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Die GWUP-Challenge zur Homöopathie: Warum die Homöopathen sie nicht ignorieren sollten

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Ein Gastbeitrag von Udo Endruscheit


Die GWUP und ihr homöopathiekritischer Zweig, das INH, haben bei der Skepkon in Köln die Auslobung eines Preises in Höhe von 50.000 Euro für hömöopathische Forscher bekannt gegeben. Wer als erster in zwei Durchgängen drei von ihm selbst vorher gewählte homöopathische Hochpotenz-Mittel (C30) unterscheiden und identifizieren kann und dies mit einer reproduzierbaren Verfahrensbeschreibung belegt, erhält diesen Preis.

Finde den Unterschied!

Es gibt dazu genaue Spielregeln, die auf der Webseite der GWUP einsehbar sind. Nur in einem Punkt gibt es keine „Spielregel“: Die Methode, mit der dies geschieht, ist völlig frei wählbar. Von der klassischen homöopathischen Arzneimittelprüfung über physikalische oder chemische Analysemethoden bis hin zu wissenschaftlich nicht anerkannten Ansätzen ist ausdrücklich alles erlaubt – die GWUP will damit belegen, dass sie keinen den Skeptikern oft vorgeworfenen „Wissenschaftsdogmatismus“ betreibt, sondern allen Ansätzen gegenüber offen ist.

Was soll damit gezeigt werden? Die GWUP verfolgt keineswegs das Ziel „die Homöopathie zu widerlegen“ oder umgekehrt, einen Beweis der Homöopathie einzufordern. Es geht darum, dass nach Auffassung der Skeptiker Mittel in der Potenz C30 (und schon bei niedrigeren Potenzen, ab C12) hinsichtlich ihres „Wirkstoffes“ ununterscheidbar sind. Nach wissenschaftlichen Kriterien ist aufgrund des Potenzierungsgrades mit Sicherheit davon auszugehen, dass in diesen Potenzierungen kein Molekül der Ursubstanz mehr enthalten ist. Ununterscheidbare Mittel können aber nach den Gesetzen einfacher Logik keine unterschiedlichen spezifischen Wirkungen hervorrufen.

Die Homöopathiekritiker der GWUP und des INH stehen dafür ein, dass ein positives Ergebnis der Challenge angemessen in der wissenschaftlichen Welt bekannt wird (eine Veröffentlichung in „Nature“ ist dem Sieger sicher) – was Forscher weltweit mit Sicherheit zur Beschäftigung damit veranlassen wird.

Viele Stimmen haben sich bereits erhoben, die daran zweifeln, ob sich Homöopathen dieser Herausforderung überhaupt stellen werden. Nun wird sich die GWUP das vor der Challenge sicher auch gefragt haben. Befassen wir uns also im Nachfolgenden mit den Gründen, unter welchen Aspekten ein „Ignorieren“ der Challenge erwartet werden könnte und unter welchen eben nicht.

Zweifellos wird man dem alten Einwand begegnen, die Homöopathie entziehe sich per se der wissenschaftlichen Beurteilung bzw. die derzeitigen wissenschaftlichen Methoden seien ihr nicht „angemessen“. Es könne gar nicht um einen schnöden materiellen „Beweis“ gehen, denn die Homöopathie wirke auf andere Art und Weise (geistige Arzneikraft, Energie, Information … wie auch immer). Und ohnehin bedürfe es ja gar keines wissenschaftlichen Beleges, denn man sehe ja, dass die Homöopathie „wirke“.

Jedoch sind dies angesichts dessen, dass die Homöopathie-Lobby ganz offensichtlich um wissenschaftliche Reputation ringt, eigentlich keine durchgreifenden Gesichtspunkte. Von den großen homöopathischen Organisationen wird in Deutschland die „Wissenschaftliche Gesellschaft für Homöopathie“ (WissHom) betrieben, auf deren „Forschungsreader“ zur Homöopathie (Titel: Der aktuelle Stand der Forschung zur Homöopathie) aus dem Jahre 2016 ständig reflektiert wird. Man ist bemüht, Homöopathie zumindest in Randbereichen der medizinischen Fakultäten (Ringvorlesungen, studentische Arbeitsgruppen, Promotionsförderungen) zu etablieren. Da dürfte es kaum schlüssig sein, die Challenge der GWUP mit dem Argument links liegen zu lassen, Wissenschaft sei ohnehin nicht das geeignete „Medium“ für eine Fundierung der Homöopathie.

Das englische Homeopathy Research Institute, inzwischen so etwas wie eine Zentralstelle für die Gegenargumentation zur Homöopathiekritik (auf die sich der Zentralverein homöopathischer Ärzte inhaltlich ebenso bezieht wie auch der Homöopathie-Hersteller DHU) führt (mehrsprachig!) auf seiner Webseite dreizehn Thesenartikel (FAQ) auf, die den Anspruch erheben, auf wissenschaftlicher Basis die wesentlichen Argumente der Homöopathiekritiker zu entkräften. Auch hier die Frage: Wäre es angesichts dessen nicht etwas zu billig, sollten sich die Homöopathen auf eine naserümpfende Verachtung der „schnöden Wissenschaft“ zurückziehen, wie sie in der GWUP-Challenge eingefordert wird?

Und – wie erwähnt – ist die Challenge ja keineswegs auf die „nicht angemessenen“ Methoden der heutigen Wissenschaft beschränkt. Sie ist methodenoffen, alles, was nicht gerade den Eindruck erweckt, jemand wolle sich einen Scherz erlauben, wird als Nachweismethode akzeptiert.

Und noch einen Schritt weiter: Die Challenge fordert – wie auch schon erwähnt – keinen „Beweis der Homöopathie“. Ehrlicherweise sei gesagt, dass die GWUP und das INH einen solchen Beweis der Methode an sich auch bei einem Gewinn der Challenge durchaus nicht als erbracht ansehen würden – aber es wäre ein zentraler Punkt der Gesamtkritik, die Ununterscheidbarkeit der Mittel nach Potenzierung, immerhin widerlegt. Die Challenge beschränkt sich auf den Gesichtspunkt, dass die von den Homöopathen angeblich spezifisch für bestimmte Symptombilder eingesetzten Mittel auch spezifisch unterscheidbar und identifizierbar sein müssen. Dies scheint unter keinem Aspekt unangemessen – schließlich ist das Gegenstück zum homöopathischen Mittel, das Symptombild beim Patienten, auch unterscheid- und identifizierbar. Woher sollte also die „Passung“ zwischen Symptom- und Mittelbild kommen, wenn nicht aus beiderseits nachweisbaren Spezifika? Auch wenn diese Spezifika aus „Energie“ oder „Information“ bestehen sollten. Immerhin ist die Wissenschaft in der Lage, den Energiegehalt und bestimmte Informationen kleinster Materiebausteine – z.B. Ladung und Spin von Elementarteilchen oder die Struktur von Molekülverbindungen –mit heutiger Methodik unterscheidbar nachzuweisen.

Nein, derart die wissenschaftliche Flagge zu hissen und gleichzeitig die Challenge der GWUP unbeachtet zu lassen, das wäre wohl kaum zu vereinbaren. Ansonsten wäre zu konstatieren, dass die Homöopathie den Rückzug antritt, auf einen „inneren Kreis“, ein „geheimes Wissen“, das dann – wie kürzlich tatsächlich geschehen – nur noch mit der contradictio in adiecto einer „internen Evidenz“ antreten könnte und jeglichem allgemeingültigen wissenschaftlichen Anspruch entsagt. Und das ist doch wohl kaum vorstellbar…

Und so bleibt den Homöopathen, wenn sie wirklich die Challenge nicht annehmen, ignorieren oder was auch immer, nur eines:
Nicht die Rolle des verkannten Galilei aus Brechts epischer Dichtung, die sie immer so gern mit einer gewissen Larmoyanz für sich beanspruchen wollen, sondern vielmehr die Rollen des Philosophen und des Mathematikers, die sich unter Berufung auf „altes Wissen“ schlicht und einfach weigern, durch das Fernrohr der wissenschaftlichen Methode zu sehen und die Realität zur Kenntnis zu nehmen.


Psirama – Der Psiram-Wochenrückblick (KW21-22, 2018)

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Wieviele uralte Weisheiten halten wir für richtig? Ist Spinat wirklich so gesund? Nutzen wir nur 10% unseres Gehirns? Laufen 80% der Kommunikation über Körpersprache? Zählt der Tonfall, mit dem eine Nachricht übermittelt wird, tatsächlich mehr als der Inhalt? Natürlich ist es anstrengend, immer wieder zu überprüfen, ob das eigene Wissen mit der Realität übereinstimmt. Skeptiker sollten aber durchaus den Anspruch haben, über aktuelle und gesicherte Informationen zu verfügen und nur diese weiterzugeben. Im Video der Woche erklärt Axel Ebert auf der Skepkon 2018, welche sicher geglaubten Wahrheiten in Wirklichkeit einfach „Bullshit“ sind. Damit verabschiedet sich Psirama in die Sommerpause und meldet sich Ende August wieder. Bis dahin geht es hier im Blog mit ein paar kleinen Überraschungen und anderen Beiträgen weiter. Wir machen also keineswegs Urlaub und freuen uns auch weiterhin über Hinweise und Linktipps.


 

Gesundheit und Medizin

 

Debunking Denialism: Homeopathy for Ebola: The Quackery That Knows No Limits

In the wake of this human tragedy, pseudoscientific “treatments” against Ebola have cropped up like weeds around the Internet. Various websites suggest antioxidants, selenium, vitamin C, Vitamin D, iodine, magnesium, estradiol, infrared radiation, sodium bicarbonate, cannabis, coffee, fermented soy, silver and salty drinking water. Natural News, the largest website promoting quack treatments in the world, even posted an article recommending homeopathy and describing how to prepare remedies.

 

Gesundheits-Check: Wie sich die Pharmazeutische Industrie einmal mehr selbst unglaubwürdig macht

Viele der Homöopathen sagen, sie sähen die Homöopathie als Alternative zu den Mitteln der Pharmaindustrie. Die gilt in den einschlägigen Kreisen nämlich als böse. Woher die süßen Homöopathika kommen, darüber wollen Homöopathen so wenig nachdenken wie manche strenggläubige Christen über die Herkunft von Babys. Die bringt der Storch.

 

NZZ: Die Schweiz als Eldorado für deutsche Globuli-Fans

Dass die Krankenkassen hierzulande alternative Behandlungen bezahlen müssen, ist für deutsche Homöopathie-Anhänger der Beweis für die Wirksamkeit der Methode. Doch das ist eine Verdrehung der Tatsachen.

 

Ars Technica: Doctor slammed by med board for selling $5 homeopathic sound waves for Ebola

The California medical board is threatening to revoke the license of Dr. William Edwin Gray III for selling homeopathic sound files over the Internet that he claims—without evidence or reason—can cure a variety of ailments, including life-threatening infections such as Ebola, SARS, swine flu, malaria, typhoid, and cholera.

 

Gute Pillen – Schlechte Pillen: Honig: Lebensmittel und Medizin?

Bienenstöcke werden gerne als „Medizinschrank der Natur“ bezeichnet. Honig ist nicht nur ein Lebensmittel, sondern macht auch als traditionelles Arzneimittel von sich reden. Die Naturheilkunde setzt dabei auf eine Vielzahl von Inhaltsstoffen. Hält die Tradition einer wissenschaftlichen Prüfung stand?

 

Halterner Zeitung: Halternerin vor Krebs mit Homöopathie behandelt – Ärztin zahlt 10.000 Euro „aus gutem Willen“

Die traurige Geschichte beginnt im Jahr 2012. Die später verstorbene Frau aus Haltern lässt sich von ihrer Ärztin wegen Heiserkeit behandeln und bekommt homöopathische Mittel. Rund zehn Monate später wechselt die Seniorin den Arzt und muss umgehend ins Krankenhaus: Luftröhrenschnitt, Kehlkopf-Entfernung, Krebs. Die Frau verstirbt nach vierjähriger Leidenszeit.

 

Handelsblatt Global: Homeopathy: a homegrown German form of quackery

Anybody who has watched Western movies is familiar with the character of the faith healer selling snake oil. He is the only one who knows what is in the bottle. But we, the audience, know he is a fraudster and quack. Germans love watching Westerns, as it happens. That makes it all the more ironic that Germans by the millions buy a homegrown form of snake oil, offered by at least 7,000 quacks masquerading behind the fake authority of white coats: homeopathy.

 

Kritisches Denken Podcast: Episode 07 – Evidenzbasierte Medizin und Psychotherapie

Interview mit Herr Prof. Dr. Mathias Berger zum Thema Evidenzbasierte Medizin und Psychotherapie.

 

Onkel Michaels kleine Welt: Ich geb Dir gleich Quanten!

Normalerweise würde ich ja milde lächeln und diese Herrschaften mit ihren Quantenspielereien alleine lassen, aber das Problem ist einfach, dass dieses Quantengedöns nun auch wieder in die Medizin überschwappt und überall Quantenheilungen, Quantenmedizin und ähnlicher Schmarrn angeboten wird. Auch werden Quanten als Erklärung für alles Mögliche angegeben. Die Potenzierung in der Homöopathie? Funktioniert über Quantenverschränkung. Schüssler-Salze? Funktionieren über Quantenmechanik. Bach-Blüten? Quanten-Entropie!

 

Spektrum.de: Warum die Masern so virulent sind

Die Masern gehen wieder um in Deutschland – dieses Mal in Köln, wo dieses Jahr bislang 68 Fälle registriert wurden und damit bereits mehr als im gesamten Vorjahr. Die Zahlen belegen zweierlei: Die im europäischen Vergleich schlechte Impfquote gegen Masern begünstigt lokale Ausbrüche – und die Krankheit ist extrem ansteckend. Kommt eine nicht immunisierte Person mit einem Masernkranken in Kontakt, steckt sie sich mit einer Wahrscheinlichkeit von mehr als 90 Prozent an. Warum das so ist, haben Veronika von Messling vom Paul-Ehrlich-Institut und ihr Team an einem Tiermodell untersucht und im »Journal of Virology« vorgestellt.

 


 

Wissen und Forschung

 

Nachgefragt Podcast: NGF013-Thema: Klimawandel und Landwirtschaft

Die Wissenschaft ist sich einig: es gibt den Klimawandel und er ist größtenteils menschengemacht. Dennoch haben viele eine ablehnende oder zweifelnde Haltung bezüglich der gegenwärtig zu beobachtenden globalen Erwärmung und verschließen sich den Argumenten der Wissenschaftler. Wie sieht es in der Realität wirklich aus? Mit dem Klimafolgenforscher Benjamin Bodirsky spreche ich über den Klimawandel und seine Auswirkungen auf die Landwirtschaft.

 

Phys.org: Giant molecules shaped like Kandinsky circles are toxic to MRSA bacteria

Now in a new study, chemists have constructed giant nested supramolecules or „supramolecular Kandinsky circles,“ some of which are more than 30,000 times heavier than a hydrogen atom. The scientists demonstrate that these supramolecules are highly toxic to methicillin-resistant Staphylococcus aureus (MRSA), potentially providing a new method for fighting these deadly pathogens.

 

SZ.de: Es ist nicht alles schlecht

Hans Roslings neues Buch »Factfulness« beweist: Um unsere Welt steht es weniger schlimm, als Sie vermutlich denken. […] Der Popstar der Vernunft, der globale Trends mit Hilfe von Strichmännchen und Zirkusstunts so unterhaltsam erklären konnte, ärgerte sich immer, wenn er als Optimist bezeichnet wurde. Bei ihm regieren Fakten und Daten, nur unterhaltsam aufbereitet. »Dieses Buch ist mein Versuch, Einfluss auf die Welt zu nehmen: Die Denkweise der Menschen zu verändern, ihre irrationalen Ängste zu lindern und ihre Energien in konstruktives Handeln umzulenken.«

 

Quantenwelt (SciLogs): Mit dem Dopplereffekt Relativität durchschauen

Einer der einfachsten Widersprüche zur Speziellen Relativitätstheorie lautet in etwa: “Wie können zwei Beobachter wechselseitig die Uhr des anderen langsamer laufen sehen?” Ist das nicht ein Widerspruch, muss nicht zwangsläufig eine Uhr schneller und die andere langsamer gehen? Im Gegenteil, eine Theorie, die hier einen Unterschied macht, wäre widersprüchlich.

 

jetzt: Ein britischer Wissenschaftler visualisiert den Klimawandel

Stürme, Überschwemmungen, schmelzende Eisberge: Der Klimawandel ist real, nicht schön und sehr, sehr komplex. Ein Wissenschaftler aus Großbritannien hat es allerdings geschafft, den Anstieg der Durchschnittstemperaturen so darzustellen, dass man das Ausmaß auf nur einen Blick erkennen kann – und das Ganze bei aller Ernsthaftigkeit auch noch aussieht wie ein modernes Kunstwerk.

 

futurezone: Ein Gehirn ist genug

Die linke Gehirnhälfte denkt streng logisch, die rechte ist unzähmbar kreativ? Dieser Glaube ist erstaunlich weit verbreitet – aber völlig falsch.

 

Spektrum.de: Wir werden alle sterben – Das Grill-Gen

War unser Vorteil gegenüber dem Neandertaler, dass wir modernen Menschen besser grillen können? Sicher ist auf jeden Fall, dass Rauch für Neandertaler tausendfach giftiger war als für uns. Hier werden die Hintergründe erklärt

 


 

Gesellschaft, Politik und Religion

 

BuzzFeed: Ein Netzwerk von rund 70 Bots macht auf Twitter Stimmung für Homöopathie

Die rund 70 Bots geben vor, echte Personen zu sein und manipulieren dadurch Diskussionen auf Twitter. Durch gegenseitiges Liken und Retweeten sorgt das Netzwerk dafür, dass Hashtags wie #Homöopathie oder #MachAuchDuMit mit besonders vielen Beiträgen geflutet werden, die sich positiv zu Homöopathie äußern.

 

Novo Argumente: Wissen für alle

Young und Muller weisen darauf hin, dass einige Wissenssoziologen heute die Wahrheitssuche mit dem Streben gleichsetzen, die Korruption der Mächtigen zu identifizieren. Diese Vorstellung von Wahrheit führe zu einer Selbstgerechtigkeit und moralischen Gewissheit, die sich unter anderem im Trend zum Kampagnenjournalismus zeigt.

 

Welt: „Schulmassaker war nur Theater“ – Eltern verklagen Alex Jones

Alex Jones behauptet, Opfer von Schulmassakern seien nur Schauspieler, inszeniert von Waffengegnern. Damit wurde der Trump-Fan nicht nur berühmt, sondern auch reich. Die Familien der toten Kinder wollen das nicht mehr akzeptieren.

 

Hier-sind-die-Fakten.de (Ein Informationsangebot der Bayer AG): Herzlich willkommen, Vandana Shiva!

Im Umfeld der Bayer-Hauptversammlung am 25. Mai im World Congress Center in Bonn tritt zum ersten Mal auch die indische Aktivistin Vandana Shiva auf. Bayer tritt seit jeher für Pluralität und Meinungsvielfalt ein und begrüßt Vandana Shiva daher in Deutschland. Zugleich nehmen wir den Besuch zum Anlass, einige der wichtigsten Aussagen der prominenten Globalisierungskritikerin auf den Prüfstand zu stellen.

 

Lage der Geisteswissenschaften: Es gibt kein besseres Argument als ein gutes Buch

In den Vereinigten Staaten sind Teile der Republikanischen Partei der Wissenschaft gegenüber grundsätzlich feindlich eingestellt. Obwohl die Geisteswissenschaften in Deutschland eine breitere gesellschaftliche Unterstützung erfahren, lässt sich die Schwächung der festen Finanzierung auch hierzulande beobachten. Die Exzellenzinitiativen stehen für eine Entwicklung hin zu ergebnisorientierter Arbeit. Man könnte sie geradezu als Entzug eines grundlegenden Vertrauens verstehen – nun wird regelmäßig evaluiert.

 

higgs: Die unterschätzte Macht der Fake News

Fake News haben also eine lange Tradition. Doch: «Sie haben sich noch nie derart rasant und unkontrollierbar verbreitet wie heute», sagt Mark Eisenegger, Medienwissenschafter an der Uni Zürich. Dies durch das Internet und vor allem durch Soziale Netzwerke wie Facebook und Twitter. So haben mehrere Studien amerikanischer und italienischer Forscher gezeigt, dass die Menschen Falschmeldungen und Verschwörungstheorien auf Facebook öfter und über längere Zeit teilen als die Nachrichten seriöser Medien.

 

higgs: «Hätte man die Anschläge von 9/11 inszeniert, wären sie perfekter»

Die Anschläge auf das World Trade Center waren ein Plan der US-Regierung und die Mondlandung wurde im Filmstudio gedreht. Wie solche Geschichten entstehen und weshalb sie so erfolgreich sind, erforscht der Amerikanistik-Experte Michael Butter.

 


 

Psiram

 

Aus dem Blog-Archiv (01/2012): Wie Ungleichheit der Gesellschaft schadet

Wie Hans Rosling in diversen Videos demonstriert hat, bedeutet ein höheres Bruttonationalprodukt im Endeffekt höhere Lebenserwartung. Der Effekt ist nicht unlogisch: Mehr Geld -> Besseres Gesundheitswesen.

Das gilt allerdings nur für die Differenz bzw. den Übergang von armen Ländern zu reichen Ländern, ab einer gewissen Grenze gibt es diese Korrelation nicht mehr. Vergleicht man zwei reiche Länder mit ähnlichem Bruttonationaleinkommen (pro Person gerechnet), so finden sich signifikante Unterschiede. Zum Beispiel ist die Lebenserwartung in den USA mit 78,1 Jahren weit niedriger als in Norwegen mit 80,8 Jahren. Reichtum/Einkommen spielt scheinbar keine Rolle mehr.

 

Neu im Psiram-Wiki:

 


 

Video der Woche

 

Skepkon 2018: Bullshit Busters – Irrtümer und Mythen aus Seminaren und Vorträgen – Axel Ebert

Täuschungen, Halbwahrheiten, unzulässige Verallgemeinerungen, Falschinterpretationen: Der Psychologe und Autor Axel Ebert („Bullshit Busters“) deckt weit verbreitete Mythen und Irrtümer auf und gibt Tipps für einen schnellen Info-Check. Vortrag von Mag. Axel Ebert, Dipl.-Psych. Ebert ist Co-Autor des Buches „Bullshit-Busters“

Direktlink: https://www.youtube.com/watch?v=BcZDeivTNhM

Wir präsentieren: Das Psiram-Quacktett

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Nach langjähriger Forschungsarbeit in den Tiefen der Psiram-Labs und unter Verwendung üppigster Mittel aus Crowdfunding-Kampagnen – von denen wir allerdings das meiste auf den Kopf gehauen haben – dürfen wir präsentieren:

Das Psiram-Quacktett

 

Pünktlich zur Freibadsaison ist es nun auch in leichter Bekleidung und ohne Internetzugriff möglich, so vergnüglich wie lehrreich einige Größen der deutschsprachigen Quack-Szene kennenzulernen und dabei den einen oder anderen Stich zu machen. Wer es noch nicht kennt: Als Quartett (wir haben das Wort nur ein wenig abgewandelt ;)) bezeichnet man ein Kartenspiel, das man – unter anderem – so spielen kann:

Quartett wird meist mit einem Paket spezieller Motivkarten gespielt, die gerade für Kinder auch mit dem Ziel verbunden sind, Symbole, Zusammenhänge und Inhalte zu lernen. Es ist aber auch möglich, mit traditionellen Spielkarten zu spielen. Ein Paket Quartettkarten besteht meistens aus acht Quartetten, d. h. aus 32 Karten. Welche Karten jeweils zu einem Quartett gehören, wird durch Symbole oder einen Index angezeigt, so bilden z. B. die Karten E1, E2, E3 und E4 ein Quartett.

Zunächst werden die Karten gemischt und einzeln an die Spieler verteilt – dabei erhalten unter Umständen einige Spieler eine Karte mehr als andere. Der Spieler links vom Kartengeber beginnt das Spiel und fragt einen beliebigen Mitspieler nach einer eindeutig bezeichneten Karte, die ihm zur Bildung eines Quartetts fehlt; z. B. „Eva, hast du den Herz-König?“ oder „Michael, hast du die Karte E3?“

Ein Spieler darf nur dann nach einer bestimmten Karte fragen, wenn er von dem betreffenden Quartett mindestens eine Karte in der Hand hält. Hat der befragte Mitspieler die gesuchte Karte, so muss er sie dem Fragenden herausgeben, und dieser darf weiterhin von seinen Mitspielern ihm fehlende Karten fordern. Wenn jedoch ein Befragter die gewünschte Karte nicht besitzt, dann ist dieser an der Reihe nach Karten zu fragen. Sobald ein Spieler ein vollständiges Quartett, z. B. vier Könige, besitzt, legt er dieses offen vor sich auf den Tisch. Hat ein Spieler keine Karten mehr in der Hand, so ist er aus dem Spiel, und sein linker Nachbar darf als nächster nach Karten fragen.

Wer bis Spielende die meisten Quartette sammeln kann, gewinnt. (Quelle: Wikipedia)

 

Für unsere erste Ausgabe haben wir 32 Persönlichkeiten aus dem Wiki gewählt, die gegenwärtig im deutschsprachigen Raum ihr Unwesen treiben oder bis neulich trieben. Wir haben uns bemüht, möglichst hochkarätige Kandidaten ausfindig zu machen, wobei die Auswahl nicht immer einfach war. Dabei haben wir uns, wie vom Quartett vorgegeben, auf acht prominente Kategorien aus dem Wiki konzentriert.

Bei allem Spaß hat das Ganze – wie immer bei Psiram – natürlich auch einen ernsthaften Hintergrund, denn bei den Spielkartenbewohnern handelt es sich keineswegs um harmlose Zeitgenossen. Manche von ihnen mag man als Spinner abtun; andere verdienen es durchaus, als psychopathische Monster bezeichnet zu werden. Wie man das adäquat auf die Karte bringen kann, darüber hat sich das Psiram-Team unter der Leitung unseres Forschungs- und Entwicklungschefs Dr. Kränk (der mit der Bürste) intensiv Gedanken gemacht. Die Lösung: Rein informativen Angaben zu Beliebtheit (Zugriffszahl) und Aufenthaltsdauer im Psiram-Wiki wurden noch der sog. Schwurbelfaktor und die Gefährlichkeit hinzugefügt.

Dr. Kränk, Leiter der Psiram-Labs

Der Begriff der Schwurbizität bedarf der Erläuterung. Diese ist umso höher, je geringer der Anteil verwertbarer Information an den geistigen Absonderungen eines Kandidaten ist. Oder andersherum: Je größer der nutzbare Teil seiner Aussagen, desto geringer der Schwurb. Sowas in der Art.

