„Willkommen in München Ich möchte Sie in der Landeshauptstadt München ganz herzlich zum Weltkongress der Ethnotherapien und Ganzheitsmedizin begrüßen. Ich freue mich sehr, dass der Kongress zum wiederholten Male in München stattfindet. An den Begrifflichkeiten ist schon erkennbar, dass es in der Schulmedizin vorwiegend um die Behandlung von Krankheit geht, um das Diagnostizieren und Therapieren von Krankheiten. In den letzten Jahren wird in der Gesundheitspolitik der Gedanke der Prävention wieder stärker gefordert, auch die Ganzheitlichkeit und die alternativen Heilmethoden halten Einzug in das Gesundheitssystem, allerdings noch in homöopathischen Dosen. Ich hoffe sehr, dass dieser Kongress dazu beiträgt, die Verbindungen von traditionellen Heilmethoden und der modernen Medizin zu fördern. Es ist in unser aller Interesse, wenn wir die technisierte Medizin, die den Menschen nur bedingt gesund machen kann, erweitern um die Therapien aus der Ethnomedizin.“
…könnte wer gesagt haben? Die Lösung:
Lydia Dietrich, Stadträtin, ihres Zeichens zuständige Dezernentin für das Gesundheitsressort im Rat der Landeshauptstadt München.
An dieser Stelle soll es nicht darum gehen, dass die TU München sich gerade darin gefällt, als Narhalla eines wunderlichen Pseudomedizinkongresses herzuhalten – das hat der GWUP-Blog bereits aufgespießt.
In unserem Beitrag geht es um eine nur scheinbare Randerscheinung dieses Quacksalberfaschings, nämlich um das oben wörtlich zitierte Grußwort der bündnisgrünen Frau Stadträtin zu den Events dieser Veranstaltungsreihe. Was darf der Leser diesen Zeilen entnehmen? In Klartext übersetzt präzise dieses:
Liebe MitbürgerInnen, der normale, akademisch ausgebildete Mediziner ist, wie das Gesundheitsdezernat unserer schönen Landeshauptstadt es sieht, eigentlich nur ein besserer Feldscher, der Menschen höchstens „bedingt gesund machen kann“, bestens geeignet zum Zusammentackern grobstofflicher Wehwehchen – eben mehr so der Typ fürs Grobe. Was ist schon eine Onkologie auf dem Stand der Wissenschaft, wenn es doch Trommeln und Magnetschmuck gibt? Wenn’s um unbedingte (?) Gesundheit und Gesunderhaltung geht, sollte sich die Ärzteschaft eine ordentliche Scheibe abschneiden von der uralten Weisheit der Schamanen mit dem Röntgenblick, denen wir zu diesem Ziele freudig die Pforten der akademischen Institutionen auftun.
Danke, Frau Stadträtin, für dieses decouvrierende Statement, das dem Leser genug Gelegenheit gibt, darüber nachzusinnen, ob diese Unverfrorenheit die späte Rache einer frustrierten Krankenschwester an einem schnöseligen Stationsarzt gewesen sein könnte. Das wäre noch die tröstlichste Erklärung. Vermutlich ist es aber mehr als das, die gegenseitige Sympathie scheint mit jedem „Kongress“ tiefer ins Herz gewachsen zu sein:
„Die bekannte und geschätzte Stadträtin Lydia Dietrich wird uns die Ehre geben den Kongress zu eröffnen und die Gäste zu begrüßen.“
…heißt es in der Programmvorschau, in der man auch nachlesen kann, in welcher Umgebung sich die für das Gesundheitswesen der Landeshauptstadt politisch Verantwortliche dann tummeln wird:
„Die Türen zur Gesundheitsmesse öffnen sich Freitag 13.5.2016 um 14 Uhr, es beginnt ein reichhaltiges Program mit spannenden Einführungsvorträgen und -zeremonien. Am Samstag beginnt das Programm um 6:00 Uhr, am Sonntag um 7:30 Uhr mit einem Ritual. Am Vormittag gibt es internationale interdisziplinäre Vorträge und das Open-Healer-Forum…“
…über deren Gegenstand wir lieber den Mantel peinlich berührten Schweigens breiten.
Wie dem auch sei: wir haben uns die Freiheit genommen, das Grußwort so zu korrigieren, dass man es guten Gewissens unterschreiben könnte:
Willkommen in MünchenBleiben Sie, wo Sie sind!IchNiemand möchte Sie in der Landeshauptstadt Münchenganz herzlich zummit ihrem sogenannten „Weltkongress der Ethnotherapien und Ganzheitsmedizin“begrüßenauch nur von Ferne sehen.Ich freue mich sehrEs ist eine Schande, dass der Kongress zum wiederholten Male in München stattfindet.An den Begrifflichkeiten ist schon erkennbarDie Parole, dass es in der Schulmedizin vorwiegend um die Behandlung von Krankheit geht, um das Diagnostizieren und Therapieren von Krankheiten, ist eine Unverschämtheit. In den letzten Jahren wird in der Gesundheitspolitik der Gedanke der Prävention wieder stärker gefordert,auch, wobei die „Ganzheitlichkeit und die alternativen Heilmethoden“haltenversuchen, mit diesen Schlichen Einzug in das Gesundheitssystem zu halten und die Fleischtöpfe der Gelder im Gesundheitswesen zu plündern,allerdingsgottlob noch in homöopathischen Dosen. Ich hoffe sehr, dass dieser Kongress, wenn er schon nicht zu verhindern ist, dazu beiträgt, dieVerbindungengrundsätzlichen Unterschiedevonzwischentraditionellen Heilmethodenaltem und neuem Aberglauben und der modernen Medizin erkennbar zufördernmachen. Es ist inunser allerniemandes Interesse, wenn wir dietechnisiertemoderne Medizin, die den Menschennur bedingtimmer effektiver gesund machen kann,erweiternverwässernumdurch die Therapien aus der sogenannten Ethnomedizin.
Sehen Sie, Frau Dietrich, so macht man das.