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Hexenjagd in Den Haag – Das Monsanto-Tribunal

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mob

Dem folgenden Beitrag eines Foristen merkt man an, was er vom „Monsanto-Tribunal“ hält. Wir schließen uns an.

Man kennt es ja aus alten Horrorfilmen. Das Dorfvolk sammelt sich unter Führung von „Ehrenwerten Herren“, um mit Fackeln und Mistforken zum Unterschlupf des vermeintlichen Monsters/Zauberers zu ziehen und diesem den Garaus zu machen. Ob das Opfer des Mobs schuldig war, ob der Außenseiter eigentlich nur Gutes im Sinne hatte oder einfach nur in Ruhe seinen Geschäften nachgehen wollte, ist einerlei. Einen ordentlichen Prozess gibt es nicht, der Schuldige ist ja schuldig, weil er schuldig ist. Die Welt ist wieder in Ordnung, wenn das Übel vom Antlitz der Erde getilgt wurde; sei es zur Wiederherstellung der gottgewollten Ordnung oder sei es, weil einfach nicht sein kann, was nicht darf. Die Aufpeitscher gerieren sich dabei als „Richter des einzig wahren Guten“. Sie wissen genau, wie die Welt auszusehen hat, in der die Menschen leben sollen. Eigennützige Motive oder schlichte Ideologie, bis hin zu quasi-religiösen Wahn und zu Vernichtungsphantasien, kommen bei ihnen nicht vor.

Zurück in die Gegenwart. So etwas gibt es heute, im Zeitalter der Aufklärung und des freien Zugangs zu Unmengen von Wissen, natürlich nicht mehr, oder? Mitnichten. Auftritt Monsanto-Tribunal. Natürlich ist heute nicht mehr die Hexe mit dem bösen Blick oder der eigenartige Sonderling das Ziel, sondern zum Beispiel der Biotechnikkonzern Monsanto, und das Hexengebräu ist heute die Erfindung Glyphosat (dessen Patent übrigens schon seit einigen Jahren abgelaufen ist und damit von jedem, der die Fähigkeiten dazu hat, produziert werden kann). Somit kann man ganz praktisch noch die biblische Geschichte von David und Goliath ins Spiel bringen. Auf der einen Seite der global agierende Großkonzern, der für seinen Profit wissentlich über Leichen geht, auf der anderen Seite ein Trüppchen Aufrechter, die im Besitz der alleinigen, selig machenden Wahrheit ist, gerüstet mit Akasha-Chronik und Bioobst, tapfer die Menschheit gegen das Monstrum vertritt (ohne dass die Menschheit sie darum gebeten hätte).

Die „Würdigen Herrschaften“ im Hier und Jetzt sind:

  • Vandana Shiva (indische „Atomphysikerin“, bekannt für ihre „Kreativen Wahrheiten“ über Biotechnologie, mit der wir uns auch schon auseinandergesetzt haben.)
  • Marie-Monique Robin (amerikanophobe Investigativjournalistin und Filmemacherin), die mit ihren Werken erheblich zum Verschwörungs-Mythos um Monsanto beigetragen hat.
  • Gilles-Éric Séralini (bekannt für seine grottenschlechten Rattenexperimente)
  • Corinne Lepage (eine Anwältin mit Spezialisierung auf Umweltrecht)
  • Hans Rudolf Herren (Schweizer Entomologe und Umweltaktivist)
  • Olivier De Schutter (Mitarbeiter der UN und ehemaliger Sonderberichterstatter)
  • Arnaud Apoteker (französischer Aktivist für Greenpeace und für die Grünen im Europaparlament)
  • Valerie Cabanes (Anwältin mit Spezialgebiet Menschenrechte)
  • Ronnie Cummins (Vorsitzender der Organic Consumers Association)
  • André Leu (pestizidkritischer Buchautor und Präsident der IFOAM – Organics International).

Tribunal

Unterstützt werden diese Herrschaften von einem bunten Grüppchen von NGOs und Lobbyverbänden. Man sieht: von Eigennutz und Ideologie ist auch hier nichts zu finden. Dass sich im erweiterten Fanclub auch Dorothea „Doro“ Schreier, die Betreiberin der nach eigener Aussage „Meistausgezeichneten Deutschen Wissenschaftsseite“, der „Netzfrauen“ findet, bestärkt diesen Eindruck nur. Dies nur nebenbei erwähnt, weil wir die subtile und unaufgeregte Art der Doro Schreier so sehr schätzen.