Die Gefährlichkeit lässt sich nicht so leicht bewerten. Um endlose Diskussionen zu vermeiden, haben wir uns an folgende Kriterien gehalten:

  • Welche Gefahr droht dem Inhalt des eigenen Geldbeutels, wenn man dieser Person auf den Leim geht?
  • Wie groß ist der geistig-intellektuelle und soziale Schaden, den sie anrichten kann? Damit ist u.a. gemeint, wie sehr, wer diesem Crank folgt, sich geistig und sozial von der Gesellschaft isoliert. Das kann einzelne Personen betreffen, aber auch ganze Gruppen, etwa indem neue Sekten entstehen. (Zu diesem Thema haben wir auch einen neuen Artikel im Wiki.)
  • Wie groß ist das gesundheitliche Risiko, wenn man den Weisheiten dieses Kandidaten folgt und sich in seine Fänge begibt?

Selbstredend haben wir die Gefahr für die körperliche Unversehrtheit am höchsten bewertet, die für den Geldbeutel am geringsten. Diese Abschätzung haben wir noch ein wenig mit der Reichweite der Person und ihrer Lehre zu gewichten versucht. Manch ein Quack mag höchst gefährlichen Unsinn von sich geben; er wird ggf. aber doch nicht so viel Schaden anrichten können wie andere mit harmloserer Botschaft, aber größerer Reichweite. Wir sind uns bewusst, dass diese Einschätzung stets subjektiv und durchaus diskutabel ist. Aber genau dazu wollen wir auch anregen: Wir diskutieren gerne über unsere Ansichten …

Das Ganze soll der Bildung dienen, und natürlich soll es auch Werbung für unser Projekt sein. Falls jemand dies drucken lassen will (es gibt hierfür zahlreiche Anbieter), so würde uns das natürlich freuen. Wenn da draußen eine wohlgesonnene und spendierfreudige Person ist: Da wir prinzipiell kein Geld von fremden Leuten annehmen dürfen (die Farmermafia fände das gar nicht so toll …), kann man uns auch auf andere Weise helfen. Einfach das Quacktett in – möglichst – hoher Auflage drucken lassen und unters Volk bringen (z.B. beim nächsten Heilpraktikerbesuch im Wartezimmer auslegen. Oder in der S-Bahn. Oder …).

Über den Link unten können die Karten im PDF-Format heruntergeladen werden. Wer diese selber ausdrucken möchte, muss das beidseitig tun und anschließend zur Schere greifen. Jaja, gewiss ist die Winterzeit eher zum Heimwerkeln geeignet, aber wer sagt denn, dass es nur eine Version des Quacktetts geben wird? Unser Wiki ist riesig. To be continued …

Download: Der Quacktett-Bastelbogen zum Ausdrucken (PDF, 5 Seiten A4, Querformat, RGB, ca. 7Mb)

„Humanenergetiker“ der WKÖ machen Esoterik-Werbevideo

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Die Wirtschaftskammer Österreich hat’s zurzeit schwer. Nicht, dass wir allzu viel Mitleid mit dieser Organisation hätten, ist der Ärger doch hausgemacht. Wir hatten ihr bereits 2012 einen kurzen Artikel gewidmet, und auch der GWUP war sie schon den einen oder anderen Beitrag wert.

Nun hat die Berufsgruppe der Humanenergetiker der österreichischen Wirtschaftskammer WKÖ ein Werbevideo zur Energetik veröffentlicht. Die Kritik ließ nicht lange auf sich warten. Wir möchten indes darauf hinweisen, dass die Wirtschaftskammer auf Twitter klarstellt, selbst mit dem Werbevideo weder inhaltlich noch finanziell etwas zu tun zu haben. Die Fachverbände entscheiden selbständig über Werbemaßnahmen.

Nun, die Sache mag ihnen ja peinlich sein, doch was ist denn wohl zu erwarten, wenn man sich Esoteriker ins Haus holt?

Den Humanenergetikern wiederum ist es nicht recht, als Esoteriker bezeichnet zu werden. Von Esoterik wollen sie sich abgrenzen, dabei handele es sich bloß um „inneres Wissen“; das übergeordnete Ziel der Energetik sei es hingegen, die Energiesysteme von Menschen, Tieren oder auch Räumen wieder in Fluss zu bringen.

Gut, dass Ihr das klargestellt habt. Vielen Dank. Ihr seid alle total super, und keiner von Euch hat etwas mit Esoterik am Hut, wie der folgende Screenshot zweifelsfrei belegt:

Screenshot aus Video, Energetiker arbeiten auf feinstofflicher Ebene

Doch wir wollen den neugierigen Leser, dessen Chakren nach dem Screenshot vermutlich schon etwas verdichtet sind, nicht weiter auf die Folter spannen. Hier das gesamte Video:

Kommentare sind leider deaktiviert; schade um die Gelegenheit, echt energetische Diskussionen zu führen. Zum Inhalt ist nicht viel zu sagen. Was wir davon halten, wird sich der geneigte Leser schon denken.

Liebe WKÖ-Mitarbeiter, wenn Ihr mit diesen Esoterikern – Verzeihung: Humanenergetikern – nichts zu tun haben wollt, warum duldet Ihr sie dann als Mitglieder? Vielleicht solltet Ihr diesen Gedanken mal einer energetischen Betrachtung unterziehen …

Die WKÖ hat momentan natürlich andere Sorgen: Zuletzt hat sie sich in Österreich mit einem Werbe-Video zum Thema Zwölfstundentag, das sie wohl tatsächlich selbst zu verantworten hat, einigen Spott eingehandelt. Inhaltlich wird darin dargelegt, wie toll es ist, dass die österreichischen Arbeitnehmer bald 12 Stunden am Tag arbeiten müssen, wenn der Chef es anordnet. Das optisch und poetisch faszinierende Werk weckt insbesondere beim Titelsong Assoziationen an eine Mischung aus Teletubbies und van Gogh (vor allem an die Szene, da dieser sich ein Ohr abschnitt).

So seltsam es vielleicht klingen mag, aber das Video der Energetiker wirkt im Vergleich dazu beinahe seriös. Zugegeben, es ist eher ein Anschein von Seriosität, doch zumindest ist es nicht vollkommen peinlich. Wie konnte die Qualitätssicherung, die der WKÖ sonst so wichtig ist, nur derart versagen?

Das Beispiel des „zertifizierten Humanenergetikers“ zeigt, dass echte Hürden errichtet wurden, die nur von den Besten überwunden werden können. Für eine Bronze-Zertifizierung sind immerhin drei Browser-Klicks nötig, und für das Silber-Abzeichen ist tatsächlich ein Selbsttest zu bestehen. Man stelle sich nur vor, was ohne diese aufwändige Qualitätssicherung alles geschehen könnte: Videos wie das obige oder gar nicht lizenzierte Schutzkreise „falscher“ Energetiker um Krankenhäuser …

 

Mehr zum Thema:

 

WHO: TCM ins ICD – Traditionelle Chinesische Heilkunde, die lichte Zukunft der Medizin?

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Die Weltgesundheitsorganisation hat einen neuen Entwurf der elften Version ihres Klassifikationssystems für medizinische Diagnosen (ICD) vorgestellt, die im nächsten Jahr verabschiedet werden soll. Vorgesehen ist eine neue Abteilung für „traditionelle medizinische Störungen“ (damit ist chinesische, japanische und koreanische „Naturheilkunde“ gemeint). Systematische Bestrebungen, Quacksalberei auf diese Weise hoffähig zu machen, gibt es schon seit längerem. Wir hatten die Geschichte dieser Bemühungen bereits angerissen und mit wenig Erfolg versucht, den Begriffswirrwar zu durchdringen (hier), dessen Zweck darin besteht, grundsätzliche Unterschiede zwischen „traditioneller“ und „westlicher“ Medizin zu verschleiern.

Die „Integration“ der Glaubensmedizin in die wissenschaftlich begründete Medizin erfordert eine gewisse gedankliche Flexibilität, ein Denken, das eingetretene Pfade verlässt. Ben Kavoussi von Science Based Medicine hatte das schon vor einiger Zeit mittels eines Foucault entlehnten Borges-Zitats illustriert [1]:

Dieser Text zitiert „eine gewisse chinesische Enzyklopädie“, in der es heißt, daß „die Tiere sich wie folgt gruppieren: a) Tiere, die dem Kaiser gehören, b) einbalsamierte Tiere, c) gezähmte, d) Milchschweine, e) Sirenen, f) Fabeltiere, g) herrenlose Hunde, h) in diese Gruppierung gehörige, i) die sich wie Tolle gebärden, k) die mit einem ganz feinen Pinsel aus Kamelhaar gezeichnet sind, 1) und so weiter, m) die den Wasserkrug zerbrochen haben, n) die von weitem wie Fliegen aussehen“.

Was bringt die WHO dazu, einen derartigen Bruch mit der Wissenschaft zu vollziehen? Die Generaldirektorin der WHO, Frau Dr. Margaret Chan, äußerte sich zu diesem Thema in einer Grundsatzrede anlässlich der „International Conference on the Modernization of Traditional Chinese Medicine“ am 23. Oktober 2016.

Das Hohelied der TCM, gesungen von der Generaldirektorin der WHO

Margaret Chan ist da sehr klar. Während Flachbildschirme und Handys immer billiger werden, wird die Medizin immer teurer; immer weniger Menschen könnten sich das leisten. „Selbst die reichsten Länder der Welt können neue Behandlungen für häufige Erkrankungen wie Krebs oder Hepatitis C nicht bezahlen, die 50.000 bis 150.000 $ jährlich je Patient kosten.“ [2]. Die Frage der Finanzierbarkeit ist offenbar so drückend, dass Fragen nach der Effektivität von Medizin überflüssig werden:

Faced with this dilemma, and most especially the costs of treating lifestyle-related chronic diseases, many experts see a need to shift the model for health service delivery away from a strictly biomedical model, focused on individual diseases, towards a more holistic approach.
Mit diesem Dilemma und insbesondere mit den Kosten lebensstilbedingter chronischer Erkrankungen konfrontiert, sehen viele Experten die Notwendigkeit der Abkehr von einem strikt biomedizinischen, auf einzelne Erkrankungen fokussierten Modell hin zu einem mehr ganzheitlichen Ansatz.

Ganze Gruppen von Erkrankungen (zusammengestellt nach Borges-Kriterien) mit Kräutermischungen zu behandeln kommt natürlich billiger. Abkehr von der wissenschaftlichen Medizin und Rückkehr zum Schamanentum, weil der Arzt zu teuer geworden ist: Das ist die Botschaft. Garniert wird sie mit den bekannten Platt- und Falschheiten, wie „[i]n Europa z. B. konzentrieren sich die Apotheker […] auf Symptome, nicht auf Krankheiten“ und allerlei wohlklingenden, tröstenden Worten über Prophylaxe sowie mit bewegenden (und zutreffenden) Klagen über Spezialisierung, Zeitnot, Entpersönlichung der Medizin. Kein Wunder, sagt sie, dass das Misstrauen der Bevölkerung wachse und die Impfparanoiker [the movement of vaccine refusal] Zulauf hätten.

Auf die Einwände der Kritiker, hier werde Schlangenöl propagiert, antwortet sie, dass kontrollierte klinische Versuche „nicht das ganze Erlebnis“ [not the full experience] der Kräuterheilung abbilden könnten; es gebe ja auch noch den Placebo-Effekt. Der rationale Inhalt dessen lautet: Beruhigendes Abwiegeln ist häufig gerechtfertigt, da viele Befindlichkeitsstörungen ohnehin eine gute Spontanprognose haben. Bei Krebs oder Hepatitis C funktioniert das jedoch nicht, weshalb die Rechtfertigung für kräutergestütztes Abwarten prinzipbedingt nur eine nachträgliche sein kann (wenn’s denn gut gegangen ist…).

Evidence is mounting that diet, exercise, no tobacco, limited alcohol, and stress reduction can do a better job of preventing or delaying the onset of heart disease than most drugs and surgical procedures.
Es gibt zunehmend Belege dafür, dass gesunde Ernährung, Bewegung, Tabakverzicht, Einschränkung des Alkoholkonsums und Stressreduktion besser als die meisten Medikamente und chirurgischen Prozeduren den Beginn von Herzkrankheiten verhindern oder verzögern.

Es kann offen bleiben, ob das eher Rhetorik ist oder ob dieser schöne Gemeinplatz tatsächlich in allen seinen Anteilen bereits empirisch zweifelsfrei abgesichert ist. Aber wenn es stimmt, dann ist es die gescholtene wissenschaftliche Medizin gewesen, die das herausgefunden hat. Frau Chan dagegen behauptet kühn: „Hier zeichnet sich die traditionelle Chinesische Medizin aus“. Woher will sie das wissen? Solange diese „gesunden, ausgewogenen Diäten, die Kräutermittel und die Empfehlungen eines geruhsamen Lebens“ nicht überprüft sind, unterscheiden sie sich in keiner Weise von den Empfehlungen, die Hippokrates (460-370 v. u. Z.) abgegeben hat. Welche Erkenntnisse rechtfertigen es, allein die traditionelle chinesische Medizin zu propagieren?

Was steht dieser endlich heilen Welt entgegen? Man ahnt es: „Die Industrie verteidigt ihr Territorium, ihre Ansprüche und ihre Profite erbittert.“ Gewiss. Doch was, wenn die so selbstlosen Paramediziner mangels Masse bloß noch nichts zu verteidigen haben?

Die wirklichen Triebkräfte

Die Hypothese, der Zulauf zur Paramedizin habe seine Ursachen in der Technisierung, Spezialisierung und Entpersönlichung der Medizin, ist seit langem eine Konstante in der Medizinkritik. Sie wird häufig als Gewissheit vorgebracht, insbesondere natürlich von der dunklen Seite des Mondes aus, und auch weit darüber hinaus in lichteren, aufgeklärteren Gegenden akzeptiert. Sie ist intuitiv – aber unbewiesen. Es ist sehr gut möglich, dass sie schlicht falsch ist. Dies soll kurz erläutert werden.

Die heutige wissenschaftliche Medizin kann viele Fragen nicht beantworten und viele Krankheiten nicht heilen. Allgemein gilt: Die identifizierten Risikofaktoren erklären mit wenigen Ausnahmen (z. B. Arteriosklerose, Lungenkarzinom) nur einen geringen Anteil der jeweiligen Varianz einer Erkrankung. Wenn es aber allgemein gilt, dann heißt das nicht, dass es allgemein bekannt ist. Kaum je wird ein Experte in der Öffentlichkeit unmissverständlich formulieren: „Mehr können wir nicht tun“; unspezifische Ratschläge sind immer zu haben. Der Einfluss, den ein gesundheitliches Wohlverhalten auf die Krankheit oder Noch-Nicht-Krankheit hat, wird dementsprechend weitgehend überschätzt.

Doch wäre es falsch, nun Zensuren zu verteilen. Es liegt nicht nur am Medien-Hype und an den Heilsversprechen der Anbieter. Es liegt an der sich unmittelbar aufdrängenden Frage, die sich jeder, wirklich jeder, Kranke stellt: „Was kann ich tun?“. Die wissenschaftliche Antwort lautet häufig: Nicht viel. Das ist unbefriedigend und lässt den Patienten bei ernsthaften Krankheiten in einem Zustand voll Sorge und Angst zurück. Und wo es eine rationale Antwort nicht gibt, da wird eine irrationale gehört werden, denn „rationales Denken ist nicht der Standardmodus des Gehirns“, es ist eher so etwas wie ein Betriebsunfall der Evolution. Wissenschaftliche Tätigkeit ist, gemessen an unseren kognitiven Anlagen, „unnatürlich“ [3].

Wer weiß denn schon genau, ob die blumig duftenden, sanften Worte und die lindgrünen Farben nicht doch eine kleine Restmöglichkeit bieten, die eigenen Aussichten zu verbessern. Wäre es nicht sogar unvernünftig, eine solche Gelegenheit ungenutzt verstreichen zu lassen …

Der Unterschied zwischen wissenschaftlicher und alternativer Medizin liegt (dies betreffend) nicht darin, dass die Vertreter der ersteren nicht lügen könnten. Er liegt darin, dass ihre Heilsversprechen einer Überprüfung zugänglich sind. Und letztere hat einen unvergleichlichen Bonus, der ihr Überleben sichert, und möge sie noch so oft und noch so schlagend widerlegt sein: Sie beruht auf magischem Denken. Was für die Religion gilt, trifft in gewisser Weise auch für sie zu: „Zur großen Verwunderung der Sozialpsychologen scheint eine widerlegte Prophezeiung den Glaubenseifer eher zu verstärken, statt ihn zu erschüttern.“ (Pascal Boyer).

Schlussfolgerung

Die langfristige Aufrechterhaltung von Illusionen beansprucht erhebliche mentale Ressourcen, die besser auf Anpassungsleistungen angewendet würden. Sie fördert nicht die Genesung. Statt dessen begünstigt sie, was zugleich ihre Voraussetzung ist: mangelnde Kritikfähigkeit. Sie liefert Leidende und Suchende den Scharlatanen aus (von denen „ehrliche“ Paramediziner wegen fehlender objektiver Unterscheidungskriterien nicht abgrenzbar sind). Es ist grundverkehrt, diese Tendenzen willentlich und wissentlich zu unterstützen. Die Aufnahme der „Traditionellen Chinesischen Medizin“ in die wissenschaftliche Klassifizierung der Krankheiten ist abzulehnen, Frau Dr. Chan. Sie ist keine Antwort auf Probleme der heutigen Medizin, sondern eine sehr bedauerliche Fehlentwicklung.

Zum Weiterlesen:
https://sciencebasedmedicine.org/icd-11-a-triumph-of-the-integration-of-quackery-with-real-medicine/


  1. : https://sciencebasedmedicine.org/an-icd-code-for-the-running-piglets/. Hier zitiert nach Michel Foucault, Die Ordnung der Dinge, Suhrkamp 1974, S. 17. Der Stil von Jorge Luis Borges wird übrigens von Mario Bunge als „exquisit und reich an Vorstellungskraft“, sein Werk aber als „kühl [frigid] und eskapistisch“ eingeschätzt.
  2. : Alle Übersetzungen vom Verf.
  3. : McCauley RN: The Naturalness of Religion and the Unnaturalness of Science. In: F. Keil and R. Wilson (eds.), Explanation and cognition, MIT Press, 2000 (S. 61-85)

Die Natur, wie sie sein sollte

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Gerade erhielten wir einen Beitrag von einem unserer Foristen. Er versetzt sich in die Ansichten, die man in Deutschland so über den Idealzustand hat, in dem sich die Natur zu befinden hätte. Wir meinen, dass seine Gedanken es verdienen, einem größeren Publikum bekannt zu werden.


Das Gerede vom Bienensterben ging vor etwa fünf Jahren los – und ich wundere mich seitdem, wieso in Deutschland die Preise für Honig nicht durch die Decke gegangen sind, sondern auf ziemlich gleichem Niveau bleiben…

Ach ja, Naturideale… hier mal differenziert nach politischen Grundüberzeugungen:

1. Grüner

Natur muss kleinteilig, artenreich und vielgestaltig sein, mit akkurat restaurierten Fachwerkstädtchen und mustergültig ausgeschilderten Radfernwanderwegen – und zwar für immer und ewig! Betreten abseits der Wege natürlich strengstens verboten!

2. AfD-Fanboy

Natur sollte so sein wie im guten alten Däutschland vor 1968: ordentlich in Reih und Glied, ohne von linksgrünen Gutmenschen eingeschleuste Killerbestien wie Bären, Wölfe, Luchse und das ganze andere Raubzeug, mit dunklem Tann, wo herzallerliebste Bambilein äsen und wo das däutsche Märchen rauscht, durchzogen von ebenso rauschenden däutschen Autobahnen – wie soll der hacht aaabeitende däutsche Vamilienfater denn sonst die Natur unseres schönen däutschen Faterlandes genießen können?

3. Nazi

Hier zeigt sich wieder, wie sehr das verzärtelte, verweichlichte Zivilisationsmenschlein den ehernen Gesetzen des Lebens entwöhnt ist! Als kerndeutscher Mann mit grundgesunder Lebenshaltung, der sowohl zu töten wie auch zu sterben weiß, wenn das Schicksal es befiehlt, begrüße ich hingegen frenetisch jeden Befreiungsschlag der Elemente gegen die widernatürliche Wohlstandszivilisation! Naturgewalten haben in Deutschland endlich wieder für gesunde Ausmerze von Schwächlingen und Kränklingen zu sorgen, weshalb ich als kerndeutscher Mann mit grundgesunder Lebenshaltung auch die Wiederansiedlung des Wolfes, dieses freien herrlichen Raubtieres, in unserem Vaterland aufs Entschiedenste begrüße! Wie lacht mir das Herz, wenn jene urnordischen Bestien rudelweise in die Asozialenviertel einfallen und sich hier und dort mal einen Murat, einen Kevin, eine Aische, eine Schackeline vom Spielplatz holen!

4. Neolib

Bestäubungsleistung durch Bienen = 1,000,000,000 € p. a.
Tourismus-Mehreinnahmen bei Präsenz von Luchsen = 25,000,000 € p. a.
Tourismus-Mehreinnahmen bei Präsenz von Wölfen = -40,000,000 € p. a.
Sauerstoffproduktion der gesamten Biosphäre auf dem Gebiet der BRD = 35,000,000,000 € p. a.
CO2-Senke Mischwälder = 7,000,000,000 € p. a.

5. Technofuturist

Das Problem des Naturschutzes wird durch die Matrix-Technologien gelöst werden: Während die Menschen als Bewusstseins-Software in beliebig gestaltbaren, elektronisch simulierten Welten existieren, kann außerhalb der Serverstationen und der vollautomatisierten Kernfusionskraftwerke alles mit Eichen-Buchen-Mischwald zuwuchern!

Aber wo bleiben die SPD und die Linke? Unser Forist meint dazu:

Politisch irrelevant.


PS. Wichtiger Hinweis.
Wir betrachen diese Bemerkungen natürlich in keiner Weise als abschließend oder verbindlich. Mögen sich unsere Leser provoziert fühlen, ihren Senf beizutragen!

Podcasts für Ungläubige

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Bereits im vergangenen Jahr wurden hier einige Podcasts vorgestellt, die sich mit wissenschaftlich-kritischem Denken befassen. Nun haben wir uns Podcasts angehört, die sich kritisch mit Religion und Glauben auseinandersetzen. Das Angebot an Sendungen für Ungläubige ist vielfältig und nimmt sich des Themas aus ganz unterschiedlichen Richtungen an:


 

Ketzer 2.0 – Gottlose Gedanken zum Leben

Der Ketzerpodcast ist das älteste Angebot in dieser Sammlung. Bereits 2010 haben Matthias, Sigrid, Peter und Christian die erste Folge aufgenommen, in der es unter anderem um Kreuze im Gerichtssaal, Margot Käßmann und Missbrauch in der katholischen Kirche ging. Mit den Jahren hat sich die Besetzung geändert, das Konzept ist jedoch nach wie vor unterhaltsam und informativ. Im lockeren Gespräch werden Themen rund um Kirche, Glauben und Religion kritisch betrachtet, aktuelle Ereignisse, Bücher oder Medienbeiträge besprochen und gelegentlich Gäste zugeschaltet. Die Folgen können direkt auf der Seite oder auf Youtube angehört werden und lassen sich natürlich mit jedem Podcatcher abonnieren.


 

Der Kortizes-Podcast

Etwas getragener geht es im Audio-Angebot von Kortizes, dem Institut für populärwissenschaftlichen Diskurs, zu. Die ca. halbstündigen Beiträge sind in Radioqualität produziert, redaktionell sauber aufgebaut und bestehen entweder aus Gesprächen mit interessanten Gästen oder eher theoretischen Abhandlungen zu einem bestimmten Thema. Religionskritik kommt hier mehr am Rande vor. Humanismus, kritisches Denken und Populärwissenschaft stehen im Vordergrund. Die seit Januar 2018 erschienenen Folgen sind neben RSS-Feed, Youtube und iTunes auch bei podcast.de abrufbar.


 

Glaubenssache – Atheismus und Katholizismus im Diskurs

Der Glaubenssache-Podcast von Alexander „Hoaxmaster“ Waschkau und Eduard Habsburg ist der versöhnliche und erstaunlich harmonische Versuch, einen Dialog zwischen völlig gegensätzlichen Weltanschauungen zu realisieren. Während Alexander Waschkau als Freund des wissenschaftlich-kritischen Denkens die weltliche, humanistische Position vertritt, bietet Eduard Habsburg interessante Einblicke in die Welt des Klerus und vermittelt als ungarischer Botschafter am Heiligen Stuhl die Werte der katholischen Kirche. Die Unterhaltungen wirken meistens sehr persönlich, und selbst bei größeren Meinungsverschiedenheiten steht hörbar die gegenseitige Wertschätzung im Vordergrund. Seit 2014 wurden neun Folgen produziert, welche entweder direkt heruntergeladen oder über diverse Dienste/Apps abonniert werden können.


 

Die fröhlichen Gottlosen

In Hamburg wird die Sendung der „fröhlichen Gottlosen“ im Empfangsbereich des Heinrich-Hertz-Turms ausgestrahlt und lässt sich zu den angegebenen Sendezeiten auf dem Kanal TIDE-Radio auf 96 MHz und via DAB+ empfangen. Natürlich gibt es auch einen Live-Stream und eine Download-Möglichkeit der einzelnen Folgen, die wie typische Radiosendungen aus Gesprächen und – teilweise gewöhnungsbedürftiger – Musik bestehen. Die Fröhlichkeit der Gottlosen kommt hier akustisch eher selten zur Geltung, dafür sind die Gäste um so interessanter. Neben bekannteren Namen wie Ulrich Kutschera und Michael Schmidt-Salomon kommen seit 2016 monatlich Gäste aus Literatur, Politik, Religion und Gesellschaft zu Wort. Thematisch dreht sich hier alles um „Aufklärung und Menschlichkeit, das Streben nach Wahrheit und Erkenntnis“ sowie eine „offene Gesellschaft“ (Selbstbeschreibung „Über uns“).


 

Man Glaubt Es Nicht!

Der MGEN-Podcast ist eine religionskritische Show der besonderen Art. Martina, Oliver und Till beginnen ihre unterhaltsamen und trotzdem bisweilen nachdenklichen Sendungen mit einem kleinen Hörspiel, gefolgt vom „Bodycount des Friedens“, einer durchaus makabren Auflistung religiös motivierter Gewalttaten. Die einzelnen Folgen sind gut strukturiert und bestehen aus lockeren Gesprächen zu aktuellen Themen, wobei deutlich gegen Glauben und Religion argumentiert wird. Der Podcast erscheint seit 2016 in unregelmäßigen Abständen. Das MGEN-Team hat einige interessante Gäste eingeladen, wie etwa in der aktuellen Folge Dittmar Steiner und Stefan Paintner von der „Säkularen Flüchtlingshilfe“. Den MGEN-Podcast kann man durchaus nebenbei und auch mehrmals hintereinander hören, er macht Spaß und bildet.


