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Goldener Reis, Zulassung und Feldzerstörung

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Als Goldenen Reis bezeichnet man eine Reissorte, die durch gentechnische Methoden über eine deutlich erhöhte Menge an Beta-Carotin verfügt. Carotine können leicht in Vitamin A umgewandelt werden, aber es kann dabei zu keiner Überdosis kommen. 100 bis 150g gekochter Goldener Reis können laut einer Studie daher etwa 60 % des Tagesbedarfs an Vitamin A eines 6-8jährigen Kindes decken.

Laut WHO leiden weltweit rund 127 Millionen Kinder im Vorschulalter an Vitamin A-Mangel, bis zu 500.000 erblinden jedes Jahr, etwa die Hälfte der Betroffenen stirbt innerhalb eines Jahres nach der Erblindung. Insgesamt kommt es durch Vitamin-A-Mangel weltweit pro Jahr etwa zu 600.000 Todesfällen bei Kindern unter 5 Jahren.

Goldener Reis könnte dieses Problem (zumindest im asiatischen Raum) massiv lindern. Es ist kein Zusatzprodukt, das verteilt werden muss: Reis ist ein Grundnahrungsmittel in Asien. Dazu kommt, dass rechtliche Probleme und Lizenzthemen ausgeräumt wurden. Kleinbauern in Entwicklungsländern sollen das Saatgut kostenlos erhalten, Nachzüchtung und Weiterverwendung in den Folgejahren wird für den Eigengebrauch erlaubt.

Optimisten dachten, den Reis 2002 einführen zu können, aber aufgrund der heftigen Gegenwehr gentechnikfeindlicher Gruppen wurde nichts daraus.

Kritik
Kritiker wie Greenpeace und Vandana Shiva bezeichnen den Goldenen Reis als “trojanisches Pferd, um gentechnisch veränderte Nutzpflanzen und Lebensmittel in den Markt zu drücken”.

Ihrer Meinung nach werde Goldener Reis den Vitamin-A-Mangel noch verschärfen. Die Logik ist dabei relativ absurd:

Da die Menge an Vitamin A durch den Reis nicht ausreichend ist, müssten die Leute extrem viel davon essen. Und da ihnen das nicht gelingen wird, führe das zu Hunger und Mangelernährung und verschärfe den Vitamin A Mangel noch.

Man muss sagen, dass dieses Kritik schon ein paar Jahre auf dem Buckel hat; der Reis wurde 2005 verbessert und mittlerweile decken 100g gekochter Reis wie oben schon geschrieben einen erheblichen Teil des Bedarfes eines Kindes ab. Aber der Gedankengang ist doch recht eigenwillig.

Weiters wird kritisiert, dass diese Technologie das grundsätzliche Problem der Mangelernährung und des Hungers nicht lösen wird. Das stimmt zwar grundsätzlich, aber darf man ein Problem nicht angehen, nur weil andere weiter bestehen?

Die Argumente dagegen sind insgesamt dünn gesät, natürlich kommt auch “Es könnte ja irgendwann irgendwie irgendwas passieren, weil es ein GMO-Produkt ist!”. Ein Klassiker, gegen den man nur schwer ankommt, Sicherheit kann man nicht beweisen, das geht wissenschaftstheoretisch prinzipiell nicht.

Ein trojanisches Pferd ist es aber vor allem deswegen, weil Goldener Reis ein Aushängeschild der Gentechnik-Industrie ist: ein Produkt, das die positiven Möglichkeiten der Technologie aufzeigt. Und da diese Firmen alle per Definition böse sind, muss man diese Produkt natürlich uneingeschränkt ablehnen und verzögern. In der Zwischenzeit sind ein paar Millionen Opfer zu beklagen, aber wenigstens sind die Felder ideologisch sauber geblieben.

Zulassung & Feldzerstörung
Nun steht dieser Goldene Reis praktisch vor der Zulassung. In wenigen Wochen werden die aktuellen Studien abgeschlossen und die Anträge zur Zulassung bei der Behörde gestellt. Innerhalb eines Jahres könnte Goldener Reis auf philippinischen Feldern wachsen.

Da aber Gentechnik böse ist, organisierten “besorgte Bürger” (d.h. in diesem Fall zwei Anti-Gentechnik-Organisationen) eine 400 Mann starke Truppe aus Mitgliedern und Bauern, die den umgebenden Zaun umriss und ein Forschungsfeld in wenigen Minuten komplett zerstörte.

Da es sich dabei jedoch nur um eines von 5 Feldern handelte, ist der der Schaden weniger groß als wohl erhofft und die Forscher hoffen, die Zulassung wie geplant beantragen zu können. Es bleibt zu hoffen, dass die Studien abgeschlossen werden können und Bauern und Bevölkerung den Goldenen Reis auch annehmen werden. Auf den Philippinen sind etwa immerhin 1,7 Millionen Kinder und etwa 10% der schwangeren Frauen von Vitamin-A-Mangel betroffen.

Auch wenn einiges getan wird, um des Problems Herr zu werden und die Versorgung zu verbessern, wäre Goldener Reis wohl eine große Hilfe. Wenn jedoch die Angst vor der Gentechnik in der Bevölkerung tief verwurzelt ist, muss man befürchten, dass der Reis abgelehnt und tatsächlich ein Fehlschlag sein wird. Das nächste Jahr, falls nicht weitere Feldzerstörungen doch noch für Verzögerungen sorgen, wird es zeigen.

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