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Enttarnt! Hintergründe und Hintermänner von PSIRAM!

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Wenn die Trutherhorde die Psiram-Basis stürmt, wird’s Zeit das Weite zu suchen. Wenn es denn klappen würde…

Letztens im geheimen Psiram-Hauptquartier: celsus trocknet sich gerade nach einem erfrischenden Bad im Pharma-finanzierten Geldspeicher ab. Pelacani füttert träge den Welpen-Häcksler. Plötzlich hält er inne.

„Hast du das auch gehört?“

„Was?“ fragt celsus und legt den Kopf schief, um sich die letzten Cent-Stücke aus den Ohren zu schütteln.

„Da war was.“

„Was soll da gewesen sein? Wir sind hier in einem stillgelegten Endlager, ein paar Meter unter der Erde, umgeben von Stahlbeton, da kannste nix hören.“

Groucho steckt den Kopf aus der Tür des Bernsteinzimmers. Hinter ihm verklingen noch die letzten Töne von „Once Upon A Time in Shaolin“. Das Album gilt als verschollen, seit unser Admin Martin Shkreli eingefahren ist (#FreiheitfürunserenPharmaBro, bitte RT), aber Groucho hat ’ne Raubkopie. Er will uns nicht sagen, woher, aber wir haben da einen … *hust* darknet *hust* … Verdacht.

„Ich hab’s auch gehört. Die Jungs vom Mossad in der Einliegerwohnung?

„Neee, das klingt gutturaler.“

„Leutz, ich weiss, was das ist. Das ist der Praktikant, der Twitter im Auge behalten soll.“

Und tatsächlich: Während wir unseren Kater aus … ähem … den Schlaf der Gerechten schliefen, braute sich auf Twitter ein Unwetter zusammen, das geeignet ist, um das Projekt Psiram zu gefährden. Wir dachten ja, dass wir unsere Spuren im Netz gut genug verwischt hätten, aber jahrelanger Recherche und sorgfältigster journalistischer Arbeit durch ein ganzes Recherche-Kollektiv hatten wir nichts entgegenzusetzen. Was blöd ist, denn nur sieben Jahre nachdem wir dank einer Flut von Verleumdungsklagen die Kontrolle über die Esowatch.com-Domain verloren haben, müssen wir jetzt schon wieder umziehen. Das findet die Psiram-Unterlagen-Behörde, die unsere gesammelten Dossiers verwaltet, gar nicht gut. Glaubt mal ja nicht, dass es nach unserer Odysee durch Bahrain, Barbados, Grenada, Guam, Macau, den Marshall-Inseln, die Monogolei, Namibia, Palau, Panama, Samoa, Amerikanisch-Samoa, St-Lucia, Südkorea, Trinidad und Tobago, Tunesien und die VAE noch leicht ist, einen geeigneten Anbieter zu finden, der nichts dagegen hat, dass ihm Interpol immer wieder mal Bude einrennt, so mit Vollmontur und Rammbock und so, weil wegen mit ohne Impressum für ein gewerbliches Angebot, mit dem wir uns offensichtlich dumm und dämlich verdienen. Ich erinnere nur an die unselige Situation in der Türkei, als wir uns die Bandbreite mit dem überraschend nachgefragten Streifen „Wolllüstige Dildo-Debütantinnen und Rudolf, the red-nosed reindeer“ teilen mussten, weil unser Webhoster free speech noch ein kleines bisschen weiter ausgelegt hat, als wir das tun. Ganz offensichtlich fasst er darunter auch die sinnbefreite Aneinderreihung von Lauten wie „aaah!“ und „oooh!“ und „Ja, Rudolf, gib’s mir!“.

Ganz billig ist so ein Umzug mit Sack, Pack und Archiv auch nicht und auch wir sind Opfer der digitalen Transformation! Falls ihr es noch nicht mitbekommen haben solltet: Die Pharma-Industrie gehört zu den „disrupted industries“. Da sprudelt der Euro auch nicht mehr so fröhlich! Und dann noch dieser Moloch EU, mit dem Datenschutz und diesen ganzen neuen Regeln für verkappte Werbeaussagen von Influencern auf Instagram! Deswegen haben wir letztes Jahr statt der üblichen zwei bis drei Bazingallionen nur noch eine überwiesen bekommen, die Ad-Revenues gehen dramatisch zurück und ihr glaubt ja gar nicht, was wir bei Google für die SEO latzen müssen! Blöde Historiker, als wenn deren Erkenntnisse zu mittelalterlichen Strafwerkzeugen irgendwen interessieren würden … .

Wir mussten harte Einschnitte vornehmen. Nicht gespart wurde natürlich an unserer Haupteinnahmequelle, dem mit Werbebannern übersäten Wiki, das mit monatlichen Spendenaufrufen nervt. Immerhin sind schon nur für die Pflege des Wikis vierzehn übertarifliche Vollzeitgehälter plus Dienstwagen zu bezahlen – anders kann diese Professionalität (Merci!) ja nicht zu erklären sein.

Bevor wir hier im Blog weitermachen, deshalb zunächst eine friendly sponsored ad, im Auftrag unseres Brötchen- und Croissantsgebers, Big Pharma, der sich auch ständig fragt, an wen er bei einer anonymen Webpräsenz denn jetzt die ganze Kohle überweisen soll.

*einspielerdudelmusik*

Homöopathie wirkt nicht über den Placebo-Effekt hinaus.

Ausser natürlich, es handelt sich um nur gering verdünntes Gift, welches der Hersteller mit dem Begriff „Komplexmittel“ notdürftig getarnt dank des Binnenkonsens im Rahmen einer „Zulassung light“ ohne angemessene Abwägung von Nutzen und Risiko an handverlesenen Nix-Blickern vorbeischleusen kann.

(@Hevert: Eure regelmäßigen „Spenden“ für unsere freundliche Unterstützung Eurer Marketing-Strategie nehmen wir natürlich weiter gerne über Patreon unter „GoForceYourself“ entgegen. Und natürlich kämpfen wir weiter mit euch für die Apothekenpflicht eurer Produkte: Hochpotenzen ins Süßigkeitenregal, Hevert-Produkte in die Giftschränke außerhalb der Sichtwahl.)

Zurück zum schonungslosen Enthüllungsbericht von coddectiv.events oder so.

Die Kunde von der Enttarnung verbreitete sich in Windeseile über alle Etagen unseres Bunkers und die verunsicherten Psiramler sammelten sich im Ballsaal unter der L.-Ron-Hubbard-Gedenk-Disco-Kugel. Unsere gut besetzte Pressestelle flatterte umher wie ein aufgescheuchter Hühnerstall. Eines ist klar: Es werden Köpfe rollen! Unsere Poststelle in Person von Herr/Frau/div. Vierhorst ist den Tränen nahe und ringt mit den Händen: „Ich habe es euch ja schon immer gesagt, dass dieser Tag mal kommen wird! Ihr solltet mal die brillianten, überzeugenden E-Mails sehen, die regelmäßig reinkommen! Ich hab jetzt auch einen Kozyrev-Spiegel, denn dieser rationalen, gut strukturierten, fakten- und evidenzbasierten Argumentation kann man sich einfach nicht entziehen!“.

Unser aller Wikisysop, gerade vom Bilderberger zurück, kommt rein. Sofort senkt sich ehrfürchtige Stille über die autoritätshörigen Anwesenden.

„Was ist denn hier los? Was steht ihr hier alle rum? Habt ihr nichts zu tun? Die Wikipedia editiert sich nicht von alleine!

Der Praktikant reicht ihm zitternd einen Ausdruck auf strahlendweißem, chlorgebleichtem Papier, für das ein paar jahrhundertealte Bergulmen (sowie ein paar Robbenbabys) dran glauben mussten.

Mit gefurchter Stirn überfliegt Wikisysop den Text.

„Internet-Pranger … illegal … Verleumdung und Rufmord … fragwürdiger Wikipedia-Propaganda-Eintrag … gescheitert … kriminell abgehalfterte Existenzen… millitanter Arm der GWUP … Sekte … Denunziationsplattform … schmeißen mit Dreck.“

Er blickt hoch.

„Was habt ihr denn alle? Ist doch alles sauber recherchiert und gut geschrieben. Und steht auch alles so in unserem Handelsregistereintrag. Ich wüsste nicht, wo da das Problem liegen sollte.“

„Lies weiter!“ ruft Dr. Kränk, der Leiter des Psiram-Lab.

Wikisysop liest weiter – und stockt.

„Der nennt uns „Pussys“!“

Ein empörtes Raunen geht durch die Runde. Melania schüttelt nur traurig den Kopf. War der jahrelange Einsatz der FLOTUS gegen hate speech im Internet letztlich doch vergeblich?

„Frechheit, das!“ Ernst Stavro Blofeld ist zum Brunchen gekommen und kann es kaum fassen. Sein Streicheln wird immer hektischer, bis Schneeball genug davon hat, mit einem Fauchen zu Boden springt und durch die angelehnte Tür im Raum für Vivisektionen verschwindet.

Aber wo er Recht hat, hat er Recht. Wenn wir „richtige Männer™“ wären, dann würden wir natürlich jeden Blog-Beitrag, jeden Wiki-Eintrag und jedes Posting im Forum namentlich kennzeichnen. Weil man das im Internet so macht.

Und dann ein paar Jahre Lebenszeit damit verschwenden, mit Engelsgeduld immer und immer wieder zu erklären, dass wir

a) nicht gewerblich unterwegs sind,
b) nicht doxxen, sondern im Psiram-Wiki nur auf Leute verweisen, die sich selbst und meist aus gewerblichen Erwägungen dafür entschieden haben, im Internet mit Klarnamen unterwegs zu sein und
c) auch im zwölften Jahr unserer Existenz immer noch auf den bitterbösen Brief von der Staatsanwaltschaft warten, der uns so verlässlich versprochen wird.

Denn so machen „richtige Männer™“ das.

Wie gut, dass wir keine sind.


Denn wenn es einen Anlass zum Scherzen gibt …

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    Heverts Rezept für gesunde Geschäfte

 

Skeptikern wirft man ja gerne vor, sie seien humorlos. Und da wir unter Atheismus-Generalverdacht stehen, unterstellt man uns auch, dass wir so gar kein Verständnis für Rituale, Zeremonien und Feiertage, den Kitt zwischen den Ziegeln des menschlichen Zusammenlebens, hätten.

Das empfinden wir als sehr ungerecht.

Denn wenn es einen Anlass zum Scherzen gibt, schmunzeln wir gerne einmal. Echte Fröhlichkeit kommt aus dem Herzen. Wir sind heitere … Menschen und freuen uns gemeinsam.

Und genau so begehen wir auch unsere Feiertage! Gemeinsam. Mit echter Fröhlichkeit. Aus. Dem. Herzen.

Jedes Jahr im September zum Beispiel mieten wir uns alle Mann in ein Tagungshotel irgendwo auf dem platten, planierten Land in Norddeutschland ein und begehen den „Massenrausch von Handeloh“, indem wir uns auf ein vereinbartes Zeichen die Klamotten vom Körper reißen, rausrennen und im Gras wälzen. Wir erfreuen uns an all‘ den bunten Farben, von denen die meisten die Lampen oben auf den Tatütatatas sind und danken den Heilpraktikern dieser Welt, dass sie uns diesen Tag geschenkt haben.

Unser höchster, unser allerhöchster Feiertag ist aber die Verleihung des Goldenen Aluhuts! Schon Wochen vorher werden Wiki-Artikel auf Hochglanz gebracht. Im inoffiziellen Wettbüro des Psiram-Bergwerks herrscht Hochbetrieb, denn natürlich möchte jeder von uns „seinen“ Aluhut auf der Ziellinie sehen. Sagt’s nicht weiter, denn unseren Wiki-Bewohnern erzählen wir immer, dass wir sie alle gleich lieb haben, aber auch wir sind nur … menschenähnlich. Da passiert es schon mal, dass einem der eine oder andere Wiki-Bewohner ganz besonders an’s Herz wächst und dann möchte man natürlich miterleben, dass seine Lebensleistung angemessen gewürdigt wird! Das ist doch nur … menschenähnlich.

Dabei fällt mir auf: Warum wird eigentlich nie einer von uns eingeladen, die Laudatio zu halten, hä? Immerhin sind wir gut zu erreichen, die Einladung könnten die Organisatoren ja wohl auch einfach an unsere Geschäftsadresse in …

… Moment, der Wikisysop fuchtelt wild mit den Armen und versucht mir irgendwas zu sagen. Er steht hinter einer dicken Glasscheibe, deswegen kann ich ihn nicht hören. Aber aufgrund seiner Lippenbewegungen vermute ich, dass er mir etwas mit „A“ am Anfang zubrüllt. Das ist ein „Aaaah“, gefolgt von einem „Ennnn“, dann ein „Ooooh“, dann wieder ein „Ennn“, dann ein … ist das ein „Iiiiieh“???

Oh.

Nun gut.

Wir müssen ja nicht die Laudatio halten, sondern können uns darauf beschränken an den Tabletgeräten mitzufiebern.

Am Tag der Tage werden morgens schon die langen Fußketten rausgeholt, so dass wir unsere Schreibtische verlassen können und im Laufe des Tages versammeln wir uns, aufgeregt wie kleine … wie menschenähnlicher Nachwuchs unterdurchschnittlicher Größe, um den Schreibtisch unseres Wikisysop und warten auf die Verkündigung. Es wird Google News aufgerufen, „Preisverleihung“ eingegeben und dann immer und immer wieder „F5“ gedrückt, in der bangen Hoffnung, dass wir nach dem nächsten Refresh endlich mehr wissen.

Apropos, am Montag war da wohl noch was mit einer Preisverleihung. Irgendwas mit Skandinavien, Dynamit und der Bekämpfung der weltweiten Armut, oder so. Aber wie wichtig wird das schon gewesen sein?

Gegen Nachmittag endlich die frohe Kunde. Als die diesjährigen Preisträger bekanntgegeben werden, bricht im sonst so stillen Bergwerk spontaner Jubel aus. Ein verdienter erster Platz in der Kategorie „Medizin und Wissenschaft“, die dieses Jahr umbenannt werden kann in „Medizin und Wissenschaft und BWL“! Denn Hevert gewinnt die Herzen der … Menschenähnlichen nicht nur in der Pflicht, sondern ganz klar auch in der Kür.

Wir waren schon sehr beindruckt, als Hevert die Unterlassungserklärungen rausschickte, um sein ganz eigenes Verständnis von Wissenschaft durchzudrücken. Und noch beindruckter waren wir, als wir erfahren haben, dass es unserem tapferen, kleinen Süßwarenhersteller gelungen ist, einen alternativen Zugang zu einer Disziplin zu finden, die wir immer für immun gegen Geschwurbel gehalten haben: Das Marketing! Denn Hevert erbat sich von den Angeschriebenen einen Gefallen: Sie sollten doch bitte so freundlich sein und im Rahmen ihrer absolut ungerechtfertigten Kritik den Namen des Unternehmens erwähnen – immerhin sei auch schlechte Publicity Publicity.

Well, mission accomplished, würden wir sagen.

Seit dem 5. Juli ruht übrigens der Hevert-Twitter-Account still wie der See.

Ein Zufall?

Wir denken nicht.

Wir tippen eher auf einen Social-Media-Manager, der seitdem in Embryonal-Stellung verharrt und den Tag verflucht, als er bei der örtlichen VHS einen Kurs in „StudiVZ, MySpace und Monster – sich in sozialen Netzwerken modern und ansprechend präsentieren“ belegte.

Da wir bekanntermaßen edel sind, hilfreich und gut, wollten wir eine Empfehlung für die vakante Stelle aussprechen.

Und unsere Nominierung für’s nächste Jahr abgeben.

Read on: Healthwatch Newsletter #110 (PDF)

Homöopathie. BEI SEPSIS???

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Die stetig wachsende deutsche Skeptiker-Gemeinde, auch bekannt als „Skeptiker-Lobby“ oder „Skeptiker-Sekte“, guckt in diesen Tagen nach Bayern und reibt sich verblüfft die Augen. Auf Initiative der CSU und der Freien Wähler, mit Unterstützung der Grünen, wurde vorgestern im dortigen Landtag der Beschluss gefasst, eine wissenschaftliche Studie in Auftrag zu geben.

Zur Homöopathie. Als Mittel zur Reduktion der Antibiotika-Abgabe. Weil die Politik der Wissenschaft gefolgt ist und sich die Gefahr der Antibiotikaresistenz als politisch relevantes Thema zu eigen gemacht hat. Und jetzt wissen möchte, was man dagegen tun kann. Mit Alternativmedizin. Und speziell mit Homöopathie.

So als hätte es die Diskussion der letzten Jahre, die die nachgewiesene und immanente Wirkungslosigkeit der Homöopathie ins öffentliche Bewusstsein gebracht hat, nicht gegeben.

Das Ergebnis ist eine ungläubige und fassungslose Schockstarre unter den Skeptikern, die sich in den letzten Jahren am Diskurs beteiligt haben, freiwillig und unentgeltlich. Gerade weil wir immer wieder betonen, dass Big Pharma und Big Woo sich im Hinblick auf die Geschäftspraktiken nichts schenken und dass die Förderung der Gesundheitskompetenz der Patienten beide Probleme gleichermaßen angeht: Verringerung des Schadens durch nachgewiesen unwirksame Therapien, wie z.B. Homöopathie, und Sensibilisierung für die ebenfalls schädliche Überversorgung mit Antibiotika. Antibiotikaresistenz als Folge von unverantwortlichem Verordnungsverhalten, welches durch die Marketingstrategien der pharmazeutischen Hersteller befeuert wird, ist unbestritten ein Problem. Bereits seit Jahren warnen Wissenschaftler davor, dass wir etablierte Behandlungsoptionen wie Penicillin und Amoxicillin, die in der Vergangenheit Menschenleben gerettet haben und immer noch retten, mittelfristig verlieren könnten.

Was kann jetzt noch getan werden, wie sollten Skeptiker mit der Situation umgehen? Sollten sie auf die Ergebnisse der Studie warten, um dann im Rahmen des wissenschaftlichen Diskurses methodische Kritik zu üben? Hier ein Wort der Warnung: Auftragsforschung wird in der Regel nur als so genannte „graue Literatur“ veröffentlicht. Das heißt, der Auftraggeber erhält einen Bericht, den er dann z.B. ins Internet stellen kann. Vielleicht gibt es eine offizielle Ergebnispräsentation, z.B. im Gesundheitsausschuss des Landtages. Was es aber sicher nicht geben wird, ist eine wissenschaftliche Auseinandersetzung mit dem Vorgehen, denn wenn die Studienautoren keine wissenschaftliche Veröffentlichung anstreben, wird es auch kein peer review geben, genauso wenig wie eine Ergebnispräsentation im Rahmen einer wissenschaftlichen Konferenz, bei der methodisch versierte Kollegen den notwendigen Input zu den Limitationen geben können.

Sollten skeptische Wissenschafler (mit anderen Worten: Wissenschaftler) die Studie deshalb boykottieren?

Ganz im Gegenteil!

Dieser Defätismus prägt im Moment noch die Rückmeldungen, denn die Fragestellung ist eindeutig politisch motiviert und die offene Ablehnung von Wissenschaft, die der bayerische Landtag mit diesem Beschluss signalisiert, macht betroffen. Aber auch eine offene politische Motivation kann die grundgesetzlich geschützte Wissenschaftsfreiheit nicht außer Kraft setzen. Da diese insbesondere die Methodik, die Bewertung der Ergebnisse und die Verbreitung der Ergebnisse betrifft, kann die Politik darauf keinen Einfluss nehmen. Damit kann man im Beschluss des Landtages auch eine Gelegenheit sehen: Wissenschaftler, an den Hochschulen, in den Forschungs- und Auftragsforschungsinstituten bekommen mit dieser Studie die Gelegenheit und die Finanzierung, um diesem offensichtlich politisch motivierten Beschluss noch Erkenntnisgewinn abzuringen und so einen Beitrag zur Bekämpfung der Antibiotikaresistenz zu leisten. Ein Auftragsforschungsprojekt in dieser Größenordnung muss öffentlich und europaweit ausgeschrieben werden und jeder Interessent muss zum Verfahren zugelassen werden. Diejenigen, die jetzt noch ungläubig und fassungslos staunen und drohen vom Glauben an die Menschheit abzufallen, können den bayerischen Landtag mit guten, durchdachten Angeboten fluten. Und durch bewusste Transparenz zu Finanzierung, methodischen Vorgehen und Ergebnispräsentation für Wissenschaftstransfer und Wissenschaftskommunikation ein positives Beispiel abgeben.

Ja, laut Wortlaut der Beschlussfassung sollen „insbesondere“ alternativmedizinische Maßnahmen und die Homöopathie betrachtet werden. Es besteht die Gefahr, dass auch der Zuschlag für die Durchführung der Studie politisch motiviert und damit nicht ergebnisoffen erteilt wird – an Autoren, bei denen die Befürwortung der Homöopathie bekannt ist. Aber um zu belegen, dass Homöopathie zur Bekämpfung der Antibiotikaresistenz keinen Nutzen hat und keinen Nutzen haben kann, muss man sich zuerst mit den Ursachen der Antibiotikaresistenz befassen. Somit hat schon das Erstellen der Angebote einen wissenschaftlichen Nutzen, in dem methodische Empfehlungen zur Bearbeitung des Resistenzproblems formuliert und gesammelt werden. Und wenn man sich damit eingehend beschäftigt hat und wider Erwarten den Zuschlag erhält, können die beauftragten Wissenschaftler Homöopathie prüfen. Ergebnisoffen, als eine Option unter mehreren.

Als die Option, die mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit keinen Beitrag zur Lösung eines zunehmend dringlichen Problems leisten wird.

Danke, Homöopathie-Lobby!

Guerilla-Skeptizismus

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Die Eule war auf Dienstreise. Sie war im schönen Wien und wie man sehen kann, fand sie auch Zeit für die typischen Touristenattraktionen (sie haben ihr nicht gefallen – die Eule hat nicht das sonnigste Gemüt). Anlass war die Verleihung des Goldenen Bretts vorm Kopf, dem Preis, der von der Wiener Regionalgruppe der GWUP, der Gesellschaft für kritisches Denken (GkD) seit 2011 für den „erstaunlichsten pseudowissenschaftlichen Unfug im deutschsprachigen Raum“ vergeben wird. Die Eule wurde eingeladen, die Laudatio auf den Preisträger für das Lebenswerk zu halten und da sie so viel Wertschätzung gar nicht gewöhnt ist, ist unsere Eule, die auch sonst nicht unter einem unterentwickelten Ego leidet, seitdem sie zurück ist, schlicht unerträglich. Goldenes Brett hier, Laudatio da – so geht es den ganzen Tag. Sollte sie wirklich mit einem Limousinen-Service vom Flughafen abgeholt und im Hotel Sacher untergebracht worden sein, so wie sie behauptet, werden wir mit den Organisatoren noch mal ein ernstes Wörtchen reden müssen. Am Ende bekam sie kurz vor ihrem großen Auftritt das große Nervenflattern, weswegen Niko Alm so freundlich war, kurzfristig einzuspringen und die bereits verfasste Rede vorzulesen.

Aber ihre Großkotzigkeit in den letzten Wochen sei ihr verziehen, denn die Laudatio ausgerechnet für Grander-Wasser halten zu dürfen, hat uns, den Psiram-Schreiberlingen, viel bedeutet (ihr glaubt doch nicht etwa, dass die Eule ihre Reden selbst schreibt?). Nicht weil der Schwurbel so außergewöhnlich ist. Im Wiki haben wir reihenweise Wasserbelebungsschwurbel, mal „magnetisch“, mal „physikalisch“, mal komplett herbeigeschwurbelt. Selten so dreist wie Grander-Wasser, die behaupten, dass Wasser „informiert“ werden könne, wenn es nur in einer Röhre an „informiertem“ Wasser vorbeifliesst – OHNE MIT DIESEM IN BERÜHRUNG ZU KOMMEN! – aber in zwölf Jahren Psiram haben wir wahrlich Dreisteres und Schlimmeres gesehen.

Nein, die Laudatio für Grander-Wasser halten zu dürfen, hat uns aus zwei anderen Gründen sehr viel bedeutet. Der eine ist der stolze Double-Preisträger 2019, Hevert, der andere ist ein promovierter Hydrobiologe von der Universität Wien, Erich Eder.