 

Zum Schluss wieder ein kleiner Appell: Podcaster brauchen Publikum. Es macht nur Spaß, wenn jemand zuhört. Wenn Euch ein Podcast gefällt, sorgt dafür, dass möglichst viele Leute davon erfahren, teilt ihn auf Twitter, Facebook, in Euren Blogs oder auf sonstigen Plattformen. Das kostet nichts und hilft, interessante Podcasts zu erhalten. Viele Angebote haben auch eine Möglichkeit, Spenden zu leisten. Schon kleine Beiträge sind eine große Motivation.

Kennt Ihr Podcasts zu den Themen Religion, Atheismus und Humanismus, die hier nicht aufgeführt wurden? Dann freuen wir uns über Eure Ergänzungen in den Kommentaren.

Psirama – Der Psiram-Sommerrückblick (KW 24-35, 2018)

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Die Psirama-Redaktion ist langsam wieder auf Betriebstemperatur heruntergekühlt, Sonnenschirme und Liegestühle stehen bereits im Keller der geheimen Psiram-Kommendozentrale, die exklusiven Cocktails sind alle ausgetrunken und wir fühlen uns ausgeruht genug, um den normalen Wochenrückblick-Betrieb wieder aufzunehmen. Trotz Pause haben wir in den letzten Wochen fleißig Links gesammelt und diese heute als Sommer-Rückblick unsortiert zusammengestellt. Eure Vorschläge für die kommende Woche nehmen wir gerne auf Twitter und Facebook (#psirama), im Blog oder im Forum entgegen.


 

Die Themen des Sommers

 

MedWatch: „Zwingende Reformbedürftigkeit“: Gesundheitsminister planen Heilpraktiker-Reform

Nach mehreren deutschlandweit Aufsehen erregenden Todesfällen beispielsweise von Krebspatienten, die kurz nach der Therapie durch einen Heilpraktiker in Brüggen-Bracht starben, will die Politik sich nun diesen Berufszweig vornehmen. Die Gesundheitsminister aller Bundesländer haben am Donnerstag beschlossen, eine Reform anzugehen. „Das unzureichend regulierte Heilpraktikerwesen mit seiner umfassenden Heilkundebefugnis steht unverändert in der Kritik“, heißt es in einer Erklärung. Das Heilpraktikergesetz könne dem heutigen Anspruch an den Gesundheitsschutz der Patienten nicht mehr gerecht werden. Für Heilpraktiker gebe es weder verbindliche Regeln zur Ausbildung noch eine einheitliche Berufsordnung. Andere Gesundheitsberufe müssten hingegen strenge Qualifikationskriterien erfüllen.

 

DocCheck News: Impfrate: Warum spielen die Großen nicht mit?

Die Masern sind zurück in Europa. Vor wenigen Monaten veröffentlichte die WHO neue Zahlen: Mehr als 21.000 Menschen haben sich EU-weit angesteckt, und 35 sind an der Masern-Enzephalitis bzw. der subakuten sklerosierenden Panenzephalitis gestorben, Stand 2017. Das sind viermal so viele Infektionen wie im Jahr zuvor.

 

mittelbayerische.de: „Antisemit“: Naidoo zieht vor Gericht

Auf eine explizite Publikumsnachfrage, wie die Referentin Naidoo einstufe, soll sie geantwortet haben: „Ich würde ihn zu den Souveränisten zählen, mit einem Bein bei den Reichsbürgern. Er ist Antisemit, das darf ich, glaube ich, aber gar nicht so offen sagten, weil er gerne verklagt. Aber das ist strukturell nachweisbar“ – so das in einer lokalen Tageszeitung veröffentlichte Zitat.

Naidoo möchte mit seiner Klage nun die künftige Unterlassung dieser Äußerung gerichtlich erwirken. Die beklagte Referentin vertritt dagegen den Standpunkt, die Bezeichnung des Sängers als „Antisemit“ sei lediglich eine Meinungsäußerung und von der Meinungsfreiheit gedeckt, teilte die Pressestelle des Landgerichts auf Nachfrage mit.

 

Gesundheits-Check: Verkehrte Welt: Wissenschaft als dogmatische Glaubensgemeinschaft, Homöopathie als neugierige Forschung?

Letzte Woche hatte der „Münsteraner Kreis“ die wissenschaftlich unhaltbare „Forschung“ über Homöopathie beim Prader-Willi-Syndrom an der LMU München aufgegriffen, die hier auf Gesundheits-Check vor kurzem auch Thema war. Die Ärztezeitung hat darüber berichtet. In den Kommentaren dort hat sich auch der frühere Berliner Ärztekammer-Präsident Ellis Huber zu Wort gemeldet, ein Mann mit vielen Verdiensten, was die Kritik an Fehlentwicklungen in der Medizin angeht, aber auch ein Mann mit blinden Flecken in Sachen Alternativmedizin.

 

Vox: The Stanford Prison Experiment was massively influential. We just learned it was a fraud.

The Stanford Prison Experiment has been included in many, many introductory psychology textbooks and is often cited uncritically. It’s the subject of movies, documentaries, books, television shows, and congressional testimony.

But its findings were wrong. Very wrong. And not just due to its questionable ethics or lack of concrete data — but because of deceit.

 

FAZ.net: Feingeister und Grobstoffel

Solche Plätze gibt es nicht nur im Schwäbischen. Man muss bloß unter dem Stichwort „Kraftorte“ suchen und findet sie überall in Deutschland. Ich habe ein paar davon besucht und war nur mäßig beeindruckt. Der Dibisbodenberg in Rheinland-Pfalz, auf dem die unverzichtbare Hildegard von Bingen eine Zeitlang gewirkt haben soll, bis ihr die Nachbarschaft der männlichen Klosterbrüder zu viel wurde, hat mich genauso kaltgelassen wie die Externsteine im Kreis Lippe, wo sich zur Sommersonnenwende Germanentümler und Esoteriker aller Glaubensrichtungen auf die Füße treten. Mir fehlen wahrscheinlich die Antennen, die fürs Wahrnehmen feinstofflicher Phänomene Voraussetzung sind.

 

Stern: Sie denken, elektronische Strahlung macht sie krank: So leben Elektrosensible

Streng genommen dürfte es Elektrohypersensibilität, kurz EHS, also gar nicht geben. “Das bedeutet nicht, dass diese Menschen nicht leiden. Ihre Lebensqualität ist erheblich eingeschränkt, sie sind zum Teil arbeitsunfähig”, sagt Dr. Gunde Ziegelberger. Sie ist Biologin und hat für das BfS mehrere Studien zum Thema geleitet. Ihr Fazit ist aber: Die Mobilfunkfelder von Handys, WLAN oder Basisstationen sind nicht die Ursache für die Symptome.

 

MedWatch: Elfen, Zwerge, Spontanheilungen: Quacksalberei im NDR ?

Ein wenig Talk mit einem prominenten Gast auf dem roten Studiosofa, einige Einspielfilme und ein kurzer Nachrichtenblock: Die Sendung „DAS!“ vom NDR verspricht jeden Abend einen Mix aus Unterhaltung und Informationen, aber mit Niveau. „Jede einzelne Sendung“, so heißt es auf der Homepage, würde von der Redaktion „Tage und Wochen vorbereitet“. Eine Behauptung, die erstaunt, angesichts der wirren Mischung aus Aberglauben und fragwürdigen Gesundheitstipps, die am 2. Juli in der Sendung präsentiert wurden.

 

Center for Inquiry: Center for Inquiry Sues CVS for Fraud Over Sale of Homeopathic Fake Medicine

The Center for Inquiry has filed a lawsuit in the District of Columbia on behalf of the general public against drug retailer CVS for consumer fraud over its sale and marketing of useless homeopathic medicines. CFI, an organization advancing reason and science, accused the country’s largest drug retailer of deceiving consumers through its misrepresentation of homeopathy’s safety and effectiveness, wasting customers’ money and putting their health at risk.

 

schillipaeppa.net: Wie Kommunikation gelingt – und wie nicht

Kommunikation kann gelingen, wenn mit offenen Karten gespielt wird und wenn alle Beteiligten bei der Sache bleiben. Die Skepsis von Frau Burmester, dass Bayer in der Broschüre keine Fakten, sondern eigene Wahrheiten präsentiert, hätte sie ja mit Beispiel untermauern können. Hat sie aber nicht. Auch auf die Fragen und Hinweise, ob denn eine NGO-Broschüre gleichermaßen aufstoßen würde, hat sie nicht reagiert. Der Vergleich mit den Paintball-Spielern in der Dunkelheit ist letztlich eine Abwertung: Man hat es nicht nötig, auf die sachlichen Kommentare zu antworten, schließlich sind die ja eh nur von Interessen geleitet, sind gleichförmig und planlos.

 

Laborjournal: Populismus gegen Wissenschaft

Nicht nur in den USA, sondern auch in Deutschland nutzen Populisten die Trump-Methode, um die Wissenschaft und damit die Glaubwürdigkeit ihrer Ergebnisse anzugreifen. Trotz aller Aufregung über diese Attacke stellt sich die Frage: Hat die Wissenschaft vielleicht selbst zu einem Glaubwürdigkeitsverlust beigetragen? Können wir also der Wissenschaft noch vertrauen?

 

Ruhrbarone: „Die Positionen von NGOs gehören genau so kritisch hinterfragt wie die von Unternehmen“

In den sozialen Medien wird das Chemieunternehmen Bayer von der bekannten Medienjournalistin Silke Burmester kritisiert, weil es sich mit einer Broschüre an Journalisten und einer inhaltsgleichen Webseite an die breite Öffentlichkeit gewandt hat. Der Chef der Kölner Journalistenschule Bernd Ziesemer wirft dem Unternehmen vor, verdeckt zu kommunizieren. Stefan Laurin sprach mit Christian Maertin, dem Leiter der Unternehmenskommunikation von Bayer.

 

hpd: 100 Jahre Pädagogik aus dem Esoterik-Baukasten

Im Jahr 2019 wird die Waldorfschule hundert Jahre alt. Gibt es eine andere Schulform, die so starr an den Vorgaben ihres Begründers festhält, wie die Waldorfpädagogik an der Anthroposophie Rudolf Steiners?

 

Salonkolumnisten: Renate Künast: Willkommen bei den Truthern!

Die ehemalige Agrarministerin Renate Künast entwickelt wie manch andere Ex-Politiker einen Hang zu Verschwörungstheorien. Sie lässt sich mit Impfgegnern, Esoterik-Medizinern und 9/11-Truthern ein.

Der Abstieg von Renate Künast begann spätestens 2016, als sie den Job als „deutsche Botschafterin des Monsanto-Tribunals“ übernahm, einem Schauprozess gegen angebliche „Verbrechen des US-Konzerns Monsanto gegen die Menschlichkeit“, der von Impfgegnern, Chemtrail-Gläubigen und Vertretern alternativmedizinischer Wundermittel finanziert und veranstaltet wurde.

 

Spektrum.de: »Fake Science« – Dieser Begriff kann der Wissenschaft nur schaden

Dabei ist #FakeScience ein Label, das nicht nur am Kern der Sache vorbeigeht, sondern auch Schaden anrichten könnte. Es lässt einen sofort an gefälschte Daten und Betrug denken. All das gibt es im Wissenschaftssystem, und niemand würde bestreiten, dass dies ein Problem ist, wenn auch kein zentrales. Aber verdienen die nun enthüllten Auswüchse des Publikationswesens ebenfalls diese größte aller Keulen im zeitgenössischen Mediensprachrepertoire? Handelt es sich nicht eher um »Junk Science«, um wertlose Forschung?

 

Spektrum.de: Predatory Journals – Das »Publish or perish«-Diktat muss enden

Lange Publikationslisten beflügeln im internationalen Forschungsbetrieb die Karriere. Punkt. Wer das Problem der »Raubjournale« angehen will, muss also die dahinter liegende Ursache bekämpfen: Nicht wer mehr Veröffentlichungen vorzuweisen hat, sollte in der Wissenschaft (und darüber hinaus) als die bessere Forscherin, der bessere Forscher angesehen werden, sondern wer die besseren, innovativeren Ideen und Methoden hervorbringt.

 

heise onlilne: Missing Link: Verschwörungstheorien, Karl Popper und die politische Diskussion

Angesichts der Flut neuer Verschwörungstheorien zwischen Chemtrails, New World Order und Reptiloiden wundert es nicht, dass das Wort einen abwertenden Unterton erhielt. Viele Verschwörungen sind allerdings gar keine, weil die Verschwörer fehlen. Die flache Erde gehört nicht zu den Konspirationen, sondern in die Astronomie, und Reptilienmenschen sind schlechte Science Fiction und noch schlechtere Zoologie.

 

The Guardian: How disgraced anti-vaxxer Andrew Wakefield was embraced by Trump’s America

Under an anti-establishment presidency, the anti-vaccine crusader, whose views appear to have become all the more entrenched by his drubbing at the hands of eminent scientists around the world, is back in the limelight and his new visibility could give his arguments even more currency. At one of President Trump’s inaugural balls in January last year, he was quoted as contemplating the overthrow of the (pro-vaccine) US medical establishment in words that brought to mind Trump himself. “What we need now is a huge shakeup at the Centers for Disease Control and Prevention (CDC) – a huge shakeup. We need that to change dramatically.”

 

SZ.de: Wie Pseudo-Wissenschaft dubiose Geschäfte ankurbelt

Privatkliniken nutzen die Not Schwerkranker aus, um ihnen Stammzelltherapien anzubieten. Die Betreiber schmücken sich mit Artikeln aus Fake-Journalen. Bewiesen aber ist die Wirkung nicht.

 

laborjournal: Gefühltes Wissen – eine Gefahr für die Demokratie

Fast über Nacht verwandelten sich im letzten Jahr tausende Menschen in Experten für Toxikologie, Epidemiologie und Co. Sie alle glaubten zu wissen, dass und warum Glyphosat verboten werden muss. Es spielte keine Rolle, für was sie das Herbizid fälschlicherweise hielten – was zählte, waren die Gefühle. Der Populismus vergiftet das politische Klima und die Gesellschaft. Was sind die Konsequenzen?

 

SZ.de: EuGH-Urteil – Die Angst vor der Gentechnik hat gewonnen

Wieder einmal hat die Angst gewonnen. Sie treibt inzwischen vieles an in Europa, richtet sich gegen Fremdes, Ungewohntes, das Neue. Auch an diesem Mittwoch wurde sie spürbar. Der Europäische Gerichtshof in Luxemburg hat befunden, dass eine Gruppe neuer molekularbiologischer Methoden, zu denen auch die Genschere Crispr-Cas gehört, die gleichen Risiken birgt wie die alte grüne Gentechnik.

 

Spektrum.de: Crispr/Cas- Urteil des EuGH – Der lange Schatten der Ideologien

Aus naturwissenschaftlicher Sicht leuchtet das Urteil des Europäischen Gerichtshofs nicht ein: Lebewesen mit gezielt durch CRISPR/Cas9 und andere Gene-Editing-Verfahren erzeugten Mutationen zählen zu den genetisch veränderten Organismen (GVO) im Sinne der EU-Richtlinie. Demnach müssen sie ein aufwendiges Zulassungsverfahren durchlaufen, bevor sie zum Beispiel auf einem Feld wachsen dürfen. Kurios ist die ausdrückliche Ausnahme: Alte Techniken, die durch radioaktive Strahlung oder erbgutverändernde Chemikalien solche Mutationen nach dem Zufallsprinzip erzeugen, bleiben erlaubt.

 

Spektrum.de: Neuer Test der Relativitätstheorie – Husarenritt über dem Schwarzen Loch

Entsprechend spannend ist S2 für Wissenschaftler: Sie gehen davon aus, dass bei solch einer rasanten Bewegung die klassische Physik an ihre Grenzen stoßen müsste. Genauer: Himmelsobjekte wie der Stern S2 dürften sich nicht von den keplerschen Gesetzen beschreiben lassen, mit denen Astronomen seit dem 17. Jahrhundert die Bahnen der Planeten im Sonnensystem vorhersagen. Nein, hier betritt die Natur das Reich Albert Einsteins. Laut seiner allgemeinen Relativitätstheorie treten bizarre Phänomene auf, wenn etwas extrem beschleunigt wird oder das Schwerefeld großer Massen durchquert.

 

Vice Motherboard: Verschwörungsseiten zur Mondfinsternis werden hunderttausendfach geklickt

Die Mondfinsternis lässt den Dritten Weltkrieg näher rücken; Geister und Dämonen freuen sich darüber; Krankheiten können geheilt werden – und auch Geheimdienste haben ein besonderes Interesse an dem Ereignis. Dutzende solcher Thesen zur Mondfinsternis werden auf Blogs und Websites verbreitet, die Hunderttausende Menschen lesen.

 

Spiegel.de: Gentechnik-Urteil | “Im Einklang mit der Natur” ist eine Täuschung (Kolumne von Christian Stöcker)

Unsere Vorfahren haben vermutlich das letzte Mal “im Einklang mit der Natur” gelebt, als man noch Fell trug. Das kann man bedauerlich finden, ungeschehen machen lässt es sich nicht. Ebensowenig wie die Tatsache, dass wir darauf angewiesen sind, die Menschheit mithilfe von Landwirtschaft und Technologie zu ernähren. Das gilt jetzt, da die Menschheit dank Landwirtschaft und Technologie auf sieben Milliarden angewachsen ist. Und es wird erst recht gelten, wenn wir im Jahr 2050 geschätzte zehn Milliarden sein werden.

 

Republik.ch: Es brodelt in der Youtube-Hölle

Wo Michelle Obama ein Mann, eine College-Schiesserei nur inszeniert und Justin Trudeau ein Idiot ist: Die Google-Tochter Youtube ist zum Paradies für Verschwörungstheoretiker geworden. Nun reagiert der Konzern. Endlich.

 

BR Gesundheit!: Deutschland – Paradies für Kurpfuscher?

Immer mehr Menschen gehen, wenn sie krank sind, zum Heilpraktiker. Sie erhoffen sich dort eine sanftere Behandlung, vor allem aber mehr Aufmerksamkeit und Zuwendung. Was viele allerdings nicht wissen: Obwohl sie mit Blut hantieren und Spritzen geben dürfen, werden Heilpraktiker kaum staatlich kontrolliert. Die Heilpraktiker-Prüfung ist vergleichsweise einfach. In Deutschland genügt der Hauptschulabschluss und eine schriftliche und mündlich-praktische Prüfung vor dem Gesundheitsamt. Die Dokumentation geht der Frage nach, warum in Deutschland die Heilpraktiker so wenig kontrolliert werden und ob diese Unterregulierung vielleicht sogar gewollt ist.

 

derStandard.at: Warum Alternativ- und Komplementärmedizin boomen

Je mehr ein Mensch eine sogenannte Verschwörungsmentalität aufweist, desto mehr befürwortet er auch alternative Verfahren – und umso mehr lehnt er konventionelle Heilmethoden wie Impfungen oder Antibiotika ab. Der Grund, warum wissenschaftliche Beweise und evidenzbasierte Medizin dagegen kaum etwas ausrichten können, erklären sich die Psychologen damit, dass eine Verschwörungsmentalität ein stabiles Persönlichkeitsmerkmal ist. Demnach denken Menschen, die an Verschwörungstheorien glauben, dass die Welt von verborgenen Mächten beherrscht wird.

 

Novo: Das sind doch alles Lobbyisten!

Gerade bei Landwirtschafts- und Verbraucherthemen werden Stimmen, die vom grünen Zeitgeistkonsens abweichen, gerne mit „Lobbyvorwürfen“ überzogen. Dahinter steckt oft nicht mehr als eine trübe Schwarz-Weiß-Weltsicht. Wer sich öffentlich in kontroverse Debatten einmischt, kennt es zur Genüge: Anstatt mit Sachargumenten wird man vom politischen Gegner mit auf die Person zielenden „ad hominem“-Attacken konfrontiert. Man müsse ja gekauft, unmoralisch oder geistig verwirrt sein, um Meinung x oder y zu vertreten.

 

WeiterGen: Kampf gegen die Dürre mit Mutter Natur oder CRISPR/Cas

Wie wäre es, wenn 20% der gewünschten Nothilfen für die Bauern in die Entwicklung dürreresistenter Nutzpflanzen investiert würde. 200 Millionen Euro für ein Forschungsprogramm für deutsche Universitäten und Institute, mit dem Ziel Getreide, Raps und Mais herzustellen, die vergleichbare Erträge abwerfen, aber bei wenig Regen besser überlebt.

Moderne molekularbiologische Methoden, wie das Gene-Editing mit CRISPR/Cas , bieten sich natürlich an, um die neuen Sorten gezielt, zügig, und günstig zu züchten. Das Förderprogramm könnte so gesteuert werden, dass neben den Unis und Forschungsinstituten auch kleine und mittlere Saatgutunternehmen profitieren, die die neu entwickelten Sorten zeitnah in Deutschland zur Marktreife bringen und gerne auch international verkaufen könnten.

 

SZ: Wie Trump versucht, die Realität zu besiegen

“Merkt euch: Was ihr seht und lest, passiert nicht wirklich.” Der Satz stammt aus dem Mund von Donald Trump, er hat ihn Ende Juli in einer Rede vor Kriegsveteranen in Kansas City gesagt. “Glaubt einfach uns”, lautete die Lösung des US-Präsidenten. Uns, also Trump und den Republikanern. Nicht den Demokraten, nicht den Wissenschaftlern, nicht den Medien.

 

Die Erde ist keine Scheibe: Homöopathiefreie Apotheke – eine kleine Apologie

Das Arzneimittelgesetz der Bundesrepublik Deutschland stellt einen Sachverhalt straffrei, der ansonsten durchaus den Straftatbestand des Betruges verwirklichen könnte: Den Verkauf von Präparaten, die nie einen spezifischen Wirkungsnachweis erbringen konnten, an vertrauensvolle Patienten.

 

Stern: Bots und Trolle agitieren bei Twitter gegen Impfungen

Software-Roboter und russische Trolle haben laut einer Studie Falschinformationen zum Thema Impfen verbreitet. Die Trolle haben unter anderem die Impf-Debatte mit kontroversen Themen wie wirtschaftliche Ungleichheit und Rassismus in Verbindung gebracht. Das teilte die George Washington Universität mit. Dass es sich bei mehreren Accounts um russische Trolle handle, sei bekannt, da diese bereits bei versuchten Eingriffen in den US-Wahlkampf 2016 als solche identifiziert worden seien.

 

Homöopathie an Volkshochschulen: “Die Kurse dürfen nicht zur Volksverdummung beitragen”

Edzard Ernst gilt als einer der führenden, kritischen Erforscher der Alternativmedizin. Ein Gespräch über die bedenkliche Flut fragwürdiger Angebote an Volkshochschulen:
[…]
“Hier existiert ein Teufelskreis: Das Volk wird falsch informiert, daher fordern Patienten unsinnige Therapien, also bieten die Ärzte diese an, und schließlich meinen die Volkshochschulen, dass sie solchen Unsinn im Programm haben müssen, weil sogar Ärzte ihn einsetzen.”

 

DW: Alles Hokuspokus? Wunder im Test

Sie können Goldadern riechen, Gift in Äpfeln erpendeln und Frauen schweben lassen. Menschen, die behaupten, Übersinnliches zu beherrschen. In Würzburg können sie ihre vermeintlichen Fähigkeiten einmal im Jahr unter Beweis stellen. (Video, ca. 12 Minuten)

 

Fast Company: Facebook deletes alternative health pages as the war on fake news escalates

Facebook has deleted dozens of pages dedicated to fringe or holistic medicine in an apparent crackdown on pseudoscience. The Global Freedom Movement, an alternative media site, reported that the social platform purged over 80 accounts and that “no reason was provided. No responses to inquiries have been forthcoming.”

This includes rather large accounts focused on health, natural remedies, and organic living, such as Just Natural Medicine (1 million followers), Natural Cures Not Medicine (2.3 million followers), and People’s Awakening (3.6 million followers). Small accounts with under 15,000 followers were also hit.

 

Onkel Michaels kleine Welt: Iris, der Homöopathen-Schreck!

Iris Hundertmark ist Apothekerin und betreibt eine Apotheke in Weilheim. Das ist ja nun noch nichts Besonderes, da gibt es auch noch andere. Besonders an Frau Hundertmark ist, dass sie im Gegensatz zu vielen den sprichwörtlichen Arsch in der Hose hat und sämtliche homöopathischen Mittelchen aus ihrer Apotheke verbannt hat.

 

Onkel Michaels kleine Welt: Warum Frau Hundertmark soviel böse Kritik ertragen muss

Aber jetzt alles nur auf die Kohle zu schieben ist zu kurz gesprungen, denn wir müssen uns über folgendes im Klaren sein: Homöopathie ist für viele Menschen zu einer Art Ersatzreligion geworden. Das hört sich im ersten Moment zwar etwas drastisch an, erklärt aber die drastischen Reaktionen vieler Menschen auf die Kritik.

 


 

Psiram

 

Aus dem Blog-Archiv (10/2016): Measles? Whose Measles?

Im „Juno Magazine – a natural approach for family life“, einem in Bristol (UK) erscheinenden Magazin, schildert in der 28-cover-web-300x300Ausgabe vom 3. August 2016 eine gewisse Emma Hiwaizi, ansonsten befasst mit „Laughing Yoga Sessions„, in einem bemerkenswerten Beitrag ihre Erfahrungen während der Masernerkrankung ihrer bewusst ungeimpft gelassenen Töchter im vergangenen Frühjahr. Der Text ist bemerkenswert deshalb, weil er nicht nur (eher unbeabsichtigt) geeignet ist, Werbung für ein konsequentes Durchimpfen zu machen – wenn man sich die Einzelheiten der Krankengeschichte und das durchaus begrenzte Amüsement der Kinder über ihr Befinden durchliest. Nein, bemerkenswert ist er auch, weil dem Leser die Triebfeder für das bewusste Absehen mancher Eltern von einem Impfschutz ihrer Kinder im letzten Absatz dieses Textes geradezu ins Gesicht springt.

 

Neu im Psiram-Wiki:

 


 

Video

 

Was ist jetzt mit dem Kokosöl?

Nach unge und “Milch ist Gift” gibt es ein neues kontroverses Gift und das soll ausgerechnet Kokosöl sein – laut Prof. Karin Michels von der Uniklinik Freiburg. Hier meine Meinung und ein paar wissenschaftliche Hintergründe zu “Koskosöl ist das reine Gift”.

