Die Geschichte der Familie Seebald ist eine Tragödie, bei der vor allem die tiefe Sinnlosigkeit schmerzt. Die Eltern waren beide HIV-positiv und auch Aids-Leugner sowie Anhänger der Germanischen Neuen Medizin, zu deren Opfern sie und ihre Kinder gerechnet werden müssen. Der Vater starb 2010, wobei keine Todesursache bekannt ist.
Als die Mutter mit ihrem vierten Kind schwanger war, rieten ihr die Ärzte zum Kaiserschnitt, was sie ablehnte und ihr Kind in einer Hausgeburt zur Welt brachte. Das Jugendamt ordnete daraufhin ein Stillverbot an, da auch beim Stillen ein hohes Ansteckungsrisiko besteht. Aber da Aids nach Meinung von Frau Seebald ja nur eine Allergie ist, hielt sie sich nicht daran. Eine vorsorgliche antiretrovirale Therapie wurde natürlich auch abgelehnt.
Erst als das Baby mit einer lebensgefährlichen Lungenentzündung und HIV-positiv im Spital landete, ließen die Eltern eine Behandlung mit Medikamenten gegen das HI-Virus zu, aber auch das nur notgedrungen für kurze Zeit.
Schließlich schritt das Jugendamt ein und entzog den Eltern 2009 das Sorgerecht für das wenige Monate alte Kind und brachte die anderen Kinder bei Pflegeeltern unter. Das inzwischen 4-jährige Mädchen lebt heute in einem Pflegeheim, die anderen (HIV-negativen) Kinder wieder bei der Mutter.
Die Eltern versuchten dagegen anzugehen, wobei sie auch Unterstützung von Helmut Pilhar und Ryke Geerd Hamer, die verschiedene Schreiben an die Behörden verfassten, erhielten.
“Lobend” erwähnen muss man in diesem Zusammenhang noch die Hausärztin der Seebalds, Frau Wohlgemuth, die auf ihrer Homepage mit Kenntnissen in Homöopathie, Lichtgittermandalas, Schamanismus, keltischem Druidentum und noch so einigem mehr wirbt. Neben einer neuen Sicht zur Immunität im Bereich Impfen erklärt sie auch gerne “Körperliche Veränderungen beim Dimensionswechsel” und wie man seine 12-strängige DNA aktiviert. Eine Koryphäe sozusagen.
Gegen die Mutter wurde ein Verfahren wegen Körperverletzung mit Dauerfolge, vorsätzlicher Gefährdung anderer Menschen durch übertragbare Krankheiten sowie Verleumdung eingeleitet, das sich über mehrere Instanzen zog. Zuerst lautete das Urteil zehn Monate, dann 14 Monate bedingter Haft und am Freitag, dem 5. Juli 2013 endete der letzte Akt dieser Tragödie.
Frau Seebald wurde (noch nicht rechtskräftig) freigesprochen. Sie erschien im neunten Monat hochschwanger zur Verhandlung, bei der sie weiterhin die Existenz von HIV und Aids leugnete. Laut Verteidiger fehlte auch der Verletzungsvorsatz, sie wollte dem Kind ja nie schaden. Sie glaube ja nicht einmal, dass die Krankheit existiere.
Ein Gutachter befand, dass Art und Zeitpunkt der Infektion unsicher sei, es könnte sich bereits im Mutterleib angesteckt haben. Auch sei unsicher, ob ein Kaiserschnitt oder rechtzeitige Medikamentengabe die Erkrankung mit AIDS verhindert hätte.
Der Richter folgte dieser Argumentation: zwar sei ihr Verhalten subjektiv fahrlässig gewesen, aber für eine Verurteilung fehle der eindeutige Nachweis, dass die Frau durch ihr Verhalten die Ansteckung verursacht habe.
Es bleibt zu hoffen, dass die österreichischen Behörden trotzdem mit Argusaugen über die in Kürze stattfindende Geburt des Kindes wachen werden. Einem Interview in Zeit Online zufolge scheint sie bereit, jede Regel zu befolgen, aus Angst, “alles zu verlieren, was ich mir aufgebaut habe”. Gleichzeitig steht sie von Seiten ihres HIV-skeptischen Lebensgefährten unter Druck, ihrer Überzeugung treu zu bleiben.