Pharma-Marketing

Die Geschichte vom Hevertschen Marketing-Gag, der vielleicht, vielleicht auch nicht, gewaltig in die Hose gegangen ist, kennt innerhalb der verschiedenen Skeptiker-Bubbles auf Twitter und Facebook wahrscheinlich mittlerweile jeder. Hevert, mittelständischer Hersteller von Komplexmittel-Homöopathie und ganz normalen, verschreibungsfreien Arzneimitteln „over the counter“, schickte im Frühjahr diesen Jahres verschiedenen Homöopathie-Kritikern Aufforderungen, Unterlassungserklärungen abzugeben. Sie sollten sich verpflichten, sich nicht mehr despektierlich über die Homöopathie zu äußern. Seien wir realistisch: Da es nicht möglich ist, sich anders als despektierlich über die Homöopathie zu äußern, hätte das bedeutet, dass sie sich gar nicht mehr äußern können. Natalie Grams, Bernd Kramer und Gerd Glaeske machten die Anwaltsschreiben, die ihnen zugegangen waren, öffentlich und was folgte, war ein Shitstorm, dessen Auswirkungen bis heute zu spüren sind.

Wir feiern die Verbreitung des Satzes „Homöopathie wirkt nicht über den Placebo-Effekt hinaus“ als Sieg der Vernunft über den Wahnsinn, aber wir sollten uns nicht zu früh freuen, denn wie perfide das, was Hevert da gemacht hat, wirklich ist, ist wahrscheinlich auch heute noch, nach dem ersten „Double“ aus Goldenem Aluhut und Goldenem Brett, den wenigsten bewusst. Denn Hevert hatte mit ziemlicher Sicherheit nie die Absicht, vor Gericht zu ziehen und – da sie nicht Aussagen, die Hevert direkt betrafen, abmahnten, sondern allgemeinere Aussagen zur Homöopathie – dort ohnehin nur homöopathische Erfolgschancen. In einem Schreiben an Gerd Glaeske gab Mathias Hevert offen zu, dass es sich um eine Marketing-Aktion handelte. Er bat, nein, er forderte Gerd Glaeske auf, den Namen des Unternehmens möglichst häufig zu nennen. Das Ergebnis war ein fieser Catch-22: Die Angeschrieben schweigen zu den Schreiben, was einem Einknicken vor der Schwurbelmedizin gleichkommt, oder die Angeschriebenen veröffentlichen die Schreiben und unterstützen so mit jeder Nennung des Firmennamens das virale Marketing von Hevert. Bis heute ist unklar, ob der Schuss für das Unternehmen wirklich so nach hinten losgegangen ist, wie wir in den Skeptiker-Bubbles gerne glauben wollen. Die Geschäftsführer Mathias und Marcus Hevert, beides Betriebswirte, könnten sich die Strategie großer Tabakkonzerne (wenn Du den Niedergang eh‘ nicht aufhalten kannst, nimm wenigstens so viel mit, wie nur geht) zu eigen und dann lachend auf den Weg zur Bank gemacht haben.

Aber wie kann das sein? Wie ist es überhaupt möglich, dass ein Unternehmen aus dem Schwurbelsektor das Zivilrecht für das eigene Marketing so missbrauchen kann? Ist das nicht etwas, was man nur aus den USA kennt, wo anscheinend die gesamte Bevölkerung in ständiger Angst lebt, durch willkürliche Klagen und Prozesskosten ruiniert zu werden?

A SLAPP in your face

Die Antwort ist hier gleichzeitig „Ja“ und „Nein“.Ja, rechtsmissbräuchliche Klagen, die die Angst vor einem möglicherweise ruinösen Verfahren als Druckmittel einsetzen, sind in den USA eine größere Gefahr. Aber gerade weil die Gefahr dort größer ist, gibt es mit den Anti-SLAPP-Gesetzen in vielen Bundesstaaten einen Schutz für Individuen und finanzschwache Akteure wie NGOs. Dieser Schutz ist unvollständig zwar, aber es gibt ihn. „SLAPP“ steht für „strategic lawsuit against public participation“ und bezeichnet rechtsmissbräuchliche Klagen und Verfahren, die nur angestrengt werden, um Kritiker durch Einschüchterung mundtot zu machen. Eine Reihe von Bundesstaaten haben Anti-SLAPP-Gesetze erlassen, um den ersten Verfassungszusatz, das freedom of speech amendment, zu schützen – das US-amerikanische Äquivalent zum Artikel 5 des Grundgesetzes, jenem Artikel, der auch das, was wir tun, schützt: Vor dem Zugriff des Staates, aber auch vor der Beschneidung durch andere, so lange unsere Tatsachenbehauptungen nachweislich wahr sind und unsere Kritik nicht allein der Herabsetzung von Personen dient.

Allerdings gibt es in Deutschland und Österreich keine entsprechenden Schutzgesetze, denn hier gibt es schon per Definition keine SLAPP-Klagen und -Verfahren: Eine Klage ohne „Rechtsschutzbedürfnis“, also eine Klage, bei der es der initiierenden Partei nicht darum geht, ein vermeintlich oder tatsächlich gefährdetes Recht zu schützen, sollte als unzulässig abgewiesen werden. Die Einschüchterung durch Anwaltsbriefe funktioniert aber trotzdem, denn diese Briefe richten sich nicht an andere Anwälte oder finanzstarke Unternehmen, sondern oft an Blogger und Vlogger und damit an einzelne Personen. Wir haben sowas wie einen internen Countdown bis zum Tag, an dem der erste Brief von Prof. Dr. H. aus K. bei unserem Provider eingeht. Wie notwendig deswegen Schutzgesetze sind, damit der Einschüchterung der Boden entzogen wird, wird schon deutlich, wenn man sich nur die Verfahren ansieht, die unsere Wiki-Bewohner in Vergangenheit und Gegenwart angestrengt haben. Schon Journalisten, die die finanziellen Mittel und Rechtsabteilungen ihrer Zeitungen im Rücken wissen, sind kaum gegen rechtsmissbräuchliche Klagen, sei es als „Marketing-Gag“ wie bei Hevert, sei es, um die Wahrheit zu unterdrücken, geschützt. Ben Goldacre, zum damaligen Zeitpunkt beim Guardian, hat Matthias Rath mit „The doctor will sue you now“ ein Denkmal in „Bad Science“ gesetzt, allerdings nur in der US-amerikanischen Ausgabe, nicht in der ursprünglichen britischen Version, denn das konnte Rath für mehr als ein Jahr verhindern. Goldacre veröffentlichte das Kapitel später online und es gibt einen Einblick in die immense persönliche Belastung, die mit einem solchen Verfahren verbunden ist – sogar für einen Journalisten, der sich der Unterstützung seines Arbeitgebers sicher sein kann. (PDF)

Blogger und Vlogger, oft Einzelkämpfer, sind gar nicht geschützt. Aber auch sie sagen die Wahrheit und sind oft diejenigen, die der Fake-News- und Fake-Med-Flut im Internet etwas entgegensetzen. Während die Stadt Bautzen noch überlegt, ob sie sich von der Verleihung des „Bautzener Friedenspreises“ an Daniele Ganser, Verschwörungsideologe extraordinaire, distanzieren soll, haben Blogger und Vlogger schon sein „Werk“, dessen zersetzende Wirkung sich nur in der Gesamtschau erschließt, auseinander genommen, wieder zusammengesetzt und dokumentiert. Ohne ihren Einsatz hätten die Entscheider heute nur die Vorträge und Veröffentlichungen von Ganser zur Hand. Da er seine Gesinnung nicht rausbrüllt, wäre noch nicht mal die offene Diskussion über die demokratiezersetzende Wirkung von Verschwörungsideologen wie Ganser möglich. Xavier Naidoo, der sich trotz Texten wie „Baron Tothschild gibt den Ton an und er scheißt auf euch Gockel. Der Schmock is’n Fuchs und ihr seid nur Trottel.“ nicht als Antisemiten bezeichnet sehen will, tritt dieser Wahrnehmung nicht etwa entgegen, indem er Projekte gegen Antisemitismus und Rassismus finanziell unterstützt, sondern indem er sie verklagt.

Auch abseits des rechten Randes erweisen sich unsere Wiki-Bewohner als klagefreudig, teilweise aus Überzeugung, teilweise, weil die Einschüchterung funktioniert und sie so ihre Geschäftsinteressen schützen können. Nikolaus Klehr gelang es, sich das halbe Internet sauber zu klagen und er hätte beinahe Psiram gekillt (das war der Moment, als der Eule ihr sonniges Gemüt verloren ging). Die Freie-Energie-Schwurbler von Rosch machen Wolfgang Süß das Leben zur Hölle. Suzanne Grieger-Langer, von uns liebevoll Gundel Gaukeley getauft, hat aus ihrem Feldzug gegen Bärbel Schwertfeger, die ihre missbräuchliche Aneignung von Referenzen thematisierte, ein abendfüllendes Programm gemacht, das sich teilweise in Veranstaltungshallen, teilweise in Gerichtssälen abspielt.

 

Auch Grander-Wasser klagte. Gegen eben jenen eingangs erwähnten Erich Eder. Und anders als Hevert, die mit ihren Aufforderungen Unterlassungserklärungen abzugeben, zwar ganz gewaltig mit den Flügeln schlugen und laut gackerten, aber ohnehin kein Ei gelegt hätten, zog Grander es wirklich durch. Der Rechtsstreit zog sich über unglaubliche 13 Jahre und da man, wie viele von uns schmerzhaft wissen, in der Wissenschaft nicht reich wird, war über den gesamten Zeitraum Eders Existenz bedroht. Am Ende unterlag Eder in der letzten Instanz und musste die Prozesskosten tragen. Wohlgemerkt: Er unterlag nicht, weil Grander plötzlich den behaupteten Wasserschwurbel wissenschaftlich belegen konnte, sondern aufgrund von Details, die mit der Kernfrage nichts zu tun hatten. Die bereits errungenen Siege für die Redefreiheit behielten Bestand: Die Aussage „Grander-Wasser ist aus dem Esoterik-Milieu stammender, parawissenschaftlicher Unsinn“ ist gerichtlich abgesegnet und kann in einem Atemzug mit „Homöopathie wirkt nicht über den Placebo-Effekt hinaus“ gesagt werden.

Sie haben Anwälte, wir haben Ideen.

Hevert hat vielleicht von seinem Marketing-Gag profitiert, aber die entfesselte Kreativität vor allem der Twitteria holte das Thema „Homöopathie“ auf Agenda – später als in anderen Ländern, aber nicht zu spät, um die Homöopathie nicht als Fuß in der Tür zu mehr Rationalität betrachten zu können. Zusammen mit der Homöopathie drängten andere Aspekte der Schwurbelmedizin ins öffentliche Bewusstsein. Heilpraktiker und Impfgegner werden heute nicht mehr unbedingt als „Alternative“, sondern vielmehr als das was sie sind, gesehen: Eine Gefahr für die öffentliche Gesundheit. Sogar das Wort „Alternative“ ist heute nicht mehr so positiv besetzt wie noch vor ein paar Jahren, denn es setzt sich das Bewusstsein durch, dass es keine Alternative zur Medizin gibt, so dass sich Schwurbelmediziner zunehmend bemühen … nun ja … „Alternativen“ zu finden.

Für Eder wurde mit dem Hashtag #nichtmundtot ein Crowdfunding organisiert und das führt uns zur berechtigt stolzgeschwellten Brust der Eule, nämlich dem (für uns) besten, allerbesten Moment am Abend der Preisverleihung: Mehrere Dutzend Menschen, die mehr oder weniger unisono skandierten, wofür Eder gekämpft hat: Grander-Wasser ist aus dem Esoterik-Milieu stammender, parawissenschaftlicher Unsinn.

Für diejenigen unter euch, die – so wie wir auch – nicht dabei sein konnten, hier der Direktlink mit Zeitstempel: https://youtu.be/MlS79f-hlPg?t=436

Zum Teilen auf Twitter, Facebook, TikTok, Instagram und wenn es sein muss, auch auf Pinterest.

Vergesst nicht, Grander-Wasser zu adden. 😉

Mehr zum Thema:

Grander: Brückenbauer zwischen Pseudowissenschaft und Kommerz

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Das Funktionsprinzip der Grander-Technik, wissenschaftlich erwiesen.

Gerade erst wurde das Unternehmen und das Konzept Grander-Wasser mit dem Goldenen Brett vorm Kopf, in der Kategorie Lebenswerk, geehrt. Damit dürfte pünktlich zum 40. Jubiläum ein weiterer Meilenstein für das Wasser erreicht sein, hat man doch auch endlich den harten wissenschaftlichen Nachweis erbracht, dass Granderwasser wirkt. Dies verkündet man stolz auf der Webseite des Unternehmen:

Theoretische Grundlagen der GRANDER®-Wasserbelebung wissenschaftlich nachgewiesen

Die Wetsus Forschungsgruppe „applied water physics“ konnte grundlegende Mechanismen der magnetischen Wasseraufbereitung unter Verwendung eines IPF- / Grander Wasserkern-Magnetzylinders verifizieren und in einer begutachteten Fachzeitschrift („peer review“) veröffentlichen.

Man fragt sich natürlich erstmal, welche “theoretischen Grundlagen” der “parawissenschaftliche Unfug”, dessen behauptete Effekte niemals wissenschaftlich nachgewiesen werden konnten, denn überhaupt haben kann. Soweit bekannt, wird seit eh und je darauf verwiesen, dass der Wasserschwurbel gar nicht wirklich erklärt werden kann, da die Herstellerangaben direkt durch göttliche Eingebung übermittelt wurden. Dann wundert man sich auch, was das jetzt mit “magnetischer Wasseraufbereitung” zu tun hat, wird doch bei Grander gar nicht mit Magnetismus gearbeitet. 

Sei’s drum, man kann sich den genannten Artikel, der von einem renommierten Wasserinstitut in einer ebenfalls renommierten Fachzeitschrift durch wahrscheinlich noch renommiertere Fachwissenschaftler peer-reviewed veröffentlicht wurde, ja mal genauer ansehen. Das haben neben Florian Aigner auf Twitter auch die beiden Wissenschaftrocker von “Methodisch Inkorrekt” (Minkorrekt, in der Rubrik “Schwurbel der Woche”) übrigens auch schon getan. Die wundern sich ebenfalls, was das, was in dem Artikel geschrieben steht, jetzt mit “informierten” Granderwasser zu tun haben soll.

In der Arbeit geht es um den Einfluss von schwachen Magnetfeldern auf die Bildung von sogenannten Pränukleationsclustern (DOLLOPs), also um sowas wie Kristallisationskeime, an denen sich Kalk aus Wasser ausscheiden soll. Da fängt bei uns das Bullshit-Meter schon leicht zu ticken an, da dies ein Thema ist, mit dem der – unter praxisrelevanten Bedingungen nie nachweisbar funktionierende – magnetischen Wasserenthärtung immer mal wieder verkaufsfördernde Argumente verschafft werden soll. Zu der Studie später ein paar kritische Anmerkungen.

Minkorrekt hingegen nimmt an, dass die Arbeit wissenschaftlich korrekt sei und es den Forschern gar nicht bewusst ist, dass sie von Grander für deren Zwecke missbraucht wurde. Man ruft sogar einen der Studienautoren an, um auf den “Missbrauch” hinzuweisen und zu erfahren, was man davon hält. Wie es dann weitergeht, sollte man sich selbst in dem Podcast anhören. Nur kurz: Der Wissenschaftler  ist ein wenig verwundert, lässt (!) den Werbetext bei Grander einige Tage später etwas entschärfen und distanziert sich – natürlich nicht – von Grander. Was ist da los?

Die Stiftung und die (Pseudo-)Wissenschaft

Die Studie wurde in einer Arbeitsgruppe um den Österreicher Elmar C. Fuchs an einem Institut in den Niederlanden mit dem Namen Wetsus erarbeitet. Das Wetsus ist eigentlich kein Institut; es ist eine Stiftung, die Wissenschaft und Kommerz im Bereich der Wasserforschung zusammenbringen will. Dazu sammelt sie von der Industrie Geld ein und leitet es an Forschergruppen, die dann zielgerichtet Auftragsforschung betreiben sollen, weiter. Kann man machen, ist aber immer ein wenig heikel, da es hier schnell zu “Interessenkonflikten” kommen kann. Wissenschaft sollte frei und unvoreingenommen sein, die Ergebnisse sollen niemanden gefallen müssen und einfach der Wahrheit, nicht einem geforderten Wunschergebnis entsprechen. Das ist in dem Fall hier mehr als fragwürdig. Warum?

Das wird an mehreren Punkten deutlich. Die Arbeit wurde unter anderem direkt von Grander bzw. einer Tochter namens IPF GmbH finanziell gefördert. Weitere Förderer sind so schwurbelige Unternehmen wie „Schauberger Nature Technologies“ (der Name deutet schon einiges an) und „Coherent Water Systems“ (die auf Wasser-Schwurbler wie Emilio Del Giudice verweisen). Da ist ein Interessenkonflikt schon vorprogrammiert. Dazu verwendet man auch noch ein Gerät von Grander und kommt zu dem Ergebnis – Taraa! – dass das Teil funktioniert.

Es dürfte auch kein Zufall sein, dass die Arbeit direkt von Grander vermarktet wird und dass einer der Autoren einen direkten Draht zur Marketingabteilung hat. Auch wenn es bei Minkorrekt nicht gesagt wird, der kontaktierte Studienautor dürfte wohl Elmar C. Fuchs gewesen sein. Das ist der mit der Wasserbrücke.

Die Wasserbrücke

Man schrieb das Jahr 2006, da kamen aus Österreich – auf den ersten Blick – spektakuläre Nachrichten. Forscher der TU Graz hatten dem Wasser Leben eingehaucht – oder so ähnlich. Man hatte einen Wasserfaden zwischen zwei wassergefüllten Bechern erzeugt, in dem man eine sehr hohe Gleichspannung zwischen den Bechern angelegt hatte und die Becher dann einige Zentimeter voneinander weg bewegte. Die Bilder, die man zu sehen bekam, erinnerten spontan an den Film “The Abyss”. Dabei war das Experiment weder neu noch spektakulär. Bereits vor über hundert Jahren wurde es erstmals durchgeführt und hat eigentlich keinerlei praktische Bedeutung. Auch ist es physikalisch leicht erklärbar. Spektakulär waren und sind eher die Deutungen, die die Wissenschaftler aus dem Wasserfaden zogen. Da heißt es:

Die Experimente und Untersuchungen der TU Graz könnten sensationelle Einblicke in die Zellbiologie des Menschen geben. Vielleicht sogar mithelfen, Phänomene wie die Homöopathie oder Wasserbelebung aufzuklären. Noch ist man aber davon weit entfernt.

Öha, das musste natürlich auch die Granders interessieren, konnte man doch endlich auch die Wasserbelebung besser vermarkten. Wir bei Psiram haben die Brücke mittlerweile auch in unser Wiki aufgenommen. Und tatsächlich, sucht man heute nach der Wasserbrücke, so landet man schnell bei Grander. Dort heißt es dann weiter:

Nachdem Dr. Elmar Fuchs seine Entdeckungen 2006 auf der Internationalen Wasserforschungskonferenz in Moskau präsentierte, war das öffentliche Interesse an der Wasserbrücke nicht mehr zu stoppen. In Holland wurde „WETSUS“ – das international anerkannte Kompetenz- und Forschungszentrum für nachhaltiges Wassermanagement – auf die neuen Erkenntnisse aufmerksam und berief Fuchs zum Leiter einer Forschergruppe, die sich unter Verwendung modernster Messtechnik diesem Phänomen weiter nähern sollte.

Das war also die – ähm – Brücke, die die drei (Grander, Fuchs, Wetsus) verbindet. Über das Wetsus findet sich bei Grander eine Menge Löbliches. Wie kann es sein, dass ein scheinbar seriöser Forschungsverein so eng mit Grander verbunden ist. Und nicht nur Granderwasser ist dort ein Thema, auch anderer Schwurbel wird dort untersucht. Wieder bei Grander der Hinweis:

Auszug laufender Forschungsprojekte (Anm.: bei Wetsus):

  •  Xiaoxia Liu , Universität für Bodenkultur und angewandte Biowissenschaft
    Erweiterte Biostabilität von Trinkwasser durch nachhaltige nicht chemische Behandlung
  • Maarten van de Griend , Universität für Bodenkultur und angewandte Biowissenschaft
    Wirbelbehandlung von Wasser in hyperbolischer Geometrie

Man ist bei Wetsus scheinbar offen für “Ungewöhnliches” und findet auch in der Boku (Universität für Bodenkultur, Wien) einen willigen Partner. Die enge Verbindung von Wetsus und Grander zeigt sich auch in der Person Prof. Cees Buisman, seines Zeichens wissenschaftlicher Direktor am Wetsus. Der war sich nicht zu schade, bei einem “Symposium” der Firma Grander (bzw. deren Tochtergesellschaft “Implosions Photonenfeld Forschung GmbH”) einen Vortrag zu halten, obwohl die Veranstaltung mit Wissenschaft so wenig zu tun hatte, wie das Granderwasser selbst. Es war eine reine Schauveranstaltung, um der Schwurbelkunde eine Bühne zu geben. Dazu wird der Prof. auch noch löblich bei Grander selbst erwähnt.

Nochmal zurück zur anfangs erwähnten Studie, bei der der Schwurbel-Prof Mitautor ist und die man auch auf dem Symposium als sensationelle Weltneuheit präsentierte (obwohl sie auf das Jahr 2016 zurückdatiert).

Raubtierkapitalismusverlage

Man könnte ja argumentieren: alles halb so wild, schließlich ist trotz der ganzen unglücklichen Verbindungen ein wissenschaftlicher Beitrag erarbeitet worden, der es sogar über die hohen Hürden des wissenschaftlichen Gutachterprozesses (Peer Review) geschafft hat. Ist dem wirklich so? Dazu muss man sich – leider immer öfter – auch mal ansehen, wo die Studie veröffentlicht wurde. Das Journal heißt “Water” und erscheint im Verlag MDPI mit Sitz in der Schweiz. Die veröffentlichen Beiträge im “Open Access” Verfahren, d.h. der Autor bezahlt den Verlag für das Veröffentlichen, der Leser kann dafür den Artikel aber kostenlos lesen. Auch wenn die Grundidee gut ist, es sollte gerade hier – das haben wir leider nicht das erste Mal bemerkt – genau hingesehen werden. Auf Wikipedia erhält man den Hinweis:

Der Verlag wurde im Februar 2014 von Jeffrey Beall, einem Kritiker des Wildwuchses im Bereich open access publishing, als unseriös eingeschätzt. Diese Einschätzung wurde im November 2015 revidiert, nachdem von verschiedenen Seiten Einsprüche gekommen waren. So nannte der Chemiker Peter Murray-Rust die Kritik von Beall verantwortungslos und nicht mit Fakten fundiert. Eine als Reaktion auf Bealls Kritik durchgeführte Untersuchung der Open Access Scholarly Publishers Association sieht die Standards ihrer Organisation durch MDPI eingehalten. Nachdem Beall seine Liste vom Netz nahm, schrieb er, dass Predatory Publishers Druck auf ihn ausgeübt hatten, und erwähnte speziell MDPI als einen Verlag, der „versuchte, für die Universität so lästig wie möglich zu sein, so dass die Verwaltung die E-Mails so satt bekämen, dass sie [ihn] zum Schweigen bringen würden, um das Problem loszuwerden.

Auf der englischen WP-Seite wird man deutlicher: es handelt sich möglicherweise* um ein sog. Raubtier-Verlag, der gegen Bezahlung ungeprüft alles veröffentlicht. Das ist bei den Schwurblern beliebt, muss man sich doch wegen wissenschaftlicher Ungereimtheiten nicht so sehr vor einer Nicht-Veröffentlichung fürchten. Die hohen Gebühren, die dort eine Veröffentlichung kosten dürfte, werden wahrscheinlich ebenfalls von Grander getragen. Dies ist meist Teil der “Forschungsförderung”.

Diese Art von Praktik, sich wohlgesonnene Forschung zu kaufen und sie von wohlgesonnenen Verlagen als vermeintlich wissenschaftlich überprüft verkaufen zu können, untergräbt nicht nur die wissenschaftliche Forschung an sich. Sie zerstört das Vertrauen in die Wissenschaft und den positiven Beitrag, den Forschung leisten kann. 

Das ist kein kleines Problem. Es zeigt, dass die wissenschaftliche Bewertung von Phänomenen in der Bevölkerung noch immer eine hohe Bedeutung hat. Dies ist auch den Schwurblern bewusst und sie schaffen sich Strukturen, die eine – scheinbar – positive Wahrnehmung ihrer Scharlatanerieprodukte durch “die Wissenschaft” schaffen sollen. Dabei geht es rein um kommerzielle Interessen, die verschiedenste Münder stopfen. An der Stelle eine Videoempfehlung: In einer sehr guten Reportage des WDR wird das ganze Ausmaß des Problems deutlich.

