagen hätte zurücknehmen müssen.

Wie kam das Gericht zu dieser für Rügemer so vernichtenden Bewertung?

Zwei Beispiele mögen dies verdeutlichen:

  • Rügemers Aussagen über das Verhältnis Israels zu Andersgläubigen

Im Blog-Artikel zitierten wir Rügemer mit den folgenden Worten:
„König David gründet das Königreich Israel damals vor vielleicht 3.000 Jahren, geht einen Bund mit Gott ein, alle Andersgläubigen sollen vernichtet werden, so etwa lautet bekanntlich die Legende.“

Unser Kommentar dazu war zurückhaltend:
„Warum zitiert er, auf den Altar blickend, ausgerechnet diese martialische Stelle des Alten Testaments? In den fünf Büchern Mose der Tora z.B. hätte er durchaus einige friedlichere Aussagen finden können…“

Damals hatten wir noch geglaubt, Rügemer habe tatsächlich aus dem Alten Testament zitiert, um die angebliche Blutrünstigkeit des heutigen Israel mit religiösen Motiven zu erklären und plausibel erscheinen zu lassen. Diesen alten, antisemitischen Mythos zu repetieren, wiegt als Vorwurf bereits schwer genug. Dennoch erwies unsere Annahme sich als Irrtum zu Rügemers Gunsten.

Denn Rügemer konnte dem Landgericht Köln keine Fundstelle im Buch der Könige nennen, welche die Deutung zulässt, dass Israel „alle Andersgläubigen vernichten solle“. Das bedeutet: Rügemer hat seine Legende entweder frei erfunden oder aber einer Quelle entnommen, die sogar er für nicht zitierbar hält.

  • Rügemers Aussagen über „die jüdische Elite“

 Rügemer bestritt in der Neuen Rheinischen Zeitung wie auch vor Gericht, von „Elite-Juden“ gesprochen zu haben.

Tatsächlich hat er aber auf einer seiner Kölner Stadtführungen akustisch gut verständlich dargelegt, dass die Elite, die jüdische Elite, die ja schon bei den Preußen aufgestiegen ist“, „immer das Eintrittsticket der Konversion zum Protestantentum vorweisen musste.

Für sich allein betrachtet mag diese Formulierung unverfänglich sein. Warum leugnet er sie dann?

Möglicherweise möchte er nicht, dass der Kontext bekannt wird, in welchem er diesen Begriff benutzte.

Rügemer gehört zur Gruppe der Zeitgenossen, die davon überzeugt sind, dass an den Schaltstellen der Macht im Deutschland des Kaiserreichs, der Weimarer Republik und des Dritten Reichs viele einflussreiche Juden wirkten. Zum Beleg folgen weitere Zitate von Rügemer aus der obigen Stadtführung:

  • „… die Bank war eben durch ihre jüdischen Eigentümer, Waldemar von Oppenheim und Friedrich Carl von Oppenheim, in wichtigen deutschen Unternehmen beteiligt und im Aufsichtsrat vertreten.
  • „Oder auch z.B. in der Wehrmacht, ja, in der Wehrmacht gab es bis zum General hinauf Juden. Der oberste Luftwaffengeneral Milch war ein Jude.“
    Den Großindustriellen Paul Silverberg hatten wir schon im letzten Beitrag erwähnt:
  • „Jüdischer Unternehmer für Hitler: Paul Silverberg“

Rügemer wirft diesen „Juden“ u.a. vor, wesentlich zum Aufbau der Infrastruktur des Dritten Reichs beigetragen zu haben:
„Z.B. die größte Baufirma im Deutschen Reich, die auch viele Autobahnen gebaut hat, die dann auch in den besetzten Staaten Flugplätze, Straßen angelegt hat, oder die den Westwall gebaut hat, ne, das war die STRABAG. Hauptaktionär und Aufsichtsratsvorsitzender war ein Oppenheimer. Also die waren einfach so dick drin in der Industrie.“

Als er auf den Wehrmachtsgeneral Milch zu sprechen kommt, holt er weiter aus:
„Es gibt einen amerikanischen Militärhistoriker, Briggs heißt der, der hat ein dickes Buch geschrieben: „Hitlers jüdische Soldaten“ Ja? Das ist zwar in einem deutschen Verlag auch auf Deutsch erschienen, aber das wird ja in dieser Tabuisierung, die in der deutschen Öffentlichkeit herrscht gegenüber all dem, was Juden gemacht haben oder was Israel angeht, wird sowas ja gar nicht registriert.“

Rügemer sagt offen, was er will: Er möchte ein (angebliches) Tabu brechen und die deutsche Öffentlichkeit aufklären über das, „was Juden gemacht haben oder was Israel angeht.“

Doch da gibt es ein Problem: Waldemar und Friedrich Carl von Oppenheim sowie Erhard Milch und Paul Silverberg sind nie Juden gewesen. Alle vier sind evangelisch getauft. Indem Rügemer diese Menschen protestantischen Glaubens als Juden einstuft, geht er noch über die Nürnberger Rassengesetze hinaus, die den beiden Oppenheims sowie Milch den Status „jüdischer Mischlinge“ zuweisen.

Wie allgemein bekannt, hatte leider der weitaus größte Teil der wirtschaftlichen, staatlichen und politischen Elite Deutschlands sich während des Dritten Reichs mit dem Nationalsozialismus arrangiert und auf die eine oder andere Weise kooperiert. Warum greift Rügemer aus diesem Personenkreis eine Teilmenge heraus und erklärt sie wider besseren Wissens zu Juden? Warum legt er, die Verfehlungen dieser Menschen anklagend, so großen Wert auf den Hinweis, es habe sich dabei (angeblich) um Juden gehandelt?

Vieles spricht dafür, dass Rügemers Worte vom Kölner Landgericht angemessen gedeutet wurden.

 

Exkurs zum Schluss

Der Rechtsstreit zwischen Adriana Stern und Werner Rügemer zeigt nicht nur auf, wie leicht eine unzulässig vereinfachende und zur Personifizierung neigende Gesellschaftskritik in Antisemitismus abgleiten kann. An diesem Beispiel lässt sich auch verfolgen, wie Falschdarstellungen ihren Weg in (von mancherlei Wahrheiten abgeschottete) digitale Medienblasen finden:

  • So z.B. in die NachDenkSeiten:

Deren Herausgeber Albrecht Müller ist Werner Rügemer freundschaftlich verbunden. Der letzte Eintrag zum obigen Konflikt in den reichweitenstarken NachDenkSeiten stammt vom Januar 2015 und trägt die Überschrift: Rügemer wehrt sich gegen die Diffamierung, Antisemit zu sein und gewinnt in allen Punkten

  • Oder in die Neue Rheinische Zeitung:

Rügemer ist Mitbegründer dieses Online-Mediums. Das obige Urteil kommentierte er darin auf eine für ihn typische Weise: „Lügen gehören zur deutschen Meinungsfreiheit, sagt das Landgericht Köln. … Nach dem Urteil des Landgerichts dürfen also Unwahrheiten im Namen des Grundrechts der Meinungsfreiheit verbreitet werden. Auf „die Richtigkeit und Vernünftigkeit“ der Meinung komme es nicht an.“

(Von Rügemer werden die Leser der Neuen Rheinischen Zeitung gewiss nicht erfahren, dass die Meinung, seine Weltsicht sei „verschroben antisemitisch“, vom Gericht für so solide begründet befunden wurde, dass sie auch dann zulässig wäre, wenn Adriana Stern sämtliche von Rügemer als Lügen bezeichneten Punkte hätte widerrufen müssen.)

  • Und leider auch in Wikipedia:

Es mag u.a. der bislang dürftigen Quellenlage geschuldet sein, dass sich auf Wikipedia nur eine stark verkürzte und sachlich falsche Darstellung des Konflikts findet: Adriana Stern veröffentlichte in dem Magazin haGalil über Rügemer falsche Behauptungen, die belegen sollten, er sei Antisemit.“ (Stand vom 7.9.2017)

Als Quellen für diesen Abschnitt nennt Wikipedia – die NachDenkSeiten und die Neue Rheinische Zeitung.

So ist es denn keine Überraschung mehr, dass auch in der sonstigen, antizionistisch-linken Medienwelt stets der gleiche Unsinn wiedergekäut wird. Beispiele:

 

 

Mehr über Werner Rügemer erfahren Sie hier:

PSIRAM-Wiki-Eintrag zu Werner Rügemer

 

 

Mittelalter-Flacherde reloaded

$
0
0

A Newtonian might put it this way:
for every myth there is an equal and opposite myth.
– Noah J. Efron

Kürzlich haben wir im Blog versucht, über die Entlarvung des Mythos, das Mittelalter habe an die Erde als eine Scheibe geglaubt, zu berichten (hier). Wir hatten einen einzigen Kommentar:

Hä?

Da sind wir ein wenig in uns gegangen und zu dem Schluss gekommen, dass wir wohl etwas zu komprimiert und sprunghaft in unserem Text gewesen sind. Diejenigen, die mit der Materie bisher nicht so befasst waren (sicher 99,9% unserer Leser; so wichtig ist die Angelegenheit schließlich nicht), lässt unser Blogbeitrag ratlos zurück. Wir wollen deshalb noch ein wenig Kontext liefern, einen etwas größeren Rahmen aufspannen und bei dieser Gelegenheit einige weitere, charakteristische Details beitragen.

Man weiß, dass Galilei von der katholischen Kirche verurteilt wurde, weil er die Erde aus dem Mittelpunkt des Universums geworfen hatte [1]. Man weiß: Kolumbus hat mit seiner Entdeckung Amerikas bewiesen, dass die Erde rund ist. So steht es in den Schulbüchern; auch jetzt noch [2]. Letztere Behauptung ist jedoch so unzulässig verkürzt, dass sie geradezu falsch ist, was eigentlich seit längerem [3] klargestellt sein sollte. Im 15. Jahrhundert war die Erde längst rund; theologische Bedenken über die Gestalt der Erde spielten bei der Reise des Kolumbus nur eine untergeordnete Rolle, wenn es auch plausibel ist, dass sie eine Rolle spielten [4].

Auftritt Jeffrey Burton Russell

J. B. Russell ist ein amerikanischer Historiker und Religionswissenschaftler. Er hat es sich angelegen sein lassen, der Sache auf den Grund zu gehen und zurückzuverfolgen, wer diesen Mythos vom Glauben an die Flacherde in die Welt gesetzt hat. Das Ergebnis war sein Buch: Inventing the Flat Earth: Columbus and Modern Historians, 1991. Seine Diagnose: der Erfinder dieser „Flacherde-Lüge“ (flat-earth lie) sei der französische Gelehrte Jean-Antoine Letronne im frühen 19. Jhd. gewesen, und die amerikanischen Publizisten Washington Irving [5], John William Draper [6] und Andrew Dickson White [7] hätten sie aufgegriffen und popularisiert. Eine Kurzfassung der Thesen Russells findet sich hier.

Die Darstellung Russells ist überaus erfolgreich. Die Rezensenten in den Fachzeitschriften waren beeindruckt, und in zahlreichen wissenschaftshistorischen und populärwissenschaftlichen Büchern, Artikeln, Zeitungsmagazinen und Blogbeiträgen wird sie als grundlegend teils zitiert, teils referiert; mit Namensnennung oder ohne – kaum je aber kritisiert.

Das ist eine schmerzliche Lücke in der öffentlichen Wahrnehmung, scheint uns. Anstelle eines Berichts, der die großen Argumentationslinien nachzieht, sei hier anhand von wenigen Beispielen versucht, das Vorgehen Russells zu erläutern und einige Bruchstellen zu zeigen. Nachdem er in Kapitel 2 seines Buches scheinbar wasserdicht belegt [8], dass es einen Glauben an eine Flache Erde nie gegeben hat, wendet er sich in Kapitel 3 der Erschaffung des Mythos zu, wobei er einer umgekehrt chronologischen Ordnung folgt. Diese sei hier durchbrochen; wir steigen bei seiner Auseinandersetzung mit Washington Irving ein. In seiner Kolumbus-Biographie von 1828 hatte Irving versucht, sich die Begegnung des Kolumbus mit der „Kommission“ [9] auszumalen, die über das Schicksal seiner Indienreise zu befinden hatte. Russell zitiert Sätze aus diesem Kapitel, in dem Kolumbus (Irving zufolge) Bibelstellen und Kirchenväter, v. a. Laktanz [10], um die Ohren gehauen werden, aber eine direkte, umfassende Kritik des Irving-Kapitels umgeht er eher [11], als dass er sie leistet. Statt dessen widmet er lange Seiten seines Buches dem Bemühen, Irving allgemein als despektierlich zu erweisen (wie auch die Reputation von Letronne, Draper und White zu beschädigen) [12]. Um unsererseits die bewährte Methode des selektiven Zitierens zu bemühen, sei hier ein Abschnitt aus dem bewussten Kapitel der Kolumbus-Biografie Irvings nachgetragen, der der Russellschen Analyse eher entgangen ist:

Die aus Lactantius zitierte Passage zur Widerlegung Kolumbus‘ ist eine Kette grober Lächerlichkeiten, eines so ernsthaften Theologen unwürdig … Ernsthaftere Einwände stützten sich auf die Autorität des Hl. Augustinus. Er erklärt die Lehre von den Antipoden für unvereinbar mit den historischen Grundlagen unseres Glaubens … Andere, in den Wissenschaften Beschlagenere, räumten die Kugelform der Erde ein sowie die Möglichkeit einer gegenüberliegenden und unbewohnbaren Hemisphäre; aber sie bemühten die Chimäre der Antike und behaupteten, dass es wegen der unerträglichen Hitze der heißen Zone unmöglich sei, dorthin zu gelangen. Zugestanden selbst, diese Zone sei passierbar, merkten sie an, der Umfang der Erde sei so groß, dass eine Reise drei Jahre dauern würde, und dass die Seefahrer verhungern und verdursten würden, weil es unmöglich sei, so viel Proviant mitzunehmen. Kolumbus wurde, auf die Autorität Epikurs hin, bedeutet, dass nur die nördliche Hemisphäre der Erdkugel bewohnbar sei … und dass die gegenüberliegende Halbkugel ein Chaos, ein Abgrund oder eine bloße Wassermenge sei. Der Einwand, dass ein nach Indien fahrendes Schiff nicht zurückkommen könne, weil die Rundheit der Erdkugel eine Art Berg sei und es keinen günstigen Wind für die Rückfahrt gebe, war nicht der absurdeste … Das sind Beispiele für die Irrtümer und Vorurteile, die Ignoranz und Gelehrsamkeit vermischten … Sie wurden wahrscheinlich nur von wenigen vorgetragen, und diese Personen waren in klösterlicher Abgeschiedenheit in theologische Studien versenkt [13].

(Hervorhebungen und alle Übersetzungen vom Verf.). Irving hat hier korrekt, oder zumindest plausibel, interpoliert. Seine Quelle (Remesal) erwähnt Theologen, und es ist nicht vermessen, ihnen Bibelverse und theologische Argumente zu unterstellen. Es gibt eine Reihe von teils indirekten Berichten darüber, welchen Einwänden sich Kolumbus gegenüber gesehen hat, wenn auch keine vollständigen Protokolle, Anwesenheitslisten o. ä. Es ging nicht in erster Linie um Rundheit oder Flachheit, nicht einmal so sehr um den Erdumfang, sondern „[v]ielmehr, dies hat William G. L. Randles kürzlich anhand der Hinweise von Las Casas, Fernando Columbus, Joâo de Barros und Alexander Geraldini dargelegt, stand bei den Verhandlungen des Kolumbus die viel weitreichendere Frage nach dem räumlichen Verhältnis der Elemente Erde und Wasser und damit nach der Erdgestalt im Vordergrund“ [14]. Es sei ausdrücklich zugestanden, dass der Leser des Irving-Kapitels sich am ehesten an den Einwand mit der flachen Erde erinnern wird, der, wenn er vorgebracht worden ist, nicht führend gewesen sein kann. White, der, so erfahren wir, „gegen seine Herkunft rebellierte“, „seine religiöse Schule hasste“ und vorab schon einmal einen „grimmigen Sermon“ abgeliefert hatte [15], gibt übrigens den Stand der wissenschaftlichen Erkenntnisse seiner Zeit, Ende 19. Jahrhundert, zutreffend wieder [16]. Und dem Hauptbösewicht Letronne widmet Russell zwar zahlreiche allgemeine – durchaus gelegentlich anerkennende – Bemerkungen, aber er ist nur eines einzigen Zitats würdig, das aus einem Halbsatz besteht [17].

Boorstin erledigt

Als Paradebeispiel für die Propagierung des Flacherde-Mythos in der heutigen Zeit führt Russell die Wissenschaftsgeschichte von Daniel Boorstin [18] an. Die von diesem festgestellte „Große Unterbrechung“ (Great Interruption) habe es nicht gegeben. Russell umrahmt ein Zitat aus Boorstin wie folgt:

„Daniel Boorstin malt ein pathetisches Bild von den tapferen Seeleuten des 15. Jahrhunderts, die verwegen gegen die Dunkelheit ankämpften. In ihren Anstrengungen, genau zu navigieren, ‚fanden sie nicht viel Beistand in dem Schachtel-Universum des Kosmas Indikopleustes … Die Küstenverläufe … konnten aus den Schriften des Isidor von Sevilla oder selbst des Hl. Augustinus nicht abgeleitet werden … Die schematischen T-O-Weltkarten waren für die Europäer wenig nützlich, die den östlichen Seeweg nach Indien suchten‘. Tatsächlich aber war Kosmas Indikopleustes im 15. Jhd. unbekannt, Isidor und Augustinus hatten über die Küstenlinien geschwiegen, und die T-O-Weltkarten waren nie für die Seefahrt vorgesehen.“ [19]

Ein geschickt zusammengestelltes Zitat. Der Satz mit Kosmas geht vollständig so: „Der Seemann, der nicht viel Beistand im Schachtel-Universum des Kosmas Indikopleustes fand, musste über die genaue Lage der Felsen und Untiefen außerhalb der Häfen, die Athen oder Rom versorgten, Bescheid wissen, oder darüber, wie man sich zwischen den kleinen Inseln der Adria hindurchfinden sollte“ [20]. Kosmas, der neben Laktanz heute bekannteste Flacherdler, wurde im Westen nicht zitiert – eine lateinische Übersetzung ist erst im frühen 18. Jhd. erfolgt, worauf Russell in seinem Kap. 2 hingewiesen hatte. Aber die von Boorstin erwähnten (und von Russell in seinem Zitat weggelassenen) Gegenden waren im frühen Mittelalter byzantinische, das heißt griechischsprachige Gebiete; der Kaiser von Byzanz war das formale Oberhaupt Roms. Weder das 15. Jhd. noch Kolumbus werden bei Boorstin in diesen Zusammenhang gestellt – das ist eine „Verdeutlichung“ durch Russell. Das Zitat ist die kontrastierende einleitende Bemerkung eines Kapitels über die Hilfsmittel der Nautik. Boorstin hält fest, dass die christlichen Kosmografien, in die die ptolemäische Geografie degeneriert war, keinerlei praktischen Nutzen hatten; Russell bestätigt also Boorstin, erweckt aber den Eindruck, er ertappe ihn bei einer Lächerlichkeit. In dem gesamten Boorstin-Kapitel „The Prison of Christian Dogma“ (S. 100-106), in dem der Terminus „Great Interruption“ eingeführt wird, geht es um die mythologisch-fantastische Ausgestaltung der mittelalterlichen „Geografie“, aber von der Form der Erde ist mit keiner Silbe die Rede. Vielmehr schließt Boorstin den Begriff an die im Mittelalter dominante theologisch begründete Vorstellung von Jerusalem als Mittelpunkt der Welt an; eine Vorstellung, die mit der Kugelgestalt kaum vereinbar ist [21]. Um diese geht es erst im nachfolgenden Kapitel, „A Flat Earth Returns“, in dem Laktanz, Cosmas, Orosius, Isidor, die Bibel, Solinus, Plinius, Augustinus, ausführlich auch die Chinesen, erwähnt werden. Aber selbst hier spielt die Erdgestalt nur eine im Beginn erwähnte Rolle, der Schwerpunkt liegt in diesem Kapitel ebenso auf der Mythologie: „Julius Solinus (um 250 u.Z.), genannt Polyhistor oder ‚Erzähler vieler Geschichten,‘ bildete die Standardquelle geographischer Mythen während all der Jahre der Großen Unterbrechung … Solinus fand Wunder nah und fern“ [22], und Augustinus hätte sich stark auf ihn gestützt. Das sind alles Dinge, die Russell unberührt gelassen hat. Für die „Great Interruption“ ist die Erdscheibe von Laktanz und Kosmas nur ein Detail. Im Boorstinschen Sinne: So, there was a „Great Interruption“, no doubt.

Mittelalter hell oder dunkel

Aber mit der Widerlegung des Mittelalter-Flacherde-Mythos war die Mission des Jeffrey Burton Russell noch nicht vollendet. Indem er die Lüge bloßstellt, identifiziert er die Auseinandersetzung um die Gestalt der Erde als Keimzelle und Kern der Auffassung von der Inkompatibilität von Religion und Wissenschaft, welche ihrerseits Ausdruck einer noch weit verbreiteteren Legende sei: der Legende vom dunklen Mittelalter. Für die Erfindung dieser Legende wiederum seien die Renaissance allgemein, die ihren Namen also nicht verdiene, und die Aufklärung speziell verantwortlich gewesen. In Wirklichkeit seien die wissenschaftlichen Errungenschaften der Antike in keiner Sekunde vergessen gewesen. Hier stützt sich Russell noch auf weitere Literatur, in der beispielsweise festgestellt wird, dass sämtliche antiken Schriften in mittelalterlichen scriptoria überliefert worden sind.

Doch spätestens hier stutzt der Leser. Sollte Goethe tatsächlich derart fehlgeleitet gewesen sein, als er von „der Kirchen ehrwürdiger Nacht“ sprach [23]? Die Kapitalschrift auf den gewaltigen antiken Monumenten Roms war für das Mittelalter nicht entzifferbar. Niemand außer Cola di Rienzi (1313-1354) konnte sie lesen (und man könnte sogar bezweifeln, dass er sie lesen konnte, denn seine Zeitgenossen waren nicht in der Lage, seine Deutungen zu prüfen). Sicher waren die Manuskripte mittelalterliche Abschriften, aber sie vermoderten in den Klosterbibliotheken (z. B. Lukrez u. v. a. m.; die Humanisten machten Jagd auf sie), oder es waren Palimpseste, auf die Heiligenviten gekritzelt waren. Gibt es einen Unterschied zwischen Aristoteles und dem Hl. Isidor [24], zwischen Plinius und Augustinus [25], zwischen den Mirabilien der Stadt Rom (um 1150) mit ihren undurchdringlichen Gespinst aus Mythen und Heiligenlegenden und Flavio Biondis Roma Instaurata, dem ersten Versuch einer wissenschaftlichen Stadtbeschreibung (1446)? Der gewiss nicht für christenfeindlichen Eifer bekannte Lynn Thorndike sagt anlässlich der Dialoge von Gregor I – des einzigen Papstes, der je des Beinamens „der Große“ würdig gewesen ist, und der für Jahrhunderte das Antlitz des Katholizismus geprägt [26] hat –:

Der völlige Mangel an Originalität und der äußerst verkürzte Charakter der seltenen wissenschaftlichen Schriften im Westen ist jedoch kein angemessenes Beispiel für die Gesamtheit des Denkens und der Schriften der frühmittelalterlichen lateinischen Christenheit. Wenn wir uns dem Leben der Heiligen, den von den zeitgenössischen Mönchen und Missionaren aufgezeichneten Wundern zuwenden, dann finden wir, dass auf diesem Gebiet des eigenen höchsten Interesses die fromme Imagination der Zeit eine beträchtliche Erfindungsgabe aufwies und in keiner Weise mit kurzen Zusammenstellungen aus der Bibel und aus den frühen Kirchenvätern zufrieden war. Auch hier tobten sich der Aberglaube und die Kritiklosigkeit, die im Fall der Natur- und Geheimwissenschaften von der Furcht vor dem Heidentum gezügelt waren, überschießend aus. [27]

Noch einmal zurück zur Gestalt der Erde: sie war im Mittelalter eine Frage weder von praktischem noch von theologischem Interesse. Unendlich viel wichtiger war es, sich Gedanken über die Lage des Paradieses (im Osten? in der Antichthon?) oder die Sphären des Himmels oder die Wasser des Firmaments [28] zu machen oder über den Verlauf der „unterirdischen Flüsse“ aus dem Paradies zu spekulieren. Über die Bewohner ferner Weltgegenden schoss die Fantasie ins Kraut. Es ist letztlich ahistorisch, die Frage, ob die Erde eine Kugel oder eine Scheibe war, davon zu isolieren und aus ihr eine bedeutende Angelegenheit zu machen, in der einen wie in der anderen Richtung. Insbesondere im frühen Mittelalter herrschte Verwirrung, und noch im Hochmittelalter war die Allgemeinheit alles andere als im Bilde. „Wie konnten derart gegensätzliche, aber auf gleichermaßen respektierten Autoritäten beruhende Ansichten miteinander versöhnt werden? Gelehrte Autoren konnten die Schwierigkeiten entweder durch sorgfältige Stoffauswahl oder schlicht durch Ignorierung logischer Widersprüche vermeiden. Dem weniger Gebildeten aber muss die gesamte Kosmographie als unglaublich komplex und rätselhaft erschienen sein.“ [29] Mit dem Nachweis, dass es insbesondere im späten Mittelalter kaum noch Flacherdler gegeben hat (und weiterhin nebelhafte Vorstellungen über die Gestalt der Erde; noch der Text der päpstlichen Bulle inter caetera von 1493 über die Aufteilung der Welt zwischen Spanien und Portugal spricht nicht für eine völlige Klarheit [30]), lässt sich für die Geisteshaltung des Mittelalters und die „Wissenschaftsfreundlichkeit“ der Kirche wenig gewinnen.

