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GreenTec Awards – Was nicht passt, wird passend gemacht

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greentec

Die GreenTec Awards sind ein Preis, der “mit dem Ziel veranstaltet [wird], ökologisches und ökonomisches Engagement und den Einsatz von Umwelttechnologien zu fördern”. Laut Angaben der Webseite “unterscheiden sich [die GreenTec Awards] von anderen Umweltpreisen dadurch, dass neben der Bewertung der Nachhaltigkeit vor allem die Marktfähigkeit von Innovationen bewertet wird”.

Dabei haben sich in mehreren Kategorien Dutzende Bewerber gemeldet, über die auf der Homepage dann abgestimmt werden konnte. Die besten Drei ziehen ins Finale ein und werden dann von einer Jury bewertet.

Und da passierte etwas Unvorstellbares: In der Kategorie “Galileo-Wissenspreis” bewarb sich ein Dual Fluid Reactor, der nach Angaben der Erfinder ein “neues nukleares Reaktorkonzept in Weiterführung der sogenannten Generation IV” darstellt, der dann im Online-Voting klar auf Platz 1 landete.

Also, wirklich. Das geht ja gar nicht. Ein Reaktor. Nuklear. Mit Atomen. Und nuklear. Vor allem nuklear. Nein. Das geht nicht. Das ist einfach nicht ideologisch grün genug, das darf nicht sein. Sowas wollen wir in Deutschland nicht! Nach dem schlimmen Reaktorunfall in Fukushima, der ein Erdbeben und einen Tsunami auslöste und 19.000 Menschen getötet hat(wir vermuten, die von GreenTec haben Claudia Roth als Facebook-Autorin engagiert), wollen wir das einfach nicht.

Aber keine Panik! Was nicht passt, wird passend gemacht!

Und so schritten die Initiatoren des GreenTec Awards zur Tat. Flugs änderten sie die Teilnahmebedingungen auf der Webseite und ergänzten folgenden Satz (Google Cache lässt grüßen!):

Die Auswahl der Nominierten und Preisträger erfolgt letztendlich unabhängig durch die Jury der GreenTec Awards, der Rechtsweg ist ausgeschlossen.

Auch auf der Prozess-Seite, die die Anmeldung beschrieb, wurde eine Kleinigkeit ergänzt:

“Ein drittes Projekt wird durch eine öffentliche Online-Abstimmung für die spätere Jurysitzung nominiert und durch die Jury verifiziert.”

Noch ein kurzes Absagemail, dass die Bewerbung leider nicht (mehr) zu den Nominierten zählt. Als Begründung:

Die Entscheidung ist nach eingehender wissenschaftlicher Diskussion und eingehender Betrachtung der wissenschaftlichen, sozialen und kommunikativen Aspekte Ihrer Einreichung im Licht der Zielsetzung des Awards erfolgt.

Oder in kurz: Schlimme Worte wie Nuklear dulden wir in Deutschland nicht!

Und schon war alles in Butter. Die Vögel singen, die Bäume schlagen aus. Ein leuchtendes Beispiel, unsere Jugend hat wieder etwas gelernt. Es ist völlig ok, die Regeln im Nachhinein zu ändern, wenn es einem passt. (Das mit dem “Nicht erwischen lassen” sollten wir aber noch üben, gell?) Egal. Da einem sowieso keiner was kann, was soll’s?. Regeln sind nur etwas für Verlierer. Bravo!

Zur weiteren Lektüre zum Thema;

* Nukleria: Zensur bei den GreenTec Awards
* Kerngedanken: … dass nicht sein kann, was nicht sein darf
* Die Welt: Wie man einen Reaktor verschwinden lässt
* Abstimmungsfarce – Manipulation bei den GreenTec Awards?
* ScienceSkeptical: Greentec Awards: Macher stemmen sich gegen Online-Voting
* ScienceSkeptical: Liebe Leute von den GreenTec-Awards, …


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