Die Wirtschaftskammer Österreich hat’s zurzeit schwer. Nicht, dass wir allzu viel Mitleid mit dieser Organisation hätten, ist der Ärger doch hausgemacht. Wir hatten ihr bereits 2012 einen kurzen Artikel gewidmet, und auch der GWUP war sie schon den einen oder anderen Beitrag wert.
Nun hat die Berufsgruppe der Humanenergetiker der österreichischen Wirtschaftskammer WKÖ ein Werbevideo zur Energetik veröffentlicht. Die Kritik ließ nicht lange auf sich warten. Wir möchten indes darauf hinweisen, dass die Wirtschaftskammer auf Twitter klarstellt, selbst mit dem Werbevideo weder inhaltlich noch finanziell etwas zu tun zu haben. Die Fachverbände entscheiden selbständig über Werbemaßnahmen.
Nun, die Sache mag ihnen ja peinlich sein, doch was ist denn wohl zu erwarten, wenn man sich Esoteriker ins Haus holt?
Den Humanenergetikern wiederum ist es nicht recht, als Esoteriker bezeichnet zu werden. Von Esoterik wollen sie sich abgrenzen, dabei handele es sich bloß um „inneres Wissen“; das übergeordnete Ziel der Energetik sei es hingegen, die Energiesysteme von Menschen, Tieren oder auch Räumen wieder in Fluss zu bringen.
Gut, dass Ihr das klargestellt habt. Vielen Dank. Ihr seid alle total super, und keiner von Euch hat etwas mit Esoterik am Hut, wie der folgende Screenshot zweifelsfrei belegt:
Doch wir wollen den neugierigen Leser, dessen Chakren nach dem Screenshot vermutlich schon etwas verdichtet sind, nicht weiter auf die Folter spannen. Hier das gesamte Video:
Kommentare sind leider deaktiviert; schade um die Gelegenheit, echt energetische Diskussionen zu führen. Zum Inhalt ist nicht viel zu sagen. Was wir davon halten, wird sich der geneigte Leser schon denken.
Liebe WKÖ-Mitarbeiter, wenn Ihr mit diesen Esoterikern – Verzeihung: Humanenergetikern – nichts zu tun haben wollt, warum duldet Ihr sie dann als Mitglieder? Vielleicht solltet Ihr diesen Gedanken mal einer energetischen Betrachtung unterziehen …
Die WKÖ hat momentan natürlich andere Sorgen: Zuletzt hat sie sich in Österreich mit einem Werbe-Video zum Thema Zwölfstundentag, das sie wohl tatsächlich selbst zu verantworten hat, einigen Spott eingehandelt. Inhaltlich wird darin dargelegt, wie toll es ist, dass die österreichischen Arbeitnehmer bald 12 Stunden am Tag arbeiten müssen, wenn der Chef es anordnet. Das optisch und poetisch faszinierende Werk weckt insbesondere beim Titelsong Assoziationen an eine Mischung aus Teletubbies und van Gogh (vor allem an die Szene, da dieser sich ein Ohr abschnitt).
So seltsam es vielleicht klingen mag, aber das Video der Energetiker wirkt im Vergleich dazu beinahe seriös. Zugegeben, es ist eher ein Anschein von Seriosität, doch zumindest ist es nicht vollkommen peinlich. Wie konnte die Qualitätssicherung, die der WKÖ sonst so wichtig ist, nur derart versagen?
Das Beispiel des „zertifizierten Humanenergetikers“ zeigt, dass echte Hürden errichtet wurden, die nur von den Besten überwunden werden können. Für eine Bronze-Zertifizierung sind immerhin drei Browser-Klicks nötig, und für das Silber-Abzeichen ist tatsächlich ein Selbsttest zu bestehen. Man stelle sich nur vor, was ohne diese aufwändige Qualitätssicherung alles geschehen könnte: Videos wie das obige oder gar nicht lizenzierte Schutzkreise „falscher“ Energetiker um Krankenhäuser …
- GWUP-Blog: „Toll, super, professionell“: Was ihre eigene Image-Kampagne über die „Energetiker“ aussagt