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Greenpeace: Gefährliche Gen-Pflanzen außer Rand und Band

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Im ersten Teil haben wir uns ja schon mit einigen Aussagen von Greenpeace zur Gentechnik beschäftigt, jetzt geht es mit den angeblichen Gefahren für die Gesundheit weiter.

Gen-Pflanzen können Stoffe bilden, die Risiken für die menschliche Gesundheit bergen. Die Langzeitfolgen von Gen-Pflanzen sind bisher nicht ausreichend erforscht. Inzwischen gibt es einige Fälle, die zeigen, dass Gen-Pflanzen negative Auswirkungen auf die Gesundheit von Versuchstieren haben können.

Das gilt eigentlich auch für beliebige “normale” Pflanzen. So wurde kurz aufgeschrien, als Killer-GMO-Gras auf einer Weide 15 Kühe getötet hat. Der Aufschrei währte nur kurz – als man feststellte, dass das Gras gar nicht gentechnisch modifiziert war, sondern gezüchtet, war es gleich wieder ruhig.

Mutationen oder Veränderungen sind immer Chance und Risiko. Zahllose Mutationen haben unserer Fauna zu dem gemacht, was sie heute ist, sie sind für die Vielfalt der wir gegenüberstehen verantwortlich. In dieser Vielfalt wurden manche Pflanzen giftig und manche nicht.

Aus der Geschichte wissen wir, welche wir essen können/sollen. Wir wissen, dass Fliegenpilz Knollenblätterpilz nicht für die Einnahme gedacht ist, unsere Vorfahren haben die notwendigen Experimente vor langer Zeit durchgeführt. Vielleicht kommt daher das Sprichwort: “Was der Bauer nicht kennt, isst er nicht”. Ein durchaus nicht unkluger Ansatz.

Und die Langzeitfolgen? Man versucht selbstverständlich diese auch zu testen, aber das ist besonders schwierig. Wir sind ja nicht einmal bei den Langzeitfolgen beliebiger Dosierungen bekannter Stoffe sicher. Langzeitnachweise sind sehr mühsam.

Man versucht natürlich mögliche Auswirkungen zu testen, hat bisher nichts gefunden. Die Gegner argumentieren, dass man dann einfach nicht gut genug getestet hat. Dieses Spiel kann man natürlich immer nur gewinnen. Man fordert etwas, was nie bewiesen werden kann.

Nahrungsmittel aus Pflanzen die mit Gentechnik verändert wurden, stehen mittlerweile seit mehr als 15 Jahren in den Regalen(Flavr-Savr-Tomate) der Welt und das war es.

Daraus folgt natürlich nicht, dass jede gentechnische Veränderung immer harmlos ist. Mit der Gentechnik führt man eine kontrollierte Mutation durch, man sorgt dafür, dass sich eine neue Eigenschaft ausbildet. Das heißt aber nicht automatisch, dass man daraus dann einen Vorteil hat.

Kann das einen giftigen Stoff zur Folge haben? Aber sicher! Aber das kann man testen. Dann stellt sich eben exakt diese Änderung als Fehlschlag heraus.

Von Seiten der Gentechnik-Gegner wird interessanterweise noch argumentiert, dass es nicht genug Forschung gäbe, dass nicht genug und unabhängig genug getestet wird. Auf der anderen Seite will man aber auch keine Forschung zum Thema, wie schon mehrfach demonstriert.

Das Urteil ist ja bereits gefällt, Gentechnik ist nutzlos.

Wir wünschen uns genauso unabhängige Bewertungen und Studien von den Universitäten, die die angepriesenen Fähigkeiten der verschiedenen Sorten prüfen und die Modifikationen bewerten. Konservativ bewerten? Gerne. Sicherheit sollte die Richtschnur vorgeben.