Eine „Knopfkarte“ als Illustration zu Isidor, De natura rerum, cap. X, 2. Aus dem München-Manuskript um 630. Unverkennbar, die Erde ist eine Kugel.

Die enorme Wirkung, die Russell erzielt hat, beruht auf der Verbindung wissenschaftlichen Anspruchs und gut lesbarem, suggestivem Stil; und vielleicht erfüllt er auch eine gefühlte Sehnsucht (vergl. [25], am Ende). Er erschlägt mit einer souverän beherrschten Detailkenntnis, erworben in einem langen akademischen Leben, und erstickt jedes Murren mit teils ausführlicher exakter Bibliografie. So schafft er sich den Raum für Manipulation. Jeffrey Burton Russell ist bekennender christlicher Apologet. Für ihn ist nicht nur das Flacherde-Mittelalter ein Mythos. Auch die Ablehnung der kirchlichen Wunder durch die Wissenschaft widerlegt er triumphal (hier). Es ist also kein Wunder, dass David Hume [31] für ihn in die Reihe derer gehört, die „rückhaltlos in ihrer Verachtung des Christentums“ [32] gewesen sind. Und nun sage einer, es gäbe keinen Konflikt zwischen Wissenschaft und Religion.


  1. : Zu Galilei: die obige Behauptung ist bei aller Verkürzung weiterhin letztlich richtig. Er wurde nicht dafür verurteilt, ein Stiesel gewesen zu sein, und auch nicht wegen seines taktischen Ungeschicks, oder weil der Heliozentrismus nicht bewiesen gewesen sei. Alle Revisionsversuche der letzten 300 Jahre können ein paar leicht überprüfbare Tatsachen nicht aus der Welt schaffen: Kopernikus ist auf dem Index gelandet, und im Text des Urteils gegen Galilei wird seine Lehre als „falsch und der heiligen und göttlichen Schrift durchaus widersprechend“ verdammt. Die Details wären aber ein anderes, sehr umfangreiches Thema.
  2. : Neidhart, Ludwig: Falsche Behauptungen in heutigen Schul- und Sachbüchern über das „mittelalterliche Flacherde-Modell“ 2011 (hier), Bernhard, Roland: Geschichtsmythen über Hispanoamerika 2013 (hier).
  3. : Prause, Gerhard: Niemand hat Kolumbus ausgelacht, 1966.
  4. : „Finally, they all repeated the Spanish saying that is commonly used of any doubtful statement, ‚St. Augustine doubts … because in Chapter 9 of Book XXI of The City of God the saint denies the existence of the Antipodes and holds it impossible to pass from one hemisphere to the other.'“ Fernando Colon: The Life of the Admiral Christopher Columbus by his Son Ferdinand. London 1960, S. 39. – Gemeint ist hier aber offenbar Buch 16, Kapitel 9, des Gottesstaates von Augustinus.
  5. : Irving, Washington: A History of the Life and Voyages of Christopher Columbus 1828
  6. : Draper, John William: History of the conflict between religion and science 1875
  7. : White, Andrew Dickson: A History of the Warfare of Science with Theology in Christendom 1896
  8. : Bei genauer Betrachtung sind jedoch zahlreiche Einwände möglich. Grob vereinfacht: in der Tendenz erklärt Russell mehrere unsichere Kantonisten wie z. B. Isidor zu glatten Runderdlern und drückt die klaren Platterdler wie z. B. Chrysostomos in die Fußnoten oder spielt anders ihre Bedeutung herunter. Ein bereits (hier) angeführtes Beispiel ist die Virgilius-Episode, die trotz vergleichsweise ausführlicher Darlegung (Inventing the Flat Earth, S. 20) völlig unterbelichtet bleibt: ein Papst als Flacherdler ist keiner Erörterung wert.
  9. : Irving selbst spricht, seiner Quelle („Hist. de Chiapa, por Remesel, l. ii., c. 27“) folgend, von einer „Junta“. Russell schließt sich dem Kolumbus-Biografen S. E. Morison an, der in Abrede stellt, dass es eine solche „Kommissionssitzung“ in Salamanca überhaupt gegeben hat: „Washington Irving, der die Gelegenheit zu einer phantastischen und herzbewegenden Szene förmlich roch, gibt einen 130 Jahre später veröffentlichten erdichteten Bericht über einen nichtbestehenden Universitätsrat wieder“ (Morison, Admiral des Weltmeeres. Das Leben des Christoph Columbus, 1948, S. 86). Über Antonio Remesal heißt es in der New Catholic Encyclopedia 2003, dass er eine „reputation as a preacher and a scholar“ genoss, und über seine Historia de la Provincia de San Vicente de Chiapa y Guatemala, 1619: „The history is an extensive chronicle, patiently and exactly done. Remesal used archival materials and oral tradition and reproduced both civil documents, including royal cedulas, and ecclesiastical ones.“ Morison und Russell haben hingegen keinerlei Probleme damit, eine noch weitere 200 Jahre später veröffentlichte Quelle (Navarrete) zu akzeptieren. Der von Russell als „zurückhaltend und urteilsfähig“ (restrained and judicious, S. 53) eingeschätzte Morison wird von wenigstens einem anderen Kolumbus-Biografen durchaus ungnädiger behandelt: „Morison wrote a moving and imaginative account … Morison’s errors … completely ignored the perhaps crucial evidence …“ usw. (Davidson, Miles H.: Columbus Then and Now: A Life Reexamined 1997).
  10. : Laktanz, Lehrer von Kaiser Konstantins Sohn und bekanntester Flacherdler, hätte ein eigenes Kapitel verdient. Kopernikus und Galilei haben ihn zitiert, um anzudeuten, dass auch ehrwürdige Kirchenväter sich gelegentlich geirrt hätten. Noch niemandem ist es gelungen, ihn zu einem Runderdler machen; folglich wird er in seinem Einfluss auf vielfältige Art und Weise geschmälert. Er war einer der meistgedruckten Kirchenväter (Encyclopaedia Britannica), der aber „nur noch selten gelesen“ worden sei (hier). Es scheint jedoch in der Tat nicht belegt zu sein, dass Laktanz Kolumbus im Wege gestanden hat; vielleicht war Irving hier wirklich etwas verwegen und tückisch. Russell versäumt nicht den Hinweis, dass Laktanz ein Häretiker gewesen sei; ein Hinweis, der in vielen Darstellungen fehlt, die sich in anderem Zusammenhang oder allgemein (z. B. New Schaff-Herzog Encyclopaedia) mit ihm befassen. Auf diesen Hinweis verzichtet er bei gelobten Runderdlern wie Eriugena (verdammt von zwei Synoden und noch 1684 auf den Index verfrachtet), Origenes („viel papistische Gottesgelehrte glauben, es sey dieser Kirchenvater in der Hölle“, Bayle, DHC) oder Photius (für die Orthodoxen ein Heiliger, für die Katholiken ein Schismatiker). Im Ernst sind natürlich weder der eine noch die anderen um der Erdgestalt willen verdächtigt worden. Noch raffinierter ist Russell bei Philoponus (rund) versus Kosmas (platt): er erwähnt, dass ersterer ein Monophysit, letzerer ein Chalkedonier gewesen ist (Fußnote 100), überlässt es aber der kirchenhistorischen Beschlagenheit des Lesers zu erkennen, was das vielleicht mit Ketzerei zu tun hat.
  11. : Einen kurzen Absatz allerdings widmet Russell der Textkritik. Dieser beginnt so: „Besides ‚letting his imagination go,‘ Irving used his sources carelessly. He cited Oviedo’s General History of the Indies, which has nothing about the council [von Salamanca]. … Irving cites book 2, chapter 4.“ (Russell S. 54 und Fußnote 152). Eine schlichte Konfrontation mit Fakten, die aber nur denjenigen überzeugt, der auf die Überprüfung verzichtet. Oviedo kommt in Buch II Kap. IV der Kolumbus-Biografie nicht vor, weder im Text noch in den Fußnoten; jedenfalls nicht in der von mir benutzten Auflage 1828. Aber es ist nun nicht so, dass Oviedo gar nicht zitiert wird. Beispiel Buch I Kap. III, S. 42, Ankunft des Kolumbus in Cordoba: „‚Because he [Kolumbus] was a stranger,‘ says Oviedo, ‚and went but in simple apparel, nor otherwise credited than by the letter of a gray friar, they believed him not, neither gave ear to his words, whereby he was greatly tormented in his imagination*.'“ (Fußnote „* Oviedo, 1. ii.,c. 5. English translation.“) – Auf S. 53 seines Buchs scheint Russell Irving dafür zu kritisieren, dass er Kolumbus als „simple mariner“ bezeichnet. Oviedos „book 2, chapter 4“ wird von Irving in Buch II Kapitel III, S. 113 herangezogen: „By the aid of these friends, he was introduced to the celebrated Pedro Gonzalez de Mendoza, archbishop of Toledo, and grand cardinal of Spain.“ – aber das war vor Salamanca. Auch im Weiteren widerlegt Russell Behauptungen, die Irving nicht aufgestellt und nicht intendiert hat, z. B. sei Talavera gar nicht der Feind von Columbus, sondern ein fähiger und gelehrter Mann gewesen. Man muss einfach den Absatz lesen wie einen wichtigen Vertrag: nach jedem Satz innehalten und überdenken, was er aussagt.
  12. : In seinen ad-hominems ist Russell teils brachial, teils subtil, „by proxy“: Bei Letronne vermutet er z. B., dass dessen Lehrer Mentelle wissenschaftliche Gegner politisch denunziert habe („Known for his manipulation of both politics and science“, S. 58; in der Wikipedia würde es an dieser Stelle heißen: [citation needed]). Auch Letronne selbst war ein politischer Opportunist reinsten Wassers, noch über seinen Tod hinaus: „Like his mentors, he got on well with all governments, from Napoleon through Louis XVIII and Charles X to the monarchy of Louis-Philippe, and after his death he was eulogized under the reign of Louis-Napoleon“, S. 60. Draper war ein Haustyrann und verstockter Sünder („He governed his family’s marriages, money, and even leisure. On matters of religion he brooked no opposition […]“, S. 37). Irving wirft er einerseits vor, Navarretes Dokumentensammlung für einen finanziellen Erfolg skrupellos ausgebeutet, andererseits aber, diese gar nicht beachtet zu haben („What he enjoyed was concocting a dramatic story out of easily available and already known materials. Navarrete might not have been delighted by the enormous commercial and literary success that Irving reaped after less than two years‘ work on what Navarrete himself had spent a lifetime collecting.“ S. 55). Das ist interpoliert, oder sollte man sagen, Russell „let his imagination go“?
  13. : „The passage cited from Lactantius to confute Columbus is in a strain of gross ridicule, unworthy of so grave a theologian. […] More grave objections were advanced on the authority of St. Augustine. He pronounces the doctrine of antipodes incompatible with the historical foundations of our faith … Others, more versed in science, admitted the globular form of the earth, and the possibility of an opposite and inhabitable hemisphere; but they brought up the chimera of the ancients, and maintained that it would be impossible to arrive there, in consequence of the insupportable heat of the torrid zone. Even granting this could be passed, they observed, that the circumference of the earth must be so great as to require at least three years to the voyage, and those who should undertake it must perish of hunger and thirst, from the impossibility of carrying provisions for so long a period. He was told, on the authority of Epicurus**, that, admitting the earth to be spherical, it was only inhabitable in the northern hemisphere, and in that section only was canopied by the heavens; that the opposite half was a chaos, a gulph, or a mere waste of water. Not the least absurd objection advanced, was, that should a ship even succeed in reaching, in this way, the extremity of India, she could never get back again; for the rotundity of the globe would present a kind of mountain, up which it would be impossible for her to sail with the most favourable wind †. Such are specimens of the errors and prejudices, the mingled ignorance and erudition … They were probably advanced by but few, and those persons immersed in theological studies, in cloistered retirement…“ (Irving, Columbus, S. 123-126)
  14. : Vogel, Klaus Anselm: Sphaera terrae – das mittelalterliche Bild der Erde und die kosmographische Revolution 1995 (hier)
  15. : „Like Draper, White rebelled against his upbringing. His family were high-church Episcopalians who sent him to a religious boarding school that he hated. … White delivered a fiery sermon …“ (Russell S. 42).
  16. : White führt zahlreiche Quellen für seine Darstellung an. Russell wirft ihm vor, dass er die Primärliteratur nicht gelesen habe („He went on to misrepresent St. Basil and St. John Chrysostom as flat-earthers, apparently because he did not read them“, S. 44), aber dieser Vorwurf geht ins Leere. Ein Werk von einer Reichweite wie das Whites zu schreiben (Geschichte des Verhältnisses von Religion zu Wissenschaft in allen Feldern menschlichen Forschens über 2000 Jahre) und sich dabei vorwiegend auf Primärquellen zu stützen ist unmöglich. Viele seiner (und weiterer zeitgenössischer) Quellen sind über archive.org einsehbar; ihr Tenor stimmt mit dem Whites überein. Der Theologe Zöckler, dem man die Konsultation der Primärquellen zutraut, spricht (1878) von den „patristischen Wahnvorstellungen auf dem Felde der Erd- und Himmelskunde“ (Geschichte der Beziehungen zwischen Theologie und Naturwissenschaft, Erste Abtheilung, S. 133). Was speziell Chrysostomos angeht: er wird auch von denen, die ihn gelesen haben, konsequent für einen Flacherdler gehalten (zuletzt Schleicher, Frank: Cosmographia Christiana. Kosmologie und Geographie im frühen Christentum 2014, der ihm ein ganzes Kapitel widmet). Und Basilius sei wohl als Runderdler deutbar, sagt Schleicher, aber: „Basilius will sich vor seinen Zuhörern nicht unbedingt als Verfechter der Kugeltheorie darstellen und er will niemanden bekehren. Ihm scheint es recht egal gewesen zu sein, wie man sich die Erde vorstellt, und er nutzt die Gelegenheit die widersprüchlichen Meinungen der griechischen Gelehrten gegeneinander auszuspielen, wie man es in der christlichen Kirche häufig tat.“ (S. 85f).
  17. : „A few theologians did know the earth was round; the majority, however, were flat-earthers who, despite the stupidity of their views, ‚had three irresistible arguments; persecution, prison, and the stake.'“ (S. 60). Wenn man erlebt, wie Russell mit Boorstin umgeht (s. gleich), wird man seine lakonische Kürze um so mehr bedauern.
  18. : Boorstin, Daniel: The Discoverers, 1983
  19. : „Daniel Boorstin paints a pathetic picture of the brave mariners of the fifteenth century struggling valiantly against the darkness. In their efforts to navigate accurately, they „did not find much help in Cosmas Indicopleustes‘ neat box of the universe …. The outlines of the seacoast … could not be modified or ignored by what was written in Isidore of Seville or even in Saint Augustine … The schematic Christian T-O map was little use to Europeans seeking an eastward sea passage to the Indies.“ (78) In fact, Cosmas Indicopleustes was unknown in the fifteenth century; Isidore and Augustine had nothing to say about the outlines of the coast; and the T-O maps were never intended for navigation.“ (Russell S. 27)
  20. : „The mariner who did not find much help in Cosmas Indicopleustes‘ neat box of the universe needed to know the precise location of rocks and shoals outside the ports that fed Athens or Rome, or how to find the clear way between the small islands of the Adriatic.“ (Boorstin, Discoverers, S. 146)
  21. : Heute behilft man sich damit, dass man die Mittelpunktstellung Jerusalems auf den mappaemundi in T-O-Form lediglich auf die Oikumene, d. h. die bewohnte Welt, beziehen will. Der Geograph von Ravenna (8. Jhd.) aber war offenbar nicht dieser Ansicht: „es findet sich im ganzen Werk des Ravennaten nicht der geringste Hinweis auf sphärisches Gedankengut. … Die Sonne geht in der Gegend der Transinder auf und hinter den Iren unter und scheint dabei gleichzeitig über der gesamten Erde zwölf Stunden. (423) Noch mehr als dies spricht für eine scheibenförmige Erde der nächtliche Sonnenverlauf […]“ (Schleicher, Cosmographia Christiana 2014, S. 373f, 377). Einige der dem Hl. Isidor in den Manuskripten beigefügten Karten-Miniaturen deuten nicht darauf hin, dass ihn alle seine Kopisten als Runderdler verstanden haben. Schleicher (a. a. O.) steuert noch eine weitere Beobachtung bei: „Im fünften Buch lässt sich ganz deutlich erkennen, dass – anders als auf den Karten die man gewöhnlich aus der Beschreibung des Ravennaten rekonstruiert – die Oikumene nicht kreisrund ist, sondern viel eher einem Rechteck ähnelt“. Ravenna war Hauptstadt des Exarchats, d. h. des byzantinischen Gebiets in Oberitalien. Sollte das zwölfbändige Werk des Kosmas (er griff „die Fäden der Tradition auf und führte sie zum Höhepunkt“, Schleicher, S. 241) doch eine die Jahrhunderte überdauernde Bedeutung gehabt haben? Photius (820-897) hat Kosmas widerlegt (Russell, S. 34) – Aber wenn Kosmas seit 300 Jahren tot, vergessen und begraben war, warum hat Photius ihn dann wieder ausgegraben?
  22. : „Julius Solinus (fl. a.d. 250), surnamed Polyhistor, or ‚Teller of Varied Tales,‘ provided the standard source of geographic myth during all the years of the Great Interruption … Solinus found wonders near and far“ (Boorstin, Discoverers, S. 110)
  23. : Selbst Goethe wird übrigens von Russell in Beschlag genommen, wenn auch nur summarisch: „Herder (1744-1803) and Goethe (1749-1832), among other popular and influential writers, had romantically positive views of the Middle Ages“, (Fußnote 86). Man fragt sich, ob er damit einverstanden wäre: „Das Klassische nenne ich das Gesunde und das Romantische das Kranke.“ (Goethe zu Eckermann, 2. April 1829)
  24. : Überhaupt, der Hl. Isidor. Über ihn sagt Russell (S. 19), dass er ein Runderdler, wenn auch bezüglich der Erdgestalt „relativ achtlos“ (relative lack of concern) gewesen sei. Andere heutige Autoren argumentieren ähnlich. Wenn also selbst der bedeutendste Enzyklopädist des frühen Mittelalters hier so „achtlos“ gewesen ist, dann bieten sich mehrere Interpretationen an: es ist ein Symptom für die geringe Beflissenheit des Mittelalters, sich mit der realen Welt auseinanderzusetzen, und andere Intentionen waren wichtiger; oder Isidor wusste selber nicht so genau, was er aus dem Widerspruch der Bibel zur antiken Naturphilosophie machen sollte. Verf. ist noch unklar, auf welche neuen Befunde sich dieser Umschwung der Meinung stützt; J. K. Wright, The Geographical Lore of the Time of the Crusades 1925 (S. 54): „Isidore quotes writers of antiquity who favored a spherical earth, though if we interpret correctly texts in the De natura rerum (50) and Etymologiae (51) we are impelled to think that he himself conceived of a flat earth surrounded by a spherical heaven.“ Noch v. den Brincken, Die Kugelgestalt der Erde in der Kartographie des Mittelalters (hier), meint 1976: „Isidor von Sevilla … kannte zwar die Lehre von Macrobius und Capella (18), vertrat aber selbst doch letzten Endes die Vorstellung von der Erdscheibe.“ Die Kolumbus-Enzyklopädie bleibt salomonisch: „Early medieval science relied not on systematic observation or reasoned proof but rather on the learning of the past or on divine authority. Therefore, Etymologiae and De natura rerum often contain serious contradictions, particularly concerning the sphericity of the earth“ (Bedini S. A. (ed.): The Christopher Columbus Encyclopedia Vol. 1 1992, S. 385).
  25. : Augustinus wird z. B. von dem heimlichen (hier) Russell-Adepten R. Krüger völlig unproblematisch zum Runderdler erklärt, aber so unbedarft stellt sich sein Vordenker nicht an. Augustinus hatte – krass vereinfacht – gemeint, ob nun rund oder platt, auf jeden Fall gibt es keine Antipoden, „denn nie und nimmer lügt unsere Schrift“. (Gottesstaat 16, 9). Russell scheidet nun einen „guten“ Augustinus mit einer metaphorischen Bibelauslegung und einer Annäherung an die Naturphilosophie von einem gelegentlichen „schlechten“, der z. B. eine „unnecessary concession“ (S. 23) gemacht hätte. An einer von Russell nicht erwähnten Stelle (De fide et symbolo, Drittes Buch, 7) sagt Augustinus: „Denn Gott hat dem Sonnenlichte, das wir mit unsern Augen sehen, die Eigenschaft verliehen, daß es zugleich überall ganz sei; denn wenn es hier ist, so ist es auch im Oriente und in andern Erdtheilen, und zwar ist es überall und in Allem ganz, erfüllt die Augen Aller und bleibt selbst unversehrt“ – zumindest in dem Moment, in dem er das geschrieben hat, hatte er wohl die Vorstellung von der Erde als Kugel nicht parat. Russell interpretiert den Genesis-Kommentar Augustins ausführlich, aber irgendwie lässt sich eine wesentliche Sentenz aus eben jenem Kommentar nicht in seinem Referat erkennen: Major est Scripturae auctoritas quam omnis humani ingenii capacitas, die Autorität der Schrift steht über allen Fähigkeiten des menschlichen Verstandes. – Die wird dafür gehässigerweise von White zitiert (Warfare, Bd. 1 S. 325). Die Rolle Augustins als Beschützer der Naturwissenschaft gegen die wörtlichen Bibelversteher ist nicht ganz einfach nachzuvollziehen. Aus der Naturgeschichte des Plinius nahm er die Spreu und ließ den Weizen liegen. „Er sucht das Rätselhafte, um die Berufung auf Naturgesetze zum Schweigen zu bringen. Er will zeigen, wie viele Naturdinge es gebe, bei denen die Kraft unseres Geistes und die menschliche Sprache versagten.“ (Flasch, Kurt: Das philosophische Denken im Mittelalter, 2000, S. 131; dort noch ausführlicher zu diesem Thema). Eine Grundhaltung, die sich durch die Jahrtausende zieht, und die auch heute vielfach Beifall findet.
  26. : „Durch G. ist der vulgäre Typus des mittelalterlichen Katholizismus geschaffen. Er schließt sich Augustinus an, den er reproduzieren will.“ [Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL)]
  27. : „The total lack of originality and the extremely abbreviated character of the infrequent scientific writing in the west is not, however, a fair example of the total thought and writing of early medieval Latin Christendom, When we turn to the lives of the saints, to the miracles recorded of contemporary monks and missionaries, we find that in the field of its own supreme interests the pious imagination of the time could display considerable inventiveness and was by no means satisfied with brief compendiums from the Bible and earlier Fathers. Here too the superstition and credulity, which had been held back by fear of paganism in the case of natural and occult science, ran luxuriant riot.“ Thorndike, Lynn: A History of Magic and Experimental Science, Bd. 1, 1923, S. 637
  28. : „Vom 4. bis zum 17. Jahrhundert lehrten also die kirchlichen Schriftsteller die Existenz jener physischen Wasser jenseits der Himmelssphären. Sie waren freilich zu dem Eingeständnis gezwungen, daß ihnen die Funktion dieser Wasser unbekannt sei. Beda gestand: ‚Was für Wasser das sind und wofür sie nützlich sind, das weiß allein der, der sie schuf.‘ Deutlicher konnte man nicht sagen, daß man zwar eine rationale Kosmologie wollte, daß man sie aber nur soweit wollte, als sie einer buchstäblichen, ‚realistischen‘ Bibelinterpretation und Institutionssicherung nicht im Wege stand.“ (Flasch, a. a. O. S. 130)
  29. : „How were views as disparate as these, yet based on equally respected authorities, to be reconciled? Learned writers might avoid the difficulty either by a careful selection of material, or simply by ignoring any logical contradictions. To the less educated the whole subject of cosmography must have seemed impossibly complex and puzzling.“ Tattersall, Jill: Sphere or Disc? Allusions to the Shape of the Earth in Some Twelfth-Century and Thirteenth-Century Vernacular French Works. The Modern Language Review, Vol. 76, No. 1 (Jan., 1981), pp. 31-46. Russell referiert diese Quelle so: „But there is evidence to suggest that, before 1300 at least, some people in France actually thought of the world as a disc.“ (S. 16). Nur ein paar Versprengte, Hinter-dem-Mond-Lebende also; nicht weiter erwähnenswert und kaum ein Unterschied zu heute.
  30. : „Wörtlich spricht der Text von allen entdeckten und noch zu entdeckenden Inseln und Ländern ‚westlich und südlich‘ einer vom Nordpol zum Südpol gezogenen Linie, die hundert Leguas ‚westlich und südlich‘ aller Inseln liegen solle, ‚die als Azoren und Kapverden bekannt sind‘. … Rätselhaft ist die Formulierung ‚westlich und südlich‘ mit Bezug auf die Lage der Trennlinie selbst. Bei wörtlichem Verständnis kann ein normaler Meridian nicht gemeint sein, da eine solche Linie bis zum Nordpol reicht und nicht ‚südlich‘ einer Inselgruppe liegen kann. Zudem reicht ein Meridian bis zum Südpol, so dass Länder oder Inseln nicht ‚südlich‘ des ganzen Meridians liegen können.“ (Wikipedia)
  31. : David Humes Wunderanalyse, ein klassischer Text, findet sich in Untersuchung in Betreff des menschlichen Verstandes Kap. 10.
  32. : „unstinting in their contempt for Christianity and for the Middle Ages in particular“ (Russell S. 61).