Zum Weiterlesen:

* Ursprünglich hieß es, es handele sich „höchstwahrscheinlich“ um einen Raubtierverlag. Da es daran Kritik gab, haben wir es etwas entschärft – auch, weil der Vorwurf zu pauschal ist. Generell ist es nicht leicht, so eine Praktik nachzuweisen, aber es gibt begründeten Verdacht. Auch wenn der Vorwurf in der Form zu hart sein mag, es gibt Zweifel an der Ernsthaftigkeit des wissenschaftlichen Gutachterprozesses. Fortsetzung folgt…

Multiple Sklerose, coimbriert

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„Ihre Augen leuchteten wie die Fenster brennender Irrenhäuser.“
(aus Arno Schmidt, Leviathan)

Die Multiple Sklerose ist eine der häufigsten neurologischen Krankheiten in den gemäßigten Klimazonen des Erdballs. Der Median des Erkrankungsalters liegt bei 30 Jahren, und wenn man sie hat, wird man sie nicht mehr los. Viele tausend Forscher beschäftigen sich mit ihr, Milliarden Dollar wurden und werden zu ihrer Erforschung und Bekämpfung aufgewendet. Seit Anfang der 90er Jahre stehen wirksame Immuntherapien zur Verfügung. Inzwischen gibt es eine Fülle an wissenschaftlich abgesicherten Therapieformen, von denen einige, so hofft man, in naher Zukunft in der Lage sein werden, die immer schwelende Krankheitsaktivität vollständig zu unterdrücken. Die Medizin ist hier in schneller Entwicklung; was vor zwei Jahren richtig gewesen ist, hat heute nur noch eingeschränkte Gültigkeit. Es gilt dabei aber: hohe Wirksamkeit bedeutet häufig auch hohes Risiko, und es bleibt eine Herausforderung, für den richtigen Patienten die richtige Therapie zu finden.

Dieses Problem ist gelöst, das Allheilmittel ist gefunden: „Das Coimbra-Protokoll ist sicher eine der sensationellsten medizinischen Entwicklungen in der Medizin überhaupt. Sensationell, weil kaum für möglich gehaltene Therapieerfolge bei MS berichtet werden“, sagt Dr. med. Volker Schmiedel [1]. Das elektrisiert. Vor allem elektrisiert es, weil in der Fachliteratur gar keine Berichte vorliegen. Der Erfinder des „Coimbra-Protokolls“ ist der brasilianische Neurologe Cicero Galli Coimbra, welcher erkannt hat, woran die bisherigen Versuche, die MS mit Vitamin D zu behandeln, gescheitert sind. Sie waren nicht mutig genug, die Patienten mit toxischen Dosen zu behandeln. Placebokontrollierte Studien dazu sind unethisch, sagt er, weil das bedeuten würde, Patienten von vornherein aus seiner über jeden Zweifel erhabenen [2] Therapie auszuschließen, weil sie dann mit einer (tatsächlich stets unwirksamen) Placebotherapie verglichen werden müsste. Er hat recht, aber die Begründung ist falsch: placebokontrollierte Studien sind (inzwischen) unethisch, weil es heute nachgewiesen wirksame Therapien gibt.

Wo sind denn also die Berichte zu finden, die den Herrn Schmiedel in einen solchen Begeisterungstaumel stürzen? In derselben Nummer der Zeitschrift „Erfahrungsheilkunde„, wie praktisch, kann man eine „Studie“ von Kai Reichert lesen: „Vitamin-D-Gabe in Hochdosis – Therapieoption bei Multipler Sklerose?“ [3]. Der Haug-Verlag, in dem das Journal erscheint, gehört zur Verlagsgruppe MVS. Dorthin lagert der seriöse Thieme-Verlag radioaktiv verstrahlte Inhalte aus, mit denen man natürlich trotzdem Geld verdienen möchte. Mangels anderer Publikationen werden wir uns dennoch anhand dieses Papiers mit der aufgehenden Coimbra-Sonne der MS-Therapie befassen.

Die Veröffentlichung

Reichert beginnt, ganz gewöhnlich, mit einer Einleitung. In ihr wird das Coimbra-Protokoll kurz vorgestellt. Das ist auch nötig, denn der Fachwelt ist es, wie erwähnt, bisher unbekannt. Wer jedoch ebenso gewöhnlich die übliche Struktur einer empirisch-wissenschaftlichen Arbeit erwartet (Einleitung – Material und Methode – Ergebnisse – Diskussion), kann das Ding getrost wieder beiseite legen. Statt dessen erwarten ihn

Eigene Erfahrungen des Autors
Nach drei Jahren und über 500 Patienten, die vom Autor begleitet wurden,

Moment. Die Behandlung nach Coimbra-Protokoll hat 2017 begonnen, und die Veröffentlichung stammt aus dem August 2019. Das sind höchstens zweieinhalb Jahre. Es ist schlicht nicht plausibel, dass diese „über 500 Patienten“ alle am Tag nach der Bestallung als Coimbra-Arzt gegen die Pforte eines Hausarztes gedonnert haben, um Einlass zu begehren und die Aufnahme in eine bis dato völlig unbekannte Therapie einzufordern. Die tatsächlichen Beobachtungszeiten einer viel geringeren Anzahl von Patienten müssen also deutlich kürzer sein. Genauer werden die Angaben zum Patientenkollektiv nicht. Es fehlen:

  • die Anzahl der Patienten: „über 500“ ist keine Zahl, sondern eine Schätzung, die unglaubwürdig hoch ausgefallen ist (wenn man sich an den veröffentlichten Text hält [4]),
  • jegliche Details zu demografischen Angaben der Stichprobe, nicht einmal die einfachsten werden mitgeteilt: Alter der Patienten, Geschlechtsverteilung,
  • jegliche Details zum „Protokoll“ und zur auch nur groben Charakterisierung der Erkrankung, wir nennen nur beispielhaft: Krankheitsdauer vor Beginn der Behandlung, Zahl der Schübe, Grad der Behinderung, Beobachtungszeiten, Art der Diagnosesicherung (hat der Hausarzt sie allein gestellt?), Ein- und Ausschlusskriterien, Kontraindikationen für die Behandlung, Zahl der leichten/schweren Nebenwirkungen, Zahl der Krankenhausaufnahmen, Zahl der Therapieabbrüche, Todesfälle, zusätzliche („add-on“)-Therapie bei immunmodulatorischer Basistherapie oder alleinige Therapie? (in letzterem Fall wäre ihre ethische Grundlage zweifelhaft),
  • und schließlich: eine Kontrollgruppe. Allein dieses Kriterium macht die Arbeit für jegliche patientenbezogene Schlussfolgerung unbrauchbar. Die Multiple Sklerose hat einen hochvariablen Verlauf, der auch nach Jahren noch spontan zu einem scheinbaren Stillstand kommen kann.

Wir greifen noch einige besonders leuchtende Eindrücke des Autors von seinen eigenen Leistungen heraus und versehen sie mit einem Zeilenkommentar. Der Satz mit den „über 500 Patienten“ geht nach dem Komma so weiter:

lässt sich eine klare Tendenz erkennen: Bei überschaubarem Nebenwirkungsprofil berichtet eine große Zahl von Patienten über Verbesserungen in Konzentrationsfähigkeit, Aufmerksamkeit, Schlaf und Stimmung

Bitte? Das sind allenfalls sekundäre, weiche Endpunkte, von denen noch dazu höchst zweifelhaft ist, ob sie mittels neuropsychologischer Tests oder wenigstens mittels validierter Fragebögen erfasst worden sind. Wie sieht es aus mit den gewöhnlichen klinischen Parametern „Zahl der Schübe“ und „Grad der Behinderung“, oder wenigstens, als ein Surrogatparameter, dem „lesion load“ im MRT? Das Wort „Tendenz“ wird üblicherweise verwendet, wenn ein Ergebnis die statistische Signifikanz verfehlt hat, aber dennoch geliebt wird. Wir können aber nicht unterstellen, dass es hier Versuche der statistischen Absicherung gegeben hat. Und warum sollte es sie gegeben haben: wenn es keine Kontrollgruppe gibt, dann gibt es auch nichts, wogegen man statistisch testen müsste. Und was heißt eigentlich „große Zahl“? Wenn es 40% wären, dann wäre das immer noch „groß“, und Reichert könnte dabei sogar subjektiv ehrlich sein (recall bias).

Wie bei allen chronischen Erkrankungen ist die Führung und psychotherapeutische Begleitung der Erkrankten ein wichtiger Baustein des Erfolgs. Prof. Coimbra legt wie auch der Autor großen Wert auf zumindest den Versuch, starke emotionale Belastungen zu vermeiden oder therapeutisch anzugehen.

Der erste Satz stimmt immer [5], weshalb er völlig unspezifisch ist. Die reviewenden Peers haben geschlafen. In diese Banalität wird der Hinweis auf Guru-Medizin verpackt.

Beurteilung der Effektivität Anhand eines einfachen Parameters, des Parathormons (PTH), lassen sich Wirkung und Effektivität der Vitamin-D-Therapie (analog des Blutzuckerspiegels beim Insulin) beurteilen

Ging es nicht um MS-Therapie? Für die ist der PTH-Wert ganz uninteressant. Er ist nicht einmal ein sog. Surrogatparameter, wie z. B. der Blutzuckerwert bei der Behandlung des Diabetes mellitus.

Fälle von verbesserter Gehfähigkeit sind ebenfalls aufgetreten.

Wie viele Fälle? Gehstrecke? T25FW-Testergebnisse vor und nach Behandlung? Oder war es einfach nur das Abklingen eines Schubes, bei dem sich die Gehfähigkeit verbessert hat?

Objektivierbare Daten zeigen sich auch im MRT: Nach einem Jahr Vitamin-D-Hochdosistherapie war bei über 90 % der Untersuchten im Kernspin keine Krankheitsaktivität (Kontrastmittelanreicherung) mehr nachweisbar. Es ergaben sich keine Hinweise auf Schrankenstörungen nach Kontrastmittelgabe, und bei über 85 % der Patienten waren keine neuen Herde mehr aufgetreten. Nach zwei Jahren Vitamin-D-Hochdosistherapie stieg der Prozentsatz weiter an (bei allerdings kleineren Patientenzahlen).

Beide Angaben sind vollkommen wertlos, weil wir a) nicht wissen, wieviele Patienten überhaupt im Verlauf MR-tomographisch untersucht worden sind, b) wie die Untersuchungsintervalle gewesen sind (man muss da eine völlige Regellosigkeit unterstellen; der Fachbegriff dafür wäre „nach klinischen Erfordernissen“), c) ob überhaupt bei den Kontrollen regelmäßig Kontrastmittel eingesetzt wurde und d) ob die Untersuchungen nach einem standardisierten Protokoll durchgeführt worden sind. In der klinischen Routine ist letzteres bisher nicht der Fall. Bei einem Untersuchungsintervall von wenigen Monaten bis maximal 2,5 Jahren wird man in der überwiegenden Mehrzahl der Fälle selbst bei unbehandelten Patienten keine KM-Aufnahmen sehen, und auch bei der Mehrzahl keine steigende Anzahl der Herde. Ein entstehender Herd ist nur für wenige Wochen KM-aufnehmend (=“aktiv“); die meisten Plaques sind in der Zeit ihrer Enstehung subklinisch, d. h. keine merklichen Symptome verursachend und also auch nur zufällig und selten in dieser Phase zu entdecken – oder eben bei engmaschigen Kontrollen.

Abgeschlossen wird dieser Erfahrungsbericht mit zwei Fallgeschichten, die der Autor für „beispielhaft“ hält. Fall 1 schildert einen Patienten mit einer hochaktiven MS mit Diagnosestellung 2009 und bis 2017 immunmodulatorischer Therapie, die die Krankheitsaktivität nicht habe stoppen können. Das sei erst unter der Vitamin-D-Therapie gelungen. In wieweit diese dafür verantwortlich ist, kann nur spekuliert werden. Fall 2 schildert einen 15jährigen Patienten nach Diagnosestellung 10/2018. Der Jugendliche habe sich gleich für Vitamin D anstelle einer wissenschaftlich gesicherten Therapie entschieden. „1/2019 (1. Kontrolluntersuchung): Mir geht‘s sehr gut, die Hand ist wieder in Ordnung“. – Das ist der völlig gewöhnliche Verlauf, der auch ohne jede Therapie zu erwarten gewesen wäre. Der Schub war einfach abgeklungen.

Das war alles, was wir über die Prognose der Erkrankung bei Patienten in der Obhut des Dr. med. Kai Reichert, Absolvent des Studiengangs Komplementärmedizin am IntraG der Viadrina, Hausarzt und Anwender der Skenar-Therapie, erfahren haben. Die Sensationsrakete ist also beim Start verglüht.

Nebenwirkungen? No problem.

Die übrigen vier der fünf Seiten, die der Bericht lang ist, beschäftigen sich mit den möglichen Nebenwirkungen und Komplikationen der überdosierten Vitamin-D-Behandlung, die alle nicht so schlimm seien. Genannt werden die Niereninsuffizienz (nein, genannt wird sie nicht, sondern nur der Anstieg des entsprechenden Laborwertes), die Osteoporose und die Hyperkalziämie. Sie seien sämtlich einfach beherrschbar, mittels einer Dosisreduktion, kalziumarmer Diät und mehr als 2,5 l Flüssigkeitsaufnahme am Tag. Man ist aber doch gelinde erstaunt, wie es überhaupt zu Nebenwirkungen kommen konnte, wenn doch das Problem der Dosissteuerung durch Beachtung des PTH-Wertes gelöst ist. Zahlen zu Häufigkeiten, Schweregraden, Abbruchquoten oder vielleicht sogar zu bleibenden Schäden? Erfährt man in Brasilien, oder wenn man einen Kurs beim Dr. Reichert, zertifizierter Coimbra-Protokollarzt, belegt. Oder auch gar nicht. Es entsteht allerdings der dringende Verdacht, dass der Coimbra-Experte selber seine Empfehlungen zum Umgang damit nicht belegen können wird. Auch sollte man den Rat des zertifizierten Coimbristen mit dem Rat des zertifizierten Neurologen anreichern, der in der Lage ist, einen Schub von einer Unpässlichkeit zu unterscheiden. – Die Erörterung der Nebenwirkungen bleibt so lange für die Praxis irrelevant, wie eine therapeutische Wirkung der Vitamin-D-Gabe nicht als nachgewiesen gelten kann.

Wie geht es weiter

War es das jetzt mit dem Coimbra-Protokoll? Mitnichten. Dr Reichert hat all diese Kritik vorhergesehen und sagt:

Eine Pilotstudie zur Sicherheit der Vitamin-D-Hochdosistherapie wird demnächst veröffentlicht. Dafür wurden 1000 Patienten über einen längeren Zeitraum beobachtet, die Sicherheit der Therapie liegt in der Studie bei über 99 % [6].

Der Begriff „Pilotstudie“ ist ein Euphemismus für vorab eingestandene Unbrauchbarkeit der Ergebnisse für praktische Zwecke wegen methodischer Schwächen der Untersuchung. Pilotstudien sind bestenfalls ein Anreiz zu weiterer Forschung. Der vorliegende Erfahrungsbericht ist also noch nicht einmal das. „Therapiesicherheit über 99%“? Was soll das heißen? Die meisten Patienten haben überlebt? Bei der zweiten Vorstellung ist nur noch ein Drittel der Patienten erschienen, und von denen hängt niemand an der Dialyse? Wer weiß. Von einer Veröffentlichung von Daten zur Wirksamkeit ist keine Rede, da wird es wohl bei dem vorliegenden „Paper“ bleiben. Man weiß also nicht, was drinstehen wird, aber man kennt schon den Titel dieser Pilotstudie:

[6] Walach H. Safety and clinical effects of vitamin D high dose therapy (Coimbra Protocol) – a retrospective audit study: Protocol and rationale. (publishing in progress) Study Physicians Kai Reichert, MD Beatrix Schweiger, MD Johannes Demuth

Es wird also lediglich ein Studien-Plan für eine retrospektive Untersuchung veröffentlicht werden, was schon einigermaßen nach einem Widerspruch in sich klingt: für eine retrospektive Untersuchung muss man halt die Daten nehmen, die schon da sind, und wenn man erst plant, könnte man ja prospektiv untersuchen. Beatrix Schweiger? „Praxis für integrative Schmerztherapie, Psychotherapie und orthomolekulare Medizin. Zertifizierte Coimbraprotokollpraxis“. „Im Zentrum“ ihres Behandlungskonzepts steht die „Schmerztherapie nach Liebscher und Bracht“, die auf Esoterikmessen beworben wird. Johannes Demuth? „qualifizierte sich […] auf dem Gebiet der chinesischen Medizin. Außerdem arbeitete er sechs Jahre lang als Stations- und Ambulanzarzt in der TCM-Klinik am Steigerwald. Zusätzlich absolvierte er eine Ausbildung in Psychotonik (Körper und Atemtherapie).“

Über den Meister des Hellsehens (Nature), Herrn Professor Harald Walach, den Stern erster Größe am Methodenhimmel, müssen wir wohl keine weiteren Worte verlieren. Diese Speerspitze der Aufklärung war uns schon so manchen Blog-Beitrag wert. Er dürstet nach seiner ehrenvollen Verabschiedung wieder nach großen Taten.

Außerdem sagt Reichert noch:

Nach zwei Jahren Vitamin-D-Hochdosistherapie stieg der Prozentsatz [der Patienten ohne neue Herde im MRT] weiter an (bei allerdings kleineren Patientenzahlen). Diese Studie steht ebenfalls vor der Veröffentlichung [7].

Wenn die Behandlung nach Coimbra-Protokoll 2017 begonnen hat und die Veröffentlichung aus August 2019 ist, dann ist das wohl nichts anderes als Prophetie. Auch von dieser geplanten „Studie“ kennen wir immerhin schon den Titel:

[7] Reichert K. Can supplementation with vitamin D reduce the progress of lesions (MRI-controlled)? (publishing in progress)

Diese Frage wird unbeantwortet bleiben, denn unkontrollierte Untersuchungen können dazu keine Aussagen machen.

So gestatten wir uns ebenfalls ein wenig Prophetie: der wissenschaftliche Gehalt dieser geplanten Publikationen wird nicht größer sein als derjenige des hier besprochenen Erfahrungsberichts, d. h. nicht signifikant von Null verschieden.


  1. : Schmiedel V: „Entgegen der landläufigen Meinung führt die multiple Sklerose nicht zwangsläufig zu schweren Behinderungen. Auch viele Jahre nach Beginn der Erkrankung bleibt die Mehrzahl der Patienten noch gehfähig.“ Erfahrungsheilkunde 2019; 68: 169–169
  2. über jeden Zweifel erhaben: „Insgesamt fällt zum sogenannten Coimbra-Protokoll das komplette Fehlen von wissenschaftlicher Evidenz auf. Der Initiator scheint sich von der wissenschaftlich begründeten Medizin abgewandt zu haben.“ (Freund W, NeuroTransmitter 2018; 29 (10):34-37). In einem Vortrag am 14.04.2018 (youtube, ab 20:09) behauptet Coimbra beispielsweise, dass Patienten mit einer konzentrischen Balo-Sklerose (einer seltenen Sonderform der MS) gewöhnlich, d. h. dann wohl ohne seine Therapie, eine Überlebenszeit von anderthalb Jahren hätten. Doch das ist schlicht falsch. Seitdem das MRT weithin verfügbar ist, wird diese MS-Variante oft bei Patienten identifiziert, die später eine komplette oder fast komplette Rückbildung der Symptome haben (Hardy TA, DH Miller, Lancet Neurol 2014;13: 740-746).
  3. : Reichert K: Vitamin-D-Gabe in Hochdosis – Therapieoption bei Multipler Sklerose? Erfahrungsheilkunde 2019; 68: 194–198
  4. : Es ist natürlich denkbar, dass Reichert Patienten in seine „Auswertung“ einbezieht, die er bereits vor seiner Bestallung als Coimbra-Arzt behandelt hat. Das wären dann aber eo ipso Protokollverletzer. Im Text heißt es wörtlich über den Autor: „Mit dem Coimbra-Protokoll kam er 2016 durch eine Patientin in Kontakt, seit 2017 ist er zertifizierter Protokollarzt ‚Coimbra-Protokoll‘. Er hat seither über 500 MS-Patienten betreut und behandelt.“
  5. : mitlesende professionelle Psychotherapeuten mögen uns verzeihen; wir wissen selbstverständlich, dass eine Psychotherapie lege artis etwas ist, dass sich nicht in Empathie, Händchenhalten und paternalistischen Ratschlägen erschöpft. Es ging uns allein um die Pointe.

Korrektur am 11.01.2020. In der Erstfassung war von „anderthalb“ Jahren maximaler Beobachtungsdauer die Rede. Wir bitten um Entschuldigung.

Esoterik bei Daniele Ganser

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Kein Mensch mag es gerne, kritisiert zu werden – und doch ist Kritik ein wesentlicher Bestandteil wissenschaftlichen Arbeitens, nicht erst seit Adornos kritischer Theorie. Möchte man eine wissenschaftliche Arbeit publizieren, muss man selbige zurecht erst verteidigen. Wenn die Argumentation der Kritik anderer Experten standhält, wenn sie die Peer-Reviews überlebt, erst dann kann man von einer wissenschaftlichen Arbeit sprechen. Aber auch in anderen Kontexten könnte man sich im Idealfall bei Diskussionen mit inhaltlichen Argumenten konstruktiv auseinandersetzen und diese nicht von vornherein abwehren. Besonders Personen des öffentlichen Lebens sollten sich öfters daran erinnern, dass fundierte Kritik nicht per definitionem „Hate Speech“ ist, sondern Zweifel ein wichtiges erkenntnistheoretisches Instrumentarium zum Begreifen des zu eruierenden Gegenstandes darstellt.

Verschwörungstheoretikern indes scheint am Gegenteil gelegen zu sein. Sie versuchen sich den Vorwürfen zu entziehen, diffamieren ihre Kritiker als böswilligen „Mainstream“ und stigmatisieren sich selbst als Opfer einer unlauteren Kampagne. Auf diese Weise kehren sie Kritik, ohne auf selbige inhaltlich eingehen zu müssen, in einen Vorteil um, denn sie werten diese per se ab und ihren Sprecherstandort außerhalb des wissenschaftlichen Betriebes als „authentisch“ auf. Michael Butter beschreibt diese Mechanik in seinem Buch „Nichts ist wie es scheint“ (S. 84 ff. ) sehr präzise, und ich folge hier seiner Einschätzung.

Dieses suggestiven Tricks eingedenk verwundert es nicht, dass Methoden, wie man sich gegen Kritik wappnen kann, ohne darauf eingehen zu müssen, seit jeher Einzug in jene publizierenden Kreise halten, die mehr daran interessiert sind, ihre Theorien lukrativ zu verkaufen als sich einer kritischen Expertenöffentlichkeit zum Behufe der Wahrheitsfindung zu stellen. Ein besonderes Phänomen im Bereich der „alternativen Medien“ im Generellen und bei Verschwörungstheoretikern im Besonderen ist es nun, dass sich eine Art pseudowissenschaftliches Thai-Chi als Methodik entwickelt: Einerseits um Kritik psychisch als auch inhaltlich abzuwehren, aber auch, indem esoterische Konzepte in die Erklärung ihres Weltbildes paradigmatisch einfließen. Ganz aktuell sei hier das Beispiel Daniele Gansers, dem Historiker und selbsternannten Friedensforscher, genannt. Das Thema „Achtsamkeit“ gewinnt im Themenmix Gansers immer mehr Raum, ja, es kommt bei ihm zu einer Fusion, in der sich die Themen Zeitgeschichte/Politik auf der einen und Esoterik auf der anderen Seite gegenseitig zu bedingen scheinen – inhaltlich wie auch methodisch. Anhand aktueller Interviews und Vorträge des „Friedensforschers“ möchte ich dieser Verquickung von Esoterik und Pseudowissenschaft am Beispiel der „Methode Ganser“ etwas nachgehen.