Direktlink: https://www.youtube.com/watch?v=fyMQoYF5AfQ


Wider die Seuche der SUV – Teil 1

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Eines der wichtigsten Ziele von PSIRAM wird auf unserer Homepage genannt. Wir möchten den Blick unserer Leser dafür schärfen, inwieweit das Handeln der Menschen von irrationalen Überzeugungen bestimmt wird:

Jeder Mensch nennt eine Vielzahl von Überzeugungen hinsichtlich unterschiedlichster Gegenstände des Alltags und der Wissenschaft sein eigen. …
Rationale Überzeugungen zeichnen sich dadurch aus, dass neue, widersprechende Erkenntnisse zur Anpassung oder sogar zum Verlust der Überzeugung führen.
Irrationale Überzeugungssysteme sind nicht durch logische Überlegungen oder Gründe gedeckt. … Irrationale Überzeugungen zeichnen sich dadurch aus, dass sie aufgrund von Fakten nicht angezweifelt werden, sondern die Fakten stattdessen verzerrt werden, bis sie ins System passen. Dazu sind oft abstruse Kunstgriffe nötig

Wir hoffen, dass SUV-affine Leser nach der Lektüre dieser Artikelreihe von abstrusen Kunstgriffen Abstand nehmen und ihre Einstellung zu dieser Fahrzeuggattung überdenken.


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Es werden immer mehr

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Anfangs waren SUV (bzw. deren Vorläufer) Exoten: Recht selten begegnete man mal einem Range Rover oder einem Mercedes G. Damals hatte man noch den Eindruck, die Geländefähigkeit dieser Autos würde gelegentlich auch genutzt werden.
Inzwischen sind SUV als reine Straßenfahrzeuge zu einer Massenerscheinung geworden. 2017 stellten sie in Deutschland 15 % aller Neuzulassungen (Tendenz mit +23 % rasant steigend). In der EU sind es knapp 30, in den USA 40 %. Das Handelsblatt schrieb im Mai 2018: „Erstmals dürften die ertragsstarken SUV weltweit mehr als 50 Prozent der gesamten Fahrzeugverkäufe ausmachen.“
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SUV-Fahrer sind glückliche Autobesitzer

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Besonders die hohe Sitzposition und die gute Übersicht werden gelobt; über dem Verkehr thronend, fühlt der Fahrer sich sicherer. SUV-Fahrer sind mit ihren Autos meist sehr zufrieden und würden in der Regel wieder so entscheiden.

Also alles gut? Nicht ganz. Denn SUV geben nicht nur anderen Verkehrsteilnehmern erheblichen Grund zur Sorge; bei genauerem Hinsehen offenbaren sich auch Nachteile für ihre Besitzer.
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Für andere ein tägliches Ärgernis

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Wen ärgert es nicht, wenn mitten in einer Stadt wieder mal ein Parkplatz von einem übergroßen Pseudo-Geländewagen belegt ist, so dass kaum mehr Platz zu den benachbarten Fahrzeugen bleibt? Gelegentlich werden solche Autos auch mittig auf zwei Parkplätzen abgestellt.

Dass viele SUV aufgrund ihrer Höhe anderen Verkehrsteilnehmern die Sicht versperren, ist schon mehr als nur ein Ärgernis, sondern stellt eine Behinderung anderer dar und tangiert bereits Fragen der Verkehrssicherheit.
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SUV: Bei Unfällen lebensgefährlich für andere

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Die österreichische Organisation „VCÖ – Mobilität mit Zukunft“ hat die Bedrohung, die bei Unfällen von SUV ausgeht, prägnant zusammengefasst: “Geländewagen und SUV gefährden alle am Verkehr beteiligten Personen stärker als konventionelle Fahrzeuge. Durch ihr unnötig hohes Gewicht und die höher liegende Stoßstange sind sie besonders gefährliche Unfallgegner. Vor allem Fußgänger, Radfahrer aber auch Insassen kleinerer Pkw werden bei Zusammenstößen mit SUV eher schwer verletzt.”

Dabei sind SUV für Fahrer und Mitfahrer keineswegs prinzipiell sicherer als konventionelle Autos; bei Crashtests werden sie zuweilen sogar schlechter als Pkw bewertet.

SUV rammt Kompaktwagen

Im Vorteil sind sie vor allem dann, wenn sie bei einem Zusammenstoß kleinere Autos (samt Insassen) komprimieren können. Mediziner der Buffalo Universität im US-Bundesstaat New York werteten mehr als 83.000 Frontal-Zusammenstöße zwischen SUV und Pkw aus den Jahren 1995 bis 2010 aus und kamen zu beunruhigenden Ergebnissen:

“Selbst wenn der Pkw im Crashtest besser abschneidet als das SUV, ist das Todesrisiko immer noch viermal höher. Erreicht das SUV mehr Punkte, ist das Todesrisiko im Pkw sogar zehnmal so hoch.”

Mehr zu: SUV versus kleinere Fahrzeuge …

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Für andere Verkehrsteilnehmer haben SUV unbestreitbar gravierende Nachteile.
Doch wie sieht das für Fahrer und Insassen von SUV aus? Ist die Bilanz für sie tatsächlich uneingeschränkt positiv?

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Messbare Fakten

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SUV unterscheiden sich von herkömmlichen Autos vor allem durch das ihnen nachgesagte Sicherheitsniveau sowie durch Bodenfreiheit, Gewicht, Fahrzeughöhe und Radgröße.
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Zum Sicherheitsanspruch

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„Darin fühle ich mich sicherer“ ist einer der am häufigsten genannten, empfundenen Vorteile von SUV. Tatsächlich sind SUV jedoch nur unter wenigen Umständen sicherer:

  • Fahrdynamisch sind sie gegenüber herkömmlichen Autos wegen des höheren Schwerpunkts sogar grundsätzlich im Nachteil. So besteht bei SUV ein wesentlich größeres Überschlagrisiko (siehe weiter unten).
  • Bei der Kollision mit einem festen Körper (einem Baum, einer Mauer oder einem Haus) haben SUV keinerlei Sicherheitsvorteile, nicht einmal gegenüber Kleinwagen mit gleicher Crashtestbewertung. Die Karosserie ist zwar stabiler, das ist in diesem Fall aber kein Vorteil, sondern zwingende Notwendigkeit, damit die Fahrgastzelle unter der Wucht der größeren Eigenmasse des Fahrzeugs nicht kollabiert.
    Hat ein Kleinwagen eine bessere Crashtestbewertung, bietet er bei dieser Art des Aufpralls mehr Sicherheit als das SUV:

SUV nach Aufprall auf ein festes Hindernis

“Ein Crashtest-Institut hat einige SUV in einem speziellen Unfallszenario getestet. Manche Ergebnisse waren verheerend – das Eigengewicht der Wagen geriet zum Nachteil… Dieses Problem haben viele Fahrzeuge bei dem so genannten small overlap front crash. Beim SUV kommt erschwerend hinzu, dass es eine größere Masse hat – was zu einer höheren Crashenergie führt, die nicht abgebaut werden kann. Nach den Ergebnissen des IIHS kann infolgedessen die Fahrgastzelle zerstört werden.”

Sicherheitsvorteile genießen Insassen von SUV vor allem bei Kollisionen mit kleineren und niedrigeren Autos – dann jedoch immer auf Kosten des Unfallgegners.
Dieser „Vorteil“ schwindet zudem im Laufe der Zeit, denn mit wachsendem Marktanteil der SUV wird es immer wahrscheinlicher, dass auch der Unfallgegner ein SUV ist. Dann ist die passive Sicherheit nicht besser als bei der Kollision zweier Pkw gleicher Größe und Bauart.

Wäre es nicht Ausdruck von Rücksichtslosigkeit und sogar Brutalität, bei der Bewertung der Sicherheit von SUV in der besonders großen Gefahr für andere Verkehrsteilnehmer keinen objektiven Nachteil sehen zu wollen?

Mehr zu: SUV versus größere Fahrzeuge …

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Fakt 1:
Mehr Sicherheit bieten SUV nur bei seltenen Unfallkonstellationen

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Zur Bodenfreiheit

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Theoretisch kann ein SUV dank großer Bodenfreiheit und Vierradantrieb über leichtes Gelände wie Böschungen oder über einen Acker fahren. Herkömmliche Autos können das nicht.
In der Praxis macht das aber so gut wie niemand. Zum einen ist es fast überall in Deutschland verboten, zum anderen de facto meist doch nicht möglich, denn dazu benötigt man spezielle, grobstollige Reifen. Tatsächlich fahren beinahe alle SUV mit Straßenbereifung auf Asphaltstraßen umher.
Während also der wichtigste Vorteil der großen Bodenfreiheit so gut wie gar nicht nutzbar ist, wirken die Nachteile sich permanent aus.
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Nanu – eine große Bodenfreiheit hat auch Nachteile?!

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Eine größere Bodenfreiheit bedeutet einen höheren Schwerpunkt. Welche Auswirkungen dies auf das Fahrverhalten hat, ist kaum bekannt, obwohl häufig sogar in der Betriebsanleitung darauf hingewiesen wird. Fahrer eines SUV von Toyota finden darin z.B. die folgenden Anmerkungen vor: „Die charakteristischen Auslegungsmerkmale dieser Fahrzeuge ergeben einen höheren Schwerpunkt als bei normalen PKW. Dieses Auslegungsmerkmal ist der Grund dafür, dass dieser Fahrzeugtyp anfälliger für Überschlagen ist … Aufgrund des höheren Aufbaus und des höheren Schwerpunkts ist das Fahrzeug anfälliger für Seitenwind als ein herkömmlicher PKW.“

SPIEGEL ONLINE interviewte dazu einen Sachverständigen: „… die Fahreigenschaften auf der Straße sind bei einem künstlich aufgebockten Wagen immer schlechter als bei einer flachen Limousine oder einem Kombi. “Der Grund ist der höhere Schwerpunkt”, erklärt Thomas Schuster, Kfz-Sachverständiger bei der Prüforganisation KÜS. Fahrzeuge mit erhöhtem Aufbau seien nicht nur anfälliger bei Seitenwind, sondern auch beim berühmten Elchtest, bei der die Fahrdynamik bei höheren Geschwindigkeiten überprüft wird.“
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Ein automobiltechnischer Fachartikel begründet, warum die Bodenfreiheit mit Rücksicht auf die Fahrsicherheit so klein wie möglich sein sollte: “Mit steigender Schwerpunkthöhe h verringert sich antiproportional die kritische Querbeschleunigung.”
Wird die kritische Querbeschleunigung überschritten, ist der Wagen zu schnell und fällt um. Diese Gefahr ist umso kleiner, je niedriger der Schwerpunkt liegt.
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Mehr zu: Die ideale Bodenfreiheit für Fahrten auf Asphaltstraßen ist null! …

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Größeres Überschlagrisiko

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Die amerikanische NHTSA (National Highway Traffic Safety Administration) hat für eine Vielzahl von Automodellen anhand von Fahrzeugdaten und Fahrversuchen das Überschlagrisiko für den Fall ermittelt, dass der Wagen ohne Kontakt mit anderen Fahrzeugen ins Schleudern gerät. Die Ergebnisse korrelieren gut mit der Unfallstatistik (Angaben in Prozent):

2017 BMW 3er 9.5
2017 BMW X3 (SUV) 16.9
2016 BMW 5er 9.3
2016 BMW X5 (SUV) 18.8
2018 AUDI A4 9.9
2018 AUDI Q5 (SUV) 16.4
2018 AUDI A6 9.0
2018 AUDI Q7 (SUV) 15.1
2016 MERCEDES-BENZ E-CLASS 9.9
2017 MERCEDES-BENZ GLE-CLASS (SUV) 19.8

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Besondere Unfallbedingungen können das Überschlagrisiko im Vergleich zu anderen Fahrzeugarten noch erheblich ansteigen lassen: “Eine Analyse von 955 Anprallereignissen an Fahrzeugrückhaltesystemen aus Stahl und Beton hat gezeigt, dass SUV im Vergleich zu herkömmlichen Pkws und Pickups ein achtfaches Risiko für einen Fahrzeugüberschlag (Rollover) haben.”
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Mehr zu: Die Relevanz des Überschlagrisikos für die Fahrsicherheit …

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Mehr zu: Die Entwicklung der Unfallsicherheit von SUV …

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Fakt 2:
SUV überschlagen sich bei Unfällen aufgrund des hohen Schwerpunkts mehrfach häufiger als herkömmliche Autos

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In Teil 2 geht es um Komfort und Verbrauch. Ein Fazit wird gezogen.
(Kommentare werden erst freigeschaltet, wenn auch Teil 3 veröffentlicht ist.)

In Teil dddddddf.

Wider die Seuche der SUV – Teil 2

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Bodenfreiheit und Komfort

In Teil 1 wurde aufgezeigt, warum der hohe Schwerpunkt die aktive Sicherheit von SUV erheblich beeinträchtigt. Doch nicht nur die Sicherheit, auch der Fahrkomfort leidet unter der höheren Bodenfreiheit.

Denn um die zwangsläufigen Folgen des höheren Schwerpunkts (labilere Straßenlage sowie stärkeres Wanken und Nicken) so wirksam wie möglich zu bekämpfen, sind SUV generell straffer gedämpft. Hinweise darauf lassen sich Testberichten zuweilen mit erstaunlicher Deutlichkeit entnehmen (Hervorhebungen vom Autor):

  • Über den VW T-Roc schreibt der ADAC, dass „die etwas ausgeprägteren Karosseriebewegungen konzeptbedingt sind.
  • Über den Audi Q7 berichtet AutoBILD wohlwollend: „Es entsteht nie das typische SUV-Gefühl, auf einem hüpfenden Sitzball zu hocken.“ (In anderen Worten: Die meisten SUV haben AutoBILD genau dieses Fahrgefühl vermittelt…)
    Insgesamt wird der Audi zwar sehr gelobt. Sein SUV-Konzept setzt dem Komfort jedoch Grenzen. Ein konventionelles Auto, ein Modell der Mercedes-S-Klasse, kann es besser:
    „Das letzte Quäntchen, das fehlt, demonstriert die S-Klasse: samtenes Abrollen, unerschütterliche Souveränität und vor allem überragende Ruhe … Da zirpt kein Sitz wie im Q7, das Auto wirkt noch solider als der Audi. Na gut, in dessen höherer Karosserie wirken größere Scherkräfte. Zudem erzeugt das tiefere Sitzen weniger Rollbewegung, der Kopf bleibt auf Polterstraßen ruhiger.“

Gleiches Niveau der Fahrwerkstechnik vorausgesetzt, führt ein Vergleich mit Pkw stets zum selben Ergebnis:


Fakt 3:
SUV haben eine unruhigere Straßenlage und federn unkomfortabler

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Das waren noch nicht alle Nachteile höhergelegter Karosserien.

Zitat aus einem automobiltechnischen Fachbuch: “Die Bodenfreiheit wirkt sich direkt auf den Luftwiderstand aus.” *1 Grund hierfür sind die stärkeren Luftverwirbelungen unter dem Wagenboden. Damit verschlechtern sich die Fahrleistungen, und der Verbrauch steigt.

Der Verbrauch wird zusätzlich noch von weiteren, typischen SUV-Merkmalen in die Höhe getrieben, darunter der größeren Stirnfläche und dem
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Gewicht

Einige Beispielwerte belegen, dass SUV generell deutlich schwerer sind (Angaben in kg; Quelle: ADAC-Autotests):

2018 BMW 3er SERIE 1570
2018 BMW X3 1810
2016 BMW 5er SERIE 1850
2016 BMW X5 2210
2017 AUDI A4 1595
2017 AUDI Q5 1955
2017 AUDI A6 1800
2017 AUDI Q7 2150
2017 VOLKSWAGEN GOLF 1340
2017 VOLKSWAGEN TIGUAN 1535
2016 MERCEDES-BENZ E-CLASS 1890
2016 MERCEDES-BENZ GLE-CLASS 2230

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Größeres Gewicht und höherer Luftwiderstand lassen SUV unweigerlich mehr Kraftstoff verbrauchen als herkömmliche Autos, wie diese von Fahrern an www.spritmonitor.de gemeldeten Praxiswerte beispielhaft bestätigen (Angaben in Liter/100 km; wo nicht anders angegeben, haben die Autos Ottomotoren):

Fiesta Fiesta (125 PS) 6,3
Ford EcoSport (125 PS) – SUV 7,3 + 16 %
Ford Focus Turnier (150 PS) 7,6
Ford Kuga (150 PS) – SUV 8,5 + 12 %
VW, alle Modelle mit 150 PS Benziner,
Baujahr ab 2016
Golf 6,9
Golf Variant 7,1
Golf Sportsvan 7,1
VW T-Roc – SUV 7,5 + 9 %
VW Tiguan – SUV 8,0 + 16 %
Audi A4 Avant (252 PS) 8,7
Audi Q5 (252 PS) – SUV 9,6 + 10 %
Mercedes-Benz C-Tourer (170 PS) 6,4
Mercedes-Benz GLK (170 PS) – SUV 7,4 + 16 %
Mercedes-Benz E-Klasse 350d 8,0
Mercedes-Benz GLE 350D – SUV 9,6 + 20 %
Mehr zu: Die Bewertung des Mehrverbrauchs …

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Fakt 4:
SUV verbrauchen mehr Kraftstoff und sind bei gleicher Motorleistung langsamer

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Zur Fahrzeughöhe

Die höhere Bauweise von SUV soll einen bequemen Einstieg ermöglichen.

Größer als andere Autos wird ein SUV dadurch aber nicht, denn tatsächlich muss mit dem höheren Dach Innenraum zurückgewonnen werden, der durch die größere Bodenfreiheit verlorenging.

Karosserien von SUV bauen darüber hinaus häufig noch etwas höher. Das hat weitere, ungünstige Folgen:
● Das höhere Dach erhöht den Schwerpunkt und damit die Überschlaggefahr noch mehr
● Die größere Hebelwirkung der Windangriffsfläche macht das Fahrzeug empfindlicher
...gegen Seitenwind
● Die größere Stirnfläche erhöht Luftwiderstand und Verbrauch

Ein optimales Fahrverhalten erfordert es, den Schwerpunkt des Fahrzeugs so niedrig wie möglich zu halten. Im Hinblick auf die fahrdynamischen Eigenschaften ist daher auch die optimale Dachhöhe stets die niedrigstmögliche. SUV schneiden in dieser Hinsicht besonders schlecht ab.


Fakt 5:
Die hohe Bauweise beeinträchtigt die Fahrsicherheit und vergeudet Kraftstoff

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Zur Größe der Räder

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SUV-Fahrer setzen sich auch gern mit besonders großen Felgen sowie Reifen im Niederquerschnittformat vom Rest der Automobilwelt ab.

Technische Vorteile bieten die großen Räder nicht, im Gegenteil:
● Größere, ungefederte Massen und steifere Reifenflanken lassen SUV härter abrollen
● Die größeren Räder heben den Massenschwerpunkt weiter an
● Breitere Reifen haben einen höheren Rollwiderstand

Außerdem erhöhen sich die Kosten für einen Reifenwechsel beträchtlich. Für den folgenden Vergleich von Reifenpreisen im Juli 2018 wurden nur die Premium-Marken Continental und Michelin berücksichtigt; dabei wurden für die SUV (wie allgemein üblich) große, aber nicht die größten, zulässigen Felgen ausgewählt:

Audi A4: 245/40R18 130 €
Audi Q5: 255/45 R 20 210 €
BMW 3er: 225/50R17 120 €
BMW X3 vorne: 245/45R20 204 €
BMW X3 hinten: 275/40R20 175 €
VW Golf: 205/55R16 70 €
VW Tiguan: 235/55R18 150 €

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Fakt 6:
Die größeren Räder der SUV bedeuten weniger Komfort, eine schlechtere Straßenlage und mehr Verbrauch – zu einem höheren Preis

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Fazit

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SUV

● haben schlechtere Fahreigenschaften
● neigen bei Unfällen zum besonders gefährlichen Überschlag
● federn unkomfortabler
● sind bei gleicher Motorleistung langsamer
● verbrauchen mehr, sind also besonders umweltschädlich
● bedeuten für andere Verkehrsteilnehmer bei Unfällen eine besonders große Gefahr
● bieten Fahrern und Insassen beim Aufprall auf andere Autos nur dann mehr Sicherheit,
...wenn sie deren Fahrgastzellen (samt Insassen) komprimieren können

Betrachtet man objektive (d.h. messbare) Eigenschaften, so fällt das Ergebnis vernichtend aus: Von allem, was im Straßenverkehr objektiv wichtig ist, können SUV gar nichts besser, manches ebenso gut, vieles jedoch schlechter – und das zu einem höheren Kaufpreis und höheren Betriebskosten.

Tatsächlich können SUV nicht einmal so sicher wie normale Pkw geradeausfahren. Daher rüstet z.B. ein südwestdeutscher Hersteller Modelle höherer Preisklassen (aber nur diese!) serienmäßig mit Seitenwind-Assistenten aus, welche die Auswirkungen von Seitenwindböen auf den Geradeauslauf abschwächen sollen.

Mehr zu: Die Rückkehr der Oldtimer …

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Quellen:
*1 Fahrzeugaerodynamik: Basiswissen für das Studium, von Thomas Schütz; Springer-Verlag, ISBN-10: 3658128178, Kap. 6.1.2: Geländewagen und SUV; Seite 120
*2 FAZ, 31.7.2018: „Darum lieben so viele das SUV“

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In Teil 3 geht es morgen um Kaufmotive.

(Sobald Teil 3 erschienen ist, werden auch Kommentare veröffentlicht.)

Wider die Seuche der SUV – Teil 3

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Warum werden SUV überhaupt gekauft?

Das berührt die Frage der Entscheidungskompetenz von Konsumenten.

Dass ein Sportwagen als Alltagsauto nicht recht taugt, erkennt so gut wie jeder: Zu wenig Sitzplätze, zu wenig Platz für Gepäck, zu unkomfortabel, zu viel Verbrauch etc.
Über Nachteile von SUV jedoch wissen die Konsumenten vor dem Kauf meist so gut wie nichts. Probefahrten werden zwar gemacht, verlaufen in der Regel aber fernab des Grenzbereichs und können die fahrdynamischen Defizite der SUV daher nicht offenbaren: Das fremde Auto lässt sich etwa wie erwartet lenken und bremsen, gibt also keinen Anlass zu Beanstandungen. Und nach dem Kauf wollen SUV-Fahrer natürlich keine Kritik mehr hören.

Was ihnen an den SUV gefällt, wissen die Käufer durchaus zu sagen:

  • das Gefühl größerer Sicherheit
  • bequemes Ein- und Aussteigen
  • gute Übersicht dank hoher Sitzposition
  • viel Platz
  • Allradantrieb

Daran ist bemerkenswert, dass durchweg subjektive Gründe genannt werden. Die angeblichen Vorteile sind entweder gefühlter Natur (d.h. nicht messbar) oder aber sie sind gar nicht auf SUV beschränkt, sondern werden auch von herkömmlichen Autos geboten. Ein Beispiel für Ersteres ist die

Gefühlte Sicherheit

Wie bereits aufgezeigt liegt das Risiko, im Falle eines Zusammenstoßes auf ein schweres Fahrzeug ab der Größe eines Kleintransporters zu treffen, wegen des geringen Anteils der Lkw am Fahrzeugbestand im einstelligen Prozentbereich. Konventionelle Autos hatten somit bisher kein Sicherheitsproblem, das es ratsam erscheinen ließ, auf SUV umzusteigen (zur Erinnerung: Pkw mit gleicher Crashtestbewertung bieten beim Aufprall auf feste Hindernisse die gleiche Sicherheit wie SUV).

Wahr ist hingegen, dass erst das massenhafte Aufkommen von SUV ein zunehmendes Sicherheitsproblem für Pkw entstehen lässt. Das bedeutet: Der bloße Eindruck nennenswert größerer Sicherheit für Insassen von SUV wird mit Todesgefahr im Falle eines Zusammenstoßes für jene erkauft, die sich für kleinere und weniger umweltschädliche Autos entschieden haben.

Spricht man SUV-Fahrer auf diesen Punkt an, so wird meist rasch deutlich, dass ihnen dies sehr wohl bewusst ist. Sie meinen, es sich erlauben zu können, also tun sie es. Gleichgültigkeit und Rücksichtslosigkeit gegenüber anderen Verkehrsteilnehmern bis hin zur Bereitschaft, deren Leib und Leben zu gefährden, treten bei keinem anderen Aspekt so deutlich zutage wie bei diesem.

(Ein Miata ist in den USA ein kleiner Sportwagen von Mazda)


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Ein bequemer Einstieg

erfordert es ebenfalls nicht, ein SUV zu kaufen, denn diesen Vorteil bieten auch die Hochdach-Pkw. So schreibt der ADAC z.B. über den Ford C-Max: „Die niedrigen Türschweller und die angenehme Höhe der Sitze sorgen vorn für guten Komfort beim Einsteigen.“
Über den Golf Plus hieß es: „Besonders vorn, aber auch hinten ist der Zustieg bequem, da die Karosserie und entsprechend auch die Sitze erhöht sind. Hinzu kommt, dass sich die großen Türen weit öffnen lassen.“
Aufgrund normaler Bodenfreiheit, Verzicht auf das Mehrgewicht des Vierradantriebs sowie gleicher Höhe der Knautschzonen wie bei konventionellen Autos vermeiden diese Fahrzeuge wesentliche Nachteile der SUV – es geht also auch ohne.

(Für wen diese beiden Marken auf gar keinen Fall in Frage kommen, dem sei gesagt: Wäre die Nachfrage nach Hochdach-Pkw so groß wie diejenige nach SUV, so würde auch seine Wunschmarke entsprechende Modelle anbieten. Die Käufer bestimmen mit ihren Entscheidungen über das Angebot.)
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Eine gute Übersicht

bieten SUV durchaus, doch wieder nur zu Lasten anderer, indem sie nämlich Fahrern kleinerer Fahrzeuge die Sicht nehmen. Hinzu kommt, dass dieser Vorteil mit zunehmender Verbreitung der SUV schwindet. Wenn im Kino jemand aufsteht, um besser auf die Leinwand schauen zu können, so werden das schließlich alle tun (so wie die SUV gerade auf dem Weg zur Mehrheit sind); doch dann nützt es niemandem mehr. Der Tagesspiegel hat diesen Punkt treffend kommentiert: „Der Hochbau ist nicht nur gefährlich, er führt auch das Kaufargument der besseren Übersicht ad absurdum: Wenn die Autos immer höher würden, damit einige Fahrer auf die anderen herabblicken können, würden wir irgendwann alle in abstrusen US-Monstertrucks herumfahren.“
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Mehr Platz

wird SUV häufig nachgesagt, doch dieser Behauptung mangelt es an Logik. Denn warum sollte eine Karosserie an Innenraum hinzugewinnen, indem sie höhergelegt und mit Vierradantrieb versehen wird? Kauft man ein hinreichend großes, konventionelles Auto, hat man natürlich genauso viel Platz.

Tatsächlich bietet bei einigen Herstellern das Kombimodell mehr Ladevolumen als das SUV derselben Klasse (Quelle: ADAC-Autotests, Angaben in Liter):

BMW X5 (SUV) 425
BMW 5er (Kombi) 570

Es soll indes auch Hersteller geben, welche die Pkw mit zunehmender Popularität der profitableren SUV von Generation zu Generation schrumpfen lassen:

Mercedes GLE (SUV) 545
Mercedes E-Klasse, Kombi
Modell 2008 550
Modell 2013 515
Modell 2018 450

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Allradantrieb

Der Wunsch nach vier angetriebenen Rädern ist schon lange kein Argument für ein SUV mehr, denn dieses Ausstattungsmerkmal ist auch für viele herkömmliche Autos erhältlich.
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Mündige Konsumenten?