Platz 1 auf der Liste von Greenpeace bei den “Beweisen” für die gesundheitsschädliche Wirkung von gentechnisch veränderten Pflanzen nimmt eine Rattenstudie ein:

Veränderte Blutwerte bei Ratten: Französische Wissenschaftler berichten in einer Studie über Gesundheitsrisiken, die von drei Gen-Maisvarianten der Firma Monsanto ausgehen. Untersucht wurden Daten aus Fütterungsversuchen an Ratten, die die US-Firma Monsanto in Auftrag gegeben hatte. Die Blutwerte der Tiere für Leber und Nieren zeigen signifikante Veränderungen. Laut Professor Gilles-Eric Séralini von der französischen Universität Caen könnten Schäden für die menschliche Gesundheit daher nicht ausgeschlossen werden.

Im ersten Augenblick dachten wir schon, dass die aktuelle Studie von Séralini verlinkt sei, aber das hat sich Greenpeace dann wohl entweder nicht getraut oder der Text ist einfach älter. Diese war zwar ein großer Mediencoup, hatte aber in Wahrheit schwerste Mängel. Darüberhinaus wird stark bezweifelt, dass Séralini unparteiisch ist. Gilles-Eric Séralini findet sich übrigens bei uns im Wiki, er liefert z.B. auch Studien zu homöopathischen Produkten zum Schutz vor Roundup.

Diese ältere Arbeit ist ebenfalls höchst mangelhaft, eine Bewertung mit Analyse findet man hier. In der Conclusio wird daher auch erklärt: “[the study] presents no admissible scientific element likely to ascribe any haematological, hepatic or renal toxicity to the three reanalysed GMOs”

Mäuse erkranken an Atemwegen: In Australien stellten Wissenschaftler fest, dass Gen-Erbsen im Fütterungsversuch mit Mäusen zu einer Beeinträchtigung des Immunsystems und zu Atemwegserkrankungen der Tiere führten. Das in die Erbse hineinmanipulierte Gen stammte von einer Bohne, die für Säugetiere gut verträglich ist. Die Struktur des Proteins, das sich in der Gen-Erbse bildete, war jedoch leicht verändert. Und dieser feine Unterschied hatte weitreichende Auswirkungen auf die Gesundheit der Mäuse.

In diesem Fall geht es um eine Studie, die 2005 ziemlichen Aufruhr verursacht hat. Australische Forscher hatten ein Gen von der Bohne auf die Erbse übertragen um sie resistent gegen den Erbsenkäfer zu machen. Das hat auch super geklappt.
Aber dann die böse Überraschung. Bei den gentechnisch veränderten Erbsen gefütterten Mäusen kam es zu einer Immunreaktion die durch eine Lungenentzündung charakterisiert wurde. Der Tierversuch wurde daraufhin abgebrochen, die Erbse als Fehlschlag betrachtet.

Nach neuesten Erkenntnissen war der Versuch völlig ungeeignet, da Erbsen, Bohnen und Kichererbsen generell Allergien bei Mäusen hervorrufen können. Egal ob genetisch modifiziert oder nicht. Die Änderung hat die allergene Wirkung zwar verstärkt, aber Versuche mit Mäusen waren in diesem Fall prinzipiell nicht sinnvoll. Eine aktuelle Studie schlägt daher vor:

We recommend that the use of mouse models for testing GMO allergenicity needs to be carefully evaluated on a case-by-case basis.

Das diese neue Bewertung aufgetaucht ist, disqualifiziert diese Studie, wir möchten aber einschränkend bemerken, dass so ein Ergebnis sicherlich möglich ist. Man arbeitet mit einer extrem mächtigen Technologie und wenn man “Neukonstruktionen” vornimmt, so muss man die natürlich testen.

Selbstverständlich sollten daher an unseren Universitäten solche Fütterungsversuche unternommen werden und wenn sich eine Modifikation als problematisch erweist, dann zurück ans Reißbrett.