Psirama – Der Psiram-Wochenrückblick (KW37, 2017)

$
0
0

psirama_banner_007_auge_loewe_einhorn

Für alle, denen wissenschaftlich-kritisches Denken und Aufklärung am Herzen liegen, ist die kommende Bundestagswahl in Deutschland ein Anlass, die antretenden Parteien genauer unter die Lupe zu nehmen: Wird Wissenschaft und Bildung ausreichend thematisiert und gefördert? Welche Rolle spielt Rationalität in der Politik? Wird Glaube und Religion als Privatsache oder politisches Instrument betrachtet? Parteiprogramme, Abstimmungsverhalten in der Vergangenheit und diverse Online-Wahlhilfen geben Aufschluss und sollen bei der Entscheidungsfindung helfen, so auch die Seite „Science-O-Mat“ in dieser Linksammlung. Natürlich haben wir auch wieder viele interessante Inhalte aus anderen Themenbereichen gesammelt und freuen uns auf anregende Diskussionen.

 


 

Gesundheit und Medizin

 

Susannchen braucht keine Globuli: Homöopathieverträgliche Zahnpasta – bitte was?

Susannchen ist beim Einkaufen etwas aufgefallen. Auf mancher Zahnpastatube ist der Hinweis zu finden, dass das Produkt besonders homöopathieverträglich sei. Gelegentlich ist ein solcher Hinweis auch auf anderen Pflege- und Kosmetikartikeln platziert. Was soll das bedeuten – und wo liegt der Unterschied zu „normalen“ Produkten?

 

DAZ.online: Bezirksregierung stoppt Tätigkeit des Heilpraktikers Klaus R.

Kurz nach fragwürdigen Krebstherapien starben vor einem Jahr drei Patienten eines Heilpraktikers aus Brüggen-Bracht – doch nur wenige Wochen später durfte er im Nachbarkreis wieder arbeiten, wie kürzlich bekannt wurde. Nachdem der NRW-Gesundheitsminister dies kritisierte, erzwang die Bezirksregierung nun die Untersagung seiner Tätigkeit. Gerichtsmediziner untersuchen derweil die pharmakologische Wirkung des Präparats 3-Bromopyruvat.

 

turi2: Journalisten wollen mit MedWatch medizinische Fakenews aufklären.

MedWatch startet im Herbst als gemeinnützige News-Plattform zu Medizinthemen. Die Gründer Nicola Kuhrt, früher Spiegel Online, und Hinnerk Feldwisch-Drentrup gucken bei MedWatch der Pharma-Industrie auf die Finger und warnen vor angeblichen „Wunder-Therapien“.

 

SWR: Scharlatane oder Alternativ-Mediziner? Der Streit um den Heilpraktiker-Beruf

Es diskutieren:
Christian Wilms – Präsident des Fachverbandes Deutscher Heilpraktiker e.V., Dr. Christian Weymayr – Biologe und Medizinjournalist, Mitautor des „Münsteraner Memorandums Heilpraktiker“, Dr. Frank Wittig – Medizinjournalist, SWR
Gesprächsleitung: Ralf Caspary

 

Spiegel Online: Alternativmedizin: Mann vergiftet sich mit Aprikosenkernextrakt

Ein Mann hat sich eine Zyanid-Vergiftung zugezogen, nachdem er große Mengen Aprikosenkern-Extrakt geschluckt hat. Wie australische Mediziner in der Fachzeitschrift „BMJ Case Reports“ berichten, konsumierte der 67-Jährige fünf Jahre lang täglich die Alternativmedizin in der Hoffnung, Krebs vorzubeugen. Es gibt allerdings keine Belege dafür, dass Aprikosenkerne tatsächlich helfen. Stattdessen enthalten sie das Gift Zyanid, das lebensbedrohlich sein kann.

 

Der Standard: „Ich habe Methadon nie als Wundermittel bezeichnet“

Die deutsche Chemikerin Claudia Friesen vom Uniklinikum Ulm wurde von Onkologen und medizinischen Fachgesellschaften heftig kritisiert, nachdem sie in Fernsehsendungen über die erfolgreiche Behandlung von Krebspatienten durch die Kombination von Chemotherapie und Methadon berichtet hatte. Tatsächlich steht die klinische Forschung dazu erst am Anfang. Evidenzbasierte Wirkungsnachweise an Patienten fehlen bislang.

 

SZ: Methadon-Streit – „Sie haben Lebenszeit zu verlieren, ganz einfach“

Der Fall Methadon ist tatsächlich neu in der Medizin, er zeigt auch die Macht der Medien: Ohne Vorwarnung wurde durch Fernsehsendungen ein hoher Druck auf Ärzte aufgebaut. Deutschlandweit fordern Patienten nun, dass Methadon bitte eingesetzt werden soll. Viele Ärzte stehen vor einem Dilemma: Wenn sie kein Rezept ausstellen, wird ihnen vorgeworfen, sie würden ihren Patienten eine lebenswichtige Therapie verweigern. Stellen sie eins aus, verstärkt das den Eindruck, dass doch etwas dran sein muss.

 

Medizin transparent: Vitamin C ist bei Erkältungen nutzlos

Für viele ist ein Präparat mit Vitamin C das Mittel der Wahl, um einer drohenden Erkältung vorzubeugen. Sind Schnupfen, Husten und Co bereits eingetreten, sollen Brausetabletten oder Pulver mit dem Vitamin die lästigen Symptome der Erkältung wieder vertreiben.

 

Ganzheitlich durchleuchtet: Vitamine: Krebs oder kein Krebs

In einer Studie wurden der Einfluss der Vitamine B6, B12 und Folsäure auf das Krebsrisiko untersucht. Um es kurz zum mache, konnte kein positiver Effekt für die Einnahme von irgendeinem B-Vitamin festgestellt werden2. Das Risiko für Lungenkrebs, darum ging es in der Studie, erhöhte sich bei der Einnahme von Vitamin B6 um 84%, bei Vitamin B12 um das doppelte und bei Folsäure gar nicht, immerhin. Die Ergebnisse haben der Industrie nicht gefallen.

 

Das Erste, Kontraste (09.08.2007): Gefährliche Heilpraktiker – Keine Kontrolle, keine Sanktionen

Wenn Heilpraktiker pfuschen, ist der Patient zumeist machtlos: Wort steht gegen Wort, denn der Heilpraktiker muss nichts dokumentieren. Und so haben auch die Gesundheitsämter kaum eine Möglichkeit, den gefährlichen Heilpraktikern die Zulassung zu entziehen. Ein Gesetz aus dem Jahr 1939 erlaubt fast jedem als Heilpraktiker zu arbeiten, eine Berufsordnung oder ein Standesrecht gibt es nicht. Heilpraktiker, die Patienten gefährden, müssen also kaum etwas befürchten. Caroline Walter berichtet über die Untätigkeit des Staates.

 

PLOS one: A retrospective cost-analysis of additional homeopathic treatment in Germany: Long-term economic outcomes

Objectives

This study aimed to provide a long-term cost comparison of patients using additional homeopathic treatment (homeopathy group) with patients using usual care (control group) over an observation period of 33 months.

[…]

Conclusion

The analysis showed that even when following-up over 33 months, there were still cost differences between groups, with higher costs in the homeopathy group.

 


 

Wissen und Forschung

 

Astrodicticum Simplex (scienceblogs.de): Dumm aus Bequemlichkeit oder die Suche nach der Weltformel

Ohne Bedenken verlassen sich so viele Menschen auf leere Versprechen und halten sich daran fest, weil Lösungen zu allen Problemen garantiert, Hoffnung und Trost zugesichert werden; das alles, ohne dass man sich besondere Mühe zu geben braucht oder gar viel nachdenken muss. Hauptsache es klingt seriös und gleichzeitig schön und verlockend und spricht einen natürlich persönlich an; oder wie Richard Feynman es formulierte: „Was wir als Parawissenschaften oder Pseudowissenschaften bezeichnen, sind Gedankengebäude, die sich parallel zu den heute etablierten Wissenschaften entwickelt, aber den Ausweg aus der Falle der Selbsttäuschung nicht gefunden haben. Es sind Systeme der kollektiven Selbsttäuschung, und sie sind viel weiter verbreitet, als man gemeinhin meint.“
(Gastbeitrag)

 

smithsonian.com: 1,800 Studies Later, Scientists Conclude Homeopathy Doesn’t Work

A major Australian study debunks homeopathy—again

Perhaps you remember when scientists debunked homeopathy in 2002. Or 2010. Or 2014. But now a major Australian study analyzing over 1,800 papers has shown that homeopathy, the alternative treatment that relies on super-diluted substances and the principle of “like cures like” is completely ineffective.

 

Deutschlandfunk: Statistische Schwankungen – Kein Beleg für Horoskope

Sternbilder und Tierkreiszeichen laufen aufgrund einer sehr langsamen Kreiselbewegung der Erdachse am Himmel immer weiter auseinander. Der angebliche Einfluss der Sterne muss also immer mehr „um die Ecke“ wirken.

 

ZDF Presseportal: „Krankenakte X“: ZDFinfo-Reihe über Grenzfälle der Wissenschaft

Die Doku-Reihe „Krankenakte X – Grenzfälle der Wissenschaft“ berichtet über außergewöhnliche Menschen, mit deren Hilfe internationalen Wissenschaftlern bahnbrechende medizinische Entdeckungen gelingen – Fälle, die das Verständnis über den menschlichen Körper erweitern. ZDFinfo sendet sechs Folgen der Wissenschaftsreihe erstmals am Samstag, 16. September 2017, von 11.15 Uhr bis 15.45 Uhr im Block.

 

FAZ: GENTHERAPIE UND PLASTIKRAUPEN : Der Sommer der Blütenträume

Zweifellos ist Marketing mittlerweile jederzeit auch Teil ihres Geschäfts. Die Möglichkeiten, aber eben auch die Notwendigkeit, auf sich aufmerksam zu machen, sind heute gewaltig, ob es um die Öffentlichkeit geht oder das Werben um Fördermittel. Trotzdem lebt der gesunde Zweifel, lebt das, was schon Teilhard de Chardin als die Lebensversicherung für den Neugierbetrieb angesehen hat: „Der Zweifel ist der Beginn der Wissenschaft. Wer nichts anzweifelt, prüft nichts. Wer nichts prüft, entdeckt nichts. Wer nichts entdeckt, ist blind und bleibt blind.“

 

n-tv: Rätsel um KIC 8462852 – Neue Erklärung für „Alien-Stern“ gefunden

Zwei Jahre schon beschäftigt der Stern KIC 8462852 die Astronomen: Er schwankt in seiner Helligkeit derart seltsam, dass manche schon eine außerirdischen Zivilisation als Ursache erwägen. Nun liefern Forscher eine andere Erklärung für das Phänomen.

 


 

Gesellschaft, Politik und Religion

 

Nachgehakt: Einige Fragen an Menschen, die glauben, die Erde sei flach

Menschen, die nach 2000 Jahren technischen und mathematischen Fortschritts (eigentlich schon nach 4-5000 Jahren – die ägyptischen Pyramiden exakt nach Norden ausgerichtet hat man nicht rein zufällig) und nach 400 Jahren Aufklärung wieder daran glauben (wollen), dass die Erde flach ist und alles nur ein Fake, scheinen eine besondere Spezies zu sein. Ich kann nicht verstehen, was an diesem Weltbild so attraktiv sein soll, attraktiver jedenfalls als das sonst jedermann geläufige Modell, dass die Erde in etwa Kugelform besitzt und in ca. 150 Millionen Kilometern Entfernung um eine Sonne kreist, die einen Durchmesser von rund 1,3 Millionen Kilometer hat, eine Oberflächentemperatur von etwa 6000 Kelvin und die ansonsten ein ganz normaler G2-Hauptreihenstern ist. Irgendwas stört die Leute daran. Mir scheint die „Theorie“ der Flachen Erde jedenfalls eine der beklopptesten

 

WDR: Reichsbürger aus Stemwede will Waffen nicht abgeben

Die Mindener Kreisverwaltung möchte einem mutmaßlichen Reichsbürger alle Waffen wegnehmen. Dagegen wehrt sich der Stemweder bereits zum zweiten Mal vor dem Verwaltungsgericht in Minden.

 

SZ: Wie sich Rechte in geschlossenen Facebook-Gruppen radikalisieren

Insbesondere AfD-Sympathisanten sind überzeugt, dass sie ihre Meinung nicht mehr äußern dürfen. Deshalb schaffen sie sich ihre eigene Gegenöffentlichkeit in sozialen Medien.

 

Na klar! (scienceblogs.de): Heilkristalle im Kindergarten

Für Kinder ist die Welt etwas Magisches, und das ist auch gut so. Der Osterhase bringt Schokolade, und auf dem Apfelbaum wachsen Äpfel. Dass das eine erfunden, das andere wissenschaftlich erklärbar ist, müssen sie erst lernen – und das gelingt meistens recht problemlos.

Aber wie reagiert man, wenn das Kind von seiner geliebten Erzieherin mit esoterischen Theorien konfrontiert wird, die man vom Kind lieber ferngehalten hätte?

 

hpd: Zum 50. Geburtstag von Michael Schmidt-Salomon: Chef-Atheist wider Willen

Die Medien nennen ihn gern „Deutschlands Chef-Atheisten“. Ihm selbst gefällt diese Bezeichnung nicht. Denn für den Philosophen Schmidt-Salomon steht nicht allein die Aufklärung über die staatliche Privilegierung von Religionsgemeinschaften und der Kampf für die Rechte Konfessionsfreier im Zentrum seines Denkens und Handelns, sondern vor allem die Frage, wie eine Welt ohne Religion möglichst optimal gestaltet werden kann.

 

Science-O-Mat: Welche Parteien denken wie ich in Sachen Wissenschaft?

Die Parteien, die sich der Bundestagswahl am 24. September stellen, machen sich auch Gedanken zur Zukunft der Forschungs- und Bildungspolitik in Deutschland. Nicht immer aber geben die Pateiprogramme Antworten auf konkrete Fragen. Der Science-O-Mat hat sieben Parteien 15 konkrete Thesen mit Wissenschaftsbezug vorgelegt. Es liegen Antworten vor von: Bündnis90/Grünen, CDU/CSU, Die Linke, FDP, Piraten und SPD. Die AfD hat trotz mehrfacher Anfragen zunächst keine Antworten geliefert, hat dann aber von dem folgenden Angebot Gebrauch gemacht.

 

Al-Monitor: ‘Earth is flat,’ pro-Erdogan youth leader argues

In fact, obsessing over conspiracy theories is nothing new in Turkey. A whole body of literature about the plots of the freemasons, the Zionists, global capitalists or imperialists against the beloved Turkish homeland has been popular for decades in various political camps. Even some of the Kemalists, the secularists who follow in the footsteps of Turkey’s pro-Western founder Mustafa Kemal Ataturk, believed in Western conspiracies. President Recep Tayyip Erdogan himself, and other key figures of the AKP, were depicted as “Zionist agents” by a best-selling Kemalist author back in 2007, when the AKP seemed eager to join the European Union.

 

Schillipaeppa: Warten auf Godot

Die EKD sowie der Kirche angeschlossene Einrichtungen wie Brot für die Welt entziehen sich seit Jahren einer ergebnisoffenen Debatte über die Grüne Gentechnik. Diese Vermeidungstaktik ist symptomatisch für die gesamte Haltung der EKD der modernen Landwirtschaft gegenüber: Die Kirche orientiert sich lieber am Gutmenschen-Zeitgeist, anstatt sich eine pragmatische und lösungsorientierte Position zu erarbeiten und diese zu verteidigen. Auf der Strecke bleiben dabei u.a. arme Menschen in Entwicklungsländern, denen nicht zuletzt durch das Engagement kirchlicher Einrichtungen modernes Saatgut vorenthalten bleibt. Diese Doppelmoral ist das eigentliche Pharisäertum der EKD.

 


 

Psiram

 

Aus dem Blog-Archiv (02/2016): Homöopathie muss man sich leisten können

Ute Parsch hat in der jüngsten Homöopathie-Diskussion bei der Badischen Zeitung darauf hingewiesen: Eine Arbeitsgruppe der bekannten Versorgungsforscherin Frau Prof. Witt – ehem. Berlin, jetzt Zürich – hat ermittelt, dass Homöopathie den Krankenkassen keine Kosten spart. Im Gegenteil: sie verursacht kräftig Zusatzausgaben. Die Arbeit ist bei PLOS ONE erschienen, d. h. sie ist allgemein zugänglich.

 

Neu im Psiram-Wiki:

Hagen Grell
Robert Stein (Überarbeitung)
Omneologie
Siang Mien

 


 

Video der Woche

 

AwakenWithJP: Flat Earth Theory – Ultra Spiritual Life episode 39

The flat earth theory is not just a theory, it’s a reality. I share absolute proof in this video that the flat earth theory is true. The round earth theory has been a convenient little conspiracy theory for long enough, but the truth must now set us free upon our beautiful flat world.

Direktlink: https://www.youtube.com/watch?v=KvAk9718Jo8

Drei Podcasts aus Österreich, Deutschland und der Schweiz, die klüger machen: Skeptik-Kabinett, Nachgefragt-Podcast, SkeptisCH

$
0
0

Podcasts sind ein großartiges Medium: Unterhaltsam, lehrreich und bestens geeignet, um sie nebenher anzuhören. Wir möchten heute drei relativ junge Podcasts vorstellen, die sich mit Wissenschaft und kritischem Denken beschäftigen.


 

Skeptik-Kabinett

Mittlerweile bei Folge 17 angekommen, ist das Skeptik-Kabinett aus Österreich noch recht frisch. Im Mai 2017 wurde die erste Folge aufgenommen. Die drei Stammpodcaster Flaviu, Heidi und Thomas treffen sich regelmäßig, um über Themen aus Wissenschaft, Pseudowissenschaft, Religion, Politik, Geschichte, Medizin sowie über typische Skeptiker-Themen wie Verschwörungstheorien oder kritisches Denken zu diskutieren. Gelegentlich werden auch Gäste für Interviews eingeladen. Die Podcast-Folgen sind gut strukturiert, sorgfältig vorbereitet und angenehm vorgetragen. Bei einer Länge von 30 bis 60 Minuten ist reichlich Information enthalten, ohne dass es zu kleinteilig wird. Wer über ein Thema mehr wissen möchte, findet in den Shownotes die passenden Links.


 

 

Nachgefragt-Podcast

Michaela Voth ist GWUP-Mitglied und sendet seit April 2017 regelmäßig Interviews mit interessanten Persönlichkeiten ins Internet. Ihr Interesse gilt dabei dem „faktenbasierten Denken“ und sie engagiert sich gegen die Gleichstellung von Meinung und Wissen. Neben anderen GWUP-Mitgliedern haben sich auch schon prominentere Persönlichkeiten wie Tommy Krappweis (Autor, Filmemacher, Comedian, Musiker) und Nikil Mukerji (Buchautor, Philosoph) zum Gespräch eingefunden. Präzise und durchdachte Fragestellung, die interessante Themenauswahl und eine lockere Gesprächsatmosphäre machen diesen Podcast zu einem angenehmen Hörerlebnis, das manchmal viel zu früh endet.


 

SkeptisCH – Der kritische Schweizer Podcast

Seit über einem Jahr produzieren Marko Kovic und Tobias Füchslin vor, sowie Dominik Pfleghaar hinter dem Mikrofon hochwertige und informative Podcast-Folgen aus den Reihen der Skeptiker Schweiz. Hier wird alles vermittelt, was in den geistigen Werkzeugkasten eines guten Skeptikers gehört: Was sind logische Fehlschlüsse und kognitive Verzerrungen? Wie funktionieren Verschwörungstheorien? Welche Grundlagen bilden das Fundament der Wissenschaft? Außerdem gibt es gelegentlich Reportagen und Interviews, Gespräche über aktuelle politische und gesellschaftliche Themen sowie Lösungsansätze im Kampf gegen Pseudowissenschaften und Scharlatane.


Ein paar Worte zu Podcasts allgemein

Die Vorbereitung, Produktion und Veröffentlichung eines Podcasts ist mit einigem Aufwand verbunden. Eine ordentlich gemachte Folge muss sorgfältig geplant und recherchiert, mit gutem (und teurem) Equipment aufgenommen und zeitaufwändig nachbearbeitet werden.

Das alles erfordert einige Motivation für dieses schöne und vielseitige Hobby – denn die meisten Podcasts sind reine Freizeit-Projekte. Um diese Motivation über längere Zeit aufrecht zu erhalten, ist natürlich die Mitwirkung des Publikums erforderlich. Die Währung der Podcaster ist Aufmerksamkeit. Ein Like, ein Kommentar und natürlich die Weiterempfehlung auf allen Kanälen ist das Mindeste, was man als Hörer zurückgeben kann. Falls es eine Möglichkeit gibt, den Podcast zu bezahlen, genügt oft schon ein kleiner Betrag für ein großes Lächeln im Podcaster-Gesicht.

Also: Wenn Euch ein Podcast gefällt, teilt ihn auf Facebook, Twitter oder sonstigen Medien, bloggt darüber, erzählt es weiter und bewertet ihn, sofern möglich, auf iTunes oder in Podcast-Verzeichnissen.

