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Homöopathische Erkenntnisse von Boiron

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Boiron, ein Hersteller homöopathischer Präparate, hat mal wieder eine Studie veröffentlicht, die ganz im Sinne des Erfinders die üblich verdünnten homöopathischen Erkenntnisse liefert.

Boiron ist ja in Deutschland im Wesentlichen unbekannt; Aufsehen haben sie nur voriges Jahr kurz erregt, als sie dem Betreiber des italienischen Blogs B-log(0) gerichtlich drohten. Er hatte ihre “Entenleber C200″, sogar für den Homöopathie-Markt ein wahrhaft lächerliches Produkt, in seinem Blog verrissen. Aufgrund des Shitstorms, der darauf ausbrach, gab Boiron kurz darauf klein bei.

In der aktuell von dem gerichtlich leicht gebeutelten Pharmakonzern veröffentlichten Studie wird so einiges behauptet, was Edzard Ernst bewogen hat, auf seinem Blog eine kleine Besprechung der Studie zu schreiben.

In der Studie ging es darum, die Effektivität homöopathischer Präparate zur Prävention und Behandlung von Migräne bei Kindern zu untersuchen. Dazu wurden von 59 Homöopathen aus 12 Ländern insgesamt 168 Kinder mit “definitiver oder wahrscheinlicher” Migräne behandelt. Die Homöopathen hatten völlige Behandlungsfreiheit.

Gemessen wurde primär Frequenz, Schwere und Dauer der Migräneanfälle innerhalb des dreimonatigen Behandlungszeitraums im Vergleich zu den 3 Monaten davor. Als zweites wurde die Anzahl der Fehltage in der Schule ermittelt. Alle diese Parameter verbesserten sich durch die homöopathische Behandlung.

Das erste, was Edzard Ernst verblüffte war, dass nur drei Kinder pro Behandler in der Studie waren. Abgesehen von dem Riesenaufwand erhöht das die Wahrscheinlichkeit für “statistische Verzerrungen” (Bias) enorm. Aber das ist nicht das Hauptproblem.

Diese Studie hat, wie so viele, keinerlei Kontrollgruppe. Sie hat daher nur untersucht, wie es Kindern nach drei Monaten geht, wenn sie homöopathisch behandelt werden. Der gemessene Effekt kann an Vielerlei liegen, man kann kein wirkliches Delta ermitteln. Es könnte einfach daran liegen, dass Zeit vergangen ist; an der liebevollen Versorgung; den subjektiven Erwartungen der Homöopathen oder Eltern; dem Placebo-Effekt, dem Hawthorne-Effekt, anderen Behandlungen im gleichen Zeitraum, …

Man weiß nach dieser Studie leider wiederum gar nichts. Im besten Fall wurde erneut die Wirkung des Placebo-Effekts bewiesen. Wir möchten ergänzen, dass die Wirkung von Placebos gegen Migräne schon aus früheren Studien bekannt ist, bei denen sich auch in der Kontrollgruppe Besserung zeigte.

Placebo wirkt also gegen Migräne. Aber wirkt Homöopathie besser als Placebo? Unzählige Studien zeigen, dass Homöopathie über keinerlei Wirksamkeit (über den Placebo-Effekt hinaus) verfügt. Auch diese kommt in Wirklichkeit zu keinem anderen Schluss.

Die Studienautoren folgern zwar, dass diese Studie die Bedeutsamkeit homöopathischer Mittel für Prävention und Behandlung von Migräne-Attacken bei Kindern zeigt, aber Edzard Ernst bezeichnet diese Folgerung als bizarr, da sie aus den Studiendaten überhaupt nicht hergeleitet werden kann.


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