Spätestens mit seinem Artikel „Der erbitterte Streit um den 11. September“ im Tages-Anzeiger vom 9. September 2006 (PDF) verlässt Daniele Ganser den Weg fundierter inhaltlicher Auseinandersetzung und geht dazu über, Arbeitsweisen über mögliche Szenarien von 9/11 und hier insbesondere über den Einsturz des siebten Gebäudes des World Trade Centers (WTC7) an den Tag zu legen, die jeglicher Seriosität ermangeln. Anfangs hält sich Ganser zwar mit eigenen Thesen noch zurück – später wird er zu immer mehr Ereignissen wie beispielsweise zu den Terroranschlägen auf die Redaktion von Charlie Hebdo oder den Breitscheidplatz unhaltbare Thesen aufstellen – doch hier sieht man schon das Grundmuster seiner Vorgehensweise. Alleine der Titel suggeriert, es gebe einen berechtigten fachlichen Zweifel an der offiziellen Version zum Terroranschlag von 9/11 (der „erbitterte Streit“), was er wissenschaftlich nie unterfüttert. Er ist sich nicht zu schade, Aussagen der Schauspieler Charly Sheen und Sharon Stone als Belege für eine breite öffentliche Skepsis bezüglich der offiziellen Berichte des 9/11 Comission Reports und des NIST-Reports heranzuziehen. Eine ausführliche Auseinandersetzung zu dem Artikel und den Vorträgen von Daniele Ganser erbringt eine mittlerweile 12-teilige YouTube-Reihe des Kanals „Verschwörung und Fakten“.  Die dort angeführten Beispiele wie auch das Kapitel über ihn in Michael Butters Buch (S. 83 ff.) lassen erkennen, dass Ganser an einer fundierten Auseinandersetzung mit dem Thema 9/11 von Angang an nicht gelegen war. Infolgedessen verliert er 2018 wegen Unwissenschaftlichkeit auch seine letzte Anstellung an der Universität St. Gallen. In Vorträgen und Interviews behauptet der Historiker zwar, wegen der Brisanz seiner „9/11-Forschung“ des Wissenschaftsbetriebs verwiesen und als Verschwörungstheoretiker gebrandmarkt worden zu sein, doch schon die heftige Kritik an seiner Doktorarbeit („his volume could be characterized as a journalistic work with a big spoonful ofconspiracy theories“) deutet darauf hin, dass seine Methode System hat, denn es gibt seinerseits bis heute keine offizielle Forschungsarbeit zum Thema.

Diesem Vorgehen scheint eine ähnliche Strategie zugrunde zu liegen wie vielen esoterischen Konzepten oder spirituellen Lehren: Eine unhinterfragte Sichtweise auf die Welt wird als Ausgangsbedingung aller folgender Erklärungen gesetzt. Oder anders ausgedrückt: Der Ausgangsframe bedingt alle folgenden Deduktionen. Das esoterische Paradigma ist im Grunde eine konstruktivistische Weltsicht: Die Welt außerhalb des ‚Ich‘ wird durch die eigene Wahrnehmung verzerrt. Oft wird auch von einer „falschen Identifikation“ mit den eigenen Gedanken gesprochen, so z.B. in der Beschreibung der „Leerheit“. In der Esoterik wird der Urfehler (nicht zu verwechseln mit der christlichen Ursünde) darin gesehen: „Die Logik der materialistischen Wissenschaft schlägt fehl, wenn die Beobachter betrachtet werden.“ (ebd.) Zugrunde liegt die Annahme, man könne keine wahren Aussagen über die Welt tätigen. Ausgehend von diesem unhinterfragbaren Dogma (Gott, Leerheit, Karma, Wiedergeburt) differenzierten sich viele unterschiedliche religiöse Systeme aus, wobei in der neueren westlichen Gesellschaft Buddhismus und Yoga besonderen Anklang finden. Fatal ist es, wenn diese Weltsicht auf, wenn auch pseudowissenschaftliche, historische Analysen angewendet wird, denn man könnte folgern, dass man arbiträr im Grunde alles oder nichts behaupten kann, so die Erkenntnis über die Welt dogmatisch als unzureichend angenommen wird.

„Wie veränderst Du mit dem richtigen Wasser Deine Energie?“, „Meditation zur Verjüngung“ oder „Wie kommt Ihr in Kontakt zur geistigen Welt?“, das sind Titel der Videos auf dem YouTube-Kanal von Bettina Geitner. In ihren zahlreichen Interviews dreht sich thematisch alles um esoterische Inhalte wie Energien, Schwingungen, heilendes Wasser, Homöopathie oder Channeling. Als Gäste empfängt sie Größen der Esoterikszene wie beispielsweise „Mister Water“ Erich Meidert (Wasserstoffwasser), Kurt Tepperwein, den Esoterik-Unternehmer mit Wohnsitz auf Teneriffa, oder auch Barbara Bessen, das Channelmedium der „Engelwesenheit“ Kryon. Ein Gast indes fällt aus der Reihe: Daniele Ganser. Das Thema lautet Achtsamkeit, ein Dauerbrenner in der Esoterikszene. Auf den ersten Blick mag das verwundern, doch wer seine Vorträge seit 2017 verfolgt, weiß, dass er in seinen „Analysen“ aktueller politischer Ereignisse immer wieder Anleihen aus der Esoterik nimmt. Beispielhaft sei hier sein Vortrag am 3.3.2018 in Basel genannt: „Was man dann wieder tun muss, das ist das, was ich Ihnen schon erklärt habe, Sie müssen Ihre Gedanken und Gefühle beobachten“. Hier geht es konkret um Kritik an seiner Person bzw. seinen Inhalten. Auf diese geht er aber nicht dezidiert ein, sondern immunisiert sich gegen selbige, indem er vorschlägt, „Gedanken und Gefühle zu beobachten“.

In einem Vortrag über den Kosovokrieg weitet Ganser das Thema Achtsamkeit viel expliziter aus. Bevor er auf das eigentliche Thema eingeht, erklärt er, was er unter Framing versteht:

Framing bedeutet, dass man einen gedanklichen Deutungsrahmen aufbaut und dass danach all Ihre Gedanken sich in diesem Rahmen bewegen. […] So, wie sich die Kugeln auf dem [Billard-] Tisch bewegen, bewegen sich beim Framing Ihre Gedanken innerhalb eines abgesteckten Raumes, ohne, dass Sie sich dessen bewusst sind. (Min. 3:00)

Nur 3 Minuten später setzt er selbst den ersten Frame:

Im Moment beobachten Sie etwas ganz anderes, nämlich die Aktivierung des Terror-Frames. Sie hören viel mehr über ‚Terror‘ als über ‚UNO‘. Und nur durch das Wort wird der Frame aktiviert. (Min. 9:16)

Diese Aussage, dass die Zuschauer als Teil der Gesellschaft viel mehr über das Thema „Terror“ als „UNO“ hören, ist erst einmal eine bloße Annahme. Eine Quelle dazu, beispielsweise quantitative Sozialstudien zur Medialisierung des Themas Terrorismus, bleibt Ganser schuldig; stattdessen stellt er eine (evtl. sogar berechtigte) Annahme als faktische Gegebenheit dar. Viel deutlicher wird diese Methode eine Minute später, wenn er den „Terror-Frame“ in Bezug zum Terroranschlag von 9/11 setzt, welcher seiner Meinung nach zum Zeitpunkt des Vortrages noch ungeklärt sei, und bezüglich des Einsturzes von WTC7 behauptet: „Da sind wir jetzt in der Forschung immer noch dran, Feuer oder Sprengung, ist ein riesen Thema“. (Min 10:16)

Dass der Einsturz von WTC7 ein „riesen Thema“ sei und „wir in der Forschung“ selbiges behandelten, ist schlichtweg falsch: Weder ist Daniele Ganser zu diesem Zeitpunkt in einem Forschungsprojekt zu 9/11 engagiert (Expertenzueignung „wir in der Forschung“), noch ist der Einsturz zu diesem Zeitpunkt im Wissenschaftsbetrieb an den Universitäten ein „riesen Thema“. Wenn Ganser die Zuschauer im selben Vortrag auffordert, Frames mit Achtsamkeit zu durchbrechen, so kann man sich an dieser Stelle fragen, welche er konkret meint. Dass sich diese Vorgehensweise durch alle seine Vorträge zieht, deutet darauf hin, dass es sich um eine Art Grundmuster handelt.

Die Videoproduzentin für esoterische Themen, Bettina Geitner, fragt Daniele Ganser ganz am Anfang ihres Interviews, wie die unterschiedlichen Themenbereiche Politik und Achtsamkeit zusammenpassten. Seine Antwort darauf: „Wenn man das länger untersucht, sieht man, dass doch beides verbunden ist.“ Und weiter: „Wir leben ja jetzt in dem sogenannten Zeitalter des Krieges gegen den Terrorismus. Das ist ein Zeitalter, das durchsetzt ist mit Gewalt und mit Lüge.“ Angelehnt an die Herkunft des Wortes „Terror“, so Ganser weiter, lebten wir in einem Zeitalter der Angst.

Und nun ist es offensichtlich, das sagt die Friedensforschung immer wieder, dass die Angst nicht ausgelöscht werden kann mit einem Maschinengewehr oder mit einem Flugzeugträger oder mit Geheimagenten. […] Angst kann eigentlich nur transformiert werden durch Achtsamkeit. (Min. 1:29)

Es sei hier nur am Rande erwähnt, dass die Friedensforschung, als ein Unterbereich der Politischen Soziologie, versucht, mit wissenschaftlichen Methoden interdisziplinär auf Basis der Fachgebiete Soziologie, Politologie und Psychologie maßgeblich politische/staatliche Intergruppenkonflikte zu beschreiben und Lösungsszenarien zu etablieren. Hier arbeitet – so weit bekannt – Daniele Ganser in keiner wissenschaftlich anerkannten Forschungsgruppe mit, er publiziert hierzu keine wissenschaftlichen Arbeiten und hat in keinem offiziellen Institut einen wissenschaftlichen Auftrag. Alleine der Wortstamm „-forschung“ ist hier also irreführend, es gibt keine Forschung seinerseits zum Thema. Aber auch das Theorie- und Begriffsarsenal seiner Bücher und Vorträge lassen zentrale Aspekte der soziologischen Konfliktforschung vermissen.

Was hier geschieht, ist die oben angesprochene Fusion zeitgeschichtlicher Betrachtung und esoterischer Konzepte, die Daniele Ganser als „Friedensforschung“ deklariert. Es verwundert an dieser Stelle also nicht, wenn ihn sein grafischer Neujahrsgruß in den Sozialen Medien in Denkerhaltung umgeben von Dalai Lama, Mahatma Gandhi und seinem Buch „Illegale Kriege“ zeigt.

Man kann hier festhalten, dass „Friedensforschung“ für Daniele Ganser offensichtlich keine wissenschaftlich staatspolitische und soziologische Konfliktforschung darstellt, sondern mehr mit dem Lesen eines Dalai Lama-Buches zu tun hat. Er unterfüttert seine pseudowissenschaftlichen Vorträge mit Konzepten der Esoterik und gibt dieser Melange den Anstrich „Forschung“. Seine neuen Vorträge wie „Imperium USA – die skrupellose Weltmacht“ bestreitet er mit dementsprechendem Personal: Es unterstützen ihn Christiane Borowy, eine Soziologin, die als Körperpsychotherapeutischer Coach und Sängerin arbeitet, Meditationskurse anbietet und auf Rubikon Artikel über Frieden und Achtsamkeit schreibt, in denen sie sich wiederum auf Daniele Ganser bezieht. Ebenso tritt im Rahmen seines Vortrages Andrea Stoffers auf, eine Heilpraktikerin für Psychotherapie, die maßgeblich im Bereich Traumatherapie tätig ist.

Die Vermengung und Interdependenz esoterischer Grundannahmen und die Darstellungsweisen zeitgeschichtlicher, politischer Aspekte in Danieles Gansers Erklärungsmodell könnten noch wesentlich eingehender untersucht werden. Ein Artikel reicht dafür nicht aus. Trotzdem erkennt man hier ansatzweise, auf welcher „methodologischen“ Basis seine Narrative fußen: Es ist ein zum Teil menschlich nachvollziehbares, aber wissenschaftlich naives Weltbild, das Konflikte auf ein „beobachte deine Gedanken, dann ist alles gut“ zu reduzieren versucht. In diesem Weltbild sind die USA das böse Imperium und Kritiker seiner Arbeit schlichtweg zu wenig achtsam. Konflikte qualitativ wissenschaftlich, beispielsweise methodologisch systemtheoretisch, strukturalistisch oder quantitativ zu erklären, liegt diesem Weltbild fern. Neben der simplifizierten Erklärung der Welt hat das esoterische Konzept im Falle Daniele Gansers einen weiteren nicht zu bestreitenden Vorteil: Es immunisiert gegen Kritik am eigenen Vorgehen und setzt den Sprecher in eine moralisch erhöhte, nur auf „Frieden“ bedachte Position. Dass Konflikte soziologisch wie auch psychologisch wesentlich komplexer sind, spielt für ihn keine Rolle. Letztlich wäre dieser Erklärungsansatz wohl auch bezogen auf die zu erzielende Reichweite nicht attraktiv und lukrativ genug.

Es bleibt die Frage: Warum sollte man nicht in einer Gesellschaft, in der Meinungsfreiheit einen erheblichen Teil des demokratischen Fundaments darstellt, unwissenschaftliche Theorien aufstellen oder religiös-spirituelle Ansichten vermengen und publizieren dürfen? Die Antwort ist, dass es in der skeptischen Auseinandersetzung im öffentlichen Diskurs nicht darum geht, andere (legale) Meinungen oder Sichtweisen zu unterbinden, sondern darum, suggestive, manipulative und inhaltlich falsche Formen der Redebeiträge als solche zumindest zu identifizieren. Gerade mit der Zunahme populistischer Medialisierung, in der reduzierte, zugespitzte und simplifizierte Meinungen über Politik, Gesellschaft, Zeitgeschehen wie auch Medizin und Physik schneller durch das Grundrauschen der öffentlichen Debatte herausstechen als sachliche Beiträge und damit mehr Reichweite erzielen, ist eine kritische Auseinandersetzung umso wichtiger. Gerade Personen des öffentlichen Lebens wie Daniele Ganser, die sich den Anstrich wissenschaftlichen Arbeitens geben und mit ihren Vorträgen nicht nur ihr Geld verdienen, sondern auch erheblich zur Meinungsbildung beitragen, haben eine besondere gesellschaftliche Verantwortung. Nützen sie ihre Sonderstellung zum genauen Gegenteil, indem sie den Blick auf die zu untersuchenden Themen manipulativ verengen und die Themen vorsätzlich simplifizieren, Aspekte auslassen oder Quellen unsauber handhaben, ist es die Pflicht derjenigen, die dieser Methode gewahr werden, selbige zu kritisieren und und ihre Fehler zu benennen.

Psiram, Lügen und kalter Kaffee

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Wir wurden – mal wieder – endgültig enttarnt. Nachdem wir zum zigzigsten Mal aufgeflogen sind und erst neulich überstürzt unseren Stützpunkt auf Area 42 aufgeben mussten, ist es nun schon wieder passiert. Verkündet wurde die Nachricht auf der Akademie für Wahrheiten aller Art aka YouTube – wo sonst. Selbst wir waren überrascht angesichts der Enthüllung: Hinter Psiram, Wikipedia und dem ganzen Rest steckt in wirklicher Wahrheit die GWUP. Wir würden an den Fäden dieser “Sekte” hängen. Wir sind schockiert, das hätte nun wirklich keiner von uns gedacht.

Verkünder ist ein echter Durchblicker namens Manuel Mittas, der bereits bahnbrechende Enthüllungen vorzuweisen hat. So etwa, dass „die Welt von einer zionistischen Welt-Regierung des Kapitals regiert werde”, “die rechte Terrorzelle NSU nie existierte und die Morde des NSU nicht von den bekannten Tätern Böhnhardt und Mundlos verübt wurden”. Des weiteren gilt er – nach eigener Überzeugung – als Top-Experte in Sachen Satanismus und rituelle Morde. Er weiß ganz bestimmt, dass alle von den “Mainstream-Medien” berichteten Geschichten von Natascha Kampusch bis Marc Dutroux erstunken und erlogen sind und alles ganz anders war. Ein rechter, ähm echter, Experte für die Wahrheit also. Genug der lobenden Wort, sehen wir uns die Enthüllung mal genauer an.

Er will als erster und einziger Mensch überhaupt einen eineindeutigen Beleg für die Hintermänner von Psiram gefunden haben. In dem Webarchiv Archive.org (Wayback Machine) hat er einen archäologischen Sensationsfund gemacht. Dort ist eine archivierte Facebook-Seite aus dem Jahre 2016 zu sehen, die den Namen “psiram-esowatch” trägt, und auf der sich unter insgesamt fünf Posts ein Eintrag befindet, der – samt Bild – die Betreiber von Psiram darstellen soll. Darunter Persönlichkeiten der GWUP, aber auch von Hoaxilla und weitere Personen, denen man das immer wieder mal unterstellt hat. Merkwürdig nur, dass das bisher niemand gemerkt haben will.

Die angebliche Neuentdeckung hat die paraakademische Hochintelligenz aufhorchen lassen. Auf der Akademie für Wahrheiten aller Art wurden sofort Konferenzen einberufen, um der Neuentdeckung zu huldigen. Eine andere Größe der Konspirologen – Dirk Pohlmann – kam nicht umhin, die Bedeutung dieser Entdeckung zu würdigen. Zitat:

diese Arbeit zu Psiram war hervorragend. Ich bin mit Markus Fiedler auch drangewesen – wir haben auch dieses Posting gefunden, aber nicht – das ist der entscheidende Faktor wie du in achive.org. Denn [mit] archive.org ist [das] damit bewiesen, was wir hatten war .. hätte auch von jemand anderes sein können .. also hätte hmm immer sich auf zurückziehen können aus Psiramsicht das waren wir ja gar nicht, hat irgendjemand reingestellt. Diese Sache ist durch ihre Zuordnung in archive.org zu der Facebook-Seite von Psiram hmm der Beweis, dass es von ihnen selber gekommen ist und das ist immens wichtig ähh also das heisst das haben wir übersehen, du hast es gefunden und das ist eine 1A journalistische Recherchearbeit für die ich mich ähhm zuerstmal hmm ruhig sozusagen gratuliere und ich möchte mich dafür bedanken, also das finde ich Klasse und insofern freue ich mich auch dass ich jetzt ähh auf jeden Fall hier mit an Bord sein kann. Also das ist jetzt dicke verdient

Eine “1A journalistische Meisterleistung” also. Selbst der ach so schlaue wie dicke Klavierlehrer Markus Fiedler habe das nicht erkannt. Mit dem ist er zwar auf einem Kreuzzug gegen Wikipedia, aber neuerdings ist man sich nicht mehr ganz so einig. Gut, den Mittas findet er eigentlich auch merkwürdig. Aber was soll’s, Hauptsache gegen den Mainstream, das verkauft sich gut. Aber andere Geschichte.

Wir wollen an der Stelle auch gratulieren. Diese Enthüllung ist wirklich bemerkenswert, wenn auch in anderer Hinsicht. Die beiden haben nämlich gerade aufgedeckt, mit welcher intellektuellen Minderleistung in dieser Szene gearbeitet wird und wie es um die Rechercheleistungen der Durchblicker und Wahrheitsverkünder aussieht – und ergo, wie valide deren geistige Absonderungen sind. Die Sache ist nämlich ein Fake, der schon seit Jahren durch das Netz geistert. Hätte man den Durchblick, den man sich gerne selber attestiert, dann wäre das schnell aufgefallen. So, liebe Youtube-Dozenten, hier mal eine Lektion in Sachen Recherche, wie man an sowas rangehen sollte.

Hätte man sich die archivierte Seite mal etwas genauer angesehen, dann wären einige Merkwürdigkeiten aufgefallen. Aber erst mal ein paar grundsätzliche Anmerkungen: Eine Seite auf Facebook kann jeder einrichten, egal wie sie nun heißen mag. Es gibt dort zig Seiten, die vorgeben, etwas zu sein, was sie nicht sind. Auch wir hatten und haben solche Imitatoren, auch außerhalb von Facebook. Wir sind seit 2014 auf Facebook und verwenden dort, wie auch auf Twitter, den Namen “psiramcom”.  Internetarchive wie Archive.org enthalten bloß Kopien von Webseiten zu bestimmten Zeitpunkten; die Kopien werden aber nicht immer automatisch erstellt, sondern können auch händisch angelegt werden. Nachtigall, ick hör dir trapsen.

So, nun zu den Details:

Das Internetarchiv sichert mehr Daten als dem Fälscher lieb sein dürfte

  • Der Seiten-Name lautet @psiram-esowatch, unserer @psiramcom. Das machen wir auch immer deutlich, um uns von Nachahmern abzugrenzen. Die FB-Fake-Seite existiert nicht mehr; sie hatte wahrscheinlich nur ein kurzes Leben zum Zwecke der Irreführung.
  • Die Seite hatte in dem gesamten Zeitraum (30. März 2016 bis 8. April 2016) nur ein Like, wahrscheinlich vom Fälscher. Die Beiträge haben keine Likes. Kommentare fehlen ganz.
  • Das Logo stammt vom Blog, das Banner fehlt. Wir hatten von Anfang an ein eigenes Design.
  • In den Beiträgen steht immer auch der Link (zum Blogbeitrag). Wir löschen den immer raus, nachdem FB den Link gewandelt hat.
  • Die Seitenbeschreibung lautet „Psiram (intern) auf Facebook – Realismus als Chance“, offensichtlich um den Anschein zu erwecken, hier würden „interne“ Infos preisgegeben. Wer’s glaubt…
  • Der Beitrag, der die Macher von Psiram zeigen soll, ist der älteste bzw. erste. Er datiert zum 12.02.2016. Davor existieren keine Beiträge. Wir sind aber schon seit August 2014 aktiv und haben schon zig Beiträge bis 2016 verfasst. Merkwürdig. Der “enthüllende” Beitrag ist bei uns nicht zu finden

Das waren nur die offensichtlichsten Merkwürdigkeiten, die aber eigentlich schon genügen sollten, um das Fake zu erkennen. Geht man etwas mehr ins Detail, müsste das auch der orthodoxeste Aluhutträger begreifen. Dazu muss er aber zumindest mal das Brett vorm Kopf wegnehmen:

  • Das Veröffentlichungsdatum der Beiträge stimmt, nicht jedoch die Tageszeit: In der Regel 2 Uhr morgens. Wir haben die Texte zu unterschiedlichen Zeiten gepostet, meist nachmittags. Man kann die Zeit, auf die der Beitrag datieren soll (der Veröffentlichungszeitpunkt), nachträglich ändern. Das kann man nutzen, um die Beiträge (zeitlich) zu sortieren.
  • Was man nicht ändern kann, ist das Erstellungsdatum. Daran lässt sich erkennen, dass alle Beiträge am 30.06.2016 zwischen 11:47 und 12:14 erstellt worden sind, also innerhalb einer halben Stunde! Sowas aber auch.

All das wurde auf Archive.org ebenfalls gesichert. Dumm für den Faker, dass er so dumm ist. Und dumm auch für diejenigen, die das Ganze immer wieder als echt präsentieren wollen. Mittas / Pohlmann sind nicht die ersten und einzigen, auch wenn sie das jetzt so verkaufen wollen. So hatte der Inhaber des Lehrstuhls für Angewandte Lamentiererei auf der YT-Akademie, Bodo Schickentanz, den Hoax zuvor schon als Ergebnis jahrelanger Forschung präsentiert. Er gilt sonst eher als Geheimtipp gegen Einschlafstörungen, seine stundenlangen Vorträge sind so stringent wie eine Irrfahrt, gegen welche die Reise des Odysseus wie ein Kurztrip aussieht. Auch der braungefärbte Wikipedia-Abklatsch Pluspedia bezieht sich in seinem Artikel über Psiram auf diese Quelle, obwohl man sonst sehr sparsam mit Quellen umgeht. Man versteht sich eher selbst als Quelle.

UFOs im kalten Krieg: Pohlmann ermittelt undercover. Echt oder Fake?

Wer Quellen so kritiklos übernimmt und nur wahrnimmt, was er unbedingt glauben will, der meint natürlich auch belegen zu können, dass die Twin Towers von zionistisch gegenderten Reptiloiden mit Vakuumbomben pulverisiert worden sind, um zu verschleiern, dass dies ein Hort satanistischer Ritualverbrechen an Waldorfschülern war. Pohlmann, der in der Vergangenheit über Geheimdienstaktivitäten, Stay-Behind Strukturen, Olof Palme und russische U-Boote in schwedischen Gewässern recherchierte, hat hier komplett versagt. Dabei gab es in letzter Zeit Anzeichen, dass er auch helle Momente haben kann. Neben dem ganzen Verschwörungsgeraune fällt positiv auf, dass er sich in der eigenen Sippschaft Sympathien verscherzte, indem er Klimawandelleugnern mit echten Fakten begegnet.