Aber genau das ist hier ja auch geschehen. Tests wurden gemacht, die Ergebnisse wurden veröffentlicht, jahrelange Forschung war mit einem Schlag “umsonst”. Das sich der Test im Nachhinein als fehlerhaft herausgestellt hat, ist natürlich “bitter”. Aber der Prozess hat funktioniert.

Riskante Gene: Antibiotikaresistenz-Gene werden von Gentechnikern oft als sogenannte Markergene eingesetzt. Diese helfen, jene Pflanzenzellen zu finden, die das neue, in die Pflanze manipulierte Gen aufgenommen haben. Die Technik ist jedoch überholt und riskant.

Hier kann man nur sagen: Ja, stimmt. Wie hoch das Risiko ist, lässt sich nur schwer abschätzen, aber die Nachteile dieser Technik überwiegen. Im Detail nachzulesen bei biosicherheit.de.

Im letzten Block ihres Artikels geht es um die Kontrollierbarkeit der Technologie:

Neben der Gentechnikindustrie behaupten auch einige Politiker, dass genmanipulierte Pflanzen kontrollierbar seien. Das zentrale Ziel des in Deutschland seit April 2008 gültigen Gentechnikgesetzes ist daher die Koexistenz: Ein Nebeneinander von Landwirtschaft mit und ohne Gen-Pflanzen sei kein Problem, heißt es. Ist es aber doch – wie die Realität auf dem Acker und in unseren Lebensmitteln zeigt.

Greenpeace hat in gewisser Hinsicht recht: Sobald die Pflanzen zugelassen sind, werden sie genutzt. Bestes Beispiel die USA. In den USA haben diese Sorten bei Mais, Baumwolle, Zuckerrübe und Soja 90% der Anbaufläche erobert und weltweit ist die damit bebaute Fläche auch 2012 wieder angewachsen, auf nunmehr 170 Millionen Hektar geklettert.

Aber das Beispiel USA zeigt auch, dass ein Miteinander prinzipiell möglich ist. Immerhin werden bei den obigen Pflanzen jeweils etwa 10% der Ackerfläche des Landes mit nicht transgenen Sorten bebaut. “Organic farming” (ungefähr “Bio” bei uns) ist auch in den USA ein Trend.

Regelmäßig werden auch in Deutschland Gentechnik-Lebensmittelskandale bekannt: Illegaler Gen- Reis aus China und den USA, mit Gen-Raps verunreinigter Honig und Senf aus Kanada oder Brötchen mit illegaler Gen-Leinsaat.

Uns ist zu diesem Zeitpunkt nicht klar, warum Gen-Reis (eine interessante Bezeichnung, der nahelegt, dass guter Reis keine Gene hat) oder Gen-Raps eine Verunreinigung darstellt. Greenpeace hat es nicht geschafft darzulegen, warum es ein Problem ist.

Zu folgender Behauptung noch ein paar Sätze:

Gen-Pflanzen halten sich nicht an Ackergrenzen: Werden Gen-Pflanzen auf den Feldern angebaut, können sie sich über Pollenflug in artverwandte Acker- und Wildpflanzen auskreuzen und so das ökologische Gleichgewicht und die biologische Vielfalt gefährden. Gen- Pflanzen kennen keine Ackergrenzen, und Pollen lassen sich weder durch Zäune noch durch Abstandsregelungen kontrollieren. Einmal in die Umwelt freigesetzt, kann niemand die Gene zurückholen.

Und das ist ein Problem weil? Hier kommt wieder die Evolution ins Spiel. In diesem Fall die natürliche Auslese. Ist das Gen von Wert, dann verbreitet es sich auch in anderen Pflanzen. Es setzt sich durch, was einen Vorteil bringt.

Greenpeace tut gerade so, als wäre ein Gen “böse”. Das ist es nicht. Gene sind Bauteile des Lebens und setzen sich durch oder auch nicht. Wenn sie von Vorteil sind verbreiten sie sich, wenn nicht, dann nicht. Das ist das natürlichste auf der Welt, immer schon gewesen.


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