Im jüngsten Heft des „Skeptiker“ (Nr. 3/2016) ist ein Interview mit Benedikt Matenaer erschienen, in dem er kurz über die absonderlichen Ansichten der Esoten zum Hirntod berichtet; speziell über diejenigen der „Nahtod-Szene“ und die der Anthroposophen. Eine leicht fassliche Übersicht über die Sachlage geht voraus, und er macht Vorschläge, wie die Rechtslage angemessener zu gestalten wäre: eine Widerspruchslösung wie in Österreich und der Schweiz (wenn der Verstorbene nicht zu Lebzeiten widersprochen hat, darf explantiert werden) statt der „erweiterten Zustimmungslösung“ wie in Deutschland (die Zustimmung muss vorliegen). Er erwähnt sogar die Explantation beim Herztoten („non-heart-beating-donor“), die in Österreich und der Schweiz (wie auch in anderen Ländern) rechtlich möglich ist, die man aber in Deutschland mit kräftigen Worten verabscheut. Die Bundesärztekammer kritisiert er nicht für die Entscheidung, auf den Terminus „Hirntod“ zu verzichten, doch er selbst entschuldigt sich, ihn weiter zu benutzen. Bösartig, wie wir sind, wären wir bei einer durchgängigen Verwendung des Begriffs „irreversibler Hirnfunktionsausfall“ unausweichlich in die Versuchung gekommen, jenes höhere Wesen, das wir verehren anzurufen.
Er ist mutig genug, solche Eisen anzufassen, vor denen die Entscheidungsträger in Deutschland zurückgeschreckt sind, weil sie sie nicht für politisch durchsetzbar gehalten haben. So hat man sie gar nicht erst vorgeschlagen: man könnte sich unbeliebt machen. Außerdem wäre da ja noch der Deutsche Ethikrat vor (auch wenn man ironischerweise sagen könnte, dass sich Letzterer in der Hirntodfrage mit seiner Komplexität selbst paralysiert). Kurz: ein lesenswertes Interview. Leider ist der preiswerte elektronische Erwerb über die Website ein wenig undurchsichtig, aber die Beitragsvorschau gewährt zumindest einen ersten Eindruck.
Der GWUP-eigene Blogbeitrag zu diesem Thema hier.