Selbst mit seinem dicken Freund Fiedler, mit dem er regelmäßig auf Feldzüge gegen die Wikipedia und deren Autoren zieht, legt er sich an. Er debunkt die typischen Logikverdreher der Szene in echter Skeptikermanier. Auch wenn es nicht ganz leicht fällt, zum Beleg hier ein Link zu KenFM. Würde er sich auch an anderer Stelle mehr an Fakten als an Fakes halten, müsste er nicht mehr so übel gegen jene hetzen, denen er eine böse Verschwörung gegen sich und seine Überzeugungen unterstellt. Der Aluhut mag gelegentlich etwas verrutschen, sitzt aber dennoch meist fest.


Hanau, 19. Februar 2020, der Herr Professor Doktor Ohnemichel, und was man dazu wohl auch noch sagen darf

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Nach den Mordtaten vom vergangenen Mittwoch ist die Bitte an Psiram herangetragen worden, wir möchten hierzu doch etwas schreiben. Dem kommen wir gerne nach. Und zwar mit ein paar Anmerkungen unter dem gemeinsamen Motto: Das wird man wohl noch sagen dürfen.

Das Blut der Opfer war noch nicht trocken, als die Apologeten bereits wussten, wo der Hase läuft: Ein „wirrer Einzeltäter“ habe gewütet. Wie wirr der Mordbube von Hanau tatsächlich war, wie individuell und unorganisiert er handelte, ist bis zu dieser Stunde nicht bekannt, vielleicht wird man es nie vollständig aufklären können; man kann ihn ja nicht mehr fragen. Auch wenn es starke Anzeichen für eine ernsthafte psychische Störung gibt: Das alles ist eine Frage der Auswertung von Indizien – schriftliche und mündlich überlieferte Äußerungen, Zeugnisse des Abgleitens in parallele Vorstellungswelten; das wird man sich genau ansehen und die gebotenen Schlüsse ziehen müssen. Nur: Am frühesten Morgen des Folgetages, um sage und schreibe 00:38 Uhr, als der Herr Prof. Dr. rer. pol. Jörg M. seine Diagnose meinte stellen zu müssen,

konnte darüber genau nichts bekannt sein. Was lehrt uns das? Der Herr Prof.Dr.rer pol., promovierter und habilitierter Volkswirt, im derzeitigen Hauptberuf Bundesvorsitzender einer Partei, die sich „Alternative“ nennt, hat eine knappe Stunde nach Vollendung der Tatenserie wie in einem Pawlowschen Reflex eine bei solchen Anlässen beliebig wiederholbare – und in der Vergangenheit gut bewährte – Phrase herausgehauen: Uns geht das doch nichts an!

Ein erstes, was man hierzu wohl noch sagen darf: Herr Professor Doktor Ohnemichel, so ein Geschwafel kotzt uns an. Wirklich, es kotzt.

Gesetzt einmal den Fall, der Mordbube (wie die anderen Mordbuben, von denen noch zu sprechen sein wird) wäre wirklich schuldunfähig gestört gewesen: Wie kommt es, dass der Wahn, die Errichtung von geschlossenen, manchmal sogar schlüssigen Gedankengebäuden auf völlig absurden Prämissen, sich mit Hass bis zur Bereitschaft zum Massenmord auflädt? Wie kommt es, dass dieser Tobias R. seinen Wahn mit genau diesen Inhalten füllte, die seit den bewussten Tabubrüchen der politischen Rechten die Echokammern der geschlossenen rechtsradikalen Weltanschauungen fluten? Naheliegend oder gar selbstverständlich ist die Aufladung eines Wahns mit Extinktionsphantasien nicht. Dazu bedarf es einer „bereitliegenden kulturellen Matrix, die von einem psychisch schwer kranken Menschen aufgegriffen und mit seiner biografischen Problematik verwoben wird“, wie Prof. Dr. Thomas Stompe, Facharzt für Psychiatrie und Neurologie, in einem Interview in der Frankfurter Rundschau vom 22./23.02.2020 deutlich machte. Die verantwortungslosen Brandreden des Björn Höcke, die hemmungslosen Tweets der Parteigänger dieser seltsamen „Alternative“ – sie sind der Stoff, aus dem so eine Matrix gefertigt wird.

Was wäre die angemessene, gesellschaftlich und politisch gebotene Reaktion hierauf gewesen? Man hätte in einem öffentlichen Statement kundgeben können: Alle, die meinen, sich auf uns berufen zu können, liegen falsch, hört auf mit dem Unsinn! Legt die Waffen nieder und kommt zur Raison! Dazu hätte es allerdings einer Eigenschaft bedurft, die man „Haltung“ nennen kann, oder populärer: Hintern in der Hose. Wie lautete die Reaktion stattdessen? Ein larmoyantes „Gemeinheit, uns dafür anzugehen!“ Bis heute hört man von dort bloß beleidigtes Gekeife, das nur zwei Erklärungsansätze offenlässt: Entweder besteht ein stilles Einverständnis oder aber die opportunistische Furcht, den Zuspruch vom äußerst rechten Rand zu verlieren; wie die anderen („etablierten“) als Weicheier dastehen und auf diese Stimmprozente verzichten – nein, das möchte man nicht. Abgesehen davon, dass auch der saubere Herr Prof.Dr.Ohnemichel womöglich bald erkennen wird, dass man das Rattenrennen nach rechts gegen die noch größeren Radikalinskis immer nur verlieren kann: Das eine wie das andere ist ziemlich widerwärtig.

Und auch das wird man ja wohl noch sagen dürfen.

Noch etwas: Die demonstrativ zur Schau getragene Gewissheit irritiert, wonach die Mordbuben, die sich für rechtsgerichtete rassistische Agenden hervortun, stets „wirre Einzeltäter“ seien. Mit diesem Patentrezept sind der Herr Prof. Dr. Ohnemichel und sein unmittelbares Gefolge keineswegs allein: Auch das Very Stable Genius, der 45. Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika, ist sich nach jeder Greueltat von Suprematisten, die sich von ihm die Zügel gelockert wissen, schon Minuten nach Abgabe des letzten Schusses völlig sicher: Das war ein einsamer wirrer Psycho, was sonst.

Tobias R.; die Schreckensgestalten des NSU, die beliebige fremdländisch wirkende Menschen niederschossen; Stephan Balliet, der den Anschlag auf die Synagoge in Halle unternahm; die vier Brandstifter von Solingen; der Mörder des Landrats Walter Lübcke; der Bombenleger des Oktoberfestanschlags; Anders Brejvik; Brenton Tarrant, der Attentäter von Christchurch;  die unzähligen Massenmörder in den USA, die sich dem Gedanken einer White Supremacy zugehörig fühlen: geeint im Gedankengut, aber „nur“ individuell verwirrt? Irgendetwas stimmt in dieser so bequem zurechtgelegten Fabel nicht. Hat es am Ende doch etwas mit dem Propagieren inhumaner Agenden zu tun? Produziert man nicht selbst erst den gefährlichen Fusel, der sich in die Schläuche des individuellen Wahns füllt? Und weiter: Wenn das alles wirre Einzeltäter sein sollten – wieso zieht nur die Rechte diese gefährlichen Wirrköpfe so unwiderstehlich an? Sollte es vielleicht doch etwas mit dem zivilisationsfeindlichen Kern rechter Ideologien zu tun haben?

Der Historiker Volker Weiß hat im Spiegel präzise beschrieben, wie das Befeuern der Vorstellungswelt prekärer Persönlichkeiten heute in der Praxis abläuft:

Die Rechtsextremismusforschung weiß, dass rassistischer Terror nicht mehr zwangsläufig organisierter Strukturen bedarf…….Dieser Tätertyp muss nur ausführen, was bereits formuliert ist. Er findet das „Wissen“, die Atmosphäre, die Weltanschauung, die er braucht, bereits vor. Sogar die Tatmanifeste sind längst geschrieben, die kriminalistische Authentifizierung des Bekennerschreibens, zu Zeiten der RAF-Fahndung einstmals schon fast ein ritueller Akt, ist fast überflüssig geworden. Bereits der norwegische Rechtsterrorist Anders Breivik musste sich nur mit Copy&Paste durchs Internet pflügen, um sein Tatmanifest anzufertigen.

Mit anderen Worten: Die Vorbereitung solcher Verbrechen benötigt keine festgefügten Vereinigungen oder Verabredungen mehr – sie findet in der Welt der Sprache, ihrer Radikalisierung und Brutalisierung statt. Welche Konsequenzen für das eigene Auftreten daraus zu ziehen sind, wird die „Alternative“, die sich hinter dem Professor Doktor Ohnemichel sammelt, sicher überfordern. Auch dazu sei angemerkt: Man wird ja wohl noch sagen dürfen, dass es uns ankotzt.

 

Zu ähnlichen Aspekten empfehlen wir zum Weiterlesen noch folgenden Link.

 

 

COVID-19: die Hobby-Epidemiologen geben Entwarnung

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Große Einschränkungen im sozialen Leben sind spürbar, und die Wirtschaft schlingert. Das muss doch auch anders gehen, sagt sich der Laie, und viele, die schon immer über alles Bescheid wussten, sind auch nun wieder um Lösungen nicht verlegen. Nehmen wir zum Beispiel diese Leuchte der Wissenschaft, den Herrn Professor Walach. Seine Erkenntnisse zur Corona-Pandemie teilt er der Welt unter dem Motto „keine Panik“ mit. Er erläutert zunächst einige Szenarien und schlussfolgert richtig: „Diese [d. h. die soziale Isolation] hilft nur, um den Ansturm auf die Intensivstationen zu bremsen, sonst nicht.“ Was das zu bedeuten hat, wollen wir uns im Folgenden etwas genauer anschauen.

Walachs Seelenruhe beruht auf einem Vergleich mit der Grippe:

Gemessen daran ist die Mortalitätsrate, die wir derzeit aus den weltweiten Zahlen der Corona-Virus-Infektion schätzen können mit 4% nicht höher, sondern eher niedriger.

Doch der Vergleich der Letalität (nicht: „Mortalität“, wie dieser frischgebackene Hobby-Epidemiologe sagt) zwischen Grippe und COVID-19 ist absurd. Gegen Grippe wird geimpft. Wenn ein Vergleich erlaubt ist, dann allenfalls mit der Spanischen Grippe im 1. Weltkrieg.

Die von Walach herangezogene Quelle (Imperial College, hier) enthält diese Schätzungen über die Folgen der COVID-19-Erkrankung (S. 5):

Die entscheidende Größe ist nicht die Zahl der Sterbenden, sondern der schwer Erkrankten: Wenn alle Betten aller Intensivstationen belegt sind, dann dürfen wir diejenigen, die in Spalte 3 verbucht sind, getrost nach Spalte 4 verschieben; das würde alle Altersgruppen ab 40 betreffen! Es ist auch nicht so, dass die Intensivbetten größtenteils leerstehen und auf die COVID-19-Kranken warten. Anders gesagt: Bisher bloß schwere, aber durch intensivmedizinische Behandlung meist heilbare Erkrankungen werden dann tödlich.

But the true danger of coronavirus is unlikely to be the death toll. Experts say health systems could easily become overwhelmed by the number of cases requiring hospitalisation – and, often ventilation to support breathing.
Aber die wirkliche Gefahr des Coronavirus ist nicht die Sterblichkeit. Experten meinen, die Gesundheitssysteme könnten leicht von der Anzahl der Fälle überwältigt werden, die hospitalisiert werden müsen – und oft eine Beatmung benötigen.
www.sciencealert.com

Walach sagt, und dies mit einem gewissen Recht:

Wenn das Virus erst einmal loszieht, dann infiziert es alle bis zu etwa 70% oder 80% der Bevölkerung.

Wenn wir annehmen, dass diese 70-80% Infizierten sich über alle Altersgruppen verteilen, und wenn wir die Relativzahlen der obige Tabelle durch absolute Zahlen ersetzen (Ausgangszahlen hier), dann erhalten wir für Deutschland diese Verteilungen:

Sollten 80% aller Menschen erkranken, dann heißt das, es müssten 5,6 Millionen Menschen wegen COVID-19 im Krankenhaus versorgt werden. Dann müssten mehr als 1,8 Millionen Menschen intensivmedizinisch behandelt werden. Deutschland hatte (2017) knapp 30.000 Intensivbetten. Wenn innerhalb von wenigen Monaten knapp zwei Millionen Schwerstkranke betreut werden müssen, dann … drohen uns Verhältnisse wie im Iran. Unbestätigten Videoclips zufolge sterben Menschen dort auf der Straße, und es sind keineswegs nur die Alten, welche das Land durch sozialverträglich vorzeitiges Ableben entlasten.

Harald Lesch führt eine ähnliche Beispielrechnung vor. Diese taugt als Antidot gegen das unverantwortliche, als Wissenschaft getarnte Geschwätz von Walach, Wodarg usw., sowie dem ihrer Helfer (frontal21, Ihr seid gemeint!).

Flatten the Curve!

Kontrollmaßnahmen: Händewaschen, Heimarbeit, Menschenansammlungen vermeiden, Reisen einschränken usw.

Werden wir es schaffen, unterhalb dieser gestrichelten Linie zu bleiben? Wir wissen es nicht. Seit dem 2. Weltkrieg hat es in Europa keine so große Bedrohung der Zivilgesellschaft mehr gegeben. Aber das Beispiel Ostasiens zeigt, dass es nicht unmöglich ist, diese Pandemie zu besiegen. Voraussetzung ist, dass wir nicht den Flachpfeifen auf den Leim gehen. Wir dürfen uns nicht in die eigene Tasche lügen, dass alles nur ein böser Traum ist, erfunden von [ ___ ] (man setze ein, wen man will); dass es bequemere Wege gäbe.

Wie und warum arbeitet Rubikon News

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Rubikon News ist aktuell besonders aktiv, wenn es um das Verbreiten von Fake-News, Falschinformationen und Verschwörungstheorien um die grassierende Covid-19-Pandemie geht. Als einer der wichtigsten Parteien, die an der Verbreitung von Falsch- und Fehlinformationen in westlichen Staaten interessiert sind, gilt der russische Staat. Bereits Anfang April warnte der Europäische Auswärtige Dienst (EAD) vor der gefährlichen Einflussnahme russischer Agenturen, die Desinformation zum Zwecke der Destabilisierung in westlichen Demokratien nutzten.

An vorderster Front stehen dabei die Staatsmedien Russia Today und Sputnik, die auch über entsprechende, deutschsprachige Ableger verfügen. Daneben ist auffällig, dass viele der sich selbst als „alternative Medien“ bezeichnenden Angebote, wie KenFM und Kla TV ebenfalls die gleichen Fakemeldungen verbreiten. Insbesondere Rubikon steht im Verdacht, diese Art von Propaganda in der Rolle als Putins fünfte Kolonne mehr als nur zufällig zu spielen. Die engen Beziehungen, die man zu RT Deutsch pflegt, sind sicher mit einer entsprechenden Agenda verbunden. Das wird nur allzu deutlich, wenn man sich die aktuelle Ergänzung unseres Wiki-Artikels zu Rubikon ansieht. Auf Hinweis eines Foren-Nutzers sind wir einer Sache nachgegangen, die Rubikon eindeutig als Propagandakanal des Kremls ausweist. Worum geht es?

Am 8. Mai 2020 veröffentlichte Rubikon einen Artikel mit dem Titel „Nie mehr Schlachtfeld sein!“; über dessen angeblichen Verfasser Adam Kamiński heißt es, er habe in Warschau Rechts- und Verwaltungswissenschaften studiert und blicke auf 20 Jahre Erfahrung im Journalismus zurück. Derzeit betreibe Kamiński die polnische Website Niezależny Dziennik Polityczny (dziennik-polityczny.com). Der Artikel behauptet, einen angeblichen Aufruf des polnischen Brigadegenerals Ryszard Parafianowicz an seine Soldaten im „Originaltext“ wiederzugeben. Der genannte Brigadegeneral ist Leiter einer polnischen Militärakademie. Er geht in dem Aufruf davon aus, die amerikanischen Truppen würden Polen nicht nur als Übungsplatz benutzen, sondern „vielmehr als Schlachtfeld“ wahrnehmen; die polnische Regierung demonstriere gegenüber den Vereinigten Staaten Unterwürfigkeit. Zu Beginn des Artikel bei Rubikon schreibt der vermeintliche Verfasser Kamiński:

Polen steht nun, nach Jahre langer [sic] grausamer Besatzung durch die Deutschen, ,freiwillig‘ unter dem Einfluss der USA. Dagegen erhebt sich im Land Widerstand.

Bei dem angeblichen Originaltext des Generals Ryszard Parafianowicz handelt es sich jedoch um eine Fälschung, die russische Hacker auf die Website einer polnischen Militärakademie hochgeladen hatten. Der vorgebliche Autor des Artikels, Adam Kamiński, hat nie existiert; Niezależny Dziennik Polityczny ist als Fake-News-Website bekannte, der Name Kamiński taucht im Impressum auf und wurde frei erfunden. Damit die Fälschung auch das Ausland erreicht, wurde zwei Stunden nach dem Start der Verbreitung über Facebook ein englischsprachiger Hinweis auf der Website TheDuran veröffentlicht, einer englischsprachigen Verschwörungstheoretikerseite aus Zypern (DRN Media PLC). Die bekannte Seite TheRussophile folgte kurz danach.

Die investigative Plattform Vsquare befasste sich näher mit der Webseite Niezależny Dziennik Polityczny des Trolls Adam Kamiński und der raffiniert eingefädelten Verbreitungstaktik. Die Vsquare-Autoren sehen eine Verbindung zu russischen Geheimdiensten. Bezeichnenderweise wurde ein Interview mit oko.press von Kamiński abgelehnt, ebenso ein Skype-Telefonat. Adam Kamińskis Profilfoto bei Twitter stimmt exakt mit dem Bild eines litauischen Orthopäden, Andrius Zhukauskas, überein. Ähnliches gilt für Wojciech Brozek, dessen Name bei Niezależny Dziennik Polityczny genannt wird, und dessen Bild mit dem von Todd Graber aus New York City übereinstimmt. Die Texte bei Niezależny Dziennik Polityczny werden laut Vsquare zumeist fremden Quellen entnommen, ohne dass die Namen der Autoren veröffentlicht werden.

Links dziennik-polityczny von Adam Kamiński, rechts der Orthopäde Andrius Zhukauskas. Fällt Ihnen da etwas auf?

Rubikon fügte dem eigenen Artikel einen kurzen Kommentar an:

Redaktionelle Anmerkung: Dieser Text erschien zuerst auf dieser Website, lässt sich jetzt aber nicht mehr aufrufen. Er wurde von Ullrich Mies übersetzt und vom ehrenamtlichen Rubikon-Korrektoratsteam lektoriert.

Die Autoren bei Psiram fanden die polnischen Webseiten, die über den Fake berichten, innerhalb von rund 30 Sekunden. Benutzt wurde dazu die bekannte Suchmaschine Google mit dem Suchstring „Ryszard Parafianowicz“ fake. Es ist ein Rätsel, warum es dem Autor Kamiński, dem Übersetzer Ullrich Mies (der unter einem Pseudonym beim russischen Staatssender Sputnik schreibt) und der Redaktion nicht gelang, innerhalb von mehr als 14 Tagen die völlig unglaubwürdige Geschichte als Fake zu erkennen. Ullrich Mies hatte im Februar 2020 bereits einen anderen Artikel von Kamiński („Gefährliche Freundschaft“) übersetzt. Die Profilbilder lassen sich hervoragend mit der russischen Suchmaschine Yandex verfolgen. Yandex verfügt über eine spezielle Bildersuche (https://yandex.com/images), die es möglich macht, auch Teile von Bildern oder leicht modifizierte Bilder mit eigener „Open Source Intelligence“ (OSINT) innerhalb von wenigen Sekunden aufzufinden.

Es ist zu vermuten, dass man die Nachricht in vollem Bewusstsein, dass es sich um eine Fälschung handelt, verbreitet. Somit macht man sich an Desinformation und folglich versuchter Destabilisierung demokratischer Strukturen mit schuldig. Nichts anderes ist der Sinn solcher Falschinformationen. Dass so etwas mehr als ein Dummejungenstreich ist, sollte jedem klar sein. Mehr als ironisch in dem Zusammenhang ist auch das Eigenverständnis der „alternativen Medien“: man fühle sich der Aufklärung und dem Frieden verpflichtet. Und wenn Cheffaker Jens Wernicke fragt, ob die Medien lügen, dann ist das als rhetorische Frage zu verstehen. Mit seinem „Projekt“, das zumindest er  den Medien zurechnen dürfte, hat er selbst den Beweis erbracht, dass sie es tun.

Jens Wernicke und Daniele Ganser „stellen nur Fragen“. Wir stellen nur fest.


Hinweis: Der Einfachheit halber sind hier die Quellennachweise weggelassen. Die Belege für alle Aussagen lassen sich im viel ausführlicheren Originaltext unseres Artikels finden, der noch in Bearbeitung ist.

Spielerisch die Welt kontrollieren – REPTRAILS, das Verschwörungs-Game

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Aufklärung über Verschwörungstheorien ist eines der Kernthemen von Psiram. Deshalb freuen wir uns über jede Verstärkung bei diesem oft aussichtslos erscheinenden Unterfangen. Neuer Unsinn taucht schneller auf, als man ihn widerlegen kann. Neue Ansätze sind also immer gerne gesehen. Dem grassierenden Aluhutismus spielerisch zu begegnen, halten wir für eine großartige Idee, die nachhaltiger wirken könnte als der erhobene Zeigefinger. Und genau so ein Spiel entsteht gerade als Singleplayer 2D RTS Chemtrail Simulation für PC, Android und iOS. Sein Name ist REPTRAILS und es wird alle gängigen Verschwörungstheorien abdecken, die derzeit im Umlauf sind.

Aus der Spielbeschreibung:

Die Welt wird von Reptiloiden unterjocht und sie brauchen dringend Deine Hilfe gegen die Aluhut-Invasion. Manipuliere 100% der Bevölkerung. REPTRAILS ist Deine persönliche, spielerische Remote-Lösung für Chemtrail-Flugzeuge und Gedankenkontrolle. Lege Routen und Flugpläne an, platziere Handymasten, entwickle eine Medienstrategie. Interveniere gegen innere und äußere Feinde, die der Verschwörung auf der Spur sind, bevor sie die Bevölkerung wieder erwecken oder Dich sabotieren. Achte auf Wutbürgerdemos, Chembuster und Schwurbelpromis! Entwickle Deine Einsatzmittel weiter und finde Deinen Weg zur maximalen Macht.

REPTRAILS hat eine interessante Enstehungsgeschichte: Chefentwickler Torsten war einst selbst auf dem Weg in den Verschwörungsdschungel, fand aber rechtzeitig den Weg zurück in die Realität und engagiert sich seitdem gegen „alternative Fakten“ und Schwurbelei. Mit dem Spiel möchte er das Bewusstsein für die Gefährlichkeit von Verschwörungstheorien schärfen und eine kritische Herangehensweise an Informationen fördern. Dazu werden unterschiedliche Online-Inhalte im Spiel eingeblendet, unter anderem auch Artikel aus dem Psiram-Wiki, was uns natürlich sehr freut.

Um das Spiel fertig stellen zu können, ist noch etwas finanzielle Unterstützung erforderlich. Dazu gibt es ein Crowdfunding bei Startnext. Derzeit ist mehr als ein Viertel des ersten Finanzierungsziels von 20.000 Euro erreicht. Die Kampagne läuft noch bis zum 14.09.2020. Wenn alles glatt läuft, soll das Spiel Mitte 2021 erscheinen. Wer die Entwicklung dieser originellen Spielidee mit mindestens  6,66 €  unterstützt, sichert sich auf jeden Fall einen Logenplatz im Chemtrail-Flieger. In den größeren Funding-Paketen sind außerdem diverse Extras wie T-Shirts, Abzeichen, Häkel-Reptos (ausverkauft) enthalten. Weiterhin gibt es die Möglichkeit, Namen von Chemtrail-Substanzen und Orten zu beeinflussen und den eigenen Namen als Pilot oder im Abspann verewigen zu lassen.

Hier geht es zum Crowdfunding: https://www.startnext.com/reptrails

 

REPTRAILS bei Facebook: https://www.facebook.com/bundesmanipulator/

Twitter: @reptrails

Mimikama: Reptrails: Das PC Game mit Mimikama drin!

Twitch: #Zeitverschreib Kreativ gegen Bullshit – Rettet die BRD | mit Hoaxilla, T. Fock-Herde, J. Herde und T. Krappweis

Mit Knallgas und Wundermaschinen zur energetischen Wende

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Unbegrenzte Antriebsenergie gibt es nur in Lummerland. Weiß nur nicht jeder. (Illustration F.J. Tripp, koloriert von M. Weber)

Da besuchen zwei Bundestagsabgeordnete der CDU einen seriösen mittelständischen Betrieb im Schwabenland, bestaunen eine Wundermaschine, die einen Wirkungsrad über 100% haben soll und berichten auf Facebook über die unglaubliche Entdeckung. Auch die Lokalpresse kommt ob der Sensation nicht aus dem Staunen. Noch ein paar Milliönchen Bundesmittel und die Energiewende ist geschafft. Alle sind glücklich und zufrieden. Doch dann erscheint ein nicht mehr ganz so positiv klingender Artikel in einem deutschsprachigen Wiki und plötzlich werden die beteiligten Personen unruhig. Was ist passiert?