Psirama – Der Psiram-Wochenrückblick (KW38, 2017)

$
0
0

psirama_banner_007_auge_loewe_einhorn

Unsere wöchentliche Linksammlung enthält gewöhnlich Hinweise auf Artikel, die im Laufe der Woche in Online-Medien wie Zeitungs- und Magazinseiten, Fachportalen, Blogs sowie in unserem Forum erschienen sind und zu unseren Kernthemen passen. Gelegentlich werden diese Artikel kontrovers diskutiert, was uns immer freut, denn so entstehen neue Sichtweisen und Anregungen, sich mit einem Thema näher zu beschäftigen. Allerdings besteht auch immer die Gefahr, nur Artikel aus der skeptischen Filterblase zu sammeln. Deshalb freuen wir uns über Ergänzungen unserer Leser. Vorschläge für den Wochenrückblick nehmen wir gerne im Forum, in den Blog-Kommentaren, per Facebook oder Twitter entgegen.

 


 

Wissen, Forschung und kritisches Denken

 

Skeptiker Schweiz: skeptisCH – Folge 62: Debiasing (Podcast)

Kognitive Verzerrungen beeinflussen uns stark – wir nehmen die Welt anders wahr, als sie ist, und wir handeln entgegen unseren eigenen Präferenzen. Darum sollten wir alle ein Interesse daran haben, kognitive Verzerrungen irgendwie unter Kontrolle zu bringen – wir sollten alle Interesse an Debiasing haben.

 

Der Chemische Reporter: Forscher entzaubern „Magic Mushrooms“

Der Schweizer Chemiker Albert Hofmann entdeckte nicht nur das LSD, sondern isolierte auch den Wirkstoff der „Magic Mushrooms“, Psilocybin. Fast 60 Jahre später haben Wissenschaftler nun herausgefunden, wie die Pilze diese wirkungsvolle Substanz herstellen. Damit könnte der Weg für die medizinische Nutzung der Droge geebnet sein.

 

Nachgefragt Podcast: NGF007-Thema: Quantenmechanik in der Esoterik

Häufig wird von Pseudowissenschaftlern die Quantenmechanik verwendet, um esoterische und alternativmedizinische Konzepte zu begründen. Da die Quantenphysik voll ist von faszinierenden Effekten und Konzepten, die unserem Alltagsverständnis widersprechen, scheint es kein Wunder zu sein, dass die Welt voll ist mit „Quantenquark“. Was steckt wirklich hinter den Theorien der modernen Physik? Zusammen mit Holm Hümmler, versuche ich mich dieser Frage zu nähern und er erklärt, wo Esoteriker die Physik falsch verstehen und für welche Theorien die Quantenmechanik häufig als Erklärung herhalten muss.

 

futurezone.at: Wissenschaft & Blödsinn HAARP: Todesstrahlen aus Alaska

Wenn mir die Suppe nicht schmeckt, kann ich über den Koch schimpfen. Wenn mich ein Hund beißt, kann ich den Besitzer verklagen. Aber wer um alles in der Welt ist schuld an verheerenden Wirbelstürmen, an katastrophalen Erdbeben oder an meiner allgemein schlechten Laune?

Für manche Leute ist auch in diesen Fällen die Antwort einfach: In einem finsteren Wald in Alaska verbirgt sich eine geheimnisvolle Radiowellen-Sendeanlage. Und diese Anlage, so wird behauptet, dient dunklen Mächten rund um die US-Regierung dazu, die ganze Welt zu tyrannisieren.

 

Telepolis (heise.de): Fortschritt auf dem Weg zur Datenspeicherung mit Einzelmolekülmagneten

Wissenschaftler der Universität Manchester haben jetzt demonstriert, dass die Speicherung von Daten mit einer Klasse von Molekülen, die als Einzelmolekülmagnete (single-molecule magnets) bekannt sind, machbarer scheint als bisher angenommen. Sie können je einen einzelnen Bit an Information speichern und nähren die Hoffnung, bisher nicht gekannte Datendichten zu erreichen.

 

Deutschlandfunk: Evolutionstheorie – Große Wissenslücken, erhöhte Zweifel

Wir wissen aus der Forschung, dass es nicht immer ganz klar ist, wie Wissen zu Evolution und Einstellung zu Evolution eigentlich zusammenhängt. Es gibt durchaus viele Menschen, die ganz, ganz viel wissen über Evolution und das sehr gut beschreiben können, aber trotzdem nicht davon ausgehen, dass es wirklich stattgefunden hat. Und ich könnte mir so was da auch vorstellen, zumal wir wissen, dass die Faktoren, die die Akzeptanz von Evolution beeinflussen, häufig soziale Faktoren sind.

 

Vice: I Said Mean Things to an Apple for Weeks to See if It Rotted Faster

Are you a pseudo New Ager? Do you wear rose-quartz point pendants? Have you seriously considered a short course in reiki? If so, you may have heard about Dr. Masaru Emoto, the Japanese „scientist“ who magically made rice rot just by being horrible to it. He literally yelled abuse at some rice, and it began to decompose.

 

Skeptik Kabinett: Episode #17: Sanfte Krebsmedizin-Teil2. Alternativmedizin. Fake News.

Podcast, 52 Minuten

Direktlink: https://api.soundcloud.com/tracks/342635145/download?client_id=cUa40O3Jg3Emvp6Tv4U6ymYYO50NUGpJ

 

SZ.de: Das Märchen vom edlen Wilden (20. April 2011)

Die Ureinwohner Amerikas gelten als Menschen, die im Einklang mit der Natur lebten. Doch das war keineswegs der Fall. Mitunter zerstörten sie sogar ihre eigene Lebensgrundlage.

 

FAZ Blogseminar: Bäume kuscheln nicht

Die Deutschen lieben den Wald. Der Förster Peter Wohlleben schreibt in seinen Büchern, Bäume liebten sich auch untereinander. Ein Forstwissenschaftler durchbricht jetzt die Bestseller-Idylle mit Fakten.
[…]
Wie kann es sein, dass jemand etwas Falsches behauptet oder wild spekuliert, ihm aber alle glauben? Wie kann es sein, dass sich keiner die Mühe macht, das Geschriebene zu hinterfragen? Ich finde den darin zum Ausdruck kommenden Zeitgeist beängstigend. Es reicht selbst in einer aufgeklärten Gesellschaft wie der unseren offenbar aus, einfach nur wiederholt etwas zu behaupten, um unabhängig vom Wahrheitsgehalt der Aussage Anklang zu finden, sofern die Botschaft das Gefühl und die Erwartung der Leute trifft.

 

Euractiv: EU and GMOs: The case for a knowledge-based society

The CJEU judgment has now presented a great opportunity to start recovering a rational, science-based approach. The technology to produce GMOs is already old and mainstream. Emerging genome editing technology adds to the diversity of the breeder´s toolbox and provides easy, rapid, precise and powerful means to reduce pesticide inputs as well as help plants to face climate changes.

With a strong research community, Europe has the opportunity to guide the change instead of only importing and paying for the final products. Companies have learned a lot from the GMO lesson. Scientists are ready. Farmers like Giorgio Fidenato too. Let’s break the prejudice.

 


 

Gesundheit und Medizin

 

Onkel Michaels kleine Welt: Wilhelm Heinrich Schüßler oder: Wie man sich einen Doktortitel ergaunert

Erinnert ihr euch noch an Karl-Theodor zu Guttenberg und seine Dissertation? An Silvana Koch-Mehrin? Oder an Anette Schavan, die auch bei ihrer Dissertation gemogelt hat? Sicher tut ihr das. Aber das sind Peanuts, Pillepalle, kleine Fische, wenn man sich statt dessen andere Fälle anschaut. Beispielsweise den des Wilhelm Heinrich Schüßler.

Ja, den kennt ihr, das ist der gute Mann, der sich diese Schüßler-Salze ausgedacht hat, an denen hinten und vorne nichts dran ist. Der hatte was sein „Studium“ und seine „Promotion“ angeht, noch ganz andere Tricks auf Lager.

 

Ganzheitlich Durchleuchtet: Homöopathie – Nichts ist teurer als weniger

Vor zwei Jahren machte eine Studie in den sozialen Netzwerken die Runde, die belegen sollte, dass Menschen die sich homöopathisch behandeln lassen, mehr Kosten verursachen als Menschen die sich nicht homöopathisch behandeln lassen. In einem Beobachtungszeitraum von 18 Monaten betrugen diese für Menschen in der Homöopathiegruppe ca. 7200 Euro, in der Kontrollgruppe ca. 5800 Euro. Damit widersprach das Ergebnis der Studie dem oft vorgebrachten Argument der Kosteneffizienz für die Nutzung von Homöopathie. Das Gegenargument der Studiengegner war, dass der Beobachtungszeitraum zu kurz sei. Homöopathie benötige einen langen Atem, anders als die „Schulmedizin“. Die AutorInnen haben auf diese Kritik reagiert und den Beobachtungszeitraum in einer neuen Studie auf 33 Monate erhöht.

 

Newsweek: Anti-Vaxxers Accidentally Fund a Study Showing No Link Between Autism and Vaccines

Most experts today agree the belief that childhood vaccines cause autism is based on bunk science. Even still, some advocacy groups claim immunizations are responsible for raising the risk for this neurodevelopmental condition, despite a growing body of research that shows there isn’t a link. (The study that most anti-vaccination groups point to was retracted after it was found to be based on falsified data.)

 

SPON: Wie gesund ist Milch?

Wem die Milch schmeckt und bekommt, muss nicht auf sie verzichten. Im Gegenteil – nach aktueller Studienlage scheint der Verzehr von Milch und Milchprodukten die Gesundheit eher zu fördern. Wer Milch nicht verträgt oder sich vegan ernähren will, kann die in der Milch enthaltenen Nährstoffe auch über andere Lebensmittel aufnehmen.

 

SZ.de: „Das Bierzelt ist für Viren eine nahezu ideale Umgebung“

Es gibt ja so einige wiesn-induzierte Krankheiten, das heißt Malaisen, die auf die eine oder andere Weise mit dem Oktoberfest zusammenhängen sollen – zum Beispiel die Leder-Allergie; sie äußert sich in rasenden Kopfschmerzen, wenn man morgens aufwacht und die Schuhe noch anhat.

Etwas ernster zu nehmen ist allerdings die Wiesn-Grippe. Sie erhält nun erstmals sozusagen wissenschaftliche Weihen: Tatsächlich beginnt die Welle an so genannten akuten respiratorischen Erkrankungen, also Erkrankungen der Atemwege, in und um München jedes Jahr ein paar Wochen früher als im Rest der Republik. „Dafür gibt es keine andere vernünftige Erklärung als das Oktoberfest“, sagt Ulrike Protzer.

 

mimikama.at: Tötet diese Frucht Krebs innerhalb von 48 Stunden?

iese Nachricht schlägt ein wie eine Bombe und sorgt für Hoffnung bei Millionen von Menschen: Wissenschaftler haben offenbar ein natürliches und vor allem hochwirksames Mittel gegen Krebs gefunden. Sieht man sich geteilte Statusbeiträge auf Facebook an, könnte man meinen, dass hier ein Wundermittel gegen Krebs für den Menschen gefunden wurde. Aber dem ist nicht so.

 

European Academies‘ Science Advisory Council: Homeopathic products and practices: assessing the evidence and ensuring consistency in regulating medical claims in the EU

EASAC, the European Academies‘ Science Advisory Council, is publishing this Statement to build on recent work by its member academies to reinforce criticism of the health and scientific claims made for homeopathic products. The analysis and conclusions are based on the excellent science-based assessments already published by authoritative and impartial bodies.

 

INH: Aktuell: Urteil des Wissenschaftlichen Beirats der Europäischen Akademien zur Homöopathie

Der Wissenschaftliche Beirat der Europäischen Akademien (EASAC) ist eine der höchstrangigen wissenschaftlichen Gemeinschaften Europas, die 29 nationale und internationale wissenschaftliche Akademien in Europa vertritt (darunter die Royal Society des Vereinigten Königreichs und die Königlich Schwedische Akademie der Wissenschaften). Eines ihrer Ziele ist es, Einfluss auf Politik und Regulierung in der gesamten Europäischen Union im Hinblick auf wissenschaftliche Fundierung von Entscheidungen und Regelungen zu nehmen. Die EASAC hat ein wichtiges und lang erwartetes Urteil zur Homöopathie gefällt.

 

aerzteblatt.de: Versorgungs­strukturen müssen an die Realität angepasst werden

Für die Zeit nach der Wahl erhofft er [KBV-Chef Gassen] sich unter anderem eine Überarbeitung des Heilpraktikergesetzes. Gassen nannte es „einfach absurd“, welcher Wildwuchs nonchalant toleriert werde, der „nicht selten eine reale Patientengefährdung darstellt“. „Für uns Vertragsärzte gelten höchste Qualitätsstandards und eine kontinuierliche Fortbildungsverpflichtung – und ein Heilpraktiker kann seine Heilstätte aufmachen, wo er will, und auch noch die Preise selbst bestimmen?“, fragte Gassen.

 


 

Gesellschaft, Politik und Religion

 

Der goldene Aluhut: Wir unter Impfgegnern – ein Demobericht

Am 16.09.2017 demonstrierten die Impfgegner von „Freie Impfentscheidung“ in Berlin, Venedig und Aosta. Treffpunkt für den Beginn der Berliner Demo war das Bayer-Gebäude im Wedding, die Abschlusskundgebung fand am Alexanderplatz statt. Giulia, Stefan, Elisa und Jörn haben sich unter die Demonstranten gemischt. Am Ende des Tages fühlten wir uns, als seien wir einmal quer durch unseren Content-Pool geschwommen. Unsere Erfahrungen haben wir hier für euch zusammengefasst.

 

Wolpertshausen: „Das werden wir nicht tolerieren“

Wolpertshausens Bürgermeister Jürgen Silberzahn kündigt klare Kante gegen Reichsbürger an. Eine versteckte Website suggeriert eine Parallel-Verwaltung.

Auf einer im vergangenen Jahr ins Netz gestellten Seite ist zu einer „Verweser“-Wahl für eine Parallel-Verwaltung für Wolpertshausen aufgerufen worden. Dadurch sollten „Bodenrechte“ gesichert werden, die am 28. Oktober 2017 auslaufen würden. Ein Verweser sei, so ist auf einem „Faltblatt“ zu lesen, das dieser Zeitung in digitaler Form vorliegt, jemand, „der eine vakante Stelle einnimmt, bis wieder ein ordentlich gewählter Amtsinhaber eingesetzt ist“. Dieser soll die Verwaltung der Gemeinde nach einem noch aus der Kaiserzeit stammenden Notstandsgesetz übernehmen.

 

Meedia: Die Vice-Tochter Motherboard hat untersucht, welche Medien am häufigsten Fake-News verbreiten

„Jeder vierte untersuchte Post ist irreführend, stark verzerrend oder falsch. Damit tragen einige der größten deutschsprachigen Nachrichtenmedien dazu bei, dass sich unwahre Informationen über Facebook verbreiten. Die Datenanalyse zeigt, dass die Algorithmen von Facebook Falschmeldungen sogar noch belohnen“, schreiben die Macher der Untersuchung von Motherboard.

 

Gedankenwerkstatt (SciLogs): Verschwörungstheorien: der fundamentale Attributionsfehler

Es gibt eine Frage, die bei fast jedem Interview über Verschwörungstheorien zuverlässig auftaucht: „Sagen Sie mal, wie denken eigentlich Leute, die solche Geschichten glauben?“ Die Interviewer sind dann jedes Mal überrascht, wenn ich ihnen sage, dass solche Menschen geistig völlig gesund sind, und ihr psychologisches Profil keine Besonderheiten aufweist. Und mehr noch: Für die Entstehung und Verbreitung von Verschwörungstheorien ist diese Frage völlig bedeutungslos. (Thomas Grüter)

 

hpd: Aufklärungsversuche in der Ewigen Stadt – gbs-Aktivist gedenkt Opfern des Christentums

David Farago, Aktionskünstler und Aktivist der Giordano-Bruno-Stiftung (gbs), hat in Rom auf die Opfer der christlichen Kirche aufmerksam gemacht. Neben dem Denkmal des Namensgebers der Stiftung besuchte er den Petersdom und legte an beiden Orten Blumen nieder.

 

Die Presse: Die gesteuerte Glyphosat-Erregung

Die NGO-Kampagne gegen Glyphosat kommt zu einem parlamentarischen Höhepunkt. Das Muster der öffentlichen Erregung und der daraus folgenden politischen Beschlüsse haben wir noch von den Bienen in peinlicher Erinnerung. Die kostspieligen Folgen für die Wirtschaft wurden nicht bewertet. Die Imker aber leben nach wie vor mit denselben Problemen (Varroamilbe etc.), wie die Zahlen der im Winter verendeten Bienenvölker bestätigen.

 

Deutschlandfunk Nova: Skeptiker wollen ihr Weltbild bestätigen

Egal ob Republikaner oder Demokrat, bei Studien, die dem eigenen Weltbild widersprachen, waren die Probanden viel eher bereit, sich die Ergebnisse so hinzubiegen, bis sie passten. Und wenn sie mit der richtigen Interpretation konfrontiert wurden, die ihnen nicht passte, fanden sie die Autoren der Studie sofort weniger glaubwürdig, weniger schlau und weniger ehrlich.

 

National Geographic: 23. September 2017: Mal wieder die Apokalypse

Alle wollen etwas über die chemische Zusammensetzung des brennenden Dornbuschs wissen oder darüber, wo genau sich die Bundeslade befindet … Wir wollen die endgültige Geschichte, das Fazit“, sagt er.Letztendlich lassen sich alle Bemühungen, das Universum nach Zeichen des vorhergesagten Untergangs abzusuchen, auf Interpretation herunterbrechen. Seit Jahrtausenden versuchen sich die Menschen allerdings unermüdlich daran.

 

SZ.de: Wie bekommt man Fake News aus den Köpfen?

Psychologen arbeiten sich an dieser Frage ab und haben deprimierend wenige Antworten. Immerhin aber können sie erklären, wieso sich manche Falschinformationen so hartnäckig im Hirn festhaken.

 

Augsburger Allgemeine: Am kommenden Samstag soll die Welt untergehen – mal wieder

Angela Merkel und Martin Schulz müssen sich keine Mühe mehr geben – denn am Tag vor der Bundestagswahl am kommenden Sonntag ist ohnehin alles vorbei, sagen amerikanische Verschwörungstheoretiker: Am 23. September geht angeblich die Welt unter. Der mysteriöse Planet Nibiru, auch Planet X genannt, wird sich an diesem Tag nach Berechnungen der selbst ernannten Experten in die Erdkugel bohren. Das Problem ist nur: Nibiru existiert gar nicht.

 

Transgen: Gentechnik-Lachs: Zwanzig Jahre Zulassung, zögerliche Vermarktung

Fast zwei Jahrzehnte zog sich in den USA das Zulassungsverfahren für gentechnisch veränderte Lachse hin. Im November 2015 gab die US-Lebensmittelbehörde nach langem Zögern grünes Licht. Besondere gesundheitliche Risiken gebe es dabei nicht, doch Vermehrung und Aufzucht der Fische sind nur in abgeschlossenen Anlagen erlaubt. Ab 2019 soll der Lachs dort doch noch auf den Markt kommen. In Kanada hat der Verkauf bereits 2017 begonnen, in Europa bleibt er auch auf längere Sicht verboten. Daran ändert sich auch mit dem CETA-Handelsabkommen nichts.

 

Sonntagsblatt: Was ist braune oder rechte Esoterik?

Der Sektenbeauftragte der bayerischen Kirche, Matthias Pöhlmann, beobachtet seit einigen Jahren einen Trend zu brauner oder rechter Esoterik. »Ich beobachte problematische Überlappungen zwischen politischen Ansichten und Verschwörungstheorien«, sagte er in einem Interview.

 


 

Psiram

 

Aus dem Blog-Archiv (07/2012): Killer GMO Gras oder nur ein Haufen Dung

Seit kurzem geistert die Behauptung herum, dass GMO-Gras 15 Kühe auf einer Weide in Texas vergiftet und getötet habe. Ursprung war ein Artikel bei CBS News, der nun auf einschlägigen Seiten verbreitet wird.

Allerdings stellte sich kurz darauf heraus, dass das Gras gar nicht gentechnisch modifiziert, sondern eine Hybridsorte und es zur Zeit überhaupt keine GMO-Gräser im Handel oder auf landwirtschaftlich genutzten Flächen gibt. Das hält aber offenbar Verschwörungstheorie-Seiten (vor allem im englischen Raum) nicht davon ab, diese Schlagzeile weiterzuverbreiten.

 

Neu im Psiram-Wiki:

 


 

Video der Woche

 

In seiner Reihe „Gehirnwäsche“ geht der beliebte norwegische Komiker und Soziologe der Gender-Forschung auf den Grund. Diese behauptet, es gebe außer den Geschlechtsteilen keine Unterschiede zwischen Mann und Frau. Die verschiedenen sozialen Rollen seien durch die Kulturen willkürlich festgelegt und bedeuteten eine Einengung, die überwunden werden müsste. Harald Eia geht dieser Theorie nach und findet… (sehen Sie selbst).

Nach Ausstrahlung des Films im norwegischen Fernsehen 2010 brach eine breite Debatte über Sinn und Unsinn der Gender-Theorie aus. Schließlich beendete das Parlament die Finanzierung von Gender-Instituten mit Steuermillionen.

Direktlink: https://www.youtube.com/watch?v=3OfoZR8aZt4

Psirama – Der Psiram-Wochenrückblick (KW39, 2017)

$
0
0

psirama_banner_007_auge_loewe_einhorn

Geht es um kontroverse medizinische Themen, wird oft und gerne der „mündige Patient“ heraufbeschworen, der selbst für seine Entscheidungen verantwortlich ist und die freie Wahl hat, ob er sich einer wirksamen Behandlung unterzieht oder lieber einem Scharlatan vertraut. Mündigkeit setzt allerdings die Kenntnis der vorhandenen Optionen sowie ein gewisses Grundwissen über deren Funktionsweise voraus. Deshalb ist Aufklärung wichtig, auch wenn diese nur selten geeignet ist, eine nachweislich irrige Überzeugung zu korrigieren, wie gerade eine aktuelle Meta-Analyse zeigt.  Wir versuchen weiterhin, Fakten zu sammeln und vor unlauteren Angeboten zu warnen, wozu auch diese Woche wieder unsere Linksammlung beitragen soll.

 


 

Gesellschaft, Politik und Religion

 

Telepolis (heise.de): 15 Jahre entkriminalisierte Drogenpolitik in Portugal

Am 1. Juli wird Portugal den 15. Jahrestag begehen, an dem das Gesetz 30/2000 in Kraft getreten ist. Der Konsum wurde damals völlig entkriminalisiert, es wird auch nicht zwischen sogenannten „harten Drogen“ wie Heroin und „weichen“ Drogen wie Cannabis unterschieden. Der Besitz von Drogen zum Eigenverbrauch steht seit 15 Jahren nicht mehr unter Strafe. Im Rückblick war die Politik, die auf Prävention und Aufklärung setzt, sehr erfolgreich. Seit der Entkriminalisierung ist der Drogenkonsum allgemein und besonders bei jungen Menschen stark gesunken.

 

Metabunk: Kai Kostack’s WTC7 Collapse Simulation using BCB and Blender

An impressive project for one individual, Kostock’s simulation is an amazing static model of WTC7, and gives a reasonable facsimile of the collapse, given the limitations of what he is doing.

 

BAZ: Nur die bessere Geschichte schlägt Fake-News

Die Toten weigern sich, in ihren Gräbern zu ruhen. Sie wühlen sich immer wieder zurück an die Oberfläche, geistern durch die Welt und verbreiten Angst und Schrecken. Wer sind diese Zombies? Es handelt sich um falsche Informationen, um diskreditierte Aussagen, Mythen, Lügen, Gerüchte oder Fake-News, die schon so oft widerlegt wurden, dass sie längst die ewige Ruhe hätten finden müssen. Doch, so beweisen öffentlicher Diskurs und Studien, Fehlinformationen sind kaum aus der Welt zu schaffen.

 

Hänselblatt: Mutiger „Flat-Earther“ fällt bei Expedition vom Rand der Erde

Nach 10 Jahren YouTube, fast dreitägiger Reisestrapazen und 3 Minuten am Ende der Welt, endet Dan K.T. Flat`s Leben im Schlund des Universums. Er ist vom Rand der Erde gefallen.

