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Endlich ein Malaria-Impfstoff?

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Seit Jahrzehnten arbeitet man daran, die Menschen gegen die Malaria zu immunisieren; sie ist eine der schlimmsten Krankheiten, die der Menschheit noch verblieben sind. Laut WHO gab es 2010 219 Millionen Fälle mit 600.000 Toten. 90% davon betrafen Afrika. Und das, obwohl man Fortschritte erzielt hat: Seit 2000 fielen die Sterblichkeitsraten um 26 Prozent.

Ein Impfstoff würde die Last durch die Seuche gewaltig lindern. Bis dahin bietet der UNICEF Shop für kleines Geld Dinge wie Moskitonetze an.

Der Weg zu einem Impfstoff hat sich bis jetzt als schwierig erwiesen und auch der neueste Kandidat, der in einigen Medien die Runde machte, ist leider nur suboptimal. Doch wie heißt es so schön: In der Not frisst der Teufel Fliegen.

Bereits in den 1990ern prüfte man einen Impfstoff namens SPf66, aber der Kandidat erwies sich nach ersten positiven Tests leider als Fehlschlag.

Laut BBC werden zur Zeit 20 Impfstoffe in klinischen Studien getestet, der bekannteste ist wohl RTS,S. Die Bill Gates Foundation hatte zuletzt mehr als 200 Millionen Dollar in das Präparat von GlaxoSmithKline investiert, einen Impfstoff, der nach ersten Tests 3 Wochen nach der Impfung 50% Wirksamkeit zeigte. Eine Menge Geld, für einen Impfstoff, der nur die Hälfte der Geimpften schützt. Aber was das angeht, sind 50% besser als gar nichts.

Leider stellte sich inzwischen bei einer aktuelleren Studie heraus, dass die Wirkung schnell abklingt und nach vier Jahren komplett vergangen ist.. Die Effektivität ist damit wohl zu gering. Es wird aber weiterhin an dem Impfstoff gearbeitet werden, man hofft Verbesserungen finden zu können.

In der Zwischenzeit hat ein neuer Kandidat Furore gemacht hat. In einem Artikel im Science Magazin publizierten die Autoren die Ergebnisse einer ersten kleinen Studie an 57 Freiwilligen. Hier ist anzumerken: man findet in diversen Zeitungsartikeln verschiedene Teilnehmerzahlen, die sich irgendwie nicht zu 57 aufsummieren. Das ist normalerweise ein Alarmzeichen, aber ein Blick in die Arbeit klärt die Sachlage auf.

Es war geplant, 40 von diesen 57 Personen zu impfen, 12 waren als Kontrollgruppe und 5 Personen als Reserve für die Kontrollgruppe vorgesehen, falls Teilnehmer ausfielen. Außerdem wurden drei Versuche geplant, der erste mit nur drei Personen, um eine erste kleine Sicherheitsprüfung des Impfstoffes durchzuführen. Danach sollten zwei größere Versuche folgen, bei denen mit verschiedener Dosierung getestet würde.

Der genaue Ablauf wurde durch Ausfälle einzelner Personen so kompliziert (bei einem der Teilnehmer wurde Darmkrebs diagnostiziert, ein anderer musste vor der geplanten Malariainfektion verreisen), dass man große Schwierigkeiten hat, die exakte Teilnehmerzahl in kurzen Sätzen zu erklären.

In der Studie ist eine ganze Seite der Tabelle gewidmet, wieviele Teilnehmer an welcher Phase der Studie teilnahmen. Man kann es den Zeitungen wirklich nicht verdenken, dass sie diese Details nicht geschildert haben.

In der Gruppe mit der höchsten Dosierung zeigte sich allerdings ein klarer Effekt:

* Kontrollgruppe: 5 von 6 infiziert
* 4 Impfungen : 6 von 9 infiziert
* 5 Impfungen : 0 von 6 infiziert

Trotz der kleinen Fallzahlen sieht man eine klare dosisabhängige Wirksamkeit. Ein schöner Erfolg für die Forscher und wir wünschen ihnen für die weiteren Studien mit ihrem Impfstoff gutes Gelingen.

Es ist aber leider noch viel zu früh zum Jubeln. Selbst wenn der erste Test ein voller Erfolg war, das war erst Phase I. Bis zum Ende Phase III ist es noch ein weiter, langer Weg. Selbst wenn der Impfstoff so gut ist wie erhofft, wird es noch Jahre dauern.

Dazu kommt, dass man aus dieser Studie nicht weiß, wie lange der Impfstoff wirken wird. Der oben erwähnte RTS,S hatte ja auch nach 4 Jahren keine Wirksamkeit mehr. Allerdings ist der auch schon mit 50% Wirksamkeit gestartet. Man hofft zwar auf längere Wirksamkeit, aber das bleibt erst zu beweisen.

Und drittens muss der Impfstoff intravenös verabreicht werden. 5 Einheiten (oder mehr?) über einen Zeitraum von einigen Wochen. Das ist gerade für die ärmsten Länder, die am schwersten von der Malaria betroffen sind, ein großes Problem. Es ist nicht mit einem kurzen Pieks getan, man benötigt mehr Zeit pro Impfung, eine sterile Umgebung und gut ausgebildetes Personal.

Bis man diese logistischen Probleme lösen muss, wird es wohl noch etwas dauern. Wenn Phase II in ein paar Jahren gut ausgefallen ist (wir drücken die Daumen), wird man sich darüber ernsthafte Gedanken machen müssen. Man darf auch nicht vergessen, dass durch die Kampagne zu Ausrottung der Kinderlähmung bereits eine recht große Infrastruktur existiert, die mit Impfungen und großflächiger ärztlicher Versorgung große Erfahrung hat.


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