Wasserstoff gilt als einer der Hoffnungsträger, wenn es um das Gelingen der Energiewende geht. Wenn über die Sinnhaftigkeit von Wasserstoff als Antriebsmittel für Fahrzeuge noch gestritten wird, dann hat das nicht zuletzt damit zu tun, dass die Erzeugung aus (regenerativen) Stromquellen mit hohen Verlusten (über die gesamte Erzeugungs- und Lieferkette betrachtet) verbunden ist. Auch die Verteilung und Speicherung ist eine bisher noch nicht wirklich zufriedenstellend gelöste Problematik. Nichtsdestotrotz setzt man gerade in Deutschland auf den Energieträger Wasserstoff, vor allem als Treibstoff für den Kraftverkehr und als Alternative zur Stromspeicherung in Batterien.

Es wäre doch prima, man könnte den benötigten Wasserstoff direkt im Fahrzeug aus Wasser herstellen. Einfach ein wenig Wasser in den Tank, das Wasser mit Hilfe von elektrischem Strom in seine Komponenten Wasserstoff und Sauerstoff aufspalten und das Fahrzeug damit betreiben. Den Strom, den man dafür benötigt, würde man anfangs aus der Fahrzeugbatterie entnehmen, die man aber, sobald genug Treibstoff erzeugt ist, wieder mit der Lichtmaschine aufladen kann. Das würde das Speicherproblem erheblich reduzieren. Und – oh Wunder – es gibt sogar schon Prototypen, die genau das tun. Wird zumindest behauptet. Die Wundergeräte sollen dabei über eine verlustfreie Wandlung von Elektrizität in die benötigten Brennstoffe verfügen. Mehr noch: Mit Wirkungsgraden über 100% kann man endlos über die Autobahn jagen und muss nur gelegentlich etwas Wasser nachfüllen.

Da das aber eher in das Reich der fliegenden Teppiche gehört, findet sich nicht nur ein Artikel zu den sog. Wasserautos bei uns im Wiki, auch der angebliche Wunderstoff HHO ist abgehandelt. Und da es sich bei der Intergreentech GmbH um genau so ein Unternehmen handelt, dass sich auf den Unfug beruft, hat es auch einen eigenen Artikel bekommen.

Man fragt sich allerdings, wie es dazu kommen kann, dass ein seriöser Mittelständler, der gute Geschäfte mit praktikablen Maschinen macht, so einen Unsinn finanziert. Die Intergreentech hat nicht nur ihren Firmensitz auf dem Gelände der Habrama GmbH, sie wird auch noch mit mehreren 100.000 € von deren Geschäftsführer Josef Braunsteffer finanziert. Bei den anderen beiden Beteiligten handelt es sich um eher fadenscheinige Gestalten. Man findet wenig über die Expertise der anderen beiden Geschäftsführer der Intergreentech. Aber das, was man findet, spricht nicht gerade dafür, dass es sich um ausgewiesene Experten der Energie- und Fahrzeugbranche handelt. Nunja, immerhin war Gunter Schulte viele Jahre seines Lebens als Chauffeur unterwegs. Harald Sauer lässt sich gerne mit schnellen Autos ablichten und wirbt mit einem fadenscheinigen Cryptocoin-Konstrukt um Investoren, die sich schon immer mal einen Lamborghini leisten wollten. Immerhin. Über akademische Grade bzw. ingenieurtechnischen Sachverstand ist nichts zu finden*. Das ist in der Branche auch nicht unbedingt nötig, man muss nur gut im Überzeugen sein.

Mag sein, dass Josef Braunsteffer bei Vollmond von einem Einhorn geküsst wurde und seither das Perpetumobil aus Jim Knopf und die Wilde 13 für eine Tatsache hält. Er schadet sich und seinem Unternehmen aber nicht nur finanziell. Mit solchen Projekten setzt man auch seine Reputation und Glaubwürdigkeit aufs Spiel. Momentan scheint er auch die einzige Person zu sein, die finanziellen Schaden genommen hat. Damit das so bleibt, versuchen wir, über so einen Unsinn aufzuklären. Im Presseartikel der SWP heißt es, man wünsche sich von Seiten der eingeladenen Bundespolitiker eine Unterstützung bei der Bereitstellung von Fördermitteln. Dass es allerdings soweit kommt, ist mehr als fraglich. Man sollte annehmen, dass spätestens bei einer Antragstellung fachkundige Bearbeiter der Schwindel wittern und unangenehme Nachfragen stellen könnten.

Im Zuge der Energiewende stellen sich viele neue Herausforderungen, die mit neuen, innovativen Konzepten gelöst werden müssen. Das erfordert natürlich auch eine Menge Kapital, das wahrscheinlich nicht immer sinnvoll angelegt ist. Es wundert nicht, wenn sich hier auch Scharlatane tummeln. Wo sich viel Geld für riskante Projekte abgreifen lässt, da spielt man gerne mit. Man verspricht sensationelle Lösung für die Probleme, die es aktuell zu lösen gilt. Darum ist aber besondere Vorsicht geboten, die auch eine gewisse Menge an Sachverstand erfordert.

Das gilt auch für die beiden Bundestagsabgeordneten, die sich medienwirksam haben vereinnahmen lassen. Obwohl MbB Stefan Kaufmann auch als „Mr. Wasserstoff“ betitelt wird und über den nötigen fachlichen Hintergrund verfügen sollte, informiert er auf Facebook für das Projekt. Auch seine Parteifreundin Ronja Kemmer tut das.

Da ist sicherlich kein Faible für Pseudowissenschaft im Spiel; es dürfte sich allenfalls um Naivität und Unwissenheit handeln, wenn man sich für so etwas einspannen lässt. Natürlich will man sich gerne innovativ und informiert geben, die lokale Wirtschaft unterstützen und sinnvolle Projekte fördern. Man sollte aber genau prüfen, für was man sich hergibt.

Wir waren immerhin so freundlich, vor Erscheinen des Blogbeitrages die genannten Politiker zu informieren, um sich nochmals mit der Sache auseinanderzusetzen. Zumindest hat man eine wenig auf Facebook gelöscht…

Zum Abschluss noch eine beinahe schon lustige Randnotiz: Gunter Schulte von der Intergreentech GmbH hat uns als Reaktion auf unseren Wiki-Artikel u.a. folgende Zeilen geschrieben:

Fakt ist, wir widersprechen ja gar nicht dem altbekannten Energieerhaltungssatz, der ausdrücklich von Energie in einem geschlossenen System spricht. Wir haben bei unserer F&E kein geschlossenes System, so wie es das eigentlich auch praktisch gar nicht gibt, denn es wirken immer Kräfte von außen ein, seien es die Wärme, Strahlungen vieler Art, der Magnetismus oder banal die Gravitation.

Auf gut Deutsch: solange es bergab geht, fährt die Kiste auch mit Wasser. Man hat sich bei diesem Prinzip des Wasserantriebes scheinbar von anderen Jungforschern inspirieren lassen:

Quelle: NWZonline

*Die beiden haben mitterweile auch ihre Xing- und Facebookprofile gelöscht bzw. auf nicht sichtbar gestellt. Wir haben das aber – leider nicht vollständig – gesichert.

Mehr zum Thema:

„Fehlalarm“– oder Falsches Zeugnis? Reiss/Bhakdi und die Wissenschaft

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Die Biochemikerin Prof. Karina Reiss und ihr Gatte, der Mikrobiologe im Ruhestand Prof. Sucharit Bhakdi, machen mit ihrem Buch „Corona Fehlalarm“ Furore. Alles halb so wild, die Krankheit ist gar keine richtige Krankheit, der Lockdown ist völlig überzogen, und man weiß nicht, wer von ihm profitiert, sagen sie. In einer Forumsdiskussion bei uns kommt die folgende Passage vor:

Bhakdi und Reiss haben eine Grundthese. Sie folgen nicht der Evidenz, sondern sie arrangieren die Evidenz so, dass diese These gestützt wird. Die Grundthese ist, dass alles nur ein böser Traum ist, erfunden von [ __ ] (man setze ein, wen man will). Diese These ist absurd, genauso absurd wie die Simile-Regel der Homöopathen.

Darauf antwortet ein erleuchteter Durchblicker:

Wie erklärt sich das? Zwei zuvor angesehene und hoch dekorierte Professoren bekommen plötzlich „Hirnerweichung“? Das ergibt keinen Sinn usw. usf.

Noch abgesehen davon, dass solche Entwicklungen weder plötzlich noch gänzlich ungewöhnlich sind (s. Nobel-Krankheit), hat unser Bhakdi-Anhänger den Punkt verfehlt. Was ist der Punkt? Der Punkt ist natürlich: Reiss/Bhakdi lassen sich nicht von der Evidenz führen, sondern sie „führen“ die Evidenz. Was damit gemeint ist, wollen wir an einem Beispiel aus der jüngeren Medizingeschichte erläutern.

In den 80er Jahren des 20. Jahrhunderts war lange bekannt, dass Einengungen der Halsschlagader zu Hirninfarkten (Gewebsuntergängen durch Blutmangel) führen. Das war einfach zu verstehen: in einem Großteil der Fälle kommt weniger Blut im Gehirn an, und in den abhängigen Hirnarealen geht dann Gewebe unter. Deshalb hatte man eine Operation entwickelt: die Verbindung (Anastomose) einer äußeren Schädelarterie mit der mittleren Hirnarterie, so dass die Hirndurchblutung in der betreffenden Hirnhälfte wieder besser wurde. Das funktioniert: eine Vielzahl von Studien konnte zeigen, dass dieser Bypass offen bleibt und dass tatsächlich danach mehr Blut im Gehirn ankommt.

Die Operation war technisch beherrscht und in den frühen 80er Jahren zu einer Brot-und-Butter-Operation der Neurochirurgen geworden [1]. Nun gab es ein paar Korinthenkacker, die meinten: naja, die Durchblutung ist besser, aber verhütet man damit auch Schlaganfälle? Und sie forderten, dass man das beweisen sollte. Nichts leichter als das, sagten sich H. J. M. Barnett und seine Mitarbeiter von der University of Western Ontario. Sie stellten ein großes multizentrisches Team zusammen, das diese ewigen Zweifler widerlegen sollte. Die Arbeitsgruppe wies alle geeigneten Patienten nach einer Zufallsauswahl der Behandlungs- oder der Beobachtungsgruppe zu und verglich über fünf Jahre die Zahl der Schlaganfälle.

Das war eigentlich kein Aufreger. Jedermann, die Studienleiter eingeschlossen, erwartete eine klare Bestätigung des Behandlungskonzepts. Als die Ergebnisse eintrafen, klappte Sidney J Peerless, dem Leiter der Neurochirurgen in der Studie, die Kinnlade herunter [2]: die Schlaganfallraten in der operierten Gruppe waren insgesamt höher als in der nichtoperierten [3]. Statt zu nutzen, hatte die Operation geschadet. Natürlich war das keine willkommene Nachricht, und die Studie sah sich scharfen Angriffen ausgesetzt. Dennoch wurde sie letztlich anerkannt. Ihre Methodik war beispielgebend, ein Meilenstein in der Geschichte der klinischen Forschung. Nur nebenbei sei erwähnt, dass die Untersucher damit ihr bisheriges Geschäftsmodell untergraben hatten.

So geht Wissenschaft. Die liebgewordenen eigenen Überzeugungen müssen aufgegeben werden, wenn ihr Gegenteil sicher bewiesen ist. Reiss und Bhakdi aber wären gar nicht erst in die Verlegenheit gekommen, ihre eigenen Gewissheiten widerlegt zu sehen. Sie haben keine eigenen Daten. Sie fleddern nur die Daten anderer und machen daraus ein Geschäftsmodell. Ihre Quellenangaben sind selektiv, verschleiernd und wahllos. Und was sind schon Daten: wenn es passt, reichen ihnen auch von vornherein absurde Zeitungsmeldungen wie über den Ziegentest des tansanischen Staatschefs, um kolportiert zu werden [4].


  1. : Onesti ST, RA Solomon, DO Quest: Cerebral Revascularization A Review. Neurosurgery 25(1989)618-629
  2. : „‚My jaw dropped. I couldn’t believe what I found‘, he said“. Merz B: Neurosurgeons Address EC/IC Study: Question Controlled Surgical Trials. JAMA 256(1986)165-167
  3. : The EC/IC Bypass Study Group: Failure of Extracranial-Intracranial Arterial Bypass to Reduce the Risk of Ischemic Stroke – Results of an International Randomized Trial. N Engl J Med 1985; 313:1191-1200
    DOI: 10.1056/NEJM198511073131904
  4. : https://www.mta-dialog.de/artikel/corona-fehlalarm-daten-fakten-hintergruende.html, https://www.zdf.de/nachrichten/panorama/coronavirus-papaya-ziege-tansania-test-100.html

Der gesteigerte Verschwörungswahn eines Waldorf-Lehrers

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Gastbeitrag: Wie in Oldenburg Israelhass, Antiamerikanismus, Geschichtsrevisionismus und Corona-Leugnung in einer trüben Melange zusammenfinden.

Lehrer der Waldorfschule Oldenburg verbreitet antisemitische Verschwörungstheorien (Quelle: Gerd Wiechmann / CC BY-SA 4.0)

Markus Fiedler, Biologie- und Musiklehrer an der Waldorfschule Oldenburg, ist als Verschwörungsideologe im Internet und auf Demonstrationen unterwegs. Seine Phantasmagorien erwachsen aus einer Obsession mit dem Internetlexikon Wikipedia, dessen Autoren er eine proamerikanische, proisraelische und gegen Verschwörungstheoretiker gerichtete Schlagseite zuschreibt.

Verschwörungstheoretischer Zirkel

Den Ausgangspunkt dieses Verschwörungswahns bildet eine Fixierung auf die Wikipedia-Seite des Schweizer Waldorfschülers und Verschwörungstheoretikers Daniele Ganser, die Fiedler immer wieder vergeblich zu beschönigen suchte, indem er z.B besagtem Ganser in seinen Internetserie „Geschichten aus Wikihausen“ und seinen abendfüllenden Dokumentarfilmen „Die dunkle Seite der Wikipedia“ (2015) und „Zensur“ (2016) des Öfteren ein Forum bot. Ganser stellt sowohl die islamistische Täterschaft bei 9/11 als auch die Täterschaft von Neonazis bei den Anschlägen auf das Münchner Oktoberfest 1980 in Frage und phantasiert stattdessen über die angebliche Täterschaft westlicher Geheimdienste.

Ohne jede kritische Kommentierung zeigt Fiedler im Film „Zensur“ Ausschnitte aus einer Diskussion Gansers mit dem rechtspopulistischen Journalisten Jürgen Elsässer und dem neonazistischen Chef der Wehrsportgruppe Hoffmann. In seinen beiden ‚Dokumentationsfilmen‘ begann Fiedler mit bis heute fortdauernden Hetzjagden auf proisraelische und proamerikanische Wikipedia-Autoren, die er ihrer Anonymität zu entreißen sucht.

Zu seinen größten Feindbildern erkor er neben den Regierungen der USA und Israels die Gesellschaft zur wissenschaftlichen Erforschung von Parawissenschaften (GWUP), die Ruhrbarone, die Amadeu-Antonio-Stiftung und die Website Psiram, die über Esoteriker und Verschwörungstheoretiker aufklärt. All diese Gruppen und Blogs subsumiert er gemeinsam mit „den Antideutschen“ unter dem Begriff „Transatlantifa“, die von transatlantischen Think-Tanks stark gemacht worden sei und der gesamten Medienlandschaft ihren Willen aufzwinge.

In diesem Kontext verbreitet Fiedler die Wahnidee, in „transatlantischen Netzwerken wird ausgeklüngelt, wer, wann und wo auf welche Schaltposition kommt.“ Er behauptet, das Internetlexikon Wikipedia und die öffentlich-rechtlichen Medien in Deutschland würden von Stellen in den USA und von Transatlantikern, d. h. von Menschen, die an guten und vertrauensvollen Kontakten mit den USA und Israel interessiert sind, unterwandert, wobei er halluziniert, dass dies alleine schon an der „ganz klar transatlantischen Schlagseite in den Medien, dazu zählen auch israelische Themen“ zu erkennen sei. [1] In diesem Zusammenhang bewirbt er auch das Buch des Marburger Verschwörungstheoretikers Hermann Ploppa „Die Macher hinter den Kulissen. Wie transatlantische Netzwerke heimlich die Demokratie unterwandern“ aus dem Jahr 2016. [2]

Dabei bewegt Fiedler sich selbst in einem Netzwerk aus Verschwörungsideologen, die sich immer wieder aufeinander beziehen, einander gegenseitig interviewen und füreinander werben. Dazu zählen der antisemitische Waldorfschüler und aus dem Radio Berlin-Brandenburg (RBB) entlassene Journalist Ken Jebsen und sein Blog KenFM, der frühere ZDF-Grafiker, 9/11-Truther und Betreiber von MainzFreeTV Bodo Schickedanz, der frühere ZDF– und Arte-Journalist und heutige Betreiber von Free21 Dirk Pohlmann, der esoterische Sender Nuoviso.tv, die NachDenkSeiten, der Blog Rubikon mit seinem Betreiber Jens Wernicke und der Verschwörungstheoretiker Ploppa – aktuell allesamt an vorderster Front gegen die Anti-Corona-Maßnahmen tätig.

Gemeinsam ist ihnen neben der Verbreitung von Verschwörungstheorien ihr Hass auf die Regierungen der USA und Israels sowie ihr Geschichtsrevisionismus. Sie verbreiten die Lüge, nicht die Deutschen, sondern die USA seien hauptverantwortlich für den Nationalsozialismus. Kolportiert wird dies u. a. in Ploppas‘ Buch „Hitlers amerikanische Lehrer. Die Eliten der USA als Geburtshelfer der Nazi-Bewegung“ von 2008.

Geschichtsrevisionismus, Antiamerikanismus, …

In seiner Internetserie „Geschichten aus Wikihausen“ machte Fiedler sich mit Neonazis gemein, indem er die Opferzahlen der Bombardierung Dresdens durch die britische Royal Air Force im Februar 1945 auf etwa 200.000 Personen hochphantasiert, obwohl die seriöse Forschung heute von nicht mehr als 25.000 ausgeht. Zudem verharmlost er den Nationalsozialismus und zieht geschichtsrevisionistische Vergleiche.

So lobten Fiedler und sein „Wikihausen“-Kompagnon Pohlmann die Aussage des Kabarettisten Uwe Steimle:„Die USA und Israel zetteln Kriege an und wir müssen den Scheiß bezahlen“, um ihren Zuschauern dann mit zustimmender Kommentierung die unsägliche Aussage Steimles: „Es gab Zeiten, da wurde man wenigstens noch gefragt: Wollt Ihr den totalen Krieg. Und was machen die Amerikaner?“ [3] zu präsentieren. Damit verweisen Fiedler, Pohlmann und Steimle, die sich für friedensbewegt halten, wohlwollend auf die bekannte Frage: „Wollt Ihr den totalen Krieg“ von NS-Propagandaminister Goebbels und dämonisieren im selben Atemzug die Regierungen der USA zu schlimmeren Kriegstreibern als die Nazis.

Die aktuelle Berichterstattung der öffentlich-rechtlichen Medien stellt Fiedler auf eine Stufe mit der Nazi-Presse und behauptet, dass ein Großteil der heutigen Tageszeitungen zu unerträglichen Hetzblättern geworden sei. Auf sie würden – indem sie „intolerant, dogmatisch, unsachlich, hasserfüllt und einen medialen Vernichtungsfeldzug gegen Andersdenkende führen“ – zumindest teilweise die Charakterzüge der Nazis zutreffen.

In seinem Artikel „Der Niedergang der deutschen Leitmedien“ auf dem Internet-Blog Free21 seines Kompagnons Pohlmann bestreitet Fiedler nicht nur die Täterschaft islamistischer Terroristen beim Anschlag auf die Twin-Towers des WTC am 11.9.2001 in New York, sondern auch auf die Redaktion der Satirezeitschrift Charlie Hebdo im Januar 2015 in Paris sowie beim Anschlag auf den Weihnachtsmarkt am Breitscheidplatz in Berlin im Dezember 2016. Die Zurückweisung der Behauptung, „dass islamistischer Terror eine Erfindung der westlichen Geheimdienste ist“, bezeichnet Fiedler als „groben Unfug.“ Dass er diesen Verschwörungswahn für wahr hält, zeigt sich auch, wenn als Hauptverantwortliche dieses Terrors US-amerikanische Neokonservative verdächtigt, die mit „9/11 als Argument“ operieren würden, „um einen ewig andauernden Krieg gegen den ‚Terror‘ zu legitimieren.“ [4]

… und Israelhass

Einen guten Freund nennt Fiedler Rolf Verleger, einen bundesweit bekannten Propagandisten, der antisemitischen und antiisraelischen Kampagne „Boycott, Divestment, Sanctions (BDS)“. Verleger schiebt der Politik Israels die Verantwortung für die aktuelle Welle des Antisemitismus in Europa zu. [5] Antisemitische Parolen auf Demonstrationen hält er für „Ausbrüche von verständlicher Empörung“ [6] und Kippa-Träger sind für ihn selbst schuld, wenn sie angegriffen werden. Eine Distanzierung Fiedlers von diesen Aussagen seines Freundes, von dem er sich Empfehlungsschreiben ausstellen lässt, ist nicht bekannt.

Der Waldorf-Lehrer Fiedler verbreitet ähnliche antiisraelische Hassparolen wie Verleger. So bezeichnet er gemeinsam mit seinem Kompagnon Pohlmann ein israelisches Hochsicherheitsgefängnis, in dem Mörder, Attentäter und antisemitische Terroristen inhaftiert sind, als „israelisches Foltergefängnis“, in dem systematisch vergewaltigt werden würde, weswegen die beiden es auch das „israelische Guantanamo“ nennen. [7]

Israelische Sicherheitskräfte und Politiker, die die Bevölkerung vor antisemitischem Terror schützen, beschimpft Fiedler als „Psychopathen“. [8] Mit Pohlmann phantasiert er, dass der jüdische Staat mit seinen Geheimdiensten systematisch das Internet zu seinen Gunsten zensiere, eine konzertierte Beeinflussung von Wikipedia betreibe und das Internet mit proisraelischen Inhalten überflute: „Sie müssen das Internet beherrschen.“ [9] Und im Duett mit Ken Jebsen mutmaßt er, es sei doch „komisch“, dass eine Party für den „Wikipedianer des Jahres“ in Tel Aviv stattgefunden habe. [10] Wenig überraschend leugnet Fiedler andererseits die Bedrohung Israels durch das iranische Mullah-Regime.

Corona-Leugnung …

Seit dem Frühjahr nimmt der Verschwörungswahn Fiedlers noch größere Geschwindigkeit auf. In einer Art „Protokolle der Weisen von Zion reloaded“ halluziniert er die gesamte Corona-Krise zum Komplott – inszeniert von der Bill-und-Melinda-Gates-Stiftung, die als Drahtzieher in einem Netzwerk gemeinsam mit den Finanziers George Soros und Warren Buffet sowie der US-amerikanischen John-Hopkins-Universität und der Pharmaindustrie, die Anti-Corona-Politik der Bundesregierung und die Berichterstattung der öffentlich-rechtlichen Medien bestimmen würden, um davon zu profitieren. [11]

Mit dem auf dem Logo der Kampagne „Gib Aids keine Chance“ basierenden Slogan „Gib Gates keine Chance“ setzt Fiedler den Microsoft-Gründer mit einer ansteckenden Krankheit gleich [12], während er die Corona-Pandemie selbst verharmlost. Der Waldorf-Lehrer wendet sich gegen die Maskenpflicht [13] und gegen Impfungen. [14] Menschen, die sich impfen lassen wollen, diffamiert er In sozialdarwinistischer Weise. [15]

Seine antiamerikanischen und antiisraelischen Phantasmen sowie seine aktuellen Mythen über die ‚Hintermänner‘ der Anti-Corona-Maßnahmen verbreitet er in enger Übereinstimmung mit dem bundesweit wohl bekanntesten Verschwörungsblogger Ken Jebsen. Fiedler rühmt sich, den Internet-Suchdienst Google gemeinsam mit seinem Anwalt per Gerichtsbeschluss dazu gezwungen zu haben, einen verschwörungstheoretischen Beitrag von Jebsen unter dem Titel „Corona-Diktatur“ wieder freizuschalten. [16] Eines von Jebsens Videos über die angeblichen Machenschaften der Bill-und-Melinda-Gates-Stiftung in der Corona-Krise lukrierte im Frühjahr innerhalb weniger Tage 5 Millionen Aufrufe.