 

Ars Technica: Two-thirds of Americans don’t bother seeking out science news

For a host of issues, like vaccine safety, climate change, and GMO foods, public opinion is a poor match for our scientific standing. That dissonance has led a lot of people to ask how we could do better at getting scientific information out to the public. But the Pew Research Center decided to ask a related question that’s just as important: where’s the public getting its scientific information now?

 

Metro News: Rapper B.o.B. wants to launch spacecraft to ‘prove that Earth really is flat’

Rapper B.o.B. ignited a global publicity storm when he ‘came out’ as a Flat Earth truther – and now he wants to prove, once and for all, that Earth is flat. B.o.B. wants to use his own spacecraft to ‘find the curve’ (you can’t trust NASA’s, obviously, they’re part of the conspiracy). In 2015, B.o.B. – aka Bobby Ray Simmons Jr – revealed on Twitter that he was a Flat Earther.

 

The New York Times: The Dying Art of Disagreement

To disagree well you must first understand well. You have to read deeply, listen carefully, watch closely. You need to grant your adversary moral respect; give him the intellectual benefit of doubt; have sympathy for his motives and participate empathically with his line of reasoning. And you need to allow for the possibility that you might yet be persuaded of what he has to say.

 

Welt: Ein Blick in die bizarre Welt der Kristall-Gläubigen

Moderne „Heiler“ mit schicken Studios in Kalifornien versprechen Silicon-Valley-Millionären Erlösung durch Kristalltherapie, Rosenquarze und Turmaline veredeln Wohnungen, Kosmetikprodukte und sogar Wasser, die amerikanische Kette Target und das Selbstmach-Portal Etsy verkaufen Kristalle und Farbedelsteine für wenige Dollar. Spezialisierte Galerien beliefern wohlhabende Sammler gar mit Steinformationen, die vierstellige Summen wert sind.

 

Ganzheitlich Durchleuchtet: Impfpflicht – Unsinn mit Ansage

Die rechtlichen Hürden, jegliche Maßnahmen an Kindern gegen den Willen ihrer Eltern durchzuführen, sind sehr hoch. Das ist gut so, eine Impfpflicht wäre ein tiefer Eingriff in ein Grundrecht (Artikel 6 GG) der Eltern. Natürlich kann ich der Meinung sein, dass Eltern die Pflicht haben sollten, ihre Kinder impfen zu lassen. Aber das ist es eben: eine Meinung. Dass Impfungen schützen und Leben retten ist ein Fakt. Die Forderung aufgrund dieses Faktes eine Impfpflicht einführen zu wollen ist eine Meinung. Ich bin anderer Meinung. Ich bin der Meinung, wir sollten erst einmal alle Maßnahmen ausschöpfen, die bisher brach liegen.

 

Nature: What Germany’s election results mean for science

All four parties strongly support science, but there are some key differences. The Greens want the same strict regulation for organisms that have been gene edited with precision technologies such as CRISPR, as has been put in place for those modified with conventional, less precise techniques. But the other three parties have hinted that they may support a more liberal form of regulation.

 

Skeptiker: Bärendienst für die Wissenschaft (Rezension des Buches: Harald Lesch, Klaus Kamphausen: Die Menschheit schafft sich ab)

Bei den Lösungen der richtig erkannten großen Herausforderungen von Klimawandel und Hunger entfernen sich die Autoren leider nach einem akzeptablen Start von Wissenschaft, Fakten und der Datenlage. Das Buch ist daher keine Empfehlung für diejenigen, die durchgehend zuverlässige, belastbare und wissenschaftlich fundierte Informationen suchen.

Wer allerdings ein auf Austerität und „Zurück zur Natur“ basiertes Programm durchsetzen will, findet hier die notwendige Unterstützung.

 

Spiegel Online: Erfundenes Krebsleiden Bloggerin muss 275.000 Euro Strafe zahlen

Die australische Bloggerin Belle Gibson ist zu umgerechnet etwa 275.000 Euro Geldstrafe verurteilt worden – wegen falscher Behauptungen zu Spenden im Zusammenhang mit einer frei erfundenen Geschichte über ihre vermeintliche Krebserkrankung. Die 25-Jährige hatte behauptet, einen Hirntumor mit ayurvedischer Medizin, Sauerstofftherapie sowie dem Verzicht auf Gluten und Zucker überwunden zu haben. Gibson war jedoch nie an Krebs erkrankt.

 

Skeptiker Schweiz: skeptisCH – Folge 63: Die Bibel, Menschen und Orang-Utans (Podcast)

Die Bibel ist das meistverkaufte Buch und der wichtigste religiöse Text im Christentum. Für viele ist sie eine Quelle des Wort Gottes und eine Inspiration für moralische Überlegungen und Handlungen. Könnte es aber sein, dass die Bibel mehr ist als nur ein religiöser Text? Könnte es sein, dass die Geschichten in der Bibel uns auch etwas über die Entwicklung der Menschheit aufzeigen? Und was hat das bitte mit Orang-Utans zu tun?

 

Zeit Online: Wie stoppt man Fake-News?

Auch wenn er vom Internet keine Ahnung hatte, beschrieb er treffend das Wesen von Fake-News: Eine Lüge, so sagte Martin Luther, sei „wie ein Schneeball: Je länger man ihn wälzt, desto größer wird er.“ Da hilft es nicht einmal, die Lüge als solche zu kennzeichnen. Denn auch dadurch wälzt man den Ball weiter – und lässt ihn ungewollt immer mehr anwachsen.

 

The Hill: Golden rice – a miracle tarnished by irresponsible activism

In a 2012 screed, Greenpeace claimed, “If introduced on a large scale, golden rice can exacerbate malnutrition and ultimately undermine food security.” Psychiatrists call this projection: The real threat to the poor and vulnerable is not genetic engineering; it’s Greenpeace and its ilk. In 2014, economists Justus Wesseler and David Zilberman calculated the impact of the delays in the regulatory approval of Golden Rice.

They found that the absence of Golden Rice in the prior decade caused the loss of at least 1,424,680 life-years in India alone. If Greenpeace’s actions were perpetrated by government officials, they would be called crimes against humanity.

 

FAZ: Veggie-Medien: Wenn Fakten wurst sind

Jede Zeitung würde für solch bewusste Falschdarstellungen gerügt, gehasst, beleidigt; jede andere Interessengruppe/Lobby als manipulatives, geldgeiles Lügenkartell geschmäht. Vegane Medien hingegen lügen offensichtlich für einen zu guten Zweck, obwohl auch hier ein Millionenmarkt die Hochglanzmagazine zum Schönreden verlockt. Oder ist allen Veggie-Magazin-Lesern die Matcha-Latte zu Kopf gestiegen, so dass sie Zahlen unbedacht schlucken wie Chia-Samen, mit denen man sich laut Attila Hildmann übrigens „wissenschaftlich nachweislich“ verjüngen kann? Anders ausgedrückt: Wo bleibt der Shitstorm?

 

watson (Hugo Stamm): Schweigen ist Gold – wie Geistheiler Braco die Welt narrt und dick Kasse macht

Er läuft zwar unter der Kategorie «Heiler», in Wirklichkeit ist er ein ökonomisches Genie: Der 49-jährige Kroate Braco. Sein Business-System ist genial und läuft unter dem Motto «Reduce to the max». Das betrifft sowohl Aufwand als auch Ertrag.

Konkret bedeutet dies: Braco steht auf der Bühne, schaut auf die Besucher hinunter und schweigt. Das Ritual dauert fünf Minuten, manchmal sieben, und wenn ihn sein Zeitgefühl im Stich lässt, auch mal zehn.

 


 

Wissen, Forschung, Medizin und Gesundheit

 

IDW-Online: Auch offen abgegebene Placebos wirken – wenn sie erklärt werden

Die erfolgreiche Behandlung bestimmter körperlicher und psychischer Beschwerden kann zu einem bedeutenden Anteil durch den Placeboeffekt erklärt werden. Eine ethische Frage dabei ist, wie sich dieser Effekt nutzen lässt, ohne die Patientinnen und Patienten zu täuschen. Neuste empirische Studien zeigen, dass Placebos, die offen verabreicht werden, bei körperlichen Beschwerden wie chronischen Rückenschmerzen, Reizdarmsyndrom, episodischer Migräne und Rhinitis klinisch bedeutsame Effekte zeigen.

 

Skeptical Raptor: Veterinary acupuncture – nothing more than pseudoscientific animal cruelty

Given the lack of evidence supporting the efficacy of veterinary acupuncture, there’s only one way to describe the insertion of needles into your pets – it’s animal cruelty. It’s animal torture. It is not veterinary medicine.

 

SZ.de: Ärzte warnen Krebspatienten vor Keto-Diäten

Im Gegenteil kann eine Ketogene Diät bei Krebs nämlich auch gefährlich sein. „Die Patienten nehmen meist mit der Diät ab“, sagt Erickson. Eine Gewichtsabnahme ist bei Krebspatienten unerwünscht. Denn bis zu 80 Prozent der Betroffenen sind sowieso schon mangelernährt, eine Folge der Therapien, die vielfach zu Übelkeit und Appetitmangel führen. Aber auch der Krebs selber zehrt die Menschen aus. Tumorzellen sondern Zytokine ab, die zu einem Abbau an Muskelmasse führen. Der schlechte Allgemeinzustand vereitelt auch Bewegung – ein Teufelskreis.

 

Homöotology: Wer heilt hat Recht oder die magische Pizza

Ein guter Freund von mir hat übrigens ebenfalls gute Erfahrungen mit Pizzapathie® (Ja, ich habe mir den Namen schützen lassen) gemacht. Er hat auf meinen Rat hin festgestellt, dass Pizza Diavolo gut gegen seinen Heuschnupfen hilft. Das hat die gesamte Medizin bisher nicht geschafft! Und die andere auch nicht!

 

The Guardian: The curious case of the alien in the photo and the mystery that took years to solve

The UFO world mocked Carey and Schmitt for not realizing their Roswell alien was a mummy in a museum. “The whole investigation was amateurish,” scoffs Kevin Randle, the UFO researcher and radio host. How could everyone not see the pictures clearly came from a museum? Did they really think that even if Dwight Eisenhower somehow knew the Rays he would let them look at something as top-secret as a dead Roswell alien?

 

Welt: „Die Evolution lässt sich nicht leugnen“

Es begann mit einer Tagung zum Darwin-Jahr 2009 an der Uni Siegen. Thema: „Evolution in der Öffentlichkeit“. Nun, acht Jahre später, hat die Historikerin Angela Schwarz ein dickes Buch dazu herausgegeben. Es ist ein gelungenes, allgemein verständliches Lesebuch geworden, in dem fast alles steht, was es über die Evolutionstheorie zu wissen gibt: Wie sie entstand, wie sich sich verbreitete, welche Bedeutung sie hat – und warum sie bis heute die Gemüter erhitzt.

 


 

Psiram

 

Aus dem Blog-Archiv (07/2012): Mit einem Tritt ins Gesicht ins Himmelreich

Diese recht interessante Strategie scheint zumindest ein kanadischer Geistheiler zu verfolgen, der dieser Tage nach London kommt, um dort seine Show abzuziehen. Eine abstruse Figur, die wegen sexueller Belästigung eines 7-jährigen schon zu 18 Monaten Gefängnis verurteilt wurde (eine Jugendsünde offenbar, er selbst war damals 13) und nach einer Überdosis Drogen mit 18 Jahren angeblich zu Gott gefunden hat.

 

Neu im Psiram-Wiki:

 


 

Video der Woche

 

Das Thema Impfung scheint immer noch einige Gemüter zu erhitzen, unter ihnen befindet sich auch Die Bandbreite. Mal sehen, ob die Message ihres Songs “Bitte impft sie nicht!” positiv bei mir aufschlägt.

Direktlink: https://www.youtube.com/watch?v=Sjl1LzLv_qI

Psirama – Der Psiram-Wochenrückblick (KW40, 2017)

$
0
0

psirama_banner_007_auge_loewe_einhorn

Nach jeder Katastrophe, jedem Terroranschlag und jedem anderweitigem Unglück sind sie zur Stelle: Verschwörungsgläubige, die ihre alternativen Erklärungen im Netz präsentieren, frei von Fakten, ohne ordentliche Recherche aber mit viel Meinung. Und sie finden immer ein Publikum, das ihre Spekulationen gerne glaubt, verbreitet und weiterspinnt. Für soziale Netzwerke ist das eine echte Herausforderung, denn schnell erschallen die „Zensur“-Rufe, wenn offensichtlich unsinnige Inhalte gelöscht werden. Mit diesem Thema beschäftigen sich diese Woche mehrere Artikel unserer Linksammlung und PsychCentral beleuchtet die psychologischen Hintergründe dieser Verschwörungsgläubigkeit.

 


 

Gesellschaft, Politik und Religion

 

Schillipaeppa: Dialog fortsetzen

Anfang September hatte Horst Rehberger einen Offenen Brief an die Evangelische Kirche Deutschlands (EKD) gerichtet. Der frühere Wirtschaftsminister von Sachsen-Anhalt und Vorsitzende des Forums Grüne Vernunft forderte darin den EKD-Ratsvorsitzenden Prof. Bedford-Strohm auf, sich an einen Tisch zu setzen, um über Grüne Gentechnik zu sprechen. Rehberger sieht Gesprächsbedarf und fragt, warum angesichts eines Aufrufes von inzwischen 126 Nobelpreisträgern zur unverzüglichen Nutzung der Grünen Gentechnik im Allgemeinen und des Goldenen Reises im Besonderen, die EKD Gentechnik in der Landwirtschaft weiterhin ablehne. Sollte die EKD nicht reagieren, wollte Horst Rehberger einen Hungerstreik vor der EKD-Zentrale in Hannover antreten. Wir wollten wissen, wie die Sache ausgegangen ist.

 

Bauer Willi: Mit zweierlei Maß…

Wir haben es uns in unserer Doppelmoral ganz schön eingerichtet. Mit Verboten, die andere betreffen, sind wir schnell bei der Hand. Beispiel gefällig: Glyphosat! Wenn es darum geht, uns von anderen in unserer persönlichen Entscheidungsfreiheit einschränken zu lassen, werden wir sehr empfindlich und dünnhäutig. Beispiel gefällig? Tempolimit!

 

kurier.at: Glyphosat: Neue Geschäfte mit Umweltschutz

Im Trinkwasser werden auch chemische Substanzen wie etwa Blei oder Arsen gefunden. Die Dosierung ist so gering, dass keine Gefahr besteht. Trotzdem müsste es dann eine Warnung vor Wiener Trinkwasser geben. Der Bleigehalt ist zwar nur minimal, aber Blei ist nun mal giftig. Außerdem wäre es ein Machtgewinn für Global 2000 und Greenpeace. Sie entscheiden dann, was gefährlich ist und was nicht.

 

Tagesschau Faktenfinder: Verschwörungstheorie um Las Vegas – Die angeblichen Krisenschauspieler

Sie seien keine Opfer und Augenzeugen – sondern Schauspieler. Das unterstellen Verschwörungstheoretiker Menschen, die die Attacke in Las Vegas miterlebt haben. Für sie sind Taten wie diese politische Inszenierungen. Ihre kruden Behauptungen verbreiten sie im Netz.

 

Skeptiker Schweiz: skeptisCH – Folge 63: Die Bibel, Menschen und Orang-Utans

Die Bibel ist das meistverkaufte Buch und der wichtigste religiöse Text im Christentum. Für viele ist sie eine Quelle des Wort Gottes und eine Inspiration für moralische Überlegungen und Handlungen. Könnte es aber sein, dass die Bibel mehr ist als nur ein religiöser Text? Könnte es sein, dass die Geschichten in der Bibel uns auch etwas über die Entwicklung der Menschheit aufzeigen? Und was hat das bitte mit Orang-Utans zu tun?

 

GameStar: Facebook & YouTube – Maßnahmen gegen Fake News und Verschwörungstheorien

Vor einigen Tagen hatten wir bereits berichtet, dass Facebook-CEO Mark Zuckerberg in einem Beitrag um Vergebung gebeten hatte, dass das soziale Netzwerk genutzt wurde, um Menschen auseinander zu bringen. Facebook wolle ja das Gegenteil erreichen und Menschen weltweit verbinden. Im Kampf gegen Fake News, die über das soziale Netzwerk verbreitet werden, testet Facebook nun laut Techcrunch eine neue Schaltfläche bei Meldungen, die geteilt werden.

 

Meedia: Massaker von Las Vegas: YouTube zeigt Nutzern offenbar bevorzugt Verschwörungsvideos, Angehörige sind außer sich

Nach dem Massaker in Las Vegas, bei dem 58 Menschen ums Leben kamen, dauerte es nicht lange, bis die ersten Verschwörungsvideos bei YouTube auftauchten. Darin hieß es u.a., die Schießerei habe in dieser Form nicht stattgefunden und die US-Regierung würde gemeinsam mit den Medien Fakten verdrehen und vertuschen. Solche sogenannten „False Flag“-Inhalte sind leider keine neue Erscheinung, doch nach dem Las-Vegas-Attentat zeigte sich eine neue Brisanz: Diese Clips wurden den Nutzern nämlich von YouTube offenbar bevorzugt angezeigt.

 

PsychCentral: The Psychology of Conspiracy Theories: Why Do People Believe Them?

Conspiracy theories are as old as time but it’s only in more recent years that psychologists have begun to unravel the belief that some people have in them. According to researcher Goertzel (1994), conspiracy theories are explanations that refer to hidden groups working in secret to achieve sinister objectives.

Whether it’s the killing of a U.S. President (Kennedy), a mass-shooting involving a seemingly-normal older white, adult male (Las Vegas), or the Charlie Hebdo murders, conspiracy theories are never far behind. Even climate change has a conspiracy theory attached to it (the U.S. government is to blame, naturally).

 

Schillipaeppa: About Whataboutism

Im Grunde könnte man auch sagen der Vorwurf, Whataboutism anzuwenden, ist selbst eine Art Whataboutism – nach dem Motto „Ätsch, und Du verwendest ein ungültiges Argument.“ Das Ziel ist das Gleiche: Das Argument des Gegenübers entkräften, ohne inhaltlich darauf eingehen zu müssen. Und auch hier kommt ein psychologischer Moment zum Tragen: Wer will schon klassische Methoden russischer Propaganda-Profis anwenden?

 

Mysteries Magazin: Cheops-Skandal: Deutscher Forscher sitzt seit 79 Tagen in Kroatien fest!

Der vermeintliche »Cheops-Skandal« nimmt kein Ende. Seit exakt 79 Tagen sitzt Stefan Erdmann mittlerweile in Kroatien fest, weil gegen ihn nach wie vor ein internationaler Haftbefehl von Ägypten besteht, so der deutsche Sachbuchautor gegenüber dem Schweizer MYSTERIES-Magazin. »Am 20. Juli 2017 wollte ich aus Split ausreisen – dann folgte im Flughafen-Transit die böse Überraschung«, bestätigt Erdmann erstmals offiziell gegenüber der Presse.

 


 

Wissen und Forschung

 

Neue Zürcher Zeitung: Nobelpreisträger ermutigt Studenten zu kritischem Denken

Einen Tag nach dem Gewinn des Nobelpreises in Chemie hat Jacques Dubochet Studierenden in Lausanne von einem Fehler zu Beginn seiner wissenschaftlichen Laufbahn berichtet. Er ermutigte sie, ihre Resultate stets in Frage zu stellen. Das von Dubochet erwähnte Problem drehte sich um Forschungsresultate vor 35 Jahren, bei denen sich er und ein Kollege sich geirrt hatten. Damals arbeiteten beide als Postdoktoranden an der Universität Basel.

 

BfR: Haltlose Vorwürfe gegen wissenschaftliche Bewertungsbehörden

„Man tut aber dem öffentlichen Diskurs keinen Gefallen, wenn Wissenschaft diskreditiert wird und dies auf Unkenntnis der gesetzlichen nationalen und internationalen Verfahren beruht. In einigen Kreisen wird eine wissenschaftliche Bewertung nur noch akzeptiert, wenn die Erkenntnisse die eigene Agenda stützen. Genau deshalb hat man das BfR als unabhängige und unparteiische Institution für die wissenschaftliche Politikberatung gegründet.“

 

Deutschlandfunk: Mikroplastik im Trinkwasser – Klingt ja stark nach Seuche

Ausgelöst wurde der Hype durch Oona Lönnstedt von der Universität Uppsala. Im Juni 2016 hatte sie verkündet, Fischlarven nähmen durch Mikroplastik Schaden: Das winzige Plastik munde der Fischbrut so gut, dass sie es bereitwillig fräße. Die Nachricht löste ein großes Echo aus: „Müll, der gefährliche Fressreize aussendet“ titelte beispielsweise die Süddeutsche. „Fische“, schrieb sie, „verlieren den Überlebenstrieb und entwickeln unheimliche Essstörungen“.

 


 

Gesundheit und Medizin

 

BR Bayern 2: Borreliose: Mediziner warnen vor umstrittenen Therapien

Borreliose ist die häufigste durch Zecken übertragbare Krankheit. Doch es gibt Streit darüber, wie sie behandelt werden soll. Die Vorwürfe: zweifelhafte Diagnoseverfahren und teils sogar gefährliche Therapien.

„Unspezifische Symptome werden quasi mit Pseudo-Tests auf eine Krankheit zurückgeführt, die das Kind gar nicht hat. Der Mensch sucht ja nach Kausalität. Daher ist es verführerisch, für ein Kind, das sich schlecht konzentrieren kann, eine Infektion anzunehmen – auch als Eltern. Daher fällt es leicht, die Eltern von solch einer Diagnose zu überzeugen. Seriös und medizinisch verantwortlich ist so ein Vorgehen aber überhaupt nicht.“

 

INH: Susannchens kleine Impfkunde – Heute: Lügengeschichten…

Liebe Leserin, lieber Leser,

wir möchten Ihnen, gerade weil unsere kleine Serie um Vertrauen fürs Impfen werben soll, eine besonders üble Geschichte nicht vorenthalten, die schon viel zu lange weltweit Eltern in Sorge und in Unsicherheit in Sachen Impfung versetzt. Es geht heute um das, was gemeinhin als „Autismus-Lüge“ bezeichnet wird (außer von denen, die sie verbreiten), die „Affäre Wakefield“.

 

ÄrzteZeitung: Impfkampagnen können Impfskepsis verstärken

Irrige Vorstellungen über die Gefahren von Impfungen lassen sich mit gängigen Aufklärungsstrategien offenbar nicht beseitigen – ganz im Gegenteil: So können Impfkampagnen die Impfskepsis sogar noch verstärken.

 

Onkel Michaels kleine Welt: Gelesen: Grams, Natalie: Gesundheit! Ein Buch nicht ohne Nebenwirkungen

Natalie Grams wirft in ihrem zweiten Buch einen interessanten Blick auf die Medizin unserer Tage und erläutert in gut verständlichen Worten wissenschaftliche und besonders medizinische Grundlagen. So zeigt sie bereits im ersten Kapitel den Unterschied zwischen Wissenschaft, dem Erfahrungswissen und Pseudowissenschaft auf. Hier geht sie unter anderem darauf ein, warum wir uns selbst bei Krankheiten nicht so ganz trauen können und erklärt Begriffe wie die „Regression zur Mitte“, den „Placeboeffekt“ oder den „confirmation bias“.

 

aerzteblatt.de: Gesundheitliche Auswirkungen einer Aluminiumexposition

Aluminium hat sich seit Langem unter anderem als Adjuvans in Impfstoffen und als nebenwirkungsarmes Agens bei pathologischer Hyperhidrose in der medizinischen Anwendung bewährt (1, 2).
In den letzten Jahren steht allerdings die in der Öffentlichkeit zum Teil sehr unkritisch geführte Diskussion um die neurotoxische Wirkung von Aluminium und eine potenziell krebserzeugende Wirkung im Vordergrund. Schlagzeilen wie „Erste Beweise: Aluminium in Deos kann tatsächlich Brustkrebs auslösen“ suggerieren dem Leser einen erwiesenen Zusammenhang. Aus wissenschaftlicher Sicht stellt sich daher die Frage, wie hoch die Gefahr gesundheitlicher Auswirkungen durch eine Exposition gegenüber Aluminium tatsächlich einzuschätzen ist. Hierzu liegt eine Vielzahl von Arbeiten vor (siehe Review von Willhite et al. [3]).