Da das heute mit der Fackel- und Mistgabelprozession leider kaum mehr möglich ist und auch ein ganzer Konzern so schlecht auf den Scheiterhaufen passt, gibt man sich gezwungenermaßen fortschrittlich und führt ein Tribunal gegen das Monster. Ja, richtig gelesen: Monsanto wird sich in Den Haag verantworten müssen – der Stadt, in der der Internationale Strafgerichtshof seinen Sitz hat. In einem richtigen Prozess, mit „richtigen Richtern“, einer Beweisaufnahme, dass Monsanto ungeheure Verbrechen gegen Menschheit und Natur begangen hat (einen sogenannten Ökozid). Und natürlich ist das ganze Tribunal völlig unbefangen, wie ja bereits erwähnt. Die Finanzierung muss zwar noch geklärt werden, bezahlen muss das gesamte Verfahren ja die Menschheit, die so tapfer von diesem Grüppchen aufrechter Recken vertreten wird.

Das Tribunal ist rechtlich gesehen wertlos, den Straftatbestand gibt es nicht, der Prozess weder vom Internationalen Strafgerichtshof noch von der UN legitimiert, einzig durch den Ort versucht man etwas Legitimation zu erhaschen. Das Ganze findet rein zufällig im Oktober 2016 während des Weltklimagipfels in genau der Stadt statt, in der auch der Internationale Strafgerichtshof seinen Sitz hat – irgendwie muss man ja Aufmerksamkeit erhaschen. Auch dass der Angeklagte natürlich nicht diesem Tribunal beiwohnen und am Ende zweifelsohne so oder so seiner abscheulichen Verbrechen für schuldig befunden und (medial) hingerichtet werden wird, ist jetzt ja nicht so bedeutend. Wichtig ist doch: MONSANTO WIRD VOR EINEM INTERNATIONALEN TRIBUNAL IN DEN HAAG VERKLAGT, FÜR VERBRECHEN GEGEN DIE UMWELT. Sogar auf Basis einer UN-RICHTLINIE. Und das ganze Internet berichtet darüber, nur die dummen deutschen Medien nicht, denn die sind ja von der Regierung beherrscht und beide werden von Monsanto bezahlt.

Was hier eher satirisch geschrieben steht, entspricht leider der Realität. Hexenprozesse gibt es auch heute noch. Das Monsanto-Tribunal ist ein solcher Prozess, ein privates Gericht einer kleinen Gruppe von ideologisch motivierten Feinden von Biotechnologie, industrieller Landwirtschaft (die beide den Wohlstand in unserer westlichen Welt sichern) und Pestiziden. Sie suhlen sich in diesem Wohlstand, der es ihnen ermöglicht, ihre Lebensmittel ineffizient (ökologisch) und nach Rudolf Steiners merkwürdigen esoterischen Lehren (biodynamisch) anzubauen. Sie kennen den Hunger nicht, der in der Dritten Welt wütet, die Krankheiten, die durch Vitaminmangel entstehen. Aber auf gar keinen Fall dürfen diese Probleme durch moderne Biotechnologie wie etwa Gentechnik gelöst werden, das würde ja gegen die natürliche Ordnung verstoßen (oder zumindest das, was diese Ideologen als solche definieren).

Oder haben diese Leute nicht vielmehr Angst davor, dass ihre (sehr einträgliche) Lebensgrundlage, die Panikmache, sich in Wohlgefallen auflöst, wenn die von ihnen ungefragt vertretenen Menschen bemerken, was eigentlich die Ziele dieser „Retter“ und die Grundlagen der Biotechnologie sind. Daher ist, zum Erhalt des Status Quo, wirklich alles erlaubt. Lügen, grottenschlechte oder gefälschte Studien und eben auch private Gerichte. Denn vor einem richtigen Gericht würde man mit derlei haltlosen Anschuldigungen gar nicht erst zu einem Prozess zugelassen werden. Darum baut man lieber ein irrwitziges Drohszenario auf. Macht Monsanto – Marktführer, aber bei weitem kein Monopolist im Bereich GVO-Saatgut und anderer Biotechnologie – zum Buhmann für eine gesamte Branche. Man erklärt ein, wenn richtig angewendet, harmloses Herbizid, das eben dieser Konzern erfunden hat und das das kanzerogene Potenzial von Matetee und rotem Fleisch besitzt, zum modernen Aqua Tofana.

Gewiss, die Biotechnologie und Pestizide sind mit Risiken verbunden, und das Geschäftsgebaren von Großkonzernen in jeder Branche durchaus fragwürdig. Aber von diesen selbsternannten Weltenrettern sollte man lieber keine Alternative erwarten, wenn es darum geht, die steigende Weltbevölkerung zu ernähren, ohne den Planeten völlig zu verwüsten. Denn das ist nicht ihr Ziel. Das sind ausschließlich Panikmache und das Füllen des eigenen Portemonnaies.


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