Fragt man Besitzer von SUV, wie es denn bloß zu einer solchen Kaufentscheidung hatte kommen können, so erhält man meist Antworten dieser Art:

“Gefallen würde mir ein Kombi besser, aber beim SUV gefällt mir eben der angenehme hohe Einstieg bzw. Ausstieg.”
“Die Limousine meiner Lieblingsmarke gefällt mir sehr gut vom Interieur und Platz ist auch mehr als ausreichend… Meine Frau möchte aber unbedingt einen SUV fahren, aus diesem Grund tendiere ich jetzt auch dazu.”
“Die Limousine war mir eher ein “Alte-Leute-Fahrzeug”. Ich bin 33 Jahre alt – als Info
Mit einem SUV habe ich schon lange geliebäugelt. Daher fiel die Entscheidung dann am Ende auch auf den SUV.”

(Diese Antworten wurden einem Autoforum entnommen und neutralisiert.)

Vernunft ist offensichtlich nicht im Spiel. So kam auch die FAZ zum Schluss, dass „es bei der Entscheidung für ein SUV fast allen Käufern dieser Fahrzeuggattung in erster Linie um Emotionen geht.“ *1
Eine höhere Sitzposition gegen eine schlechtere Straßenlage, ein größeres Überschlag-risiko, mehr Verbrauch, schlechtere Fahrleistungen sowie weniger Fahrkomfort einzutauschen und dafür auch noch höhere Kosten bei Anschaffung und Betrieb hinzunehmen, lässt sich nun einmal nicht als Ergebnis einer von Sachargumenten geleiteten Entscheidungsfindung deuten.

Nun finden sich unter SUV-Fahrern aber durchaus auch hochintelligente und erfolgreiche Menschen. Kann es sein, dass diese schlicht nicht wussten, was sie taten? Dass sie gar nicht dazu in der Lage waren, eine kompetente Entscheidung zu fällen?

Die schiere Größe des SUV imponierte, und der bequeme Einstieg sowie die gute Übersicht dank der hohen Sitzposition entzückten. Die Freude an diesem Erlebnis von Kritik stören zu lassen, hätte eines Anlasses oder des entsprechenden Willens bedurft.
Werbeaussagen werden daher nicht überprüft. Häufig trifft man auf Leichtgläubigkeit: „Der Verkäufer hat mir versichert, dass das SUV dank des technischen Fortschritts kaum mehr verbraucht als der Kombi.“
Technische Daten und objektive Fakten (wie Verbrauch, CO2-Ausstoß oder Unfallrisiko) spielen bei der Kaufentscheidung überhaupt keine Rolle.
Selbst unmittelbar naheliegende Einwände bleiben aus: Denn so wie ein Hochrad sich kippeliger als ein modernes Fahrrad fährt, so kann natürlich auch der hohe Schwerpunkt eines SUV nicht ohne Auswirkungen auf die Straßenlage bleiben.

Der Käufer nimmt aber nur die subjektiv empfundenen Vorteile wahr; von Nachteilen weiß er nichts, wird er im Rahmen einer Probefahrt meist nichts bemerken und mag er nach dem Kauf nichts mehr hören. Manches Manko wird für ihn nie spürbar werden (z.B. die Sprit- oder Reifenkosten, sofern es sich um einen Dienstwagen handelt) oder würde sich nur bei einem Verkehrsunfall auswirken (wenn dieser mit einem herkömmlichen Fahrzeug glimpflicher verlaufen wäre; das würde der SUV-Fahrer aber wahrscheinlich auch dann nie erfahren).
Wie sollen die objektiven Nachteile von SUV unter diesen Umständen bei der Kaufentscheidung angemessene Berücksichtigung finden? Der Interessent hat gar keinen Anlass, seine Wahl nachvollziehbar zu begründen, auch nicht vor sich selbst. Es steht ihm frei, einfach seinem Kaufimpuls zu folgen, und dabei entscheidet er allein „nach Gefühl“. Das bedeutet:

Zwischen der Idee, ein SUV zu erwerben, und dem tatsächlichen Kauf fehlt ein Anreiz, auf den Entscheidungsvorgang Intelligenz anzuwenden.

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Woher hätte dieser auch kommen sollen? Von Autoverkäufern, denen bei SUV höhere Provisionen winken? Von Automobilzeitschriften, die auf Werbeanzeigen dieses wachsenden Marktsegments hoffen?
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Was tun?

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SUV-Fahrer überzeugen?

Kaum eine andere Entscheidung wird so kategorisch verteidigt wie die Wahl des eigenen Autos; das gilt natürlich auch für SUV-Fahrer. Einwände werden ignoriert, geleugnet oder relativiert. Da nur sehr seltene Umstände den Kauf eines solchen Autos tatsächlich rechtfertigen, herrscht an pseudorationalen Kaufbegründungen kein Mangel:

„Ich habe Rücken!“
Bei allem ehrlichen Bedauern für die körperlichen Beschwerden von Mitmenschen: Wer in ein normales Auto nicht schmerzfrei einsteigen kann, hat ein medizinisches Problem, das dringender Behandlung bedarf, jedoch mit dem Kauf eines SUV ganz sicher nicht zu beheben ist.

„Ich muss mein schweres Boot auf einem Hänger zum Liegeplatz ziehen.“
Womit haben die Yachtbesitzer dies bloß in den vergangenen Jahrzehnten gemacht? Tatsächlich taugt ein hinreichend großes, herkömmliches Auto wegen des niedrigeren Schwerpunkts als Zugfahrzeug sogar besser.

„Gestern erst musste ich dienstlich eine unbefestigte Baustellenzufahrt nutzen, auf der ich ohne SUV bestimmt steckengeblieben wäre.“
Ein konventionelles Auto hätte halt vor der Einfahrt geparkt werden müssen, würde zum Ausgleich für diese Unbequemlichkeit bei der anschließenden Weiterfahrt aber die oben beschriebenen Nachteile von SUV vermeiden helfen.

etc. pp.

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Der Staat ist gefragt

Der Staat als Vertreter des Gemeinwohls hat viele Möglichkeiten weit unterhalb eines Verbots, um SUV für Fahrer, deren Neigung zur kritischen Reflexion auf manchen Gebieten eher schwach ausgeprägt ist, unattraktiver zu machen:

● Wegen der großen Überschlagsgefahr könnte man die Höchstgeschwindigkeit auf 120 km/h begrenzen (dann natürlich auch für die in dieser Hinsicht noch stärker gefährdeten Kleintransporter)

● SUV-Fahrer sollten wegen des völlig unnötig erhöhten CO2-Ausstoßes sowie der höheren Unfall-Folgekosten für die Allgemeinheit mit höheren Steuern belastet werden (vor allem bei der Dienstwagenbesteuerung)

● SUV oberhalb einer bestimmten Größe könnten von normalen Parkplätzen ausgeschlossen werden. Für solche Autos müssten andere, weiter entfernt liegende und teurere Parkplätze ausgewiesen werden.

● Das Bußgeld für die Verletzung des Rechtsfahrgebots in Baustellenabschnitten für Fahrzeuge, die breiter als zwei Meter sind, könnte auf 100 Euro und einen Punkt in Flensburg erhöht werden. Das würde dort alle größeren SUV auf die rechte Spur zwingen (wirksame Kontrollen vorausgesetzt).
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Mehr zu: Die Freiheit des Konsumenten …

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Ein Imagewandel tut not

Wo die Anschaffung eines SUV droht, da bedarf der Interessent offenbar eines äußeren Anstoßes, um in sich zu gehen und die Sinnhaftigkeit dieses Kaufs zu hinterfragen.
Staatliche Restriktionen könnten einen solchen Anreiz zum Nachdenken geben. Vielleicht würde es aber auch schon genügen, wenn SUV-Fahren nicht mehr als chic gälte, sondern ganz im Gegenteil den meisten Menschen zutiefst peinlich wäre – weil sie sich damit vor aller Augen als unmündiger Konsument erwiesen, der es versäumt hat, sich vor dem Kauf hinreichend zu informieren. Es gilt, das Image dieser Fahrzeugart anzugreifen. SUV-Fahren sollte nicht mehr als Zeichen von Solvenz, sondern als Folge mangelnder Urteilskraft gelten.
Fundiert gegen SUV argumentieren zu können, ist dafür eine notwendige Voraussetzung. Intelligenter Autofahren verlangt, nichts zu akzeptieren, was unnötig den Verbrauch erhöht oder die Fahrsicherheit beeinträchtigt. Warum dies den Kauf eines SUV nahezu kategorisch ausschließt, hat dieser Text hoffentlich verständlich gemacht.
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Mehr zu: Oberklasseautos, Sportwagen und Transporter …

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Zum Kontext

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Historie

Vor Jahrzehnten war die amerikanische Automobilindustrie auf SUV ausgewichen, weil sie aufgrund ihrer damaligen, technischen Rückständigkeit der ausländischen Konkurrenz in anderen Fahrzeugklassen nichts Gleichwertiges entgegenzusetzen hatte:
“In the late 1990s and early 2000s, the Big Three could enjoy profit margins of $10,000 per SUV, while losing a few hundred dollars on a compact car.”
Heute hätte sie das nicht mehr nötig, denn der technische Rückstand ist weitgehend aufgeholt. Doch die Seuche der SUV war in die Welt gesetzt und hat inzwischen alle Hersteller infiziert.
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Der gesellschaftliche Hintergrund

Im Januar 2018 erschien im Schweizer Online-Magazin “Geschichte der Gegenwart” ein bemerkenswerter Artikel des Designwissenschaftlers und Gestalters Markus Caspers mit dem Titel “Auto­fahren im Design des Neoli­be­ra­lismus: das SUV”. Zitat:
“Mit Ellbogenmentalität durch die Niederungen des täglichen Verkehrs, kein Terrain zu schwierig, kein Hindernis, das man mit Allradantrieb und Geländefahrwerk nicht überwinden kann: Ich schaue auf dich herab und deine Vorstellung von Solidarität und Sozialstaat. Ich werde mir meinen Teil holen, egal wie. Wie sagte Thatcher so treffend: „There is no such thing as society.“ … Das könnte man als blosses Oberschicht-Phänomen abtun, wenn nicht eine SUVierung eingesetzt hätte, die von der unteren Mittelklasse bis in die Luxuskategorie herein reicht. … Die optische, akustische und energetische Aufrüstung des Individualverkehrs fügt sich nahtlos ein in den Prozess der schleichenden Entsolidarisierung und Privatisierung des öffentlichen Raums. Im Design der klobigen Gesamtform und der aggressiven Front ist jene gesellschaftliche Brutalität aufgespeichert, die jene dazu treibt, es den anderen noch einmal vor Augen zu führen.”
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Die Hoffnung mancher Käufer, ihr SUV als Mittel zur Statuserhöhung nutzen zu können, hält ein anderer Autor für vergebens: “Im Rahmen eines simplen Weltbildes dürfen wir unterstellen, dass nur Zeitgenossen als Halter in Frage kommen, in denen sich der Zwang zur sozialen Distinktion, zur Markierung der eigenen materiellen Überlegenheit weit mächtiger entfaltet als jede moralische oder ästhetische Bildung … Es handelt sich um ebenjene gesellschaftliche Gruppe, die ihrer Stillosigkeit wegen seit dem 19. Jahrhundert der Adel wie auch das Bildungsbürgertum mit ätzender Verachtung straften … Dieses Unterfangen ist freilich aussichtslos, zumal nun auch die Billighersteller aus Fernost Baureihen im Programm haben, die als Plagiate europäischer >Premiumhersteller< bei entsprecheneder finanzieller Priorisierung auch für bescheidenere Gehaltsgruppen in den Bereich des Erschwinglichen geraten." *2
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Der Mensch als Spitze der Evolution

… lässt sich hinter dem Lenkrad von Stadtgeländewagen bewundern – auf der Überholspur der Autobahn, mit über 200 km/h und absurd hohem Verbrauch.

Ebenso in den Innenstädten, wo fürsorgliche Muttis ihre Kleinen mit höchstmöglichem Energiebedarf unter Gefährdung anderer Verkehrsteilnehmer in die Kita fahren – um sich anschließend bei Fairtrade-Kaffee und einem garantiert gentechnik- und glutenfreien Imbiss zu entspannen.
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Weitere Quellen:
*1 FAZ, 31.7.2018: „Darum lieben so viele das SUV“

*2 Zynismus auf Rädern, Johannes Vincent Knecht, KONRET 08/2018

 

Psirama – Der Psiram-Wochenrückblick (KW 36-37, 2018)

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In den letzten Wochen gab es heftige Diskussionen um den Dokumentarfilm “Eingeimpft” von David Sieveking. Während die Kritik durchaus fundiert und weitgehend sachlich daherkam, fühlte sich der Filmemacher von Skeptikern bedroht und verfolgt, wittert eine konzertierte Kampagne gegen sein Werk und seine Person und versucht seinen Film dadurch zu rechtfertigen, dass er keinesfalls einen Anspruch auf Wissenschaftlichkeit habe und nur seine persönliche Situation illustriere. Warum diese Darstellung trotzdem gefährlich ist, Eltern verunsichert und die Gesundheit vieler Menschen gefährden kann, wurde in vielen Artikeln und Videobeiträgen sowie in Radiosendungen erläutert. Im GWUP-Blog findet sich eine vollständige Übersicht. Für die nächste Psirama-Folge bitten wir wie immer um Link-Spenden im Blog, auf Twitter und Facebook. Auch über Kommentare und Diskussionen freuen wir uns immer, hier oder im Forum.


 

Wissen und Forschung

 

Edition F: Mai Thi Nguyen-Kim: „Wissenschaft bedeutet Neugier und Offenheit, aber auch Skepsis und Reflektion“

Wie kann die Wissenschaft uns helfen, unseren Alltag zu verstehen – und politische Debatten produktiver zu gestalten? Die Chemikerin Mai Thi Nguyen-Kim will mit ihrem YouTube-Kanal jungen Menschen näherbringen, welches Potential im MINT-Bereich steckt. Im Interview spricht sie unter anderem über Karrieremöglichkeiten, Gender-Stereotype und Fake Science.

 

Spektrum.de: Der Wert der Grundlagenforschung

Die Wissenschaft ermöglicht uns einen hohen Lebensstandard. Aber muss sie diesen Fortschritt aufrechterhalten? Die Bundesforschungsministerin sieht das so, doch mancher Freund der Wissenschaft kann auch der reinen Erkenntnis ohne praktischen Nutzen etwas abgewinnen.

 

Spiegel Online: Glyphosat-Absatz in Deutschland sinkt auf Tiefststand

Auf dem Markt gebe es kein anderes Mittel, das ähnlich effektiv Unkraut bekämpft, räumt die Bundesregierung mit Blick auf den Weinbau ein. “Ein vollumfänglicher Ersatz ist durch andere Unkrautvernichter nicht möglich.” Im Falle eines Glyphosat-Verbots sei damit zu rechnen, dass andere Unkrautvernichter häufiger und in größeren Mengen eingesetzt werden, obwohl sie schlechter wirken.

 

Sat.1 Bayern: Parawissenschaften (Video, ca. 2 Minuten)

Wie jedes Jahr haben sich die Skeptiker, also die Gesellschaft zur wissenschaftlichen Untersuchung von Parawissenschaften, einen Kandidaten ausgesucht, der beweisen darf, dass er übersinnliche Kräfte hat. Ob es der diesjährige Kandidat schafft?

 

heise online: Pluto müsste ein Planet sein: Studie sammelt Argumente gegen IAU-Definition

Eine Gruppe von Wissenschaftlern will die Debatte über den Status des Zwergplaneten Pluto wieder anfachen und dafür sorgen, dass er doch wieder zum Planeten erklärt wird. Laut einer Analyse der Forscher der University of Central Florida wurde in den vergangenen 200 Jahren lediglich eine wissenschaftliche Arbeit veröffentlicht, die das zentrale Argument der 2006 beschlossenen neuen Definition von Planeten benutzt – und dieser Text sei sogar entkräftet.

 

higgs: Überlebensstrategie in der Jungsteinzeit – Ohne Käse ging es nicht

Die Menschen der Jungsteinzeit waren grösstenteils laktoseintolerant. Dennoch hielten sie Vieh und produzierten Milch. Nun zeigen geborgene Tonscherben, wann die Menschen begannen, aus der Milch Käse zu machen.

 


 

Gesundheit und Medizin

 

RFI: French university drops homeopathy degree amid alternative medicines row

The faculty of medicine of Lille unversity has suspended its degree in homeopathy for the 2018-19 academic year while waiting for France’s national health authority to rule on the practice, which many conventional medicine practitioners regard as a pseudoscience.

 

Pharmazeutische Zeitung: FIP-Kongress: Mehrheit gegen Homöopathie in Apotheken

Beim Thema Homöopathie ist die Apothekerschaft weltweit gespalten. Das wurde am Dienstag beim Jahreskongress des Weltapothekerverbands FIP im schottischen Glasgow deutlich. In einer Abstimmung votierte zwar die Mehrheit der Apotheker dagegen, homöopathische Produkte weiter in Apotheken zu verkaufen. Vor der Abstimmung hatte es aber eine rege Pro-und-Kontra-Debatte gegeben, in der Experten beider Lager ihre Argumente darstellten.

 

Der Tagesspiegel: Interview zur Debatte um alternative Behandlungen: “Wichtig und richtig ist, was subjektiv hilft”

Wie gelangte Werbung für Homöopathie auf die Website der Kinderonkologie der Charité? Die leitenden Kinderärzte Angelika Eggert und Georg Seifert im Interview.

 

Beweisaufnahme in Sachen Homöopathie: Offener Brief an den Patientenbeauftragten der Bundesregierung zur Homöopathie

Dass viele Politiker der Homöopathie nahestehen, ist so bekannt wie unerfreulich. Wenn aber der Patientenbeauftragte der Bundesregierung dies offen zum Ausdruck bringt, hier in einer Grußbotschaft an den Dachverband der Homöopathenverbände, dann erscheint uns eine deutliche Antwort erforderlich.

 

Medizin transparent: Goji: Wundern über die „Wunderbeere“

Was schon lange verwendet wird, muss doch gut sein und helfen – so werden viele pflanzliche Mittel angepriesen. Diesem Motto folgt auch die Werbung für Goji, ebenfalls bekannt unter dem Namen „Chinesische Wolfsbeere“.

 

MedWatch: „Eingeimpft“ im MedWatch-Check Teil 1: Wie fragwürdige Experten Stimmung gegen Impfungen machen

So ist im Film prominent zu sehen, wie er das Buch „Die Impfentscheidung“ liest. „Das ist interessant“, sagt er dabei. „Eines ist klar: Impfen macht krank!“, heißt es in der Beschreibung des Buches bei Amazon. Was soll der Verweis auf ein Buch, dass bekanntermaßen voller Verschwörungstheorien steckt? Dies sei „ein typisches Buch, das Eltern, die sich kritisch informieren, lesen“, erklärt der Regisseur auf Nachfrage von MedWatch – daher zeige er es im Film.

Weitere Artikel zu diesem Thema im GWUP-Blog: https://blog.gwup.net/tag/eingeimpft/

APOTHEKE ADHOC: Homöopathie – GroKo-Attacke auf Apothekenpflicht

Im Zentrum der Kritik stehen die Kostenübernahme durch die Krankenkassen, die Apothekenpflicht für homöopathische Medikamente und die angeblich mangelnde Qualifikation von Heilpraktikern und Homöopathen. Hecken sagte jetzt gegenüber der Stuttgarter Zeitung: „Versicherte müssen sich verlassen können, dass die Kassen nur bezahlen, was einen Wirkungsnachweis erbracht hat.“ Er fordert „die Streichung der Homöopathie aus den Satzungsleistungen der Kassen, also den freiwilligen Leistungen“.

 

futurezone: Die Tyrannei des positiven Denkens

Kann man Krebs durch positives Denken heilen? Machen negative Gefühle krank? Wissenschaftlich sind solche Thesen widerlegt. Verbreitet werden sie leider noch immer.

 


 

Gesellschaft, Politik und Religion

 

Silja: Ein Plädoyer für den Humanismus

Seit Jahrhunderten motiviert der Humanismus Menschen zu einem zufriedenen, sinnerfüllten Leben. Er dient ihnen auch als Richtschnur für die Gestaltung einer friedlichen Gesellschaft, in der möglichst viele Menschen ihr volles Potenzial entfalten können. Im Jahr 2018 ist diese Einstellung jedoch zu einer Außenseiterposition geworden. Verschwörungstheorien und Esoterik erleben eine Boom-Zeit.

 

Deutschlandfunk: Reichsbürger – Wenn Extremismus vom Rand in die Mitte der Gesellschaft rückt

Lange galten sie als verrückte Außenseiter. Erst als vor zwei Jahren ein Reichsbürger einen Polizisten erschoss, wachten die Behörden auf. Inzwischen verbreitet ein einflussreicher Unternehmer im sächsischen Bautzen Grundideen der Reichsbürger, teilweise sogar mit Rückhalt vom Stadtrat.

 

The Guardian: BBC admits ‘we get climate change coverage wrong too often’

The BBC has accepted it gets coverage of climate change “wrong too often” and told staff: “You do not need a ‘denier’ to balance the debate.” In a briefing note sent to all staff warning them to be aware of false balance, the corporation has offered a training course on how to report on global warming.

 

Vice Motherboard: Menschen glauben an Verschwörungstheorien, weil sie sich besonders fühlen möchten

Verschwörungstheoretiker glauben an Echsenmenschen und Chemtrails, um ihre angebliche Machtlosigkeit zu kompensieren? Diese Erklärung reichte einem deutschen Psychologen nicht aus. Darum startete er ein Experiment mit einer eigenen Verschwörungstheorie.

 

Man Glaubt Es Nicht!: Tausende erfüllte Prophezeiungen in der Bibel: Der Beweis der Korrektheit des Christentums von Werner Gitt

Endlich ist es sicher: Das Christentum stimmt! Das behauptet zumindest der bekannte Kreationist Werner Gitt, der die Korrektheit der christlichen Lehren im Rahmen eines prophetisch-mathematischen Gottesbeweis bewiesen haben will. Werner Gitt ist einer der wenigen Kreationisten mit einer wissenschaftlichen Ausbildung und war vor seiner Pensionierung Ingenieur und Fachbereichsleiter bei der Physikalisch-Technischen Bundesanstalt. Bei fundamentalistischen Christen ist er Posterboy und gilt als Beweis für die Vereinbarkeit von Wissenschaft und Schöpfungslehre.

 

WDR: Verschwörungsmythen: Hilfe, meine Schwester glaubt sie!

Verschwörungstheorien sind im Netz allgegenwärtig. Was da noch unterhaltsam sein kann – wenn man sich nicht damit beschäftigt, wie viele dieser Mythen einen antisemitischen Hintergrund haben – ist nicht mehr witzig, wenn es persönlich wird. Was tun, wenn es plötzlich die eigene Schwester ist, die an Chemtrails glaubt? Wer kann da helfen? Lässt sich so ein Glaube überhaupt rückgängig machen? Oder ist das wie mit dem Eintauchen in eine religiöse Sekte?

 

hpd: Wie die moderne Esoterik Hitler und den Holocaust verharmlost (Hugo Stamm)

Die moderne Esoterik ist die neue Pseudoreligion der Wohlstandsgesellschaften. Ihre Grundlage beruht auf fernöstlichen Heilsvorstellungen, die auf die Konsumbedürfnisse des westlichen Publikums getrimmt wurden. Christliche Heilslehre war gestern, heute boomt Spiritualität 2.0.

 

addendum: Im Kontext: Im Bann der Heiler – Wie gefährlich ist die Esoterik? (Video, 45 Minuten)

Unser Leben wird immer schneller und hektischer. Bei vielen Menschen entsteht dadurch einerseits eine verstärkte Sehnsucht nach Ruhe und Spiritualität, andererseits der Wunsch nach Selbstoptimierung. Diese Trends nutzen selbsternannte Gurus, Schamanen, Energetiker und Esoteriker aus: auf Kosten der Sinnsuchenden. Finanzielle, psychische und physische Schäden werden für Profit und Macht in Kauf genommen.

 


 

Psiram

 

Aus dem Blog-Archiv (01/2010): Wie wird man Wunderheiler

So kommt man zur Esoterik war gestern das Thema. Zufällig (ja, es gibt Zufälle) äußerte sich Colin Goldner in dem sehr hörenswerten Feature des DLF, “Ich sehe was, was du nicht siehst”,Von Heilern, Wunderheilern und der Suche nach dem Glück, klar darüber, was die selbsternannten Heiler antreibt:
Behauptet wird ja immer – findet sich fast durchgängig durch sämtliche biografischen Angaben – dass die einzelnen Praktiker durch ein besonders Welten- bewegendes Ereignis, durch eine Offenbarung, durch einen göttlichen Fingerzeig oder einen göttlichen Anstoß darauf gekommen sein, nun als Heiler wirken zu können, sie seien geführt worden durch einen Lichtstrahl oder der Gleichen; in aller Regel wird auch behauptet, dass nicht das geringste ökonomische oder finanzielle Interesse dahinter stehe. Tatsächlich aber zeigt sich bei näherer Ansicht, dass die Biografien der Geist- und Wunderheiler insofern übereinstimmen, als es sich, um es sich etwas bodenständig auszudrücken, durchwegs um verkrachte Existenzen handelt, die ansonsten kein wirtschaftliches Bein auf den Boden bekommen haben.

 

Neu im Psiram-Wiki:

 


 

Video der Woche

 

SCIENCO – Science StudioTalk: Genmanipulation des Menschen mittels CRISPR-Cas9 (DE) | Martin Moder, MSc. | 10/2018

CRISPR (Clustered Regularly Interspaced Short Palindromic Repeats) sind Abschnitte sich wiederholender DNA (repeats), die im Erbgut von vielen Bakterien und Archaeen auftreten. Sie dienen einem Mechanismus, dem CRISPR/Cas-System, der Resistenz gegen das Eindringen von fremdem Erbgut durch Viren oder Plasmide verschafft, und sind hierdurch ein Teil des Immunsystem-Äquivalents von vielen Prokaryoten. Dieses System bildet die Grundlage der gentechnischen CRISPR/Cas-Methode zur Erzeugung von gentechnisch veränderten Organismen.