 

Bild der Wissenschaft: Manipulierter Nocebo-Effekt

Wenn eine Hautcreme teurer ist, halten wir sie unwillkürlich für wirksamer und besser. Ähnlich reagieren auch der Placebo-Effekt und seine negative Kehrseite, der Nocebo-Effekt, wie nun Forscher herausgefunden haben. Obwohl die Teilnehmer ihres Experiments nur ein wirkstoffloses Scheinmedikament erhielten, litten sie unter Nebenwirkungen. Diese waren umso stärker, je teurer die vermeintliche Arznei war. Dabei sind diese Nebenwirkungen nicht etwa eingebildet, sondern manifestieren sich ganz real bis ins Stammhirn und Rückenmark hinein …

 

Bauer Willi: Steht im Verdacht…

Seit dem es Berichte gibt, dass manche Lebensmittel im Verdacht stehen Unverträglichkeiten auslösen, bedingen oder verstärken zu können, hat sich der Anteil jener, die sich einreden zumindest eine dieser Unverträglichkeiten vorweisen zu können auf bis zu 50% der Bevölkerung erhöht. Der Anteil jener die tatsächlich medizinisch festgestellt Unverträglichkeiten haben ist demgegenüber bei etwa 0,1 bis 1% gleich geblieben.

 

Ruhrbarone: Mit Dummheit für Heilpraktiker

Vor zwei Monaten sprach sich der Münsteraner Kreis, ein Zusammenschluss von Ärzten und Wissenschaftlern, dafür aus, den Heilpraktikerberuf zu reformieren oder abzuschaffen. Die Ausbildung der Heilpraktiker sei mies, eine wissenschaftliche Grundlage für ihre Arbeit gäbe es im Gegensatz zur Medizin nicht. Nun sammeln die Gegner des Münsteraner Kreises Unterschriften. Und alleine ihre Begründungen für den Heilpraktikerberuf sind gute Argumente, ihn sofort abzuschaffen.

 

Spiegel.de: Ein rätselhafter Patient Heile, heile, Unsegen

Mit Symptomen einer Gelbsucht kommt ein Mann ins Krankenhaus, doch alle Untersuchungen ergeben: keine Hepatitis-Viren. Was aber hat das Krankheitsbild ausgelöst? Eine Empfehlung des Heilpraktikers.

 

Autism Speaks: New Meta-analysis Confirms: No Association between Vaccines and Autism

A meta-analysis of ten studies involving more than 1.2 million children reaffirms that vaccines don’t cause autism. If anything, immunization was associated with decreased risk that children would develop autism, a possibility that’s strongest with the measles-mumps-rubella vaccine.

 


 

Psiram

 

Aus dem Blog-Archiv (08/2008): Blutgeld

Der Münchener Dermatologe Nikolaus Klehr ist ein dicker Fisch: alleine bis 1996 soll er nach Aussage eines Mitarbeiters 100 Mio Mark mit seiner dubiosen Methode eingenommen haben. Zusammengerafft mit wenig zimperlichen Mitteln:

  • Er vertreibt eine patentierte Krebstherapie namens ATC. Patentiert – das bedeutet nicht, dass es einen Wirksamkeitsnachweis gibt. Und es gibt auch keinen!
  • Die Herstellung seiner ATC Medizin wurde ihm wegen der Zustände in seinem Labor 2003 verboten.
  • Er ist in den Schwindel um Galavit verwickelt. Hier wurde ein in Russland billiges entzündungshemmendes Medikament als Krebs-Wundermittel verkauft. Klehrs Komplize Eike Rauchfuss erhielt eine hohe Haftstrafe.
  • Da ihm in Deutschland der Boden zu heiss wurde, ist er nach Slowenien ausgewichen. Hier soll er verzweifelten Menschen bis zu 35.000,- Euro für seine unwirksamen Methoden abgeknöpft haben. Für einen einzigen Fall, wohlgemerkt!

 

Neu im Psiram-Wiki:

 


 

Video der Woche

 

Rationalist International

Sanal Edamaruku, president of Rationalist International, challenges tantrik Pandit Surendra Sharma to prove his claim that he could kill anyone with magical powers.

Direktlink: https://www.youtube.com/watch?v=Bmo1a-bimAM

Psirama – Der Psiram-Wochenrückblick (KW41, 2017)

$
0
0

psirama_banner_007_auge_loewe_einhorn

Vergangene Woche erschien bei Zeit Online ein Artikel von Natalie Grams und Nikil Mukerji, in welchem die häufigsten Denkfehler beim Thema Homöopathie analysiert wurden. Ausnahmsweise lohnt sich hier ein Blick in die Kommentar-Abteilung.  Natürlich tauchten die üblichen „Mir hat es aber geholfen“-Sprüche auf (wenngleich im Artikel genau erklärt wurde, warum das kein Argument ist), diese wurden aber schnell und kompetent mit sachlichen Erwiderungen gekontert. Im besten Fall sind das erste Anzeichen, dass die intensive Aufklärungsarbeit der letzten zwei Jahre, speziell vom Informationsnetzwerk Homöopathie, erste Früchte trägt oder mehr Menschen versuchen, sorgfältig zu argumentieren. Grundlagen für korrekte und wirksame Argumentation finden sich unter anderem im Podcast der Schweizer Skeptiker und beim Skeptik-Kabinett aus Österreich. Außerdem eine echte Empfehlung: Der Zeit-Podcast gibt einen Einblick in die Denkstruktur von Chemtrail-Gläubigen und zeigt, was bei einer Konfrontation zwischen Chemmies und Wissenschaftlern passiert.

 


 

Gesundheit und Medizin

 

Zeit Online: Alternativmedizin: Soll erst mal jemand beweisen, dass es nicht hilft…

Viele Deutsche schwören auf ihre Heilkraft, immer mehr Krankenkassen zahlen für Globuli und homöopathische Tropfen. Doch hinter der Erfolgsgeschichte der Homöopathie stecken vor allem logische Fehlschlüsse und systematische Verzerrungen im Denken. Und vor denen ist niemand gefeit. Wir alle erliegen ihnen hin und wieder. Gerade in der Homöopathie halten sich Scheinargumente, die auf Denkfehlern fußen, hartnäckig. Vermutlich weil das Image einer sanften und natürlichen Heilung sehr anziehend wirkt und viele diesem Versprechen glauben möchten. Im Folgenden entkräften wir die gängigsten Argumente der Homöopathie-Befürworter.

 

Stern: Verbraucherschützer verreißen „Veluvia“ – so äußern sich die Gründer

Die Verbraucherzentrale Hamburg warnt nicht nur ausdrücklich vor dem Nahrungsergänzungsmittel Veluvia, sondern auch vor den Produkten aus „Die Höhle der Löwen“ allgemein: „Für uns ist die TV-Show auf VOX die ‚Butterfahrt‘ des digitalen Zeitalters. Verbrauchern werden subtil und mit viel Tamtam überteuerte und häufig nutzlose Produkte angedreht. Fallen Sie nicht darauf herein!“

 

Verbraucherzentrale Hamburg: Veluvia: Was steckt drin und dahinter?

Die Nahrungsergänzungsmittel Veluvia aus der TV-Sendung „Die Höhle der Löwen“ auf VOX begegnen einem zurzeit allerorten. Ein Coup für die Investoren und die Firma. Wir fragen uns warum die Produkte gerade so gehypt werden, denn die Versprechungen sind vage und wissenschaftlich nicht belegt.

Die Nahrungsergänzungen von Veluvia schwimmen mit auf der Erfolgswelle der „Superfoods“. Die Mittelchen in schicken Verpackungen tragen Namen wie „Detox“ oder „Immun“ und versprechen Verbrauchern gesundheitliche Vorteile – „in allen Lebenslagen“. Doch was steckt drin und dahinter? Wir haben uns das Produkt Veluvia „Green“ näher angeschaut und ein bisschen gerechnet.

 

Allgemeine Zeitung: Mehr Sicherheit für die Patienten

MAINZ – Die Debatte um die Zukunft des Heilpraktikerberufs hat den rheinland-pfälzischen Landtag erreicht: Die FDP-Fraktion hat sich im Gesundheitsausschuss für eine Reform des aus dem Jahr 1939 stammenden Heilpraktikerrechts ausgesprochen – darin wird sie von Gesundheitsministerin Sabine Bätzing-Lichtenthäler (SPD) unterstützt.

 

The Risk-Monger: Greed, Lies and Glyphosate: The Portier Papers

This is an exposé of how one scientist, Christopher Portier, is bringing down the reputation of science, scientific regulatory advice and a WHO agency. It calls to question the funding, transparency and motivation of the anti-glyphosate campaigners, the role of IARC in the American anti-corporate litigation practices, and the quality of the scientists who engage with them. It demonstrates how the entire campaign against glyphosate has been built on greed and deceit.

 

Ars Technica: Study claims vaccines-autism link; scientists find fake data, have rage stroke

A recent study linking a component of vaccines to signs of autism in mice is set for retraction after scientists thoroughly demolished the study’s design, methods, and analysis—and then, for good measure, spotted faked data.

The original study, led by Christopher Shaw and Lucija Tomljenovic of the University of British Columbia, suggested that aluminum in vaccines can alter immune responses and trigger the development of autism. (Aluminum adjuvants are used in some vaccines to boost protective immune responses.) The study is just the latest in a long line of publications from the researchers who appear unwavering in their effort to reveal supposed neurotoxic effects of aluminum in vaccines even though dozens of studies have found no evidence of such toxicity.

 

SZ.de: Beim Cannabis-Gesetz ist einiges schiefgegangen

Seit März darf jeder Arzt in Deutschland Cannabis verschreiben, die Kassen müssen die Kosten übernehmen. Doch selbst in einer Großstadt wie München ist es nicht leicht, einen Arzt zu finden, der öffentlich dazu steht, dass er dies tut. Es gibt Ärzte, die sagen: „Bei zwei Cannabispatienten ist Schluss!“ Man stelle sich einen Arzt vor, der sagt: „Mehr als zwei Patienten verschreibe ich kein Antibiotikum“. Und es gibt noch viel mehr Ärzte, die grundsätzlich niemandem Cannabis verordnen.

 


 

Wissen und Forschung

 

Der Blog der großen Fragen: New Age in der Physik (I)

Doch im neuen Jahrtausend führen neue Versuchungen auch zu neuen Versuchen die Physik zu esoterisieren – wenn auch aus einer ganz anderen Richtung und aus völlig anderen Motiven. Die Protagonisten des „neuen New Age“ der Physik kommen aus dem Zentrum der Forschung und könnten daher dieses Mal mehr Erfolg haben. Es sind vor allem theoretische Physiker und Kosmologen wie Stephen Hawking und Max Tegmark, die der „Bewegung“ anhängen.

 

Skeptik Kabinett: Episode #19: Alfred Nobel. Nobelpreise 2017. Irrtümer.

Der Podcast Skeptik Kabinett widmet sich der Förderung des kritischen Denkens und setzt sich für ein öffentliches Verständnis der Wissenschaft ein.

 

Skeptiker Schweiz: skeptisCH – Folge 64: False Memories

Ein Leben ohne Erinnerungen wäre unvorstellbar. Erinnerungen prägen unsere Identität, liefern Gesprächsstoff im Alltag und leiten unsere Handlungen. Leider sind unsere Erinnerungen kein perfektes Abbild der Vergangenheit. So wichtig Erinnerungen sind, so fehleranfällig können sie sein. Manchmal “erinnern” wir uns sogar an Dinge, die gar nie stattgefunden haben. In Folge 64 von skeptisCH besprechen Marko und Tobi, weswegen Erinnerungen so fehleranfällig sind, wie dies zu komplett falschen Erinnerungen führen kann, und wie dies unseren Alltag betrifft.

 

Novo-Argumente: Was ist heute Gentechnik?

Hier wird jetzt die verquaste Art der Argumentation der Ökoszene deutlich: Da die spontanen oder klassisch mit ionisierenden Strahlen oder bestimmten Chemikalien induzierten Mutationen zufällig und ungerichtet erfolgten, gelten diese als „natürlich“ und somit auch als „sicher“. Wenn aber der gestaltende Wissenschaftler, der sich etwa aus der Kenntnis, welche Genvariante die wilde Verwandte einer Kulturpflanze gegen einen Schaderreger resistent macht, sich diese Kenntnis durch die entsprechend gezielte genetische Veränderung bei der Kulturpflanze zunutze macht, muss dies – weil ja gezielt und nach deren Verständnis somit „unnatürlich“ – einer besonderen Regulierung oder gar einem Verbot unterliegen.

 

scinexx.de: Pocken-Impfstoff: Doch keine Kuhviren?

Neue Erkenntnisse über den Ursprung des wohl erfolgreichsten Vakzins
Rätselhafter Ursprung: Die ersten modernen Pockenimpfstoffe enthielten das Kuhpockenvirus – so zumindest dachte man lange Zeit. Die Analyse einer historischen Probe aus dem Jahr 1902 offenbart nun jedoch: Auch Pferdepocken-Erreger wurden offenbar für frühe Vakzine verwendet. Diese Erkenntnis liefert nun neue Einblicke in die Ursprünge eines der erfolgreichsten Impfstoffe der Welt – und könnte Forschern künftig helfen, die Geschichte dieses millionenfachen Lebensretters besser nachzuvollziehen.

 


 

Gesellschaft, Politik und Religion

 

Gesundheits-Check (scienceblogs.de): Glyphosat, Monsanto und das BfR – noch eine Anmerkung vom Spielfeldrand

Mit dem Auslaufen der vorläufigen Verlängerung der Zulassung des Pflanzenschutzmittels Glyphosat hat die Debatte erwartungsgemäß an Schärfe zugenommen. Zuletzt ist der schon länger schwelende Streit um die Bewertungsprozeduren des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR) eskaliert, hier auf Gesundheits-Check haben wir das ein Stück weit verfolgt und versucht, das Ganze zu verstehen. Die Sachlage in diesem Punkt stellt sich demnach wie folgt dar:

 

mdr.de: Landgericht Halle Mord-Prozess gegen „Reichsbürger“ eröffnet

Am Landgericht Halle hat am Montag der Prozess gegen den mutmaßlichen Reichsbürger Adrian Ursache begonnen. Der ehemalige „Mister Germany“ ist wegen versuchten Mordes an einem Polizisten angeklagt. Zum Prozessauftakt wies Ursache alle Vorwürfe zurück und bezeichnete sich als „politischen Gefangenen“. Die Staatsanwaltschaft warf dem Angeklagten dagegen vor, den Tod eines Polizisten in Kauf genommen zu haben.

 

GWUP-Blog: „Die wollen uns umbringen“: Chemtrail-Gläubige öffnen Zeit-Redakteur die Augen

Der Zeit-Redakteur Alard von Kittlitz bringt zwei Chemtrail-Gläubige mit dem Physiker Prof. Joachim Curtius (Experimentelle Atmosphärenforschung, Institut für Atmosphäre und Umwelt an der Goethe-Universität Frankfurt) und dem Triebwerksingenieur Dr. Jörg Sieber (MTU Aero Engines GmbH) zusammen.

 

IDW-Online: Lyssenkoismus in Russland: Ein Zombie kehrt zurück

Ideengeber des nach ihm benannten Lyssenkoismus war der sowjetische Agrarwissenschaftler Trofim Denissowitsch Lyssenko (1898-1976), dessen Stern unter Josef Stalin aufging. Lyssenko behauptete, die Eigenschaften von Pflanzen würden durch die Umweltbedingungen bestimmt werden. Er ignorierte die Erkenntnisse zur Genetik und fälschte nachweislich Forschungsergebnisse. „Der Lyssenkoismus forderte zahlreiche Todesopfer in der Stalinzeit“, sagt Uwe Hoßfeld. Darunter sei der renommierte Botaniker Nikolai Iwanowitsch Wawilow gewesen, der 1943 im Gefängnis in Saratow verhungerte. Außerdem sei es im Zuge des Lyssenkoismus trotz staatlicher Propaganda zu Missernten und Hungersnöten gekommen. Erst nach Chruschtschow verlor Lyssenko seine leitende Position und seinen Einfluss.

 

Science: Uganda removes key hurdle to GM crops

Uganda has carried out preliminary studies, including confined field trials, on several engineered crops: bananas resistant to xanthomonas wilt, a lethal infection that is spreading in Africa, cassavas resistant to cassava brown streak disease—a viral scourge that has hit East Africa especially hard—and Water Efficient Maize for Africa, a variety developed by the International Maize and Wheat Improvement Center that is being field tested in several African countries.

 

SZ.de: US-Kongress untersucht Psycho-Tricks in Trumps Wahlkampf

Der Geheimdienstausschuss des US-Repräsentantenhauses prüft, welche Rolle die Datenanalyse-Firma Cambridge Analytica bei der Wahl Donald Trumps gespielt hat. Es geht um den Vorwurf, die Wahl manipuliert und dabei möglicherweise sogar mit einem ausländischen Staat kooperiert zu haben. Das berichtet die Website Daily Beast. Das Unternehmen bestätigte ihr, dass es dem Kongress Dokumente übergeben habe.

 

Schillipaeppa: Portier Papers

Weitz and Luxenberg vertritt zurzeit zusammen mit der Kanzlei Lundy, Lundy, Soileau & South Kläger bei einem Schadenersatzklage gegen Monsanto. Ausgerechnet aus Gerichtsunterlagen aus diesem Verfahren geht hervor, dass mit Christopher Portier ein prominenter Glyphosat-Gegner seit dem 29. März 2015 bei diesen beiden Firmen als Berater für genau diesen Prozess gegen Monsanto unter Vertrag steht. Das Pikante: Portier hat bei all seinen öffentlichen Auftritten – zuletzt am vergangenen Dienstag im Europaparlament – nichts von diesem Engagement verlauten lassen.

 

Man glaubt es nicht: Martin Luther und die Schnullernazis

Endlich ist es da, das 500. Reformationsjubiläum, das Lutherjahr, Höhepunkt der Lutherdekade, ausgerufen von der Evangelischen Kirche in Deutschland, und bezahlt vom Steuerzahler mit einer flockigen Viertelmilliarde Euro. Überall wird er gefeiert, der „Star des ersten Medienzeitalters“, „Menschenfreund“ und „Sprachgenie“ Martin Luther, ganz volkstümlich und inklusive Luther-Socken und Luther-Playmobilfiguren. Moment mal! — War Luther nicht ein widerlicher Antisemit, ein Frauenhasser, der vor der Obrigkeit buckelte und einfache Leute beschimpfte? Wissen viele Leute vielleicht gar nicht, wen sie da so frenetisch feiern?

 


 

Psiram

 

Aus dem Blog-Archiv (01/2017): Trump ernennt Impfgegner zum Impfforscher

Mehrere US-Medien melden:

Der Impfgegner Robert F. Kennedy Jr. sagt, er werde den Vorsitz einer Impfkommission für den zukünftigen Präsidenten Donald Trump übernehmen.

Der kommende Präsident Donald Trump hat den Impfskeptiker Robert F. Kennedy Jr gebeten, den Vorsitz einer „Kommission zur Impfsicherheit und zur wissenschaftlichen Integrität“ zu übernehmen, sagte Kennedy zu Reportern nach einem Treffen im Trump Tower am Dienstag.
Politico.com

 

Neu im Psiram-Wiki:

Eingekochtes Wasser
Kerstin Rosenberg
Nikolai Levashov
Frank Stoner

 


 

Video der Woche

 

TheSimpleGeography

Warum gibt es Jahreszeiten auf der Erde? Wie entstehen Frühling, Sommer, Herbst und Winter? Was hat das ganze mit der Erdrotation und unserer Tageszeit zu tun? Und wieso ist es in unterschiedlichen Regionen am Wendekreis entlang unterschiedlich lang hell und dunkel?

Direktlink: https://www.youtube.com/watch?v=_EJv6c4ogQE

Nur (Erfahrungs-)Fliegen ist schöner – mit dem Flugpraktiker

$
0
0

Die Debatte um eine möglicherweise bevorstehende Reform des Berufsrechts der Heilpraktiker schlägt Wellen. Berufsverbände des Heilpraktikerwesens sehen die Volksgesundheit in Gefahr, sollten verschärfte Kompetenz- und Prüfungsanforderungen in verbindliches Recht erwachsen; denn, so folgert der Vorsitzende der Freien Heilpraktiker, Dieter Siewertsen, so messerscharf wie decouvrierend: die in der Diskussion befindliche Kompetenzlösung käme „einer Abschaffung im Ergebnis gleich“.

Kompetenz, das wäre ja auch noch schöner – wo käme der Heilpraktiker da hin!

Oder, wie es der Vorsitzende des Bremer Heilpraktikerverbandes, Klaus Wischmann kürzlich so griffig formulierte:

 

 

„Wir wollen ja nicht wissenschaftlich arbeiten, das ist Empirie, also Erfahrungsheilkunde. Das haben wir von unseren Vätern, Urvätern, und wenn Sie wollen von den Indianern. Also das sind uralte Heilmethoden, die wir anwenden, und wir nehmen nicht für uns in Anspruch, dass wir sagen: wir arbeiten wissenschaftlich. Das wollen wir gar nicht.“

Das wollen Sie nicht? Na wenn das so ist, dann hätten wir für Ihre nächsten Urlaubsreisen, Herr Siewertsen und Herr Wischmann, einen Vorschlag, der Ihnen entgegenkommen dürfte:

Fliegen Sie doch mal mit einem Flugpraktiker am Steuerknüppel! Gerade 25 Jahre alt, Hauptschulabschluss, hat auf dem Weg zur Berufszulassung keinen verpflichtenden Ausbildungsgang durchlaufen, geschweige denn ein Flugzeug von innen gesehen oder gar eine Flugstunde absolviert. Mit so wissenschaftlichem Kram wie Aerodynamik, Navigation, Meteorologie und der Technik eines Fluggerätes hat er sich nie auseinandergesetzt – Gott bewahre den Empiriker vor der Versuchung! – da verlässt er sich lieber auf Erzählungen anderer Flugpraktiker, was so die Erfahrungsfliegerei angeht. Alles andere verdirbt den Charakter!

Granderwasserung

Die Flugpraktikerprüfung hat der Kandidat der Erfahrungsaeronautik mit der richtigen Beantwortung von drei Vierteln der Fragen einer schriftlichen Arbeit erlangt; nicht im ersten, aber immerhin im dritten Anlauf – oder war es der vierte? Jedenfalls aber hat er auf dem Weg zur Berufszulassung eine Menge Kurse in „Akademien“ absolviert, in denen die Tricks und Kniffe des Teppichfliegens auf dem Lehrplan stehen, die uralten Fertigkeiten von Ikarus und Daedalus beim Zusammenbasteln und Betreiben von Fluggeräten aus Wachs und Vogelfedern sowie die noch urälteren Levitationskünste östlicher Derwische.

Erfahrene Erfahrungsflieger haben ihn in die Finessen der Scheinwerferdiagnostik eingewiesen – so hat der angehende Flugpraktiker seinem Flugzeug in die Landescheinwerfer zu blicken, um zu erkunden, ob mit der Landeklappenhydraulik noch alles im grünen Bereich ist. Andere haben ihm beigebracht, wie man unbotmäßige Fluggäste mittels einer Passagieraufstellung zur Raison bringt. Wieder andere unterwiesen ihn in der Kunst, wie man bedrohlichem Seitenwind bei der Landung begegnet: indem man auf der Leeseite ein Cockpitfenster öffnet und noch ein bisschen in dieselbe Richtung pustet, wie es die Homöoaerodynamik lehrt; Gleiches hilft gegen Gleiches, gell? In einem muffigen Hinterzimmer hat er gar Bekanntschaft mit Kundigen der Neuen Germanischen Fliegerei machen können – alle Abstürze beruhen ihr zufolge auf unverarbeiteten Schockerlebnissen des Fluggeräts.

Nur eine Erstverschlimmerung

Genau das richtige für einen abwechslungsreichen Flug in die Ferien: im Langstreckenjet mit einem Piloten, der mit Müh und Ach einen Hängegleiter bewegen kann, nicht? Wer mit vergleichbarer Attitüde an der Gesundheit anderer Menschen herumwurstelt, sollte sich für so ein Abenteuer doch selbst nicht zu schade sein. Finden wir.

 

 

Und Sie finden, der Vergleich hinke? Zugegeben, da haben Sie Recht. Der gedachte Flugpraktiker müsste sein Schicksal mit den ihm anvertrauten Menschenleben teilen.