Mittlerweile betätigt sich Fiedler auch selbst als Redner auf den Demos der Corona-Leugner, etwa am 22. August 2020 in Flensburg. Dort suggerierte er u. a. in geheimnistuerischer Wese, dass Bill Gates noch irgendetwas Dubioses vorhabe. [16]

… und Angst vor der Israel-Lobby

Die Amadeu-Antonio-Stiftung, die in Bildungsprogrammen über Antisemitismus, Rassismus und Verschwörungstheorien aufklärt und aktiv gegen Hate-Speech im Internet vorgeht, wird von Fiedler mit der Scientology-Sekte gleichgesetzt, während er versucht, Unterrichtsbesuche ihrer Mitarbeiter zu unterbinden. [18] Selbst die Bundeszentrale für politische Bildung bezeichnet der Lehrer als Organisation zur Meinungsmanipulation. [19]

Aktuell halluziniert er in seiner Anwaltspost, Freundinnen und Freunde Israels würden bundesweit eine konzertierte Kampagne zur Diskreditierung der Demonstrationen gegen die Corona-Maßnahmen führen. Dabei diskreditieren sich diese Demos durch die Verbreitung antisemitischer und verschwörungsideologischer Inhalte, durch die Nichteinhaltung der Corona-Schutzmaßnahmen und durch die Beteiligung von Identitären, Reichsbürgern, Pegida- und AfD-Anhängern sowie Neonazis von selbst.

Die Waldorfschule hat bisher auf zwei Briefe der Deutsch-Israelischen Gesellschaft AG Oldenburg zur Verbreitung von Verschwörungsideologien durch ihren Lehrer nicht geantwortet.

UPDATE:

Inzwischen erreichte uns die Nachricht (inkl. dieser Information der Bundes der Freien Waldorfschulen:
https://www.waldorfschule.de/artikel/bund-der-freien-waldorfschulen-fuer-einen-faktenbasierten-diskurs-zur-covid-19-pandemie-an-schulen), dass der im Bericht genannte Lehrer nicht mehr an dieser Waldorfschule tätig sei. Dies lässt sich allerdings nicht verifizieren, und der Autor des Berichts weist darauf hin, dass die Schulleitung auf Anfragen seinerseits nicht reagierte und sich auch der Presse gegenüber nicht geäußert habe.

Anmerkungen:

[1] Vgl. im Internet: Geschichten aus Wikihausen 27, Hassrede im Internet – Zweierlei Ma(as)ß, 14.08.2019, Minute 46:40-49:30.

[2] Im Internet: Geschichten aus Wikihausen 38, Corona-Shutdown, Wikipedia als Propagandainstrument der Regierung, 02.04.2020, Minute 49:00

[3] Vgl. im Internet: Geschichten aus Wikihausen 26, Rufmordkampagnen in Wikipedia und anderen Medien gegen Uwe Steimle, 10.07.2019.

[4] Im Internet: Free21, Markus Fiedler, Der Niedergang der deutschen Leitmedien, 8.2.2018.

[5] Vgl. im Internet: www.deutschlandfunk.de. Antiisraelische Proteste. Wer hat uns das denn eingebrockt? 22.07.2014. Tobias Armbruster im Interview mit Rolf Verleger.

[6] Jüdische Allgemeine, 21.8.2014.

[7] Im Internet: Geschichten aus Wikihausen 8. Israelisches Foltergefängnis in Wikipedia schöngeschrieben, 24.12.2018, Minute 36:00.

[8] Im Internet: Geschichten aus Wikihausen 39, Corona-Shutdown – Umgang des Mainstreams mit den Alternativen Medien, 24.04.2020, Minute 13:45.

[9] Vgl. im Internet: Geschichten aus Wikihausen 4: Konzertierte Beeinflussung der Wikipedia durch Hasbara, ACT.il, Unit8200, Camera!, Minuten 3:50, 10:00 und 12:45.

[10] Vgl. ebd. Minute 19:00 und KenFM im Gespräch mit Markus Fiedler, 16.02.2017, Minute 1:41:52.

[11] Vgl. im Internet: Geschichten aus Wikihausen 38, ab Minute 1:21_00.

[12] Ständig eingeblendet in seiner Sendung Geschichten aus Wikihausen 40, Eingriffe in den politischen Meinungskampf durch den Staat, 20.05.2020.

[13] Vgl. im Internet auf YouTube, Markus Fiedler, Initiative für Grundrechte-Demo, 22.08.2020.

[14] Vgl. im Internet: Geschichten aus Wikihausen 41, Minute 56:50.

[15] Vgl. im Internet: Nuoviso.tv, HomeOffice # 29, 28.5.2020, Minuten 1:31:40- 1:33:15

[16] Vgl. im Internet: Geschichten aus Wikihausen 41.

[17] Vgl. Im Internet auf Youtube, Markus Fiedler, Initiative für Grundrechte-Demo-22.08.2020, Minute 18.30.

[18] Vgl. im Internet: Nuoviso.tv, Der Psiram-Faktor #BarCode mit Markus Fiedler, Bodo Schickedanz, Robert Stein, 28.06.2017. Minute 50:00.

[19] Vgl. im Internet: Geschichten aus Wikihausen 40, Minute 1:02:25.


Dieser Gastbeitrag von Klaus Thörner, der sich als offener Brief an die Waldorfschule Oldenburg versteht, erschien zuerst bei Mena-Watch


Genschere im Kopf

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In verschiedenen Blättern der Lokalpresse liest man heute:

Schulze sagt Genschere den Kampf an

Sollten mit Crispr/Cas veränderte Pflanzen so streng behandelt werden wie klassisch genmanipulierte? Das Umweltministerium positioniert sich gegen Empfehlungen vieler Experten.

„Ich sehe aktuell mit Befremden, dass es Bestrebungen gibt, neue Gentechnik umzudefinieren“, sagte Ministerin Svenja Schulze (SPD). […]

Mit dieser Haltung erntet Schulze viel Zuspruch aus dem Ökolandbau, Kirchen und Naturschützern, die jüngst in einem von 94 Organisationen unterzeichneten Papier vor einer lascheren Regulierung neuer Gentechnik warnten. Von wissenschaftlicher Seite jedoch kommt vor allem Gegenwind.

So empfiehlt die Nationale Wissenschaftsakademie Leopoldina […] Bernhard Krüsken, Generalsekretär des Deutschen Bauernverbandes, […] „Wir sollten hier stärker auf die Wissenschaft hören und weniger idiologisch argumentieren“, so Krüsken. Ein internationales Forscherteam der Unis Bayreuth und Göttingen stellte sich jüngst mit einer Studie auf seine Seite […]
tagblatt.de

Was sagt die Frau Minister dazu?

Schulze ließen die Einwände unbeeindruckt. Sie verweist darauf, dass es sich um eine junge und nicht ausgeforschte Technik handele, wie Genscherenversuche an Rindern in den USA zeigten. Die seien unbeabsichtigt antibiotikaresistent geworden.

Noch einmal langsam: Rinder werden aus Versehen antibiotikaresistent. … Soeben erreicht uns die Kopie eines Schreibens aus den Psiram-Labs:

—-

Sehr geehrte Frau Ministerin,

wir haben Ihnen mitzuteilen, dass Sie seit vier Jahren Teil einer experimentellen Ernährungsgruppe mit genmanipulierten Nahrungsmitteln sind. Bei der Zwischenauswertung der Studie mussten wir feststellen, dass es bei den Probanden unbeabsichtigt zu eklatanten Defiziten im schlussfolgernden Denken und der Kritikfähigkeit sowie zur Beratungsresistenz gekommen ist. Bitte haben Sie Verständnis dafür, dass deshalb Ihren Beiträgen kein Gewicht mehr beigemessen werden kann.

Grund zur Sorge besteht jedoch nicht. Unsere Haftpflichtversicherung kommt für die entstandenen Schäden auf und trägt die Kosten einer Betreuung.

Mit freundlichen Grüßen,

Dr. Kränk,
Psiram Labs

ATMAN – Die Internationale Föderation für Yoga und Meditation: Ein „Röntgenbild“ des MISA-Dachverbandes

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Wir wollen heute eine Übersetzung eines Textes bloggen, der zuerst auf  Englisch veröffentlicht wurde. Er ist für uns relevant, da es auch im deutschsprachigen Raum etliche Schulen gibt, auf denen zwar „Yoga“ draufsteht, aber etwas ganz anderes (und nichts Gutes) drin ist: Sektoide Strukturen und Missbrauch, dokumentiert in unserem Wiki (hier und hier). Wer gerne Yoga machen möchte, sollte überlegen ob es wirklich eine mit ATMAN verbundene Schule sein muss: die International Yoga Federation und die European Yoga Alliance haben alle diese Organisationen nicht grundlos ausgeschlossen.

ATMAN – The International Federation of Yoga and Meditation – ist ein Dachverband, der von MISA und seinen internationalen Zweigen gegründet wurde. Im Jahr 2008 wurden MISA und alle ihre internationalen Zweige aus der International Yoga Federation und der European Yoga Alliance ausgeschlossen. MISA kündigte daraufhin auf ihrer Website in einem Artikel von Mihai Ian Stoian, dem Leiter von NATHA Dänemark (dem dänischen Zweig von MISA), an, dass sie ihren eigenen Verband, die ATMAN Federation of Yoga and Meditation, aufbauen werden. [1]

Aber ATMAN – die internationale Föderation für Yoga und Meditation – wurde offiziell bereits 2004 in Großbritannien gegründet. Die damalige Adresse des Tara Yoga Centre, der britischen MISA-Zweigstelle, wurde bis März 2021 als Adresse der Föderation verwendet: 25-31 Ironmonger Row, Lower Ground Floor, London. [2] [3]

Nach den unten verlinkten öffentlich zugänglichen Informationen waren die ersten DirektorInnen dieses Verbandes die folgenden [4]:

  • MISA – zwischen 2004 – 2013
  • Nicolae Catrina (MISA-Präsident bis 2004) – zwischen 2004 und 2011
  • Monica Dascalu (jahrelange MISA-Sprecherin) – zwischen 2011 und 2013

Die Direktoren, die auf sie folgten, einschließlich der aktuellen, sind alle MISA-Anhänger. Eine einfache Google-Suche zeigt, mit welchen MISA-Zweigen sie verbunden sind.

Bis 2010 wurde Mihai Ian Stoian bei verschiedenen Veranstaltungen als Präsident des Verbandes vorgestellt. In der oben verlinkten offiziellen Information wurde aber sein Name erst im Oktober 2016 erwähnt, als er offiziell zum Direktor der Föderation ernannt wurde.

Im Gegensatz zu anderen Sekten (Scientology, NXIVM usw.), deren Zweigstellen überall auf der Welt denselben Namen tragen, haben die Zweigstellen von MISA in der Regel unterschiedliche Namen in den verschiedenen Ländern- nur NATHA wird in 6 Länder verwendet. In einigen Ländern haben sie sogar bis zu 5 verschiedene Namen in verschiedenen Städten. Aus diesem Grund ist die Verbindung zwischen ihnen und MISA für Außenstehende nur schwer zu erkennen- Absicht oder Versehen?

Die offizielle Mitgliederliste:

  • Escuela de Yoga Esoterico Integral (Argentinien)
  • Maha Vidya Yoga (Österreich)
  • Anandayoga Centrum (Belgien)
  • Shambala (Bosnien und Herzegowina)
  • Spirituelle Schule Rezonance (Tschechische Republik)
  • NATHA (Dänemark, Finnland, Island, Lettland, Norwegen, Portugal, Schweden)
  • Vereinigung Yoga Intégral (Frankreich)
  • Deutsche Akademie für traditionelles Yoga (Deutschland)
  • Athens Atman Association (Griechenland)
  • Korösi Csoma Jóga Egyesület (Ungarn) – ATMAN Jóga Egyesület (Ungarn)
  • Associazione „Felicità e saggezza attraverso lo yoga“ (Italien)
  • Associazione Culturale Atman (Italien)
  • Associazione Tripura Sundari (Italien)
  • Scuola Internazionale di Yoga integrale, Tantra e Meditazione a  Milano (Italien)
  • Centro di Yoga “Spanda” (Italien)
  • MISA (Rumänien)
  • Mahasiddha Yoga (Russland, Thailand),20. SATYA (Russland)
  • Soma Yoga (Schottland)
  • TARA Yoga (Serbien, Großbritannien)
  • Yoga Mysterium (Slowakei)
  • Joga Neizmerne Sreče in Zdravja (Slowenien)
  • Esoteric Yoga Integral (Spanien)
  • Ananda Yoga (Spanien)
  • Bhoga Yoga (Spanien)
  • Intensivyoga (Schweiz), Yoga Intégral Génève (Schweiz)
  • Academia Espiritual de Yoga Tradicional – ANANDA (Uruguay)
  • US Yoga Academy (USA)
  • ATMAN Online Yoga Academy

Nicht aufgeführt sind die Zweigstellen in Indien und Australien, genannt Maha Siddha Yoga oder Maha Siddha Tantra Yoga, die nur für eine begrenzte Zeit Kurse, Workshops oder Retreats anboten. Ebenso fehlt der brandneue Zweig in Japan, Tantra Yoga Japan (geleitet von den MISA-Anhängern in Thailand), dessen Website im Juli 2020 erstellt wurde.

Diese Föderation wurde und wird von MISA und ihren „Schwesterschulen“ als Garantie für die Qualität und Authentizität ihrer Kurse immer dann herangezogen, wenn eine von ihnen in der Presse kritisiert wird oder rechtliche Probleme hat. Bevor ihre internationalen Probleme auftauchten, wurde auf den meisten Websites, die mit MISA verbunden sind, neben der Veröffentlichung seiner Biographie, klar angegeben, dass Gregorian Bivolaru ihr spiritueller Führer, mit anderen Worten: ihr Guru, ist. Kurz nach der Verhaftung des Gurus in Frankreich im Februar 2016 entfernten viele MISA-Zweige die Hinweise auf Gregorian Bivolaru von ihren Websites.

Selbst auf der Website des ATMAN-Verbandes, obwohl sie mit dem pompösen Gupta Maha Siddha Yoga Lineage protzen, wird der Name des Gurus nur als Autor einiger weniger Artikel erwähnt. [5]

Darüber hinaus haben einige der „Schwesterschulen“ offiziell die Verbindung zwischen MISA und ihren Zweigen sowie die führende Rolle des Gurus Gregorian Bivolaru geleugnet oder bestritten. Sie behaupten sogar, dass sie nur Mitglieder desselben Verbandes sind, denselben Lehrplan verwenden und dass Gregorian Bivolaru nur ihr „spiritueller Mentor“ sei. Es muss betont werden, dass nur MISA und seine Zweigstellen in der ganzen Welt Mitglieder dieses Verbandes sind.

2016/2017 startete die ATMAN-Föderation auf ihrer Website eine Spendenkampagne, um das Team zu unterstützen, das den Fall Gregorian Bivolaru seit vielen Jahren international verteidigt [6] [7]. Außerdem sandte die ATMAN-Föderation 2017 einen Brief an das Bistrita-Gericht in Rumänien, wo der Guru Gregorian Bivolaru wegen Sex mit einer Minderjährigen inhaftiert war. Der Brief wurde seiner Gerichtsakte (Nummer 6859/190/2017) beigefügt, um seine vorzeitige Entlassung auf Bewährung zu unterstützen. Statt 6 Jahren hat er nur etwa 1 Jahr in Rumänien im Gefängnis verbracht.

In dem Brief wird u.a. deutlich gemacht, dass die Aktivitäten des Verbandes „um die Lehren“ von Gregorian Bivolaru herum strukturiert sind, dass er den Kursteilnehmern weltweit Richtlinien in Bezug auf Yoga und das Leben im Allgemeinen schickt und dass er als Vorbild angesehen wird. Siehe hier das Unterstützungsschreiben.

Lassen Sie uns einige Zitate aus dem oben erwähnten Brief analysieren.

… die Internationale Föderation für Yoga und Meditation veranstaltet internationale Kongresse, führt international zertifizierte Lehrerausbildungen durch, arbeitet mit Forschern sowie mit Botschaften und internationalen Organisationen zusammen.

Das ist nicht so ganz richtig. Die ATMAN-Lehrerausbildungen sind von keiner internationalen Organisation zertifiziert, sondern nur von der ATMAN-Föderation. Das ist so, als ob man sich selber eine TÜV-Plakette aufs Auto klebt.

Die meisten Forscher, Botschaften oder Organisationen, mit denen sie zusammenarbeiten, wissen nicht wirklich, mit welchem gefährlichen Verband sie es zu tun haben.

… ist ein Beispiel und eine Inspiration für viele Menschen auf dem Gebiet der menschlichen Entwicklung. Sein Verhalten und seine Lehren betonen stets die Achtung des Gesetzes, der moralischen Werte und der Integrität. Seine Lehren des ersten Jahres des Yoga beginnen mit dem moralischen und ethischen Kodex (Yama und Niyama).

Der Guru predigt tatsächlich moralische Werte und Integrität, aber er predigt sie nur. In der Praxis hat er unzählige Male gegen die ethischen und moralischen Yogaregeln verstoßen. Um nur ein paar zu nennen:

  • Er und einige seiner Anhänger haben MISA illegal auf der Grundlage falscher Dokumente gegründet (Video).
  • Er und MISA behaupteten mehrmals, dass er ein zertifizierter Yogalehrer sei (von einer französischen und einer indischen Organisation) – die auf seiner offiziellen Website veröffentlichten Diplome bestätigen dies aber nicht.
  • Er, das Opfer und MISA behaupteten jahrelang, dass er fälschlicherweise beschuldigt und verurteilt wurde, Sex mit einer Minderjährigen gehabt zu haben. Im Jahr 2017 gab er aber vor dem Gericht in Bistrita seine Tat zu. Das hielt ihn aber nicht davon ab, kurz nach seiner Entlassung, noch vor dem Gefängnis, gegenüber der Presse zu erklären, dass er nicht schuldig sei (Video min 1:12).

Die ATMAN Föderation für Yoga und Meditation selbst hat auch große Probleme im Bereich der Moral. Trotz des auf ihrer Website veröffentlichten Verhaltenskodexes und ihres Anspruchs, ihre Urheberrechte zu respektieren, hat die Föderation die Urheberrechte anderer nicht respektiert. Zum Beispiel hat sie mehrmals Fotos von Kim Kardashian verwendet, zuletzt 2019, um für ihr Yoni Chakra Retreat in Berlin zu werben [8].

Gregorian Bivolaru wurde im September 2017 auf Bewährung entlassen. Am nächsten Tag verließ er Rumänien, angeblich in Richtung Schweden. Nach einer Woche veröffentlichte Finnland einen Haftbefehl auf seinen Namen wegen schweren Menschenhandels und sexuellen Missbrauchs [9]. Im April 2021 veröffentlichte der ATMAN-Verband auf seiner Website eine Botschaft des Gurus Gregorian Bivolaru bezüglich der Anti-Covid-19-Impfung [10].

Standpunkt zu Impfungen (27. April)

In Bezug auf die aktuelle Kontroverse über Impfungen hat der Yogalehrer Gregorian Bivolaru in einigen Antworten zu diesem Thema den folgenden Standpunkt vertreten:

Die Dummen werden unter den ernsten Auswirkungen der Impfungen leiden. Man kann nichts mehr für sie tun. Viele von ihnen werden sogar sterben. Dies ist eine von uns gesendete Antwort, die Sie weitergeben und damit alle warnen können. Wir stellen fest, dass Diejenigen, die jetzt noch Zweifel haben, weil sie unter dem Einfluss von Dämonen stehen, sind sehr bereit, sich impfen zu lassen, und dann haben sie keine Angst mehr und haben keine Zweifel mehr, eben weil die Dämonen sie in den Tod treiben. Da jeder Mensch das Recht auf eine eigene Meinung hat, machen wir diese unsere Aussage auch auf diese Weise bekannt. Diese Botschaft spiegelt unsere Sichtweise wider und kann überall geteilt werden.

Das Vorbild der ATMAN Federation for Yoga and Meditation ist also ein notorischer Lügner, eine Person, nach der Interpol wegen schweren Menschenhandels und sexuellen Missbrauchs fahndet. Er manipuliert seine Anhänger, damit sie sich nicht gegen COVID-19 impfen lassen, indem er behauptet, die Geimpften seien Dummköpfe, die unter dem Einfluss von Dämonen stünden.

Die ATMAN-Föderation organisiert Yoga-/Tantra-Lehrer-Kurse für ihre Anhänger und zertifiziert alle Yoga-/Tantra-Lehrer der MISA und ihrer „Schwesterschulen“ weltweit selbst. Die Yoga-/Tantra-Lehrer-Kurse werden hauptsächlich in Dänemark von Mihai Ian Stoian, dem Leiter des dänischen MISA-Zweiges, durchgeführt. Auf der Website von ATMAN sind Bilder von der Abschlussfeier der Yoga- und Tantra-Lehrerausbildung – Dezember 2019 – veröffentlicht. Die letzten Feierlichkeiten wurden live auf MISAs Online-Fernsehkanal – MISA TV – übertragen. Die Aufzeichnung der Abschlussfeier 2020 ist sogar auf Youtube verfügbar.

Der ATMAN-Verband organisiert auch die MISA-Yoga-Kongresse (alle zwei Jahre – der letzte war 2018 in Berlin), Camps, Retreats, Einweihungen und Veranstaltungen. Einige davon sind auf der Website des ATMAN-Verbandes aufgeführt [11] [12]. Seit der Pandemie organisiert der Verband mehrere Online-Veranstaltungen über die Plattform der Online Yoga Academy [13]. Um ihre weltweiten Anhänger auf Trab zu halten, veröffentlicht der Verband auf seiner Website jeden Monat eine Liste von „Meditationen, günstigen astrologischen Momenten und spirituellen Veranstaltungen“ [14].

„Der emeritierte Yogalehrer Gregorian Bivolaru“ hat ihnen ein manipulatives Motto als Einleitung mitgegeben:

Manchmal stolpert man über die Wahrheit, aber nur Dummköpfe stehen sofort wieder auf und machen gleichgültig weiter.

Seit geraumer Zeit, vor dem Ende von Trumps Präsidentschaft, ist die Spitze der oben genannten Liste einer täglichen besonderen spirituellen Aktion „mit der Unterstützung des geistlichen Führers“ Gregorian Bivolaru vorbehalten:

Besondere spirituelle Aktion: Wir alle werden uns gemeinsam bemühen, einen Zustand intensiver, umfassender, tiefer, kontinuierlicher Gemeinschaft mit der subtilen, erhabenen, unendlichen, ewigen, freien Energie des göttlichen Attributs der göttlichen Hilfe zu erleben, deren Früchte wir Donald Trump sofort anbieten, um auf diese Weise vollständig vom guten Gott unterstützt zu werden, bei allen seinen eminent segensreichen Handlungen, die er in völliger Übereinstimmung mit dem Willen Gottes tut oder tun wird.

Trotz dieser täglichen Meditationen, trotz Bivolarus subtiler Unterstützung, hat Trump die Wahlen längst verloren. Trotzdem werden die Anhänger aufgefordert, die mobilisierende Botschaft des Gurus mehrmals zu lesen und weiter zu meditieren, um Trump zu unterstützen.

Eine wichtige Botschaft von Yogalehrer Gregorian Bivolaru, die wir Sie bitten, aufmerksam zu studieren, sogar mehrmals:

Die Hilfe, die Donald Trump in dieser Zeit angeboten wird, setzt voraus, dass jeder von uns sich voll und ganz und vor allem klar und intensiv bewusst ist, dass wir auf nuancierte Weise ein geheimnisvoller Kanal werden und bleiben, in dem und durch den sich der gute Gott auf eine Weise manifestiert, die nur ihm bekannt ist, um diesem Mann immens zu helfen. Deshalb ist es notwendig, Gott so anzuflehen:

„HERR GOTT, himmlischer Vater, ich flehe Dich mit Glauben, Demut, Inbrunst und berechtigter Hoffnung an, diesem Menschen mit allem zu helfen, was er Deiner Meinung nach braucht, ihn zu inspirieren, zu leiten und zu unterstützen, damit in Deinem rätselhaften Spiel das unermessliche, allmächtige, erhabene und unendliche GÖTTLICHE GUTE über das SATANISCHE BÖSE triumphiert, das begrenzt, unbedeutend, unbeständig und vergänglich ist. DEIN WILLE geschehe, in und durch das Wesen dieses Menschen. Wir, das Volk, wenden uns mit Glauben und Demut an Dich, und DU, Herr, bist derjenige, der es entsprechend anordnet. Amen, Amen, Amen.“

Wir werden dann auf unaussprechliche Weise erleben, wie Gott sich auf geheimnisvolle Weise in und durch unser für IHN offenes Wesen offenbart, und jeder von uns wird auch davon profitieren (in einem Verhältnis von etwa 30 %), das göttliche Gesetz des okkulten Opfers in die Praxis umzusetzen, das besagt, dass alles, was wir mit Wohlwollen, Verzicht und Losgelöstheit anbieten und das von Gott kommt, wir zu einem beträchtlichen Teil auch uns selbst anbieten, was wir einem anderen oder anderen geben. So ist jeder von uns davon überzeugt, dass, wenn man mit Gottes Hilfe viel Gutes tut, man danach, zur richtigen Zeit, viel Gutes findet.