Direktlink: https://www.youtube.com/watch?v=5AwKtlBEj30

Psirama – Der Psiram-Wochenrückblick (KW 38, 2018)

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Die “falsche Ausgewogenheit” bezeichnet ein journalistisches Problem, bei dem zu eigentlich eindeutigen Sachverhalten verschiedene Ansichten gleichwertig präsentiert werden. Obwohl nur eine Darstellung korrekt sein kann, wird der Eindruck vermittelt, es handele sich um eine kontroverse Diskussion oder ein Thema, das noch nicht eindeutig geklärt ist. Zu beobachten ist das etwa bei Klimadiskussionen, beim Thema Impfungen oder auch bei Beiträgen zur Homöopathie. Letztere wird etwa als “umkämpft” oder “umstritten” bezeichnet. Es lohnt sich, Sender oder Redaktionen darauf aufmerksam zu machen, dass hier eine “Balance as Bias” auftritt, die dem Thema nicht angemessen ist. MedWatch hat einen Redaktionsleiter dazu interviewt und erstaunliche Antworten erhalten. Damit wir auch nächste Woche an dieser Stelle etwas zu berichten haben, bitten wir Euch, Links zu schicken. Unter dem Hashtag #psirama auf Twitter und Facebook sowie in Blog und Forum haben wir für Vorschläge und Kommentare immer ein offenes Ohr.


 

Gesundheit und Medizin

 

Onkel Michaels kleine Welt: Eingeimpft – Ein Resümee

Das Wort „bizarr“ trifft meine Meinung zu dem Film wohl am besten. Es ist in meinen Augen ein äußerst bizarrer Film. Da haben wir einen Filmemacher, der mir persönlich immer wieder vorkommt wie ein Waldorflehrer, der zweimal zu oft seinen Namen getanzt hat und eine hysterische Mutter, die nach eigener Auskunft selbst „keine Ahnung“ hat (das sagt sie im Film ja oft genug), aber auf jede krude Verschwörungstheorie zum Thema impfen anspringt. Und wenn ihr die Argumente ausgehen, werden schnell ein paar Tränchen rausgepresst, um den notwendigen emotionalen Druck zu erzeugen.

 

MedWatch: Interview zu SWR-Beitrag: „Eine Überschrift wie ‚Wie wirkt Homöopathie?‘ hätten wir nicht senden sollen“

Öffentlich-rechtliche Sender haben einen Bildungsauftrag, doch nicht immer kommen sie diesem nach. Aktuell steht der SWR in der Kritik: Mit einer Abstimmung zur Frage „Glaubt ihr an die Kraft der Homöopathie“ bewarb der Sender auf Facebook vorab einen Beitrag der Landesschau Baden-Württemberg. Es gebe keinen wissenschaftlichen Nachweis, dass homöopathische Mittel wirken, erklärte der Sender erzürnten Kommentatoren – mehr Hintergrundinfos zur Homöopathie fänden sich in der am Mittwochabend ausgestrahlten Sendung.

 

Keine Ahnung von Garnix: WO SIND WIR HIER EIGENTLICH?!?

Die Debatte über Homöopathie in Apotheken hat seit kurzer Zeit aufgrund eines bemerkenswerten Vorganges zusätzlich Fahrt aufgenommen: Apothekerin Iris Hundertmark aus Weilheim in Oberbayern hat viel Zuspruch für ihre Entscheidung erfahren, in ihrem Betrieb keine Homöopathika mehr vorzuhalten und aktiv zu vertreiben. Diese Entscheidung ist selbstredend eine persönlich verantwortete und steht ihr im Rahmen ihrer Betriebsfreiheit fraglos zu, zumal sie die Belieferung rezeptierter Homöopathika weiterhin garantiert. Aber siehe da – in nicht geringem Ausmaß (jedoch für den erfahrenen Kritiker nicht unerwartet) war sie persönlich gefärbten, unsachlichen und von Unkenntnis über die Homöopathie strotzenden Anwürfen von vielen Seiten, vorrangig gar der Kollegenschaft, ausgesetzt.

 

apotheke adhoc: Frankreich – Stunde der Wahrheit für die Homöopathie

Berlin – Die Homoöpathie-Debatte ist nicht nur in Deutschland ein Dauerthema. Während man aber hierzulande erneut darüber diskutiert, ob homöopathische Arzneimittel aus der Apothekenpflicht entlassen werden und die Krankenkassen deren freiwillige Erstattung einstellen sollen, geht man in Frankreich bereits einen Schritt weiter. In Paris hat die oberste Gesundheitsbehörde des Landes eine Überprüfung der Wirksamkeit homöopathischer Mittel eingeleitet – deren Resultat das Ende der Erstattungsfähigkeit bedeuten kann.

 

Richard Dawkins Foundation: Germanische Neue Medizin

Die Germanische Neue Medizin (GNM, auch vom Erfinder Germanische Heilkunde genannt) ist eine pseudomedizinische Lehre, die ab Herbst 1981 von dem deutschen ehemaligen Arzt und „Wunderheiler“ Ryke Geerd Hamer entwickelt und 2003 als Markenzeichen registriert wurde. In jüngster Zeit werden weitere Synonyme für Hamers Lehre etabliert: fünf biologische Naturgesetze (5bn/5BN), (traditionelle) germanische Heilkunde.

Wiki: https://www.psiram.com/de/index.php/Germanische_Neue_Medizin

 

Deutschlandfunk: Zwischen Herdenschutz und Verschwörungstheorie

In Industrienationen gibt es immer mehr Eltern, die ihre Babys und Kleinkinder nicht gegen Krankheiten wie Masern oder Keuchhusten impfen lassen. Auch in Deutschland sinken die Impfraten. Gleichzeitig registrieren Gesundheitsämter wieder Fälle von eigentlich ausgerotteten Krankheiten.

 


 

Wissen und Forschung

 

futurezone: Studenten finden Formel für idealen „Bottle Flip“

Für den optimalen „Bottle Flip“ sollte eine Flasche je nach Größe zu 20 bis 40 Prozent gefüllt sein. Das haben niederländische Studenten ermittelt, die das Internet-Phänomen physikalisch untersucht haben. Ihre Formel für den optimalen Flaschen-Salto präsentieren Erstsemestrige der Universität Twente jetzt im US-Fachblatt „American Journal of Physics“, wie die Hochschule mitteilte.

 

Spektrum.de: Die Fehlerkultur der Wissenschaft

Ein Mediziner hat eine ganze Reihe Studien frei erfunden, doch die Fachjournale tun sich schwer damit, seine Artikel zurückzuziehen. Es fehlen verbindliche Standards für den Umgang mit Korrekturen.

 

Deutschlandfunk Nova: Schlechte Karrierechancen Nachwuchswissenschaftler ohne Perspektive

Viele Studierende liebäugeln mit einer Karriere in der Wissenschaft oder denken zumindest über diese Möglichkeit nach. Die Bachelor-Arbeit fertig schreiben, den Master nachschieben und schließlich für die Promotion jahrelang ganz tief in ein Thema reinknien und forschen. Und was machen die jungen Frauen und Männer danach mit ihrem Doktortitel? Wie geht es für die Postdocs weiter?

 


 

Gesellschaft, Politik und Religion

 

Don Quijote im Abendland: 016 Organspende by Default

In dieser Episode lernen wir: Wenn der Kopf ab ist, dann ist der Mensch tot. Das Medizinstudium von Jan hat sich gelohnt. Thomas hat
Angst, dass sein Körper in aller Welt verteilt wird, obwohl der Kopf noch dran ist. Aber er glaubt ja auch, dass das neue Organspendegesetz eine Enteignung ist. Nur auf die Idee, dass man sich den Satz “Ich bin kein Organspender” auch tätowieren lassen kann, kam keiner.

 

addendum: Granderwasser – eine belebte Geschichte (Video, 10:40)

Von der Wissenschaft wegen seiner Unwirksamkeit aufs Schärfste kritisiert, hat es Grander bis zum heutigen Tag geschafft, sein Produkt an Privatkunden, Betriebe und sogar öffentliche Institutionen zu verkaufen. Für Privathaushalte liegen die Kosten für eine Granderbelebungsanlage zwischen 1.500 und 1.800 Euro. Unternehmen müssen sehr viel tiefer in die Tasche greifen. Die Kosten für eine Firmenanlage liegen im zweistelligen Tausenderbereich.

 

hpd: Indien – Schließung von sieben Mutter-Teresa-Kinderheimen

Nach Überprüfung durch die Behörden wurde im ostindischen Bundesstaat Jharkhand sieben katholischen Kinderheimen der von Mutter Teresa gegründeten Missionarinnen der Nächstenliebe die Lizenz entzogen. Bereits im Juni dieses Jahres hatten Verhaftungen wegen des Verdachts auf Kindesverkauf in den Einrichtungen der Ordensschwestern für Aufsehen gesorgt.

 

Der goldene Aluhut: Der goldene Aluhut 2018 – jetzt abstimmen!

Die Nominierungsphase ist vorbei, und nun gehts daran die diesjährigen Gewinner des Goldenen Aluhutes in fünf Kategorien zu finden. Vom 23.09.- 07.10.2018 (23:59) habt ihr nun die Chance für euren Favoriten abzustimmen! Die Sieger der jeweiligen Kategorien werden von uns benachrichtigt, und eingeladen ihren Preis am 30.10.2018 im Heimathafen Neukölln in Berlin persönlich entgegen zu nehmen.

 


 

Psiram

 

Aus dem Blog-Archiv (09/2008): Ärztekammer Hessen im Tiefschlaf – Fortbildungspunkte für Neue Germanische Medizin

Der Hamer-Anhänger Ernst-August Stemmann ist bei Esowatch kein Unbekannter. Neu ist allerdings, dass es für eine “Fortbildung” im “Gelsenkirchener Behandlungsverfahren” Punkte gibt. Eine Ärztekammer, die den jahrelangen Protest, die Hinweise auf äußerst dubiose Scharlatanmethoden auch seitens der Fachkollegen nicht zur Kenntnis nimmt, muss sich wohl im Tiefschlaf befinden und/oder keinerlei Interesse an seriöser Medizin haben.

 

Neu im Psiram-Wiki:

 


 

Video der Woche

 

#PlaceboMovie – Das Movie des Informationsnetzwerks Homöopathie (INH)

Direktlink: https://www.youtube.com/watch?v=pSk6xcSCKJ4

Psirama – Der Psiram-Wochenrückblick (KW 39, 2018)

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Leider hat es ein interessanter Artikel aus der FAZ (Grundlagenforschung: Ihre Mission heißt Innovation) heute nicht in unseren Wochenrückblick geschafft. Eine Allianz der Zeitungsverleger versucht derzeit auf europäischer Ebene das Recht durchzusetzen, dafür bezahlt zu werden, dass andere Medien für ihre Inhalte werben, obwohl oder gerade weil dieses sogenannte “Leistungsschutzrecht” bereits in Deutschland und Spanien gescheitert ist. Wir fügen uns diesem Wunsch und werden zukünftig keine Beiträge der großen Presseverlage mehr verlinken. Das ist allerdings kein ernsthaftes Problem, da es viele interessante Blogs, private Websites oder auch öffentlich-rechtliche Beiträge und internationale Angebote gibt. Vorschläge nehmen wir auf den üblichen Kanälen gerne entgegen (Hashtag #psirama) und freuen uns über jede Diskussion in Blog oder Forum sowie bei Twitter und Facebook.


 

Wissen und Forschung

 

Bilanz: Die Big-Data-Lüge

Kausalitätsbezüge herzustellen, ist gefährlich. Nur weil sich Faktor A und Faktor B parallel verändern, heisst das nicht, dass sie zusammenhängen. Statistiker haben über Jahrhunderte gelernt, falsche Korrelationen zu filtern. Algorithmen schaffen das bis heute nicht …. Der Computerforscher David Bailey umschreibt die Sache so: «Computer, die mit Big Data operieren, produzieren so schnell Unsinn wie nie zuvor.» … Zu viel Information hat ähnliche Auswirkungen wie zu wenig.

 

agrarheute: Kommentar: “Glyphosatstudie – neue Sau durchs Dorf getrieben”

Die Wissenschaftler betreiben mit dieser Studie eine interessante Grundlagenforschung, das steht außer Frage. Was sich aus diese Studie aber definitiv nicht ableiten lässt: Unsere Bienen wären durch die hierzulande erlaubten landwirtschaftlichen Anwendungen von Glyphosat gefährdet.

 

wissenschaftskommunikation.de: Wissenschaftsbarometer 2018 – die neuen Ergebnisse sind da!

Heute erscheint das Wissenschaftsbarometer 2018. Wir haben bei Projektleiterin Ricarda Ziegler nachgefragt, was die spannendsten und überraschendsten Ergebnisse der repräsentativen Bevölkerungsumfrage zu Wissenschaft und Forschung sind.

 

planeterde.de: Entwicklung über ein Massenaussterben hinweg

Die Sauropoden gehören zu den erfolgreichsten und bekanntesten Gruppen unter den Dinosauriern, so zählen Brachiosaurus oder Brontosaurus zu den ihren. Gemeinhin wird angenommen, dass die Tiergruppe sich im Jura entwickelte, nachdem ein Massenaussterben die Bühne für neue Tiergruppen frei geräumt hatte, und bis zum Ende des Dinosaurierzeitalters halten konnte. Mehrere Funde in jüngster Zeit haben dieses Bild jedoch in Zweifel gezogen. Offenbar gibt es viel mehr verbindende Linien zwischen Trias und Jura als vermutet.

 

Spektrum: Vince Ebert extrapoliert: Was wäre, wenn es keine Zufälle gäbe?

Nicht wenige Menschen sind der felsenfesten Überzeugung: »Es gibt keine Zufälle!« Alles in unserem Universum ist angeblich mit allem verbunden, und deshalb hat auch alles im Leben einen tieferen Sinn. Doch ist das wirklich so? Am ehesten akzeptieren wir das Auftreten des Zufalls beim Glücksspiel. Zumindest solange sich das Glücksspiel an das hält, was wir unter »Zufall« verstehen. 1913 geschah jedoch im Spielkasino von Monte Carlo etwas höchst Verblüffendes. An einem Roulettetisch kam die Kugel 26-mal hintereinander auf einem schwarzen Feld zum Liegen.

 

arxiv.org: Observation of an Unusual Upward-going Cosmic-ray-like Event in the Third Flight of ANITA (PDF)

We report on an upward traveling, radio-detected cosmic-ray-like impulsive event with characteristics closely matching an extensive air shower. This event, observed in the third flight of the Antarctic Impulsive Transient Antenna (ANITA), a NASA-sponsored long-duration balloon payload, is consistent with a similar event reported in a previous flight. These events may be produced by the atmospheric decay of an upward-propagating τ-lepton produced by a ντ interaction, although their relatively steep arrival angles create tension with the standard model (SM) neutrino cross section.

 


 

Gesundheit und Medizin

 

DAZ.online: 2017: Kassen gaben 10,5 Millionen Euro für Homöopathie aus

Die Diskussionen rund um die Apothekenpflicht und die Erstattung von Homöopathie flammen derzeit wieder auf. Im Streit um die Satzungsleistungen der Kassen berichtet die Stuttgarter Zeitung nun über spannende Zahlen: Dem Bericht zufolge haben die Kassen, die ihren Versicherten solche Angebote machen, im vergangenen Jahr insgesamt 10,5 Millionen Euro für die Homöopathie ausgegeben. Die Zahl der Kritiker in der Politik und im Kassenlager mehrt sich demnach.

 

DAZ.online: Spahn will Wahltarife für Homöopathie abschaffen

Das Bundesgesundheitsministerium will die Wahltarife der Krankenkassen über Arzneimittel der „besonderen Therapierichtungen“ abschaffen. Völlig überraschend hat das Ressort von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) einen Passus zur Abschaffung dieser Wahltarife in die Kabinettsvorlage des Termin- und Servicestellengesetzes (TSVG) aufgenommen. Dem Ministerium zufolge werden solche Tarife allerdings auch nur von wenigen Versicherten genutzt.

 

Homöopedia: Varianten der Homöopathie

Die Homöopathie besteht längst nicht mehr aus einem einzigen einheitlichen therapeutischen Ansatz, der von allen Homöopathen gleichermaßen verwendet wird. Heute existieren zahlreiche Formen der Homöopathie nebeneinander. Eine allgemeine Richtlinie oder Empfehlungen, welches Grundkonzept der Homöopathie unter welchen Voraussetzungen angewandt werden soll, gibt es nicht. Verschiedene Therapeuten vertreten hier teils diametral entgegengesetzte Standpunkte.

 

Onkel Michaels kleine Welt: Von Seepferdchen und Bärengalle – Unappetitliches aus der TCM-Küche

Fakt ist, dass für ein obskures und wissenschaftlich vollkommen unhaltbares Konzept weltweit Tiere barbarisch gequält und getötet werden. Aber es geht um Geld, viel Geld. Der Handel mit geschützten Tieren ist ein Milliardenmarkt und deswegen werden auch weiterhin Tiere gequält und getötet.

 

higgs: Keine Panik, wenn der Husten länger bleibt

Nach einer Erkältung kann noch wochenlang ein hartnäckiger Husten bleiben. Viele gehen damit zum Arzt, in der Hoffnung auf Hustenmedizin. Doch jetzt ist klar: Diese ist nutzlos.

 

Medical Tribune: Mit Cannabis geht es Schmerzpatienten eher schlechter als ohne

Patienten mit chronischen, nicht krebsbedingten Schmerzen scheinen kaum von Cannabis zu profitieren. Im Gegenteil: Nach vier Jahren Eigentherapie haben Hanfkonsumenten stärkere Schmerzen und häufiger Angst als die Kontrollgruppe.

 


 

Gesellschaft, Politik und Religion

 

Deutschlandfunk: Ist Angela Merkel die Tochter von Adolf Hitler? Was Verschwörungstheorien mit Religion zu tun haben

Sind Verschwörungstheorien eine Art Ersatzreligion? Der Journalist Christian Schiffer meint: es gibt zwar viele Parallelen, etwa den Glauben an eine Realität hinter der Realität. Doch wo religiöse Menschen Hoffnung sehen, sehen Verschwörungstheoretiker böse Mächte am Werk.

 

ORF Ö1: Ausflug ins Reich esoterischer Phantasmagorien (Audio, 9:30)

Radiokolleg – Die Wiederverzauberung der Welt, Esoterik zwischen Lifestyle und Pseudoreligion (Teil 1 von 4)

Warum aber sind esoterische Phantasmagorien so erfolgreich? Zum einen, darauf weisen Religionswissenschafter und Psychologen immer wieder hin, arbeiten Esoteriker an einer “Wiederverzauberung der Welt”, was in Zeiten eines platten Materialismus verführerisch auf viele wirkt. Zum anderen befördert die Esoterik narzisstische Allmachtsphantasien – eine Reaktion auf archaische Angst- und Ohnmachtsgefühle.

Teil 2: https://oe1.orf.at/player/20180925/529262
Teil 3: https://oe1.orf.at/player/20180926/529263
Teil 4: https://oe1.orf.at/player/20180927/529264

 

Deutschlandfunk: Ungleichheit als Gefahr für die Gesellschaft

Wann wird soziale Ungleichheit zu einem Risiko für den gesellschaftlichen Zusammenhalt? Dies ist eine der zentralen Fragen der neueren sozialhistorischen Forschung. Eine Erkenntnis: Entscheidend ist nicht die materielle Ungleichheit, sondern Chancengleichheit, am öffentlichen Leben teilzunehmen.

 


 

Psiram

 

Aus dem Blog-Archiv (06/2009): Der Herr der Schädel

Gestern begann am Landgericht Frankfurt der Strafprozeß gegen Dr. Reiner Protsch von Zieten. Ein Rückblick: Protsch von Zieten war über dreißig Jahre, seit 1973, Leiter des Instituts für Anthropologie der Universität Frankfurt, bis er 2004 wegen Unregelmäßigkeiten suspendiert wurde. In diesen 30 Jahren hatte es, zumindest seit Mitte der 80er Jahre, immer wieder Hinweise gegeben, dass es an dem Institut nicht so ganz mit rechten Dingen zuging. Mitarbeiter wunderten sich über die staubigen, da unbenutzten Apparaturen, andere über Merkwürdigkeiten bei seinen Veröffentlichungen oder die Art und Weise, wie bei ihm promoviert wurde. Insbesondere etwa 80 Zahnärzten verhalf er zur begehrten Urkunde. Auch wenn der eine oder andere etwas geahnt oder sogar gesagt haben mag vor der allgemeinen Aufdeckung, so war Protsch von Zietens Mittel der Wahl immer „Angriff ist die beste Verteidigung“ und er war es gewohnt, damit auch durchzukommen.

 

Neu im Psiram-Wiki:

 


 

Video der Woche

 

Vitamania – Wie viele Vitamine braucht der Mensch? | Doku | ARTE

Künstliche Vitamine sind ein Milliardengeschäft. Ob gesunde Menschen sie wirklich brauchen, ist umstritten. Sind Vitamine überdosiert, steigern sie in den schlimmsten Fällen das Krebsrisiko und können sogar lebensbedrohlich werden. In Entwicklungsländern oder bei bestimmten Mangelerscheinungen hingegen sind Vitamine dringend notwendig.

Direktlink: https://www.youtube.com/watch?v=IdGNSXZPVgg

Psirama – Der Psiram-Wochenrückblick (KW 40, 2018)

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Als Erklärung für die stetige Ausbreitung von Esoterik und irrationalen Überzeugungen liest man oft, dass diese als Ersatz für traditionelle religiöse und im Rückzug befindliche Glaubenssysteme dienen. Laut einer US-Umfrage vom vergangenen Jahr (diese Woche bei “Pew Research Center” veröffentlicht) ist unter Anhängern christlicher Konfessionen der Glaube an Reinkarnation, Astrologie, Wahrsagerei und ähnliche New-Age-Konzepte jedoch keineswegs weniger verbreitet als bei nichtreligiösen Menschen. Offenbar werden modernere Glaubenssysteme sogar gerne angenommen, obwohl sie den traditionellen christlichen Lehren widersprechen. Ist es wirklich so, dass wer an einen Unsinn glaubt, auch bereit ist, an jeden anderen Unsinn zu glauben? Diskussionen dazu sowie zu jedem anderen Thema im Forum, im Blog oder bei Twitter und Facebook sehen wir immer gerne, ebenso wie Linkvorschläge für die kommende Woche.


 

Gesellschaft, Politik und Religion

 

mimikama: Verschwörungstheorien: Trost in unfairer Welt

Personen mit bestimmten Persönlichkeitseigenschaften und kognitiven Ansätzen glauben eher an Verschwörungstheorien als andere. Zu diesem Fazit kommt Psychologe Josh Hart vom Union College. Er hat jetzt untersucht, was selbst die absurdesten Theorien für die Menschen so anziehend macht. Die Ergebnisse wurden im „Journal of Individual Differences“ veröffentlicht.

 

futurezone: Ein WLAN für das Übersinnliche

„Morphische Felder“ werden gerne verwendet, um esoterische Behauptungen zu untermauern. Naturwissenschaftlich gesehen gibt es sie nicht, interessant sind sie aber trotzdem. (Florian Aigner)

 

Newsweek: Abortions in Ireland Will Be Free for All Women, Just Months After Legalization Vote

Only months after a historic vote legalized abortion in Ireland, the country’s health minister has said new legislation will make the procedure free for all women. The May referendum was one of the most charged votes in the country’s history. For a land traditionally conservative with huge influence from the Catholic Church, the landslide victory for legalization was a prime example of how liberal voters are increasingly making their mark on legislation.

 

Pew Research Center: ‘New Age’ beliefs common among both religious and nonreligious Americans

Most American adults self-identify as Christians. But many Christians also hold what are sometimes characterized as “New Age” beliefs – including belief in reincarnation, astrology, psychics and the presence of spiritual energy in physical objects like mountains or trees. Many Americans who are religiously unaffiliated also have these beliefs.

 

T-Online: Studie zeigt Zahl der Selfie-Toten

Manche Menschen bringen sich für spektakuläre Selfies in lebensgefährliche Situationen. In sechs Jahren kamen durch riskante Selbstdarstellungen mehr als 250 Menschen ums Leben, zeigt eine Auswertung.

 


 

Gesundheit und Medizin

 

Daily Mail Online: Chiropractors’ neck ‘cracking’ could harm sight and cause bleeding inside the eye, medical experts warn

Neck ‘cracking’ carried out by chiropractors may cause sight problems and bleeding inside the eye, experts have warned. A medical journal has reported the case of a 59-year-old woman who suffered spots in her vision after an appointment with her chiropractor. She was found to have multiple haemorrhages in her eye – thought to have been caused by her forceful treatment.

 

Medical Tribune: Prädikat besonders wertlos: Fragwürdige Impfdoku macht auf seriös und sollte alle Ärzte auf den Plan rufen

Lebendimpfstoffe sind gut, Totimpfstoffe schlecht. Dieses Fazit gibt der Dokumentarfilm „Eingeimpft“ Eltern und jungen Paaren mit auf den Weg. Regisseur David Sieveking hat sich bei seiner Recherche offenbar mit allgemeinem Forschungsmisstrauen angesteckt.

 

higgs: Nicht Big Pharma treibt das dreckige Geschäft – sondern Impfgegner

Vernünftige Gründe, seine Kinder nicht zu impfen, gibt es nicht. Wer nicht impft, ist ein Schmarotzer unserer Gesellschaft. Und tritt ein 222-jähriges Erfolgsmodell der Medizin mit Füssen.

 

Skeptical Raptor: Gluten-free foods for children – are they actually healthy?

There are many food and nutritional fads floating around the internet that have limited scientific or medical evidence supporting their nutritional usefulness. One of them is the gluten-free diet that has become one of the most prevalent, and annoying, food crazes.

 

Edzard Ernst: Not a Nobel, but it’s a start: a homeopathic product receives a highly prestigious award

The Australian Consumers’ Association ‘CHOICE’ reviews everyday items like aspirin, detergents and instant coffee – but also major purchases like cars and washing machines. Each year, CHOICE awards ‘SHONKIES’ (from ‘shonky‘ = dishonest, unreliable, or illegal, especially in a devious way). CHOICE receive hundreds of nominations for Shonky products and services from CHOICE members and staff. While some Shonky nominees may not be breaking laws or breaching regulations – though sometimes they are – they believe that consumers deserve better products and services.

 


 

Wissen und Forschung

 

Deutschlandfunk Nova: Hund: Keine Intelligenzbestie – aber perfekter Mitbewohner (Audio, ca. 6 Minuten)

Eine neue Studie kommt zum Schluss: Hunde sind nicht so intelligent, wie Frauchen oder Herrchen vielleicht denken. Ein Problem für das Zusammenleben von Mensch und Hund ist das allerdings nicht.

 

Wissenschaft im Dialog: #Einhorntalks No 7 mit Eckart von Hirschhausen

Unser Gast beim siebten Einhorntalk (Link zum Video) ist Dr. Eckart von Hirschhausen. Er ist Moderator, Mediziner, Kabarettist und Schriftsteller. Beim diesjährigen 11. Forum Wissenschaftskommunikation wird er eine Keynote zum Thema Humor in der Wissensvermittlung halten. Im Vorfeld dazu haben wir mit ihm gesprochen, warum Humor eine gute Möglichkeit für Wissenschaftskommunikation ist, über schwierige Zielgruppen und warum wir mehr Wirksamkeitsforschung in der Wissenschaftskommunikation betreiben sollten.

