Der griechische Blogger Filippos Loizos wurde vor wenigen Tagen wegen Religionsbeleidigng zu 10 Monaten auf Bewährung verurteilt. Er hatte im September 2012 Schlagzeilen gemacht, als er wegen einer satirischen Facebook-Seite verhaftet wurde.
Die Seite ist dem verehrten “Gerontas Pastitsios” (ungefähr “Ältester Lasagne”) gewidmet.Pastitsio ist ein beliebtes Nudelgericht und die Figur damit einerseits eine Hommage an das Fliegende Spaghettimonster, andererseits dem griechischen Mönch Paisios (1994 an Krebs verstorben) gewidmet, der in Griechenland sehr bekannt ist.
Der Mönch Paisios war auch als Hellseher berühmt und wurde mit Nostradamus verglichen. Ein Mann des Friedens, wie er quasi im Buche steht. So sagte für den nahenden dritten Weltkrieg voraus, dass Griechenland davon nur profitieren werde. Die Türkei werde vernichtet und die Griechen Konstantinopel zurückerhalten.
Mit solcher Art Prophezeiungen wurde er zur nationalen Berühmtheit, vor allem in nationalistischen Kreisen.
In Griechenland werden auch dutzende Buchtitel verkauft, die sich in irgendeiner Form mit Paisios beschäftigen. Dabei wird ein weites Feld abgegrast, von der Abnehm-Fibel bis zum Kinderbuch ist alles zu finden.
Als die unverkennbar ihm gewidmete satirische Facebook-Seite bekannt wurde, gingen tausende Beschwerden bei der Polizei ein und die rechtsextreme Partei Goldene Morgenröte forderte die Verfolgung dieses Cyber-Verbrechens. (Der Parteivorsitzende Nikolaos Michaloliakos sowie diverse andere Mitglieder dieser lustigen Truppe, die sich unter anderem für die Zwangssterilisation Behinderter einsetzt, wurde inzwischen wegen des Vorwurfs der Bildung einer kriminellen Vereinigung festgenommen)
Besonders amüsant dabei: Zuvor wurde per E-Mail die angebliche Wunderheilung eines Drogensüchtigen verbreitet; eine Geschichte, die breit von nationalistischen und orthodoxen Bloggern und sogar einer Zeitung aufgegriffen wurde. Ungeprüft, versteht sich. Auf der Seite wurden dann die diversen Reaktionen gesammelt und der Hoax aufgedeckt. Ein peinlicher Hieb für die rechte und orthodoxe Szene, die sich für eine Prüfung der Fakten nicht im Mindesten interessiert hatte.
Es bleibt zu hoffen, dass Filippos Loizos, der gegen das Urteil in der nächsten Instanz ankämpfen wird, erfolgreich sein wird. Wir drücken ihm die Daumen!
An dieser Stelle möchten wir auch an andere Verfolgte erinnern:
Alber Saber, der in Ägypten zu 3 Jahren Gefängnis aufgrund “Diffamierung des Islam und des Christentums, Beleidigung des Göttlichen und der Verächtlichmachung religiöser Rituale und Heiliger sowie des Propheten” verurteilt wurde. Er ist inzwischen ins Ausland geflohen.
Oder Raif Badawi, ein übler Ungläubiger, der Muslime, Christen, Juden und Atheisten als gleichwertig bezeichnet hat. Er wurde dafür in Saudi Arabien zu sieben Jahren und 600 Peitschenhieben verurteilt. Er hat dabei noch “Glück gehabt“. Seine Frau und Kinder leben inzwischen im Libanon.
Oder Hamsa Kaschgari, der Mohammed die Hand schütteln wollte, wie Gleichgestellte es tun. Ihm drohte in Saudi Arabien die Todesstrafe. Nach fast zwei Jahren im Gefängnis wurde er im Oktober entlassen.
Oder Alexander Aan, der in Indonesien eine zweieinhalbjährige Haftstrafe absitzt, weil er nicht glaubt, dass Gott existiert.