Man ist erstmal sprachlos. Traurig. Wütend. Erschrocken.
Dabei ist man ja abgehärtet, die regelmäßige Katastrophenmeldung steckt man ganz locker weg. Flug QZ8501 der Air Asia ist abgestürzt? 162 Tote? Ein Fährenunglück in der Adria? 13 Tote?
Ja, man ist abgehärtet. Man überfliegt diese Meldungen, aber es sind eben Unglücke, Unfälle, die normalen Katastrophen. Man ist ja abgehärtet.
Der Anschlag auf Charlie Hebdo trifft einen dann doch. Der Unterschied ist einfach: Es ist Mord. Sinnlos? Nein, schlimmer. Gezielter Mord, aus niedersten Motiven. Da wurden Menschen kaltblütig ermordet, nur weil sie anders dachten, anders fühlten und eben anders zeichneten. Anders Denkende werden nicht geduldet.
In gewisser Weise sogar schlimmer als Breivik. Der hat in gewisser Hinsicht wahllos gemetzelt, es war ihm im Grunde wohl egal, wen er umbringt. Hauptsache möglichst viele. Er wollte ein Zeichen setzen, die Regierung “so hart wie möglich” treffen, da sie zum “Massenimport von Moslems“ maßgeblich beigetragen habe. Und gegen den Islam wollte er Norwegen verteidigen.
Die Täter von Paris sind dagegen zielgerichtet in die Redaktion von Charlie Hebdo eingedrungen, als diese ihr wöchentliches Treffen hatte. Das wussten sie offenbar und hatten daher diesen Zeitpunkt gewählt. Nach dem Eindringen hatten sie Frauen und Männer getrennt, bevor sie mit der Hinrichtung begannen.
Das Motiv kann man natürlich nur vermuten, aber die Wahrscheinlichkeit ist hoch, dass es mit den Mohammed-Karikaturen zu tun hat. Das die Täter Rache nehmen wollten, die beleidigte “Ehre” sühnen oder etwas in der Art. Man möchte sich in diese Gedankenwelt, die zu so einer Tat führt, eigentlich nicht so genau hineindenken.
Es sind schändliche Mörder. Und die Tat kann nur Abscheu auslösen.
Wenn man die Kundgebungen, “Je suis Charlie”, sieht, dann weiß man, dass viele Menschen so denken. Man spürt in den Interviews Wut und Zorn und Trauer. Und den Willen, dass man sich nicht durch diese Typen, durch diese Gesinnung einschüchtern lassen will.
Und das ist gut so. Wenn man so will, hat an diesem Tag ein Schulterschluss stattgefunden, ein Schulterschluss des Gesindels. Im Grunde sind das rechte Gesocks und das islamistische Gesindel die gleiche Brut. Mit Gewalt geht man gegen Andersdenkende, gegen Fremde und Andersartige vor. Wer nicht der eigenen Gesinnung entspricht, ist zum Abschuss freigegeben.
In unserer Gesellschaft sollte diese Denkweise keinen Platz haben. Unsere Gesellschaft ist auf dem Blut und dem Schweiß und den Tränen unserer Ahnen erbaut. Wir haben unsere dunkle Zeit gehabt und wir wollen sie nicht wieder zurück.
Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit! Und Meinungsfreiheit.
Wir haben diese hohe Gut erworben, und wir sollten alles tun, um es gegen jeden Feind zu verteidigen. Wenn die Täter gefasst werden, dann sollten sie mit den Mitteln des Rechtsstaates behandelt werden, und wenn sie für schuldig befunden werden, verurteilt. Für Rache ist kein Platz.
Aber nur die Täter. Und nicht die anderen Menschen, die nur zufällig den gleichen Glauben haben. Wenn unsere Gesellschaft nach rechts rückt, wenn sie ihren Zorn an den normalen Mitbürgern, die aus Iran, Irak, Türkei oder woher auch immer nach Deutschland/Österreich/Schweiz gekommen sind auslässt, dann haben DIE gewonnen.
Wenn wir dagegen weiterleben und Menschen anderer Religionen, anderer Einstellungen mit Freundlichkeit und Toleranz begegnen, dann verlieren DIE.
Wenn Sie also morgen hinaus gehen und dem Nachbarn begegnen, der Moslem ist, dann grüßen sie ihn freundlich. Mehr braucht es nicht.
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