 

higgs: «Naturbelassenheit ist ein zu romantischer Begriff»

Als Direktor des Forschungsinstituts für Biologischen Landbau FiBL hat Urs Niggli jahrelang für eine umweltgerechte Landwirtschaft gekämpft. Und er beginnt sich immer mehr zu fragen, ob moderne biotechnische Methoden nicht auch zu Bio passen würden.

 

Fischblog (SciLogs): Warum es 2018 immer noch keinen Chemie-Nobelpreis für CRISPR/Cas9 gibt

Bisher war ich ja hundert Prozent sicher, dass es so bald keinen Nobelpreis für CRISPR/Cas9 geben würde. Warum? Weil sich die beteiligten Leute und Universitäten jahrelang vor Gericht um die Patentrechte geprügelt haben. Das Nobelkomitee hat ganz sicher keinen Bock, die eigene Nobelpreis-Pressemitteilung zwei Wochen später in der Urteilsbegründung eines milliardenschweren Rechtsstreits zu lesen.

 

The Atlantic: When Milk Was Full of Calf Brains – A very short book excerpt

We tend to think of our 19th-century forefathers thriving on farm-fresh produce and pasture-raised livestock, happily unaffected by the deceptive food-manufacturing practices of today. In this we are wrong. Milk offers a stunning case in point. By mid-century, the standard, profit-maximizing recipe was a pint of lukewarm water for every quart of milk—after the cream had been skimmed off. To whiten the bluish liquid, dairymen added plaster of paris and chalk, or a dollop of molasses for a creamy gold. To replace the skimmed-off layer of cream, they might add a final flourish of pureed calf brains.

 


 

Psiram

 

Aus dem Blog-Archiv (10/2010): Nachtmilchkristalle, Melatonin, The Guardian und der Rest der Welt

Heute Nacht wunderten sich einige unserer ständig herumschnüffelnden Nachteulen darüber, dass plötzlich zahlreiche Zeitungen von England über Russland und Taiwan auf Esowatch verlinkten. Es stellte sich heraus, dass das Interesse einem bislang wenig beachteten EsoWatch-Artikel über so genannte Nachtmilchkristalle galt, dem Magermilchpulver nächtens gemolkener Kühe, die tagsüber künstlich beleuchtet werden.

 

Neu im Psiram-Wiki:

 


 

Video der Woche

 

How is Immunotherapy Used to Fight Cancer? | Dana-Farber Cancer Institute | Science Illustrated

How does immunotherapy fight cancer? If you take the brakes off the immune system, you can unleash an attack on cancer cells. That’s the theory behind PD-1/PD-L1, a vitally important immunotherapy discovery illustrated in this video.

Direktlink: https://www.youtube.com/watch?v=AbmEt_E8kfo


Psirama – Der Psiram-Wochenrückblick (KW 41, 2018)

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Ein zentrales Motiv der Pseudomedizin: Wenn du nicht gesund wirst, bist du selbst daran schuld. Oft kommt diese Aussage nicht so direkt daher, versteckt sich aber trotzdem in vielen Aussagen von Homöopathen, Wunderheilern, Heilpraktikern und anderen Quacksalbern. Sie lautet dann etwa so: “Dein Körper wird die heilende Energie empfangen, wenn er bereit dazu ist”. Das klingt doch gleich viel freundlicher, oder? Es ist aber nicht minder menschenverachtend, erlegt es doch dem Patienten alleine die Last auf, für Erfolg oder Misserfolg einer Behandlung verantwortlich zu sein. Noch unerträglicher wird es, wenn einer an Krebs erkrankten Person eingeredet wird, sie verfüge über eine “Krebspersönlichkeit” und habe etwa durch “negative Gedanken” selbst diese Krankheit herbeigeführt oder zumindest begünstigt. Letztendlich ist das Ziel solcher Aussagen immer, den Behandler von der Verantwortung zu entbinden, Therapien anzuwenden, die nachweislich zu einer Heilung oder Linderung führen. Geht es gut aus, liegt es am Behandelnden. Läuft etwas schief, ist es die Schuld des Patienten. Wie schon Hahnemann ein umfassendes System zur Absicherung seiner Aussagen aufgestellt hat, wird im Blog von “Onkel Michael” beschrieben. Fallen Euch ähnliche pseudomedizinische Aussagen ein? Dann hinterlasst uns doch einen Kommentar im Blog, bei Twitter und Facebook oder im Forum – gerne zusammen mit einem Linkvorschlag für den nächsten Wochenrückblick (#psirama).


 

Gesundheit und Medizin

 

Relativer Quantenquark: Homöopathie und die Quantendynamik des (Kopf-) Schüttelns

In den vergangenen Wochen geisterte durch diverse Homöopathiegruppen auf sozialen Netzwerken ein englischsprachiger Artikel mit dem Titel „Die Quantendynamik der homöopathischen Verschüttelung“, der einmal wieder die Wirksamkeit von Homöopathie auf Basis der Quantenmechanik begründen will. Dementsprechende Ideen, üblicherweise basierend auf der Verschränkung oder dem Welle-Teilchen-Dualismus, habe ich hier ja schon das eine oder andere Mal auseinandergenommen.

 

WDR 5: Homöopathie hilft nicht bei Erkältung

Die Erkältungssaison hat begonnen. Und wenn Kinder krank werden, wollen Eltern ihnen “natürlich” helfen. Allerdings: Homöopathische Mittel sind da nicht die beste Wahl. Das sagen Wissenschaftler.

 

Informationsnetzwerk Homöopathie: Die Legende von den fünfmal acht Ratten

Die Arbeit zieht das Fazit, dass homöopathische Hochpotenzen auf der Basis von Rhus-Toxicondendron (Giftefeu, ein traditionelles homöopathisches Remedium für Schmerzsymptomatiken) mindestens so wirksam sei wie das Medikament Gabapentin bei der Reduzierung von Schmerzen und ihrer molekularen Korrelate (d.h. Veränderungen im zellulären Signalweg), sowohl in Experimenten an Zellen (in vitro) als auch im Tierversuch mit Ratten. Einmal mehr verkündeten Teile der homöopathischen Szene (verbunden mit der Übertreibung, der Beitrag sei unmittelbar bei “Nature” erschienen) den ultimativen Durchbruch in dem Bemühen, Homöopathie „wissenschaftlich“ zu beweisen.

 

Übermedien: Homöopathie-Reklame in „Lisa“: Ein „Fehler“ mit Ungereimtheiten

Homöopathie ist bei Frauenmagazinen ein beliebtes Thema – auch das Burda-Magazin „Lisa“ veröffentlichte im Mai auf seiner Webseite einen Artikel über die Lehre Samuel Hahnemanns. Unter der Überschrift „Entschlüsselt: Warum Homöopathie so gut hilft“ heißt es, dass fast 60 Prozent der Deutschen am eigenen Leib spürten, dass die über 200 Jahre alte Homöopathie ihnen helfe – selbst wenn die Mediziner sich angeblich noch streiten würden.

 

Scinexx: Schummelei in Homöopathie-Studie?

Verdächtige Fehler: Eine vor kurzem erschienene Studie zur Wirksamkeit von Homöopathie ist unter heftigen Beschuss geraten. Die Experimente an Zellkulturen und Ratten sollten zeigen, dass ein homöopathisches Pflanzenpräparat gegen Nervenschmerzen hilft. Doch jetzt haben mehrere andere Wissenschaftler verdächtige Fehler in Grafiken und Daten des Fachartikels aufgedeckt. Sie wecken Zweifel an der Echtheit der Daten und der Seriosität der Studie.

 

Spektrum.de: Grams’ Sprechstunde: Die Wohlfühl-Mythen der Impfkritik

Es ist wieder Grippezeit. Und wie jedes Jahr haben nicht nur die Viren, sondern auch die Mythen rund um die Grippeimpfung Hochsaison: »Ich lass mich nicht impfen, davon wird man doch erst recht krank«, »Der Grippe-Impfstoff letztes Jahr, der war ja so schlecht, da wurde doch absichtlich gepfuscht« oder »Da gab’s grad wieder einen Riesenskandal, besser, man lässt die Finger von allem, was Big Pharma uns aus Profitgier andrehen will«. So hört man es überall, vom Kindergarten bis zum ärztlichen Wartezimmer.

 

Onkel Michaels kleine Welt: Die ultimative Rückversicherung des Samuel Hahnemann

Interessant ist die Fußnote zum §260, in der Samuel Hahnemann all jene Hindernisse der Heilung aufzählt. […] Diese Fußnote ist nun ein wirklicher Kunstgriff, mit der Hahnemann dafür sorgt, dass jede Kritik an der sogenannten „Homöopathie“ abgeschmettert werden kann. Im Zweifelsfall hat sich der Patient einfach nicht an diese ausgeklügelten Vorschriften gehalten und ist somit selbst schuld, wenn er nicht geheilt wird. Diese Fußnote stellt eine ultimative Rückversicherung dar. Bei Monopoly wäre sie die berühmte „Du kommst aus dem Gefängnis frei-Karte“.

 


 

Gesellschaft, Politik und Religion

 

taz: Verschwörungstheorien auf YouTube – Mit jedem Klick weiter nach rechts

Gerade einmal zwei Klicks brauchte es, um auf YouTube knietief irgendwo zwischen AfD und rechten Verschwörungstheorien zu landen. Wenige Tage nach den Hetzjagden von Chemnitz war es, als Ray Serrato das herausfand. Er sei von diesem Ergebnis seiner Datenanalyse schon „etwas schockiert“ gewesen, sagt er.

 

tagesschau.de: Entwaffnung von “Reichsbürgern” stockt

Die Entwaffnung von Reichsbürgern, die den Staat und die Verfassung ablehnen, kommt nur schleppend voran. Nach Recherchen von NDR und “SZ” dürfen noch immer mehr als 600 von ihnen Pistolen und Gewehre besitzen.

 

Aktienrunde: Skyway Capital – seriös oder Betrug?

Das sieht ganz nach einer Luftnummer und einem klassische Betrugsschema aus. Die Indizien sprechen für sich: Verschleierung der tatsächlich bisher investierten Gelder, keine klaren Hinweise auf die Verantwortlichen und absolut absurde Renditeversprechen. So neu wie dargestellt, sind die Ideen auch nicht. Einige der vorgestellten Konzepte sind schon über 100 Jahre alt.

Wiki: https://www.psiram.com/de/index.php/SkyWay

 

RollingStone: Xavier Naidoo ganz unten: Der Aluhut wird Juror bei „DSDS“

Bald wird Xavier Naidoo seine Verschwörungstheorien dem Dieter ins Ohr flüstern können: Der Soulmusik-Imitator kommt in die Jury von „Deutschland sucht den Superstar“

Wiki: https://www.psiram.com/de/index.php/Xavier_Naidoo

 


 

Wissen und Forschung

 

higgs: Warnruf für mehr Klimaschutz

Es ist nur ein Unterschied von einem halben Grad, doch der Effekt wäre gross: Wenn es der Menschheit gelingt, die Erderwärmung auf 1,5 Grad anstatt auf zwei Grad Temperaturanstieg zu begrenzen, würden weniger Ökosysteme zerstört und der Meeresspiegel würde bis ins Jahr 2100 um zehn Zentimeter weniger ansteigen. Das klingt nach wenig, doch es hiesse, dass zehn Millionen Menschen weniger von Überflutungen bedroht sind.

 

Spektrum.de: Steinkohlebergbau: Pumpen für die Ewigkeit

Für den Steinkohlebergbau ist noch lange nicht Schicht in Deutschland. Um ein Volllaufen zu verhindern, müssen die Schächte ausgepumpt werden – mit jährlichem Millionenaufwand. Sonst drohen Schäden an der Oberfläche und eine Kontamination des Grundwassers.

 

Quanta Magazine: Famous Experiment Dooms Alternative to Quantum Weirdness

Oil droplets guided by “pilot waves” have failed to reproduce the results of the quantum double-slit experiment, crushing a century-old dream that there exists a single, concrete reality.

 


 

Psiram

 

Aus dem Blog-Archiv (01/2015): Die Natur der Pestizide

Pestizide in Lebensmitteln: kaum ein anderes Thema sorgt mehr für Verunsicherung und latente Ängste bei Nahrungsmitteln, möchte man sich doch gesund ernähren und nicht durch Lebensmittel vergiftet werden. Einer der wichtigsten Gründe, warum pflanzliche Lebensmittel aus biologischem Anbau bevorzugt werden, ist eine vermeintliche Pestizidfreiheit. Pestizide gelten als Sinnbild einer an Profit orientierten Landwirtschaft, in der Erträge und Umsatz höher gewichtet werden als der Schutz von Mensch und Umwelt.

 

Neu im Psiram-Wiki:

Reinhard Mitter https://www.psiram.com/de/index.php/Reinhard_Mitter
Mesmerismus (Überarbeitung) https://www.psiram.com/de/index.php/Mesmerismus

 


 

Video der Woche

 

Duell im Reich der Mikroben – Koch und Pasteur | Doku | ARTE

Robert Koch und Louis Pasteur – der eine Deutscher, der andere Franzose – waren schon zu Lebzeiten Legenden. Der erbitterte Wettbewerb der beiden Rivalen bescherte der Menschheit bahnbrechende Fortschritte im Kampf gegen Tuberkulose, Tollwut, Pest, Cholera, Wundstarrkrampf und Diphterie. Ihre gemeinsame Erkenntnis: Krankheiten werden durch Keime übertragen.

Direktlink: https://www.youtube.com/watch?v=DmZtIa3avMA

Psirama – Der Psiram-Wochenrückblick (KW 42, 2018)

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Wer sich kritisch mit Pseudomedizin beschäftigt, entdeckt schnell einen grundlegenden Widerspruch: Einerseits will man sich der wissenschaftlichen Betrachtung entziehen und behauptet, die angeblichen Erfolge des jeweiligen Verfahrens entzögen sich den üblichen Forschungsmethoden (“noch nicht wissenschaftlich belegbar”), andererseits werden aber wissenschaftlich klingende Begriffe verwendet. Alles hat irgendwas mit Energie, Schwingungen, Magnetismus, Quanten oder Nanoteilchen zu tun. Was diese Begriffe bedeuten, wissen die Anbieter meist selbst nicht und es dürfte ihnen auch egal sein. Mit solchen Buzzwords soll nur der Verkauf gefördert werden. Auch und gerade in der Homöopathie wird gerne mit scheinwissenschaftlichen Wörtern gearbeitet, um ihre Funktionsweise zu erklären. Wie das aussieht und warum es Unsinn ist, erklärt die Homöopedia. Für die kommende Woche bitten wir wie immer um Linkvorschläge und freuen uns über Diskussionen (#psirama) auf den üblichen Kanälen.


 

Wissen und Forschung

 

Edinburgh Research Explorer: Cues to lying may be deceptive (PDF)

Are the cues that speakers produce when lying the same cues that listeners attend to when attempting to detect deceit? We used a two-person interactive game to explore the production and perception of speech and nonverbal cues to lying. In each game turn, participants viewed pairs of images, with the location of some treasure indicated to the speaker but not to the listener. The speaker described the location of the treasure, with the objective of misleading the listener about its true location; the listener attempted to locate the treasure, based on their judgement of the speaker’s veracity. In line with previous comprehension research, listeners’ responses suggest that they attend primarily to behaviours associated with increased mental difficulty, perhaps because lying, under a cognitive hypothesis, is thought to cause an increased cognitive load.

 

Space.com: When Will We Find Planet Nine?

Planet Nine is probably just playing hard to get. Evidence of a big, unseen world in the extreme outer solar system continues to mount. Take the recent discovery of the distant dwarf planet 2015 TG387, known as “The Goblin.” This world’s highly elliptical orbit appears to have been sculpted by the gravity of a sizable planet way out there in the dark depths — as have the orbits of more than a dozen other faraway objects, researchers say.

 

nature: Real-life stories of online harassment — and how scientists got through it

Researchers who study topics such as climate change and vaccines can become targets of online behaviour ranging from threatening e-mails to coordinated social-media attacks. Nature asked researchers who have been digitally harassed what they’ve learnt from the experience.

 

BR Wissen: Radon – Die unsichtbare Gefahr aus dem Untergrund

Man kann es nicht sehen, nicht fühlen, nicht riechen oder schmecken. Das Edelgas Radon ist jedoch die zweithäufigste Ursache für Lungenkrebs. Über den Boden kann das natürlich vorkommende radioaktive Gas in Häuser eindringen.

 


 

Gesundheit und Medizin

 

Gizmodo UK: This Year’s ‘Worst Pseudoscience Award’ Goes to Anti-Vax Fraud Andrew Wakefield

Around this time last year The Skeptic Magazine awarded its Rusty Razor Award, designed to highlight the world’s worst pseudoscience, to Gwyneth Paltrow’s ‘wellness’ brand Goop. Because it had been peddling a bunch of non-scientific shit, some of which led to the company being fined for false advertising. The award is back again as part of this year’s ‘Ockham Awards’, and it’s just been announced that the infamous anti-vax activist (and former Doctor) Andrew Wakefield is the recipient.

 

Homöopedia: Nanopartikel

Gefragt nach einer hypothetischen Möglichkeit für einen Wirkmechanismus für ihre durch das wiederholte Verdünnen letztlich wirkstofffreien Hochpotenzen, verweisen verschiedene Homöopathen und Verbände auf eventuell auch in den Hochpotenzen vorhandene Nanopartikel.[1] Basis für diese Aussage sind nur einige wenige Veröffentlichungen. Die darin enthaltenen Messergebnisse erweisen sich bei genauer Betrachtung als wenig aussagekräftig und widersprüchlich, die aufgestellten Hypothesen als sehr spekulativ. Insgesamt weisen Herstellung oder Anwendungen von Nanopartikeln in Industrie und wissenschaftlicher Medizin mit der Homöopathie nur sehr oberflächliche Ähnlichkeiten auf. Bei genauerer Betrachtung der Verfahren ergeben sich deutliche Unterschiede.

 

MedWatch: Präsident der Berliner Ärztekammer will Homöopathie-Fortbildungen nicht mehr anerkennen

Derartige fragwürdige Fortbildungen sollen zukünftig nicht mehr das offizielle Siegel der Ärztekammer Berlin und somit keine Fortbildungspunkte mehr erhalten, sagte am gestrigen Mittwoch ihr Präsident Günther Jonitz auf einer Veranstaltung der Berliner Wirtschaftsgespräche. Er betont, dass Homöopathika nicht besser wirken als Placebos. „Es gibt kein Gebiet in der Medizin, in dem es so viel Evidenz gibt, dass es nicht wirkt“, erklärte der Chirurg, der auch Mitglied im Vorstand der Bundesärztekammer ist.

 

report München (ARD): Dubiose Bioresonanz – Wie mit fragwürdigen Untersuchungen Verbraucher verunsichert werden

In Apotheken, bei Heilpraktikern, Ernährungsberatern und Reformhäusern wird bundesweit für eine neuartige Bioresonanzuntersuchung geworben. Ohne Blutabnahme liefert der Test über 200 Gesundheitsparameter. Experten haben die Testgeräte untersucht. „Alles Humbug“, so ihr Fazit. Einziger Sinn der Tests: Verbrauchern möglichst viele Nahrungsergänzungsmittel zu verkaufen. (16.01.2018)

 

Medical Tribune: „Homöopathie hat in einer seriösen Apotheke nichts zu suchen“

Dr. Christian Lübbers ist bekennender Globuli-Gegner und tritt für eine „ehrliche Medizin“ ein. Im Interview erklärt er, wie Apotheker und Mediziner Patienten im Umgang mit homöopathischen Arzneimitteln beraten müssten.

 

Spektrum.de: Grams’ Sprechstunde: Hilfe, man will uns vergiften!

Warum ist eigentlich die Ansicht so weit verbreitet, dass Medikamente der »Schulmedizin« weitaus mehr schaden würden als nutzen, auch zu hören in der Variante, ihre Wirkungen würden gegenüber ihren Nebenwirkungen sozusagen kaum ins Gewicht fallen? Neulich, während eines Live-Interviews, äußerte eine ältere Dame mir gegenüber eine recht weit verbreitete Ansicht: »Menschen werden nur im Kopf gesund! Es kann ja sein, dass ein Arzt ein richtiges Medikament für eine richtige Diagnose verschreibt, und dann wird man trotzdem nicht gesund, weil im Kopf der Glauben fehlt.«

 

Onkel Michaels kleine Welt: Tina Turners Niere und eine klassische Therapieverschleppung

Die Behandlung ging so lange gut, bis ihr ein Freund einen homöopathischen Arzt in Frankreich empfahl und Frau Turner darauf ansprang sich „alternativ“ heilen lassen wollte. Diese „Alternative“ brachte sie zwar an den Rand des Grabes und die ach so böse Schulmedizin musste die Kastanien aus dem Feuer holen, aber das ist ja alles nicht so wild.

 

nature: The biggest pandemic risk? Viral misinformation

A century after the world’s worst flu epidemic, rapid spread of misinformation is undermining trust in vaccines crucial to public health, warns Heidi Larson.

 


 

Psiram

 

Aus dem Blog-Archiv (02/2016): Die Schule der Wahrheit

Bereits in der Schule werden unsere Kinder indoktriniert, mit Chemikalien oder Nanopartikeln vergiftet und durch systemkonformes, dogmatisches Unterrichtsmaterial auf ein Leben als Sklave in einer Welt voller Illuminaten und Reptiloiden abgerichtet. Nur so können die allmächtigen Eliten sicherstellen, dass die heutigen Schüler später als Erwachsene alles glauben, was in der Lügenpresse steht und niemals zum Himmel schauen, um die flächendeckende Verseuchung mit Chemtrails zu entdecken.

Doch nun gibt es endlich eine Schule, die dabei hilft, Kinder zu aufgewachten Wahrheitssuchern zu erziehen, die frühzeitig lernen, Belege und Argumente zu erkennen, zu bekämpfen und die geheimnisvollen Zeichen der unterdrückerischen Herrscher zu deuten.

 

Neu im Psiram-Wiki:

 


 

Video der Woche

 

Schau das doch bei Google nach – Christoph & Lollo – offizielles Musikvideo

Direktlink: https://www.youtube.com/watch?v=VWHSdRB25Zg

In nicht eigener Sache: Kennen Sie Stuart Styron?

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Sehen Sie, wir auch nicht.

Stuart Styron (geb. 1975 in Arnsberg) ist ein deutsch-aramäischer Künstler und staatl. anerk. Schauspieler … dem es bisher nicht gelang, die Relevanzhürden der deutsch- oder englischsprachigen Wikipedia zu überwinden. Das scheint ihn zu allerlei Aktivitäten anzuspornen, die deutlich über die zehn Gebote oder die Lehre des Engelwerks hinausgehen. So bildet Herr Styron sich u.a. ein, von uns verfolgt zu werden. Er irrt in seinem Eifer; wir empfehlen diesem Detektiv, sich um eines oder mehrere der ausgelobten Kopfgelder zu bemühen.

Wie wir darauf kommen? Uns hatte eine Nachricht erreicht, die dann leider fast einen Monat lang nicht weiter bearbeitet wurde: Herr Wolfgang Kirchmeier aus Riemerling, mit dem wir nie zuvor in Kontakt standen, bat um die Bestätigung, mit dem Projekt Psiram nichts zu tun zu haben. Anlass: Kirchmeier ist Autor eines Buches über die Sekte „Engelwerk“. Nun wird er von dem der Sekte nahestehenden Styron als „Kopf von Psiram“ bezeichnet und beschimpft.

Eine Rundfrage im Team ergab, dass niemand von uns Herrn Kirchmeier kennt. Daher können wir seinem Wunsch gerne nachkommen:

“Auf Anfrage von Herrn Wolfgang Kirchmeier, Georginenstraße 24 in D-85521 Riemerling, teilen wir mit, dass Herr Kirchmeier nicht am Projekt Psiram beteiligt ist; insbesondere ist er nicht ‘Leiter’ oder ‘Kopf’ von Psiram.”

Das Psiram-Team

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Zur Sache wollen wir aber gleich noch etwas klarstellen: Die Leitung von Psiram ist für kleine Erdenwürmer grundsätzlich gar nicht identifizierbar.

Psirama – Der Psiram-Wochenrückblick (KW 43, 2018)

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In einem Blogbeitrag aus dem Jahre 2016 kritisiert Edzard Ernst die Globuli-Kritiker dafür, es bei ihrer Argumentation an Präzision fehlen zu lassen. Dazu nennt er sieben typische Anti-Homöopathie-Argumente und zählt die darin vorhandenen Fehler bzw. Unvollständigkeiten auf. Nun ist es bekanntermaßen einfach, in kurzer Zeit eine Menge Unsinn zu behaupten. Homöopathie-Anhänger sind darin wahre Meister. Gegenargumente sollten allerdings auf Fakten basieren und sauber recherchiert sein, was ungleich schwieriger und aufwändiger ist. Wieviel Aufwand soll man also betreiben, um Falschaussagen zu korrigieren? Lohnt sich das überhaupt? Würde es vielleicht ebenso funktionieren, Bullshit mit Gegenbullshit zu kontern? Wir wüssten gerne, wie Ihr darüber denkt. Und natürlch wünschen wir uns auch wieder Link-Vorschläge für die kommende Woche (#psirama).


 

Wissen und Forschung

 

Salonkolumnisten: Das „100 Prozent Bio“-Märchen

Beispiele aus Asien zeigen angeblich, dass es möglich ist, auf synthetische Pflanzenschutzmittel und Mineraldünger zu verzichten und dennoch gute oder sogar bessere Ernten einzufahren. Doch die Realität sieht anders aus.

 

pro-physik.de: Urknall in der Ionenfalle

Am Anfang war die Welt wüst und leer. In den Augen eines theoretischen Physikers wie Ralf Schützhold, Forscher am Helmholtz-Zentrum Dresden-Rossendorf (HZDR) und Professor an der TU Dresden, stimmt diese Aussage nur bedingt. Denn die Theorien erklären zwar, wie das Universum, das wir heute kennen, sich nach dem Urknall in einer Art Inflations­phase unvorstell­bar rasch vergrößerte. „Nur war das Vakuum in diesen ersten winzigen Bruch­teilen von Sekunden nicht völlig leer, sondern es gab dort Fluktuationen“, erklärt Schütz­hold.

 

wissenschaftskommunikation.de: Die Quadratur des Kreises

Forschende sind in den Medien wenig präsent. Muss sich das ändern? Und erweisen sie der Wissenschaft damit einen guten Dienst? Im Gastbeitrag diskutiert Beatrice Dernbach das Für und Wider und startet damit unseren neuen Schwerpunkt „Forschende in den Medien“.

 

Max-Planck-Gesellschaft: Krähen stellen Werkzeuge aus mehreren Komponenten her

Ein internationales Team von Wissenschaftlern des Max-Planck-Instituts für Ornithologie in Seewiesen und der Universität Oxford haben herausgefunden, dass Geradschnabelkrähen mehrere, für sich alleine zu kurze Elemente kombinieren, um an einen Leckerbissen heran zu kommen – eine Fähigkeit, die bisher nur bei Menschen und Menschenaffen beobachtet wurde. Die Krähen können also neuartige Probleme schnell und flexibel lösen. Welche Vorgänge dabei im Gehirn ablaufen, ist jedoch noch unklar.