Psirama – Der Psiram-Wochenrückblick (KW03, 2018)

$
0
0

psirama_banner_007_auge_loewe_einhorn

Aus politischen Diskussionen halten wir uns ganz gerne heraus, zumindest aus parteipolitischen Aspekten. Allerdings ist Aufklärung nicht nur ein gesellschaftliches, sondern auch ein politisches Thema. Wenn Gesundheitsministerinnen auf Scheinmedizin setzen, wissenschaftliche Beraterstellen gestrichen werden, wenn eine Umweltministerin aus ideologischen Gründen wissenschaftliche Ergebnisse ignoriert und auch wenn Glaubensgemeinschaften mit Steuergeldern gefördert werden, ist es wichtig, auf politischer Ebene zu handeln, Einfluss auszuüben, wo es möglich ist und bei Wahlentscheidungen genau zu prüfen, ob Kandidaten oder Parteien auf dem Boden der Realität stehen und entsprechend handeln oder populistische und irrationale Positionen vertreten. Wenn sich Skeptiker also  politisch äußern, sind sie deswegen keineswegs von irgendwem gekauft, sondern vetreten Interessen, von denen sie überzeugt sind, dass sie gesellschaftliche und eben auch politische Vorteile bringen: Aufklärung, Wissenschaftlichkeit und Realismus. Diesem Thema widmen wir diese Woche einige Links in unserer Sammlung und würden uns freuen, selbige auch aus politischer Sicht diskutiert zu sehen.

 

Basler Zeitung: Länger leben dank Radioaktivität

Die Folgen der Strahlung bei den Überlebenden der Atomexplosionen in Japan sind dank langjährigen Wissenschafts-Programmen der USA sehr gut erforscht. Sie zeigten Erstaunliches: Bei Menschen, die die Strahlenkrankheit überlebten, war die Rate, im Alter an Krebs (insbesondere Leukämie) zu erkranken, nur geringfügig erhöht. Bei denjenigen Überlebenden, die mutmasslich nur mässig bestrahlt worden waren, zeigte sich sogar ein tendenziell tieferes Risiko für Leukämie als bei der Gesamtbevölkerung Japans.

 

Welt: Hessens Bauern kritisieren drohendes Aus für Glyphosat

Die EU habe Glyphosat für fünf weitere Jahre zugelassen. «Wenn die zuständigen Behörden die Unbedenklichkeit eines Wirkstoffes attestieren, dann muss dieser wieder eine Zulassung bekommen und darf nicht aus politischen Gründen beschnitten werden.», erklärte Schmal. Eine wissenschaftliche Risikobewertung müsse Grundlage solcher Entscheidungen bleiben. Das müssten politische Entscheidungsträger durchsetzen.

 

Astrodicticum Simplex: WRINT Wissenschaft Folge 73: Rechte Esoterik und der Rotzbarsch im Wermsdorfer Forst (wo wir uns im Sommer alle treffen!)

Holger Klein und ich haben auch im neuen Jahr wieder über Wissenschaft geplaudert. Über die Frage, warum Esoteriker und Pseudowissenschaftler so oft auch rechtsextreme Idioten sind. Über Blasen im Champagner und eine Weltraummission zu Alpha Centauri. Über Alkoholismus und Neandertaler. Über die Atmosphäre des Mondes und arrogante Rentner. Darüber, wie man Vögel zählt, über die Natur des Jahres und natürlich über den Wermsdorfer Forst. Dort waren weder Holger noch ich bis jetzt – aber im Sommer planen wir dort vielleicht ein Hörertreffen. Warum? Das erfahrt ihr, wenn ihr euch die neue Folge anhört!

 


 

Gesundheit und Medizin

 

Zeit Online: Schmerzmittel: Haste mal ’ne Ibu?

Ibuprofen ist die angesagte Pille gegen Schmerzen, Fieber oder vor dem Sport. Sie hat Aspirin längst überholt. Über Erfolg und Risiken unserer liebsten Schmerztablette

 

CSI: One of our own is in trouble…

You may know that Britt Hermes, who is an international skeptical campaigner about naturopathy, is currently being sued for defamation.

Britt used to be a naturopath herself, but she now spends a lot of time and effort exposing naturopathic practices, including on her blog “Naturopathic Diaries”.

 

Forbes: Kids‘ Vaccinations Are On The Rise, But So Are Parent Refusals

An increasing number of children with commercial health insurance are getting their recommended vaccines while a small but growing number of parents are also refusing vaccinations for their kids, a new report from some of the nation’s largest health insurers shows.

 

Susannchen braucht keine Globuli: So kann es gehen – ein Leserbeitrag zu „Mir / Ihr / Ihm hats geholfen!“

Aus gegebenem Anlass erzähle ich euch jetzt eine Geschichte. Diese Geschichte soll aufzeigen, warum Einzelfallanekdoten (wie sie von antiwissenschaftlich Denkenden gerne vorgebracht werden) jeglicher Argumentationsgrundlage entbehren und keine aussagekräftigen doppelverblindeten randomisierten Studien ersetzen. Dies ist die Geschichte unseres Katers Billy.

 

International Business Times: Prince Charles slammed as ‚immoral‘ by scientists: ‚His pontifications do disservice to the truth‘

Charles is lambasted for being a vocal supporter of homeopathy, lobbying health ministers to set up a register of holistic practitioners and making impassioned speeches at the World Health Assembly and British Medical Association.

Professor Ernst, who previously accused Charles of „selling snake oil“, said: „You can’t have alternative medicine just because Prince Charles likes it, because that is not in the best interest of the patients.

 


 

Gesellschaft, Politik und Religion

 

Susannchen braucht keine Globuli: Pseudo, Eso und mehr – „Akasha Kongress Back2Health“ in Bergheim

Der Betrieb „BM.Cultura“ der Stadt Bergheim hält es für einen völlig normalen Vorgang, seine örtliche Veranstaltungshalle „Medio“ für den diesjährigen „Akasha Kongress – Back2Health“ zur Verfügung zu stellen. Bei dieser Veranstaltung handelt es sich um einen Pseudomedizin- und Esoterikkongress der schlimmsten Sorte. Es sei erwähnt, dass die Stadt Bergheim bereits auf unrühmliche Veranstaltungen wie den Quer-denken-Kongress 2016In neuem Fenster öffnen zurückblicken kann, von dem man sich seinerzeit gerade noch pflichtschuldigst distanzierte. Gelernt hat man daraus offenbar nichts.

 

republik.ch: Demokratie unter Irrationalen

Warum Ihr Verstand oft nur der Pressesprecher für jemand Unbekannten gleichen Namens ist. Warum die Rechten die meisten Wahlkämpfe gewinnen. Warum Politik gerade superintelligente Leute superdumm macht. Warum der Mainstream Sie vor Ihren Freunden schützt und warum die Schweiz die SRG braucht.

 

Haufe.de: Serie Colours of law – Von Wahrsagern, Kartenlegern und Hellsehern

Wahrsager, Magier und sonstige, mit übernatürlichen Kräften ausgestattete Personen bedienen auch heute noch einen von der Öffentlichkeit nur wenig beachteten Markt, auf dem sich gerade zum Jahresbeginn vortrefflich Geschäfte machen lassen. Der BGH hat das muntere Treiben rechtlich weitgehend abgesichert.

 

tagesschau.de: „Alternative Fakten“ Unwort des Jahres

Bei Trumps Amtseinführung seien so viele Zuschauer wie nie zuvor gewesen, behauptete das Präsidenten-Team. Eine nachweisliche Lüge, die die Trump-Beraterin als „alternative Fakten“ zu erklären versuchte. Der Begriff ist nun in Deutschland zum Unwort 2017 gekürt worden.

 

Salonkolumnisten: Gegen die Moderne – Nachruf auf eine Ökofeministin

Es ist ein offenes Geheimnis: Alle Redaktionen haben Nachrufe für die Großen der Welt in der Schublade. Wir natürlich auch. Wir allerdings veröffentlichen unsere Abschiedsworte vorab, damit sich schon die Lebenden an unserem Lob erfreuen können. Denn für Nachrufe gilt: Über Tote redet man nicht schlecht. Folge 3: Vandana Shiva.

 

SZ.de: Unwort des Jahres – Eine Welt, in der alle nur noch meinen wollen

Zu Fakten gibt es nun mal keine Alternative. Aber das genau ist das Perfide – gesteht der Begriff unserer Welt doch nicht mehr nur die eine Wahrheit zu, sondern viele verschiedene. Und klingt dabei auch noch besorgniserregend versöhnlich. Nach dem Motto: Ihr habt eure Fakten, schön. Wir haben aber unsere. Und die sind genauso wahr. Im Kopf trällert Pippi Langstrumpf unschuldig: „Ich mach mir die Welt, wiedewiede wie sie mir gefällt.“

 

io9: Simon Pegg and Nick Frost Are Working on a Show About Paranormal Investigators

The stars of Shaun of the Dead, Hot Fuzz, Paul, and The World’s End are hoping to explore more weirdness. Variety reports that Simon Pegg and Nick Frost are currently developing a TV show called Truth Seekers, a half-hour horror comedy about a team of paranormal investigators.

 

Rhein-Erft-Rundschau: „Bezüge zur rechten Szene“ Bergheimer wehren sich gegen „Gesundheits-Kongress“

Bereits im Herbst 2016 stand eine Veranstaltung im Medio in der Kritik. Nach dem rechtspopulistischen „Quer-denken-Kongress“ in Bergheim ist es nun der „Akasha-Kongress Back2Health“ vom 11. bis 13. Mai, in dem es um alternative Heilmethoden gehen soll.

In einem offenen Brief an Bürgermeister Volker Mießeler, der auch den Ratsfraktionen zugestellt wurde, kritisiert Holm Gero Hümmler mit 26 Mitunterzeichnern, dass der Kongress in Bergheim stattfindet. Hümmler ist unter anderem Mitglied der Gesellschaft zur wissenschaftlichen Untersuchung von Parawissenschaften, in der sich Wissenschaftler zusammengeschlossen haben, um sich kritisch mit Verschwörungstheorien, Esoterik und Alternativmedizin auseinanderzusetzen.

 

hpd: Eine autoritäre Revolte gegen die Aufklärung

Der Historiker Volker Weiß hat das vielfältige Spektrum der neuen rechten Bewegungen untersucht. Im Interview mit dem hpd erklärt er unter anderem, was es mit dieser Neuen Rechten auf sich hat und welche Rolle die Aufklärung und Menschenrechte für sie spielen.

 


 

Psiram

 

Aus dem Blog-Archiv (08/2014): Wissenschaftlicher Berater? Igitt! Schafft das ab!

Während wir uns hier mit Pseudowissenschaftlern herumschlagen, hat sich ein Bund von neun Lobby-Organisationen aufs Pferd geschwungen, um ihre Pfründe zu verteidigen. Sie haben die Gefahr genau erkannt und den Feind ausgemacht: Den Posten des Chief Scientific Adviser („Oberster wissenschaftlicher Berater“) der Europäischen Kommission.

 

Neu im Psiram-Wiki:

 


 

Video der Woche

 

Life is a game of chance – the remarkable power of randomness | Florian Aigner | TEDxRWTHAachen

Life is a game of chance. We often like to believe that we are the masters of our fate, when quite frankly you never really know what’s going to happen. Most of the time, we have very little control over the hand we’re dealt in life – so press play and enjoy the ride! Florian Aigner is a physicist and science journalist based in Vienna, Austria. With his unique ability to explain complicated things in a clear way, he uses a broad variety of media such as specialist journals, newspapers and texts for children, in his attempt to combat pseudo-science. In spite of an overall great popularity of so-called pseudo-sciences, they are often based on exoteric claims that cannot be upheld through scientific evidence.

Direktlink: https://www.youtube.com/watch?v=ry_72l1SvHU

#WeToo: Psiram ist dabei

$
0
0

Plötzlich lesen alle Gedichte; ein bestimmtes Gedicht jedenfalls. Es heißt „avenidas y flores“, wurde 1951 von dem Schweizer Eugen Gomringer in spanischer Sprache verfasst und ziert (noch) eine Fassade der Alice Salomon Hochschule in Berlin, die ihn dafür, ganz nebenbei, mit einem Literaturpreis auszeichnete. Es geht um Alleen, Blumen, Frauen und einen Bewunderer; und der Akademische Rat der Hochschule will es entfernen lassen.

Denn: nach langer Beratung kam das Gremium zu dem Schluss, es (das Gedicht) sei sexistisch – oder so etwas ähnliches, denn um dieses Wort wird im Text der Entschließung ein Riesenbogen gemacht. Lieber spricht man von einer Renovierung mit Neuanstrich der Fassade, gerade sechs Jahre nach der Applikation der acht bejahrten dichterischen Zeilen und nachdem der örtliche Asta volle vier Jahre zum Anstoßnehmen brauchte.

Der arme Poet! Jetzt barmt er über einen „Eingriff in die Freiheit der Kunst und Poesie“ und erwägt „rechtliche Schritte“. Aber was will er denn eigentlich noch? Abgesehen von der Uncoolness: mehr öffentliche Wahrnehmung wird einem Lyriker in den nächsten hundert Jahren nicht mehr zuteilwerden. Eine bequeme Position eigentlich, der undankbaren Hochschule gegenüber mit dem im Kunstbetrieb üblichen Aplomb  ein unmoralisches, aber spaßiges Angebot zur geringfügigen Umschaffung des ungeliebten Wandschmucks zu machen, zum Beispiel so:

Statt Blumen und Frauen: Autos und Bier, das hätte ohnehin bestechende Vorzüge. Männern erspart es Prioritätskonflikte, und Frauen dürfen sich ihrer Vorurteile gegenüber Männern versichern. So haben alle, was sie brauchen (und verdienen). Und die Hochschule spart sich einen Haufen Knete für Malerarbeiten und womöglich sogar Honorare an die Lyrikerin Barbara Köhler, die nun stattdessen die nämliche Wand bedichten soll.

Psirama – Der Psiram-Wochenrückblick (KW04, 2018)

$
0
0

psirama_banner_007_auge_loewe_einhorn

Wie geht man damit um, wenn Bekannte und Familienmitglieder hanebüchenen Unfug glauben und verbreiten? Fragen dieser Art treffen bei uns gelegentlich ein, so auch diese Woche. Die Diskussion suchen? Einfach ignorieren? Nachfragen? Auch nach vielen Jahren haben wir noch keine eindeutige Antwort gefunden, was in so einem Fall die beste Option ist. Verfügt man auf dem betreffenden Gebiet selbst über umfangreiches Wissen und möchte dieses weitergeben, steht man schnell als Besserwisser da. Widerspricht man, ohne wirklich fundiert argumentieren zu können, wirkt es wenig überzeugend. Die Fragemethode eignet sich, um sanft in eine bestimmte Richtung zu lenken und vielleicht auf Quellen mit korrigierenden Informationen zu verweisen. Wir würden gerne wissen, wie Ihr solche Situationen meistert, wie sich Konflikte vermeiden lassen ohne dabei Konfrontationen aus dem Weg zu gehen und welche Methoden am ehesten zum Erfolg führen. Und natürlich freuen wir uns wie immer über Hinweise für unsere Linksammlung sowie über Kommentare, Lob, Widerspruch und Diskussionen aller Art.

 


 

Gesundheit und Medizin

 

T-Online: Deutschland bringt Masern zurück nach Guatemala

In Guatemala sind die eigentlich ausgerotteten Masern zurück, weil in Deutschland nicht ausreichend geimpft wird. Nach einem Schüleraustausch gibt es in Guatemala den ersten Fall seit 20 Jahren.

 

Humanists UK: Homeopaths are suing the NHS

Following the historic decision by NHS England to bring to an end to decades of public spending on disproven and ineffective alternative remedies, including homeopathy, the British Homeopathic Association has announced it will be bringing judicial review proceedings against the NHS in a bid to reverse the decision.

 

futurezone: Gefährlicher Hype: Start-ups verkaufen „rohes Wasser“

Ein ungewöhnlicher und gefährlicher Trend hat San Francisco erfasst: „Rohes Wasser“. Zahlreiche Start-ups verkaufen ungefiltertes Wasser und behaupten, dieses sei gesünder als herkömmliches Leitungswasser und in Flaschen abgefülltes Wasser. Einige Firmen verkaufen das Wasser für drei bis vier Euro pro Liter – allerdings nur zum Nachfüllen, der Behälter kostet 22 Dollar zusätzlich.

 

Spiegel Online: Positives Denken kann Krebs nicht besiegen

In der Bevölkerung hält sich hartnäckig der Glaube, dass Krebs psychisch bedingt sei. In einer repräsentativen Umfrage des Krebsinformationsdienstes des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ) stimmten 61 Prozent der Aussage zu, dass seelische Belastungen und Stress Krebs auslösen können. Eindeutige wissenschaftliche Belege dafür gibt es nicht. Im Gegenteil.

 

scinexx.de: Aloe: Gift statt Wundermedizin?

Von wegen Heilpflanze: Bestimmte Inhaltsstoffe aus den Blättern von Aloe-Pflanzen können Krebs auslösen und die DNA schädigen. Zu diesem Schluss kommt die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA). Problematisch sind demnach sogenannte Hydroxyanthracen-Derivate. Diese Substanzen kommen in den äußeren Blattschichten der Pflanzen vor und sind oft in Nahrungsergänzungsmitteln mit Aloe enthalten. Solche Produkte seien daher als gesundheitlich bedenklich zu bewerten, schreibt die Behörde.

 

Frankfurter Rundschau: Placebo-Effekt Die Macht des Glaubens

Kann es das geben? Dass Schmerz vergeht, wenn man sich ein Gel auf die Haut schmiert, von dem man nur denkt, es enthalte Morphin – das tatsächlich aber ohne jeden Wirkstoff ist? Dass umgekehrt im Glauben an vermeintlich wirkstoffloses Gel keine Besserung eintritt – obwohl es ein starkes Schmerzmittel war, das man da gerade aufgetragen hat? Oder dass man eine Zuckerpille schluckt, die man für ein Medikament hält, bei dem Schwindel, Übelkeit und Kopfschmerzen als Nebenwirkungen auftreten können? Und dass man dann genau diese unangenehmen Beschwerden entwickelt, obwohl es eigentlich gar nicht möglich ist – oder doch?

 

Stuttgarter Zeitung: VHS lädt Impfgegner als Referenten aus

Böblingen – Soll es zu einer Impfpflicht kommen?“ – so lautet der Titel eines Webinars, das die Volkshochschule (VHS) Böblingen/Sindelfingen für den 22.?Februar angesetzt hatte. Als Referenten hatte man Hans U. P. Tolzin auserkoren. Die Veranstaltung sollte über das Internet an Volkshochschulen im ganzen Land übertragen werden. Doch jetzt rudert die VHS zurück und lädt den Referenten aus. Der Grund: Tolzin ist als Impfkritiker bekannt.

 

ÄrzteZeitung: Heilpraktikerüberprüfung: Mit der Gefahrenabwehr alleine ist es nicht mehr getan

Als stumpfes Schwert im Kampf gegen Wildwuchs im Heilpraktikergewerbe empfindet auch der im August vergangenen Jahres gegründete „Münsteraner Kreis“ um die Medizinethikerin Professor Bettina Schöne-Seifert. Das 17-köpfige Wissenschaftlergremium hat sich klipp und klar für die Abschaffung des gesamten Heilpraktikerwesens oder alternativ die Einführung obligater akademischer Weiterbildungen für Vertreter bestimmter Gesundheitsfachberufe zum qualifizierten Fach-Heilpraktiker ausgesprochen. Der Kreis stört sich an der „unangemessenen Ausbildung und die meist unhaltbaren Krankheitskonzepte“ der Heilpraktiker.

 

MedWatch: „Das Internet kann man alles fragen, was man den Arzt nicht fragt“

Was genau suchen Patienten bei Dr. Google? Und warum und wann suchen Menschen Gesundheitsinformationen im Netz? Erkennen sie, ob sie gerade eine seriöse News lesen oder „Fakenews“ vor sich haben? Vertrauen sie ihren Ärzten wirklich nicht – oder zu wenig? Die Bertelsmann Stiftung hat untersucht, wie sich Patienten online über gesundheitliche Beschwerden und Krankheiten informieren.

 

Cochrane Library: Homeopathic Oscillococcinum® for preventing and treating influenza and influenza-like illness

We included six studies: two prophylaxis trials (327 young to middle-aged adults in Russia) and four treatment trials (1196 teenagers and adults in France and Germany). The overall standard of trial reporting was poor and hence many important methodological aspects of the trials had unclear risk of bias. There was no statistically significant difference between the effects of Oscillococcinum® and placebo in the prevention of influenza-like illness

 

hpd: Irische Abgeordnete will Gesetz gegen falsche Krebsheiler

Ein Mitglied des irischen Unterhauses stellt ein neues Gesetz vor, wonach Homöopathen, Glaubensheiler und falsche Ärzte mit Gefängnis- oder Geldstrafen rechnen müssen, wenn sie Krebsheilung anbieten ohne getestete Behandlungsmethoden.

 


 

Gesellschaft, Politik und Religion

 

Medium: Stellungnahme: Jehovas Zeugen K.d.ö.R klagen gegen mein Buch “Goodbye, Jehova!” und den Verlag Rowohlt

Im Oktober 2014 erschien unter dem Pseudonym Misha Anouk mein Aussteiger-Bericht und erzählerisches Sachbuch “Goodbye, Jehova! Wie ich die bekannteste Sekte der Welt verließ” im Rowohlt Verlag, in dem ich meine Kindheit und Jugend bei den Zeugen Jehovas sowie die Umstände beschreibe, die zu meinem Verlassen der Glaubensgemeinschaft führten. Über drei Jahre später haben die Zeugen Jehovas, vertreten durch ihr Zweigbüro, Klage eingereicht. Beklagte Partei ist der Verlag Rowohlt. Als Autor des beanstandeten Werkes möchte ich hiermit zur Klage Stellung nehmen.

 

SZ.de: Verschwörungstheorien bedrohen die Demokratie

Macron, Kim Jong-un und die Freimaurer: Ein plumpes Buch voller scheinlogischer Argumente steht auf der „Spiegel“-Bestsellerliste. Es ist ein Symptom für eine tief liegende gesellschaftliche Krise.

 

Kentrails: Braune Esoterik beim „Akasha Congress Back2Health“ in NRW

Beim „Akasha Congress Back2Health“ soll es um „alternative Heilmethoden“ gehen, verspricht der Veranstalter. Ein Ticket für drei Tage kostet schlappe 169,- Euro. Offiziell steht dahinter ein Verein namens „Naturkraft Gesundheit e.V.“ mit Sitz in Karlstadt (Bayern). Der Kongress steht nur Mitgliedern dieses Vereins offen, doch das scheint ein Trick zu sein, um Presse und Kritiker ausschließen zu können. „Interessenten können vor internen Veranstaltungen dem Verein beitreten“, heißt es auf dessen Website recht unverblümt. [1] Eine zentrale Figur im Marketing für die krude Veranstaltung ist der Wunderheiler Ali Erhan aus Hannover.

Wiki:
https://www.psiram.com/de/index.php/Akasha_Congress
https://www.psiram.com/de/index.php/Ali_Erhan

 

BASIC thinking: Facebooks fragwürdige Definition von vertrauenswürdigen Quellen

Facebook arbeitet weiter kräftig an seiner Umgestaltung. Das soziale Netzwerk hat nun in Form von zwei Postings verkündet, wie in Zukunft vertrauenswürdige Quellen identifiziert werden. Das Interessante dabei: Facebook entzieht sich beinahe jeder Verantwortung.

 

Spiegel Online: Glyphosat-Streit „Es hat keine Verschwörung gegeben“

Proteste, eine Klage, jetzt auch noch ein Sonderausschuss im EU-Parlament: Glyphosat ist ein Reizthema. Bernhard Url, Chef der EU-Lebensmittelbehörde Efsa, rechtfertigt die Nutzung des Unkrautvernichters.

 

GWUP-Blog: Ich bin bald Illuminat und beherrsche die Welt – aber vorher soll ich Geld dafür zahlen

Meine diesbezügliche Korrespondenz mit “Roberto” begann heute Morgen um 10.15 Uhr und endete (meinerseits zumindest) um 18.11 Uhr nach der dreißigsten Mail.
Kein Witz.
So lange hat es tatsächlich gedauert, bis “Roberto” endlich damit herausrückte, was er eigentlich will. Geld natürlich. Das Ganze ist – Vorsicht Spoiler! – ein Vorschussbetrug.

