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Shalom, Leonard Nimoy

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Frieden, Leonard Nimoy.

Wenn ein berühmter Schauspieler stirbt, sind Artikel in den Zeitungen völlig normal. Aber bei Leonard Nimoy finden sich Artikel bei Atheisten-Portalen wie Freethoughtblogs, auf diversen Wissenschaftsportalen und auch die NASA gedenkt seiner.

Mr. Spock gehört für viele von uns zu den Figuren der Jugend oder Kindheit, die zumindest den Autor dieser Zeilen sehr beeindruckt haben. Er war die interessanteste Figur bei Raumschiff Enterprise, ein Außerirdischer, der von kühler Logik und Wissenschaft beseelt war. Man muss hier vielleicht erwähnen, dass die Serie im englischen Original wesentlich amüsanter ist als in der Übersetzung. Der trockene Humor des Dreiergespanns Kirk, Pille, Spock hat unter der Übersetzung etwas gelitten. Und auch die Stimme von Leonard Nimoy erscheint im Original einprägsamer.

Quelle: Wikipedia

(Quelle/Lizenz siehe: Wikipedia


Leonard Nimoy basierte die berühmten Grußgeste der Vulkanier auf dem hebräischen Zeichen Shin ש, das für Gott, aber auch für das Wort Shalom, Frieden steht. Shalom, Leonard Nimoy. In seiner Autobiographie “I Am Not Spock” schreibt er, dass er von seinem Großvater mit in die Synagoge genommen wurde und dort einer der Kohanim (ungefähr Altardiener/Tempeldiener) diese Geste als Segen benutzt hat.

Nimoy war der Nachfahre ukrainischer Juden (eine Gemeinsamkeit, die er mit William Shatner teilt) und durch die jüdische Kultur geprägt. Und für seinen Glauben hat er dann auch als Kind/Jugendlicher im East End Ghetto von Boston Prügel bezogen. Der verlinkte Artikel beschreibt es im Detail, aber es kam wohl vor, dass am Sonntag einige katholische Kinder ihre Wut an den jüdischen Kindern ausließen. Immerhin hatten die Jesus getötet.

Die Reflexionen, in denen er auch erwähnt, dass er das Mystische, das er früher in Synagogen empfand, vermisst, enden mit einem schönen Gedanken.

Leonard Nimoy meint, dass jene, die noch immer in Kategorien wie Juden, Katholiken, Protestanten, Iren, Neger usw. denken, vielleicht nie erwachsen geworden sind. Man spielt immer noch dieses Spiel, jeden in eine Schachtel zu stecken und diese Schachtel zu hassen – oder zu lieben, wenn es die eigene Schachtel ist. Es ist doch viel netter, wenn man begreift, dass jeder etwas zu bieten hat, ungeachtet der Differenzen.

Ebenso wie sich der jüdische Kohanim Leonard Nimoy eingeprägt hat, hat sich die Figur die er spielte, unzähligen Menschen eingeprägt. Das gilt vermutlich speziell für Astronomen, man denke nur an Asteroid (2309) Mr. Spock. Ok, genaugenommen wurde der nach der Katze des Entdeckers benannt, die als ebenso “unerschütterlich, logisch, intelligent und mit spitzen Ohren” beschrieben wird.

Spock steht für das Rationale, für klare Logik. Aber, und das ist wichtig: Er steht nicht für unmenschliche Logik. Er steht für eine Rationalität, die folgendes Zitat wohl auf den Punkt bringt: “Das Wohl von Vielen, es wiegt schwerer als das Wohl von Wenigen oder eines Einzelnen.” Er selbst ist der Einzelne in diesem Satz und er nutzt die Logik um zu begründen, warum er sein Leben für das Leben der Crew und seiner Freunde opfern wird.

Seine Darstellung eines Wissenschaftlers unterschied sich grundlegend vom Stereotyp der Brillenschlange. Körperlich stark, von ausgesprochener Willenskraft mit großen Fähigkeiten ausgestattet, dabei jedoch mit einem fremdartigen Touch behaftet. Er war ein cooler Typ.

SpockVielleicht war das der Grund, warum viele ihm schrieben, dass sie seinetwegen und wegen Raumschiff Enterprise Wissenschaftler wurden.

Und jetzt, nachdem Leonard Nimoy ein letztes Mal “Scotty, beam me up” gesagt hat, bleibt man als Science Fiction Fan in wehmütigem Gedenken zurück. Shalom, Leonard Nimoy.


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