 

Spektrum.de: Meereskunde: Dem Ozean geht die Luft aus

In den tropischen und subtropischen Meeren existieren in mittleren Tiefen riesige sauerstoffarme Zonen. Im Zuge des Klimawandels dehnen sie sich immer stärker aus. Auch in Küstenregionen entstehen durch Stickstoffbelastung aus der Landwirtschaft lebensfeindliche Zonen ohne Sauerstoff – mit verheerenden Folgen für das marine Ökosystem.

 

Radio Dispositiv: Wissen schaffen – Florian Aigner im Interview

Nach Selbstdefinition ist Florian Aigner Physiker, Wissenschaftserklärer und Autor. Mit ganzem Herzen der Aufklärung verpflichtet, zieht er leidenschaftlich gegen jede Form von Aberglauben zu Felde. Im Kampf für ein faktenbasiertes Dasein sind Witz und Ironie oftmals seine schärfsten Waffen. Im Interview erläutert er, wie das Schaffen von Wissen sich historisch entwickelt hat und bis heute funktioniert. Insbesondere setzt er dabei auf die Selbstreinigungskraft der Lehre von Irrtum, Täuschung und Betrug.

 


 

Gesundheit und Medizin

 

Edzard Ernst: When sceptics (or skeptics) criticise homeopathy, they are often wrong

Yes, this post might come as a surprise to some. And no, I am not changing sides in the debate about homeopathy. But I have long felt that, when sceptics criticise homeopathy, they often wrong-foot themselves by using arguments which are not entirely correct. Here I want to list seven of them. (Dezember 2016)

 

Daily Beast: The Bogus Medicines the Feds Have No Plan to Stop

Homeopathic products are big business, grossing at least $3 billion a year. A 2007 survey estimated that 3.9 million adults and 910,000 children used them. These figures have only increased during the past 10 years. One uncomfortable fact about homeopathic products, which are substances meant to treat patients by mimicking the symptoms of an illness, is that the Food and Drug Administration (FDA) doesn’t regulate them.

 

Science alert: Because of Anti-Vaxxers, 37 People in Europe Have Died of Measles This Year

An outbreak of measles is rampaging across Europe, taking a huge toll. In the first six months of 2018, there were 41,000 recorded cases of the easily preventable viral infection.

 

addendum: Schaden Pestizide der menschlichen Gesundheit?

Hersteller bezeichnen sie als Pflanzenschutzmittel und betonen ihre Unerlässlichkeit für die Ernährung der Welt. Kritiker bevorzugen den Begriff Pestizide und weisen auf ihre gesundheitlichen und ökologischen Gefahren hin. Was das Thema so schwierig macht: Beide haben recht. Streng genommen kann man alle Stoffe, die unerwünschte Organismen abtöten, als Pestizide bezeichnen. Dazu zählen Substanzen zur Beseitigung von Schnecken, Würmern, Nagetieren, Läusen und sogar Holzschutz- und Händedesinfektionsmittel.

 

Der Chemische Reporter: 10:23 – Wo das Mol beginnt und die Homöopathie endet

Jedes Jahr treffen sich am 23. Oktober (oder am Sonntag davor) Menschen in Deutschland, um um 10.23 Uhr gemeinsam eine Überdosis von homöopathischen Mitteln zu schlucken. Darunter befinden sich Substanzen wie zum Beispiel Salpetersäure, die angeblich „die Leistungsbereitschaft in kritischen Momenten“ erhöhen soll.

 

BR Kontrovers: Dubiose Bioresonanz (Video, 13:44)

“Gesundheit ist messbar”, so werben Hersteller für Bioresonanzgeräte. In 90 Sekunden bis zu über 200 Parameter, ohne Blutabnahme, schmerzfrei. Eine medizinische Sensation? Nein, sagen Kritiker, hier werde gar nichts gemessen. Vielmehr gehe es um den Verkauf von Nahrungsergänzungsmittel!

 

Krautreporter: Wie du falsche Gesundheitsexperten durchschaust

Viele Menschen vertrauen dem Medizinbetrieb nicht mehr und suchen nach Alternativen. Besonders verletzlich sind Kranke, denen kein Arzt mehr helfen kann. Das nutzen skrupellose Pseudo-Heiler aus, die nutzlose und teilweise gefährliche Mittel im Internet verkaufen. Ich muss mich sehr zusammenreißen, um nicht in Rage zu geraten.

 


 

Gesellschaft, Politik und Religion

 

Vice: How to Get a Friend Out of an MLM

According to Ross, most destructive cults and MLMs share three defining characteristics, initially popularized by Psychiatrist Robert Jay Lifton: 1. A charismatic leader who is worshipped and revered. 2. A culture of coercive persuasion or thought reform, in which all members of the group are taught to think alike and isolate themselves from anyone who questions their devotion. 3. Sexual, economic or other forms of exploitation of group members by leaders.

 

hpd: Hirnpsychologische Fehlleistung: US-Präsident Trump weigert sich weiter, Klimawandel anzuerkennen

Alles Quatsch, sagt Donald Trump. Das schließt er nicht etwa aus anderen, besseren Studien mit noch präziseren Daten, die den Klimawandel in Frage stellen würden. Nein, sein Bauchgefühl habe es ihm verraten. Dazu verwies der US-Präsident auf seinen Onkel, den Physiker und Elektrotechniker John Trump. Der ist schon 1987 verstorben, und über Klimawandel haben sich die beiden auch nie unterhalten, wie Neffe Donald einräumt. Trotzdem beharrt er: “Ich verfüge über einen natürlichen Instinkt für Wissenschaft.”

 

MDR: 19.000 “Reichsbürger” und “Selbstverwalter” in Deutschland

Die Zahl der sogenannten Reichsbürger und Selbstverwalter in Deutschland ist in den vergangenen zwei Jahren um 90 Prozent gestiegen. Die Rechtsextremismus-Expertin Mihalic (Grüne) ist besorgt. Die Szene sei hochbewaffnet, das Einschätzung ihres Gefahrenpotenzials stecke in den Kinderschuhen.

 

RiffReporter: Das Feuer ist fast außer Kontrolle – Stephen Hawking über die Zukunft der Menschheit

Stephen Hawking ist ein Meister darin, lange Entwicklungen auf den Punkt zu bringen. Zur Geschichte der Menschheit schreibt er in seinem neuen, posthum erschienenen Buch: „Nachdem wir das Feuer erfunden hatten, haben wir uns ein paarmal dumm angestellt. Und dann den Feuerlöscher erfunden.“ Der Mensch ist also lernfähig, aber er tut sich schwer damit. Zwischen den Erfindungen des Feuers und des Feuerlöschers liegen viele Tausend Jahre.

 


 

Psiram

 

Aus dem Blog-Archiv (09/2012): Der Preis des bewussten Lebens (13) Feinstofflich im Bett

Quält Sie schlechter Schlaf? Haben Sie das Bedürfnis, etwas Grundlegendes zu verändern? Fühlen Sie sich nachts von Energien belästigt?

Dann kann Ihnen geholfen werden: mit der feinstofflich energetischen Bettwäsche von Ni-Ma! Mit Durchsagen zu den viertdimensionalen Chakren und Symbolen von Telane, Priester aus Atlantis, der die Ewigkeit in sich trägt, wurde die heilende Energie der Frequenzverschiebung der Erde in die neue Dimension mit einem Wechsel des Chakrensystems um bla bla bla bla bla.

 

Neu im Psiram-Wiki:

 


 

Video der Woche

 

Die Zombie-Diät – Wir Werden Alle Sterben: Halloween-Sonderfolge 2018

Warum sehen Zombies eigentlich immer so komisch aus und haben schlechte Laune? Wir enthüllen: Es liegt an der Ernährung! Mit Bonustrack: Lars sein Schminkstübchen

Direktlink: https://www.youtube.com/watch?v=KTXw1GbORtg

Homöopathie – „nur“ ein Irrtum?

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Im letzten Wochenrückblick haben wir eine Diskussion darüber angeregt, welchen Aufwand man betreiben sollte, um unwissenschaftliche und irrationale Behauptungen, speziell die Homöopathie, zu kritisieren. Udo Endruscheit hat diese Herausforderung angenommen und uns dazu einen umfangreichen Beitrag geschickt, für den wir uns sehr herzlich bedanken und den wir hier veröffentlichen dürfen:

Der Teaser zum Psiram-Wochenrückblick 43/2018 konstatiert völlig zu Recht ein grundlegendes Problem der Kritik an Pseudomedizin, speziell der Homöopathie: Es müssten wieder und wieder Berge falscher Behauptungen widerlegt werden, obwohl die Causa faktisch längst geklärt ist. Psiram warf die Frage auf, ob sich das lohnt. Könnte man nicht ebenso gut Bullshit mit Gegenbullshit kontern?
Anbei eine persönliche Stellungnahme dazu.

220 Jahre Homöopathie – es nervt…

Die Homöopathiedebatte nervt beide Seiten – die Kritiker der Methode wie auch die Homöopathielobbyisten. Sie ist aber dennoch wichtig bis unverzichtbar, weil diese „Methode“ als „Medizin“ öffentliche Reputation genießt, obwohl sie seit ihrem Bestehen – seit 1796 ! – keinen belastbaren Wirkungsnachweis erbringen konnte. Die Liste der failed trials ist sehr lang – sie zieht sich von ersten dokumentierten Versuchen in den 1810er Jahren bis zu den neun systematischen Reviews der Studienlage zwischen 1991 und 2018, von denen kein einziges eine belastbare Evidenz für eine spezifische Wirkung der Homöopathie ergeben hat.

Nicht bloß eine Methodendebatte

Ein großes Problem besteht in der Desinformation. Die Privilegierung durch das Arzneimittelgesetz verschafft der Homöopathie (noch?) einen Vertrauensbonus. Sie braucht keinen Wirkungsnachweis zu erbringen, ihre gesetzliche Arzneimitteleigenschaft und den Marktzugang erhalten die Mittelchen ausschließlich durch einen innerhomöopathischen Meinungskonsens.

Ein anderes Problem findet noch viel zu wenig Beachtung: Die weit verbreitete unkritische Überzeugung von der Wirksamkeit der Homöopathie rüttelt an den Grundfesten rationalen Denkens und ignoriert die Notwendigkeit intersubjektiver Maßstäbe.

Homöopathie ist keine Meinungssache. Homöopathie ist auch nicht Streitgegenstand unter Wissenschaftlern. Homöopathie ist schlicht irrational. Warum?

Weil Grundannahmen der Homöopathie gegen Gesetzmäßigkeiten verstoßen, die unser tägliches Leben bestimmen. Dabei handelt es sich um bewährte und empirisch bestätigte Grundannahmen, die deshalb als „naturgesetzlich“ oder als Axiome bezeichnet werden und erst die Möglichkeit schaffen, Annahmen (z.B. über die Wirkungen einer Arznei) experimentell zu überprüfen. Verstößt eine Prämisse einer solchen Annahme gegen ein Axiom, so kann man sich den experimentell-empirischen Teil eigentlich sparen – außer man ist wundergläubig.

In der Medizinforschung sind wissenschaftliche Axiome aus zwei Gründen besonders wichtig, einem ökonomischen und einem ethischen. Zum einen kommt es darauf an, die knappen Forschungsressourcen sinnvoll und effizient einzusetzen. Vor allem jedoch sollen Menschen keinen Versuchen (klinischen Studien) ausgesetzt werden, bei denen ein positives Risiko-Nutzen-Verhältnis von vornherein unplausibel ist.

Ein praktisches Beispiel dafür ist der Grundsatz der evidenzbasierten Medizin (EbM), keine klinischen Versuche an Menschen durchzuführen, bevor in einer vorklinischen Phase die „biologische Plausibilität“ des zu testenden Mittels oder der zu testenden Methode kritisch betrachtet worden ist. Um die Sinnhaftigkeit und Vertretbarkeit weiterer klinischer Forschung zu bewerten, ist – sofern vorhanden – auch die bisherige Erkenntnislage zu berücksichtigen (wobei die Homöopathie besonders schlecht abschneidet).

Homöopathie vs. bewährte Wissenschaft

Der stärkste Gegenwind aus der naturwissenschaftlichen Ecke weht dem hahnemannschen Prinzip der Potenzierung entgegen, wonach eine immer größere Verdünnung unter gleichzeitiger ritueller Verschüttelung zunehmend eine „geistige Arzneikraft“ nicht nur freisetzt, sondern von Potenzierungsschritt zu Potenzierungsschritt immer „stärker“ werden lässt. Selbst so genannte Hochpotenzen, bei denen die statistische Wahrscheinlichkeit der Anwesenheit eines Moleküls der Ursubstanz unter dem Wert 1 liegt, sollen irgendetwas „Höchstwirksames“ enthalten. (Dieser Wert bestimmt sich nach der Loschmidtschen Zahl, der Teilchenzahl, die ein Mol einer Substanz enthält, das ist eine Konstante von n = 6,022 x 10 hoch 23. Bei homöopathischer „Potenzierung“ in Zehnerschritten (D-Potenzen) fällt ab der 23. Verdünnungsstufe die Wahrscheinlichkeit der Anwesenheit eines Moleküls der Ursubstanz in der erreichten Lösung unter einen Wert von 1 (Avogadro-Grenze) und weiter asymptotisch gegen null.)

Es sei angemerkt, dass dies nicht mit der Grenze einer denkbaren pharmakologischen Wirksamkeit einer homöopathischen Potenz identisch ist; diese wird – wenn überhaupt – weit früher erreicht. Bereits in einer D6-Verdünnung ist die Menge der selbst bei Laborqualität in den Lösungsmitteln vorhandenen Verunreinigungen gleich oder größer der Menge der Ursubstanz. Dieser unwiderlegbare Umstand ficht jedoch die Homöopathen nicht an. Was sie denn nun genau im Potenzierungsvorgang sehen, bleibt stets schwammig. Ihre Erklärungsversuche schmücken sie mit Begrifflichkeiten wie „Wassergedächtnis“, „Energie“, „Information“, sehr gern unter Beiziehung „quantenphysikalischer Erkenntnisse“. Mal ist es etwas Materielles, mal Energie, mal Information, mal soll der Träger ein (vielfach widerlegtes) „Wassergedächtnis“ sein, mal müssen die „Erkenntnisse der Quantenphysik“ herhalten, wobei gerade letzteres stets ohne genauere Definition bleibt.

Festzuhalten bleibt, dass die Homöopathen ein Spezifikum aus ihrer Verdünnung und Verschüttelung erwarten, das eine Wirkung auf die Physis des Patienten hat. Die durchaus uneinheitlichen Thesen der Homöopathen könnten dabei gut und gern ein Buch füllen.

Wie kommt man, außer durch Abwinken, einer solchen „Argumentation“ bei?

Zunächst einmal: Wo nichts ist, da kann nichts wirken. Wer das bestreitet, schlägt sich auf die Seite des Wunderglaubens. Gerade die von der Homöopathie immer wieder bemühte Quantenphysik beweist, dass in der uns umgebenden Realität ohne energetische, das heißt materielle und somit prinzipiell messbare “Vermittlung” keine Interaktion möglich ist. Ob Teilchen oder Welle, ob Verschränkung oder Superposition – ohne reale, mithin direkt oder indirekt messbare Vorgänge „läuft nichts“.

Ein „Herausreiben“ oder „Herausschütteln“ von „Energie“, auch noch einer anderen „Qualität“ und/oder „Stärke“, durch den bei der Homöopathie praktizierten „Potenzierungsprozess“ widerspricht den Gesetzen der Thermodynamik. Die wenige kinetische Energie, die der Lösung durch Verschüttelung zugeführt wird (und die gleich danach wieder in einen energetischen Gleichgewichtszustand mit der Umgebung übergeht) reicht niemals aus, den energetischen Gesamtzustand der Lösung dauerhaft zu verändern. Die Durchmischung mag den Entropiezustand der Lösung verändern, allerdings in Richtung höherer Entropie – und damit weniger und nicht mehr „Information“. Zur Verdeutlichung: Solange der Zucker am Tassenboden liegt, befindet sich das Gesamtsystem „Tee“ in einem Zustand hoher Ordnung („Information“) und niedriger Entropie, denn der Zucker ist in Ort, Menge und Verteilung eindeutig lokalisierbar. Rühre ich um und bringe damit den Zucker in Lösung, ist die Information über Ort, Menge und Verteilung um Zehner-, wenn nicht Hunderterpotenzen uneindeutiger; damit wird ein Zustand hoher Entropie und niedriger Ordnung erreicht. Also bleibt die Frage unbeantwortet, was in aller Welt mit dem Prozess von Verschütteln und Verrühren immer geringer konzentriert werdender Lösungen erreicht werden soll?

Gehen wir einmal von Niederpotenzen aus, die noch Reste der Ursubstanz beinhalten. Dass die Eignung homöopathischer Mittel aufgrund von Ähnlichkeitsprinzip und Arzneimittelprüfung am Gesunden ohnehin schon mehr als in Zweifel steht, wollen wir dabei außer Acht lassen. Interessieren soll an dieser Stelle nur die Frage der Interaktion homöopathischer Mittel mit der menschlichen Physis (vor kurzem las ich gar, dass unterschiedliche Wirkungen von Tief-, Hoch- und Höchstpotenzen mit der „unterschiedlichen Metabolisierung“, also Verstoffwechselung, im Körper zusammenhängen solle – was soll wohl oberhalb von D24 „metabolisiert“ werden?).

Die Wirkungsschwellen von Mitteln im menschlichen Körper sind ein komplexes Thema der pharmazeutischen Wissenschaft. Als belegt gilt der Satz des Paracelsus, wonach die Dosis das Gift macht. Das heißt aber auch, dass die Wirkung zugeführter Substanzen einer elementaren Dosis-Wirkungs-Beziehung unterliegt, die – auch durch ihre Rückführung auf das Massenwirkungsgesetz – axiomatische Gültigkeit im naturwissenschaftlichen Sinne beanspruchen kann. Das Potenzierungsprinzip spricht dem Hohn.

Was die quantitative Grenze der direkten Wirksamkeit von Stoffen angeht, so legt die Pharmazie in grober Näherung eine Menge von 1.000 Atomen bzw. Molekülen Wirkstoff je Körperzelle (!) fest. Da der menschliche Körper aus etwa 10 hoch 14 Zellen besteht, ergibt sich spätestens ab einer Potenz von D8 bis D10 die physikalisch-chemische Unmöglichkeit einer Wirkung. Tatsächlich muss man den Potenzgrad sogar noch etwas niedriger ansetzen, um den Verlust durch die Aufnahme über den Verdauungstrakt und das metabolische System zu berücksichtigen. D8 ist übrigens die zulässige Konzentration von Arsen im Trinkwasser, bei der auch langfristig keine gesundheitlichen Schäden zu erwarten sind. Seien wir also froh, dass eine solche Potenz chemisch-physikalisch wirkungslos ist! Wer diese Fakten nicht zur Kenntnis nimmt, begibt sich in das Land des Wunderglaubens.

Es ist also eine schwere Irreführung, wenn die Homöopathen sagen, wir wüssten leider, leider nur „noch“ nicht, „wie“ Homöopathie wirkt, ganz abgesehen davon, dass bislang niemand belastbar (evident) belegt hat, dass sie überhaupt wirkt. Dabei beziehen wir uns hier nur auf zwei der gravierendsten Unvereinbarkeiten der homöopathischen Lehre mit gesichertem Wissen. Es gibt davon noch mehr, zudem enthält die Homöopathie unauflösbare innere Widersprüche; es fehlt ihr somit an äußerer wie an innerer Konsistenz. Homöopathen begegnen dem meist mit einem „das ist nun mal so“. Und nein, die Fehler, die seinerzeit Edzard Ernst bei der Skeptiker-Kritik an der Homöopathie ansprach, die mag es im Einzelfall noch geben, sie prägen aber nicht die heutige, ernstzunehmende Homöopathiekritik. Die aktuelle, kritisch-skeptische Auseinandersetzung mit diesem Thema genügt den Ansprüchen wissenschaftlicher Argumentation – ganz im Gegensatz zu den Behauptungen der Homöopathen.

Unsere heutigen, physikalisch-chemischen Kenntnisse fundieren hinreichend die Ausgangshypothese, dass Homöopathie keine spezifische Wirkung hat. Und zwar nicht etwa, weil „die Wissenschaft noch nicht so weit ist“, sondern weil naturgesetzliche Gegebenheiten (die nach unserem Wissensstand für das gesamte Universum gelten) dies nicht zulassen. Bei aller Ungewissheit über zukünftige Entwicklungen ist daher nicht damit zu rechnen, dass sich daran jemals etwas ändern wird – dazu müsste tatsächlich ein ganzes Weltbild stürzen (das darf man wörtlich nehmen).

Und siehe da: Alle bisherigen Reviews, die Studien mit ausreichenden Qualitätsniveaus auswerten (was bedeutet, dass Wahrnehmungsverzerrungen und Fremdfaktoren so weit wie möglich ausgefiltert wurden), bestätigen die Vorhersage, dass Homöopathie keine spezifische Wirkung aufweist. Das ist ein Musterbeispiel für die Gewinnung wissenschaftlicher Erkenntnis aus Vorhersage und empirischer Bestätigung. Nichts deutet darauf hin, dass es je einen Wirkungsnachweis homöopathischer Mittel geben wird. Daher ist es sinnlos und unseriös, über imaginäre Wirkungsmechanismen zu spekulieren:

To science this is not a fact, hence it does not call for an explanation. What does call for a scientific account is the origin and persistence of the belief.

Mario Bunge

 

Das Ärgernis Homöopathie

Insofern ist, um auf den Anfang zurückzukommen, Homöopathie eben keine Meinung. Ebenso wenig ist sie ein „Streitthema unter Wissenschaftlern“. Sie behauptet naturgesetzlich Unmögliches. Sie müsste deshalb nach dem Stand unserer Erkenntnis als „Wunderglaube“ bezeichnet werden, auf einer Stufe mit Astrologie und Alchemie stehend. Letztere haben sich im Zuge der Aufklärung von Astronomie und Chemie abgelöst und sind ins esoterische Universum entschwunden – zu Recht.

Dass die Homöopathie im Bewusstsein der Öffentlichkeit noch nicht im Wunderland der Esoterik verortet wird, sondern einen Platz in unserem Alltag beansprucht, stellt für uns alle ein Problem dar. Jede Sekunde unseres heutigen Daseins ist untrennbar mit rationalen wissenschaftlichen Erkenntnissen und Grundlagen verbunden. Die Probleme der Zukunft werden wir mit Wunderglauben nicht lösen können. Wissenschaftsferne und mangelnde Kenntnis naturwissenschaftlicher Grundlagen werden allenthalben beklagt, und gelegentlich hört man sogar Politiker entsprechende Defizite innerhalb des Bildungssystems offen benennen.

Zugleich wird aber allenthalben ein „rational-materialistisches Weltbild“ kritisiert, häufig verbunden mit einem idealisierten Natürlichkeitsbegriff, der mit der Realität nichts zu tun hat. Dies tun Menschen, die andererseits in höchstem Maße wissenschafts- und technikabhängig sind und deren Alltag mit größter Selbstverständlichkeit Tag für Tag davon bestimmt wird, die Smartphones, Laptops, nie dagewesene Kommunikationsmöglichkeiten und nicht zuletzt die moderne wissenschaftliche Medizin in Anspruch nehmen. Die kognitive Dissonanz bleibt nahezu unbemerkt. Vor diesem Hintergrund lassen wir es zu, dass eine irrational-esoterische Methode weiter in der Diskussion bleibt, die Bevölkerung von interessierter Seite über deren Grundlagen des- und fehlinformiert wird und die zu allem Überfluss auch noch eine gesetzliche Privilegierung in Form eines Schutzzaunes gegen kritisch-rationale Beurteilung genießt.

Das ist ein weiterer Grund, warum argumentativ fundierte Homöopathiekritik nach wie vor unverzichtbar ist und auch nicht auf die Ebene satirischen Schlagabtausches absinken sollte. Die Homöopathie ist zugleich Symptom und Ursache einer grundsätzlichen Verankerung von Irrationalität und Wissenschaftsskepsis in der Bevölkerung. Die Kritik an ihr ist daher weit mehr als nur Kritik an einer medizinischen Methode. Die Homöopathie ist nicht nur ein Hindernis auf dem Weg zu einer insgesamt besseren Medizin; sie steht auch einem dringend notwendigen, tieferen Verständnis der Bevölkerung von Rationalität und Wissenschaftlichkeit im Wege. Und letzteres wiederum ist – wie erwähnt – eine Grundvoraussetzung für die Bewältigung der Probleme des 21. Jahrhunderts. Solange es gelingt, auf breiter Front den Menschen wirkungslose Zuckerkugeln als Medizin zu verkaufen, solange wird es nicht gelingen, Akzeptanz für wissenschaftlich fundierte Problemlösungen in anderen Bereichen zu wecken. Und das ist schon jetzt höchst fatal.

Im 21. Jahrhundert noch eine spezifische arzneiliche Wirkung von Homöopathie zu behaupten und die Behandlung kranker Menschen darauf zu stützen, ist eine himmelschreiende Realitätsverweigerung. Der Logiker hat dafür eine wunderbare Bezeichnung an der Hand: ignoratio elenchi, das Ignorieren der Gegenbeweise (wozu ein überstarker confirmation bias beiträgt, also die sich potenziell aus vielen Beweggründen, bewusst und unbewusst, speisende Tendenz, nur wahrzunehmen bzw. für wahr zu halten, was die eigene Ansicht bestätigt). Dass es gelang und nach wie vor gelingt, trotz der eindeutigen wissenschaftlichen Beleglage die Homöopathie nachhaltig mit einer positiven sozialen Reputation zu versehen, ist ein Phänomen, für das sich die Soziologen und Psychologen künftiger Zeiten wahrscheinlich einmal sehr interessieren werden.

Derzeit jedoch ist Homöopathiekritik aus mancherlei Gründen ein hartes Brot, ungeachtet der klaren Beleglage. So basiert die gesellschaftliche Akzeptanz dieser Methode auch auf der Werbung sowie ihrer „öffentlichen“ Reputation. Die Existenz der Homöopathie ist nicht nur ein faktisches Ärgernis, sondern auch eine intellektuelle Zumutung. Aufklärung und Information sind unverzichtbar, denn es geht dabei – wie ausgeführt –nicht nur um das Problem Homöopathie. Dass die Homöopathie sich bislang einer recht ungebrochenen Beliebtheit beim Publikum erfreut, macht die argumentative Homöopathiekritik nicht überflüssig. Denn es zeigt eben nicht, dass an der Homöopathie „was dran“ ist. Es zeigt nur: Indoktrination wirkt. Und das ist fatal, nicht nur für die Medizin.

 

 

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