 

Sektenblog (watson.ch): Und sie trinken Reinigungsmittel – als sei es ein Zaubertrank Gottes

Manche Pastoren leiten die Gläubigen an, das Reinigungsmittel Demestos zu trinken. Was für Böden und WCs nützlich sei, helfe auch der Seele. Gesegnete Putzmittel würden ausserdem Dämonen aus dem Körper vertreiben, predigen die Gottesdiener.

Wiki: https://www.psiram.com/de/index.php/Domestos-Therapie

 

Golem.de: Richard Gutjahr pfändet Compact-online.de

Der Journalist Richard Gutjahr hat die Domain des Magazins Compact Online pfänden lassen. Gutjahr berichtet seit Jahren auch über Technik-Themen. Compact wird von dem Publizisten Jürgen Elsässer herausgegeben und vom Rechtsextremismusforscher Alexander Häusler als „rechtes Querfrontmagazin“ bezeichnet. Auch Gutjahrs Anwalt schreibt in einer Mitteilung, man habe die „Rechte an der Domain eines rechtspopulistischen Verlags pfänden lassen.“

 

Der Albrecht: Denkverbote statt Diskurs an der CAU

Eine stetig wachsende Zahl aktueller und angehender Absolventen der CAU (Christian-Albrechts-Universität) machen sich Sorgen um den Ruf ihrer Alma Mater und das wissenschaftliche Ansehen ihres Abschlusses und wollen das nicht länger hinnehmen. Unkritischen Veranstaltungen zu Homöopathie und anderen Pseudowissenschaften darf an der CAU kein Raum geboten werden. Kontroverse Diskussionen gehören fraglos zum wissenschaftlichen Diskurs. Nicht aber Werbeveranstaltungen zu Themen, die sich den Prinzipien der wissenschaftlichen Methode widersetzen.

Kontext: http://scienceblogs.de/gesundheits-check/2017/07/21/ringvorlesung-homoeopathie-von-wissenschaft-und-glauben/?all=1

 

Spiegel Online: Procter & Gamble warnt vor gefährlichem Netzhype

Die Jugendlichen betrachten es als eine Art Mutprobe, vor laufender Kamera eine Waschmittelkapsel der Marke Tide von P&G in den Mund zu stecken und zu zerbeißen. Sie nennen es die „Tide Pod Challenge“. Videos davon verbreiteten sich in den vergangenen Wochen in sozialen Netzwerken. Seit Jahresbeginn wurden in Notaufnahmen in den USA nach Angaben des Verbands der Giftnotrufzentralen 86 „absichtliche Kontakte“ von Jugendlichen mit dem Waschmittel festgestellt.

 

Deutschlandfunk: Hirschhausen: Gesundheitsjournalismus muss politisch werden

„Wir brauchen dringend ein viel größeres Wissen, wie man im Netz Unsinn und pharmagesteuerte Werbung von validen Informationen unterscheidet“, sagte Eckart von Hirschhausen im Deutschlandfunk. Mit der neuen Zeitschrift unter seinem Namen wolle er mutig vorangehen.

 

Spektrum.de: Pseudowissenschaft: Was ist dran an der Phrenologie?

Lässt sich die Persönlichkeit eines Menschen an seiner Kopfform ablesen? Haben häusliche Menschen am Hinterkopf vielleicht einen Hubbel oder traurige Menschen an der Schläfe eine Vertiefung? Natürlich glaubt heute kein ernst zu nehmender Forscher mehr daran, dass sich die Persönlichkeit eines Menschen an seiner Kopfform ablesen lässt. Andererseits: Richtig widerlegt hat noch niemand die „Phrenologie“, derzufolge genau dieser Zusammenhang gilt.

 


 

Psiram

 

Aus dem Blog-Archiv (08/2014): Ebola-Epidemie? – Best of Verschwörungstheorie

Wer prinzipiell das Wesen von Verschwörungstheorien kennt und weiß, was so an Dämlichkeiten durch die Welt zieht, wie zum Beispiel die Strichcode-Verschwörung, hat sicher kommen sehen, dass auch zum Thema Ebola etwas kommt.

Hans Tolzins Idee
Da wäre mal die Idee von Hans Tolzin: Es gibt gar keine Ebola-Epidemie!

Die wahren Krankheitsursachen, die je nach Einzelfall sehr unterschiedlich ausfallen können, werden ignoriert, d. h. der Patient bleibt auf der Strecke. Die eher unspezifischen Symptome einer Erkrankung mit dem neuen Ebola-Etikett treten häufig im Zusammenhang mit Medikamenten- und Pestizidvergiftung auf.

Ah, die armen Menschen haben einfach nur eine Medikamenten- und Pestizidvergiftung. Der Arzt Sheik Umar Khan, der an Ebola starb, ist in Wirklichkeit sicher an den Medikamenten gestorben, die er genommen hat, während er die armen Pestizidgeplagten behandelt hat.

 

Neu im Psiram-Wiki:

 


 

Video der Woche

 

Der Wolf – Digital Economy: Skyway Capital – Betrug mit Zug? Ponzi? Scam? Oder Chance Millionär zu werden?

Skyway Capital – Betrug? Ponzi? Oder Chance Millionär zu werden? Kaum ein Projekt ist derzeit so heftig umstritten wie Skyway Capital. Die Einen nennen es Scam, die anderen eine große Chance.

Direktlink: https://www.youtube.com/watch?v=ogsNO9yb1Gc

Medicus oeconomicus: Zur Pandemie der honorarmaximierenden Zahnbehandlung

$
0
0

Ein Forist hat kürzlich über seine stomatologischen Erfahrungen berichtet. Wir fanden seinen Bericht so bemerkenswert, dass wir ihn einem größeren Publikum vorstellen wollen.
——


Letztens war ich nach langer Zeit mal wieder beim Zahnarzt (in einer Uni-Klinik).
Neben anderen wichtigeren Dingen empfahl man mir ganz unverbindlich und optional eine „Kariesinfiltration“ – kommerziell „icon“ genannt.
Mit ein wenig Recherche fand ich heraus, dass es dazu nicht viel zu lesen gibt. Gefühlt das einzige Paper, das dazu veröffentlicht worden ist und etwas zur Evidenz sagte, war von den Doktoren der Herstellerfirma selbst. Es hätte auf jeden Fall eine Menge Geld gekostet, pro Zahn natürlich.

Später wollte man mir dann zur Tomographie die Digitale Volumentomographie (DVT) statt der kassenbezahlten Computer-Tomographie verkaufen. Vorher sagte man mir, dass beim Herausziehen eines Zahnes eine permanente Lähmung o. ä. entstehen kann. Die DVT funktioniere wohl anders und besser und habe Vorteile wie u. a. eine geringere Strahlenbelastung. Vor Ort sollte ich mich quasi erst einmal vor ein paar Azubis entscheiden, ob ich ein armer Schlucker oder Geizhals bin, dessen Gesundheit ihm nicht wichtig ist, oder einer, dem natürlich das beste nur gut genug sein kann. Schließlich bekam ich dann doch die Gelegenheit, bis zum nächsten Termin zu entscheiden.
Ich frage mich da: Bin ich jetzt plötzlich Radiologe, um beurteilen zu können, wie hoch der Schaden für mich als Patient ist? Wieso muss ich nach einem Zahnarzt-Termin im Internet recherchieren, ob das „neuere“, „bessere“ Verfahren überhaupt einen nennenswerten Nutzen für mich bringt, oder ob der Zahnarzt einfach Knete von mir haben wollte?

Eine Bekannte wollte sich vor kurzem die Zähne ziehen lassen. Vom einen Zahnarzt wurde sie erst einmal zum nächsten Zahnarzt gesandt. Der wollte erst einmal nicht die Zähne ziehen und sie „beraten“. Nach Hause kam sie mit einem Kostenvoranschlag für ein nicht-kassenbezahltes Produkt. Das Produkt nennt sich „collacone“, und Google bringt nur ca. achttausend Treffer. Das Produkt kostet 180€. Mit diesem Produkt sollten weniger Schmerzen nach der Zahn-OP aufkommen und sich die Zeit bis zur Heilung verkürzen.

Sicherlich kann man vom mündigen Patient ausgehen, der selbstbewusst zusagt und ablehnt, aber aus meiner Sicht ist das ein paar Vorstufen von: den Patienten Angst machen und ihnen dann etwas verkaufen, was sie eigentlich nicht brauchen. Ist das bei jedem Zahnarzt so? Oder bei der Mehrheit? Falls ja, würde ich mich als Berufsstand schon ziemlich schämen. Ich erwarte von (Zahn-)ärzten, dass sie einem genau das empfehlen, was Freunde einem nahe legen würden. Und das wäre sicherlich kein überteuerter Müll, dessen Nutzen marginal ist.

Psirama – Der Psiram-Wochenrückblick (KW05, 2018)

$
0
0

psirama_banner_007_auge_loewe_einhorn

Verschwörungstheorien rücken immer mehr in den Mainstream. Wo früher einsame Spinner im stillen Kämmerlein an ihrer persönlichen Vorstellung vom weltweit organisierten Bösen strickten, vielleicht noch entsprechende Bücher lasen und sich gelegentlich mit Gleichgesinnten austauschen konnten, sind die heutigen Verbreitungswege viel wirkungsvoller. Sucht man nach einschlägigen Begriffen bei Youtube, erscheinen sofort hunderte Videos, die voll mit „unterdrücktem Geheimwissen“ sind. So ist auch die Wahrscheinlichkeit größer geworden, dass sich im näheren Umfeld unter Kollegen, Verwandten und Bekannten jemand findet, der oder die sich für „aufgewacht“ hält und die großen Zusammenhänge erkannt zu haben glaubt. Mit diesen Leuten zu diskutieren, ist anstrengend. Wie reagiert Ihr, wenn Ihr auf verschwörungsgläubige Menschen trefft? Wenn Euch jemand von Chemtrails, Reptiloiden oder der Mondlandungslüge überzeugen möchte, steigt Ihr dann in die Diskussion ein? Oder lasst Ihr diese Leute einfach stehen und sucht Euch interessantere Gesprächpartner? Wie lässt sich auf solche Geschichten überhaupt sinnvoll antworten? Mit logischen Argumenten, Verweisen auf andere Quellen oder vielleicht, indem man sich einfach darüber lustig macht? Wir würden gerne etwas über Eure Erfahrungen mit diesem Thema wissen – im Forum, als Blog-Kommentar oder auch bei Facebook und Twitter. Dort sind auch jederzeit Vorschläge für unsere wöchentliche Linkliste willkommen, ebenso wie Ergänzungen oder Kritik zu Wiki-Artikeln.

 


 

Gesellschaft, Politik und Religion

 

Vice: Ein Tag bei Menschen, die überzeugt sind, gegen WLAN allergisch zu sein

Du öffnest deinen Browser, scrollst dich durch deinen Newsfeed – Krieg, Gewalt, ignorante Politiker – und schon steigt dein Blutdruck ein bisschen. So weit, so normal. Aber es gibt Menschen, bei denen der Blutdruck schon durch die Decke schießt, bevor sie auch nur ein Wort gelesen haben. Allein die Existenz des Internets ist für sie eine riesige Belastung. Diese Menschen leiden an einer umstrittenen Störung namens „elektromagnetische Hypersensibilität“ (EHS): Sie sagen, die elektromagnetischen Felder von WLAN-Routern, Handys und Fernsehern würden bei ihnen diverse Krankheitssymptome auslösen.

 

Geschichte der Gegenwart: Was ist falsch an #Verschwörungstheorien?

Wurden die Twin Towers gesprengt? Beherrschen die Juden die Welt? Werden wir durch Chemtrails vergiftet? Das Internet ist voll von solchen „Fragen“ und Behauptungen, die große Resonanz finden. Was ist so grundfalsch an ihnen? Ein Klärungsversuch.

 

Christian Buggischs Blog: Esoterik im Weinbau

Ausgerechnet in meiner fränkischen Heimat entwickelte der Biowinzer Helmut Schätzlein seinen „codex naturalis“, in dem er vom „Einfluss des Lichtes und der Musik“ auf seinen Wein, aber auch von der „Nutzung von Energien aus Edelsteinen und Mineralien nach Hildegard von Bingen“ schwadroniert. So wird aus dem biodynamischen ein „bioenergetischer“ Weinbau, der, mit Verlaub, stark vermuten lässt, dass sein Erfinder nicht mehr alle Weingläser im Regal hat. Wenig verwunderlich, dass Helmut Schätzlein inzwischen zum Reichsbürger mutiert ist und seinen eigenen Staat namens Lichtland ausgerufen hat.

 

BR: Haft für „Reichsbürger“

Das Amtsgericht Aichach hat einen so genannten Reichsbürger wegen Bedrohung, Beleidigung und Widerstands gegen Polizeibeamte zu einem Jahr und drei Monaten Haft verurteilt. Das Gericht unter dem Vorsitz vor Richter Walter Hell sah es als erwiesen an, dass der 51-Jährige Staatsbeamte als Nazis betitelt und mit dem Tod bedroht und bei seiner Verhaftung in Donauwörth sich in seiner Wohnung verschanzt und massiv widersetzt hat.

 

Marina Weisband: Über strukturellen Antisemitismus

Der strukturell antisemitischen Kapitalismuskritik haftet immer ein verschwörungstheoretisches Element an. Sie geht immer davon aus, dass es eine Gruppe von Menschen gibt (die Banker, die Rothschilds, das Finanzkartell), die man nur entsorgen müsste, damit die Welt eine bessere und gerechtere wird. Sie leugnen, dass Kapitalismus ein Zustand ist, in dem wir uns alle befinden und zu dem wir alle mit unserer Arbeit und unserem Konsum beitragen.

 

GWUP-Blog: Lisa Fitz „rappt“ sich eine grausame Salbe fürs waidwunde Wutzentrum zusammen

Das Video ist exklusiv im Youtube-Kanal Schrang TV des Verschwörungstheoretikers Heiko Schrang veröffentlicht worden und handelt von der Neuen Weltordnung, den Rothschilds, den Freimaurern und anderen “elitären Clubs der bösen Herrn”, in denen “gierige Männer, Mördergreise” das Sagen hätten.

Wiki:
https://www.psiram.com/de/index.php/Heiko_Schrang
https://www.psiram.com/de/index.php/Neue_Weltordnung

 

Spektrum.de: Der Denkfehler der ‚Reichsbürger‘

Reichsbürger sind nicht bloß Menschen mit einer eigenwilligen Auffassung der völkerrechtlichen Lage. Sie haben eine grundsätzlich andere Weltsicht, die eher einem kindlichen Aberglauben ähnelt. Selbst wenn wir einen von ihnen davon überzeugen könnten, dass die BRD legitim existiert, würden uns möglicherweise noch Welten von dieser Person trennen

 

Answers Without Questions: Kurzfilmtipp von katholisch.de: Rúbaí

Der knapp 12 Minuten lange Film aus dem Jahr 2013 erzählt in wenigen Szenen und in gälischer Sprache von Rúbaí, einem 8jährigen Mädchen. Rúbaí überrascht ihren Religionslehrer und auch ihre Mutter, indem sie sich als Atheistin outet und die Teilnahme an der Erstkommunion ablehnt.

 

Übermedien: Matthias Matussek enthüllt selbst erfundenen Skandal der Flüchtlingspolitik

Nach dem Tod von Udo Ulfkotte scheint nun der Publizist Matthias Matussek dessen Lebenswerk fortzuführen. Aktuell verbreitet er – mit großem Erfolg – die Behauptung, hinter der vermeintlich vorübergehenden Aufnahme von vermeintlich Schutzsuchenden stecke in Wahrheit ein groß angelegtes und lang geplantes Programm des Bevölkerungsaustausches in Mitteleuropa. Die vermeintlich qualitätsorientiert arbeitenden Medien verschwiegen dies den Bürgern trotz unbestreitbarer Belege.

 

Jüdische Allgemeine: Brutalität der Worte – Wenn wir die Sprache der Populisten übernehmen, verschiebt sich die Grenze des Sagbaren

Die Strategie ist aufgegangen: Die »Provokationen« werden in den sozialen Netzwerken tausendfach weiterverbreitet und von den Nutzern weiter angereichert. Da werden Flüchtlinge als »Ungeziefer« oder »Ratten« bezeichnet, die man »verrecken« lassen oder mit »Flammenwerfern« begrüßen wolle. Auch hier ist der direkte Bezug zum Dritten Reich nicht selten, etwa wenn über »Gasanschlüsse« oder »Duschköpfe mit elf Löchern« in den Flüchtlingsheimen fantasiert wird.

 


 

Gesundheit und Medizin

 

Informationsnetzwerk Homöopathie: Die „Arzneimittelkommission der deutschen Heilpraktiker“ zu Apothekenpflicht und Kennzeichnung von Homöopathika – eine Stellungnahme des INH

Keines der „Argumente“ von Herrn Krüger kann etwas daran ändern, dass es an einem belastbaren Nachweis spezifischer Wirksamkeit für die Homöopathie nach inzwischen fast 220 Jahren ihrer Existenz nach wie vor fehlt, was in einem erheblichen Widerspruch zur angeblichen umfassenden Wirksamkeit dieser Therapie steht. Wenn die Homöopathie so umfassend und tiefgreifend wirkt, wie von ihren Anhängern vertreten wird, warum hat man dann trotz intensiver Bemühungen bislang noch nicht eine einzige Indikation gefunden, bei der das auch belastbar nachgewiesen werden kann?

 

apotheke adhoc: Hecken geht Homöopathie an

Einige Krankenkassen erstatten die Kosten für homöopathische Arzneien. Hecken will das verbieten lassen: „Es sollte den Kassen untersagt werden, Dinge zu bezahlen, für die es keine Evidenz gibt“, sagt er der FAZ. Bei schwerwiegenden Erkrankungen wie Krebs müsse eine homöopathische Therapie auch Selbstzahlern untersagt werden können, solange die Wirksamkeit nicht mit Studien belegt worden sei, fordert der G-BA-Vorsitzende laut Bericht. Schließlich gehe es hier „nicht um Befindlichkeiten, sondern um Menschenleben“.

 

Spektrum.de: Umstrittene Experimente – Skandal oder normal?

Menschenversuche sind kein Skandal. Im Gegenteil, in der Medizin sind sie Alltag, wenn es darum geht, neue Medikamente zu entwickeln. Schlagzeilen jedoch macht nun ein Experiment, bei dem die Versuchspersonen nicht etwa einen hoffnungsvollen Wirkstoffkandidaten testeten, sondern einen Stoff, der vor allem in Dieselmotoren entsteht: Stickstoffdioxid. Besonders in den Städten ist das Molekül NO2 in geringen Mengen fast überall nachzuweisen – leider, denn konzentriert ist das rotbraune Gas ätzend und sehr giftig.

 

Onkel Michaels kleine Welt: Immer druff! oder: Darf der das? Dass der das darf…

Ich selber werde ja bei derart medial hochgejubelten Wunderheilern immer skeptisch. Und wenn dann noch mystische Fähigkeiten à la „Nervenfühlen“ im Spiel sind, dann schrillen bei mir alle Alarmglocken. Derartiger Hokuspokus ersetzt keine fundierte medizinische Ausbildung. Tamme Hanken hatte ja bis zum Dezember 2010 an sogenannten „Kummertagen“ auch Menschen behandelt, bis er dies von einem Tag auf den anderen einstellte. Warum? Die Behörden sind eingeschritten und haben ihm dies untersagt. Die Behandlung von Tieren allerdings behielt er bei. Und da stoßen wir genau in den ersten Teil des Problems!

 

UniDAZ: Wie böse ist Big Pharma?

Als Pharmaziestudentin, die ihre berufliche Zukunft in der pharmazeutischen Industrie sieht, begegnet einem häufig Argwohn: Für diese Verbrecher wolle man arbeiten und sich dabei deren Profitgier unterordnen? Im Internet wird man Zeuge eines härteren Tonfalls, es wimmelt von Verschwörungstheorien, die „Big Pharma“ betreffen. So sei die Pharmaindustrie verantwortlich für Pandemien und Massensterben. Zudem wirft man ihr Korruption und sogar den Einsatz von Biowaffen vor. In diesem Zuge fällt auf, dass die Vertreiber von „alternativen Heilmitteln“ sowie Impfgegner immer mehr Gehör finden. (Claudia Courts)

 

Gesundheit Macht Politik (Podcast): gmp-17 Gesundheitspolitischer Spaziergang | TK, GKV-SV, Ärzteblatt, Marburger Bund und Personalspekulationen

Heute machen wir einen kleinen Spaziergang durch einen kleinen Teil Berlins, der gesundheitspolitisch recht spannend ist: Die Reinhardtstr. verbindet das BMG mit der Charité und (in Verlängerung) auch mit dem Kanzleramt bzw. dem Bundestag.

Mit dabei kurze Gespräche beim GKV-Spitzenverband, Marburger Bund, Ärzteblatt und beim Berliner Büro Politik der TK. (an dieser Stelle auch nochmals allen Beteiligten ein herzliches Dankeschön, für die spontane Bereitschaft zum Interview / Gespräch!)

 

Relativer Quantenquark: Karl, mei‘ Trobbe – aber bitte nicht die von Karl Probst

Karl Probst ist sicherlich einer der bizarrsten unter den Referenten, die für den Akasha-Congress angekündigt sind, wobei es mir fern liegt, eine Rangliste der Skurrilität innerhalb dieses Gruselkabinetts zu erstellen. Der Grund, warum er Jahre nach seiner Emigration nach Bolivien wieder auf Kongressen in Deutschland auftaucht, ist offenbar, dass er, wie er in einem Video, das uns hier noch beschäftigen soll, erklärt, eine Privatklinik in der Nähe von Dresden plant. Aktuell findet man ihn im Netz jedoch als Inhaber eines „Wellness-Energie-Zentrums“ in Trier.

 


 

Wissen und Forschung

 

Astrodicticum Simplex: Sternengeschichten Folge 221: Wie super ist der Supermond?

Der “Supermond” taucht immer wieder in den Medien auf. Aber was ist eigentlich so super am Supermond? Und was hat ein Astrologie mit der ganzen Geschichte zu tun. Die wissenschaftliche Seite des – nicht ganz so superen – Supermonds erfahrt ihr in der neuen Folge der Sternengeschichten.

 

Hackaday: The Hard-Learned Lessons of the Columbia Disaster

On February 1st, 2003 at eighteen seconds past 9:00 AM Eastern Standard Time, the Space Shuttle Columbia broke up during atmospheric entry over Texas. Still traveling at approximately Mach 18.3, the disintegration of Columbia was complete and nearly instantaneous. According to the official accident investigation, the crew had at most one minute from realizing they were in a desperate situation to complete destruction of the spacecraft. Due to the design of the Space Shuttle, no contingency plan or emergency procedure could have saved the crew at this point in the mission: all seven crew members were lost in this tragedy.

 

The New York Times: Sedate a Plant, and It Seems to Lose Consciousness. Is It Conscious?

The researchers trapped pea plants in glass chambers with ether, soaked roots of the sensitive plant and seedlings of garden cress in lidocaine and even measured the electrical activity of a Venus fly trap’s cells. An hour or so later the plants became unresponsive. The seedlings stayed dormant. And the Venus fly trap didn’t react to a stimulus similar to a bug crawling across its maw. Its cells stopped firing. When the dope wore off, the plants returned to life, as if something had hit pause — almost like they were regaining consciousness, something we typically don’t think they possess.

 


 

Psiram

 

Aus dem Blog-Archiv (04/2010): Die Vulkan-Verschwörung

Seit Tagen legt nun der Flugverkehr in Europa lahm. Uns wundert nur, dass die üblichen Verdächtigen wie Jo Conrad und Jan Udo „van Helsing“ Hohl-Ei noch nicht die wahren Zusammenhänge entdeckt und entwirrt haben. Denn dieser Ausbruch reiht sich ein in andere Ereignisse im Rahmen der Großen Verschwörung:

 


 

Video der Woche

 

Global Weirding with Katharine Hayhoe

Climate change, that’s just a money grab by scientist… right?

Climate change – aren’t you scientists just making the whole thing up for the money, the fame, and to further the Antichrist’s agenda?

Direktlink: https://www.youtube.com/watch?v=Iq8Jo9QN0qA

Viewing all 582 articles
Browse latest View live




Latest Images