Unsere enthusiastische, losgelöste, heldenhafte, wohltätige, ausdauernde und mutige Teilnahme ist ein notwendiger und schnell umwandelnder Tropfen (des Zustands auf diesem PLANETEN DER „WIEDERHOLER“, der im tödlichen Schlaf der Lethargie, der Ignoranz und der egoistischen Gleichgültigkeit versunken ist), der auch uns vergöttlicht und das Auftreten der großen oder kleinen Wunder bewirken wird, die die Menschheit und jeder von uns dringend braucht.

Wir danken Ihnen im Voraus für eine so fruchtbare Teilnahme!

Interessante Ereignisse auf der Liste für November 2021 sind auch:

  • das Treffen der GRUPPE FÜR DIE VERTIEFUNG DER BEZIEHUNG zwischen dem SPIRITUELLEN FÜHRER und dem/den ASPIRANTEN, das in verschiedenen Ländern in Einklang stattfindet.
  • Spirituelle Exemplifizierung mit dem Thema: DER ZUSTAND DER VOLLSTÄNDIGEN UND TIEFGREIFENDEN GEMEINSCHAFT MIT DEN MITGLIEDERN DES HÖCHSTEN GALAKTISCHEN RATES.
  • Die günstige Zeitspanne für Liebe mit Kontinenz und Verklärung, ist von Dienstag, 16. November um 17:30 Uhr bis Mittwoch, 17. November um 09:30 Uhr.
  • Der Zeitraum des ungünstigen Einflusses des Vollmonds beginnt am Donnerstag, den 18. November um 15:58 Uhr und endet am Samstag, den 20. November um 03:58 Uhr. Das Maximum des ungünstigen Einflusses des Vollmonds ist am Freitag, den 19. November um 09:58 Uhr.

Dies sind die „spirituellen Werte“, die „Einheit zwischen Wissenschaft und Spiritualität“, die „Kunst, auf eine vergöttlichte Weise zu leben und zu existieren“, die von der ATMAN-Föderation gefördert werden.

 

[1] http://yogaesoteric.net/content.aspx?lang=EN&item=5275

[2] https://web.archive.org/web/20120620033545/https://tarayogacentre.co.uk/contact-us/

[3] https://find-and-update.company-information.service.gov.uk/company/05306448/filing-history

[4] https://companycheck.co.uk/company/05306448/ATMAN—THE-INTERNATIONAL–FEDERATION-OF-YOGA-AND-MEDITATION/companies-house-data#people-previous

[5] https://atmanyogafederation.org/?s=gregorian+bivolaru

[6] https://web.archive.org/web/20170725183917/http://www.atmanyogafederation.org/defend-human-rights/

[7] https://archive.is/qVzaU

[8] https://web.archive.org/web/20190504054321/http://atmanyogafederation.org/events/yoni-chakra-for-women-part-1-part-2/

[9] https://www.interpol.int/en/How-we-work/Notices/View-Red-Notices#2017-204704

[10] https://atmanyogafederation.org/news/

[11] http://atmanyogafederation.org/international-yoga-congress/

[12] http://atmanyogafederation.org/events/

[13] https://onlineyogaacademy.com/events/

[14] https://atmanyogafederation.org/meditations/

Hogwarts ist überall, auch am Rhein

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Hört man dieser Tage den Namen Mainz, so denkt man bei der Stadt wahrscheinlich (auch) an die Firma Biontech und deren Impfstoff gegen die Corona-Infektion. Zählt man sich nicht zu den Impfgegnern und ist wissenschaftlich interessiert, wird man evtl. auch die wissenschaftliche, technische und organisatorische Leistung bewundern, die einen so neuartigen und sensationell wirksamen Impfstoff auf der Basis von mRNA ermöglicht hat. Ja, es ist eine Meisterleistung der Wissenschaft, an dem sehr viele Menschen über lange Zeit gearbeitet haben – zum Wohle der Menschheit. Echte Wissenschaft bringt einen Nutzen, auch wenn dies nicht das primäre Ziel wissenschaftlicher Forschung sein muss. Das funktioniert aber nur, wenn man sich wirklich an die wissenschaftlichen Standards hält und nicht nur so tut. Wie an vielen anderen Orten auch, ist das in Mainz aber – selbst an der dortigen Universität – nicht unbedingt gängige Praxis. Wir zeigen ein paar Beispiele.

Wer die Szene der Corona-Leugner ein wenig beobachtet hat, der wird mit dem Namen Mainz evtl. auch eine anderen Namen verbinden: einen der Kronzeugen der Szene, der aufgrund scheinbarer wissenschaftlichen Expertise einen hohen Stellenwert in der Querdenker-Bewegung hat: Sucharit Bhakdi, ein ehemaliger Professor an der dortigen Universität. Gut, er ist dort länger schon nicht mehr aktiv und lebt auch nicht mehr dort, verweist aber immer noch auf seine damalige Position. Apropos Uni Mainz: ein anderes Schwergewicht in der kritischen Auseinandersetzung – jetzt im positiven Sinne – ist eine dort noch forschende Person: Pia Lamberty, die viel über die Verschwörungsmechanismen der Querdenker aufgeklärt hat.

Um kurz weg von dem in Skeptikerkreisen momentan vorherrschenden Thema „Corona“ und den damit verbundenen Verschwörungserzählungen zu kommen (um dann wieder darauf zu kommen), noch ein anderer Begriff, der mit der Uni Mainz verbunden ist: der Urzeit-Code (kurz: es sollte – ganz ohne Gentechnik – möglich sein, landwirtschaftliche Erträge ohne anderen Mehraufwand [chemische Mittel etc.] zu verbessern). Das ist ein pseudowissenschaftlicher Unsinn, der vor Jahrzehnten schon in den Medien für Aufsehen sorgte, sollte er doch einen Beitrag zum Wohle der Menschheit leisten. Tat er nicht, da er eben keine (echte) wissenschaftliche Leitung war.

Mainz deshalb, weil dort ein anderer Professor den Beleg erbracht haben wollte, dass der Wunderprozess tatsächlich funktioniert. Es war letztlich nur eine Diplomarbeit, die nie veröffentlicht wurde und die bisher nur in Auszügen (die natürlich die Wirksamkeit zeigen sollten) freigegeben wurde. Der verantwortliche Professor Gunter Rothe hat das Thema nicht zufällig betreut, was an seinen anderen Aktivitäten damals (und heute immer noch) klar wird. Er forschte auch zum wissenschaftlichen Außenseiter-Thema „Biophotonen“ und veröffentlichte mit anderen Schwurblern Beiträge, etwa mit dem mittlerweile verstorbenen Fritz-Albert Popp.

Das Thema „Biophotonen“ ist ein klassisches pseudowissenschaftliches Konstrukt. Es gibt Anleihen an die Realität, kann sich aber in der Wissenschaft nicht durchsetzen, da die behaupteten Beobachtungen und Effekte niemals von anderen Forschern bestätigt werden konnten. Überhaupt ist es typisch, dass erst bahnbrechende Thesen in den Raum gestellt werden, und man dann erst versucht, diese zu beweisen. In der echten Wissenschaft ist der Erkenntnisweg umgekehrt: zuerst werden Beobachtungen gemacht, und erst dann nach Erklärungen gesucht. Findet man keine Bestätigung, werden angebliche Entdeckungen, Erklärungen und Modelle in der echten Wissenschaft wieder verworfen. Anders in der Pseudowissenschaft.

Entdeckungen sollen einen Nutzen haben, ob innerhalb der Wissenschaft, die so ihr Verständnis von der Welt ausbauen und verbessern kann, oder letztendlich als medizinisch, gesellschaftlich oder wirtschaftlich verwertbarer Beitrag. Das aber nur, wenn die Entdeckung auch tatsächlich, also nach den strengen wissenschaftlichen Kriterien, erarbeitet wurde. Ansonsten haben sie keinen Nutzen. Wenn man an widerlegten bzw. niemals reproduzierten Behauptungen fest hält, dann gerät man schnell in den Bereich der Pseudowissenschaft, die einen ganz anderen Nutzen an solchen Konstrukten hat.

Womit wir bei weiteren Personen von der Uni Mainz sind, die wissenschaftlich daher kommen (eben weil sie an so einer Institution beschäftigt sind), aber doch nur Pseudowissenschaft betreiben. Wir sind damals auf einige Wissenschaftler der Sportwissenschaften der Uni Mainz aufmerksam geworden, weil diese 2014 den Beleg erbracht haben wollten, dass „Elektrosmog“ bzw. dessen Auswirkungen auf das Gehirn bei der Handynutzung erfolgreich durch ein typisches Scharlatanerie-Produkt namens „AkuRy“ vermindert werden kann. Ein sich gerne in fernöstlicher Pose ablichten lassender Professor namens Wolfgang Schöllhorn (Bild rechts) hatte zusammen mit seiner Mitarbeiterin Diana Henz eine Studie zu dessen Wirksamkeit erstellt. Damit warb der Hersteller; die Studie wurde nie in einer wissenschaftlichen Zeitschrift veröffentlicht, auch wenn dies versucht wurde, weil es dann auch der etwas gebildetere Kunde für einen wissenschaftlichen Beleg hätte halten können.

Das hat Diana Henz aber nicht abgehalten, auf zahlreichen pseudowissenschaftlichen „Kongressen“ damit zu werben, und schlimmer: weiter auf dem Gebiet zu „forschen“. Die verwendete Methodik EEG ist prinzipiell für solche Schlussfolgerungen (speziell XY hat Einfluss auf die gemessene Hirnaktivität) nicht gut geeignet; die Störanfälligkeit ist hoch, die Ergebnisse unspezifisch. Das sind aber optimale Voraussetzungen für Pseudowissenschaft: man schafft wissenschaftlich aussehende Ergebnisse (tolle EEG-Diagramme), zieht abenteuerliche Schlussfolgerungen, die diese niemals hergeben würden und wirbt mit universitärem Hintergrund. Somit sind ihre Forschungen zum Einfluss von Qigong auf die Hirnfunktion, die sie ebenfalls untersucht, auch nicht unbedingt aussagekräftig; genauso wie ihre weiteren „Studien“ (die nur zu Werbezwecken erstellt werden) zu anderen fragwürdigen Produkten.

Auffallend ist, dass Henz vornehmlich im Verlag Frontiers*, einem sog. Open-Access-Verlag, publiziert. Dort konnte sie dann 2018 erneut zusammen mit Prof. Schöllhorn einen Artikel veröffentlichen, der eine Studie analog zu der des AkuRy zusammenfasst. Hier ging es um ein ähnliches Scharlatanerie-Produkt namens Gabriel-Chip (wer genau hinsieht erkennt, dass es sich quasi um den gleichen Quack handelt). Wir fanden schnell auch den Namen Gunter Rothe (der mit dem Urzeitcode) auf der Herstellerseite, der die Wirkung des Produktes ebenfalls belegen sollte. Der mittlerweile emeritierte Professor macht kräftig Werbung für solche Quacksalbereien, alleine durch seinen Titel und durch die Mitgliedschaft in seriös klingenden (pseudowissenschaftlichen) Vereinigungen, wie der „Geophysikalischen Forschungsgruppe e.V.”. Seine Pseudoforschung zu den Biophotonen ist dabei recht hilfreich. Solche Vereinigungen (meist als Institut oder Akademie bezeichnet) sollen unabhängige Forschung bzw. Belege zu den Produkten vortäuschen und sind meist eng mit den Herstellern verwoben. Dies ist aber auf den ersten Blick nicht leicht zu erkennen.

Wo ist also der Wert der Pseudowissenschaft, wenn sie keinen Erkenntnisgewinn oder einen anderen belegbaren Nutzen hat? Man kann leicht erahnen, dass mehrere Seiten davon profitieren. Zum einen sind es die Pseudowissenschaftler, die ihre kruden Konstrukte weiter am Leben halten können (und noch den einen oder anderen Nebenverdienst abschöpfen) und natürlich die Hersteller solcher Produkte, die ständig bemüht sind, dem Kunden wertlosen Tinnef als wissenschaftlich fundiert verkaufen zu können. Diese unheilige Allianz versteckt sich gerne in undurchschaubaren Konstruktionen, die einen offensichtlichen Interessenkonflikt kaschieren sollen.

Die Studie von Henz (2018) wurde von einer (gemeinnützigen!) Schweizer Stiftung namens „Stiftung für Gesundheit und Umwelt“ finanziert, es ist offensichtlich eine Auftragsstudie. Warum sollte dies aber eine gemeinnützige Stiftung tun? Schaut man genauer nach, wer dahinter steckt, wird das schnell klar. Geldgeber ist die Firma Hepart, die neben unnötig hochdosierten Vitaminpräparaten und Mineralstoffen auch den Schweizer Vertrieb für den Gabriel-Chip übernimmt. So uneigennützig ist die Stiftung gar nicht: sie dient dem Marketing der mit der Stiftung verbundenen Unternehmen. Eigennützig wäre die bessere Bezeichnung, denn so wie die Stiftung das ist, so ist es die Pseudowissenschaft insgesamt.

Pseudowissenschaft dient nur den sie vertretenden Personen und Institutionen, sie hat keinen Mehrwert für die Gesellschaft, so wie es echte Wissenschaft und Forschung hat. Auch wenn der (überzeugte) Anwender entsprechender Produkte und Praktiken für sich einen Nutzen erkennen mag, so ist dieser nur eine (Selbst-)Täuschung. Man traut der wissenschaftlich basierten Medizin nicht, sieht hinter allem eine große Verschwörung, die die wahren Ursachen für Krankheiten verschleiert. Verschwörungstheorien sind ein weiteres Merkmal pseudowissenschaftlicher und insbesondere pseudomedizinischer Tätigkeit. Verschwörungserzählungen über etabliertes Wissen und Praktiken gezielt zu verbreiten und so mit Ängsten für die eigene Sache zu werben, ist Teil der Vermarktungsmaschinerie pseudowissenschaftlicher Unternehmungen.

Deutlich wird dies an einem weiteren (ehemaligen) Mainzer Professor, der eng mit der genannten Stiftung verbunden ist: Jörg Spitz (Bild rechts). Er gilt als der Vitamin-D-Papst im deutschsprachigen Raum und propagiert eine hochdosierte Einnahme von Vitamin-D-Präparaten, die er auch selbst anbietet. Im Angebot hat er auch – wen wundert’s – den Gabriel-Chip. Zu seinen Erzählungen gehört es, dass ein Mangel an Vitamin D zu beinahe allen möglichen Gebrechen führt und dass viel Vitamin D viel hilft. Wenn das von der aktuellen medizinischen Forschung so nicht bestätigt wird, kann es seiner Überzeugung nach nur daran liegen, dass „interessierte Kreise“ kein Interesse haben, die „wahren“ Ursachen von Krankheiten zu bekämpfen, so zumindest der Subtext.

Über seine „Sonnenallianz“ verkündet er, Vitamin D würde jede Impfung als Schutz vor Corona „in den Schatten stellen“. Das versucht er auch mit Studien zu belegen, wie es echte Wissenschaftler tun würden. Nur geben die Studien nicht das her, was er daraus versucht abzuleiten. Corona (Covid) ist von zusätzlichen Gaben – vor oder nach einer Infektion – an Vitamin D nicht davon abzuhalten, einen schweren Verlauf zu nehmen. Das wird von vielen unabhängigen Meta-Analysen bestätigt, nachdem das Thema kurz hochgekocht war und es die Hoffnung gab, es könnte etwas dran sein. Mit Hoffnung lässt sich Geld verdienen, mit Fakten aber offensichtlich nicht.

 


*Frontiers Journal Series sind wissenschaftliche Zeitschriften, die vom Schweizer Verlag Frontiers Media SA herausgegeben werden. Im sog Open-Access-Modell zahlt der Autor für die Veröffentlichung, die dann frei (über das Internet) eingesehen werden kann. Der Verlag steht im Verdacht, ein sog. Raubtier-Verlag zu sein, d.h. es werden kaum Artikel aufgrund (z.T. erheblicher) wissenschaftlich-mehodischer Schwächen abgelehnt. So eine Praxis ist vor allem bei Pseudowissenschaftlern beliebt, die bei strenger Prüfung in der Regel mit einer Zurückweisung ihrer Publikation rechnen müssen. Alleine die Tatsache, dass im Artikel von Diana Henz ein massiver Interessenkonflikt besteht (die Studie wurde von einem Vermarkter des untersuchten Gegenstandes bezahlt) und dies nicht erklärt wird, verstößt gegen seriöse wissenschaftliche Standards. Der Artikel hat mit einer echten wissenschaftlichen Publikation nur das äußere Erscheinen gemein, in Wahrheit ist das eine Werbebroschüre.

Beitragsbild von hier: 11 Characteristics of Pseudoscience

DDOS und was wir dagegen tun

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Liebe Leser, aktuell kommt es immer mal wieder zu Störungen beim Betrieb von Psiram. Ursache sind DDOS-Angriffe. Was ist das, was tun wir und was könnt Ihr tun?

1. Bei einem DDOS-Angriff kommen extrem viele Anfragen auf einmal zu uns. Diese stammen von einer Unzahl von Computern, die von dem Angreifer kontrolliert werden. Ein Computer kann in diesem Zusammenhang alles mögliche sein – nicht nur ein PC, sondern ein Handy, eine Webcam, ein Drucker, ein DSL-Modem – alles, was mit dem Internet verbunden ist. Der Angreifer betreibt einen oder mehrere Server mit einer (von ihm entwickelten oder gekauften) Software, die diese Sklaven-Computer kontrolliert: Die Angriffe an- und abschaltet, auf Ziele ausrichtet etc. Das ganze System nennt man ein Botnet. Das Botnetz Mirai hatte zu seinen besten Zeiten schätzungsweise 3 Millionen Sklaven.

2. DDOS-Angriffe werden von Kriminellen gegen Bezahlung durchgeführt. Im Darknet gibt es Dienstleister, die „Lasttests“ anbieten. Vorgeblich wird so die Leistungsfähigkeit der Server-Infrastruktur des Käufers getestet. Da der Anbieter aber nicht prüft, ob die getesteten Systeme dem Käufer gehören, kann der Kunde jede beliebigen Website „testen“ lassen. Und wenn der Test die „getesteten“ Website eben ein paar Tage aus dem Netz fegt…

Dass es sich hierbei um Kriminelle handelt, ist nicht unsere Privatmeinung. Die Bereitstellung (als Provider) von Hardware-Infrastruktur, das Angebot solcher Dienstleistungen und die Nutzung solcher Dienste sind Straftaten, die in der Vergangenheit zu Haftstrafen geführt haben – auch in Deutschland. Der Hauptangeklagte wurde zu 5 Jahren und 9 Monaten verurteilt (dabei wurde ihm Beihilfe gar nicht nachgewiesen).

Gegen die Nutzer seiner Infrastruktur laufen über 200 getrennte Verfahren –  alleine in Deutschland. Unmittelbar nach der Razzia gab es 150 Festnahmen weltweit. Die Betreiber von Mirai waren nicht vorbestraft, sehr jung und geständig. Sie kamen dadurch knapp um Knast herum (Link2). Bei 8,6 Millionen Dollar Strafe ist aber vom Lohn der Angst nicht viel übrig. Dazu Vorstrafe, Anwaltskosten etc.

3. Was tun wir? Nichts.
Mirai z.B. wurde von Betreibern eines Minecraft-Servers entwickelt, um lästige Konkurrenz zu stören. Kurze, wiederkehrende Ausfälle genügten, um die zahlenden User von der Konkurrenz zurück in die eigenen Arme zu treiben. Wir dagegen verkaufen nichts. Wir haben durch den Betrieb von Psiram keine Einnahmen. Der Angreifer müsste sein Botnetz permanent, für Tage und Wochen, auf Psiram lenken, um z.B. das Erscheinen für ihn ungünstiger Einträge bei Google zu unterdrücken. Das kostet ihn sehr viel Geld und stellt ein hohes Risiko dar, später einmal zur Rechenschaft gezogen zu werden. Uns kostet es nur ein wenig Geduld.

4. Was könnt ihr tun?
Kauft keine Billighardware. Mirai konnte so viele Sklaven finden, weil diese kaum gesichert war: Typischerweise hatten die Geräte im Auslieferungszustand alle das gleiche Passwort. Viele Käufer belassen es dabei. Wenn man es also kennt, kann man das einfach ausprobieren – und wird oft genug fündig. Normalerweise funktionieren diese Geräte scheinbar normal weiter; der Eigentümer soll nicht mitkriegen, was passiert. Wenn ihr solche Hardware habt, setzt sie zurück und ändert das Passwort.

Haltet eure Geräte aktuell. Ja, Updates nerven uns alle, sind aber leider nötig. Nicht nur, weil die Hersteller Fehler machen, sondern auch, weil Angreifer neue Waffen entwickeln, gegen die neue Gegenmaßnahmen nötig werden.

Belest euch, z.B. bei Brian Krebs (wenn ihr Englisch könnt). Brian ist Journalist, kein ITler, sein Englisch ist daher oft besser zu verstehen als das deutsche Tech-Gebabbel in IT-Blogs.

Russischer Überfall auf die Ukraine 2022

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Putin denazifiziert die Ukraine (so die offizielle Sprachregelung), in dem er Babi Jar bombardiert.

Außenminister Lawrow sagt, der 3. Weltkrieg wäre ein Atomkrieg, der das Ende der Menschheit bedeuten würde.

Man könnte sich fragen: warum erwähnt er diese Selbstverständlichkeit? Das ist seit Hiroshima und Nagasaki bekannt. Muss das als eine Drohung verstanden werden, genauso wie Ulbricht den Mauerbau angekündigt hat? Niemand hat die Absicht, eine Mauer zu errichten. Wenn, dann ist es eine Drohung aus Frustration.

Zoya Sheftalovich, geboren in der Ukraine, schreibt:
Aber bisher ist es nicht so sehr ein Kampf aus der Entfernung gewesen. Es ist ein Krieg von Angesicht zu Angesicht. Und es ist schwer, sich daran zu erinnern, dass die ukrainische Großmutter, die aussieht wie deine russische Großmutter, mit einem Kopftuch ums Gesicht und mit Tränen in den Augen, ein NATO-Agent ist.
Und diese ukrainische Großmutter, in dieser ukrainischen Stadt, in der vielleicht deine eigene Großmutter geboren ist, sie fragt dich: „Was tust Du hier?“ Sie sagt, du sollst nach Hause gehen. Und RT hat dich darauf nicht vorbereitet.

Es ist schwer, Babuschka kaltblütig zu erschießen.

https://twitter.com/zoyashef/status/1498797624203554816

Klar, ein Bomberpilot kann sich einbilden, er kämpfe gegen die Nazis. Aber darauf hat die russische Propaganda die Soldaten nicht vorbereitet; sie wurden darauf gepolt, dass sie als Befreier begrüßt werden. Um diesen Krieg zu gewinnen, brauchen die Russen eine Landsknechtmoral. Dieser Krieg wird nicht nur auf dem Schlachtfeld entschieden.

Hier einer von Putins Denazifizierern, der das Vorbild der Armee sein muss: Dmitri Walerjewitsch Utkin [WP], Gründer der „Gruppe Wagner“, ein Mann fürs Grobe.

Utkin war anlässlich seiner Auszeichnung mit dem Tapferkeitsorden am 9. Dezember 2016 Gast bei einem Empfang im Kreml und wurde mit dem Präsidenten Russlands, Wladimir Putin, fotografiert. Inzwischen gibt es Grund für die Annahme, dass er auf der Jagd nach Selenskyi ist (hier).

Und es gibt inzwischen mehrere Videoclips, wie Ukrainer Panzer aufhalten, mit nichts bewaffnet als ihrer Furchtlosigkeit.

Slawa Ukraini!

 

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